I. Andrzej Greszta, Kröv

1. Kröver Paradies Kabinett feinherb 2008

Saftig, knackig, gut und mit 6 EUR nicht überbezahlt. Sehr gelungene Visitenkarte, die den Stil des Hause gut verkörpert.

2. Kröver Steffensberg Spätlese feinherb 2008

Stilistisch dem Paradies nicht unähnlich, aber finessereicher, leider auch im Tempo etwas zurückgenommen, weicher. Gefiel mir nicht unbedingt besser und entspricht meiner Ansicht nach auch nicht ganz dem erfrischend herb-saftigen, gleichzeitig mineralischen Stil des Guts.

3. Kröver Letterlay Auslese 2007

Gelungene, wieder sehr knackige Auslese, nichts für die Zuckermonsterfraktion; bei allem Pfirsich-Aprikosengewimmel immer noch konzentriert und mineralisch mit einer aus dem Hintergrund agierenden, frischen Säure.

II. Heymann-Löwenstein, Winningen

1. Schieferterrassen 2008

Trocken, hart, kraftvoll und schon im Ansatz völlig kompromisslos, dabei nicht schwer oder ermüdend.

2. vom blauen Schiefer 2008

Kam mir etwas leichter, kräuteriger und fruchtiger vor, als die Schieferterrassen, bei gleichbleibend hohem Mineralgehalt. Warme Schieferplatten und eine etwas jodige Note.

3. Winninger Kirchberg 2008

Glasklar, wippend, federnd und zum Schnuppern animierend, wandlungsfreudig und mit hell aufblitzender Säure zwischen dunklem, leicht rauchigem Mineral. Zusammen mit dem Röttgen zur Zeit meine beiden trockenen Lieblinge von H-L.

4. Winninger Röttgen 2008

Moosig, steinig, im Mund kraftvoll, mit viel Herbe, aber auch einem verführerischen, an Nougat erinnernden Schmelz. So kross und knusprig wie Hanuta, nur ohne die Krümel. Mein Favorit aus der Kollektion

5. Winninger Uhlen Blaufüsser Lay 2008

Fand ich sehr verschlossen. Mufflig, ungesprächig und dicht, null Frucht, purer Stein. Braucht wohl noch ein ganzes Weilchen.

6. Winnninger Uhlen Laubach 2008

Entgegenkommender, großzügiger als die Blaufüsser Lay. Ebenfalls sehr mineralisch, aber nicht so völlig verschlossen, sondern wie durch eine dicke Wand gedämpfter aber schon sehr schwungvoller und mitreissender Partylärm.

III. Daniel Vollenweider, Traben-Trarbach

1. Vollenweider (Trauben aus dem Enkircher Steffensberg) 2008

Viel grüner Apfel, florale Noten, gesunde, bissige Säure, kraftvoller, extraktreicher, leicht schmelziger, Wein mit Spätlesequalität.

2. Wolfer Goldgrube Kabinett trocken 2008

In der Nase Kerzenwachs, sonst eher eng, im Mund wieder sehr hohe, bissige Säure, und angenehm herbe, an Pink Grapefruit erinnernde Töne, sehr konzentriert, als trockener Wein nicht mein Fall.

3. Schimbock 2008

Die Lage neben der Wolfer Goldgrube ist die eigentliche Riesling-Goldgrube, so federleicht und trotzdem knallhart sind die Weine aus dieser Lage. Sehr anspruchsvolle, feinverwobene Duftschleier von warmen Steinen, getrockneten Algen, Zitrusfrische, Kumqats und Kerzenwachs machen den Wein für mich zum Star unter den Wolfer Weinen.

4. Wolfer Goldgrube Kabinett 2008

Die volle Zitruspackung, Zitrone, Limone, Orange, aber auch nektarine und Mandarine, enorm viel knackige Säure, munderfrischendes, jubilierendes Prickeln, exakt die Art von Süße-Säure-Spiel, die ich beim Moselkabinett so liebe. Mein Favorit von Vollenweider.

