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Tag Archives: 2004

Einladung zur I. Champagne Master Class

Liebe Champagnerfreunde,
bei Gelegenheit zahlreicher Champagnerverkostungen wurde ich immer wieder mit der Idee konfrontiert, doch endlich eine Champagne Master Class zu etablieren. Dieser Gedanke hat mittlerweile Form angenommen. Im Laufe der Planung musste ich mich mit mehreren Aspekten auseinandersetzen, die das Wesen einer Wine Master Class ausmachen.

Die Zusammensetzung der Teilnehmer einer Master Class spielte dabei eine wichtige Rolle. Ich habe mich dafür entschieden, die Veranstaltung allen Champagnerinteressierten zugänglich zu machen. Ausschlaggebend war dabei, dass die Verkostungserfahrung von professionellen und privaten Champagnerliebhabern nach meinem Eindruck in der Praxis nicht so weit auseinanderklafft, wie bei Bordeaux, Burgund und anderen Stillweinen. Es erscheint mir deshalb gerechtfertigt, Angehörige beider Gruppen an dem "Exotenthema" Champagner teilhaben zu lassen. Eine weitere wichtige Überlegung war der Probenaufstellung selbst gewidmet. Schon eine kurze Beschäftigung mit der Materie reicht, um festzustellen, wie höchst heterogen selbst ein so überschaubares Gebiet wie die Champagne ist. Dem sollte die Probenzusammenstellung Rechnung tragen, ohne jedoch ein Unschärfe in das didaktische Konzept zu bringen. Ohne vorzugreifen hoffe ich, dass mir der Mix gelungen ist. Schließlich musste ich mich noch mit der Frage befassen, ob und welche Speisen die Verkostung begleiten sollen.

Nach langem Ringen und weil ich weiss, wie anstrengend eine intensive Probe mit zwanzig Champagnern sein kann, habe ich mich für eine Menubegleitung entschieden. Damit fiel gleichzeitig die Entscheidung gegen eine labormäßige, allzu verschulte Verkostung. Bei allem Bildungsmehrwert, den eine Master Class haben soll, steht für mich bei dieser Veranstaltung doch die champagnertypische Lebenslust und ungehemmt hedonistische Begeisterung im Vordergrund.

Ich freue mich, Sie

am Samstag, 21. August 2010 zur I. Champagne Master Class in der Résidence, Essen-Kettwig einladen zu dürfen.

Einen geeigneteren Zeitpunkt als das Kulturhauptstadtjahr kann ich mir für die erste Champagne Master Class in Essen nicht vorstellen. Und es gibt keinen geeigneteren Ort für diese erste Veranstaltung, als das erste Haus am Platz – den exklusiven Club B in der Résidence (2 Sterne im Gault-Millau und 18 Punkte im Guide Michelin). Diese von Patron Berthold Bühlers freundlicher Präsenz gekennzeichnete Chambre Séparée bietet Platz für maximal zwanzig Schlemmer und Geniesser. Werfen Sie hier schonmal einen Blick hinein: http://www.hotel-residence.de/page16/page16.html.

Was es geben wird:
Henri Bach wird zu den insgesamt acht Flights mit zusammen zwanzig Champagnern ein exklusives Sieben-Gang-Menu auf die Teller bringen. Für alle, die sich danach nicht mehr in ein Taxi setzen wollen, hat Berthold Bühler zum Preis von 50 statt 95 Euro pro Person im Doppelzimmer inklusive Frühstückschlemmerbuffet ein kleines Zimmerkontingent reserviert (Einzelzimmer sind für nur 75 statt der sonst fälligen 125 Euro verfügbar).
Zimmerbuchungen können über mich oder direkt in der Résidence vorgenommen werden. Verkostet werden Champagner von 1979 bis 2005, darunter Magnums, Spätdégorgements, Bio-Champagner, Rebsortenraritäten, Starwinzer und renommierte Prestigecuvées, kurz: es wird eine tour d'horizon durch die Champagne.

Die Anmeldung:
Der Preis für Champagner und Menu beträgt 200,00 EUR. Sommeliers und Restaurantfachleute, die an der Champagne Master Class teilnehmen, erhalten auf Wunsch ein Zertifikat. Um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und allen Interessierten eine faire Chance zur Teilnahme zu geben, ist die Teilnahme nur gegen Vorkasse möglich. Anmeldungen nehme ich per mail und auf den üblichen Kommunikationswegen bis zum 30. Juni 2010 entgegen. Unmittelbar nach Eingang der Anmeldung verschicke ich jeweils eine vorläufige Anmeldebestätigung mit der Bitte um Zahlung des Teilnehmerbeitrags. Die endgültige Anmeldebestätigung versende ich dann in der Reihenfolge der Zahlungseingänge. Es gilt wie immer: wer zuerst kommt, trinkt zuerst.

Ich freue mich auf eine hervorragende Veranstaltung in herrlichem Ambiente mit einer Runde von Champagnerbegeisterten,

Boris Maskow

Rési reloaded – Mit dem Fernseh in der Résidence

Beim Essen gefilmt zu werden ist gar nicht weiter schlimm, wenn man sich seiner Umgangsformen nicht schämen muss, oder wenn es einem sowieso egal ist. Oder aber, wenn das Fernsehteam dank fortgeschrittener Kameratechnik dezent im Hintergrund bleiben und dem sorglosen Schlemmer trotzdem auf die Gabel blicken kann. So war es letzten Dienstag in der Résidence, Essen-Kettwig.

O.1 Amuse Gueule: Frühlingsrolle, Selleriecréme auf Pumpernickel und Walnusscrème im Knusperröllchen

– Die Frühlingsrolle war mundgerecht, dicht, aber nicht zu dicht gepackt und daher angenehm bissfest;

– Die Selleriecrème als Würfel mit ca. einem Zentimeter Kantenlänge auf der Pumpernickelscheibe stand aromatisch im richtigen Verhältnis zum Brot, war mir aber als Kontrast zwischen wabbeliger Crème und festem Brot etwas zu weit auseinander;

– Die Walnusscrème im Knusperröllchen lag wieder auf meiner Wellenlänge, fluffige Crème, die intensiv nussig, aber nicht ranciohaft schmeckte, das Knusperröllchen harmonierte gut.

