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Tag Archives: spätlese

Wein vom Würzburger Stein

Die Weine aus dem Würzburger Stein, vorgestellt von Robert Haller (Bürgerspital), Michael Jansen (Staatlicher Hofkeller) und Horst Kolesch (Juliusspital).

I.1 Bürgerspital, Silvaner Kabinett trocken 2009

Der Wein ist holzfassausgebaut, trumpft damit jedoch nicht unangemessen auf. Abklingende bananige Primärnoten gehen in eine weinige, pfeffrig unterlegte Blumigkeit über, mit gelinder Salzigkeit, leicht wärmendem Alkohol und gemäßigter Kraft.

I.2 Juliusspital, Silvaner Kabinett trocken 2009

Holzfassausbau und ein leichtes Prickeln. Apfel, Melone, Limette, Crèmigkeit und Schmelz wollten sich mir nicht so mühelos offenbaren, wie von Horst Kolesch vorgegeben. Den salzigen Zungenrand und eine gewisse rauchige Flintigkeit habe ich durchaus wahrgenommen. Mit sehr viel Luft zeigte sich dann crèmiger Schmelz, die Früchtearie blieb dennoch aus.

I.3 Staatlicher Hofkeller, Silvaner Kabinett trocken 2009

Dafür legte der Staatliche Hofkeller los. Stahltankausbau war der präzisen Frucht förderlich, Apfelmus und Rhabarebr, Passionsfrucht und Litschi, Buttercrèmetorte und Melone, also im Grunde das, was beim Juliusspitäler nicht recht aus den Startlöchern kam, verbunden noch mit einer feinen Würze und langem, mineralischem Nachhall. Mein Liebling in diesem flight.

II.1 Bürgerspital, Riesling Kabinett trocken 2009

Mineralisch, dicht, dunkel und eng, schwer entzifferbar und irgendwie moosig, später dann mit etwas mehr Saft war der Riesling. Der insgesamt sumpfige Charakter wurde von der rundlichen und weichen Säure noch verstärkt.

II.2 Juliusspital, Riesling Kabinett trocken 2009

Als filigran, jugendlich, förmlich aus dem Glas herausspringend, mit Weinbergspfirsich, Grapefruit und Blutorange wurde dieser kontinentaltypische Riesling vorgestellt. Salzig natürlich mal wieder, und mit einer rauchigen Note, dem Steincharakter eben. Ich fand den Wein von Apfel- und Quittenmus geprägt, von leichter, sportlicher Bauart, mit reifer Zitrusfrucht und leichter Herbe.

II.3 Staatlicher Hofkeller, Riesling Kabinett trocken 2008

Würzig, pfeffrig, mit ausbalancierter Süße/Säure und einer in Richtung Spätlese weisenden Nachhaltigkeit, so Michael Jansen. Auch ich fand den Wein sehr ausdrucksvoll, mit einer reliefartig herausgearbeiteten, sehr plastischen Aromatik von Limettensaft und Honigwaffeln, mit Puffreis und langem, mit Vibrato verklingendem Abgang.

III.1 Bürgerspital, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

Ein sehr homogener flight von Weißen Burgundern kam sodann ins Glas. Würzig und leicht salzig, mit aprikosiger, sämiger, nicht klebriger Süße. Rund und fein, saftig und weich.

III.2 Juliusspital, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

In der Nase erstmal eine ordentliche Ladung Bienenwachs. Am Gaumen geringfügig griffiger als das Bürgerspital, leicht prickeln, vielleicht auch minimal hitzig, paraffinig und herb.

III.3 Staatlicher Hofkeller, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

Nach dem Bienenwachspfropfen nun fast gar keine merkliche Nase, was ich nicht als Eleganz missdeuten möchte. Im Mund allerdings schon eine leichte, sehr delikate Frucht mit massgeschneiderter Fruchtsäure.

IV.1  Bürgerspital, Silvaner Spätlese trocken 2008

Mineralisch, wie es die speisefreudigen Silvaner aus dem Stein offenkundig sind. In der Nase noch nicht sehr begeisternd, dann aber vollmundig, mit mehligen Äpfeln, weiniger, runder als der Kabinett.

IV.2 Juliusspital, Silvaner Grosses Gewächs trocken 2008

Natürlich war das Grosse Gewächs mineralisch, interessanter noch war hierbei die Balance zwischen pfeffriger Schärfe, dem Anflug alkoholischer Hitze und dichtgepackter Frucht. Wenn sich dieses Knäuel kunstvoll entfaltet, wird der Wein in den nächsten Jahren eine Referenz erster Güte für den Würzburger Stein abgeben.

IV.3 Staatlicher Hofkeller, Silvaner Grosses Gewächs trocken 2008

Feingliedrig, dicht, voll, saftig und schmelzig sollte das GG vom Hofkeller sein. Ich fand zunächst nur Kräuter und Suppengemüse in der Nase. Darunter versteckte sich ein schlanker, aber sehr schüchterner Wein, dessen leichte Herbe sich mit Luft positiv entwickelte und dem Wein eine mühelose, wenngleich geordnete, crèmig-samtige Eleganz verlieh. Daher mit einer Nasenspitze Vorsprung vor dem Juliusspital mein Favorit im flight

V.1 Bürgerspital, "Hagemann" Riesling Grosses Gewächs trocken 2007

Riesling mit understatement. Bescheidene gelbe Frucht, sparsame Litschi. Dafür sehr viel Druck und langer Nachhall. In so dürren Worten lässt sich der Wein gewiss beschreiben, leider geht dabei völlig verloren, wie viel bei diesem Wein unter der betont glatten Oberfläche brodelt. Ich kann nicht sagen, ob der Wein in eine Transformationsphase geht oder bald aus einer herauskommt, aber ich fand den Wein sehr unruhig und kurz vor dem aufplatzen, unter Freisetzung aller aufgestauten Lebenslust und Früchteopulenz. Sehr vielversprechend!

V.2 Juliusspital, Riesling Grosses Gewächs trocken 2008

Fruchtbalance, Zitrus, Blutorange, Grapefruit, stahlig, fordernd, lang, frisch und druckvoll. In allen Facetten etwas ruppig und trotz einer sich ankündigenden Popreisnase, die nach meinem Eindruck immer mit einer gewissen Beruhigung und Arrondierung einhergeht, noch ein junger, wilder, etwas hitziger, auch süffiger Wein mit weichem Kern.

V.3 Staatlicher Hofkeller, Weißer Burgunder Grosses Gewächs trocken 2008

Etwas ungünstig war der Weiße Burgunder nach den Rieslingen platziert. Hiervon werden nur 1200 Fl./ha gewonnen und teils im Stahltank, teils im Bordelaiser Barrique ausgebaut, um dann rückverschnitten zu werden. Mit seiner milden, flachen Säure und der glatten, geschmeidigen Art konnte er sich nicht mehr gegen die Rieslinge durchsetzen.

Bundesgartenschau 2011 in Koblenz

Als alter Koblenzer will ich nicht versäumt haben, auf die bevorstehende Bundesgartenschau im stets etwas verschlafen wirkenden Oberzentrum hinzuweisen:

Bundesgartenschau 2011 Koblenz

Hering: BUGA-Weine aus Rheinland-Pfalz gesucht

Bei der ersten Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz im kommenden Jahr in Koblenz wird sich Deutschlands Weinland Nummer 1 eindrucksvoll und selbstbewusst präsentieren. Das hat der rheinland-pfälzische Weinbauminister Hendrik Hering angekündigt.

„Mit einer Vinothek und einer Aquathek in der „Langen Linie“ auf der Festung Ehrenbreitstein sowie einer multimedialen Ausstellung zu Weinreisen, Wandern, Radwandern und Gesundheit, den Schwerpunktthemen unserer Tourismusstrategie, wollen wir den vielen Besuchern der BUGA 2011 Lust und Appetit auf die vielfältigen Weine und die hochwertigen Urlaubsangebote im Land machen“, erklärte Hering.

Sehr erfreut zeigte sich der Minister darüber, dass die BUGA GmbH das Thema „Wein“ in ihre eigenen konzeptionellen Überlegungen eingebunden hat und es ermöglicht, dass in der BUGA-Gastronomie ausschließlich Weine aus Rheinland-Pfalz angeboten werden. Gemeinsam mit den Gebietsweinwerbungen des Landes und der BUGA GmbH ruft der Minister Weingüter und Winzergenossenschaften auf, sich an der Ausschreibung für die BUGA-Weine zu beteiligen.

