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Tag Archives: malo

Kleine Champagnerprobe auf Schloss Westerholt

I. Flight
Pierre Peters Perle de Mesnil Blanc de Blancs Grand Cru NV
150000 Fl. p.a.
Liebling der französischen Sternegastronomie. Viel Le-Mesnil-Säure, mit Frucht und Malo abgedämpft. Champagner für Feingeister.

Yves Delozanne Cuvée d’Exception NV (1997)
60000 Fl. p.a.
Je 1/3 PN, CH, PM
Archetypischer Vallée de la Marne Champagner. Mürbe, biscuitig, sehr ausgewogen und schon gut reif, solo besser als mit Begleitung; sympathischer, etwas rustikaler Stil nach Art der Pfalzrieslinge

II. Flight
Michel Gonet Blanc de Blancs Grand Cru 1998, btl. no. 3801
300000 Fl. p.a.
handbemalt
Klassischer Avizechampagner mit einer Perlenkette freundlicher Aromen, von Weissdorn über Nashibirne, Ananas, Weinbergpfirsich hin zu Mandarine, Nektarine und einem Mineralrückgrat, das den Champagner immer aufrecht stehen lässt.

André Clouet Un Jour de 1911 Blanc de Noirs Grand Cru, btl. no. 800, degorgiert am 27. Feb. 2007
65000 Fl. p.a.
25% 1997, 50% 1996, 25% 1995
Grosser Champagner nach Art der Grossväter. Ein Abgrund von Pinot Noir: Erotik im Glas, würzig, weinig, warm, fast schwül, ein richiger Burlesque-Champagner.

III. Flight
Bernard Hatté Rosé NV
40000 Fl. p.a.
100% PN
Winzerrosé aus der östlichen Montagne, Verzenay Grand Cru ist zusammen mit Ay und Ambonnay eines der mächtigsten Pinotterroirs der Champagne – und bernard Hatté macht das Beste draus, je nach Jahr mit Stahltank oder Holzfass, aber immer bis ins Letzte ausgeleuchtete Aromatik, präzise sitzende Säure und ein ruckelfreises Weinvergnügen zum kleinen Preis, leider auch nur in kleiner Menge

Larnaudie-Hirault Rosé Premier Cru NV
30000 Fl. p.a.
20% Rotweinzugabe
Winzerrosé von der westlichen Montagne, Premier Crus aus Trois Puits und Rilly-la-Montagne kommen in diesem Rosé zusammen. Gaumenschmeichler mit viel Rosenblättern, Zitrusschale, Kräuterwürze. Reiner Wein aus dem Stahltank, unverkitscht auf die Flasche gebracht.

IV. Flight
Tarlant Brut Zéro Rosé NV, degorgiert Juni 2006
100000 Fl. p.a.
15% PN, 85% CH
holzfassausgebaut, Rotweinzugabe
Parkers Liebling mit einem innovativen Geschoss. Dass die Tarlants schon seit 50 Jahren mit Extra-Brut hantieren, weiss fast keiner. Deshalb staunt alle Welt immer über diese aus dem Handgelenk geschüttelten Cuvées von Jean-Mary und Benoit Tarlant. Aber diese mühelose entfachte Fruchtexplosion verdankt sich nicht dem Zufall, sondern langer Erfahrung und harter Verkostungsarbeit.

Taittinger Comtes de Champagne Rosé 1997
4,7 Mio. Fl. p.a.
70% PN, 30% CH
Maischekontakt
Der alte Adel unter den grossen Rosés und einer der besten Prestigerosés überhaupt. Trinkt sich hervorragend und kostet im Gegensatz zu den edelrosés der anderen Grosskopfeten nicht die Welt. Taittingertypische Eleganz, sportliche Sehnigkeit, der perfekte Triathlet: gut aussehen, gut duften, gut schmecken.

V. Flight
Regis Fliniaux Cuvée des Signataires NV
20000 Fl. p.a.
50% PN, 50% CH
holzfassausgebaut
Das Genie aus Ay, leider ständig ausverkauft, aber wenn man Regis mal vor dem ersten Hahnenschrei in seiner Heimstätte beim Dégorgieren (alles von Hand!) überrascht, dann darf man auch ein paar Flaschen mitnehmen. Die Signataires sind ein Wahnsinn aus Kirsche, Banane, Ananas, Mango, Passionsfrucht, mit spritziger Säure und gutem Kehlenprofil.

2003 by Bollinger
1,3 Mio. Fl. p.a.
70% PN, 30% CH
holzfassausgebaut
Hommage an ein desaströses Jahr. Einer der merkwürdigsten Champagner der letzten Jahre, hing zuerst wie ein toter Wellensittich im Glas, entwickelt sich aber seit etwa einem jahr immer besser und rollt unaufhaltsam auf seinen wahrscheinlich recht baldigen Reifehöhepunkt zu. Kaffee, Toffee, viel Apfel, wenig Säure, Mürbeteig, mineralisch-jodige Noten. Sicher nicht für jeden ein Genuss, aber auf jeden Fall eine Besonderheit.

VI. Flight
Moet et Chandon – Dom Pérignon 1998
26 Mio. Fl. p.a.
50% PN, 50% CH
Der Mönch und die Mode – von Lagerfeld aufwendig in Szene gesetzt und von den Stars und Sternchen weltweit mehr oder minder besinnungslos weggeschlürft. Dabei verdient dieser Champagner und dieser Jahrgang eine genauere Betrachtung und eingehendere Würdigung; sicher: als überragend werden 98, 99, 00, 01 nicht in die Geschichte der Champagne eingehen – aber das gilt auch für 1987, 1995 und 1997. Und aus diesen Jahren gibt es sensationelle Champagner. Das wiederum zeigt: der Könner im Keller kann was draus machen. Beim Dom hat es geklappt. Kein Dom vom Kaliber eines 90 oder 96, aber einer mit einem eigenständigen, bodennahen Profil, fast ein wenig back to the roots. Mineralisch, sehr viel Toast, Kräuter, die typisch dommige Leichtigkeit und die ständige Verwandlung und weiterentwicklung im Glas machen aus diesem Champagner dann doch noch einen würdigen Dom.