5. Kröver Steffensberg Spätlese 2008

Buttriger, öliger, mit mehr dämpfenden als prononcierenden Aromenschichten über der Rieslingkraftmaschcine, samtig und delikat, aber nicht so ungeniert schön wie der Kabinett aus der Goldgrube.

6. Wolfer Goldgrube Spätlese “Reiler” 2008

Gleich in der Nase der Duft von frisch aufgebrühem Earl Grey, Verbene, Zitronengras, Ingwer. Dicht und konzentriert, kraftvoll und mit einer gerbstoffigen, wieder an schwarzen Tee erinnernden Herbe und einem halbem Löffel Kastanienhonig. Ich könnte den besser finden, als den Kabinett aus der Goldgrube, denn er bietet enorm viel, auch ungewöhnliches und Mutiges, ist urwüchsig und selbstbewusst, aber ich bevorzuge einfach den schlankeren, traditionellen, hier sehr intelligent interpretierten Kabinettstil.

IV. Weiser-Künstler, Traben-Trarbach

1. Enkircher Ellergrub Kabinett 2008

Käsige Nase, hart, eng und wenig verspielt. Im Mund offener, munterer und mit einer wohldosierten Mischung aus floralen, vegetabilen Noten und Golden Delicious. Könnte mir in zwei, drei Jahren besser gefallen.

2. Enkircher Zeppwingert Spätlese 2008

Wieder eine käsige Nase, erinnert an reifen Gouda, der etwas zu lange neben Gorgonzola gelegen hat, dazu ein Ton von zerriebenen Butterblumen und Löwenzahn. Im Mund viel einladender, viel – noch mostig wirkende – Frucht, Apfel, bzw. naturtrüber Apfelsaft und eine fordernde Griffigkeit am Gaumen. Auch eher was für in drei Jahren.

V. Staffelter Hof, Kröv

1. Oldschool Kabinett feinherb 2008

Sponti aus dem Holzfass, nach Opas Art vinifiziert. Eher herb als feinherb, dabei saubere, präzise sitzende Rieslingaromatik.

2. Kröver Steffensberg Spätlese fruchtsüss 2008

Konzentrierte Mineralität, extrem viel Kraft, die Kleins sagen dazu Energydrink und ich verstehe endlich, woher die Neigung des Rieslings zum Kerosinduft kommt. Für mich druckvoller und stärker als der Magnus und die Alten Reben. Hätte ich dem Örtchen Kröv übrigens gar nicht zugetraut, wie ich gestehen muss.

VI. Martin Müllen, Traben-Trarbach

Sympathischer Winzer, dem man die Philosophie der Unaufdringlichkeit und Nachhaltigkeit sofort abnimmt und die bei seinen Weinen so gut zur Geltung kommt wie ich es noch selten anderswo erlebt habe.

1. Trarbacher Hühnerberg Spätlese “8.8” 2007

In der Nase sehr herb und eigen, Campari-O, Noilly-Prat, Sponti. Nach dem ersten Nasenstüber der erste Schluck genauso eigenwillig, voller wild durcheinander purzelnder Aromen, die sich gar nicht recht zuordnen lassen wollen und auch ständig vom Duft überdeckt werden. Mit etwas Hin- und herspülen und im Mund herumsprudeln immer noch eigenwillig, sehr konzentriert, dicht, steinig, mit Jod und Algen, Wermut, UNmengen trockener Kräuter, aber auch viel Orange, Limette und Kumqat. Ein Wein, dem man sicht behutsam und langsam nähern muss und der noch länger liegen darf, bevor er sich soweit beruhigt hat, dass er sich von Zwölftonmusik zum spätbarocken Orgelkonzert wandelt.

2. Trarbacher Hühnerberg Spätlese 2008

Erinnerte mich an die von mir sehr geschätzen Niederberg Helden Spätlesen von Schloss Lieser. Elegante, sparsam, aber sehr pointiert eingesetzte volreife und saftige Fruchtakzente und dazu diese unverschämt lange, silbrig-fein dahinfließende Säure.

