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Category Archives: Champagner

Hier dreht sich alles um Champagner.

Klimafreundlicher Champagner durch produktionsintegrierten Umweltschutz

Champagner in der heutigen Form wäre nicht denkbar ohne das gute bruchfeste Glas aus England. Dessen augenfälliger Vorzug liegt darin, dem hohen inwändigen Druck standhalten zu können und Champagner auch über längere Strecken transportfähig zu machen. Aber den schweren Buddeln droht Ungemach: ihre CO2-Bilanz ist ungünstig. Kein Wunder, bei einem Gewicht von 900 Gramm pro Flasche (Stillweinflaschen wiegen ca. die Hälfte) – und selbst das ist schon ein Fortschritt gegenüber den ca. 1200 Gramm vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne (auch kurz Comité Champagne oder CIVC genannt) hat sich nun veranlasst gesehen, ab 2011 eine neue Flaschenform zu normieren. Nachdem Versuche bei Mumm und Veuve Clicquot zufriedenstellend verlaufen sind und Pommery mit dem POP Earth bereits einen klimafreundlichen Champagner nach den Regeln des produktionsintegrierten Umweltschutzes auf den Markt gebracht hat, soll die neue Standardflasche nur noch fliegengewichtige 840 Gramm wiegen, Spezialflaschen sind vorerst nicht betroffen.

Ein wichtiger Vorteil der neuen Flaschen ist der Raumgewinn bei Lagerung und Transport: volle 24 Paletten statt bisher nur 22 passen jetzt auf die Ladefläche eines LKW. Und für Veuve Clicquot liegt bei Verwendung des neuen Formats die CO2-Reduktion bei 450 Tonnen pro Jahr. Probleme gibt es allerdings bei der maschinellen Verarbeitung der Flaschen: die Degorgier-, Dosier-, Etikettier- und Versandmaschinen sind nämlich alle auf das alte Flaschenformat eingerichtet. Dennoch dürfte das Umsteigen angesichts der Energiekostenersparnis bei der Glasproduktion mittelfristig nicht schwerfallen.

Troost/Bach/Rhein – Sekt, Schaumwein, Perlwein

Sekt, Schaumwein, Perlwein

Troost/Bach/Rhein

Ulmer, 2. A. 1995

620 Seiten

99,00 €

ISBN: 3-8001-5818-3

 

Es gibt Bücher, die einen besonderen Stellenwert haben. Vom Autor signierte Erstausgaben großer Klassiker zum Beispiel, möglichst bibliophil ausgestattet natürlich. Zu den Büchern mit herausgehobenem Stellenwert gehören auch Fachbücher, die sich über lange Jahre am Lehrbuchmarkt etabliert haben. Juristen werden Brox und Medicus, ältere Semester Flume rufen, aus der Medizinerecke schallt es laut Harms, Silbernagl und Pschyrembel, die Physiker pochen auf Demtröder, Bergmann/Schäfer oder Tipler. Unter den religiösen Werken sind die führenden Klassiker-Bestseller unter anderem Talmud, Koran und Bibel. Und so haben wir es hier auch mit einem Buch von ganz besonderem Wert, ja einer Art Bibel zu tun: es handelt sich um die deutschsprachige Bibel der Schaumweinbereitung.

 

Die – noch – aktuelle zweite Auflage aus dem Jahr 1995 (Neuauflage mit Schwerpunktbildung beim Winzersekt ist für April 2010 geplant) ist eine önologisch-technische Aufbereitung der Schaumweinherstellung, wie man sie sich umfassender und kompakter zugleich nicht wünschen kann. Es handelt sich freilich weniger um ein Wein-Lesebuch für den ambitionslosen Weinfreund, vielmehr sind einigermaßen belastbare Kenntnisse rund um die chemischen, biologischen, physikalischen und technischen Aspekte der Sekterzeugung für ein gewinnbringendes Lesevergnügen unabdingbar – und auch dann wird sich das gewichtige Werk nicht in einen Schmöker verwandeln, den man in der Grabbelkiste großer Buchhandelsketten wiederfinden könnte. Dafür bürgen bereits die Verfassernamen, große Namen der deutschen Schaumweinforschung- und Lehre. Gerhard Troost ist als uralter Geisenheimer quasi von Amts wegen bekannt, Hans-Peter Bach ist als Leiter der staatlichen Lehr- und Versuchskellerei in Trier durch seine zahlreichen, man könnte versucht sein zu sagen: zahllosen Veröffentlichungen bestens eingeführt und zusammen mit Otto Rhein, der langjähriges Mitglied im technischen Ausschuss des Sektverbands war, ein Praktiker erster Güte.