Gosset Celebris 1998
900000Fl. p.a.
36% PN, 64% CH
kein BSA; Holzfassausbau
Champagner vom ältesten Weinhaus der Champagne. Völlig anders als der durchgeistigte Mönch. Von Anfang an präsent, mit starker Stimme, starken Aromen, starker Säure, von allem etwas, ohne dass man das Gefühl des non multa sed multum bekommt. Starke performance dieses etwas aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerutschten Hauses.

Querschnittsprobe ‘kleiner’ Champagner

I. Champagne Brice, Bouzy

Das Haus verzichtet auf biologischen Säureabbau und dosiert seine Champagner mit 7,46g/l also recht knapp. Die Grand Crus bleiben drei Jahre im Keller, bevr sie degorgiert werden. Monsieur Brice war zu einem Drittel Inhaber von Barancourt, bis das Haus 1994 von Vranken-Pommery übernommen wurde.

1. Blanc de Blancs Premier Cru

Dieser BdB ist aus Chardonnays von fünf Crus der Côte des Blancs komponiert, überwiegend aus den Ortschaften die für ihre zugänglichen, fruchtigen Weine bekannt sind, so etwa Chouilly und Oiry, es ist aber auch etwas Cramant dabei. Dementsprechend ordentlich, aber nicht umwerfend schmeckt er dann auch.

2. Cramant Grand Cru

Der erste Champagner aus der Terroir-Serie des Hauses. Zu 80% 2005er, Reserveweine aus 2004 und 2003. Kräftig, zupackend, mineralisch und sehr geradlinig, was sich bei den anderen Champagnern der Serie fortsetzt. Man hat den Eindruck, Gutes geboten zu bekommen, aber es fehlen die sympathischen und begeisternden Details.

3. Verzenay Grand Cru

Hier 75% Pinot Noir, Rest Chardonnay. Ziemlich kräftiger Champagner, der trotzdem etwas eng gebaut wirkt, mineralisch und sauber, aber nicht betörend – schade für einen Grand Cru Ort, der so feinfühlige, verführerische Pinots hervorbringen kann, wie nur wenige andere Crus in der Champagne

4. Bouzy Grand Cru

Dieser Champagner mit 80% Pinot Noir, Rest Chardonnay ist von ziemlich typischer Art für Bouzy, anfangs brotig und hefig, dann eingekochtes Obst, fruchtfleischig, nicht besonders elegant, auch nicht besonders weit

5. Ay Grand Cru

Am besten gefallen hat mir der Ay Grand Cru, 90% Pinot Noir, 10% Chardonnay, nach dem Öffnen erst etwas schweflig, dann Übergang in röstige Noten, im Mund sehr fruchtig, ausgewogen, mit Steinobst, glatt und gut kehlengängig, aber leider insgesamt auch nicht besonders herausragend

6. Millésimé 2002

75% Pinot Noir aus Bouzy, 25% Chardonnay aus Cramant, also beste Voraussetzungen und Brice macht was draus. Warm, alter Apfel, ohne oxidativ zu wirken. Leicht, elegant, jahrgangstypisch, feine, durchgängige Säure

7. Rosé

In starken Jahren mit 6% Bouzy Rouge, sonst nach der Saignée-Methode. Gut, sauber, etwas einfach.

II. Champagne Francois Lecompte, Rilly-La-Montagne

Sympathischer Winzer, der Rebflächen ausschließlich im Premier Cru Rilly-la-Montagne besitzt.

1. Cuvée Céleste

Holzfassausgebaute Cuvée aus 50% Chardonnay, 30% Pinot Noir und 20% Pinot Meunier, wirkt leicht angeräuchert, aber noch sauber, bei 8-9 g/l Dosage immer noch etwas süsslich

2. Brut Blanc Millésimé 2003

Champagner aus 40% Chardonnay und jeweils 30% Pinot Noir und Pinot Meunier. Saftig, vollmundig, auf die Dauer etwas einfach, für einen 2003er aber ganz gut.

3. Brut Rosé

Leichter, mild buttriger Champagner, der eher mädchenhaft als feminin wirkt

III. Champagne Gabriel Pagin Fils, Avenay Val d’Or

Ampelos-Winzer, der seine knapp 10ha im Premier Cru Avenay Val d’Or naturnah bewirtschaftet, Grundweine werden spontan vergoren und gären bequem sieben bis acht Monate, bis sie fertig sind.

1. Carte d’Or

Blanc de Noirs, Premier Cru, sehr trocken, erst Hundefellnase, im Mund dann herbe, kräftige Säure, mineralisch, durchweg dominante Zitrusnoten

2. Grande Réserve

Premier Cru aus ~66% Chardonnay, ~33% Pinot Noir, mit 7g/l dosiert, kräftige Säure, sauber, aber eng, lang aber wenig Abwechslung

3. Roger Gabriel Millésimé 2000

Premier Cru aus 50/50 Chardonnay/Pinot-Noir. Zwischen 5-7 g/l dosiert, reif, buttrig, auch gerbstoffig, wiederum sehr lange, zitronig-limettige Säure

4. Rosé Saignée

Verführerisch mit Marzipan, Mandel, Marillenkernöl in der Nase, am Gaumen dann rund, mürbe, fruchtig, balanciert, gut.

IV. Champagne Jean Moutardier, Le Breuil

Alte Familie aus der Vallée du Surmelin. Meunier-Spezialisten, die zusammen mit den Genossenschaftlern von Leuvrigny (wo Krug seine Meuniers besorgt) als die besten Erzeuger von Meunier gelten.

