Dritte Station war Knut Hannappels Restaurant in Essen.

Amuse Gueule: Entenleberpraline mit Zwiebelconfit

Die Entenleberpraline ist einer von Knut Hannappels Klassikern. Immer zartschmelzig, immer ziemlich süss und fast immer schon so sättigend, wie ein Hauptgang. Aber gestern hatte ich reichlich Appetit mitgebracht und die kleine Nascherei vorweg machte Lust auf mehr. Dazu gab es Casparis restsüßen Enkircher Moselriesling, den ich auch zum ersten Gang beibehielt. Der ebenfalls angebotene Champagner von Veuve Pelletier war grauenhaft und schmeckte nach gewaltvoll abgepressten Schlusenresten. Schlimmes Massenzeug. Bloss schnell vergessen, das!

 

I. Duett vom Kaninchen mit Sellerieschmand und Speckluft

Das Kaninchenduett war gut. Einerseits eine feste, leicht säuerliche, aber nicht wie Sauerfleisch angelegte Sülze mit schönen festen Fleischstücken und Möhrchen, dazu passte gut die dünn gehobelte, erdig-würzige Rote Bete und eigentlich auch der besonders luftige Speckschaum, der leider wiederum so luftig war, dass das Speckaroma sich praktisch nicht entfalten konnte. Andererseits gab es eine Galantine vom Kaninchen zu deren zartem Fleisch der würzige Sellerieschmand sehr gut passte. Auch über Kreuz schmeckten Sülze mit Sellerieschmand, bzw. Galantine mit Roter Bete und Speckluft gut. Schön war auch der Riesling dazu.

 

II. Roulade von der Lachsforelle auf Blutwurst-Graupenrisotto mit Schwarzwurzelmousseline

Die Lachsforelle sah innen eher roh als glasig aus und war gleichzeitig zu weich, was mich nicht zufriedenstellte. Das Blutwurst-Graupenrisotto konnte die Forelle leider auch nicht mehr retten, weil es nur eine untergeordnete Rolle spielte. Es war zwar leidlich gut und hatte zusammen mit der Schwarzwurzelmousseline einige aromatische Akzente auf seiner Seite, aber die misslungene Lachsforelle wog zu schwer. Dem Weissburgunder aus der Ruhredition war's natürlich egal, der passte zu beidem ganz gut, ist ja auch eine erprobte Kombination.

 

Entr'Acte: Mangosorbet mit Knisterzucker

Gleichsam als Versöhnung kam das Mangosorbet. Das war ausgezeichnet. Nicht zu süss, sondern ganz auf der Mangolinie mit einer natürlichen Herbe, ziemlich dick und auch mit grobem Knisterzucker dekoriert, der mehr als nur knisterte, indem er förmlich knallte.

 

III. Gefülltes Haustäubchen auf Steckrübenpurée mit Buchweizencrêpes

Hier kam der Teller besonders schlön angerichtet, die Stücke von der Taube waren dunkelrosarot und bildeten zusammen mit einem Taubenschlegel und dem Buchweizencrêpe den Umriss einer fliegenden Taube nach – mit etwas Phantasie. Einwandfrei gebraten das Taubenfleisch, sehr aromatisch und erdig das Steckrübenpurée, vorbildlich dünn der Buchweizencrêpe, dessen dunkle, an verschmutzten Kaffeefilter erinnernde Färbung nicht nur gut zum Ruhrgebietscharakter des Menus passte, sondern auch dezent nach Vollwertkost schmeckte. Dazu gab es etwas Rahmwirsing, der sich ebenfalls harmonisch einfügte. Der Spätburgunder aus der Ruhredition ließ auch hier nichts anbrennen.

 

IV. Hüfte vom Ruhrwiesenlamm mit Schnibbelbohnenconfit und Kartoffelcharlotte

Die Kartoffelcharlotte war etwas arg mild gewürzt, mag aber von manchen als passender Hintegrund für das kräftige Lämmchen und die sehr konzentrierte, gute Sauce empfunden werden. Gut, aber keineswegs originell war das Schnibbelbohnenconfit dazu. Der junge Pigmentum, Cahors, machte zum Lamm keine Probleme, solo wäre er mir zu einseitig gewesen.

 

V. Warmer Quittenpudding mit Ziegenkäse-Panna-Cotta und geeistem Apfelsaft

Der Quittenpudding entpuppte sich als Quittenschlupfer, was mir recht war. Noch schön warm und mit reichlich saftigen Quittenwürfelchen belegt, hätte ihn auch mein k.u.k. Großmutter aus dem Ofen gezaubert haben können. Das Apfelsorbet stand dem Mangosorbet in Qualität und Aromentiefe nicht nach, es war allenfalls etwas flüssiger, passte aber exzellent zum Quittenschlupfer. Schwierig, aber meiner Meinung nach gelungen war die Ziegnkäse-Panna-Cotta mit Minze. Ich weiss, dass Ziegenkäse mit seiner stalligen und salzigen Aromatik schon so nicht exklusiv auf Zuspruch stösst; dann das ganze noch in Dessertform? Nun, das geht sehr gut, wenn man sich auf eine Menge von ca. eineinhalb Esslöffeln beschränkt und zum Beispiel ein fruchtigfrisches Apfelsorbet dazu anbietet. Ich fand die Panna Cotta jedenfalls sehr gelungen, genau richtig dosiert und war mit dem Dessert sehr zufrieden. Weniger zufrieden war ich mit dem dazu angebotenen lieblichen Gutswein aus der Literflasche von Caspari – es hätte auch ein adäquater Stoff sein dürfen.