3. Trarbacher Hühnerberg Auslese 2007

Formosa-Oolong-Nase, Puffreis, Kerbel, Estragon, aber auch Minze. Dazu Weinbergpfirsiche und Nektarinen, zarter Schmelz von Toffee, wie ich ihn ähnlich bei Heymann-Löwensteins Röttgen erlebt habe, ein Duft wie aus einer Schachtel Quality-Street-Bonbons. Großartiger Wein und einer meiner Favoriten des Abends.

VII. Weingut O., Traben Trarbach

Hinter dem O. steckt Olaf Schneider.

1. Trabener Kräuterhaus Spätlese 2008

Kaum überraschend, dass der Wein nach Kräutern duftet, hier am ehesten nach in heißer Butter geschwenkten Kräutern. Flotter Stil, der an leichte Kavallerie erinnert: kein schwerer Frontalangriff, sondern eher eine frische, prickelnde, angenehm pieksende Art am Zungenrand.

2. Trarbacher Ungsberg Spätlese 2008

Herber und schwerer als das Kräuterhaus, wirkt extraktreicher, aber auch langsamer, unbeholfener, beladener.

3. Trarbacher Ungsberg Auslese 2008

Hier ist der Ungsberg in Topform. Keine schwere Reiterei, aber eine Bewaffnung mit hoher Durchschlagkraft. Fokussierter, strahlender, als die Ungsberger Spätlese, wobei die Kraft weniger aus dem Zucker, sondern aus dem Innern des Weins selbst zu kommen scheint.

VIII.Weingut Melsheimer, Reil

Hatte gerade erst David Schildknecht zu Besuch, der für nächstes Jahr in Aussicht gestellt hat, sich noch mehr Zeit nehmen zu wollen. Das heißt: Jetzt Melsheimer kaufen, bevor er nächstes Jahr komplett nach USA wandert.

1. Reiler Mullay-Hofberg “Schäf” Spätlese 2008

Starker Wein, kraftvoll und saftig, druckvoll mit viel Apfel, einem Hauch Minze, sehr lang und entwicklungsfreudig.

2. Reiler Mullay-Hofberg Auslese 2008

eigenwillige, kräftige Nase, die mich im ersten Moment an Dosenmais und Gnseblümchen erinnerte, bis eine feine Puffreisnote, kräuterige und malzige Aromen darunter zum Vorschein kamen und sich ein Stelldichein mit Litschi, Ananas, Granatapfel und Passionsfrucht gaben. Viel zu jung aber auch viel zu gut, um ihn jetzt zur weiteren Reifung hinzulegen. Nach dem wildaromatischen Schäf dachte ich, dass die Auslese vielleicht etwas träger sein würde, aber das war ein Irrtum; die Auslese gefiel mir wider Erwarten noch besser, als der für sich schon sehr gelungene Schäf.

3. Reiler Mullay-Hofberg Beerenausles 2007

Damenhafte, blumige, sehr saubere, feinstsämige, an Chiffon erinnernde BA ohne Sättigungseffekt.

IX. Johann Lenz, Pünderich

Sehr sympathisches kleines Weingut mit weinminimalistischer Philosophie.

1. Pündericher Marienburg Kabinett 2008

Eher herber, etwas altmodisch anmutender Kabinett, der im Mund mit überraschend feiner Säure einen Extrapunkt für unvermutete Eleganz gewinnt. Kostet lachhafte 5,20 EUR.

2. Enkircher Ellergrub Auslese 2006

Auch zunächst herb, altmodisch und wie aus dem Schlaf erwachend, langsamer, aber noch nicht betulicher Wein. Was an Eleganz fehlt, kommt über die Zeit in Form von sorgfältiger Aromenentfaltung. Leider etwas dünne geraten, aber mit 8,80 EUR auch noch ein paar Probeflaschen zum Hinlegen wert.

X. Weingut Moog, Traben-Trarbach

1. Trarbacher Schlossberg Kabinett halbtrocken 2008

Frech und spritzig sind bei diesem puren Vitamin-C in Flüssigform noch zu wenig. Nichts für Magenschwache.