 

Das Lehrbuch wendet sich dementsprechend ausdrücklich an die Praktiker in den Kellern und beantwortet in glasklaren, unverquasten Ausführungen alle erdenklichen Fragen, die sich im Rahmen der Schaumweinbereitung stellen können. Nachdem gerade erst wieder ein offenbar mäßig gut recherchierter Bericht über zugesetzte Industriekohlensäure in deutschen Schaumweinen an die TV-Öffentlichkeit gelangt ist, beruhigt es sehr, über das Problem des Minderdrucks bei deutschen Markensekten in nüchternen Worten bereits bei Troost/Bach/Rhein lesen zu können.

 

Im Übrigen folgt das Buch einem übersichtlich gegliederten Aufbau. Es zerfällt in sechs Teile, auf die Einführung in das Thema schäumende Weine folgt bereits der umfangreiche herstellungsbezogene Teil, wiederum gefolgt von den theoretischen Grundlagen der Kohlensäurebildung und einem Teil über die Mittel zur Lenkung der Herstellung. Nach einer Vorstellung der Geräte, Maschinen und Apparate schließt das Buch mit dem sechsten Teil, der leider nur sehr knapp das Umfeld der Herstellung beleuchtet und insbesondere Abwasser/Abwasseraufbereitung, Unfallschutz und die Produktionsplanung näher erfasst. Angesichts der zahlreichen Änderungen vor allem der rechtlichen Rahmenbedingungen (man denke nur an die gemeinsame Marktordnung und die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie) und der an Fahrt aufnehmenden biodynamischen Wirtschaftsweise wäre eine vertiefte Bearbeitung dieser Themen in der Neuauflage sehr wünschenswert.

 

Die Ausführungen zur Cuvéebildung sind knapp, aber was soll ein Lehrbuch auch konkrete Angaben zur Zusammenstellung einer bestimmten Cuvée enthalten? So gesehen ist die Beschränkung auf die wesentlichen technischen Vorgänge völlig richtig, so mancher junge Sekterzeuger dürfte sowieso eher auf die Angaben zur kellertechnischen Stabilität angewiesen sein, als auf Dosierbeispiele fiktiver oder existierender fremder Cuvées.

 

Der Verfasser eines Lehrbuchs das in einem Wirtschaftsbereich angesiedelt ist, der von nationalen und europarechtlichen Vorgaben nur so strotzt, steht immer vor der Frage, ob er gerade noch ausreichend auf die gesetzlichen Grundlagen hingewiesen hat, oder ober schon damit übertreibt. Troost/Bach/Rhein haben hier ihre Hausaufgaben gemacht. Der Bezug auf Verordnungen, Richtlinien und Gesetze geschieht wohldosiert und unaufdringlich, im Gegenteil: er ist oft genug hilfreich – denn nicht selten schweigen sich andere Lehrbücher über den gesetzlichen Regelrahmen aus oder zitieren ungenau, was lästige Recherche provoziert.

 

Gute Hilfe bietet das Buch bei der Mengenberechnung z.B. von Dosagezucker und Schwefelgehalten, ein besonderer Schwerpunkt liegt auch bei den Ausführungen zur Tankgärung, bzw. Großraumgärverfahren; dass in der Neuauflage die Schwerpunktsetzung beim Winzersekt und damit bei der Flaschengärung erfolgen wird, ist sehr zu begrüßen. Zwar dürfte die deutsche Sektproduktion auch weiterhin mengenmäßig hauptsächlich durch Tankgärung erfolgen; aber Winzersekt erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Und mit steigendem Interesse der Verbraucher an diesem qualitativ hochwertigen Produkt dürfte auch die Nachfrage der Winzer nach entsprechender Literatur steigen. Was das für einen auf wenige tausen Exemplare begrenzten Fachbuchmarkt bedeutet, kann sich jeder leicht ausmalen.

 

Schon in der jetzigen Auflage nimmt übrigens die Besprechung der Verschlussarten für Schaumweinflaschen einen erfreulich großen Raum ein, allerdings dürfte angesichts der Entwicklung neuer Verschlussmethoden und der sich verschärfenden Korkproblematik in der Neuauflage noch einiges an Erkenntnissen hinzugekommen sein.

 

Fazit: Das Werk von Troost/Bach/Rhein kann getrost als die Bibel der Schaumweinbereitung und demnächst wohl auch der Winzersektbereitung bezeichnet werden.