 

O.2 Gruss aus der Küche: Hummer-Fenchel-Variation

– einmal im Wan-Tan gebacken, mir zu sehr an die Frühlingsrolle angelehnt, aber geschmacklich gut;

– mit Fenchel-Tagliatelle, leicht säuerlich, wie beim Sushi-Rettich, als Appetitmacher ausgesprochen gklug platziert;

– als Tartar war mir der Hummer zu unsichtbar, ich habe ihn lieber in größeren Stücken;

– als gestreifte Terrine wiederum gingen Hummer und Fenchelcrème eine überaus schmackhafte einander spielend leicht ergänzende Kombination ein.

 

O.3 Zweiter Gruss aus der Küche: Tomatenessenz mit Gemüserauten

Das war das Signal für die Geschmacksnerven, die nächsten fünf Stunden unter Höchstspannung zu arbeiten. Die Essenz kam sozusagen als Blanc de Noirs, also nur als weiss abgepresster Saft aus den Tomaten, mit einem leicht rötlichen Schillern und war so konzentriert, so aromatisch, dass am Gaumen die schönste Sommersonne schien.

 

Währenddessen gab es Champagne Robert Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru 2004. Am besten schmeckte er zur Frühlingsrolle und zum Wan-Tan-Hummer, auch zum Sellerie-Pumpernickel und zu den anderen Variationen mit Fenchel brillierte der Champagner, auch mit der Tomate hatte der champagner keine Mühe und das, obwohl die beiden sonst als geschworene Feinde gelten. An seine Grenze stiess er jedoch sehr klar, als er es mit der leicht süssen Walnusscrème aufnehmen musste, dafür fehlte ihm das nötige Alter und die dann sich langsam herausbildende nussige Aromatik reifer Chardonnays. Anzulasten ist das nicht dem Winzer, nicht dem hervorragenden Sommelier Herrn Voigt, sondern mir, denn ich hatte den Champagner mitgebracht.

 

I. Zweierlei vom geräucherten Chinook-Lachs mit Topinambur und Wildkräutern, dazu ein 2009er Klüsserather Riesling vom Weingut Kirsten, auf Wunsch der Ehefrau Inge von Geldern durchgegoren

Für einen jungen Riesling war der Klüsserather herausfordernd golden, mit aromatisch breiter Schulter und einem herbsüssen Restzuckerschwänzchen. Zum Topinambur mit seiner süsslichen Aromatik passte das schonmal sehr gut. Aber um den Topinambur ging es nicht, der Riesling sollte sich zum Lachs beweisen. Dessen Filet war wahrhaft königlich. Wer sich auf Empfängen und Buffets beim Lachs immer zurückhält, weil er sich vor den Hormonschleudern aus Aquakultur fürchtet, kann beim Chinook beherzt rein- und zubeissen, der Unterschied ist so groß wie der zwischen altem Badeschwamm und Kalbsbries. Dazu der Reisling und die eröffnung des Abends war gesichert.

 

II. Sautierter Skrei im Feldsalatsud, mit Lardo, konfierter Kartoffel und Senfsauce, dazu Rudolf May, Silvaner Spätlese trocken "RECIS" 2007

Kabeljau, bzw. eben Skrei ist und bleibt ein schmackhafter Fisch, den früher nur Kinder, Engländer und arme Leute gegessen haben. Daraus einen schmackhaften Gang zu kreieren, geht so: Den Kabeljau mit guter Butter auf der Haut anbraten, einen nur optisch draufgängerischen, aromatisch dafür umso delikateren Feldsalatsud zubereiten, der sich mit einer nicht zu senfigen Senfsauce optimal für das zarte Skreifleisch eignet, fertig. On top kam dann noch der leicht knusprige Lardo mit der konfierten Kartoffel und ganz on top der Silvaner von Rudolf May, der wie massgeschneidert für diesen Gang war.

 

Z.1 Den Übergang machte ein zartfaseriges, nussig-aromatisches, gesundfleischiges Bäckchen vom Ibericoschweinderl auf gebratener Tomate. Dazu tat der Silvaner weiterhin gut und zeigte bei aller Konzentration und Tiefe willkommene Durstlöscherqualitäten.

 

III. Langostino mit karamellisiertem Blumenkohl und Trüffelscheiben, Frühlingsmorcheln und Dörraprikosen, dazu Domaine de Chatenoy, Menetou-Salon, Cuvée Pierre-Alexandre 2007

Wenn ich Menetou-Salon höre, stelle ich mir unwillkürlich immer eine seltsame Mischung aus dem Sioux-Häuptling von Karl May und dem Spitzenchampagner aus dem Hause Laurent-Perrier vor. Einen champagnerschlürfenden Indianer also, was irgendwie nicht passen will. Was jedoch sehr gut passt, ist Langostino und dieser Wein. Der war nämlich erst ganz sachte pfeffrig und andeutungsweise holzig, entwickelte eine kühl buttrige, ja speckige, auch ein wenig burgundische Stilistik, blieb lang, kühl und ohne Säure im Mund, so dass er mich von seinem ganzen Wesen an ein in dunklen und kühlen Regionen des Meeres herumwanderndes Krustentier erinnerte. Butter, Speck und Pfeffer riefen den Langostino leibhaftig auf den Plan und die zutage getretene Seelenverwandtschaft war das reinste Freudenfest, gekrönt noch von dem konzentrierten Dörraprikosengeleewürfel, von dem ich mir zu jedem Happen vom Langostino eine mikrometerdünne Scheibe herunterschnitt, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, mich an der Kombination der Geleescheiben mit Blumenkohl und Trüffel zu laben.

 

Z.2 Vor der Jakobsmuschel gab es noch Pulposalat mit Brunnenkresse, die den Gaumen wieder etwas klärten, was vor allem an der reinigenden, auch den Appetit wachhaltenden Schärfe der Brunnenkresse lag.

 

IV. Jakobsmuschel mit Kirschtomate, Kräuterfocaccia und Basilikumkresse, dazu Kruger-Rumpf Blanc de Noirs vom Spätburgunder, Spätlese trocken 2008

Kruger-Rumpfs 2008er Grosse Gewächse gehören zu meinen Lieblingen dieses Jahrgangs. Grosse Freude war deshalb gesichert, als Herr Voigt den Blanc de Noirs von Kruger-Rumpf vorschlug. An diesem Gang gefiel mir am besten die Basiliumkresse, die der Jakobsmuschel zusammen mit der Kirschtomate zu einer lebendigen Aromatik verhalf. Wie erwartet sehr gediegen dazu der Blanc de Noirs, dem es gelang, die entlegeneren Aromen der Kräuterfocaccia herauszukitzeln.

