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Tag Archives: eric isselée

Von Umtrünken und Champagnerimbissen

A. Umtrunk bei Uwe

Ob es eine Prä-Umzugs- und Kellererleichterungsrunde hatte werden sollen, oder ob es allein darum ging, in freundlicher Runde ein paar schöne Flaschen zu leeren, ist bis zuletzt nicht ganz klar geworden, mein Verstand wurde es aber auch nicht. Klar wurde jedoch, dass es mal wieder eine höchst unterhaltsame und kurzweilige Zusammenkunft war, nicht nur, weil aus Thomas das "Andra moi ennepe Mousa, polytropon hos mala polla planchthe epei Troies hieron ptoliethron eperse" herausbrach, das unverkennbar Absolventen humanistischer Gymnasien kennzeichnet, sondern weil er praktisch alle weichenstellenden Reden amerikanischer Präsidenten des 20. Jahrhunderts überzeugend im Tonfall und mit kongenialem Gestus wiederzugeben vermochte und auch sonst. Vom liebenswerten Christoph gab es sogar noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk, für das ich ihm tiefen Dank schulde, den herrlichen Rieslaner von Ruck, der seinerzeit für mich vor Ort in Iphofen der Wein des Tages war.

Getrunken wurde u.a.:

I. Didinger, Bopparder Hamm Gedeonseck, Kabinett, 2007

Weich, rund, saftig, milde Würze, wenig Säure.

II. Georg Mosbacher, Forster Freundstück, Spätlese, 2001

Tannennadelduft und aparte Firne, schlanke Säure, buttrig, dabei durchweg frisch.

III. Raymond Berschy, Cave des Remparts, Gewürztraminer, Vendanges Tardives, 1998

Dunkel; herb, kräftig, röstig, Rancio, auch leicht spritig.

IV. Huber, Spätburgunder, Alte Reben, 2004

Seidig, federnd, dichtgewirkt, am Rand beschwingt, obwohl schon leicht ältlich.

V. Friedrich Becker, Schweigener Sonnenberg St. Paul, Monopollage, Spätburgunder, 2006

Kirschig, üppig, mit Wacholderblatt, Lorbeer, Eau de Vie. Balsamisch, buttercrèmig.

VI. Philippi, Spätburgunder, 2001

Lakritzig, gezehrt, um. Wohl schon zu lange offen.

VII. Jerôme Bressy, Rasteau, Gourt de Mautens, 2006

Kaffee, Kirsche und Sahne. Flüssige Schwarzwälder Kirschtorte mit einem Hauch Tonkabohne. Brombeertraubenzucker, Weingummi, Cassis, Kräuter. Schmeckt schon clichéhaft gut, wird aber aufgrund seiner enormen Konzentration und Süße auf die Dauer anstrengend.

VIII. Les Cailloux, Châteauneuf-du-Pape, 2000

Johannisbeere, Holunderbeere. Weich, reif, mit wenig aber bestimmter Säure. Sojasauce, schwarzes Bohnenmus, später mentholisch. Rassiger, schnittiger als der Rasteau.

IX. Léoville-Poyferré 1975

In der Nase erstmal Brett. Außerdem Lakritz und Champignon. Im Mund jugendhafte Himbeere und ein unverschämt frischer, dabei tanninarmer Eindruck.

X. R.L. Legras, Cuvée Présidence Vieilles Vignes, Millésime 2002

Apfel, Rosine, Butter; oxidativ, mit einem nicht ganz einwandfreien Luftton. Leider fehlt es ein wenig am erforderlichen Säuregegengewicht, für Freunde dieser Stilistik dennoch empfehlenswert.

XI. Piper-Heidsieck, Rare NV

Reif, leicht röstig und toastig, mit Luft auch andeutungsweise Kaffeetöne, ganz der Stil des Hauses – ein Champagner, den man hier zu Unrecht viel zu wenig kennt.

XII. Charles Heidsieck, Finest Extra Quality Brut aus den 1970ern

Butter, Schokoladenkeks. Reif und frisch zugleich, minimales Feinstrestprickeln. Hat sich sehr gut gehalten!

B. Champagnerimbiss

Der erste Termin im neuen Jahr war dann, bzw. ebenfalls so weit von einem offiziellen oder gar offiziösen Termin entfernt, wie Dorsten von Essen, resp. Essen von Bochum. Also ganz schön. Mehr als ganz schön schön war der von den vorbildlichen und rundum fürsorglichen Gastgebern Katja und Jens veranstaltete Champagnerimbiss, den es in dieser Form häufiger und zum Beispiel auch mal in Bochum geben sollte.

I. Safranmuscheln, dazu Eric Isselée Grande Sélection

Diesen Champagner habe ich immer stiefmütterlich behandelt, weil mir der Blanc de Blancs Grand Cru Millésime 2002 von Eric so gut gefiel. Nachdem ich die Grande Sélection dann aber mal ganz bewusst und nicht nur als Verlegenheitswarteschlückchen im Glas hatte, begann ich, mich dafür einnehmen zu lassen. Der Champagner ist ein kontrastreicher, gekonnt verklammerter Mix aus Chardonnay und Pinot Noir zu gleichen Teilen. Das merkt man und ist angetan. Sehr gut gefiel mir das Zusammenspiel von Champagnerwürze und Safransud, den ich mit erheblichen Brotmengen wegtunkte.

II. Foie Gras mit Confit d'Oignon, dazu

1. Diebolt-Vallois Prestige

Apfel und Limette, Kraft und Eleganz, seidenglatt und meisterhaft. Solo würdevoller, als in Kombination mit der Foie Gras. Immer wieder Hut ab vor Meister Jacques.

