Besuch bei Bernard Tornay

Alle Champagner dieses sympathischen Winzers aus dem Grand Cru Bouzy sind mit 9-10 g/l dosiert und durchlaufen einen biologischen Säureabbau. Verschlossen wird seit sechs Jahren mit Mytik. Thierry Gasco, Kellermeister und Nachfolger von Prince Polignac bei Pommery, ist ein langjähriger Freund des Hauses und kauft die nichtklassifizierten Trauben von Tornay aus Riceys. Und das coole, loungige Design des Verkostungsraums hat die Frau von Pol-Roger-Chef Hubert de Billy zu verantworten. So klein ist die Champagne. Schön übrigens, dass der Erzeuger versucht, eine Bibliothek mit alten Jahrgangschampagnern anzulegen.

 

1. Palais des Dames

50PN, 50CH, 2004er Basis.

Wir stiegen mit der Spitzencuvée ein, die zugleich der am elegantesten geratene Wein des Hauses ist. Einen hohen Wiedererkennungswert hat die Hausnote, eine Mischung aus Nougat und leicht säuerlichen, vegetabilen Noten. Das hört sich unschön nach verunglückter Nutella an, schmeckt aber sehr gut.

 

2. Grand Cru Mill. 2002

Mein Liebling aus der Kollektion glänzt mit dem hauseigenen, minimal säuerlichen Nougat und ist auch sonst wie ein Traum aus Schokobaiser, gelben Johannisbeeren und Kiwi.

 

3. Blanc de Blancs Mill 1999 Extra Brut, dég. 11/2009

1998er Basis mit 97 und 96.

Dieser ältere Kollege stank nach dem Öffnen erst eine Weile lang nach Rauch, ich habe bei sowas ja immer die Vermutung, dass der Expeditionslikör mit etwas SO2 versetzt ist. Nachdem sich der Rauch gelegt hatte, kam natürlich wieder Haselnuss zum Vorschein, etwas länger geröstet, als bei den beiden anderen, aber auch mit weniger Säure. Sahnig, ein bisschen wie Irish Coffee und sehr gemütlich war dieser gut gelungene Champagner.

 

4. Grand Cru

60PN, 40CH, 2005er Basis.

Der einfache Grand Cru hatte die am schwächsten ausgeprägte Haselnussnote und machte einen gegenüber den anderen Champagnern etwas wässrigen und auch herben Eindruck. Eher austauschbar.

 

5. Rosé Vieille Reserve

2005er Basis. Assemblage mit ca. 10% Bouzy Rouge.

Hier muss er wieder dran glauben, der Mon-Chéri-Vergleich. Warme, saftige, knackige Kirschfrucht, ebenfalls wärmender, aber nicht spritiger Alkohol und zartschmelzende, mit Nougat verfeinerte Bitterschokolade.