I. Ngeringa Vineyards

Biodynamisch seit 1980

1. Assemblage Red Adelaide Hills 2007

Syrahbasis mit Pinot Noir, Sangiovese und Tempranillo, ein süffiger Roter, der mir mit einer gewissen Unbekümmertheit gegenüber den in Europa für die rebsorten typischen Rebstandorten hergestellt zu sein scheint. Vom Syrah kommt eine angenehme Kakaonote, Pinot, Sangiovese und Tempranillo steuern einen vielfach durchbrochenen, fruchtig-floralen Umhang bei.

2. Pinot-Noir Red Adelaide Hills 2007

Ziemlich europäisch, ja frnzösisch wirkt dieser Pinot. Frucht ja, aber nicht wie bei unseren Badischen Pinots, stattdessen mehr Mineralität und kräuterige, auch erdige Würze. Stattliche Säure und kraftvolles Tannin sorgen für Struktur, ohne dass der Wein konstruiert wirkt.

3. Syrah Red Adelaide Hills 2006

Nachdem ich diesen Syrah im Glas hatte, wünschte ich mir eine umgekehrte Probenreihenfolge , dann hätte ich den Blend ganz zu Beginn vielleicht besser einsortieren können. Holz, Schoko, Früchtemus und softes, aber lauerndes Tannin. Ein mittelgewichtiger, kätzischer, spannungsvoller Wein. Obacht geben, wie sich das Weingut entwickelt!

 

II. Chateau de Roquefort

Biodynamisch seit 1995. Kenne ich, seit ich dem 1999er Rubrum verfallen bin, dessen buchstäblich vielsagendes Etikett mich damals begeistert hat. Umso größer die Freude, als in den wenigen Jahren, in denen es seither wieder welchen gab, die Qualität immer wieder aufs Neue grandios war. Bei drunkenmonday steht, anhand der von Jahrgang zu Jahrgang unterschiedlich gestalteten Dudeln der abgebildeten Etikettenschönheit könne man die weingutseigene Einschätzung des Rubrum ablesen – das schreit nach einer Vertikalen!

1. Blanc Les Genets 2009

Clairette und Rolle machen diesen Wein zu einer Mischung aus flüssigem Fruchtfett und kalter Lava, bei dem man sich über einen gewissen Suchtfaktor im Klaren sein sollte, wenn man die Flasche öffnet.

2. Rosé Corail 2009

Sehr gewöhnlich kam mir der Corail vor. Fette, buttrige Art mit aufgesetzter Erdbeer-Himbeer-Krone. Wirkt wie das stereotypische dicke Mädchen mit dem guten Herz in amerikanischen Teenyromanzen.

3. Gueule de Loup 2007 – 2008

Ein blend aus zwei Jahrgängen. Der eine verkörpert das aparte Löwenmäulchen, der andere den schlimmen Wolfsrachen. Eine irriterende Mixtur jedenfalls, die mir nicht gefällt. Zu unausgeglichen, zu unruhig, für mich der erste Wein mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung. Vielleicht legt sich das mit dem Alter.

4. Rouge Les Mures 2006

Nicht recht froh wurde ich mit dem Brombeerwein. 40% Grenache, 25% Carignan, 20% Syrah, 5% Cinsault, 5% Mourvèdre, und 5% Cabernet-Sauvignon sind drin. Alles alte Reben, alles ohne Schnickschnack sorgfältigst vinifiziert. Im Normalfall alles Garanten für einen bombigen Wein. Und trotzdem stimmte was nicht mit dem Kollegen. Nicht, dass da was gefehlt hätte oder, andersrum, dass er überladen gewirkt hätte. Vielleicht ist das einfach nicht meine Art von Wein, soll's ja geben.

5. Rouge La Pourpre 2006

Ein selten produzierter Wein ist der Pourpre, der wie alle Roquefort-Weine ein nicht nur stimmiges oder schönes, gelungenes oder stylishes Etikett hat, sondern DAS Chefetikett. Dieser Wein ist mehr, als eine technische Spielerei und am besten vielleicht nur vor biodynamischem Hintergrund zuverstehen: Syrah und Carignan, die beiden Counterparts des Weins, reifen genau entgegengesetzt. Nur wenn beide zur gleichen Zeit voll ausreifen, macht Raymond de Villeneuve den Porurpre. Und im Gegensatz zum Gueule de Loup ist ihm mit dem Pourpre ein Wein gelungen, der einen sofort in seinen Bann zieht. Der Wein zu Jean Reno in den purpurnen Flüssen. Unfassbar, dass der für 20 EUR regelrecht verschleudert wird! Kaufzwang!