1. Carte d’Or

85% Pinot Meunier, 15% Chardonnay. Goldfarben, einfache, ehrliche, saubere Frucht, eher oxidativer Stil, ziemlich viel Apfel.

2. Millésimé 2002

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Zeigt schöne Anlagen mit Butterscotch und Toffee, die ganze Palette an Quality Street Candy, leider etwas kurz.

3. Rosé Prestige

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Pappkartonnase, dann öffnet sich eine ansprechend fruchtige Nase, rotfruchtig, Apfel-Acerola-Mix, am Ende etwas verwässert.

V. Champagne Michel Gonet, Avize

Mit 40 ha ziemlich großer Winzer aus Avize. Am interessantesten sind seine Jahrgangschampagner aus guten Jahren.

1. Blanc de Blancs Grand Cru

Apfel, Calvados, herber Viez, wirkt dadurch etwas dirty.

2. Blanc de Blancs Grand Cru 2002

Leicht, fein, elegant, Apfel und Kirscharomen. Sehr präsent und druckvoll am Gaumen, ein sehr gut gelungenes Exemplar für diesen großartigen Jahrgang

3. Prestige Blanc de Blancs Grand Cru 2001

Mit 4-5 g/l schmal dosiert, wirkt sehr reif, für mich eine Spur zu reif. Auch hier vollmundig, crèmig, dabei sehr apfelig, aber eben nicht knackfrisch, sondern schon etwas mehlig.

4. Blanc de Blancs Grand Cru 1998

Hier sogar nur 3 g/l Dosage. Reif, vollmundig, erstaunlich frisch für 1998, für mich zusammen mit dem 2002er der beste aus dem Gonet-Portfolio

5. Brut Rosé

100% Pinot Noir, dünne, brotige Nase, nicht so doll.

VI. Champagne Philippe Gamet, Mardeuil

Kleiner Winzer, der im Marnetal knapp 8,6 ha Reben stehen hat, hauptsächlich in Mardeuil, Damery und Fleury-la-Rivière

1. Brut Séléction

40% Pinot Noir, 60% Pinot Meunier, zunächst eine etwas irritierende Chlornase, die ich aber oft bei kleinen Winzern erlebt habe. Bestenfalls fällt die wieder zurück ins Glied, übeöstenfalls bleibt sie dominant. Hier ließ sie sich zum Glück schnell von reifen Birnen und Clavados verdrängen, im Mund dann bei einer Dosage von 10 g/l recht süß.

2. Cuvée 5000 Brut

Philippe Gamet hat nicht sehr viel Chardonnay, sondern fast nur Pinot. Das, was er an Chardonnay hat, geht vollständig in diese Cuvée, die zu jeweils einem Drittel aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier besteht. Basis ist der 2005er jahrgang, Reserveweine stammen aus 2004. Wieder 10 g/l Dosage. Starke Apfel-Birnenaromatik, knackig, gesund, kernig, fruchtig, sehr ansprechend gemacht und von ordentlicher Länge.

3. Brut Rosé

Kirsch-Bananenaromen. Auch etwas Gerbstoffig, vergleichbar mit den Fäden von der Bananenschale, gut gemachter, ambitionierter, aber nicht herausragender Rosé. Gehört aber schon zu den besseren Exemplaren und macht gut gekühlt einen überzeugenden Eindruck, trotz oder wegen der 12 g/l Dosagezucker. Für Freunde sehr fruchtiger, expressiver Aromen besonders empfehlenswert.

4. Millésimé 2004

Wieder 10 g/l, ausgeprägte Cognacnase, schwer, weinig, reif, trotzdem nicht oxidativ. Erinnert beim ersten flüchtigen Reinriechen an einen etwas schwächeren Salon. Gut, aber zu kurz.

VII. Champagne Soutiran, Ambonnay

Winzer aus dem Grand Cru Ambonnay.

1. Cuvée Alexandre Premier Cru

40% Pinot Noir, 40% Chardonnay, 20% Pinot Meunier, 20% Reserveweine. Etwas einfacher, metallischer Champagner mit Honigmelonenaromen. Als Standardbrut und erst recht für einen Premier Cru etwas zu schwach.

2. Grand Cru

60% Pinot Noir, 40% Chardonnay. Weiße Blüten, Geißblatt und Birnen, kröftig mit einem hinüberkippen ins Herbe. Meiner Meinung nach wäre der Champagner als reiner Pinot Grand Cru ähnlich der Perle Noire besser positioniert.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

Sehr fordernder Champagner, überraschend harte, kompromisslose Säure, exotische, sehr schön drapierte Frucht, insofern typisch für die in letzter Zeit immer wieder kreierten Blanc de Blancs aus – eigentlich – reinen Pinot Grand Crus.

4. Perle Noire Grand Cru

Fleischig, Aromen von verkochtem Rindfleisch, herb, schwieriger Champagner, günstigstenfalls mit Potential, kenne ich besser.

5. Grand Cru 2003

Weich, mürbe, wie ein sehr langsam und tief fliegendes Propellerflugzeug. Strahlt eine gewisse langweilige Zuverlässigkeit aus. Erinnert entfernt an den 2003 by Bollinger.

6. Grand Cru Rosé

Sehr untypischer 100% Pinot Noir. Könnte genausogut ein Cabernet Franc sein. Dunkel, schokoladig, gerbstoffig, dicht, gleichzeitig etwas merkwürdig und ohne besonders stark ausgeprägten Champagnercharakter. Wirkt eher wie ein Stillwein.

VIII. Champagne Tribaut-Schloesser

Auch eines der Höuser mit deutschen Wurzeln, Herr Schlösser kam aus Augsburg.

1. Brut Tradition

Hell und klar. Brotig, hefig, danach gekochtes Fleisch, erinnert in Geruch und Geschmack an naturtrübes Kellerbier.