Von Champagnerkrise keine Spur

Ende 2009 blubberte es mächtig aus allen möglichen Quelle, Tenor: Champagnerkrise! Wer den Champagnermarkt schon vor der Finanzkrise aufmerksam verfolgt hatte, konnte aber wissen, dass die daherpalaverte Krise eher ein Kriselchen sein würde. Die aktuellen Verkaufszahlen aus der Champagne belegen das:

Insgesamt wurden 294 Mio. Flaschen verkauft. Statt der Einbrüche um 30% und mehr gab es zum Jahresende 2009 somit einen Verkaufsrückgang von 12% gegenüber dem Vorjahr. Immer noch ein herber Schlag ins Kontor, aber wenn man sich ansieht, wen es da getroffen hat, hält sich das Mitleid in Grenzen. Einbussen mussten nämlich vor allem diejenigen Großkopfeten hinnehmen, die in den Jahren zuvor wiederum für abartige Preissteigerungen verantwortlich waren. Dass es dabei auch mittelgroße, und verantwortungsbewusste, bzw. preispolitisch besonnen handelnde Häuser wie Bollinger trifft, ist bedauerlich, gehört aber zu den Risiken des Geschäfts.

Freuen können sich dagegen die selbstvermarktenden Winzer, deren Qualitäten waren zusehends gefragt und nicht wenige Erzeuger dürften auf Kosten der Großen Kunden hinzugewonnen haben.

Alles in allem ist die Champagne nun wieder auf dem Verkaufslevel von 2002 angekommen, die Krise hat sich damit bloss als – notwendige – Kurskorrektur entpuppt. Die Vergrößerung der Anbauzone wird dadurch nicht unter Zeitrduck gestellt und das Spiel kann von vorne beginnen.

Die Champagnerwinzer haben gewählt

Das Syndicat Général des Vignerons de la Champagne (SGV), seit 1904 die Interessenvertretung der ca. 15000 Champagnerwinzer, hat nach einigem Krachen im Gebälk am 15. Januar einen neuen Verwaltungsrat gewählt. Bemerkenswert war die hohe Wahlbeteiligung, von 697 Delegierten haben 686 ihre Stimme abgegeben, was einer Beteiligung von 98% entspricht.

Die vollständige Liste der neuen Verwaltungsratmitglieder ist hier einzusehen: http://www.lachampagneviticole.fr/IMG/pdf/RESULTATS_ELECTIONS_CORRIGES.pdf

Aussergewöhnliche Champagner: 2XOZ

Elodie und Fabrice Pouillon produzieren seit 2004 Champagner von ca. 15 ha Weinbergbesitz. Einen kleinen Teil der Premier Cru klassifizierten Weinberge bei Eceuil hat das Paar ausgewählt, um ein Seitenprojekt zu realisieren. Dessen Produktion ist winzig, 2547 Flaschen insgesamt. Die beiden schwimmen dabei unter anderem auf dem Dosagetrend und arbeiten ganz ohne Zugabe von Saccharosezuckern. In den aus 100% Pinot-Noir von 47 Jahre alten Reben produzierten Champagnern sollen ausschliesslich die fruchteigenen Fructosen und Glucosen, die wegen ihrer sechs Kohlenstoffatome zu den Hexosen gehören, enthalten sein. Daher auch der Name des Projekts: Deux-Hexozes oder 1337-speak-abgekürzt: 2 XOZ. Vinifiziert wird mit Naturhefe, der Ausbau erfolgt in Barriques. Die Non-Vintage Version liegt 24 Monate auf der Hefe, der Jahrgang bekommt 36 Monate. Darüber hinaus wird es dem Vernehmen nach 300 Flaschen von einem roten Champagner geben – wobei mir noch nicht gank klar ist, wie das Paar diesen Champagner durch die INAO-Prüfung bringen will. 

Zur website der beiden geht es hier: http://www.2xoz.fr/

Ruhr-Karussell Teil I

Erste Station war die Schote von Nelson Müller in Essen.

Amuse Gueule: Thunfischtartar mit warmer Kichererbsenkugel und Gurkenspaghetti

Dazu Pol-Roger Cuvée Sir Winston Churchill 1996. Prachtvoller Champagner, reifes, reines Gold und eine überströmende Aromatik schon von weitem. Typisch für den SWC ist die kraftvolle, pinotgeprägte Nase mit dem raffiniert untergehobenen, rassigen Chardonnayapfel und einem Anflug von Toast. Im Mund kompakt und würzig, mit einer ariadnefadenmäßigen, silberhellen Säure. Eine geschmackliche Erfahrung der besonderen Art war die Kombination mit dem Kichererbsenkügelchen. Das war mit Kreuzkümmel und Koriander gewürzt und forderte den Champagner zu Höchstleistungen heraus. Die Mélange wird sicher nicht jedem gefallen, ich fand den Kontrast aber sehr appetitanregend.