 

V. Medaillon und Tartar von der Gelbflossenmakrele mit Erbsenallerlei, dazu Churchview Estate, Margaret River unoaked Chardonnay 2007

Das Medaillon von der Gelbflossenmakrele war einer der Höhepunkte des Menus. Besser hätte man es nicht zubereiten können, das relativ feste Fleisch hätte schon für sich allein stehen können und genau deshalb habe ich es getrennt von den Beilagen genossen. Der Chardonnay dazu war mir leider zu lasch, ich wüsste aber aus dem Stand auch nicht, was mir ausser Sake oder Pils besser hätte gefallen können.

 

VI. Cherry Valley Entenbrust mit Rote-Bete-Ravioli, Pak-Choi und Belugalinsen, dazu Domaine de la Martinelle (Beaumes de Venise) Rouge 2008

Ein anderer Höhepunkt des Mahls war der Entengang. Auf die Garkunst von Henri Bach ist Verlass, so dass ich das Entenfleisch nicht noch weiter belobhudeln will. Worauf es mir hier im Gegensatz zur Makrele ankommt, ist die Kunst der Beilage. Das Türmchen von der Roten Bete und der kleine Ravioli mit Roter-Bete-Füllung waren trotz ihrer ja eigentlich erdnahen natur zusammen mit der Ente dem Himmel schon sehr nah. Die Reise wäre aber nicht anzutreten gewesen ohne den roten Beaumes de Venise, eine Gegend, aus der ich bis dahin nur Süssweine getruinken habe. Allein hätte mir dieser Rotwein auch gar nicht geschmeckt, fruchtig war er, erdig, trocken, nicht uncharmant, etwas mehlig, sehr bodennah. Flügel wuchsen ihm erst, als er der Kombination von Ente und Roter Bete den letzten Schliff gab.

 

Wenn mir in einem Restaurant die Sauce besonders gelungen erscheint, dann nehme ich davon gern ein Espressotässchen für den Sologenuss. Hier musste ich ein Tässchen mit dem sensationellen Sesamjus haben, das ich in winzigen Schlückchen zusammen mit dem schon ganz irrational gut dazu passenden Beaumes de Venise wegschlürfte. Perfekt war an dieser Sauce alles, hervorheben muss ich die einzigartige Konsistenz der Sesamkerne. Die waren exakt bissfest, nicht mehr mehlig oder hart, aber auch noch nicht durchgeweicht und matschig, auch keine Abstufung irgendwo dazwischen, sondern exakt auf den Punkt. Sowas macht mich als Sesamfreund glücklich.

 

VII. Geschmorte und kurzgebratene Short Rib vom Angus-Rind mit Poweraden und Perlzwiebelpurée, dazu Côtes de Bourg, Château Falfas "Le Chevalier" 2005 ca. 2/3 Cabernet-Sauvignon und 1/3 Merlot von achtzig Jahre alten Reben, biodynamisch erzeugt

Dieser Wein scheint mir nicht geeignet, im Alleingang den Ruf einer in Vergessenheit geratenen Appellation zu restaurieren. Dazu erscheint er mir zu außergewöhnlich und untypisch für die Region, die ich aber – im Vertrauen – gar nicht besonders gut kenne. Zum geschmorten Rind, das ich mühelos noch Stunden lang hätte essen können, machte sich das Perlzwiebelpurée besonders gut, zum gebratenen Stück gefiel mir die Babyartischocke, deren Name so frappierend an ein isotonisches Getränk erinnert, besser.

 

VIII. Wölkchen von der Passionsfrucht, Sesamkrokant, Kokosnusseis und Zuckerblüte, dazu eine 2006er Riesling Beerenauslese von der Disibodenberger Klostermühle

Zum Passionsfruchtwölkchen hätte ich zu gerne und ganz gegen meine Gewohnheit und Vorliebe eine ältere Fleur de Passion von Diebolt-Vallois getrunken. Herr Voigt hatte aber eine – wahrscheinlich – bessere Idee. Er trug den Hauswein der großen deutschen Energierechtskanzlei Becker Büttner Held auf, deren Namenspartner Christian Held steht hinter diesem Weingut. Dass die Kollegen nicht nur etwas von Energie- und Infrastrukturrecht verstehen, wird schnell klar. Sonntägliches Toastbrot mit dick Butter und Honig drauf, dazu ein schöner Ceylon-Tee – oder ein Schluck vom Disibodenberger, dessen galoppierende Säure nach einem längeren Mahl jeden Schnaps ersetzt. Für das Passionsfruchtwölkchen war das schon eine Herausforderung, Sesamkrokant und Kokoseis dagegen verstanden sich auf Anhieb blendend mit dem Wein.

 

IX. Pitahayacrème mit Knallbrause, weißem Kaffeeeis und Schokobecher

Peta Zeta heisst die Knallbrause. Nun weiss ich es endlich, werde es mir aber wiederum nicht merken können, fürchte ich. Zur Pitahaya, die zu meinen Lieblingsfrüchten gehört, passte sie, so wie sie zu fast allen Desserts gut passen mag. Die Pitahayacrème war indes sehr delikat, mir wäre sie ohne Knalleffekt lieber gewesen. Auch Wein mochte ich dazu nicht kombinieren. Das konnte man schon eher mit dem weissen Kafeeeis machen, das sich ebensogut allein schön wegschlotzen liess. Der Schokobecher, so winzig er letztlich war, kam mir zu dem Zeitpunkt schon sehr mächtig vor. Zur BA passte er besser, als Pitahaya und Kaffeeeis.