 

2. Schloss Saarstein Kabinett feinherb 2009

Apfel, Birne, gelbes Obst, leicht wässrige Süße und ansprechend milde Herbe, zur Foie Gras bestens geeignet.

 

III. Quiche Lorraine, dazu

1. Brenneis-Koch, Dürkheimer Feuerberg, Syrah, 2007

Von sehr viel Pfeffer übertönte Zwetschge, fruchtig, beerig, für einen Syrah sehr leicht geraten, aber noch gut als solcher erkennbar. Derzeit wohl nicht in Topform, doch ein schöner Begleiter zur Quiche.

2. Marie-Noelle Ledru Grand Cru Brut Nature Millésime 2002

Für einen 2002er ungewohnt eckig, abweisend und sperrig, aber das nicht, weil der Champagner nicht gelungen wäre, sondern weil das dem Stil von Viticultrice Ledru entspricht. Mit sehr viel Luft entwickeln sich harmonische Haselnuss- und Quittentöne, wirklich zugänglich wird er aber nicht. Da er nach Art der Schöpferin nur sehr langsam auftaut, hat wahrscheinlich ebenso wie Madame Ledru ein goldenes Herz. Wir werden sehen. Ich bin jedenfalls guter Dinge, dass dieser Champagner noch eine lange und gute Zukunft hat. Als Speisenbegleiter ist er gleichwohl zu ungehobelt.

IV. Käseauswahl; Beaufort, Mimolette, Maroilles u.a., dazu André Clouet Millésime 2000

Bouzy-Champagner, der weit über das von den meisten Winzern dort gekonnt inszenierte leichtherzige Haselnussthema hinausreicht und selbst in dem gemeinhin für schwach gehaltenen Jahr glänzt. Genau das macht für mich starke Erzeuger aus und ich fühlte mich spontan an den hervorragenden Coeur de Cuvée 2001 von Vilmart erinnert, oder an die Kreationen von Philipponnat aus Jahren wie beispielsweise 1991: wer unter widrigen Umständen solche Champagner in die Flasche bringt, hat's einfach drauf.

V. Crème Brûlée, davor, dazu und danach erst ein korkiger, dann ein etwas angeschlagener Bordeaux.

WoBeLeSchm-Weinreise durch drei Jahrhunderte – 1872 bis 2007

Die Worst-Best-Lecker-Schmecker-Probe begann mit

I. Van Volxem, Scharzhofberger Pergentsknopp 2001

Blutjung kam mir der Wein noch immer vor. Klar, die gelbobstige Primärfrucht hatte sich weitgehend verabschiedet und war wahrscheinlich sowieso nie besonders hervorstechend. Nun ist der Wein eine sehr gelungene Mischung aus steiniger Mineralität und umwerfend herb-saftiger, süß-saurer Zitrusfrucht. Kaum zu glauben, dass der schon ein paar Jährchen in der Flasche hinter sich hat.

II.1 Maison Paul Robin à Rully, Bourgogne Mousseux Méthode Champenoise Extra Dry 1959

Ein süßer Rotsekt kam da ins Glas. Kirschjoghurt und stahlig-metallische Noten rangen ohne Rücksicht auf das Geschmacksempfinden des bemühten Trinkers um die Vorherrschaft. Dementsprechend hin- und hergerissen war ich dann auch zwischen freundlichem Interesse an den noch ganz zackigen Fruchtkomponenten und Ablehnung des kaputten Stahgeschmacks. Mehr als nur interessant war dieser Schäumer am Ende allemal, denn bei allem Krampf zeigte er sich dank der herausragenden Jahrgangsqualität und nicht nur aufgrund des hohen Zuckergehalts noch erstaunlich frisch.

II.2 Charles Heidsieck Brut NV aus den 60ern

Ein sehr schönes und von den Schwierigkeiten seines exotischen Vorgängers unbehelligtes Trinkerlebnis bot der Charles Heidsieck. Leicht toastig, mit Kaffeearomen, buttrig, warm und mittellang; schwaches Mousseux und eine langsam abstumpfende Spritzigkeit kündeten vom hohen Alter des Champagners, der sich sehr aufgeräumt und in Topverfassung zeigte.

III.1 Montrachet (Maison Paul Robin?) aus den 40ern

Colafarbe und aufgewirbeltes Depot machten den Wein nicht gerade zum optischen Sieger, aber was er zu bieten hatte, stand dazu in deutlichem Kontrast. Butter, Toffee, Haselnuss und Erdnusscrème, erst sehr viel später Pilzrahmpfanne, Maggi und Dill. Im Mund war der Wein nicht besonders lebhaft und nicht gerade druckvoll, aber seine behäbig an den Gaumen abgegebenen, leicht karamellisierten Pilzaromen fand ich beeindruckend. Am Tisch wurde das teilweise anders gesehen.

III.2 Bouchard Père et Fils, Chassagne-Montrachet 1953

Ausdrucksarm, säuerlich, gezehrt und hohl schlug sich danach der 1953er Chassagne-Montrachet.

III.3 Ramonet-Prudhon, Chassagne-Montrachet Les Ruchottes Premier Cru 1954

Mit kaltem Räucherspeck in der Nase und feiner Süße im Mund versuchte der 1954er Chassagne-Montrachet zu überzeugen. Da er nicht unfein wirkte und einige Kraftreserven mobilisieren konnte, habe ich ihn deutlich über dem 53er gesehen, aber keinesfalls in der Nähe des Montrachet. Von der Größe des 1973er Batard-Montrachet, mit dem Ramonet-Prudhon beim 1976er Spurrier-Tasting in Paris den sechsten Platz bei den Weißweinen errang, konnte dieser Wein noch nicht viel gehabt haben.