Gesucht werden rheinland-pfälzische Weine, die folgenden Kriterien entsprechen:

Probe A

Im Offen-Ausschank der BUGA-Gastronomie werden präsentiert:

·   Silvaner trocken (Rheinhessen),
    Grauburgunder trocken (Pfalz),
    Riesling halbtrocken/feinherb (Mosel),
    Riesling trocken (Mittelrhein),
    Dornfelder trocken (Nahe),
    Früh- oder Spätburgunder trocken (Ahr).

·   Weißweine des Jahrgangs 2009, Rotwein der Jahrgänge 2007 bis 2009

·   Qualitätswein, Kabinett oder Spätlese bzw. Spätlesequalität

·   0,75-Liter-Flasche

·   Mindestmenge je1.500 Flaschen

Probe B

Für den Bereich der Selbstbedienungsrestaurants ist der Verkauf von 0,25-Liter-Flaschen geplant.

  • Silvaner trocken (Rheinhessen),
    Dornfelder trocken (Pfalz),
    Riesling halbtrocken/feinherb (Mosel),
    Portugieser oder Spätburgunder Rosé oder Weißherbst (Nahe)
  • Weißweine/Rosé des Jahrgangs 2009, Rotwein der Jahrgänge 2007 bis 2009
  • Qualitätswein
  • 0,25-Liter-Flasche
  • Mindestmenge je 2.000 Flaschen

In der Auswahlprobe werden 2009er Weißweine verkostet. Zum Ausschank bei der BUGA 2011 soll der dann aktuelle Jahrgang 2010 kommen.

Die Angebotsformulare mit den detaillierten Lieferkonditionen können unter www.weinmarketing.rlp.de (Themen/Vertrieb/BUGA 2011 Ausschreibung) beim Kompetenzzentrum Weinmarkt und Weinmarketing in Oppenheim abgerufen werden.

Alle bis 4. Juni 2010 angemeldeten und eingeschickten Weine nehmen an der verdeckten Auswahlprobe teil.

Die Probenweine (je 2 Flaschen) bitte zusammen mit dem Produktpass an folgende Anschrift senden:

DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Kellerei – Herr Eller
Wormser Str. 111
55276 Oppenheim

Rési reloaded – Mit dem Fernseh in der Résidence

Beim Essen gefilmt zu werden ist gar nicht weiter schlimm, wenn man sich seiner Umgangsformen nicht schämen muss, oder wenn es einem sowieso egal ist. Oder aber, wenn das Fernsehteam dank fortgeschrittener Kameratechnik dezent im Hintergrund bleiben und dem sorglosen Schlemmer trotzdem auf die Gabel blicken kann. So war es letzten Dienstag in der Résidence, Essen-Kettwig.

O.1 Amuse Gueule: Frühlingsrolle, Selleriecréme auf Pumpernickel und Walnusscrème im Knusperröllchen

– Die Frühlingsrolle war mundgerecht, dicht, aber nicht zu dicht gepackt und daher angenehm bissfest;

– Die Selleriecrème als Würfel mit ca. einem Zentimeter Kantenlänge auf der Pumpernickelscheibe stand aromatisch im richtigen Verhältnis zum Brot, war mir aber als Kontrast zwischen wabbeliger Crème und festem Brot etwas zu weit auseinander;

– Die Walnusscrème im Knusperröllchen lag wieder auf meiner Wellenlänge, fluffige Crème, die intensiv nussig, aber nicht ranciohaft schmeckte, das Knusperröllchen harmonierte gut.

 

O.2 Gruss aus der Küche: Hummer-Fenchel-Variation

– einmal im Wan-Tan gebacken, mir zu sehr an die Frühlingsrolle angelehnt, aber geschmacklich gut;

– mit Fenchel-Tagliatelle, leicht säuerlich, wie beim Sushi-Rettich, als Appetitmacher ausgesprochen gklug platziert;

– als Tartar war mir der Hummer zu unsichtbar, ich habe ihn lieber in größeren Stücken;

– als gestreifte Terrine wiederum gingen Hummer und Fenchelcrème eine überaus schmackhafte einander spielend leicht ergänzende Kombination ein.

 

O.3 Zweiter Gruss aus der Küche: Tomatenessenz mit Gemüserauten

Das war das Signal für die Geschmacksnerven, die nächsten fünf Stunden unter Höchstspannung zu arbeiten. Die Essenz kam sozusagen als Blanc de Noirs, also nur als weiss abgepresster Saft aus den Tomaten, mit einem leicht rötlichen Schillern und war so konzentriert, so aromatisch, dass am Gaumen die schönste Sommersonne schien.

 

Währenddessen gab es Champagne Robert Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru 2004. Am besten schmeckte er zur Frühlingsrolle und zum Wan-Tan-Hummer, auch zum Sellerie-Pumpernickel und zu den anderen Variationen mit Fenchel brillierte der Champagner, auch mit der Tomate hatte der champagner keine Mühe und das, obwohl die beiden sonst als geschworene Feinde gelten. An seine Grenze stiess er jedoch sehr klar, als er es mit der leicht süssen Walnusscrème aufnehmen musste, dafür fehlte ihm das nötige Alter und die dann sich langsam herausbildende nussige Aromatik reifer Chardonnays. Anzulasten ist das nicht dem Winzer, nicht dem hervorragenden Sommelier Herrn Voigt, sondern mir, denn ich hatte den Champagner mitgebracht.

 

I. Zweierlei vom geräucherten Chinook-Lachs mit Topinambur und Wildkräutern, dazu ein 2009er Klüsserather Riesling vom Weingut Kirsten, auf Wunsch der Ehefrau Inge von Geldern durchgegoren

Für einen jungen Riesling war der Klüsserather herausfordernd golden, mit aromatisch breiter Schulter und einem herbsüssen Restzuckerschwänzchen. Zum Topinambur mit seiner süsslichen Aromatik passte das schonmal sehr gut. Aber um den Topinambur ging es nicht, der Riesling sollte sich zum Lachs beweisen. Dessen Filet war wahrhaft königlich. Wer sich auf Empfängen und Buffets beim Lachs immer zurückhält, weil er sich vor den Hormonschleudern aus Aquakultur fürchtet, kann beim Chinook beherzt rein- und zubeissen, der Unterschied ist so groß wie der zwischen altem Badeschwamm und Kalbsbries. Dazu der Reisling und die eröffnung des Abends war gesichert.

 

II. Sautierter Skrei im Feldsalatsud, mit Lardo, konfierter Kartoffel und Senfsauce, dazu Rudolf May, Silvaner Spätlese trocken "RECIS" 2007

Kabeljau, bzw. eben Skrei ist und bleibt ein schmackhafter Fisch, den früher nur Kinder, Engländer und arme Leute gegessen haben. Daraus einen schmackhaften Gang zu kreieren, geht so: Den Kabeljau mit guter Butter auf der Haut anbraten, einen nur optisch draufgängerischen, aromatisch dafür umso delikateren Feldsalatsud zubereiten, der sich mit einer nicht zu senfigen Senfsauce optimal für das zarte Skreifleisch eignet, fertig. On top kam dann noch der leicht knusprige Lardo mit der konfierten Kartoffel und ganz on top der Silvaner von Rudolf May, der wie massgeschneidert für diesen Gang war.

 

Z.1 Den Übergang machte ein zartfaseriges, nussig-aromatisches, gesundfleischiges Bäckchen vom Ibericoschweinderl auf gebratener Tomate. Dazu tat der Silvaner weiterhin gut und zeigte bei aller Konzentration und Tiefe willkommene Durstlöscherqualitäten.

 

III. Langostino mit karamellisiertem Blumenkohl und Trüffelscheiben, Frühlingsmorcheln und Dörraprikosen, dazu Domaine de Chatenoy, Menetou-Salon, Cuvée Pierre-Alexandre 2007

Wenn ich Menetou-Salon höre, stelle ich mir unwillkürlich immer eine seltsame Mischung aus dem Sioux-Häuptling von Karl May und dem Spitzenchampagner aus dem Hause Laurent-Perrier vor. Einen champagnerschlürfenden Indianer also, was irgendwie nicht passen will. Was jedoch sehr gut passt, ist Langostino und dieser Wein. Der war nämlich erst ganz sachte pfeffrig und andeutungsweise holzig, entwickelte eine kühl buttrige, ja speckige, auch ein wenig burgundische Stilistik, blieb lang, kühl und ohne Säure im Mund, so dass er mich von seinem ganzen Wesen an ein in dunklen und kühlen Regionen des Meeres herumwanderndes Krustentier erinnerte. Butter, Speck und Pfeffer riefen den Langostino leibhaftig auf den Plan und die zutage getretene Seelenverwandtschaft war das reinste Freudenfest, gekrönt noch von dem konzentrierten Dörraprikosengeleewürfel, von dem ich mir zu jedem Happen vom Langostino eine mikrometerdünne Scheibe herunterschnitt, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, mich an der Kombination der Geleescheiben mit Blumenkohl und Trüffel zu laben.