 

X. Himbeertörtchen, Orangen-Brombeer-Törtchen, Physalistörtchen und Chilipraliné

Die Törtchen wollte ich eigentlich gar nicht mehr. Zwei Dinge brachten mich dennoch dazu, davon zu probieren. Einerseits: die völlig absurde Überlegung, wenn ich etwas frisches, fruchtiges nehmen würde, hätte das vielleicht eine erfrischende Wirkung und ich könnte mich danach noch dem Käse zuwenden. Andererseits: ausgerechnet die angebotenen Sorten gefielen mir alle sehr gut, einzig die Schokotrüffeltorte liess ich aus. Vielleicht hätte ich davon ein Stückchen nehmen sollen, die Törtchen waren überzeugend. Himbeere, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung habe, Brombeeraroma wie von den Sträuchern die damals direkt neben den Himbeeren standen, Physalis und Orange, die gute Laune verbreiten. Völlig überrumpelt vom plötzlichen Ende meiner gastrointestinalen Aufnahmefähigkeit musste ich auf den Käse dann leider verzichten und trollte mich rüber in den Club B. Und was sich dort noch ergab, darüber bald mehr an dieser Stelle und in der Champagnerdepesche!

Champagner auf der Chardonnaygala

Die siebzehnte Ausgabe des Wettbewerbs der besten Chardonnays der Welt hat einige Medaillen in der Champagne gelassen. Insgesamt 887 Muster aus 37 Ländern waren angestellt.

Gold erhielten folgende Champagnererzeuger:

 

– Tribaut-Schloesser, für ihren Chardonnay brut

– Michel Genet für den Prestige de la Cave brut 2004

– Gallimard Père & Fils für die Cuvée Quintessence brut

– Champagne Colin für den Premier Cru Blanche de Castille brut

– Champagne Josselin für den Blanc de Blancs brut 2005

– Louise Brison – GAEC Brulez für die Cuvée Tendresse brut 2002

– Michel Gonet et Fils für den Blanc de Blancs Grand Cru brut 2004

– de Lozey für den «Le Suchot» brut

– Paul Goerg (das ist die Genossenschaft Goutte d'Or aus Vertus) für den  Premier Cru brut

– Die Coopérative Régionale des Vins de Champagne (CRVC)  unter der Marke Champagne de Castelnau für den Blanc de Blancs Millésimé 1999 brut

– Das Königskind der Union Champagne – Champagne de Saint-Gall für den Premier Cru brut Blanc de Blancs

– Bergeronneau-Marion für ihren Blanc de Blancs brut, élevé en fûts de chêne

 

Die vollständige Liste findet sich hier: http://www.chardonnay-du-monde.com/

Das schreiben die anderen: Jacques Dupont, Le Point Magazine

Jacques Dupont berichtet in seinem berühmten Champagnerdossier im Magazin Point über die performance aktueller Champagner; nicht jedoch, ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass

«les champagnes sont vendus à une date trop proche de leur dosage, c’est-à-dire de leur mise en bouteille définitive. La liqueur de dosage que l’on ajoute pour remplacer le volume de dépôt que l’on a retiré de la bouteille n’a pas encore eu le temps de s’intégrer au vin. Trois mois, six mois, c’est trop court. Une année ou deux, si vous tenez le coup, c’est beaucoup mieux…».

Dann aber geht es hinein ins Vergnügen und es gibt die eine oder andere kleine Überraschung.

Aus dem Hause Pierre Moncuit stammt mit der Cuvée Nicole Moncuit Vieilles Vignes 2002 der 19/20-Knaller, nicht viele Erzeuger kommen bei Dupont so hoch, die Winzer haben es da besonders schwer und bleiben meist bei um die 17/20 liegen. René Geoffroy kommt allerdings mit seinem Extra Brut Mill. 1996 auf ziemlich großartige 18,5/20.

Bollingers Grande Année Rosé 2002 säckelt immer noch saftige 18/20 ein, nachdem sie erst jüngst in der Revue du Vin de France 20/20 kassierte. Sie liegt zusammen mit Laurent-Perriers Grand Sieècle und Pol-Rogers Cuvée Sir Winston Churchill 1998 gleichauf.

Dicht dahinter tummelt sich’s dann: Bollingers Special Cuvée wieder weit vorn mit 17,5/20, diese Bewertung holte sich auch de Sousas Cuvée de Caudalies 2002 und Jacques Diebolts Fleur de Passion 2004 ab, die sich auch in der RVF ein spannendes Rennen lieferten. Auch bei Francis Boulard dürfte die Freude groß gewesen sein, nachdem er für seine Steineichencuvée Petraea MMV 17,5 – 18/20 mit nach Hause nehmen durfte und auch sonst gut abschnitt. Immerhin liegen diese Kandidaten damit auf derselben Ebene mit Louis Roederer Cristal 2002, Taittinger Comtes de Champagne 1999, Mumm René Lalou 1998, “S” de Salon 1997 und dem großen Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1995 – sehr verschiedenen Champagner im übrigen.

Deutlich in der zweiten Reihe stehen indessen Krugs Grande Cuvée, Dom Pérignon 2002 und Billecart-Salmons Nicolas-Francois Billecart 2000 mit jeweils 17/20. Nur noch verhalten dürfte der Jubel über die 16,5/20 für Elisabeth Salmon Rosé 2000 und Grande Année 2000 gewesen sein.

Hier gibt’s ein kleines Interview mit Jacques Dupont:

http://www.rmc.fr/blogs/bourdinandco.php?post/2009/12/04/Special-Champagne-avec-Jacques-Dupont

ProWein 2010

Alle drei Jahre: Messe-„Doppelpack“ in Deutschland

PROWEIN Düsseldorf und INTERVITIS INTERFRUCTA Stuttgart folgen direkt aufeinander / Erster gemeinsamer Termin im März 2010

Die beiden internationalen Leitmessen PROWEIN in Düsseldorf und  INTERVITIS INTERFRUCTA in Stuttgart bauen ihre Marketingkooperation unter dem Motto „Die Auslese aus Handel und Technik“ weiter aus und gehen ab 2010 alle drei Jahre auch terminlich Hand in Hand. Vom 21. – 28. März 2010 gibt es die beiden Top-Veranstaltungen erstmals direkt aufeinanderfolgend im Doppelpack. Das heißt für internationale Weinproduzenten: In nur einer Woche können sie die PROWEIN – Internationale Fachmesse für Weine und Spirituosen – als erstklassige Erfolgsplattform zur Vermarktung ihrer Weine nutzen und sich im direkten Anschluss auf der INTERVITIS INTERFRUCTA als weltweit führender  Technologieschau für Wein, Obst und Fruchtsaft über den neuesten Stand der Technik zur Herstellung ihrer Produkte informieren.