IV.1 Flouch Fils, Chambolle-Musigny 1917

Die letzte Flasche 1917er Chambolles-Musigny hatte leider Kork und auch bei dieser hier stand für mich ein Korktreffer im Vordergrund. Milde Buttertöne drangen zwar noch durch, ließen eine vernünftige Bewertung aber nicht zu.

IV.2 (unbekannter Erzeuger), Beaune Clos des Mouches Premier Cru 1947

Joseph Drouhin (ca. 6 ha) und Domaine Chanson (ca. 4 ha) sind die großen Namen, die man mit dem ca. 14 ha großen Clos des Mouches (à miel; seinen Namen hat der Clos von den Honigbienen, die dort früher zu Hause waren – und nicht von ordinären Schmeißfliegen) verbindet, nicht zuletzt seit dem berühmten 1976er Spurrier-Tasting in Paris – dort belegte ein weißer 1973er Clos des Mouches von Drouhin den fünften Platz. Davon war unser 1947er freilich noch weit entfernt. Eine leicht scharfe Waschmittelnase mit konzentriertem Kompottduft von roten Früchten, großzügig mit schwarzem Pfeffer unterlegt, ließen den Wein pikant wirken, doch stand er immer auf der Kippe und schien mir dauernd in Richtung Zusammenbruch abrutschen zu wollen.

IV.3 SCEA Beaune, Beaune Clos des Mouches Premier Cru1947

Gekochtes, etwas mehliges Obst. Mürbe und warm. Im Mund schön weich, zunächst wie frischgekochter Milchreis, dann zartnussig, später mit Maggi.

V.1 Château Beychevelle (van der Meulen) 1928

Farblich voll auf der Höhe, in der Nase Schuhcrème, Leder und Phenol, die allesamt zeigen, wie kraftvoll und höchst lebendig der Wein noch ist. Im Mund zunächst ganz schön sauer, mit etwas Gewöhnung kann man dem aber noch etwas abgewinnen und ich denke zum Entrecôte vom Koberind hätte der Wein sich sehr gut gemacht.

V.2 Château Talbot 1947

Rettich und Radieschen kamen mir in der Nase entgegen und erst dachte ich mir schon, dass da wohl nicht viel zu erwarten sein dürfte. Im Mund zeigte sich dann, wie irreführend dieser allererste Eindruck war. Mit Luft gewann der Wein ungemein, eine gewisse Schärfe blieb zwar durchgängig drohend im Hintergrund, aber der Wein plusterte sich aromatisch auf, wurde kräftiger, legte an Masse zu und erschien mir am Ende dicht, kernig und gesund.

V.3 Château Palmer (Mähler-Besse) 1952

Unter dem Kork konnte man Liebstöckel wahrnehmen, mehr leider nicht.

VI.1 unbekannter Erzeuger, mglw. Abfüller aus Volnay, Clos des Bécasses (wahrscheinlich Département Var/Bouches du Rhône) 1926

Farbe war komplett ausgefallen, wahrnehmen konnte man in der Nase Karamell und einen nicht uncharmanten Lackduft, im Mund war der Wein sauer und kaputt.

VI.2 Assmannshäuser Spätburgunder 1872

Tzatzikinase, etwas metallisch und blechern. Im Mund für sein Alter noch sehr schick. Wie der Kuss einer Neunzigjährigen.

VI.3 unetikettierter Spätburgunder (?), wohl aus den 40ern

Sauerampfer, saurer Schweiss. In Mund dann sogar mit einigem Gewicht, aber eher klobig als von schwerwiegender Aromatik.

VII.1 Chianti, I.L. Ruffino 1950

Dem Erzeuger gehören heute weit über 1000 ha. Dieser Chianti kam ganz klassisch aus dem Fiasco, freilich stammt er aus einer Zeit, in der Chianti noch nicht als Massenplörre die Köpfe deutscher Studenten vernebelte. Starker Wein, trotz einer leicht zehrenden Säure.

VII.2 Château Nenin 1950

Nicht so schön, wie man angesichts des flights hätte erwarten können, war der 1950er Nenin. Er wurde von seinen beiden Partnern buchstäblich überflügelt.

VII.3 Château Recougne, Bordeaux Supérieur, 1950

Phenolisch, aber nicht kaputt, denn mit jeder seiner sanft wellenartig aus dem Glas strömenden Duftfreisetzungen gibt der Wein mehr Tabak, mehr eingekochten Früchtesud, Lakritz und Teer ab Rund und weich, als hätte ihm das Alter so gar nichts anhaben können. Sehr schön und für ein Weingut, das erst 1938 gegründet wurde, eine richtige Sensation.

VIII.1 Château Recougne, Bordeaux Supérieur, 1961

Der 61er Recougne, den ich schonmal sehr loben konnte, kam da nicht ganz dran. Konstant scheint das Château dennoch zu sein, auch diese Flasche brachte einen reifen, saftigsüßenen Wein zum Vorschein, der mit Tabak und Rauch nicht sparte, aber auch einen ganzen Sack voller Früchte geschickt einzubinden wusste.

VIII.2 Château Recougne, Bordeaux Supérieur, 1966

Müder, phenolischer und mit ausgeprägterer Säure kam dann der auch beim letzten Versuch schon schwächere 66er ins Glas. Nach zwei so bestechenden Leistungsvorführungen des Châteaus sehe ich über eine rechtschaffene Müdigkeit jedoch gerne hinweg – genügend andere Weine prominenterer Châteaux haben schließlich mit ähnlichen Erscheinungen zu kämpfen und dürften damals schon bedeutend mehr gekostet haben.