 

Z.2 Vor der Jakobsmuschel gab es noch Pulposalat mit Brunnenkresse, die den Gaumen wieder etwas klärten, was vor allem an der reinigenden, auch den Appetit wachhaltenden Schärfe der Brunnenkresse lag.

 

IV. Jakobsmuschel mit Kirschtomate, Kräuterfocaccia und Basilikumkresse, dazu Kruger-Rumpf Blanc de Noirs vom Spätburgunder, Spätlese trocken 2008

Kruger-Rumpfs 2008er Grosse Gewächse gehören zu meinen Lieblingen dieses Jahrgangs. Grosse Freude war deshalb gesichert, als Herr Voigt den Blanc de Noirs von Kruger-Rumpf vorschlug. An diesem Gang gefiel mir am besten die Basiliumkresse, die der Jakobsmuschel zusammen mit der Kirschtomate zu einer lebendigen Aromatik verhalf. Wie erwartet sehr gediegen dazu der Blanc de Noirs, dem es gelang, die entlegeneren Aromen der Kräuterfocaccia herauszukitzeln.

 

V. Medaillon und Tartar von der Gelbflossenmakrele mit Erbsenallerlei, dazu Churchview Estate, Margaret River unoaked Chardonnay 2007

Das Medaillon von der Gelbflossenmakrele war einer der Höhepunkte des Menus. Besser hätte man es nicht zubereiten können, das relativ feste Fleisch hätte schon für sich allein stehen können und genau deshalb habe ich es getrennt von den Beilagen genossen. Der Chardonnay dazu war mir leider zu lasch, ich wüsste aber aus dem Stand auch nicht, was mir ausser Sake oder Pils besser hätte gefallen können.

 

VI. Cherry Valley Entenbrust mit Rote-Bete-Ravioli, Pak-Choi und Belugalinsen, dazu Domaine de la Martinelle (Beaumes de Venise) Rouge 2008

Ein anderer Höhepunkt des Mahls war der Entengang. Auf die Garkunst von Henri Bach ist Verlass, so dass ich das Entenfleisch nicht noch weiter belobhudeln will. Worauf es mir hier im Gegensatz zur Makrele ankommt, ist die Kunst der Beilage. Das Türmchen von der Roten Bete und der kleine Ravioli mit Roter-Bete-Füllung waren trotz ihrer ja eigentlich erdnahen natur zusammen mit der Ente dem Himmel schon sehr nah. Die Reise wäre aber nicht anzutreten gewesen ohne den roten Beaumes de Venise, eine Gegend, aus der ich bis dahin nur Süssweine getruinken habe. Allein hätte mir dieser Rotwein auch gar nicht geschmeckt, fruchtig war er, erdig, trocken, nicht uncharmant, etwas mehlig, sehr bodennah. Flügel wuchsen ihm erst, als er der Kombination von Ente und Roter Bete den letzten Schliff gab.

 

Wenn mir in einem Restaurant die Sauce besonders gelungen erscheint, dann nehme ich davon gern ein Espressotässchen für den Sologenuss. Hier musste ich ein Tässchen mit dem sensationellen Sesamjus haben, das ich in winzigen Schlückchen zusammen mit dem schon ganz irrational gut dazu passenden Beaumes de Venise wegschlürfte. Perfekt war an dieser Sauce alles, hervorheben muss ich die einzigartige Konsistenz der Sesamkerne. Die waren exakt bissfest, nicht mehr mehlig oder hart, aber auch noch nicht durchgeweicht und matschig, auch keine Abstufung irgendwo dazwischen, sondern exakt auf den Punkt. Sowas macht mich als Sesamfreund glücklich.

 

VII. Geschmorte und kurzgebratene Short Rib vom Angus-Rind mit Poweraden und Perlzwiebelpurée, dazu Côtes de Bourg, Château Falfas "Le Chevalier" 2005 ca. 2/3 Cabernet-Sauvignon und 1/3 Merlot von achtzig Jahre alten Reben, biodynamisch erzeugt

Dieser Wein scheint mir nicht geeignet, im Alleingang den Ruf einer in Vergessenheit geratenen Appellation zu restaurieren. Dazu erscheint er mir zu außergewöhnlich und untypisch für die Region, die ich aber – im Vertrauen – gar nicht besonders gut kenne. Zum geschmorten Rind, das ich mühelos noch Stunden lang hätte essen können, machte sich das Perlzwiebelpurée besonders gut, zum gebratenen Stück gefiel mir die Babyartischocke, deren Name so frappierend an ein isotonisches Getränk erinnert, besser.

 

VIII. Wölkchen von der Passionsfrucht, Sesamkrokant, Kokosnusseis und Zuckerblüte, dazu eine 2006er Riesling Beerenauslese von der Disibodenberger Klostermühle

Zum Passionsfruchtwölkchen hätte ich zu gerne und ganz gegen meine Gewohnheit und Vorliebe eine ältere Fleur de Passion von Diebolt-Vallois getrunken. Herr Voigt hatte aber eine – wahrscheinlich – bessere Idee. Er trug den Hauswein der großen deutschen Energierechtskanzlei Becker Büttner Held auf, deren Namenspartner Christian Held steht hinter diesem Weingut. Dass die Kollegen nicht nur etwas von Energie- und Infrastrukturrecht verstehen, wird schnell klar. Sonntägliches Toastbrot mit dick Butter und Honig drauf, dazu ein schöner Ceylon-Tee – oder ein Schluck vom Disibodenberger, dessen galoppierende Säure nach einem längeren Mahl jeden Schnaps ersetzt. Für das Passionsfruchtwölkchen war das schon eine Herausforderung, Sesamkrokant und Kokoseis dagegen verstanden sich auf Anhieb blendend mit dem Wein.

 

IX. Pitahayacrème mit Knallbrause, weißem Kaffeeeis und Schokobecher

Peta Zeta heisst die Knallbrause. Nun weiss ich es endlich, werde es mir aber wiederum nicht merken können, fürchte ich. Zur Pitahaya, die zu meinen Lieblingsfrüchten gehört, passte sie, so wie sie zu fast allen Desserts gut passen mag. Die Pitahayacrème war indes sehr delikat, mir wäre sie ohne Knalleffekt lieber gewesen. Auch Wein mochte ich dazu nicht kombinieren. Das konnte man schon eher mit dem weissen Kafeeeis machen, das sich ebensogut allein schön wegschlotzen liess. Der Schokobecher, so winzig er letztlich war, kam mir zu dem Zeitpunkt schon sehr mächtig vor. Zur BA passte er besser, als Pitahaya und Kaffeeeis.

 

X. Himbeertörtchen, Orangen-Brombeer-Törtchen, Physalistörtchen und Chilipraliné

Die Törtchen wollte ich eigentlich gar nicht mehr. Zwei Dinge brachten mich dennoch dazu, davon zu probieren. Einerseits: die völlig absurde Überlegung, wenn ich etwas frisches, fruchtiges nehmen würde, hätte das vielleicht eine erfrischende Wirkung und ich könnte mich danach noch dem Käse zuwenden. Andererseits: ausgerechnet die angebotenen Sorten gefielen mir alle sehr gut, einzig die Schokotrüffeltorte liess ich aus. Vielleicht hätte ich davon ein Stückchen nehmen sollen, die Törtchen waren überzeugend. Himbeere, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung habe, Brombeeraroma wie von den Sträuchern die damals direkt neben den Himbeeren standen, Physalis und Orange, die gute Laune verbreiten. Völlig überrumpelt vom plötzlichen Ende meiner gastrointestinalen Aufnahmefähigkeit musste ich auf den Käse dann leider verzichten und trollte mich rüber in den Club B. Und was sich dort noch ergab, darüber bald mehr an dieser Stelle und in der Champagnerdepesche!

Moseltour, Klitzekleiner Ring

I. Andrzej Greszta, Kröv

1. Kröver Paradies Kabinett feinherb 2008

Saftig, knackig, gut und mit 6 EUR nicht überbezahlt. Sehr gelungene Visitenkarte, die den Stil des Hause gut verkörpert.