2. Blanc de Blancs

Einfacher, fruchtiger, leicht crèmiger Champagner, wirkt austauschbar auf niedrigem Niveau.

3. Blanc de Noirs Millésimé 2002

Wieder eine Nase, die von gekochtem Rind, Fondue und Biskin geprägt wird. Im Mund dagegen erstaunlich sauber, sogar mit angenehmer und gesund wirkender Säure. Wegen der starken Buttrigkeit trotzdem Verdacht auf übertriebene Malo.

4. Blanc de Blancs Cuvée Réné

Aus dem großen Holzfass. Mild, etwas unsauberer Bierhefeton. Im Mund einigermaßen frisch, aber nicht sehr ansprechend.

5. Blanc de Noirs L’Authentique, avec ficelage

Sauber, herb, frisch, leicht mineralisch. Gelungener Champagner.

Besuch bei Laherte, Lunch im Château de Boursault und Abendessen bei Jacky Charpentier

Laherte Frères

Laherte verwendet seit 2004/2005 Mytikkorken und weist auf die dadurch verlangsamte, reduktive Reifung hin. Beim Fassausbau geht es ihm um Oxigenisierung, nicht Oxidation, d.h. ungesteuerten, minimalen Sauerstoffeintritt durch die Poren im Fass, nicht aber Vernichtung der Aromatik durch ungezügelten Sauerstoffkontakt. Fassweine machen bei ihm im Gegensatz zu den tankausgebauten Weinen keine Malo mit.

Vins Clairs

I. Chardonnay aus der Lage Les Crayons, 2009

Harte Säure und Mineralität. Wie das Stahlbetongerippe eines Bankentowers.

II. Chardonnay vom Lehmboden, 2009

Jodig, salzig, im Mund anfangs leichtgewichtig, dann eine ziemlich dicht gewirkte Struktur.

III. Chardonnay aus der Lage Les Guichettes, 2009, ausgebaut in einem Fass von der Tonnellerie Francois Frères, Burgund

Burgundische, montrachetähnliche Nase, mildes Holz, hier sitzt das fett an den richtigen Stellen, gute Struktur, mittlere Säure

IV. Chardonnay aus der Lage Les Guichettes, 2009, ausgebaut in einem Fass von der Tonnellerie de Champagne

Röstig, Kaffeenoten, Feuerstein, im Vergleich mit dem identischen Wein aus dem Burgunderholz entwickelt sich hier eher eine Cahblisstilistik. Sehr lehrreiche Sache!

V. Pinot-Noir vom argilo-silex, 2009

Damenhafter, pudriger Duft, mostig und mit einem Aroma von angetrockneten Gojibeeren, sehr langer Nachhall.

VI. Pinot Meunier vom Lehmboden, 2009

Reife, etwas mollige, fruchtige und warme, auch parfumiert wirkende Art, im Mund anfangs schlank, später mit einer kräftigen Vitamin-C-Säure.

VII. Pinot Meunier vom Kreideboden, alte reben, gepflanzt 1047 bis 1964, 2009

Der Meunier stammt von einem klassischen Chardonnayboden und wurde dort nur gepflanzt, weil er mit den dort oft auftretenden Spätfrösten gut klarkommt. Weniger parfumiert, als VI, klar hervortetende Banane, Birne und Klebstoffnoten, erst sehr spät taucht etwas verhaltene Säure auf.

VIII. Alle sieben Champagner-Rebsorten aus einer gemischten Parzelle, 2009,

Frucht, Klebstoff, milde Säure und eine pappiger, klebriger Belag am Gaumen. Kein schönes Weinerlebnis.

IX. Alle sieben Champagner-Rebsorten aus einer gemischten Parzelle, Soleraverfahren mit den Jahrgängen 2008 – 2005

Pures Bananenmus, viel Burgunderaromatik, heisse Butter und schlanke Säure. Könnte man so schon trinken.

X. Pinot-Noir + Pinot Meunier mit leichter Malo, 2008

Apfel, herber Viez, auch sehr viel Birne, Nashibirne, später Banane, Butter und Toffee, bei mittelschwerer Säure.

XI. Chardonnay, 2008, ohne Malo

Zurückhaltend und leicht muffige Spontinote; sonst nur noch kräftige Säure.

XII. 80 PM + 20 PN, 2009 rot vinifiziert

In der Nase Roter Apfel und Graphit, am Gaumen Pektin und Bleistift, erdig, gekräutert, leicht säuerlich. Wie ein noch junger, einfacher, ehrlicher Bourgogne Pinot-Noir.

XIII. 75 PM, 25 PN, rot vinifizierter Stillwein, 2009

Fruchtig, mit Graphit und leichten Tanninen am Gaumen, etwas mehlig. Wirkt sehr “deutsch”.

XIV. Rosé Saignée de Meuniers, 2008, als Stillwein, 12-stündige Mazeration, ohne Malo

Kräftiges, sehr rotes Rosé. Etwas holziger Geschmack mit Spontinoten und viel Säure. Am Gaumen hervorstechendes Tannin und eine leichte alkoholische Schärfe.

Die Champagner:

XV. Rosé Saignée des Meuniers, 2008, schäumend (Tirage: April 2008, noch nicht im Handel), ohne Malo, gerade erst à la volée dégorgiert

Derselbe Wein, wie XIV. im Babystadium der Flaschengärung. Daher schon etwas eleganter, abgerundeter, aber immer noch etwas schwerfällig und von sehr dichter, schwer aufzudröselnder Aromatik.

XVI. Rosé Saignée de Meuniers, Jg. 2007, non dosé, wird ohne Jahrgangsangabe verkauft, ohne Malo

Kräftiges Rot, viel Mineralität, dichtgepackte Frucht mit Wildkirsche, Kirschwasser und Eau de Vie de Quetsch. Im Mund noch sehr sparsame Aromatik und eher hitzig-alkoholisch.

