Von Jean-François de Troy (nicht: Troyes) gibt es nur ein einziges sehenswertes Bild, Le Déjeuner d’huîtres, gemalt im Jahr 1735, als der Champagner weinhistorisch noch ein ganz junges aber schon sehr stark wahrgenommenes Getränk war. Das Bild zeigt eine „für die Oberschicht der Epoche typische Austernschlemmerei“ wie es in einem Fernsehbeitrag des Senders arte heißt. Austern und Champagner sind seitdem praktisch nicht mehr voneinander zu trennen. Für manche Konsumkritiker sind sie deshalb willkommene und einfach zu händelnde Abziehfeindbildchen, für mich eine Möglichkeit zur gelebten abzählbaren Kombinatorik, also reine Mathematik und Geisteswissenschaft der Extraklasse. Bei meinen dann und wann stattfindenden Austernfrühstücken geht es deshalb hauptsächlich, bzw. vorrangig, bzw. unter anderem auch um bestimmte Konfigurationen, beispielsweise von Sylter Royal, Belon-, Colchester-, Galway- und Tsarskaya-Austern mit unterschiedlichen Champagnern. Dazu gibt es manchmal Beeftea und Cheddarbrote, man kann aber auch hinterher noch etwas gehaltvolles essen, wenn man mag, ich bin da völlig liberal. Eines meiner letzten Austernfrühstücke habe ich im Mainzer Kupferberg, damals noch unter Leitung der zauberhaften Eva Eppard, veranstaltet. An Champagner gab es vor allem Cuvée Louise:

Blanc de Noirs
NV (vermutlich 1950er Jahre)
Louise
Louise 1995
Louise 1998
Louise 2000 en Magnum
Louise
Louise 2004 Nature
Les Clos Pompadour 2003 en Magnum
Louise Rosé 1992
Louise Rosé 1995
Louise Rosé
Louise Rosé 2000

Besonders gut hatte mir der laut Etikett nur für das Saarland bestimmte NV aus den (vermutlich) 50ern gefallen. Der wirkte so ungeheuer frisch, als wäre er vor wenigen Monaten erst degorgiert worden. Die 89er und 95er Louisen bestätigten einmal mehr, dass die Jahrgänge Langläuferpotential haben. Zu Austern förmlich zwingend ist der 2004er Brut Nature, die Rosés dagegen sind vor allem dann zur Auster zu empfehlen, wenn eine kleine Schalottenvinaigrette oder eine Sojasaucentinktur zur Hand ist.

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