2. Kröver Steffensberg Spätlese feinherb 2008

Stilistisch dem Paradies nicht unähnlich, aber finessereicher, leider auch im Tempo etwas zurückgenommen, weicher. Gefiel mir nicht unbedingt besser und entspricht meiner Ansicht nach auch nicht ganz dem erfrischend herb-saftigen, gleichzeitig mineralischen Stil des Guts.

3. Kröver Letterlay Auslese 2007

Gelungene, wieder sehr knackige Auslese, nichts für die Zuckermonsterfraktion; bei allem Pfirsich-Aprikosengewimmel immer noch konzentriert und mineralisch mit einer aus dem Hintergrund agierenden, frischen Säure.

II. Heymann-Löwenstein, Winningen

1. Schieferterrassen 2008

Trocken, hart, kraftvoll und schon im Ansatz völlig kompromisslos, dabei nicht schwer oder ermüdend.

2. vom blauen Schiefer 2008

Kam mir etwas leichter, kräuteriger und fruchtiger vor, als die Schieferterrassen, bei gleichbleibend hohem Mineralgehalt. Warme Schieferplatten und eine etwas jodige Note.

3. Winninger Kirchberg 2008

Glasklar, wippend, federnd und zum Schnuppern animierend, wandlungsfreudig und mit hell aufblitzender Säure zwischen dunklem, leicht rauchigem Mineral. Zusammen mit dem Röttgen zur Zeit meine beiden trockenen Lieblinge von H-L.

4. Winninger Röttgen 2008

Moosig, steinig, im Mund kraftvoll, mit viel Herbe, aber auch einem verführerischen, an Nougat erinnernden Schmelz. So kross und knusprig wie Hanuta, nur ohne die Krümel. Mein Favorit aus der Kollektion

5. Winninger Uhlen Blaufüsser Lay 2008

Fand ich sehr verschlossen. Mufflig, ungesprächig und dicht, null Frucht, purer Stein. Braucht wohl noch ein ganzes Weilchen.

6. Winnninger Uhlen Laubach 2008

Entgegenkommender, großzügiger als die Blaufüsser Lay. Ebenfalls sehr mineralisch, aber nicht so völlig verschlossen, sondern wie durch eine dicke Wand gedämpfter aber schon sehr schwungvoller und mitreissender Partylärm.

III. Daniel Vollenweider, Traben-Trarbach

1. Vollenweider (Trauben aus dem Enkircher Steffensberg) 2008

Viel grüner Apfel, florale Noten, gesunde, bissige Säure, kraftvoller, extraktreicher, leicht schmelziger, Wein mit Spätlesequalität.

2. Wolfer Goldgrube Kabinett trocken 2008

In der Nase Kerzenwachs, sonst eher eng, im Mund wieder sehr hohe, bissige Säure, und angenehm herbe, an Pink Grapefruit erinnernde Töne, sehr konzentriert, als trockener Wein nicht mein Fall.

3. Schimbock 2008

Die Lage neben der Wolfer Goldgrube ist die eigentliche Riesling-Goldgrube, so federleicht und trotzdem knallhart sind die Weine aus dieser Lage. Sehr anspruchsvolle, feinverwobene Duftschleier von warmen Steinen, getrockneten Algen, Zitrusfrische, Kumqats und Kerzenwachs machen den Wein für mich zum Star unter den Wolfer Weinen.

4. Wolfer Goldgrube Kabinett 2008

Die volle Zitruspackung, Zitrone, Limone, Orange, aber auch nektarine und Mandarine, enorm viel knackige Säure, munderfrischendes, jubilierendes Prickeln, exakt die Art von Süße-Säure-Spiel, die ich beim Moselkabinett so liebe. Mein Favorit von Vollenweider.

5. Kröver Steffensberg Spätlese 2008

Buttriger, öliger, mit mehr dämpfenden als prononcierenden Aromenschichten über der Rieslingkraftmaschcine, samtig und delikat, aber nicht so ungeniert schön wie der Kabinett aus der Goldgrube.

6. Wolfer Goldgrube Spätlese “Reiler” 2008

Gleich in der Nase der Duft von frisch aufgebrühem Earl Grey, Verbene, Zitronengras, Ingwer. Dicht und konzentriert, kraftvoll und mit einer gerbstoffigen, wieder an schwarzen Tee erinnernden Herbe und einem halbem Löffel Kastanienhonig. Ich könnte den besser finden, als den Kabinett aus der Goldgrube, denn er bietet enorm viel, auch ungewöhnliches und Mutiges, ist urwüchsig und selbstbewusst, aber ich bevorzuge einfach den schlankeren, traditionellen, hier sehr intelligent interpretierten Kabinettstil.

IV. Weiser-Künstler, Traben-Trarbach

1. Enkircher Ellergrub Kabinett 2008

Käsige Nase, hart, eng und wenig verspielt. Im Mund offener, munterer und mit einer wohldosierten Mischung aus floralen, vegetabilen Noten und Golden Delicious. Könnte mir in zwei, drei Jahren besser gefallen.

2. Enkircher Zeppwingert Spätlese 2008

Wieder eine käsige Nase, erinnert an reifen Gouda, der etwas zu lange neben Gorgonzola gelegen hat, dazu ein Ton von zerriebenen Butterblumen und Löwenzahn. Im Mund viel einladender, viel – noch mostig wirkende – Frucht, Apfel, bzw. naturtrüber Apfelsaft und eine fordernde Griffigkeit am Gaumen. Auch eher was für in drei Jahren.

V. Staffelter Hof, Kröv

1. Oldschool Kabinett feinherb 2008

Sponti aus dem Holzfass, nach Opas Art vinifiziert. Eher herb als feinherb, dabei saubere, präzise sitzende Rieslingaromatik.

2. Kröver Steffensberg Spätlese fruchtsüss 2008

Konzentrierte Mineralität, extrem viel Kraft, die Kleins sagen dazu Energydrink und ich verstehe endlich, woher die Neigung des Rieslings zum Kerosinduft kommt. Für mich druckvoller und stärker als der Magnus und die Alten Reben. Hätte ich dem Örtchen Kröv übrigens gar nicht zugetraut, wie ich gestehen muss.

VI. Martin Müllen, Traben-Trarbach

Sympathischer Winzer, dem man die Philosophie der Unaufdringlichkeit und Nachhaltigkeit sofort abnimmt und die bei seinen Weinen so gut zur Geltung kommt wie ich es noch selten anderswo erlebt habe.

1. Trarbacher Hühnerberg Spätlese “8.8” 2007

In der Nase sehr herb und eigen, Campari-O, Noilly-Prat, Sponti. Nach dem ersten Nasenstüber der erste Schluck genauso eigenwillig, voller wild durcheinander purzelnder Aromen, die sich gar nicht recht zuordnen lassen wollen und auch ständig vom Duft überdeckt werden. Mit etwas Hin- und herspülen und im Mund herumsprudeln immer noch eigenwillig, sehr konzentriert, dicht, steinig, mit Jod und Algen, Wermut, UNmengen trockener Kräuter, aber auch viel Orange, Limette und Kumqat. Ein Wein, dem man sicht behutsam und langsam nähern muss und der noch länger liegen darf, bevor er sich soweit beruhigt hat, dass er sich von Zwölftonmusik zum spätbarocken Orgelkonzert wandelt.

2. Trarbacher Hühnerberg Spätlese 2008

Erinnerte mich an die von mir sehr geschätzen Niederberg Helden Spätlesen von Schloss Lieser. Elegante, sparsam, aber sehr pointiert eingesetzte volreife und saftige Fruchtakzente und dazu diese unverschämt lange, silbrig-fein dahinfließende Säure.

3. Trarbacher Hühnerberg Auslese 2007

Formosa-Oolong-Nase, Puffreis, Kerbel, Estragon, aber auch Minze. Dazu Weinbergpfirsiche und Nektarinen, zarter Schmelz von Toffee, wie ich ihn ähnlich bei Heymann-Löwensteins Röttgen erlebt habe, ein Duft wie aus einer Schachtel Quality-Street-Bonbons. Großartiger Wein und einer meiner Favoriten des Abends.

VII. Weingut O., Traben Trarbach

Hinter dem O. steckt Olaf Schneider.