Transparenz, Orientierung und Optimierung – Schlagwörter, denen sich die PROWEIN und INTERVITIS INTERFRUCTA, beides internationale Leitmessen ihrer Branche, in allen Bereichen verschrieben haben. Ab März 2010 toppen die Düsseldorfer und Stuttgarter Messeveranstalter jedes internationale Angebot: Sie machen Deutschland mit einem alle drei Jahre direkt aufeinander folgenden Termin für das weltweite Weinbusiness zur Messeplattform Nr. 1, indem sie beide Veranstaltungen nahtlos aufeinander folgen lassen.

Damit sparen die Weinproduzenten nicht nur viel Zeit, Geld und Aufwand – sie erhalten in Deutschland auch einen straff gebündelten und transparent aufbereiteten Input sowie erstklassige Kontaktchancen in den Bereichen Handel, Marketing, Vertrieb und Herstellung, wie sie weltweit einzigartig sind.

Diese Kombination lässt in Deutschland 2010 eine einmalig effiziente Plattform für Weinproduzenten entstehen: In Düsseldorf treffen Jahr für Jahr mehr als 33.000 Fachbesucher aus über 40 Ländern auf mehr als 3.000 internationale Aussteller. Die PROWEIN steht nicht nur für das Who’s Who der gesamten Wein- und Spirituosenbranche. Sie ist auch für ihre hochkarätigen Symposien und Podiumsdiskussionen, Verkostungen der Extraklasse, exklusiven Abendveranstaltungen wie auch glamourösen Citykooperationen bekannt. Zur in Stuttgart stattfindenden INTERVITIS INTERFRUCTA,  werden alle drei Jahre die neuesten Technologien für die Produktion und Vermarktung von Wein, Obst und Fruchtsaft gezeigt. Die Innovationsschau verzeichnete zuletzt im April 2007 rund 600 Aussteller und über 40.000 Besucher aus der ganzen Welt – und will im neuen Stuttgarter Messegelände direkt am Flughafen kräftig wachsen. Ein hochkarätiges, international ausgerichtetes Kongressprogramm ist Motor für Innovationen, indem es einen zukunftsorientierten Informations- und Meinungsaustausch von Vertretern aus Wissenschaft, Praxis und Zulieferindustrie ermöglicht.

International hat sich die Kooperation der beiden Leitmessen in Düsseldorf und Stuttgart bereits bestens bewährt. Seit 2004 arbeiten PROWEIN und INTERVITIS INTERFRUCTA, im Ausland mit gemeinsamen Aktionen verstärkt zusammen, um vorhandene Synergien optimal zu nutzen und Weinproduzenten aus aller Welt größtmöglichen Mehrwert zu bieten.

Der erste direkt aufeinander folgende Termin im Dreijahrestakt ist im März 2010: Vom 21. zum 23. März 2010 der Auftakt durch die PROWEIN in Düsseldorf, der dann direkt im Anschluss vom 24. bis 28. März 2010 die INTERVITIS INTERFRUCTA, in Stuttgart folgt.

Die nächste PROWEIN findet in Düsseldorf vom 29. bis 31. März 2009 statt.

Pressekontakt:

Messe Düsseldorf
Christiane Schorn / Jessica Schmidt
Messeplatz
40474 Düsseldorf
Tel.: +49 (0)211-4560 –991
E-Mail: schornc [at] messe-duesseldorf [dot] de oder  schmidtj [at] messe-duesseldorf [dot] de

Messe Stuttgart
Thomas Brandl
Messepiazza 1
70629 Stuttgart
Tel. +49 (0)711-18560-2436
E-Mail: thomas [dot] brandl [at] messe-stuttgart [dot] de

Champagne-Kurztrip: Ledru, Bonnaire, Diebolt u.a.

I. Marie-Noelle Ledru, Ambonnay

Die sehr resolut wirkende Mme. Ledru öffnete

1. Extra Brut 85PN/ 15CH mit 50% 2003 und 50% Reserveweinen aus den

Jahren 1999 und 2002. Die holznahe Nase wies in die falsche Richtung,

Holz kam bei diesem Champagner nicht zum Einsatz. Der Wein wirkte

angenehm und fruchtig, ließ aber etwas rondeur vermissen. Kraft, die

er zu besitzen scheint, ist eben nicht alles.

2. Brut, gleiche Cuvée, jedoch mit 8g dosiert. Hier zeigte sich die

ganze Stärke des Spätburgunders aus gutem Hause und guter Lage.

Weich, rund, sanft, schon gut zugänglich und mit sanft kandierten

Fruchtaromen schon ein interessanter Champagner, dessen

Chardonnayanteil die nötige Portion Frische und etwas belebende Säure

einbringt.

3. 99er Brut Nature. Hart und karg, mit einer hauchzarten Chlornote,

die sich bis ins Lakritzige erstreckt, durchgängiger Säure und

rundlicher Frucht, erscheint so gar nicht brut nature; das mag für’s reife Lesegut sprechen.

4. 00er Brut. Wie der 99er, die etwas an Gougères erinnernde Note

störte mich allerdings. Mit Luft wurde der 00er dann feiner und eleganter als sein

Vorjahrescousin. Ein Champagner, der wie alle Champagner des Hauses

gewöhnungs- und luftbedüftig ist. Für eilige Proben nur schlecht

geeignet.

5. Goulté 2002, Blanc de Noirs. Weinig und rund, lecker-gschmackig und

stoffig im Mund. Ein Wein, der zwar nicht die Gaumenauskleidung

herunterreißt, aber mit etwas Temperatur, Flaschenreife und Luft zu

großer Form auflaufen kann, speziell in diesem guten, die elegante

Seite noch betonenden Jahr. Mittlerweile ist schon die sehr gelungene 2004er Cuvée de Goulté auf dem Markt, die beiden werde ich mir mal nebeneinander vorknöpfen.

II. Paul Déthune, ebenfalls Ambonnay.

Viel zu trinken gibt es bei Sophie meist nicht, im Lagerchen herrscht nämlich das ganze Jahr über ziemlicher Durchgangsverkehr mit nur sehr kurzer Verweildauer. Aber es gab zumindest:

1. Brut (2003-basiert, zzgl. Reservewein), 10g/l. Frisch, säurebetont,

kann Temperatur vertragen, die zart holzige Nase und die lebhafte

sonstige Art dieses Champagners vermitteln den Eindruck einer

besonders gut gelungenen Pomeloschorle.

