Selbstbewusst stehen die Sprudler aus der Franciacorta heute dem Champagner gegenüber. Zwischen Bergamo und Brixen liegt Erbusco, dort verteilen sich die 190 Hektar Rebfläche von Bellavista und bringen 1,3 Mio. Flaschen/Jahr. Etwas näher am Lago d'Iseo ist Ricci Curbastro in Capriolo zu Hause und verfügt über 26 Hektar Weinbergsfläche.

Zunächst die Standards, beide sind solide, beide haben es bei Publikum mit mäßig ausgeprägter Schaumweinaffinität nicht sonderlich schwer, beide könnten aber noch mehr Leistung bringen – was freilich von den Erzeugern gar nicht gewollt ist, mit irgendwas muss man die Einsteiger ja schließlich ansprechen.

1.1 Ricci Curbastro, Brut

60CH 30PB 10PN. Teils aus dem Stahl, teils aus Barrique.

Einfach aber schon ganz gut. Campher und weiße Blüten leiten über zu Candyshop und Butternoten, der Weißburgunder stört (bilde ich mir ein).

1.2 Bellavista, Gran Cuvée Brut

72% CH 28PN.

Honig mit Hefe, mir auch zu hoch dosiert. Schmeckte mir allzu läppisch. Besser, rassiger, schlanker war dafür der 2005er. Was heißt das? Der Unterschied zwischen beiden Cuvées zeigt die völlig legitime Ausrichtung der Gran Cuvée auf den, relativ gesprochen, Massenmarkt und führt zeitgleich vor Augen, dass es auch ganz anders, nämlich auf den Nischentrinker zugeschnitten, geht.

2.1 Ricci Curbastro, Blanc de Blancs, Satén

Leichter Barriqueeinfluss, ca. 4 bar Flaschendruck. Sahnig, crémig und mit einem überraschend fruchtig wirkenden Chardonnay, dessen milde Art gut zum Saténprinzip passt.

2.2 Bellavista, Gran Cuvée Blanc de Blancs, Satén Brut, NV

Auch der Satén von Bellavista war weich und crémig, anders als der Ricci Curbastro sogar von ausgemacht damenhaftem Naturell, daher auch jahrgangs-, will heißen alterslos. Mit 4,5 bar Flaschendruck ausgestattet, was für makellose, faltenfreie und elastische Haut sorgt.

3.1 Ricci Curbastro, Extra Brut 2006, dég. 2010

50CH 50PN, mit 2,5 g/l dosiert.

Schön gereifter, sehr gut ausbalancierter Wein, dem man die geringe Dosage gar nicht glauben mag, der einerseits keine lakritzigen und noch nicht einmal fenchelige oder anisige Anwandlungen hat, andererseits auch nich so bretthart ist, dass man sich Splitter in die Zunge reißt.

3.2 Bellavista, Gran Cuvée Pas Operé 2004

62-65CH 35-38PN

Merkliches Barrique und eine Aromenfülle, die dynamisch changiert, von Vanille und Toast über Akazie, Apfel und Honig hin zu Aloe Vera und vegetabileren, auch mineralischen Noten. Sehr gelungen, wohlgeformt, wandlungsfähig, entwicklungsfreudig und wenngleich nicht der allerdetailverliebteste, so doch einer der herzhaftesten und sympathischsten Schäumer aus dem Programm von Bellavista.

4.1 Ricci Curbastro, Special Selection 2003, dég. März 2010

Kantig, frisch, herb und dabei doch wieder auflockernd minzig. In dieser schlanken Rennmaschine steckt wenig Säure, aber ganz schön viel Dampf. Erinnerte mich entfernt an den 2003er von Philipponnat. Rabaukiger als der schicke Vittorio Moretti, ein ganz anderer Typ Schaumwein eben.

4.2 Bellavista, Cuvée Vittorio Moretti 2002, Handdégorgement

50CH 50PN

Das Meisterstück aus der Kollektion. Feinporig, glattrasiert, bis ins letzte Detail gepflegt, der Prototyp des Mailänder Dressman. Seit 1984 erst insgesamt acht Mal aufgelegt.

5.1 Ricci Curbastro, Rosé

Zunächst fruchtig und sahnig, mit Erdbeeren und Himbeeren, von eleganter, geradezu höfischer Art und regelrechtem Champagnercharakter, der erst gegen Ende die stützende Säure vermissen lässt und in eine minimal bittermandeliges, auch kirschkerniges Aroma rüberspielt.