1. Trabener Kräuterhaus Spätlese 2008

Kaum überraschend, dass der Wein nach Kräutern duftet, hier am ehesten nach in heißer Butter geschwenkten Kräutern. Flotter Stil, der an leichte Kavallerie erinnert: kein schwerer Frontalangriff, sondern eher eine frische, prickelnde, angenehm pieksende Art am Zungenrand.

2. Trarbacher Ungsberg Spätlese 2008

Herber und schwerer als das Kräuterhaus, wirkt extraktreicher, aber auch langsamer, unbeholfener, beladener.

3. Trarbacher Ungsberg Auslese 2008

Hier ist der Ungsberg in Topform. Keine schwere Reiterei, aber eine Bewaffnung mit hoher Durchschlagkraft. Fokussierter, strahlender, als die Ungsberger Spätlese, wobei die Kraft weniger aus dem Zucker, sondern aus dem Innern des Weins selbst zu kommen scheint.

VIII.Weingut Melsheimer, Reil

Hatte gerade erst David Schildknecht zu Besuch, der für nächstes Jahr in Aussicht gestellt hat, sich noch mehr Zeit nehmen zu wollen. Das heißt: Jetzt Melsheimer kaufen, bevor er nächstes Jahr komplett nach USA wandert.

1. Reiler Mullay-Hofberg “Schäf” Spätlese 2008

Starker Wein, kraftvoll und saftig, druckvoll mit viel Apfel, einem Hauch Minze, sehr lang und entwicklungsfreudig.

2. Reiler Mullay-Hofberg Auslese 2008

eigenwillige, kräftige Nase, die mich im ersten Moment an Dosenmais und Gnseblümchen erinnerte, bis eine feine Puffreisnote, kräuterige und malzige Aromen darunter zum Vorschein kamen und sich ein Stelldichein mit Litschi, Ananas, Granatapfel und Passionsfrucht gaben. Viel zu jung aber auch viel zu gut, um ihn jetzt zur weiteren Reifung hinzulegen. Nach dem wildaromatischen Schäf dachte ich, dass die Auslese vielleicht etwas träger sein würde, aber das war ein Irrtum; die Auslese gefiel mir wider Erwarten noch besser, als der für sich schon sehr gelungene Schäf.

3. Reiler Mullay-Hofberg Beerenausles 2007

Damenhafte, blumige, sehr saubere, feinstsämige, an Chiffon erinnernde BA ohne Sättigungseffekt.

IX. Johann Lenz, Pünderich

Sehr sympathisches kleines Weingut mit weinminimalistischer Philosophie.

1. Pündericher Marienburg Kabinett 2008

Eher herber, etwas altmodisch anmutender Kabinett, der im Mund mit überraschend feiner Säure einen Extrapunkt für unvermutete Eleganz gewinnt. Kostet lachhafte 5,20 EUR.

2. Enkircher Ellergrub Auslese 2006

Auch zunächst herb, altmodisch und wie aus dem Schlaf erwachend, langsamer, aber noch nicht betulicher Wein. Was an Eleganz fehlt, kommt über die Zeit in Form von sorgfältiger Aromenentfaltung. Leider etwas dünne geraten, aber mit 8,80 EUR auch noch ein paar Probeflaschen zum Hinlegen wert.

X. Weingut Moog, Traben-Trarbach

1. Trarbacher Schlossberg Kabinett halbtrocken 2008

Frech und spritzig sind bei diesem puren Vitamin-C in Flüssigform noch zu wenig. Nichts für Magenschwache.

2. Trabener Gaispfad Kabinett 2008

Ähnlich wie der Schlossberg, allerdings mit einer eigenwilligeren, etwas stinkigen Nase; auch mit Vitamin-C-Naturell, sehr nachhaltige Säure, vielleicht in einem Jahr schöner zu trinken.

3. Trabener Gaispfad Auslese 2007

Leider etwas unausgewogen zwischen anfangs enger, straffer Mineralität und Pudrigkeit, dafür aber einem später – zu spät! -gegen den Gaumen drückenden Zucker.

XI. Richard Böcking, Traben-Trarbach

1. Alte Reben feinherb 2008

Konzentrierter, mineralischer Riesling, der erst etwas Klebstoff in der Nase zeigt. Im Mund sauber, auf der herben Seite angesiedelt.

2. Trarbacher Ungsberg Kabinett feinherb 2008

Frisch und fein, zarte Frucht, gegen Ende etwas eng zulaufend. Ich habe lange geschwankt, ob ich das filigran oder dünn nennen sollte, mit Luft hat sich der Wein aber auch zum Ende hin geweitet.

3. Trarbacher Ungsberg Spätlese feinherb 2008

Zitrusfruchtig und etwas gemüsig, auch eine leichte Plastiknote war am Anfang dabei, im Mund aber sauber und alles andere als simpel, verschroben oder fehlerhaft. Stattdessen eine sich zunehmend bemerkbar machende Aromenkomplexität und raumgreifende Struktur, animierende Säurepiekser.

XII. KKR Bergrettungsweine

1. Bergrettung Spätlese 2008

Hundefellnase, metallisch, danach Puffreis und Primärfrucht. Schöne, typische Moselriesling-Spätlese, die mich aber nicht umgeworfen hat.

2. Bergrettung Auslese 2007

Anfangs metallische Nase, milde Fruchtnoten und ein Hauch von Muskatnuss, im Mund schlanke, frische und moseltypische Art.

3. Bergrettung 2006

Beginnende Reifetöne, ganz zarte Andeutung von Firne, gleichzeitig kräuterig, buttrig. Recht kraftvoll.

XIII. Richard Richter, Winningen

Sehr angenehmer auskunftsfreudiger Winzer mit sicherem Kleidungsgeschmack und mehr als angemessenem PLV. Sehr erfreuliche Kollektion älterer Edelsüßer Weine und konsequenter Verwender von Glasverschluss und Stelvin gerade (!) bei den hochwertigen und edelsüßen Weinen.

Bemerkenswert sind die Frühburgunder von Richter, die vollmundig, beerig und mit markantem, aber nicht aufdringlichem Tannin versehen sind. Der 2007er trinkt sich schon sehr gut, etwas wilder und ungehobelter ist der 2008er.

1. Winninger Brückstück Kabinett feinherb 2008

Leicht, mild, fruchtig und mit einer Andeutung von Schiefer, präsente, angenehme Säure. Die Weine aus dem Brückstück habe ich gerade wegen ihrer Leichtigkeit so gern und nicht, weil sie direkt neben dem so hochgeschätzten Röttgen liegen.

2. Winninger Brückstück Spätlese feinherb 2008

Mildere, reifere Töne als im Kabinett, auch elegantere Frucht und zurückhaltendere Säure. Andeutungsweise buttrig schöner Schmelz.

3. Terra-V (= Brückstück) 2008

Druckvoll, etwas alkoholischere, pfeffrigere Schärfe, druckvoll und mit reifen, auch roten Früchten und milden Säure ausgestattet.

4. Winninger Brückstück Spätlese 2008

Erdiger, auch würziger und von punktgenau gereifter Frucht geprägter Riesling mit leicht nachprickelnder Art.

5. Winninger Röttgen Spätlese Alte Reben 2007

Intensive Frucht, auch wieder, erdige, würzige Aromen und eine ungeheure Präzision, da wirkt nichts matt, verwaschen, hingeschludert, pampig, lasch oder vollgezuckert, sondern alles sitzt an seinem Platz und dennoch hat der Wein Spiel und bereitet müheloses Vergnügen wie ein guter Maßanzug.

Bordeaux gegen Bordeaux-Blend im Vecchia Roma

I Amuse Gueule

1. Opener: Diebolt-Vallois Blanc de Blancs Grand Cru 1997

Jahrgangstypischer, deshalb leicht diebolt-untypischer Champagner, der sich erstaunlich freigebig, mit Äpfeln und Birnen präsentiert. Runde, milde Säure, volles Mundgefühl, mittellang.

II. Kurz gegrillter weißer Thunfisch auf lauwarmen dicken Bohnen

1. Beauregard à Pomerol 1993

Gut entwickelte, reife, warme Nase mit Pflaumenmus und Röstnoten. Einen Hauch über dem Léo, dem mehr Luft sicher zu einem besseren Abschneiden verholfen hätte.

2. Léoville-Barton, 2éme GCC à St. Julien, 1993

Verhalten, sperrig, schnappte regelrecht nach Luft, dann langsame Entwicklung von roter Grütze und einer noch ziemlich maskulinen Säure.