 

I. Förderturm vom geräucherten Aal und Sieglinde mit Backpflaumen und Speck

Dazu Pol-Roger Cuvée Sir Winston Churchill 1996. Zum Fördertürmchen auf Schwarzbrotunterlage passte das ganz hervorragend. Der Aal und die stromlinienförmige Säure vertrugen sich vorzüglich. Erstklassig war auch die Kombination aus Backpflaume, Speck und Champagner. Ein sehr gelungener Einstieg.

 

II. Schwarzwurzelcrème mit Kaninchenmaultaschen

Dazu Franz Keller Silvaner Oberbergener Bassgeige 2008 und Reichsrat von Buhl Weissburgunder 2007. Die Schwarzwurzelcrème kam von der Konsistenz wie Kondensmilch daher und trug ein feines Schaumhäubchen. Dazu vertrug sich der Silvaner mit seiner eigenwilligen Aromatik nicht so gut, wie der duftige, melonige, mit filigraner Säure ausgestattete Weissburgunder von Buhl. Zu den perfekten, in Bissfestigkeit, Packdichte und Aromatik gar nicht mehr zu übertreffenden Kaninchenmaultaschen lief der Silvaner zu besserer Form auf und überholte den hier etwas zu leichten Weissburgunder sogar.

 

III. Kross gebratene Lachsforelle mit Sauerkraut und Blutwurststrudel

Dazu Blankenhorn Spätburgunder 2008. Die Ruhredition des Blankenhorn Spätburgunders ist ein ordentlicher Gutswein mit ansprechender Fruchtfülle und einer präsenten Säure. Zur Lachsforelle mit Blutwurststrudel war das die richtige Entscheidung. Der Fisch konnte mit seinem würzigen Fleisch und den blattfeinen, gerösteten Blutwurstscheibchen genau die nötige Gravität entfalten, die es dem Spätburgunder leichtmachte, sein verspieltes Beerenaroma darauf auszurollen.

 

IV. Taubenbrust mit Graupenrisotto und karamellisiertem Knoblauch

Dazu ein Ribatejo Trincadeira 2007. Die Taubenbrust war zum weinen gut. Saftig glänzende Aussenhaut und ein gleichmäßiges, grossflächiges Rosa innen, auch beim Schlegel bis an den Knochen perfektes Rosa und dazu ein verführerischer Geflügelduft. Der erste Biss mehr ein gleiten als ein beißen, dazu der marzipanige Duft vom Trincadeira, gepaart mit der würzigen, nicht zu gerbstoffigen, etwas mürben Kirschfrucht – hier waren die Verhältnisse gegenüber dem Fischgang praktisch umgekehrt. Der Wein bildete das Panorama und die Taubenbrust konnte mitsamt dem karamellisierten Knoblauch und den sämigen Risotto im Vordergrund glänzen.

 

V. Armer Ritter vom Kaiser-Wilhelm Apfel mit Rübenkrauteis

Dazu Losen-Bockstanz Riesling Auslese Wittlicher Portnersberg 2006. Der Wein duftete nach Lady Grey und Reiswaffeln und liess fürchten, er können nicht mit dem rustikalen Apfel mithalten. In puncto Süße hatte er es auch schwer, bedingt durch die hohe, auch erfrischende Säure wirkte die Auslese neben dem Dessert nur knapp auf Augenhöhe mit, wobei das intensive Rübenkrauteis es dem wein sicher zusätzlich schwer machte. Dafür schmeckte der Portnersberg zusammen mit dem Nachhall des Desserts um so besser und konnte als Solist vollends überzeugen.

 

 

Schliesser: Lemaire-Rasselet Brut Reserve NV

Nach alter deutscher Sitte gab es nach dem Essen wieder Champagner, diesmal Lemaire-Rasselets brut Reserve. Ein gediegener, ruhiger Champagner, der mir wesentlich willkommener war, als jede Form von geistigem Getränk. Reife Äpfel, Biskuit und ein sahniges Mundgefühl ergabe einen schönen Ausklang für den Abend.

Taittinger Collection

Das Haus Taittinger kennt man wegen seiner unverschämt guten Spitzencuvée Comtes de Champagne. In vielen ambitionierten Kellerbars hängt sicher auch das berühmte Plakat mit Grace Kelly, die sich hinter einem überdimensionalen Champagnerglas aufgebaut hat und dort kontrapostiert.

Man kennt Taittinger außerdem von den verrückten bunten Flaschen, die manchmal bei ebay verschleudert werden, manchmal aber auch für viel Geld aus gut gehüteten Sammlerkellern ihren Weg in seriöse Weinauktionen finden. Über die Entstehungsgeschichte der bis jetzt erschienenen elf Flaschen aus Jahrgängen von 1978 bis 2000 hat Phlippe Margot ein kleines Brevier erstellt, das hier abrufbar ist.