XVII. Rosé Saignée de Meuniers, Jg. 2006, non dosé, dég. Feb. 2009, wird ohne Jahrgangsangabe verkauft, kommt ab Feb. 2010 in den Handel

Auch sehr kräftiges rotes Rosé, das sich in Richtung Kupfer entwickelt. Leichtfruchtige Nase mit Reispapier, Weichselkirsche und Quittenmus, im Mund ebenfalls schon mehr Frucht und weniger alkoholische Wirkung. Mein Liebling unter den Rosés von Laherte.

XVIII. Rosé Saignée de Meuniers, Jg. 2005, Einzellage Les Beaudiers, alte Reben, dosiert mit 5 g/l, wird ohne Jahrgangsangabe verkauft, ohne Malo

Helles Kupfer, schon eine sehr entwickelte, sanfte Fruchtnase mit blumigen Anklängen. Im Mund schon weich und etwas müde. Für mich eine Frage des Rebenalters.

XIX. Rosé Tradition, Jahrgangsbasis mit 60% 2006, 40% 2005, hoher Anteil PM, geringer Anteil PN, 10 % Chardonnay; 12% roter Stillwein aus Pinot Meunier, dosiert mit 5 g/l

Einfacher Winzerrosé, der mehr Mineralität und wenig Frucht mit sich bringt. Passt zu Laherte, da kein Massengeschmackchampagner, aber leider auch kein unbeschwertes Trinkvergnügen.

XX. Blanc de Blancs Brut Nature, 60% 2006, 40% 2005

Alkoholische Nase, Feigenschale, Reispapier, Haselnussspuren, im Mund mineralisch und hart aber fair, mit feinen Pilzaromen.

XXI. Blanc de Blancs, 60% 2006, 40% 2005, aber mit 5 g/l dosiert

Ähnliche Anlagen wie der XX., aber von gediegener, freundlicher Art, die zeigt, dass Brut Nature nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Wirkt am Ende leider etwas simpler, al XX.

XXII. Cuvée Les Clos Extra Brut, Cuvée aus allen sieben Champagner-Rebsorten (10% Fromenteau = Pinot Gris, 18% PM, 18% CH, 15% Petit Meslier, 8% Arbane, 15% Pionot-Noir, 17% Blanc Fumé = Pinot Blanc), Barriqueausbau als Solera, Batonnage, keine Malo, Basisjahrgang 2006, Reserve 2005, dég. 23. Dez. 2008

Komplexe, champagneruntypische Noten. Reif und fett, ziemlich kräftig, nussig, etwas Kokos; die leichte Räuchernote kommt wohl vom weißen Burgunder, der nicht umsonst auch als Blanc Fumé in der Champagne bekannt war; im Mund würzig und burgundig, kernige Säure mit einem Hauch von weissem, gemahlenem Pfeffer, aber auch Nektarine, Mandarine. Schmeckt am ehesten wie sehr guter Sekt.

XXIII. Vigne d’Autre Fois Mill. 2005, 100 PM, dég. 23. Dez. 2008, alte Reben (auf chardonnaygeeignetem, aber frostgefährdetem Kreideboden gepflanzt 1947 – 1964), mit 4 g/l dosiert, entspricht dem Stillwein VII

Dunkles Gelbgold, Papp- und Klebstoffnase, Geissblatt, Weissdorn, erfrischende Säure.

Empfang und Mittagessen auf Château de Boursault mit Daniel Lorson und Schlossherr Harald Fringhian

Das Château, das die Veuve Clicquot einst für ihre Enkelin errichten liess, wird von einem 40ha grossen Grundstück umfasst, davon sind ca. 22ha mit Rebstöcken bepflanzt, die auf dem Château vinifiziert werden.

XXIV. Variation von Bougères, dazu Pierre Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru

Dichter, mineralischer Apéro-Champagner mit etwas in Butter gebratenem Granny Smith.

XXV. Blätterteigkekse mit Innereienfüllung, dazu Château de Boursault Cuvée Prestige, 54 PN, 6 PM, 40 CH, dégorgiert am 24. Juni 2009

Milchschokoladennase, im Mund weich, dicht, schmeichelnd, von grosszügiger Art. Glatt, mittellang, sauber. Hat Potential

XXVI. Wachtelbrust und -flügel mit Lauchgemüse, Speck-Sahnesauce und Fleur de Sel Flocken, dazu Piper-Heidsieck Brut Vintage 2000

Typischer, rauchiger, von Kaffeenoten beeinflusster Stil, hier auch schon mit reifenoten, die mir allerdings etwas verfrüht vorkommen, indes nicht jahrgangsuntypisch sind. Ausgewogener Großes-Haus-Champagner, der sich gerade während eines längeren Essens schön entwickelt.

XXVII. Warme Feigenscheiben in halboffener Marzipan-Teigtasche mit Physalis, Himbeereis und gerösteten Mandelsplittern, dazu Mercier Rosé demi-sec

Rosé demi-sec ist sehr sehr selten. manche sagen auch: völlig überflüssig. Dennoch ist es nicht uninteressant diesen Champagner zu vinifizieren und auch zu probieren. Das bestgeeignete haus dafür ist wahrscheinlich Mercier, deren Programm dadurch schlüssig abgerundet wird und die ja auch ein Rosé-Champagner-Eis mit Mövenpick herstellen. Buttrig, Himbeere und Erdbeer-Sahnebonbon, ein Hauch Mineralität, Räuchernoten und Brotrinde. Mit den Feigen etwas überfordert, dafür gut zum Marzipanteig und zu den Früchten.

Jacky Charpentier, Villers-sous-Chatillon, praktisch direkt neben der Monumentalstatue von Kreuzzugspapst Urban II. (der, der auch auf den Etiketten von Emmerich Knoll steht)

Reserveweinprobe mit Jean-Marc Charpentier

XXVIII. Pinot Meunier 2008, 6 Monate Fuder

Fruchtige, alkoholschwache Nase, pudrig und wie mit Steinstaub angereichert. Im Mund lebhaft prickelnde, frische Säure, leicht, trotzdem mittellang.