 

III. M. Chapoutier

Biodynamisch seit 1991

1. Chante-Alouette 2006

Weißer Hermitage, bzw. die Rebsorte Marsanne sagt mir gar nichts, weil ich mich damit nie beschäftigt habe. Die Weine von Chapoutier sind insofern Fluch und Segen. Segen, weil dieser Chante-Alouette so frühlingshaft zwitschert und zum Leichtsinn verführt, zwischen Kamille und Orangenblütte, Quittenmus, kühler Minze, der Schärfe von Pinienkernen, dem Aroma aller mir bekannten Melonensorten und saftiger Nektarine findet sich wahrhaft genau das, was einen trockenen Weißwein zum Geschmacksfeuerwerk macht. Das ist gleichzeitig der Fluch dieses Weins, der mein Augenmerk so bezwingend und hypnotisch auf sich zieht.

2. De l'Orée 2006

Nochmal Marsanne, diesmal aus Ermitage. Ätherischer, strenger; Bienenwachs und Birne, mit einer prickligen, eine seriöse Munterkeit ausstrahlenden Art dann der De l'Orée. Wirkte gedankenverlorener, antiker (nicht antiquierter) und weihevoller, als der Chante-Alouette. Wegen seiner unverspielten Art und der offenbar zur Rebsortentypizität gehörenden, hier aber noch geringeren Säure sprach mich der Wein nicht im selben Maß an, wie der Chante-Alouette. Ganz ohne unangebrachtes Parker bashing: sehr gestaunt habe ich über Parkers 99 Punkte für diesen Wein. Ich wusste gar nicht, dass der so subtile Weine überhaupt wahrnimmt.

 

 

IV. Zind-Humbrecht

Biodynamisch seit 1997

1. Muscat Goldert Grand Cru 2007

Roch und schmeckte wie ein Riesling, der zu lange und zu dicht neben dem Apfelmost gestanden hat. Nicht mein Fall.

2. Riesling générique 2007

Solider, nicht besonders eindrucksvoller Gutsriesling.

3. Riesling Rangen de Thann Grand Cru Clos St. Urbain 2007

Kernig, tiefgründig und fett, aber nicht wabbelig, sondern von der festen, an Schweineschwarte erinnernden Sorte. Dazu Orangensaft mit scharf wirkendem Vitamin C. Schon sehr fordernd.

4. Riesling Brand Grand Cru Vieilles Vignes 2007

Gegenüber dem Rangen nicht so schwer und anstrengend, viel breiteres Fruchtspektrum, immer noch mit viel Säure, die hier jedoch harmonischer eingebettet ist und nicht alle anderen Aromen übertüncht. Schmelzig.

5. Pinot Gris Rotenberg 2006

Seltsam flüchtige Säure, derselbe etwas faulig-viezige Geruch wie beim Goldert, kein Vergnügen.

6. Gewuerztraminer Clos Windsbuhl 2006

Pricklig, etwas herb, kratzig wie ein zu enger Rollkragenpullover, das Säurefinish versöhnt nicht wirklich. Gehört zu den ernstzunehmenden Gewuerztraminern, ist aber auch nicht mein Fall.

7. Pinot Gris Clos Windsbuhl Vendange Tardive 2002

Das hier ist mein Wein, so gut habe ich Pinot Gris noch selten oder nie getrunken. Dramaturgisch perfekt, mit einer verspielten Exposition aus Puffreis, Popcorn, Karamell, Erdnussbutter und einer schleichend langsam untergemischten Säure, die den Wein zusammen mit minerlaischen Anklängen sogar kurzfristig trocken erscheinen lässt. Dann Verstrickung mit Weinbergspfirsich und Nektarine, Komplikation, Spannungsanstieg, Climax, Katharsis und schwupp, am Ende klingt der Wein so unschuldig und süss aus, als wäre vorher nichts gewesen. Sehr raffiniert. Top-Wein.