Ein neuer Jahrgang für die Collection ist übrigens dem Vernehmen nach gerade in der Mache.

Die nächste Generalversammlung des CDER …

… befasst sich, ja womit? Genau – mit der "Champagnerkrise".

Das CDER (Centre Départemental d'Economie Rurale) kann man wahrscheinlich am besten mit den rheinland-pfälzischen DLRs (Dienstleistungszentren für den ländlichen Raum) vergleichen. Das 1956 gegründete CDER hilft landwirtschaftlichen und weinbautreibenden Betrieben bei der Umsetzung technischer, ökonomischer, sozialer und juristischer Neuerungen.

Am 4. Februar wird der Wirtschaftshistoriker Jacques Marseille vor der Generalversammlung des CDER einen Vortrag über Möglichkeiten, versteckte und womöglich sogar offene Trümpfe in der Krise halten. Man darf auf die Thesen gespannt sein.

Beginn ist 14:00 Uhr.

Die Veranstaltung findet statt im Complexe du Mont Bernard in Châlons en Champagne.

Champagnerbücher

Jeder, der sich mit Wein beschäftigt, weiß, wo in etwa die Champagne liegt und dass Champagner eine Sonderstellung unter den Weinen einnimmt. In der – überschaubaren – Literatur zum Thema findet sich deshalb seit Jahren nichts wesentlich Neues zu den Produktionsmethoden und zur Geschichte des Champagners, bzw. der Region.

 

Was die Champagnerbücher voneinander unterscheidet, ist die Herangehensweise an das Thema. Klassiker von enzyklopädischem Anspruch stehen neben leichter Muse, Verkostungsnachschlagewerke neben seelenlosen Reihenverkostungskonvoluten. Nachfolgend eine kleine, grob gegliederte Übersicht über einige der wichtigsten Champagnerbücher.

 

Die Klassiker stehen an erster Stelle und unter den Klassikern steht an erster Stelle

 

Bonal, Francois: Le Livre d'Or du Champagne, 1984 bei Éditions du Grand Pont, ISBN: 2-88148-001-2

Der Wälzer von Bonal ist eine Champagnerenzyklopädie, in der praktisch alles steht, was man über Champagner wissen muss. Ihre Nachteile sind, dass es keine deutsche Ausgabe gibt, und dass die letzte Auflage schon länger zurückliegt. Im Buchhandel ist das auch als Haushaltsleiter verwenbare Nachschlagewerk nicht einfach zu bekommen, aber bei den großen Anbietern wie ZVAB, abebooks und manchmal auch amazon sollte es durchaus klappen.

 

Der nächste Klassiker bringt nicht annähernd so viel Gewicht auf die Waage, wie der Buchdeckel des Bonalfolianten, ist aber trotzdem wichtig.

 

Dulin, Jean-Michel: Le Guide Vert Champagne Ardenne, 2002 bei Michelin, ISBN: 2-06-031605-7

Die verdienstvollen und handlichen Führer von Michelin enthalten zahllose wertvolle Hinweise zu den jeweiligen Regionen. Der Champagnerguide enthält eine Unmenge an Karten, Plänen, Bildern, Tips und Hinweisen auch zu entlegenen Ortschaften der Champagne. Er sollte auf keiner Reise fehlen, bei der es um mehr als "nur" die Verkostung möglichst vieler Champagner geht.

 

Dieses schöne Buch aus dem verdienstvollen Hallwag-Verlag gehört für interessierte Laien und ortskundige Champagnerfreunde gleichermaßen zur klassischen Vorbereitung für eine Tour ins gelobte Ländchen.

 

Johnson/Duijker, Hugh und Hubrecht: Atlas der französischen Weine, 1988 bei Hallwag, ISBN: 3-444-10496-0

Auf neun Seiten findet sich Kartenmaterial zu den Gebieten der Kernchampagne und der Aube. Begleittexte und Hinweise zu Erzeugern, Restaurants und Hotels runden den geographischen Zugriff ab. Unklar bleibt leider, warum die Lagen nach Bewertungen von "90% – 98%" und "mindestens 99%" eingefärbt sind – denn die "échelle des crus" spricht ganz eindeutig von 100% für Grand Cru und den Abstufungen darunter für Premier Cru. Trotzdem ist der Atlas hilfreich, wenn man sich ein Bild von der Verteilung der Crus in der Champagne machen möchte und mit den vielen oft ähnlich klingenden Ortsnamen noch nicht so sehr vertraut ist. Im Zeitalter der Navigationssysteme vielleicht irgendiwe altmodisch, aber es schadet nicht, eine höchstpersönliche Vorstellung von der geographischen Situation im Kopf zu haben.