XXIX. Pinot Noir 2008, 6 Monate Fuder

Kräftig, dicht, aromatischer und runder als der PM, weniger Steinstaub, dafür mehr Kreide. Feine Säure, elegant und weinig.

XXX. Chardonnay 2008, 6 Monate Fuder

Erinnerte an Rheinhessen-Riesling vom Rotliegenden, dabei sehr trocken und staubig, auch etwas metallisch, nur leicht kalkig. Im Mund dann wieder angenehm, rund und sehr säurearm, was ich ganz erstaunlich fand. Ein bisschen wie die helleren, weissen, grünlichen und gelben Gummibärchen. Konnte man schon trinken.

XXXI. 80 PM 20 PN, davon 70% 2008 und 30% 2006 und 2005, Ausbau im Fuder

Etwas Banane und Holz, im Mund sehr mild mit gut eingebundener Säure.

Champagnerprobe

XXXII. Brut Tradition, 50 PN, 50 PM, Basisjahrgang 2005, Reservewein aus 2004, dosiert mit 3 g/l

Machte den Eindruck eines Blanc de Blancs. Zitrusfruchtnase, Kräuter, Orangenricola (spätestens dann weiss man aber, dass man es mit einem Pinot aus der Vallée de la Marne zu tun hat), Geschmack wie Fertigtortenboden mit Dosenmandarinen und Sahne, Baiser, aber auch Toffee, mittellang.

XXXIII. Vintage 2002, 45 CH, 35 PN, 20 PM, dosiert mit 3 g/l

Kaum klassische Chardonnaytypizität und eine schon etwas fortgeschrittene Nase. Auch im Mund noch elegant, aber schon einige weiche, mürbe und mehlige Noten.

XXXIV. Blanc de Blancs, 30 – 35% Barrique

Stumpfe, etwas eckige Mineralität, wirkt herb. im Mund gibt es auch Steine statt Brot, Granit, Steinmehl, Zementstaub, wenig Säure, leichter, aber xerotischer Champagner.

Dinner bei und mit Jacky Charpentier

XXXV. Presswurst Krakauer Art im Blätterteig mit Specksauce auf einer Coteaux-Champenois-Basis, dazu Comte de Chevinot, Drittelmix, Basisjahrgang 2005

Pudrige, etwas holzige Winzerinterpretation des klassischen Drittelmixes, angenehme, saftige, von exotischem Früchtemix geprägte Art mit mittlerer Säure, die mit der kräftigen, salzigen Sauce schön harmoniert und auch gut zu der Wurstscheibe passte.

XXXVI. Spießchen mit Lachs, Jakobsmuscheln und Schweinebauch in grüner Sahnesauce, dazu Cuvée Prestige, 60 PN, 20 PM, 20 CH, Reservewein aus dem Barrique

Flache Nase, aber eine forsche Säure im Mund, die den Fisch fast etwas verblassen liess und mit ihrer eigenen Kräuteraromatik mit Apfel und Acerola grossartig zu der dicken, fetten Sauce passte.

XXXVII. Scheibchen vom Lämmchen, bleu, aussen warm – innen roh, in sauce nature mit verscheidenen Bohnen und überbackener Tomate, dazu Brut aus 80 PM, 20 PN

Kräuter, Weissdorn. Im Mund milde Säure und ein wenig Apfel. Guter Winzerstandard, der problemlos zum Lämmchen ging und sich auch mit der Tomate vertrug.

XXXVIII. Käse: reifer Maroille mit Salatbouquet und Salzvinaigrette, dazu Pinot Meunier Coteaux Champenois 2004

Erstaunlicher Stillwein, kühle Graphitnase mit Pflaumen, Brombeeren und Holunderbeeren, der auch gut aus dem Maconnais hätte stammen können. Sehr gelungene Kombination zu dem traditionellen Käse, der von aussen wie ein Langres aussah und wie eine Mischung aus reifem Brie, Munster und Handkäs schmeckte.

XXXIX. Kokos-Vanilleeis im Biscuitmantel mit osa Biscuit de Reims, Vanille-Sahnesauce und Kaffee-Toffee-Dominostein, dazu Rosé Prestige

Zurückhaltender, mineralischer Rosé, dem Traditionsrosé von Laherte nicht unähnlich. Wenig Dosage, etwas eng, zum Dessert schwierig, würde aber eine Nachverkostung lohnen.

XL. Cuvée Pierre-Henri, 100 PM aus dem Barrique von alten Reben (gepflanzt 1953), ohne Malo, ohne Filtration, Schönung, usw.

Röstig, Kaffeenoten, weinig, lebhafte Säure, erinnerte mich an eine sehr leichte, gereifte Cuvée des Enchanteleurs von Henriot oder an jungen Piper-Heidsieck Rare NV, nach dem Dessert aber etwas schwierig.

XLI. Brut 1990, Pinot Meunier, kleine Anteile Pinot-Noir und Chardonnay aus dem Fuder, dég. 1995,

Rund und reif, typischer Jahrgangsvertreter der gelungenen Art, hat sich blenden gut gehalten. Ganz milde Süssholznoten künden vom relativ hohen Flaschenalter, aber sonst immer noch ein Wein, der durch Ausgewogenheit, raffiniertes Spiel von Kräuteraromen, Zitrusfrüchten und warmen Croissants besticht. Lehrreich für alle, die der Vallée de la Marne und speziell der Meunier keine Reifemöglichkeiten zutrauen.