IX.1 Vosne-Romanée aus den 40ern/50ern

Ein leichtes Stinkerle lässt mich erstmal Abstand nehmen, mit Luft kommen Kräuter und Rauch aus dem Glas, im Hintergrund schleicht etwas Frucht verdruckst herum.

IX.2 Caves Mövenpick, Pinot-Noir, Schweiz, 1984

Ein überraschend gut erhaltener Spätburgunder, der auch deutscher Herkunft häte sein können. Eine deutliche Kümmelnote stört dabei nicht. Gut!

IX.3 Amselfelder, Jugoslawien, 1961

Bei diesem Wein hätten sich die Geister viel deutlicher scheiden können. Da Uwe aber bereits im Vorfeld Sorge dafür getragen hatte, dass in der angenehmen Runde keine Etikettentrinker das Klima verhunzen, konnte z.B. ich mich mit Nachdruck für den Wein einsetzen, der mein Liebling in diesem flight war und auch nach dem Aufdecken blieb. Eine starke, schon etwas saccharinige Süße, über die der Wein zweifellos verfügte, war dafür nicht allein ausschlaggebend. In der Nase nämlich war der Wein fremdartig und doch seltsam vertraut, was daran liegen mag, dass er aus Pinot-Noir gekeltert wurde. Etwas seifig, irgendwie gekünstelt frisch und fruchtig, ohne dass ich aber hätte festmachen können, was mich denn genau daran gestört hätte. Im Mund natürlich süss, gleichzeitig jugendhaft, selbst eine gewisse Spritzigkeit war noch da, ein Wein letztlich, der durch seine Eigenartigkeit Spannung erzeugte und mir deshalb – trotz seiner künstlich wirkenden Süße – gefiel.

Dann kam der Königsflight des Abends.

X.1 Domaine de la Janasse, Châteauneuf-du-Pape Vieilles Vignes 2007

85% Grenache, 10% Syrah, 3% Mourvèdre, 2% divers, ein Viertel gärt im Barrique der Rest im Fuder. Ausbau zu 75% im Stahltank und in kleinen Eichenfässern.

Blumen, ätherische Öle, Garrique, bouquet garni. Cassis, vollreife schwarze Beeren. Auch hitzige, tabakige Aromen und heißer Asphalt. Kraftvoller aber nicht fetter Körper, schwerstlang, finessereich, komplex und voller Wandlungsreichtum, perfekt sitzendes Tannin. Kaum anzunehmen, dass der Wein noch besser wird, doch sprechen alle Anzeichen dafür.

X.2 Clos des Papes 2007

65% Grenache, 20% Mourvèdre, 10% Syrah und 5% Muscarin, Vaccarese, Counoise. Ausbau im großen Holzfass.

Pflaumenmus, Schwarzkirschen, schweres Leder, schwarzer Tee, Datteln, Rosinen, Weihrauch. Erstaunlich: der Wein wirkt weder alkoholisch noch besonders gerbstoffig und dennoch bombastisch, nach dem Janasse fast schon erdrückend und wird erst mir viel Luft lockerer. Für mich gegenüber dem Janasse der stärkere Wein mit noch mehr Potential. Im Moment wirkt er zusammengequetschter, aber wenn alles gutgeht ist er mit ein paar Jahren Flaschenreife mächtiger, länger.

XI. Dow's Vintage Port 2007

Meine Vermutung Vin doux naturel, vielleicht ein 2007er Maury war so grotesk falsch und daneben nicht. Denn mit Portwein hat dieser Dow's – noch – nicht sehr viel gemein. Im Vordergrund stand blumig angereicherte, veilchenartige und etwas mehlig wirkende Fruchfülle, im Hintergrund schwarzer Pfeffer und einige Beeren. Erst mit ganz viel Luft zogen ein paar Marzipanduftstreifen auf. Schön, aber viel zu jung.

XII.1 Shiraz Black Opal, Australien, 1976

Erdbeer, Himbeer, Sahnebonbon. Einfache, naive Frucht, sauber und langweilig, für sein Alter sicher eine respektable Leistung.

XII.2 Château Ste. Michelle, Washington State, Cabernet-Sauvignon, 1977

Château Ste. Michelle ist das Pionierweingut im Washington State, deutsche Trinker kennen es von der Zusammenarbeit mit Ernst Loosen im Eroica-Riesling Projekt und natürlich vom Spurrier-Tasting, wo der 1973er Cabernet-Sauvignon von der heute zu Ste. Michelle gehörenden Stag's Leap Winery eine gute, ja sogar die beste Figur machte und den Ruhm amerikanischer Weine eindrucksvoll unternauerte. 1973 wurden die ersten Ste. Michelle Reben im Cold Creek Valley gepflanzt, heute gelten sie als alte Reben. Der Wein war möglicherweise nicht ganz fehlerfrei. Zu malzigen Noten und Aromen von Salbei und Liebstöckel gesellten sich Rosine und Lakritz, das Hauptproblem war aber, dass unter den dominanten Eukalyptus-Menthol-Schwaden immer weider ein Korkaroma durchzudringen schien. Schwer einzuschätzen war der Wein deshalb, doch schmeckte er mir gar nicht schlecht.

XII.3 Meerlust, Cabernet-Sauvignon, 1978

Einfacher war der Jungfernjahrgang von Giorgio dalla Cia. Der heutige Senior unter den afrikanischen Weinmachern vinifizierte drei Jahre nachdem man sich bei Meerlust entschieden hatte, den Weinbau stärker in den Mittelpunkt zu rücken, 1978 seine ersten Weine dort und hat sich nach 25 Jahren nunmehr auf die Rolle des Beraters zurückgezogen. Sein Erstling war mild und leicht, Duft und Geschmack von Honig, kaltem Rauch und Speck waren ansprechend, im Mund konnte er leider sein Versprechen nicht einlösen und war um.