 

Auch dieses Werk gehört zu den Klassikern. Heute wird man es eher wegen des Lesegenusses als wegen aktueller Informationen zu den Cuvées der einzelnen Häuser konsultieren.

 

von Paczensky, Gerd: Champagner, 1996 bei Hädecke, ISBN: 3-7750-0280-4

Das Buch ist immer noch einer der deutschsprachigen Klassiker und stellt die wichtigsten großen Häuser vor. Einige Veränderungen hat es zwischenzeitlich auf Konzernebene gegeben, aber da sich an der Geschichte und Reputation der meisten Marken nichts geändert hat, bleibt das Werk eine Empfehlung wert.

 

Champagnerwissen unterhaltsam zusammengefasst, könnte das Motto für die zweite Gruppe der Champagnerbücher lauten.

 

Zu den Altvorderen gehört hier

 

Bichsel, Rolf: Champagner, 1999 bei Sigloch, ISBN: 3-89393-191-0

Geschmackvoll ausgestattetes Büchlein, das aus Sicht des Fachjournalisten empfehlenswerte Häuser beschreibt. Erfreulich ist, dass dort neben den allfälligen Großkopfeten auch einige in Deutschland bis heute weniger bekannte Erzeuger auftauchen, die sich im Laufe der Jahre einen ganz guten Ruf erarbeitet konnten.

 

Ein Buch, das sich unvermindert großer Beliebtheit bei ebay erfreut, ist

 

Cantini, Patrizia: Champagne e Spumanti, 1995 bei Droemer Knaur, ISBN: 3-426-26773-x

Das ideale Geschenkbüchlein, handlich, stilsicher, im wertigen Schuber, bei unterschiedlichen Verlagen häufiger aufgelegt. Neben der allgemeinen Beschäftigung mit Champagner und italienischem Schaumwein gibt es eine hübsche Rezepteauswahl.

 

In Ausstattung, Schreibstil und Themensetzung ist Göldenboogs leider nicht mehr aktualisiertes Buch einer der unterhaltsamsten und lehrreichsten kleinen Führer durch die Champagne.

 

Göldenboog, Christian: Champagner, 1998 bei Klett Cotta, ISBN: 3-608-91881-7

Das schon etwas ältere Büchlein versammelt auf sehr unterhaltsam und gut geschriebene Weise eine Mischung aus Champagnerreise und Verkostungsnotizen. Dabei fließen Informationen aus den Gesprächen mit vielen bis heute sehr gefragten und zum Teil zu Kultwinzern avancierten Erzeugern ein. Komprimierter, unterhaltsamer und zutreffender kann man Champagnerwissen fast nicht vermitteln.

 

Kluge Köpfe und Edel-Grabbeltischwühler kennen die Flaschenpostserie natürlich schon lange.

 

Dohm, Horst: Flaschenpost aus der Champagne, 1990 bei Keysersche Verlagsbuchhandlung, ISBN: 3-87405-205-2

Veröffentlichung aus der FAZ-Reihe "Flaschenpost aus …". Horst Dohm schreibt flott und informativ über die seinerzeit interessanteren Häuser, nicht nur aus der Champagne. Die Bebilderung ist sehr ansprechend und vermittelt einen guten Eindruck von der über- und unterirdischen Betriebsamkeit in der Champagne. Großartige Entdeckungen hat Dohm damals nicht gemacht, aber darum ging es ja bei dieser Serie auch gar nicht.

 

Unter den jüngeren Arbeiten mit wissenschaftlichem Hintergrund treten zwei ganz besonders hervor.

 

Liger-Belair, Gérard: Entkorkt!, 2006 bei Elsevier, ISBN: 3-8274-1666-3

Der Reimser Professor beschäftigt sich mit der naturwissenschaftlichen Seite des Prickelns. In großartigen Bildern hält er die Entstehung und das Vergehen der winzigen Perlen fest und erläutert die Umstände des Champagnerschäumens. Auch für Laien gut verständliche Einführung.

 

Aus dem deutschen Sprachraum ist die Arbeit von Rädle sehr begrüßenswert.

 

Rädle, Klaus: Champagner – Fakten, Daten, Hintergründe, 2009 bei Pro Business, ISBN: 978-3-86805-327-2

Noch ein wissenschaftlich geprägter Autor, der die wesentlichen Vorgänge der Champagnerbereitung auseinandernimmt. Die Formeln zu Berechnung von Gasdruck, Dosageliqueur, Alkohol-, pH-, Restzucker- und Säuregehalt mögen nicht jeden interessieren, sind aber für Fortgeschrittene wertvoll.