 

V. Domaine Kreydenweiss

Biodynamisch seit 1989

1. Andlau "Au Dessus de la Loi" Riesling 2008

Die helle Freude, Riesling wie aus besseren Zeiten. Kreydenweiss bringt Crème und Rasse, Butter und Säure unter einen extrem schicken Hut. Keine zu dick aufgetragene Frucht, kein mineralisches Gepolter, eine Säure, die ihren Platz kennt und ihre Rolle perfekt spielt, was will man denn mehr.

2. Clos du Val d'Eléon "L'Âme de la Terre" Riesling /Grauburgunder 2006

Rauchig, etwas stinkig, mit etwas Akazienhonig und Birne. Durchgegoren, knochentrocken; getrennt vinifiziert wäre vielleicht eher was nach meinem Geschmack daraus geworden. So war ich hin- und hergerissen zwischen Neugier, wie sich der Wein entwickelt und Ablehnung.

3. Wiebelsberg "La Dame" Grand Cru Riesling 2007

Apfel, Pektin, Weinbergpfirsich, Honigmelone. Leicht kalkig, mit einem gut dazu passenden Spritzer lime juice. Sehr apart. Kann noch.

4. Kastelberg "Le Château" Grand Cru Riesling 2007

Einerseits vollmundig, mostig, erinnert an Waffeln mit Calvados und gleichzeitig eine minimal salzige, zur Knackigkeit beitragende Note.

5. Kritt "Les Charmes" Pinot Blanc 2008

Blüten und Trockenkräuter ergeben hier einen süsslichen, vom üblichen Patchouli-Neroli-Rosenwassergewaber weit entfernten Duft, der mich durchaus anspricht. Im Mund erfrischend, nicht gerade schlank. Fett aber auch nicht. Proper würde ich sagen, mit einer Säure, die wie ein Stützstrumof wirkt. Gut.

 

VI. Weingut Fürst Makashvili

Biodynamisch seit 2009

1. Grand Cru Akhoebi 2007

90% Rkatsiteli, 6% Mtsvane, 4% Khikhvi

Alttestamentarisch, grummelnd, sehr langsam und behäbig, so ähnlich muss man sich wahrscheinlich norwegische Gebirgstrolle vorstellen. In der Nase eine Mischung aus Scotch und Apfelessig, am Gaumen krallt sich dann ein Tannin fest wie ein abgestürzter Bergsteiger am Felsvorsprung. Zum Schluss versöhnliche Süsse. Ein elementares Erlebnis.

2. Grand Cru Tsarapi 2007

100% Rkatsiteli

Geradezu tänzerisch leicht wirkt danach der Rkatsiteli. Der passende Wein zur ersten Stripshow nach dem Ende der Sintflut, als die Frauen noch Hasenfellbikinis trugen.

3. Grand Cru Akhoebi 2006

100% Saperavi

Pfeffernase. Und zwar nicht nur bisschen, sondern richtig. Dass ich nicht vor Schreck reingeniest habe, liegt nur an der alles wieder nach innenziehenden, kräuterig-herben bis medizinalen Bitterkeit und dem Hasenfell, das sich auf Mund und Zähnen ausbreitete. Als hätte ich eine von den Urzeittänzerinnen bei lebendigem Leibe verspeist und es gar nicht gemerkt. Schwieriger, aber auch beeindruckender Wein.

 

VII. Movia

Biodynamisch seit 1989

1. Sauvignon-Blanc 2007

Angenehmer, internationaler Stil. Kann man nicht meckern, wird man aber auch nicht bejubeln.

2. Veliko Belo 2005

Ribolla, Pinot Gris, Sauvignon-Blanc

Weich und buttrig, aber nicht klischeehaft. Erinnert, bei sehr milder Säure, ein bisschen an reinsortigen Viognier. Gelungen.

3. Lunar 2007

100% Ribolla

Säurearm und mehlig. Nicht mein Fall.

4. Puro Rosé 2002

60% Pinot Noir, 30% Chardonnay, 10% Ribolla. Vierjähriger Ausbau der Grundweine im Holz, mis en bouteille 2006, dégorgé à la volée.

Bis auf die nur sehr schwach ausgeprägte Säure ist hier alles richtig gemacht worden, schon das öffnen gleicht einer Zeremonie und dürfte in manchen Restaurants zum Kult werden. Im Auge behalten.