XLII. Brut 1995, ca. 50 Pinot Meunier, ca. 27 PN, ca. 23 CH, dég. 1998

Nase von Calvados, Cognac und Sheridan’s Coffee-Cream Liqueur. Crème brûlée. Im Mund auch leichtes Süssholz, aber vor allem griffige, sehr charmant gewordene Äpfelsäure und ein leicht trocknendes Tannin.

XLIII Brut 1996, ca. 50 PM, ca. 27 CH, ca. 23 PN, dég. April 2001

Verschlossenen, praktisch zugenagelte Nase. Sehr hoh, technisch wohl auch reife, aber noch viel zu junge Säure. Langläufer, toll in 20 Jahren und später.

XLIV. Brut 1997, ca. 50 PM, ca. 27 CH, ca. 23 PN, dég. Januar 2000

Im besten Sinne typischer 97er, Riesentrinkspass, Mokkanoten, sonst noch fast keine Reifenoten, im Mund genau richtig zwischen frisch und reif, etwas balsamisch, erinnert an Grafschafter Goldsaft oder Ahornsirup, Apfelscheiben mit tröpchenweise uraltem Aceto Balsamico Tradizionale di Modena, mit Milchschokolade und milbuttrigen Aromen.

Mittagessen bei Billecart-Salmon, Abendessen bei Ruinart

Besuch bei Billecart-Salmon

Vin Clairs, Probe, Jahrgang 2009

weiß vinifiziert:

I. Pinot-Meunier aus Charly-sur-Marne, Tankausbau, noch vor dem biologischen Säureabbau

Farbe von ziegelrotem Staub, wirkte in der Nase zunächst reif, jedoch mit flüchtiger Säure/Klebstoff. Dann Fruchtentwicklung, argûmes, Grapefruit. Im Mund irre sauer und auch etwas salzig. Wie die Basis für eine Zitronen-Pfeffer-Sauce.

II. Pinot-Noir aus Mareuil-sur-Ay, Tankausbau, Einzellage Les Traverses direkt südlich vom Clos St. Hilaire

Etwas helleres rotes Schimmern als beim PM, Apfel-, Birnen-, Bananennase. Weiße Blüten, wieder Klebstoff. Schlankere Säure, als der PM, im Mund eng, dicht, auch klebstoffig und etwas salzig.

III. Chardonnay aus Le Mesnil, Tankausbau

Runde, weiche Nase, Nashibirne, im Mund wenig Salz, viel Säure. Mineralisch, steinig und etwas scharf.

IV. Chardonnay aus Le Mesnil, Holzfassausbau

Heller, klarer Wein. In der Nase Vogelbeeren, Quittenmus, Holz, Akazienhonig, Passionsfrucht, ziemlich exotische Mischung. Im Mund sehr mineralisch, heftigere Aromenentfaltung aber auch etwas schlankere Säure als beim tankausgebauten Le Mesnil.

rot vinifiziert

V. Pinot-Noir aus dem lieu dit Valofroy am Clos des Goisses, noch vor dem biologischen Säureabbau

Schweflig, reduktiv, Nase wie kalter Eiersalat mit hellen Früchten wie Apfel oder Birne. Langsam entwickelt sich dann Erdbeere, im Mund schon ziemlich robust, bei mittlerer Struktur. Sanftes Prickeln. Elsässer Pinot-Stil.

VI. Pinot-Noir, Reservewein

Farbe und Nase wie ein Bourgogne-Epineuil. Warm, leicht holzig, seidig, etwas Silex, Kirschpaprika, wenig Tannin.

VII. Rouge de Reserve, Mix aus den Jahrgängen 2008 bis 2003

Gegenüber dem 2009er PN de Reserve mehr Erdbeere, stärker entwickelte rote Früchte und etwas mehr Komplexität, sonst ebenfalls leicht und frisch, kaum Tannin.

Die Champagner:

VIII. Rosé NV ohne Dosage aus der Tirage 2008 (wird erst Mitte 2010 mit ca. 9g/l Dosage in den Handel gelangen), 40 CH, 30 PN, davon 7% Stillwein, 30 PM

Helles Rot, Weinbergpfirsich, Pfirsich, Walderdbeeren, Himbeeren, dabei eine sehr präsente Säure am gaumen, auch etwas Tannin merkt man. Noch nicht ganz reif, etwas alkoholisch und wild.

IX. Rosé NV aus der Tirage 2007, dégorgiert Juni 2009, 9 g/l Dosage,

Weicher als VIII., mehr Erdberr-Sahne-Bonbon, auch Weinbergpfirsich und Pfirsich-Maracuja-Joghurt, aber nicht säurearm. Außerdem Zitronenmelisse und Minzblatt.

X. Elisabeth Salmon 2000, wie alle Elisabeths 50 CH/50 PN, 10% Holzfassanteil, 10 g/l Dosage, der zugegebene Stillwein stammt aus Valofroy.

Zunächst Schwefel, heisser Backstein, auch Salz und mineralische Töne. Dann Sahne und ein sehr langsames entblättern bis auf die feinste Spitzenunterwäsche. Ein erotischer Champagner, der nicht mit nackter Haut, sondern durch das Spiel mit den verdeckten Reizen punktet. Sportlicher, jugendlicher Körper. Ideal dazu die Erdbeersuppe, die im Crayères extra zu diesem Champagner kreiert wurde.

XI. Elisabeth Salmon 1998

Reifer, griffiger, wollüstiger als die 2000er Elisabeth, aber immer noch von damenhafter Zurückhaltung gekennzeichnet. Dichte, vollmundige und kräftige Beerenaromen, kandierte Zitrusfrüchte, gelierter Konfekt und gesalzene Mandeln. Eher der Typ angehendes Rubensweib.

XII. Elisabeth Salmon 1996

Reduktive, feuersteinige Nase und eine milde Note von gerösteter Brotrinde, Toast und sehr wenig Frucht. Erst mit Luft kommen Früchtebrot, Honig, Rosinen, braune Butter zum Vorschein. Wild, aber weiblich, amazoniger Champagner mit viel Säure. Im Übergangsstadium zur ersten großen Reifephase mit sich ankündigenden Pilzaromen. Ganz ohne Zuckerschwänzchen.