III. Gebratene Entenleber auf bitter-süsser Orangengremolata

1. Reichsrat von Buhl, Forster Jesuitengarten Spätlese 1998

Der pfälzische, selbst von Zesten geprägte Stil dieser Zeit passte perfekt zur Orangengremolata. Locker auf Ausleseniveau.

2. Warwick Estate Trilogy, Stellenbosch, 2000

Zunächst eine Nase wie von staubig gewordenen Maggiwürfeln, im Mund auch ziemlich staubig, etwas fleischig, wobei sich mit der Luft eine konzentrierte, amaronige Art entwickelte, die den Wein dann als neue Welt enttarnte.

3. Louis M. Martini Napa Cabernet-Sauvignon 2005

Eine parfumierte Art, wie die Fruchtjoghurtdrops von Katjes. Schmeckte nicht schlecht, aber so beliebig, wie jeder andere Bordeaux-Klon.

Die Roten waren beide keine Knüller, wobei der Warwick der interessantere, entwicklungsfreudigere Wein war.

IV. Geschmorte Kalbsbäckchen auf warmen Linsen

1. Ornellaia 2005

Kraftvoll, kirschige Nase, viele gemahlene Mandel- und Aprikosenkerne, Spuren von Bleistift; im Mund mit einem Knall präsent, vielleicht sogar zu alkoholisch, aber eben eine jugendfrische Schönheit gegen einen schwierigen, da wesentlich älteren, reiferen, voll ausentwickelten Flightpartner. Für mich trotzdem eine Nasenspitze vor dem Bordeaux, der zweifellos sein bestes gab.

2. Grand Mayne, GCC St. Émilion, 1990

Kleiner Stallstinker, gefolgt von einer sehr gelungenen Mischung aus Graphit, Unterholz, Pilznoten und einer darunter liegenden Schicht reifer, süsser Tannine. Dabei durchweg konzentriert, ganz ohne Unschärfen und insofern wohl auf dem Reifehöhepunkt angekommen, bzw. mitten im sweetspot getroffen.

V. Farfalle tradizionale mit Rehrückenragout

1. Grand Corbin Despagne, GCC St. Émilion, 2000 en magnum

In der Nase Zündhütchen von der Karnevalspistole, pfeffrige Noten, sonst eher schwache Nase. Im Mund süsslich, mit Zimt und Kardamomaromen, auch hier wenig Frucht, kam dann erst mit der Zeit aus der Deckung und war dann durchaus erfreulich. Machte sich auch ganz gut zum Kalbsbäckchen, harmonierte aber nicht völlig einwandfrei, gefiel mir deshalb einfach so im Glas besser.

VI. Reiner Weinflight:

1. Lagrange, 3ème GCC à St. Julien, 1990

Sehr kraftvoll, dabei glatte, seidige Tannine, eine Mischung aus Pauillacpower und St. Julien Eleganz. Konzentrierte Frucht und ledrige, auch an Zigarrenkiste erinnernde, mit erstaunlich viel Minze vermischte Noten. Wird jetzt nicht mehr besser – muss er aber auch nicht.

2. Pichon Comtesse de Lalande, 2ème GCC à Pauillac, 1989

Feine Struktur, ebenfalls mit Minze, die aber dezenter und zurückhaltender als beim Lagrange war. Außerdem Laub, Efeu, grüner Pfeffer, reifes, etwas mürb-süsses Mundgefühl, ein langer, harmonischer, fast schon kitschig guter Bordeaux.

VII. Lammfilet aus der Röhre, im gekräuterten Pancettawickel mit Rosmarinreduktion und Artischocken-Oliven

1. Henschke, Mt. Edelstone, Barossa Valley Shiraz, 1996

Joghurt, gekochtes rotes Obst, dunkle Beeren, sehr feines Eukalyptus-Menthol, ziemlich konzentriert und speichelflussfördernd, strukturierter, ansprechender Wein.

2. Gallo Estate, Sonoma, 1996

Hitzig, etwas brandig, konzentriertes, etwas scharfes, beinahe angebranntes Früchtemus, Minze, Zigarrenkiste, vielleicht auch schon zu alt. Entwickelte sich mit Luft und gehörte zu den unterschätzten Weinen des Abends, konnte aber auch nicht in der Spitzengruppe mitspielen.

und einzeln:

VIII. Cantenac-Brown, 3ème GCC à Margaux, 1999 en magnum

Der befand sich in sehr guter Verfassung, war aufgeschlossen, mit harmonischen, eher in Richtung Erdbeer-Himbeer als Cassis-Brombeer gehenden Noten. Zartes Holz, minimal ätherisch-ölige Art, stabile Säure, selbst eine gewisse herb-ledrige Art war noch zu finden. Zurückhaltender, bescheidener Wein, der nicht auf die Pauke haut, sondern als Hintergrundwein eine beständig gute Figur macht. Für mich einer der Überrascher in dem starken Bordeauxfeld.

IX. Weinflight

1. Ducru Beaucaillou, 2ème GCC à St. Julien, 1995

Mürbe, zart nussig, oatmeal cakes, Pumpernickel, ganz leicht metallisch-blutig, aber auch saftige Frucht und kerngesundes Tannin. Elegant und mit sehr rosiger Zukunft.

2. Léoville-Barton, 2éme GCC à St. Julien, 1996

Kernig, trocken, toastig, etwas flintig, auch Rosenblüten, für mich der Riesling unter den Bordeaux, konzentriert, mineralisch, konzentriert aber nicht streng. Enger als der Ducru-Beaucaillou.

X. Weinflight

1. Remelluri, Rioja Reserva, 1995

Kühle Stilistik, entfernt an Waldmeister angelehnte, grünlich-kräuterige, keinesfalls unreife Art. Im Mund dann voll, saftig mit viel Kirsche. Nicht nur dafür, dass der mal 25 DM (!) gekostet hat ein echter Knaller!

2. Figeac, GCC B St. Émilion, 1995

Eng, hart, metallisch, etwas röstig, im Mund dünn, keine Spur von Figeac. Bestätigt meinen Eindruck von früher, als der Wein sich wie ein völlig ungebärdiger Kraftmeier aufführte, ohne Eleganz, ohne Frucht, ohne Spass. Sehr schade, ich hatte mich auf den Wein gefreut und erwartet, dass der sich ein bissche harmonischer zeigen würde.

XI. Fonraud, Listrac, 1959

Rosinig, von einer sehr warmen Art, Kräuterhonig, Garrigue, konzentriert, straff, gesund. Hätte ich NIE für einen völlig unbekannten 59er Listrac gehalten.

XII. Käse

1. Kracher Nouvelle Vague No. 10, Welschriesling, 1999

Aprikose, Ananas, Pfirsich, viel Süße, gleichzeitig ein gesundes Säuregegengewicht, strukturierter, sehr raffiniert gemachter Wein. Großartig mit dem Fourme d’Ambert, aber auch zum Langres.

XIII. Montrose, 2ème GCC à St. Estèphe, 2000

Jung, eng, seidig, schon etwas würzig, mit erdigen, auch an Schiefer erinnernden Noten im Vordergrund. Nach dem Kracher etwas schwierig, vor allem ist der Wein kein Drängler und Schreihals, sondern ausgesprochen distinguiert.

Pfalzimpressionen

i. weingut zur schwane, volkach/franken, spätburgunder fervor oloris 2006. wie schwere naturseide gleitet der wein ins glas und gibt sich gut zugänglich, die kapriziöse diva ahnt man lediglich im hintergrund, die tanninkrallen bleiben eingefahren. reichhaltige, beerenfruchtige aromatik und nur eine andeutung von schokolade schwebt aus dem glas heraus.

ii. weingut nägelsförst, ortenau/baden

1. blanc de noirs, crémant brut nv, herber, leider nicht sehr harmonischer, etwas zu saurer schäumer ohne die fleischige pinot-art des champagners, leider aber auch ohne sonstige eigenständige, positiv markante eigenschaften

2. cuvée aus 50% spätburgunder, 50% tempranillo, fassprobe. weinüberraschung des abends, den spätburgunder merkt man sofort, die tempranillo hätte ich nie identifiziert. sehr gelungener mix aus frucht und frucht, harmonisch, mit einem mediterranen schwung, der dem wein eine völlig unerwartete richtung gibt. macht spass, dran rumzurätseln, wenn man ihn blind im glas hat, schmeckt aber auch, wenn man weiss, was es ist.

iii. weingut dr. pauly-bergweiler,

1. graacher domprobst feinste auslese 1959. am erstaunlichsten war die jugendliche frische dieses weins. die fünfzig jahre nimmt man diesem charmeur, der fast ganz ohne firne und petrol daherkommt, kaum ab, dafür lässt man sich nur zu gerne von saftigst-reifer aprikose, pfirsich, nektarine, mandarine mitreissen, warme, geschwenkte butter und eine animierende, immer noch leicht pricklige säure tun ihr übriges. ob lagencharakter ja oder nein, lasse ich mal dahingestellt sein, der wein war jedenfalls hochgradig elegant und zeitlos.