 

Champagnerguides mit Verkostungsnotizen, also das, worum bei Parker so viel Aufhebens gemacht wird. Beim Champagner ist es, merkwürdiger- und erfreulicherweise nicht so, dass ein Champagnerguru mit 97 Punkten für bestimmte Champagner das ganze Marktgefüge umkrempeln könnte. Je nach Ductus bereitet die Lektüre der verschiedenen Guides sogar Freude.

 

Zu den handlicheren, leider auch nicht ganz taufrischen Führern zählt


Edwards, Michael: Champagner, 1994 bei Wilhelm Heyne, ISBN: 3-453-08704-6

Taschenführer, der einen gesunden Mix aus großen Häusern und kleinen Erzeugern bereithält.

 

Der Deutschweinzampano gibt die Resultate seiner Gaumenarbeit nun auch über Champagner zum besten.

 

Eichelmann, Gerhard: Champagne – 800 Champagner bewertet und kommentiert, 2005 bei Mondo, ISBN: 3-938839-11-2

Wer mit Eichelmanns monotoner Weinansprache etwas anfangen kann, darf sich über ein relativ umfangreiches Werk über die zur Zeit marktgängigen Champagner freuen. Neuentdeckungen gibt es natürlich keine, aber die – vor allem – französische Fachpresse wird einigermaßen nachvollziehbar ausgewertet.

 

Sympathisch und etwas weiter weg von den ausgelatschten Champagnerpfaden bewegt sich

 

Schrader, Halwart: Die besten Champagnerlagen, 2005 bei Hoffmann Verlag, ISBN: 3-935834-18-7

Schrader kümmert sich um die kleineren Erzeuger. Der Führer ist klar strukturiert und widmet jedem Winzer ein kleines Portrait samt Verkostungsnotiz.

 

Nach wie vor unumgänglich ist natürlich


Stevenson, Tom: Sekt & Champagner, 1999 bei Könemann, ISBN: 3-8290-0890-2

Eigentlich auch ein Klassiker, leider schon lange nicht mehr überarbeitet – von einem ins Internet gestellöten .pdf-Führer aus dem Jahr 2003 einmal abgesehen. Umfangreiche Informationen auch zu älteren Jahrgängen und weniger bekannten Herstellern, gut lesbar geschrieben. Auch andere europäische und außereuropäische Schaumweinhersteller werden kurz beschrieben. Der Anhang und das Glossar sind besonders für Anfänger sehr hilfreich.

 

für alles, die es kürzer mögen:

 

ders.: Champagner, Sekt, Prosecco & Co., 2000 bei Dorling Kindersley, ISBN: 3-8310-0002-6

Ein Taschenführer ähnlich dem von Edwards. Knappe, aber nachvollziehbare Informationen zu den wichtigeren Champagnern der bekannten Hersteller.

 

Und für alle, die eine Verkostungsikone suchen

 

Juhlin, Richard: Champagne Guide, 2008 bei Richard Juhlin Publishing, ISBN: 978-91-633-3191-6

Die wohl umfangreichste und wichtigste Publikation zum Champagner. Wenn man Juhlins Geschmack und sein Punktesystem kennt, kann man damit auch etwas anfangen. Besonderheiten: 1. Juhlins Punktesystem reicht von 0 – 100. Ein Champagner, der den Durchschnitt von Juhlins Verkostungshorizont erreicht, bekommt genau 50 Punkte – also nicht wundern, wenn ein lobend beschriebener Champagner nur 79 Punkte erhält. 2. Juhlin liebt alte Champagner. Viele von denen bekommt man nicht zu kaufen. Für den Kunden sind Bepunktungen insoweit nur wenig hilfreich. 3. Juhlin mag Rosé-Champagner nicht besonders gern. Dort bepunktet er besonders streng. 4. Juhlin mag aber sehr gern ultratrockene Jahrgangs-Blanc de Blancs. Wer hier seinen Geschmack teilt, kann schöne Entdeckungen machen. Bei anderen Champagnern kann die Bepunktung schonmal abschreckend wirken.

 

 

 

Silvesterchampagner

I. Gloria Ferrer Sonoma Brut

Ca. 90PN, 10CH, ca. 25% Tête de Cuvée, 20 Grundweine; 18 Monate Hefelager, 13g/l Dosage.

Saftig, mostig, Gummibärchennase. Reduktiv. Duft und Geschmack von Birne, Melone und rotem Apfel, mit Luft etwas röstig. Trinkt sich wie frischer Saft, etwas unchampagnerhaft, aber dadurch nicht schlechter.