2. Cuvée Prestige. Holzfaßgereift. Kandierte Zitrusfrüchte,

hintergründig etwas nussige Noten, stabiler und langgezogener

Säureteppich, im Mund von warmer, gemütlicher, fast anheimelnder Art,

gleichzeitig seidig, mit der Zeit kommt eine feine Silexnote zum

Vorschein.

Mme. Déthune erklärt übrigens gern, wie die Lotnummern

ihrer Champagner zu lesen sind: Die Großbuchstaben stehen für die

Cuvée (z.B. PR für Prestige), danach kommt die Nummer (3) und das Jahr

der Tirage (T), in unserem Fall 00 für 2000. Es folgt D für das Datum

des Degorgements und ein Kürzel für Monat (01) und Jahr (07).

III. Yves Delozanne, Serzy et Prin (86% auf der échelle, ein

Meunierspezi), Vallée de l’Ardre.

1. Brut Tradition, 80PM, 10CH, 10PN. Saftiger, süßlich wirkender

Champagner mit gut eingebundener Säure und leichter Metallnote.

Unbeschwert zu trinken und wegen seiner einfach strukturierten

Aromatik ein bequemer Essensbegleiter selbst zur Gorgonzolapizza.

2. Rosé, selbe Cuvée wie oben. Hefig, brotig, rindig. Krosse, mit Bier

behandelte Holzofenbrotrinde, dazu bananige Aromen und ein paar

Tröpfchen Rosenwasser im Bouquet. Wirkte angenehm mürbe, wenngleich

zu jung. Kann noch was werden. Dosage wirkte im übrigen recht hoch,

scheint um 11g gewesen zu sein.

3. 97 Cuvée d’Exception, je 1/3 PM, PN, CH. Quitten, Cranberry,

Sauerkirsch und zum Schluß etwas Schokolade. Eine Art Edelmoncheri

mit strammer Säure und spannendem Potential. Mittlerweile hat ja die junge Generation das Ruder bei Delozanne übernommen, die Cuvée d’Exception wird jetzt unter dem Label V. Delagarde verkauft.

IV. Pol-Roger, Epernay

wie immer eine freundliche Führung, in deren Verlauf dies und das

erklärt wurde. Zu den Champagnern gibt es nicht viel Erstaunliches zu vermelden:

1. Extra Cuvée de Reserve schmeckte wie immer, ziemlich gut.

2. Blanc de Chardonnay (im Hausjargon: flüssiger Diamant) 1998, ein

reiner Grand Cru (was viele gar nicht wissen) und der letzte dieser Art, seit dem 99er Jahrgang

heißt der “Blanc de Chardonnay” wie alle 100%CH-Champagner “Blanc de

Blancs”. Zuerst toastig und vollzuversichtlich blnacdeblancig,

dann mit plötzlich auftauchender, schockierend häßlicher Krautnase und dann erst ganz langsam wieder als vernünftiger Chardonay erkennbar. Merkwürdige Flasche.

3. Vintage 1998, 60PN, 40CH. Kraftvoll, ja wuchtig, ausgewogen und

typisch. Zwischen kräuterigen Noten und schmelzigem Karamell. Mein

Favorit.

4. Rosé 1999, Cuvée wie der weiße Vintage, jedoch mit 10% Rotwein.

Erdbeerchen, fast leichtfertige Fruchtnase, im Mund Rote Grütze,

dunkle Kirschen, wegen fehlender Säure leider etwas kurz – und im Handel leider auch viel zu teuer.

5. Sir Winston Churchill 1996. Dunkel, machtvoll, fordernde Säure und

eine Andeutung von Cognac und angebrannten Waffeln in der Nase. Wunderwunderwundervoll.

Im Table Kobus dann nochmal 98er Pol-Roger (zum Steak, bzw. zum

Zander). Genuss ohne Worte.

V. Bonnaire, Cramant

Monsieur Bonnaire zeigte uns seine beeindruckende, sehr moderne

Anlage und öffnete

1. Non Dosé

Vorbildliches, sehr schönes Äußeres. Springlebendige Nase, im Mund

unbeschwert schorlig, Durstlöschercharakter. Unaufdringliche,

jederzeit diskrete, aber spürbare Säure und milde Mineralität.

2. 2002er BdB GC 10-11g/l

Saftig, weinig, rund und lecker. Orangenmarzipan, Grand Marnier,

feine, cremige Textur. Sehr schöner Champagner und mein Favorit aus dem gelungenen Program von Bonnaire.

3. Variance (Boisé), enthalten ist ein Drittel zweimal belegtes Holz,

10-11g/l. Holzige, nicht zu schwere Nase, Minze, Eukalyptus und

freche Zitrusnoten kitzeln in der Nase. Säure satt, jedoch nicht

ermüdend. Länger, dafür auch schwerer als der 2002er. In gewisser

Hinsicht eine Steigerung zum 2002er, an dem sehr warmen

Verkostungstag und bei gehoben-frivoler Laune aber etwas zu

herbstlich.

VI. Diebolt-Vallois, auch in Cramant

Monsieur Diebolt war anfangs wie immer etwas zugeköpft, kam aber schnell ins

rollen.

1. Prestige

Blitzblanke Säure, Tannenholz, Harz, Lindenblüten, Weißdorn, Honig.

Frisch, schön, sauber, zugänglich, von ruhiger Had gemacht und schon

jetzt sehr gut zugänglich.

2. Blanc de Blancs 2002, 6g/l

Süffiger als der Prestige, etwas schlanker und filigraner. Weißdorn

und Lakritzanspielungen, dabei saftig, kräuterig und voller

Kelleräpfel, abschließend warme, nussige Töne, die den gut reifenden

Großchardonnay ankündigen.

Im Keller von Monsieur Diebolt griff er en passant eine

3. Fleur de Passion 2002 heraus. Wir leerten diesen gigantischen Wein

an Ort und Stelle. Sagenhaft schöner Champagner. Potenzierter Burgunder mit feinsten Bläschen.