2. bernkasteler badstube hochfeine auslese 1969. auch dieser kollege wirkt wesentlich jünger, als er ist. von midlife-crisis keine spur, sondern pralles leben im glas. könnte genauso gut aus den späten achtzigern oder vom anfang der neunziger stammen, etwas dichter, würziger, als der domprobst, erinnerte stärker an honig und püriertes fruchtfleisch und brachte hintenrum eine leichte herbe mit, war also nicht ganz so ätherisch, sondern bodenständiger.

im deidesheimer hof gab es nicht nur den langsamsten und in dieser klasse bislang schlechtesten service, den ich je erlebt habe, sondern auch strohiges sauerkraut zum sonst ganz guten saumagen.

als begleitwein gab es hingegen

iv. müller-catoirs haardter bürgergarten spätlese trocken 2008, d.i. eine liebeserklärung an den pfalzriesling. würzige, exotisch-fruchtige nase, orangenblüten und tropifrutti . der erste schluck dann saftig, kraftvoll, mit berstender frucht und einer länge, die von raffiniert eingebauter und gleichzeitig absolut seriöser süsse bis in den magen reicht.

v. von jul. ferd. kimich in deideheim dannn die deidesheimer grainhübel auslese 2007. feiner, schwungvoll auftretender riesling mit entertainerqualitäten. machte sich gut zu den getrockneten orangenspalten in bitterschokolade.

außerdem für die weiterfahrt

vi. knipsers rosé cabernet & co. 2008 gestürzt. da geht jedesmal die sonne im glas auf. no brainer.

vii. regina menger-krug und mann in der villa im paradies aufgesucht und bei gutem wetter noch folgende buddeln geöffnet:

1. motzenbäcker mondeiche riesling spätlese 2007. da liegt der riesling wie in plüsch eingebettet und strahlt wie ein vergnügtes baby, nur ohne den babyspeck. glasklar, dabei eher fruchtig als mineralisch, mit einer über stunden changierenden, amylischen fruchtaromatik, bei feinster säure und beeindruckender länge. wenn man wolken trinken könnte…

2. motzenbäcker mondeiche chardonnnay spätlese 2007. auch hier die mondaromatik, bzw. so etwas eingebettet-plüschiges, das dem bsa-freien chardonnay einen eleganten rahmen gibt, ohne kitschig zu wirken. chardonnay der marke kokosmakronen mit zitrusschalenabrieb, für mich etwas schwächer als der mondriesling.

3. menger-krug riesling méthode rurale 2007. eine novität mit ca. sieben bar flaschendruck, sehr feiner perlage, aufregendem mousseux. für sein alter ziemlich dunkler, gereift wirkender riesling, der mit apfelaromatik und einer sektuntypischen dreidimensionalität nach einem grossen glas ruft. produktionsbedingt sehr leicht im alc. (die zweite alkoholische gärung fällt ja weg). gefällt mir besser, als zb der rurale von allendorf im rheingau.

4. menger-krug chardonnay méthode rurale 2007. wie beim mondwein gefällt mir auch hier der riesling etwas besser als der chardonnay, der aber ebenfalls von der ungewöhnlichen methode profitiert. ganz und gar ohne dosage – was bei sekt oft zu einer gezehrten aromatik führt -, hier allerdings bleibt die saftige, primärfruchtige art davon völlig unbeeindruckt.

5. motzenbäcker ruppertsberger reiterpfad, flug des falken, auslese, 2007. leichte, etwas ölige auslese, herbe, unverspielte, zupackende art. am besten direkt nach dem espresso.

6. krugscher hof blanc de noirs eiswein 2007 (herrgottspfad?*). im grunde sehr säurearm, in der nase allerdings etwas flüchtige säure, vermischt mit einem hauch schokolade, am gaumen gegen ende dann wieder ein leichter säureschwenker, der dem dichtgewirkten wein zu mehr lebhaftigkeit verhilft.

7. krugscher hof beerenauslese 2007 (römerberg?*). leichterer vertreter, nahtlos, glatt, geschmeidig, mit viel botrytis, aber zum glück noch nicht so süss, dass er schon wieder scharf wirkt. aprikose, aber auch nektarine, sehr viel saft und nicht so viel fleisch.

8. krugscher hof gau-köngernheimer vogelsang tba 2007. sämig, mit leicht flintiger note, apfel, cranberry, viel fruchtfleisch und erfreulich viel säure, harmonisch, balanciert, in bewegung. kein wein, der einen nach zwei schluck satt macht.

9. krugscher hof gau köngernheimer vogelsang tba 80% riesling, 20% gewürztraminer 1967. dunkles, gleichwohl edel rötlich glänzendes gold, eine spur sherry, aber auch sehr viel gewürz, piment, muskat, nelke, omas apfelkuchen. im mund frischer, als die farbe nahelegt. entwickelt sich prächtig mit luft und spielt eine karte nach der anderen aus: säure, lebhaftigkeit, reife, würze, komplexität, entwicklungsfähigkeit, ein wein zum festhalten

* notizen unleserlich

Fünfte Bubenhäuser Weinrunde

I. Weingut Laquai/Langehof

1. Riesling Kabinett
2007er Rauenthaler Rothenberg

Bierhefe und Gäraromen. Nicht mein Fall.

2. Riesling Kabinett
2007er Rauenthaler Wülfen

Auch hefig, aber mit durchbrechender blumiger Art, sauberfruchtiger Süße bei spritzigem Naturell. Mittellang

II. Weingut Ernst Rußler

1. Rieslingsekt – brut

2007er Rauenthaler Steinmächer

Trocken, mineralisch, sektig, vielleicht als extra trocken die bessere Version. Am Ende leichter bitterer Schlenker. Trotzdem ordentlich.

III. Hess. Staatsweingüter Kloster Eberbach

1. Riesling trocken

2008 Rauenthaler Baiken

glatt, sauber, mineralisch, Andeutung von gelbem Obst

2. Riesling Spätlese

2007 Rauenthaler Baiken

wässrig und dünn, allenfalls etwas zu der allgemeinen Spritzigkeit passendes, aber nicht besonders originelles Brausearoma, aus der Lage und dem Jahr hätte bei dem Prädikat und Preis mehr kommen müssen

3. Riesling feinherb

2007 Rauenthaler Wülfen

saftig, leicht buttrig, attraktive Säure, besser gemacht als der Baiken, insgesamt aber auch nur Mittelmaß

IV. Weingut Karl Johannes Wagner, Johanneshof

1. Riesling „Alte Reben“ Spätlese, feinherb

2007 Rauenthaler Wülfen

mostig, auch hefig, gleichzeitig schon mineralische, steinige Art und ein irritierender Rest an Kohlensäure, insofern aromatisch etwas wacklig, aber noch entfernt davon, die Balance zu verlieren, kann wirklich was werden

2. Riesling Spätlese

2007 Rauenthaler Gehrn

schöner Lagenvertreter, gegenüber dem Wülfen balancierter, cremiger und buttriger, hat eine sanfte, fast balsamische, aber nicht so fette Art. Manche Mittelmoselrieslinge entwickeln das auch (zuletzt die 03er Wehlener Sonnenuhr Spätlese von S. A. Prüm), vielleicht kein Langläufer, aber man weiß ja nie.

V. Weingut H. J. Wagner/Weinhaus Engel

1. Spätburgunder Weißherbst

2004 Rauenthaler Steinmächer

Kraftvoll und weinig, herber, apfelmostiger Charakter, wie mit untergemischten unreifen Goji-Beeren oder Cranberries mit Frostbrand. Kaum Spätburgundercharakter, aber ein redliches Vergnügen zur Wildbratwurst vom Grill.

2. Riesling Spätlese

2007er Rauenthaler Gehrn

kalkig, pudrig, mineralisch, etwas mostig, Kräuterwürze ja, aber alles noch nicht so weit, dass man von Komplexität sprechen könnte. Dezenter, ruhiger, guter, aber fast etwas langweiliger Wein.