Mittagessen bei Billecart-Salmon

XIII. Gougères und Blanc de Blancs Grand Cru NV aus überwiegend Avize, Rest ist Chouilly, Cramant, Le Mesnil, Basisjahrgang 2005, Dosage um 7 g/l

Sehr mineralische, etwas chlorierte Nase. Gut strukturiert, aber aromatisch eng, wirkt relativ mild dosiert und trotz der dünnen Nase eher saftig als streng. Langsamentwickler, der gut zu den teilweise mit Quark und Speck abgestimmten Windbeutelchen passte.

XIV. Tranchen von Ris de Veau und Foie Gras in Trüffelaspik, dazu Vintage 2004, 66 PN, 33 CH, 3 g/l Dosage, dég. Feb. 2009

Butter und Haselnuss. Ein Champagner, der sich gegenüber dem Trüfelaspik wohltuend im Hintergrund aufhielt und auch das Ris de Veau bzw. Foie Gras nur mit seiner sanften Herbe umspülte.

XV. Kabeljau, mit hauchfeinen Chorizoscheibchen auf der Haut gebraten mit Coco de Paimpol (sehr feine weisse Böhnchen), dazu Blanc de Blancs 1998 Grand Cru aus 50% CH mit Malo und 50% CH ohne Malo, 10% Holzfassanteil, 5 – 6 g/l dosiert

Waldmeister, Campher, Weißdorn, Torrone, Pasta di Mandorla und im Mund eine lebensbejahende, kräftige aber unaufdringliche, wie selbstverständlich vorhandene Säure. Wie ein frischgewaschenes Lieblingsfrotteehandtuch. Damit auch ideal zum Fisch und eine großartige Kombination mit den Aromen von Fischhaut und Chorizo. Zienlich langer Abgang.

XVI. Käseauswahl, dazu Malescot St. Exupéry 1997

Schmale Nase mit Graphit, etwas mehlig. Gemüsig, Paprika, etwas Kirsche und Milchschokolade. Im Mund der gleiche Eindruck, ergänzt um rosa Pfeffer. Entwickelt sich zu einem braven, warmen Wein.

XVII. Türmchen aus Babyananasscheiben mit Senteurs des Iles und Dattelmus, dazu Elisabeth Salmon 1991

Reifer, fetter, leider etwas alkoholischer Champagner aus einem der kleinen Jahrgänge. Mürbeteig, hefig, toastig. Süssliche, etwas parfumierte Nase mit Maronenduft. Im Mund wider Erwarten sehr frisch mit etwas metalischer Säure, machte sich sehr gut zu den Datteln und konnte auch mit der Ananas noch mithalten.

Besuch bei Ruinart

I. Rosé NV, 45 CH, 55 PN, davon 18% Stillwein aus unterschiedlichen Jahrgängen, Basisjahrgang 2005 mit 25% Reservewein aus 2004 und 2002, 11g/l Dosage

Fruchtig, an die großen Burgunder angelehnte, aber mit Betonung auf Kirsche und Erdbeere gelegter etwas zu plakativ geratener Nase, auch im Mund recht süss; trotzdem immer wieder eine Freude.

Abendessen bei Ruinart

II. Avokado-Zitronenmus auf Krebsfleisch und kaltem Pomelogelee, dazu Dom Ruinart Rosé 1996, 85 CH, 15 PN Stillwein, 6 – 7 g/l Dosage.

Harter, strenger, noch sehr enger Champagner, dessen Duft auch Komponenten von gemahlenem Krebspanzer und Jod enthält. Überwiegend jedoch feine, reife rote Beeren, im Mund dagegen ein überraschend “weißer” Charakter. Silbrige, glanzhelle Säure, die sich erstklassig zur Avovado und zum Pomelogelee verhält, außerdem Erdbeere-Orangen-Pfeffer-Kombination mit viel Spiel.

III. Gambafrikassée mit Purée von weißen Rübchen und vanillierten Kartoffeln, dazu Dom Ruinart Rosé 1988, dég. 1999,

Brot, Röstnoten, Butter, Marmeladenbrötchen, Mandeln, Vanille, alles durcheinander. Im Mund so weich wie sich ein vielgetragener Ziegenlederhandschuh anfühlt, mit reifer Süße. Blutorangenaroma, später dann Kerbel, Estragon, Fenchel und Champignonaromen. Hat noch immer sehr viel Kraft und Potential. Mein Favorit des Abends.

IV. Tandoorischeiben von der Ente mit Reis, dazu Dom Ruinart Rosé 1990 en magnum

Gediegen, rund und weich, mit Orangen, Kumqat, Mandarine, Nektarine, sehr jahrgangstypisch. Im Mund lebhaft, mit erwachsener Säure, und ganz langsam mürbe werdender Art von reifen Pitahayas; wirkte dennoch älter, als der 88er und entwicklete sich an der Luft auch etwas schneller.

V. Käseauswahl von altem Mimolette, sehr alten Gouda und Tête de Moine, dazu weiterhin Dom Ruinart Rosé 1990 en magnum

Am schönsten fand ich den 90er zum alten Mimolette, die beiden sind wie füreinander geschaffen. Der alte Gouda nahm den Dom Ruinart auch sehr gut an, weniger gelungen war die Kombination mit dem Tête de Moine, der den Champagner unnötig herb wirken liess.

VI. Brioche perdue mit gebratenen Erdbeeren, Vanilleeis und Erbeermus, dazu Ruinart Rosé NV

Fand ich nicht zwingend, die Kombination, mir hätte ein Marc de Champagne dazu besser gefallen, sonst lieber reines, leicht sprudelndes Wasser. Das Brioche perdue war allerdings extrem gut.