2. Trabener Gaispfad Kabinett 2008

Ähnlich wie der Schlossberg, allerdings mit einer eigenwilligeren, etwas stinkigen Nase; auch mit Vitamin-C-Naturell, sehr nachhaltige Säure, vielleicht in einem Jahr schöner zu trinken.

3. Trabener Gaispfad Auslese 2007

Leider etwas unausgewogen zwischen anfangs enger, straffer Mineralität und Pudrigkeit, dafür aber einem später – zu spät! -gegen den Gaumen drückenden Zucker.

XI. Richard Böcking, Traben-Trarbach

1. Alte Reben feinherb 2008

Konzentrierter, mineralischer Riesling, der erst etwas Klebstoff in der Nase zeigt. Im Mund sauber, auf der herben Seite angesiedelt.

2. Trarbacher Ungsberg Kabinett feinherb 2008

Frisch und fein, zarte Frucht, gegen Ende etwas eng zulaufend. Ich habe lange geschwankt, ob ich das filigran oder dünn nennen sollte, mit Luft hat sich der Wein aber auch zum Ende hin geweitet.

3. Trarbacher Ungsberg Spätlese feinherb 2008

Zitrusfruchtig und etwas gemüsig, auch eine leichte Plastiknote war am Anfang dabei, im Mund aber sauber und alles andere als simpel, verschroben oder fehlerhaft. Stattdessen eine sich zunehmend bemerkbar machende Aromenkomplexität und raumgreifende Struktur, animierende Säurepiekser.

XII. KKR Bergrettungsweine

1. Bergrettung Spätlese 2008

Hundefellnase, metallisch, danach Puffreis und Primärfrucht. Schöne, typische Moselriesling-Spätlese, die mich aber nicht umgeworfen hat.

2. Bergrettung Auslese 2007

Anfangs metallische Nase, milde Fruchtnoten und ein Hauch von Muskatnuss, im Mund schlanke, frische und moseltypische Art.

3. Bergrettung 2006

Beginnende Reifetöne, ganz zarte Andeutung von Firne, gleichzeitig kräuterig, buttrig. Recht kraftvoll.

XIII. Richard Richter, Winningen

Sehr angenehmer auskunftsfreudiger Winzer mit sicherem Kleidungsgeschmack und mehr als angemessenem PLV. Sehr erfreuliche Kollektion älterer Edelsüßer Weine und konsequenter Verwender von Glasverschluss und Stelvin gerade (!) bei den hochwertigen und edelsüßen Weinen.

Bemerkenswert sind die Frühburgunder von Richter, die vollmundig, beerig und mit markantem, aber nicht aufdringlichem Tannin versehen sind. Der 2007er trinkt sich schon sehr gut, etwas wilder und ungehobelter ist der 2008er.

1. Winninger Brückstück Kabinett feinherb 2008

Leicht, mild, fruchtig und mit einer Andeutung von Schiefer, präsente, angenehme Säure. Die Weine aus dem Brückstück habe ich gerade wegen ihrer Leichtigkeit so gern und nicht, weil sie direkt neben dem so hochgeschätzten Röttgen liegen.

2. Winninger Brückstück Spätlese feinherb 2008

Mildere, reifere Töne als im Kabinett, auch elegantere Frucht und zurückhaltendere Säure. Andeutungsweise buttrig schöner Schmelz.

3. Terra-V (= Brückstück) 2008

Druckvoll, etwas alkoholischere, pfeffrigere Schärfe, druckvoll und mit reifen, auch roten Früchten und milden Säure ausgestattet.

4. Winninger Brückstück Spätlese 2008

Erdiger, auch würziger und von punktgenau gereifter Frucht geprägter Riesling mit leicht nachprickelnder Art.

5. Winninger Röttgen Spätlese Alte Reben 2007

Intensive Frucht, auch wieder, erdige, würzige Aromen und eine ungeheure Präzision, da wirkt nichts matt, verwaschen, hingeschludert, pampig, lasch oder vollgezuckert, sondern alles sitzt an seinem Platz und dennoch hat der Wein Spiel und bereitet müheloses Vergnügen wie ein guter Maßanzug.