 

VIII. Cascina degli Ulivi

Biodynamisch seit 1985. Italienischer Biodynamie-Pionier, mit einem schönen Portfolio. Bezahlbare Weine voller Leben, die das ganze Streben der Biodynamiker sehr lebendig wirken lassen. Dringende Empfehlung abseits ausgelatschter Pfade!

1. Bellotti Bianco 2008

Diesen Wein aus 100% Cortese gibt es mit zwei unterschiedlichen Etiketten. Das eine weist ihn ganz klassisch als Gavi aus, das andere, sehr fortschrittlich gestaltete, nicht. Ohne Schwefelzusatz. Der Wein selbst ist spritzig, stahlig und viel origineller, als ich gedacht hätte. Keiner von diesen fürchterlichen, austauschbaren Sommersonneterrassenweinen, auch wenn die zitronige Aromatik ihn dafür empfiehlt. Hier merkt man zusätzlich mindestens eine Komplexitätsstufe mehr, was vom Akazienholzfass herrühren mag. Sehr schön.

2. Filagnotti DOCG 2006

Der Wein hat auf dem Etikett einen niedlichen Hundi, bei dem ich von weitem zuerst dachte, es sei ein Eisbär. Die Reifung der hier verwendeten Cortesetrauben in Akazienholzfässern verleiht ihm eine auf Anhieb etwas irriterende Note, die mich erst nicht recht begeistern konnte. Mit mehrmaligem reinschnuppern und annippen gewöhnt man sich daran und findet es am Ende sogar gut.

3. Montemarino 2007

Dieser sehr konzentrierte Wein meldete sich mit einem äußerst appetitlichen Erdnussduft an. Lebhaft und sehr dynamisch war das zitronig-limettige Element, gebändigt nur von einem hölzernen Rahmen. Zu meiner großen Freude glitt der Wein nie ins kitschig eichenüberholzte ab, obwohl er eine ganze Weile darin verbracht hat. Stattdessen Konzentration, Kraftentfaltung und immer, wenn das Holz anfing, sich bemerkbar zu machen, eine neue aufmerksamkeitheischende Duft-, bzw. Geschmackskomponente. Sehr schöner Wein.

4. Bellotti Rosso 2008

Ein Mix aus Barbera (60%) und Dolcetto (35%), sowie 5% unbestimmter anderer Rebsorten. Auchn hier kein Schwefelzusatz und Ausbau in französischer und slowenischer Eiche. Spontangärung versteht sich von selbst. Handzahme, aber nicht zahnlose Säure und nicht sehr viel Gewicht, trotzdem straff genug, um nicht durchzuhängen. Normalerweise kann ich mit Dolcetto und Barbera nicht viel anfangen, weil mir die Weine oft zu gedämpft vorkommen. Das war hier nicht so. Der Wein war beweglich, ansprechend, agil, wie ein sehr gelehriger Welpe bei den ersten Trainigsstunden in der Hundeschule.

5. Mounbè Barbera 2005

85% Barbera, 10% Dolcetto und 5% Ancellotto. Frische Nase mit einem Hauch flüchtiger Säure, im Vordergrund stehen aber dunkelbeerige Aromen, auch eine etwas moosige Note, Haselnuss und Kirsche. Am Gaumen erst etwas Tannin, das angenehm nachfedert. Dann ein, zwei drei Wellen von Früchten, auch der Eindruck, gerade saftigen Kuchen zu essen war kurz da. Dass der Wein für gerade mal 12 € zu haben ist, kommt mir schon fast lächerlich vor.

6. Nibiô Dolcetto 2006

Sellerie und Brühwürfel kriegen erst mit viel Luft die sagenhafte Metamorphose zu Schattenmorelle und Pflaumenmus mit einer Untermalung von Aprikosenkernen hin. Am Gaumen wirkt das dann recht herb und pelzig, dabei sehr lang und über die ganze Länge schwierig, voller Ecken und Kanten, als müsste man einen Rubiks-Würfel im Mund zusammensetzen.

7. Passito

Kirschig, Feigen, Kastanienhonig, das alles kommt sehr dick und konzentriert aus dem Glas. Herbstlich und reif wirkt der Wein und legt sich wie ein Latexbelag an den Gaumen, von wo er dann gar nicht mehr weg will. Besser zum Essen als solo.