XIII.1 Domaine de Nalys, Cuvée de Puits de l'Orme, Châteauneuf-du-Pape, 1978

Bis 1976 gehörte die Domaine dem Docteur Dufays, der sie an Groupama verkaufte. Den in Châteauneuf gemeinhin sehr gut ausgefallenen Jahrgang kann, bzw. muss also der Versicherer für sich reklamieren. Ein großes Plus ist das in diesem Falle nicht, der Wein hatte einen üppigen Heftpflasterstinker (Vinylguajacol) und abgesehen von reichtlich Thymian nahm ich nichts war. Der Wein war kurz, herb und fertig.

XIII.2 Balgownie Estate, Cabernet-Sauvignon, 1989

Von Niveaduft abgesehen brachte dieser Wein nicht mehr viel.

XIV.1 Henri Giraud, Hommage à Francois Hémart

70PN 30CH aus Ay Grand Cru. Sechsmonatiger Ausbau im kleinen Holzfassl aus Argonner Eiche.

Einer der traditionsreichsten und mit einigen seiner Cuvées leider auch teuersten Vertreter des exklusiven Örtchens. Die Hommage ist, anders als die Esprit-Weine, schwerer, merklicher vom Holz geprägt, das den Grundweinen jedoch keine belastende oder vanillig-toastig modifizierende Note gibt, sondern mit einer aristokratischen, schlichten Kühle dient. Sehr viel Säure darf man im übrigen von diesem Champagner nicht erwarten.

XIV.2 Eric Isselée Grande Sélection

50PN 50CH.

Diesen Champagner habe ich lange unterschätzt. Für mich war Erics Champagner immer gleichbedeutend mit seinem Blanc de Blancs Grand Cru, speziell der 2002er hat es mir angetan. Bei einem meiner letzten Besuche dort habe ich mich ganz gegen meine Gewohnheit für ein Wartegläschen von der Grande Sélection entschieden. Das war so verblüffend gut, dass ich gleich ein Päckchen mehr ins ohnehin schon volle Auto gepackt habe und nach der Altweinrutsche erwies sich die Grande Sélection als ein sehr geeigneter Gaumenfreispüler. Kräftiger Pinot Noir und kräftiger Chardonnay zu gleichen Teilen, mehr ist es ja gar nicht. Und doch: klärend, animierend, aufbauend. Schön!

XIV.3 Alain Bailly Rosé

Mit seiner leichten Frucht hatte es der Alain Bailly ganz zum Schluss natürlich schwer, denn noch klangen die wuchtigen, reifen, auch alten und herrschsüchtigen Rotweinaromen nach.

Schaumparty im Kloster Besselich – Champagnerverkostung für Einsteiger

Am Sonntag, 4. Juli 2010 um 19:00 Uhr ist es wieder so weit: ich halte eine meiner beliebten Champagnerproben ab. Und zwar im Weinstein/Klostergut Besselich, dem Showroom des Gourmetdepots von Marcus Stein in Urbar. Mit traumhaftem Blick auf das Deutsche Eck in Koblenz (BuGa-Stadt 2011, der Besuch dort lohnt sich schon jetzt!).

Zu probieren gibt es eine ganze Reihe aufregender Champagner, die nicht im Supermarkt stehen. Coole und verrückte Winzer, Kultstöffchen, Holzfasschampagner, Prestigecuvées, Grand Crus, Magnumflaschen, Biochampagner, kurz: alles, was das Herz eines Champagnerverrückten schneller pumpen lässt, wird aufgemacht. Dazu gibt es Kurzweiliges und lehrreiche Erläuterungen, Knabberspass aus dem Gourmetdepot und jede Menge Schaumschlägerei. Geplant sind folgende Champagner – kurzfristige Änderungen im lineup, die der Verbesserung dienen, natürlich vorbehalten:

Eric Isselée, Blanc de Blancs Grand Cru en Magnum

Voirin-Jumel, Blanc de Blancs Grand Cru en Magnum

Bernard Tornay, Bouzy Grand Cru Extra Brut

Tarlant, Extra Brut

Cattier, Renaissance

Vilmart, Grand Cellier d’Or

Gaston Chiquet, Blanc de Blancs d’Ay Grand Cru

Paul Déthune, Blanc de Noirs

Agrapart, Les Demoiselles Rosé

Frank Pascal, Tolérance Rosé

Moet et Chandon, Cuvée Dom Perignon 2000

Pol-Roger, Cuvée Sir Winston Churchill 1995 en Magnum

 

Teilnehmerzahl: max. 20

Teilnahmegebühr: 89,00 € pro Person

Anmeldung: bis spätestens 28. Juni 2010, Platzreservierung erfolgt durch Überweisung der Teilnahmegebühr

Weinsause bei Essen-Privat

A. Als Menu gab es

I. Lachsterrine und Variation vom Wildlachs

II. Flusskrebssuppe mit Zitronenbutter-Croûtons

III. Wiesenkräuter an Rinderfiletspitzen

IV. Lammhüfte vom Grill mit Haricots verts, Fenchelgemüse und Trüffelkartoffelpurée

V. Dessertvariation mit Erdbeersorbet

 

B. Dazu die folgenden Weine

Opener:

Champagne Eric Isselée, Blanc de Blancs Grand Cru 2002 en Magnum

Schon wieder der Isselée. Weil er immer noch gut ist, der Isselée. Zusammen mit Voirin-Jumels Blanc de Blancs Grand Cru ist das bis auf weiteres mein favorisierter Partychampagner aus der Magnum. Saftig, wohlgerundet, mittellang, ein echter Appetitanreger, der aus der Magnum immer genauso schnell verschwindet, wie aus Normalflaschen.