Zum Schluß probierten wir noch die 2006er Grundweine aus den Tanks

und die Grundweine für die Fleur de Passion 2006 aus dem Holzfässchen

(53 Fässer getrennt nach lieu dits, bzw. zum Teil bereits im Faß

vereint). Am beeindruckendsten und einer großen Tafel würdig war Faß

5, “Grosmonts”.

VI. Bollinger, Ay

Im Garten des Hauses gedeiht das Miniversuchsfeld mit den Rebsorten (Teinturier, Pinot Meunier, Pinot Blanc und Pinot Gris, Arbane und Gamay).

1. Special Cuvée: wie immer: sehr gut! Was soll man da eigentlich noch groß schreiben?

2. Grande Année 1999 (einmal im September, einmal im Dezember 2006

degorgiert), dasselbe: auch sehr gut, jetzt deutlich harmonischer als beim letzten Mal und beispielsweise für Silvester 2009/2010 ein würdiger Trunk, wenn man nicht das Glück hat, die noch bessere 2000er Grande Année zur Hand zu haben.

3. RD 1996. Immer noch zu jung (degorgiert im Dezember

2006), aber zweifellos großer Wein, der noch eine ganze Weile laufen kann.

VII. Regis Fliniaux, Ay

1. Blanc de Blancs Grand Cru (Ay). Die Flasche wurde a la

volée vor unseren Augen degorgiert, Dosage hatte er deshalb natürlich

keine, vorgesehen ist eine Dosage von ca. 8g/l. Ein außergewöhnliches

Erlebnis, einen Blanc de Blancs aus der Pinot-Hochburg zu trinken. Ähnlich wie etwa der Chardonnay von Billecart-Salmon erstklassig gediehen und

von einer für die gegend von Dizy bis Mareuil exemplarischen exotischen Fruchtfülle, der nur ein ganz kleines bisschen Säure fehlt.

2. Cuvée des Signataires 50PN/50CH. Ananas, KiBa, Vanille, verspielte Säure, trinkbare gute Laune, der perfekte Abschluß eines großartigen Kurztrips.

Frankensekt

0. Opener
Sektkellerei Höfer, Würzburg: Pinot Prestige Cuvée (Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay) Brut, AP aus 05
15,00 €
feinfruchtig, blütenblättrig, animierende Säure, konziliante Butternote, rund und gelungen

I.1
Juliusspital, Würzburg, 170 ha: Cuvée Pinot (Weiß- und Grauburgunder) Extra Brut 2006
17,90 €
amylisch, bonbonig, buttrig, Sauerampferbeimischung, Campher, leichte Herbe zum Schluss

I.2
Weingut am Stein, Ludwig Knoll, Würzburg, 21 ha: Grauburgunder Brut 2006
15,00 €
schlanker, spritziger, leichter als der Juliusspitäler, auch mit einer leichten Campherherbe am Schluss

II.1
Fürst Löwenstein (TRIAS), Kreuzwertheim, 30 ha, Grundweine im Barrique, RZ 3 g/l: Weißer Burgunder Satzenstein Extra Brut 2006
20,00 €
Gummireifen und Talkumpuder, entwickelt sich dann aber beträchtlich im Glas, später mit Blüten und obstigen Aromen

II.2
Graf Schönborn, Volkach, 30 ha: Weißer Burgunder Extra Brut 2005, 24 Monate Hefelager
19,50 €
rassig, fruchtig, mild, mit ausgeprägter, eleganter Beeren-/Birnenaromatik

III.1
Schäffer, Volkach-Escherndorf, 3,4 ha: Riesling Extra Brut 1999, 50 mon. Hefelager
12,95 €
Petrol und Zitrusfrüchte, kalkpudrig, wirkt keineswegs ältlich

III.2
Störrlein (TRIAS), Randersacker, 8 ha im Marsberg und Sonnenstuhl: Riesling Extra Brut 2004
13,00 €
wieder Petrol und Zitrusfrüchte, eine Spur fokussierter, mit mehr innerer Struktur

IV.1
Schmitt's Kinder (TRIAS), Randersacker, 19 ha: Schreurebe Brut, AP 07
13,90 €
pink-grapefruchtig, beerig, sauber, kalkig, pudrig, als Scheurebe zu erkennen, aber ohne aufdringliche Katzenpisse, sondern überwiegend exotische Aromen mit allenfalls einer Spur Salmiak, die sich aber im Aromenkonzert gut eingliedert; keine dominanten Aromenausreisser, sondern gediegener Sektgenuss

IV.2
Weltner, Rödelsee, 7,5 ha: Scheurebe Brut 2006
11,00 €
etwas kräftigere Aromatik und ausgeprägtere Salmiaknote, die sich mit etwas nachprickeln langsam verliert, aber noch nicht unangenehm wirkt, hier auch wieder Grapefruit und Cassis

– für beide Scheureben fiel die Bezeichnung (sympathisch-)dümmlich, zu verstehen im Sinne sorgloser und unbeschwerter Weinunterhaltung, was im Zusammenhang mit gut gemachter Scheurebe sowieso nicht fernliegt –

V. außer der Reihe
Jacquart: Mosaique Blanc de Blancs 1992
-,– €
dunkel, oxidiert, in der Nase ladungsweise Butterscotch und Toffee, für mich der Überrascher des Abends, weil ich den 92er angesichts der Vorstellung der BdB Jahrgänge 1997, 1998, 1999 (die sich alle vielleicht zwei, allerhöchstens drei Jahre mit Genuss trinken ließen) von Jacquart für längst hinüber gehalten hätte; stattdessen diese appetitlichen Toffeearomen und ein hauchdünnes Täfelchen feinster Milchschokolade, verspielte Reste einer ohnehin nie dominanten Säure und der Eindruck, als habe eine äußerst wohlriechende Frau gerade erst das Kaminzimmer verlassen

IV. Schließer
Sektkellerei Höfer, Würzburg: Rieslaner Extra Trocken, AP aus 04
12,30 €
Litschi, Drachenfrucht, pudrig und kalkig, trotz der hohen Dosierung mit präsenter Säure, im Mund eine Spur Ammoniak

Fazit: die Extra Bruts hätten gut und gerne auch Brut dosiert sein dürfen, auffällig war eine – beim Sekt leider of beobachtete – Herbe im Abgang, die den Wein nicht seriöser erscheinen lässt, sondern das ansonsten gute Mundgefühl eher beeinträchtigt

Santadi, Cusumano, Roda

I. Cantina di Santadi
Die Edelgenossen aus Sardinien wandeln mit ihren Weinen auf den Spuren von Tignanello und Sassicaia.