 

II. Besserat de Bellefon Cuvée des Moines Rosé

30CH, 30PN, 40PM. Crémantstil, mit etwas weniger Flaschendruck und sehr crèmiger, sahniger Textur. Zunächst Duft von Buttercrèmetorte, Geschmack von Brombeerjoghurt, eher schwer am Gaumen. Dann entwickelt sich mehr und mehr Brioche, eine sanfte Röstaromatik gepaart mit frischer, sahniger Butter, immer noch sehr dicht.

 

III. Henri Germain Cuvée Bicentenaire 1789 – 1989, en Magnum (763/5000)

Das Haus existiert nicht mehr, die Marke gehört seit 1999 zu Vranken-Pommery. Beim einschenken sehr hell für sein Alter. In der Nase irgendwo zwischen metallischer und röstiger Aromatik. Kaffeebohnen und Kastanienschalen, wandeln sich mit Luft in deutlicher ausgeprägte Kaffee- und Nussnoten um, später kommen Röst- und Champignonaromen dazu. Leider nicht mehr sehr viel Frucht, sonst hätte ich ihn wesentlich besser gefunden. So überwogen die Altersaromen.

 

IV. Arunda-Vivaldi Blanc de Blancs Extra Brut, Mise en Cave 2002, dég. 04/2008, en Magnum

100CH, 36 Monate Hefelager.

In der Nase anfänglich etwas irritierend, mit Moosbeere, vielen spinatigen, vegetabilen Aromen, grünen Kaffeebohnen, altem Männerschweiss, Campher. Im Mund der Eindruck eines zu hoch dosierten Champagners, fast klebrig am Gaumen und nicht sehr lang. erst mit der Zeit und sehr viel Luft ändert sich der Gesamteindruck. In der Nase zeigen sich komplexere Aromen, alles wirkt durchkomponierter und ansprechender, auch im Mund entfaltet sich das nicht unattraktive herbe Beerenaroma deutlich und ohne störende Nebentöne.

 

V. Bernard Tornay Grand Cru Palais des Dames

50PN, 50CH aus Bouzy und Ambonnay.

Kirschnase, Toffifee, verlockend fruchtig wie ein Kaubonbon. Im Mund dann ebenso lang, lebhaft und saftig, wie in der Nase angekündigt.

 

VI. Bernard Housset Rosé

Rotfruchtig und etwas kakaodurchsetzt, gesalzene Mandeln, Apfelchutney, aber alles ziemlich zurückhaltend. Im Mund ebenfalls zurückhaltend, aber sauber. Der Chaoswinzer schafft es doch tatsächlich, einen anständigen Champagner herzustellen!

 

VII. Perrier-Jouet Belle Epoque 1985, en Magnum

50Ch, 45PN, 5PM. Reife, würzige Kaffee-, Vanille- und Röstnase. Im Mund dann viel jugendlicher und frischer, als die Nase vermuten ließ. Lebhafte, alerte Säure, die sich gut mit der fetteren Milchkaffeearomatik verträgt und dem Champagner eine leichte, elegante Erscheinung verleiht. Sahnebonbon und eine gleichzeitig vorhandene flintige Note erinnern an den starken Cramantchardonnayanteil. Der Champagner wirkt nie unbalanciert oder einseitig und behält seine trainierte, athletische, gleichzeitig damenhafte Form stets bei.

 

VIII. Picard-Collard Premier Cru Rosé de Merveilles, demi-sec, élevé en fûts de chêne

Junges Haus mit ehrwürdigen Wurzeln: Olivier Collard ist der Enkel von René Collard aus Reuil, seine Frau Delphine Picard ist die Cousine von Chantal Gonet von Champagne Phillippe Gonet in Le-Mesnil. So kommen mächtige Chardonnays aus Le-Mesnil und raffinierte Meuniers aus der Vallée de la Marne zusammen. In der Nase hat dieser rare Rosé demi-sec Kaffeekränzchenduft mit Schwarzwälder Kirschtorte, Linzer Torte, Frankfurter Kranz und Mon Chéri. Im Mund deutlich ausgeprägte Süße, aber durch den hohen Säureanteil – der Champagner durchläuft keinen biologischen Säureabbau – noch im Rahmen des erträglichen. Viel Kirsche, gleichzeitig buttrig und zartschmelzig.

 

IX. Jean Moreau Grand Cru Millésime 2002

70PN, 30CH. Der Erzeuger hat seinen Sitz direkt neben dem Clos d'Ambonnay von Krug. Der Champagner ist in der Kooperative vinifiziert, neben Toffee und einem schwierig zu identifizierenden Aroma, das an Dresdner Christstollen und Nusssplitter/Krokant erinnert, finden sich noch Spuren von Zitrus. Im Mund glatt, eine Textur wie Marzipanrohmasse.