Weiss:

I. Reichsrat von Buhl, Weissburgunder "Ruhr-Edition" 2009

Dieser Wein wird nicht ohne Grund den Sommer an Rhein und Ruhr beherrschen. Fruchtig, mit kerniger, für Weissburgunder schon sehr stattlicher Säure, zur Seite hin mit hellen Blüten und weissem Pfirsich abgepolstert. Der typische crowd pleaser.

II. Pompaelo Blanco 2009

Auf der ProWein erstmals probiert und als Muster mitgenommen. Wenn ich das richtig erinnere, ein Mix aus Viura und Chardonnay mit Muscat Gros Grains, es kann aber auch alles ganz anders sein. Das wohlige, reichhaltige Bouquet spricht für den von mir jetzt einfach mal unterstellten Rebsortenmix, im Mund fiel er leider nach dem Buhl deutlich im Säurewert ab und wirkte laff. Doch nochmal solo nachprobieren.

III. Badet, Clement & Cie., Révelation 2008

Chardonnay und Viognier verpartnern sich in diesem Wein ganz köstlich. Durch den Fassausbau kommt eine leicht speckige Note dazu, die sich mit dem Duft aus Opas Zigarrenkiste vermengt. Im Mund kühlend, mittelgewichtig, mit einer etwas breiten, aber liebenswerten Säure.

IV. Bodegas Piedemonte Garnacha Rosado 2008

Rosé gekelterte Grenache aus Navarra. Erdbeerig, himbeerig, auch schokoladig. Trotz der klaren und allgegenwärtigen roten Aromatik hat man nicht den Eindruck, einen roten Wein im Mund zu haben, dafür ist er dann wieder zu frisch und leicht. Einen transsexuellen Eindruck machte der Wein auf mich aber auch nicht. Gut gelungener Balanceakt in einer immer wieder bespöttelten Kategorie.

V. Reichsrat von Buhl, Forster Pechstein Großes Gewächs 2008

Nach dem jüngsten GG-Performance-Check hatte dieser Pechstein nur wenige Pflichtaufgaben zu erfüllen. Aromatisch war alles da, was junger, ungestümer Pfalzriesling haben darf, Apfel, Melone, Aprikose und Pfirsich, sehr viel Schmiss und eine mitreissende Offenherzigkeit.

VI. Elena Walch, Beyond the Clouds 2007

Aus den Traminer Steillagen Castel Ringberg und Kastelaz stammen die Trauben für diesen eigenwilligen Wein. Chardonnay soll vorwiegend drin sein, aber auch Traminer und am Ende noch Sauvignon Blanc. Aber genaue Angaben fehlen leider. Sie hätten auch nichts an meinem Verdikt geändert: kein Wein, der mir geschmeckt hat. So filigran und einfallsreich wie eine Sonnenblume, so aromatisch wie Sonnenblumenöl. Von Säure keine Spur, dafür ein seltsam verlorenes Zuckerl. Vielleicht in fünf Jahren nochmal trinken, aber im Moment würde ich die Finger davon lassen.

Rot:

I. Château Citran 1996 Mise du Château de Preuilhé, en Magnum

Jedes Mal, wenn er auf den Tisch kommt, überrascht dieser Wein. Diesmal hatte ich mir als allerersten, sich mir sofort in der Nase auffälligen Ton getrockneten, mit Sesamöl eingepinselten und mild gesalzenem See-Lattich notiert, wegen der jodigen Note und weil er tatsächlich danach duftete – und ich bin ein großer Vertilger von getrocknetem, mit Sesamöl eingepinseltem und mild gesalzenem See-Lattich. Eine etwas scharfe Beerenfrucht kam noch dazu, wie ein Dessert aus Erdbeeren, Orangensaft und Pfefferkörnern. Obwohl ich nie ein Fan von Citran war, mit diesem Wein könnte ich es mir vorstellen.

II. Würtz-Weinmann Pinot-Noir 2005

Der Wärtz in rot, was ja gut passt. Knackig war er, die Runde rief sehr schnell und überwiegend "deutsch", vielleicht wegen dieser kühles Klima vermuten lassenden Knackigkeit, vielleicht wegen des für deutschen Spätburgunder typischen, hier aber nicht stereotypischen Charakters von Einmachobst und einer freundlich-warmen Waldboden- oder Humusnote. Verhaltene Kraft und einen süsslichen, entfernt an Weihrauch erinnernden Abgang hatte er ausserdem.

III. August Kesseler, Assmannshäuser Höllenberg Pinot-Noir 1990

Erdig, waldbodig und pilzig duftete dieser Wein. Mit Luft wuchsen die ersten roten Beeren aus dem Glas und lieferten sich einen Wettlauf mit der nicht unbeträchtlichen Säure. Das griffige Tannin spielte daneben keine grosse Rolle, viel spannender war es, den beiden Komponente bei ihrer Entwicklung beizuwohnen. Fast muss man sagen, dass der Wein mit seinen nunmehr zwanzig Jahren noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen ist, so wandlungsfreudig wie er sich zeigte.

IV. Warrenmang Estate Grand Pyrenées 1998

Dieser Bordeaux-Blend passte so gut zum Fleisch, wie nur dasselbe Fleisch selbst noch einmal gepasst hätte. Brombeer und Cassis waren so selbstverständlich da, als wären sie meine direkten Tischnachbarn, dazu kam noch ein neuweltliches, etwas minziges Tannin, das dem Wein ein schlankes, raffiniertes Gewand lieh. So soll Wein zum Fleisch schmecken.