3. Riesling Auslese

2003 Rauenthaler Wülfen

Honig. Röstaromen, noch heisser Kaffeesatz, geklärte heiße Butter, erinnert mich an reifen Piper-Heidsieck Rare. Sättigendes Vergnügen.

VI. Weingut Sturm & Sohn

1. Riesling Spätlese feinherb

Rauenthaler Baiken

gut gelungener Baiken. Milde Kräuterwürze, gleichzeitig mineralisch und fruchtig, wilder Pfirsich, am Ende etwas herb, aber noch im Rahmen des Gesunden.

2. Auxerrois Spätlese trocken

2007

superdicker und säurearmer Wein, Duft von Tannennadeln und Butter, im Mund balsamisch, mit Eukalyptus, vegetabilen Aromen, Zitronenmelisse, lang und wie ein samtiger Belag am Gaumen haftend. Probeflasche für ruhiges Nachverkosten erforderlich gewesen.

VII. Schloss Vollrads

1. Riesling Sekt Brut

2006

ansprechend, vollmundig, sehr präsent, mit haarscharf unter der Süßegrenze liegender Brutdosage. Sehr saubere Frucht, gelbes Obst, Weinbergpfirsich, beerig, recht lang, gut. Für 12,70 EUR /Fl. (gegenüber unrealistischen 28,50 für den Extra Brut) gleich was mitgenommen.

2. Riesling Sekt Extra Brut

2003

dünne Nase mit füchtiger Säure (wegen der Eisweindosage?). Mineralisch und kalkig, im Mund anfangs eher wässrig und dünn, wirkt aromatisch eng und ohne großen Spielraum. Wäre ohne Eisweindosage und als Brut vielleicht ausdrucksvoller.

3. Spätlese trocken

2007 Schloss Vollrads

pudrig, minerlaisch, etwas verwässert. straffe Säure, aber insgesamt nur so naja.

4. Spätlese

2007 Schloss Vollrads

Himbeermarmelade mit Kernen drin, das ganze dann auf frisch getoastetes und mit guter Butter bestrichenes Brot, fertig ist die Spätlesenase hier. Gefällt mir. Im Mund auch wieder leicht buttrig, geht einwandfrei runter, die Säure hält sich im Hintergrund, aber nicht bedeckt. Für 14,60 EUR gleich paar Buddeln gekauft.

VIII. Weingut G. H. von Mumm

1. Riesling Spätlese

2007 Johannisberger Mittelhölle

für 11 EUR ein billiges Vergnügen runder, gelungener Wein

Spitzenrieslinge

Preise sind ca.-angaben und können je nach händler variieren

Fritz haag

2007er riesling trocken: melone, getrocknete, kandierte früchte, poolfeeling – 8,50 eur

1998er brauneberger juffer sonnenuhr auslese goldkapsel: kein petrol in der nase, dafür im mund die volle ladung. Wirkt etwas zergliedert, machst noch spass, sollte aber jetzt getrunken werden – k.a.

josef rosch

2007er trittenheimer apotheke spätl: etwas medizinal, dichtgewirkte aromatik, wirkt wie der winzer selbst, knorrig, eigenwillig, geradlinig – 12,50 eur

2007er trittenheimer apotheke auslese ***: aufregende nase voller südfrüchte, orange, khaki, grapefruit, vermischt mit trockenkräutern; voller, bemerkenswerter wein – 27 eur 0,5l

van volxem

2007er kanzemer altenberg erstes gewächs alte reben: zienlich eleganter wein, bei ausgesprochen stattlicher positur – 29 eur

2007er kanzemer altenberg erstes gewächs auslese: dick, buttrig, musig, fast pampig, fordernder wein zum kauen 22 eur 0,375l

2005er scharzhofberger: grosser riesling mit etwas – nicht unappetitlicher – flüchtiger säure/klebstoffnase – k.a.

egon müller

1995er wiltinger braune kupp spätlese: vorbildlicher, jugendfrischer riesling mit zarter firne – k.a.

forstmeister geltz-zilliken

2005er saarburger rausch auslese lange goldkapsel: orangenconfit, agrumes, puffreis, perfekte balance von süsse und säure, ausgesprochen langer, nachfedernder abgang – 64 eur 0,375l

schloss lieser

2007er brauneberger juffer sonnenuhr auslese goldkapsel: vom ersten tropfen sofort die volle präsenz, vollmundig, lang und bei üppiger sauberer und kerngesunder säure ein sehr eleganter riesling – 28 eur

2007er lieser niederberger helden auslese lange goldkapsel: nahezu perfekt. Ein bisschen wie die symphonie nr. 8 von franz schubert, kündigt sich leise aber mit dem sonoren klang der tiefen streicher getragen, mit feinstem pizzicato an und schwappt sich dann hoch zum melodiösen triumph, variiert das thema und hat den namen unvollendet eigentlich nicht verdient. Fast schon dramatisch günstig! – 32 eur

1997er lieser niederbereger heldenauslese lange goldkapsel: elegant und finessereich, von spritzigen zitrusaromen getragene Firne, der kann noch! – k.a.

Heymann-löwenstein

2007er uhlen roth lay erstes gewächs auslese goldkapsel: tipptopper wein, von traumhafter ausgewogenheit, mit viel druck am gaumen, echtes goldstück – 39 eur 0,375l

2000er schieferterrassen trockenbeerenauslese: kolossaler wein, wie buttergetränktes, leich angebackenes weissbrot mit ganz eigenwilliger mineralität und prunkender zwischen jugendlicher frucht und beginnender reife noch etwas unentschiedener aromatik – k.a.

clemens busch

2007er pündericher marienburg erstes gewächs spätlese goldkapsel: allerfeinstes gewebe, schwebend leicht und gleichzeitig vollwertig lecker mit rassigem, dynamischm vorwärtsdrang, in den schlund nämlich – 23 eur

2007er pündericher marienburg erstes gewächs auslese goldkapsel: leichte klebstoffnote, schlank, florettfechten wie zu besten olympiazeiten – 28 eur 0,375l

1999er pündericher marienburg auslese ***: ohne alterstöne, zarte klebstoffnase, klare frucht, drahtig, agil, schön – k.a.

2007er pündericher marienburg beerenauslese goldkapsel: klebstoffig, vollmundig, mollig, ultraklarer blütenhonig – k.a.

schäfer-fröhlich

2001er bockenauer felseneck spätlese: ganz leicht käsige nase, im übrigen ein beeindruckender wein, der wie gemeisselt im glas steht und rasiermesserscharf ist – k.a.

joh. Bapt. Schäfer

2007er dorsheimer pittermännchen spätlese: leichter süssholzton, elegant, klar, sauber schlank und für das geld mit einer der besten rieslinge, die ich kenne – 13,90 eur

peter-jakob kühn

2007er st. nikolaus drei trauben: verspielt anmutende, dropsige aber nicht infantile art, komplexe zitrusfruchtkomposition und saftgummibärchen – 24,60 eur

raumland

jahrgänge in klammern stehen so nicht auf dem etikett

(2007er) riesling brut: schöner sekt ohne bsa, als frühes degorgement (12/2008!) noch mit 12g dosiert und damit ziemlich gut getroffen, frucht schön herausgearbeitet aber nicht zugepampt, später sicher noch wesentlich interessanter und dann auch mit nur noch 8-9g dosiert – 11 eur

(2004er) marie-louise blanc de noirs (pinot-noir), für seine 7g dosage sehr charmanter, süffiger, saftiger wein, eine sehr ansprechende, griffige junge frau – 12 eur

(2006er) katharina blanc de noirs (pinot-noir, pinot meunier), 8g dosage mit huxelrebe beerenauslese aus dem barrique, leider etwas säureschwach, dafür reichlich frucht – 12 eur

2004er weissburgunder prestige brut, mit 8g dosiert, sonst einer meiner favoriten, wirkte leider wässrig – 16 eur

2004 iv. Triumvirat brut, 4-5g dosage, cuvée aus pinot-noir, chardonnay und pinot meunier in geringer werdenden anteilen, brotig, jung, feine säure, komplexe aromatik mit potential. Die dosage wirkt momentan gut gelungen, mal sehen, wie das mit zunehmender reife aussieht – 29,90 eur

ökonomierat rebholz

2004er pi-no brut gold: von den 20% chardonnay merkt man nix, amylischer aber nicht einseitiger, junger sekt, der eine beachtliche zukunft haben wird und schon jetzt gut schmeckt – 22 eur