V. Grand Puy Lacoste 1997

Meiner Meinung nach Kork. Wirkte aber unabhängig davon als sei er noch gut beisammen.

VI. Torbreck Juveniles 2001

Über David Powells Weine kann man viel philosophieren. Man wird aber immer auf die Person zurückkommen, die diesen Wein macht. Und ein Stück seiner Persönlichkeit, mehr als nur eine persönliche Randnotiz, steckt in jedem seiner Weine. Holzfäller und Weinmacher, Grobe Kraft und kunstsinniger Feingeist, das sind einige der Stichworte zur Person, an die man sich erinnert, wenn man seine Weine trinkt. Dieser Juveniles kam leider nicht in Höchstform ins Glas, zeigte aber die typischen tiefdunklen, aus den Wäldern der schottischen Highlands stammenden Beerenaromen. Aus 60% Grenache und jeweils 20% Mourvédre/Mataro und Shiraz gekeltert, im Stahltank vinifiziert.

VII. Pikes Merlot 2000

Hier zeigte ein Wein ab der ersten Sekunde, was er kann. Dem Assmannshäuser in der Beziehung verwandt. Mich erinnerte der Wein zunächst an Thymian und medizinische Präparate, dann trat aus dem dichten Schleier langsam der fruchtige, beerige Charakter hervor. Von seiner Art her kühl, hatte der Wein ein durchaus hanseatisches Auftreten. Mit diesem Wein werden in Hamburg-Pöseldorf die künftigen Schwiegersöhne bewirtet, bevor es ans Heiraten geht.

VIII. Robert Groffier Chambertin Clos de Bèzes 1995

Das folgende Gewächs kam von Groffier, der zu den Spitzenwinzern der Region zählt. Ich wusste nicht recht, ob sich der Wein hauptsächlich gegenüber meinem Gaumen, oder seinem eigenen fortschreitenden Alter so angriffslustig zeigte. Die Bewegung tat ihm jedenfalls gut. Eine mürbe, etwas mehlige, nussige Art konnte er nicht verhehlen, verkaufte das aber sehr gut als Esskastanie. Die vereinigte sich ausgesprochen glücklich mit gewissen Kirsch- und Beerenaromen, umspielt, oder besser gesagt umlaufen von einer sehr agilen Säure, die wie ein Schäferhund die Herde an noch frischen Aromen hütete.

IX. Fox Creek Reserve 1998

Sehr viel getrocknete Sellerieschnipsel und Brühwürfel. Unter diesem Konzentrat eine sehr dicht ineinandergewobene Mischung aus allem, was man in der Küche verwenden kann und dunkel ist. Schokolade, Crema di Balsamico, schwarzer Pfeffer, Morcheln, Nelken. Nicht leixcht zu trinken.

X. Léoville Poyferré 1996

Starker Wein für starke Männer. Hat aber auch den Frauen geschmeckt, soweit ich das beobachten konnte. Denn überwiegend habe ich entweder ins Glas geschaut, oder die Augen beim Trinken geschlossen. Nach kurzer Aufwärmphase schiessen saftige Frucht, seidenweiches, reifes Tannin und eine beides sehr dezent umklammernde Mineralität aus dem Glas. Rund und gut, ein Wein, für den man sich ohne falsche Scham prostituieren darf.

Schließer:

I. Horst Sauer, Escherndorfer Lump Riesling Auslese 2009 Fassprobe

Einen guten Riesling hat der Horst Sauer da ins Glas gebracht. Genauso topfit, wie er selbst. Nun bin ich kein großer Kenner der Frankenrieslinge und schon gar keiner der edelsüssen Frankenrieslinge. Das mag erklären, warum mir der Wein so schwer identifizierbar vorkam. Trotz vorhandener, junger, leider noch arg hefiger Frucht wirkte der reichlich massige Wein gebremst und nicht ganz balanicert. Ich hoffe, das renkt sich demnächst ein.

II. Dr. Crusius, Schlossböckelheimer Felsenberg Riesling Auslese 2008

Altersbedingt eine ganze Stufe weiter war der Riesling von Crusius. Quietschlebendig, mit einem pumucklhaften Übermut und Lust an der Komplementärfarbe. Grüne Aromen von Apfel, Kiwi und Stachelbeere standen knallroten Aromen von Johannisbeere und Cranberry gegenüber. Dazu kam Mirabelle, gelbe Pflaumen nicht zu vergessen. Also letztlich genau die Hausfarben vom bayrischen Kobold. Feiner Wein!

III. Fox Creek Vixen Sparkling Shiraz

Schoko und Kirsche in prickelnd. Wenn man ganz genau auf seine Geschmacksknospen horcht, hört man auch, wie sie "grüne Paprika" oder "ladybird taint" rufen. Darüber bin ich mir selbst nicht ganz sicher, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, das vernommen zu haben. Schliesslich passt es sogar ganz gut zu diesem in Deutschland völlig exotischen Wein.


Champagnetour Herbst 2009

Champagnetour, Herbst 2009

I. V. Delagarde/Yves Delozanne

Hier ist mittlerweile eine neue Generation am Werk, der Champagner schmeckt aber nach wie vor. Typisch für Delozanne ist die robuste, bäuerisch daherkommende Art, hinter der sich aber wesentlich mehr verbirgt. Nicht nur einmal habe ich Delozannes Champagner als reifefähig, mit langer, jugendlicher Frische und auf hohem Niveau erlebt.

1. Cuvée Nouvelle Generation

Die Visitenkarte der nächsten Generation. Bleibt dem Hausstil treu, etwas robuste Nase, kernige Äpfel von der Streuobstwiese, Mandeln. Im Mund auch robust, kühl, nicht besonders viel Säure.

2. Cuvée Exception

Darauf war ich sehr gespannt, denn die letzte Cuvée Exception hat mir sehr viel Freude bereitet, war aber schon gereift. Diese also jetzt ganz frisch und aus dem Glas quoll ein Noisettespektakel vom Allerfeinsten. Haselnuss, Mandeln und Marzipan, am Gaumen hatte ich kurz einen etwas störenden, metallisch-alkoholischen Eindruck, der aber schnell verschwand. Ein Champagner, der stark entwickelte Nussaromen hat, hat die entweder, weil das Traubenmaterial und ergo die Natur es eben so will, oder er ist allzu oxidativ ausgebaut und wird nicht sehr alt. Bei diesem Champagner waren die Nüsse aber so frisch, so jung und geschmackvoll, dass ich gegen Oxidation tippe und ihm eine im besten Sinne interessante und lange, komplexe Reifung prophezeie, auf die ich sehr gespannt bin.

II. Bernard Housset

Dieser Winzer ist so etwas wie der Problembär im Dorf. Sehr verschlossen und mürrisch, anfangs auch abweisend und beinahe feindselig, taute er mit der Zeit etwas auf und zeigte uns seinen Keller. Zu dem gelangt man nur, wenn man sich nicht vom im Hof angeleinten extrem aggressiv bellenden Kampfhund abschrecken lässt und ins Wohnhaus eingelassen wird. Dort befindet sich am Ende eines schmalen Ganges eine Art Abstellraum voller Putzmittel, die erst weggeräumt werden müssen, bevor eine Aufzugtür sichtbar wird. Über diesen Aufzug gelangt man also in den ziemlich unordentlichen und ungepflegten Keller, in dem allerlei unetikettierte Flaschen ihres Schicksals harren. Da der Winzer einen unorganisierten Eindruck erweckt und überhaupt keinen Schimmer davon hat, was nun wo steht, liegt oder hingeschleudert ist, erweist sich die Verkostung und der Einkauf bei ihm als schwieriges Unterfangen. So dauerte es bequem eine Dreiviertelstunde, bis die paar Flaschen Blanc de Blancs und Rosé aufgefunden und von Hand etikettiert waren. Unfassbar, dass der Winzer im Jahr knapp 80000 Flaschen von seinen 7,5 ha erzeugt.

1. Blanc de Blancs, dég. 2004

Chardonnay mit exotischem Duft, sehr sauber und klar, mit etwas frischgeschlagener Schlagsahne. Auch im Mund sahn ige Textur, dabei kühle Stilistik und auf breiter Front stabile, ziemlich dominante Säure. Auf undefinierbare Weise mineralisch, fruchtarm, aber trotzdem mittellang.

III. J. & J. Berat

Im malerischen Örtchen Boursault, mit Blick auf das märchenhafte Schloss der Veuve Clicquot und über das Marnetal liegt das Haus Berat; 12 ha in Boursault und Oeuilly, 30 CH, 40 PM und 30 PN.

1. Special Cuvée, 60 PN, 20 PM, 20 CH, 10% neues Holz, das wiederum jedes Jahr zu 1/3 erneuert wird

Ordentlicher, etwas diffuser, fruchtiger Duft, bonboniger Charakter von kalter Gärführung; auch im Mund ein ordentlicher, fruchtiger Charakter, mittlere Säure und eine angenehme Länge. Für die Freunde parfumierter Boudoirchampagner.

2. Rosé, 90 CH, 10 PN Côteaux Champenois

Rosé, der ins Orangefarbene spielt, blumig, bonbonig, fruchtig, filigraner und definierter als die Special Cuvée.

IV. Eric Isselée

Hier war ich nur kurz, obwohl der traumhafte Blick vom Gut über die direkt im Vorgarten beginnenden Grand Cru Weinberge von Cramant zum Verweilen einlädt.

1. Cuvée Romane Rosé, 90 CH, 10 PN Côteaux Champenois

Beeindruckender Duft von Erdbeeren und Himbeerem, kaum zu glauben, dass das nur 10% Pinot Noir sein sollen. Im Mund dann klarer Blanc de Blancs Charakter, viel frische Säure und ein vom Pinot um weinige, reife Aromen angereicherter warmer Apfelkuchen.

2. Cuvée Clément, Blanc de Blancs Grand Cru. Vieilles Vignes, Fût de Chêne

Wie aus dem Block gestanzte Mineralität und kröftige, an ein mit Cognac ausgespültes Glas erinnernde Holznoten. Im Mund kräftig, aber mit etwas zu wenig Fruchtfleisch.

V. Nominé-Rénard

Gepflegtes, modernes Haus im Bereich der Côte de Sézanne, das Wert auf traubennahe Aromen legt und deshalb komplett auf Holz verzichtet. Dosage liegt immer um 10 g/l und damit ziemlich hoch..

1. Brut Nominé-Rénard

Mein Lieblingschampagner von diesem Erzeuger, trinkt sich wie Sprite.

2. Cuvée de Reserve Blanc de Blancs

Eigentlich ein Champagner aus 80 CH und 20 PN, aber der auf Jahrgangsbasis des 2006er erzeugte Reserve ist ein Blanc de Blancs. Untypische Säurearmut und eine zumindest mich irritierende Saftigkeit, der Champagner wirkt nicht wie abgestanden, aber als hätte er vergessen, zu Prickeln.

3. Special Club Millésime 2002

Leichter, feiner, auch kreidiger Duft, weiße Blüten, im Mund auch wieder leichtgewichtig, mit kreidiger Mineralität und gefälliger Frucht.