1. Antigua 2007
85% Monica, 15% Carignan. Waldbeeren und Garrigue, Blüten, frische Säure, leicht vegetabil.

2. Grotta Rossa 2007
100% Carignan. Fruchtbetont bis rosinig, vanillig, internationaler, etwas beliebiger Stil.

3. Araja 2006
85% Carignan, 15% Sangiovese. Kirschig, kernige, ansprechende Säure, Früchtebrot.

4. Rocca Rubia 2006
100% Carignan. Deutlich komplexer, als der Grotta Rossa, breiteres, elegant aufgefächertes Aromenspektrum, Kirsche, Pflaumenmus, Röstnoten, Weihrauch, sehr weiche, feine Tannine.

5. Terre Brune 2004
85% Carignan, 15% Bovaldeddu
Orientalische Würze wie auf einem Bazar zu Zeiten der Kreuzfahrer, jede Menge Trockenobst, aber auch viele saftige, noch nicht massivsüsse, sondern lebhafte, herbfrische Säure enthaltende Obstnoten von Kirsche, Cranberry, Brombeer, Cassis. Im Mund genauso komplex. In kleinen Schlucken zeigen sich dann die Aromen in ihrer ganz Pracht und verschenderischen Vielfalt in bunter Folge. Kein Wunder, dass jeder bessere Italiener diesen Wein im Programm hat, der mit knapp 35 EUR/Fl. deutlich unter den vielbeschwafelten Supertoskanern liegt.

II. Cusumano
Was wäre Sizilien ohne Cusumano? Kaum ein anderer Erzeuger versteht sich so gut darauf, die nicht immer ganz einfachen autochthonen Rebsorten einem breiten Publikum verständlich und schmackhaft zu machen. Behilflich sind ihm dabei moderne Kellertechnik, Stahltank, Einellagenvinifikation, gekonnte Rebsortenmixe und gern auch mal das Barrique.

1. Pinot Nero
Leider ein schlechter Einstieg. Kein Wein, den man haben muss. passt überhaupt nicht in das Programm und scheinbar auch nicht zum Klima. Null Rebsortentypizität, schmeckte wie mit Süßstoff verkochte Marmelade.

2. Benuara 2007
Nero d’Avola, Syrah
Den Benuara kennt man. Für mich einer der Prototypen des neuen sizilianischen Weins. Schwungvoll inszeniert, Kraft und Stärke ganz ohne Barrique.

3. Sàgana 2005
Nero d’Avola
Schwarze Beeren über schwarze Beeren. Und nicht in profanen Plastikracks transportiert, sondern mit einem Duft von Zigarrenkiste und Abenteuer. Geordnetes Tannin, das nur milde in der Backe piekst.

4. Noà 2006
Nero d’Avola, Cabernet, Merlot
Medizinaler, gleichzeitig etwas feuriger, hitziger Auftritt in der Nase, verbranntes Bouquet Garni. Natürlich auch wieder sehr viel reifes Beerenobst. Im Mund kraftvoll, leicht spritig, mit sehr viel reifem, süßlichem Tannin, vielleicht aber auch nur Glycerin.

III. Bodegas Roda, Rioja
Liebhaberprojekt in der schon damals (80er Jahre) eigentlich als ausgelutscht geltenden Gegend Rioja.

1. Roda 2003
Tempranillo, Grenache, Graciano
Früher Roda II, jetzt ein eigenständiger Wein, der aus dem Schatten eines nicht ganz so berfiedigenden Zweitweindaseins herausgetreten ist. Eau de Vie de Kirsch mit viel Spiel und ohne störenden Sprit, mit süßem Kakao, weichem Tannin und milder Röstnote.

2. Roda 2004
Tempranillo, Grenache, Graciano
Etwas praller, straffer, vorwärtsdrängender als der 2003er und um eine Nuance kühler wirkend, ebenfalls mit viel Kirsche und Beerenobst, aber noch nicht so fortgeschritten. Ansprechende Säure und mit 14% Vol. Alc. noch keineswegs spritig.

3. Roda I 2004
Tempranillo
Trotz allem die Steigerung zum Roda, konzentrierter, dichter gepackt, da scheint kein Licht durch. Ein ganz besonderes Vergnügen bereitet dieser Wein in Kombination mit frischem Weissbrot + einem fruchtigen Olivenöl (Roda hat auch selbst welches) und einem Bröckchen Milchschokolade.

4. Cirsion 2006
Tempranillo
Die Selektionsselektion oder purster Purismus. Jede der auf den Punkt gereiften Trauben von alten Reben wird handselektiert und ergibt nach sorgfältigem Fassausbau und langer Flaschenruhe die Staatsgaleere unter den Rodaweinen. Vielschichtig wie Damaszenerstahl, messerscharf umrissene Aromen, die von Pflaumenmus über Kirschmarmelade, frisch gerösteten Kaffee und warme Baumrinde, Kräutersträuße und Unterholz reichlich vorhanden sind. Der erste Schluck wirkt wie ein Knebel, so riesig ist die Aromenentfaltung. Einer der wirklich großen Spanier (und sicher keines von diesen weitverbreiteten Preisleistungswundern), allerdings zum großen Preis. Selbst der gegenüber modernen Spaniern oft kritische und mit Punkten geizige Guia Penin zeigte sich angetan.

peek-a-boo: Neue Welt

Roadshow Freund/Pacific Wine im Interconti, Düsseldorf, 08. Sep. 2009

I. Schug

Walter Schugs Carneros Estate liegt in der kühleren Sonoma-Küstenzone, daher die Konzentration auf Pinotrebsorten. Morgendlicher Nebel hüllt die Trauben im Sommer oft bis zur Mittagszeit ein, bevor Sonne und der ständig fächelnde, mitunter heftig pustende Wind ihn auflösen.

1. Pinot-Noir Sonoma Coast 2007

Europäisch anmutender, holzarmer Stil, Konzentration auf schlanke Mineralität und rotes Beerenobst

2. Pinot Noir Carneros 2007

Griffig, stärker holzgeprägt (neun Monate in frz. Barriques, davon 30% neues Holz), bei gleichbleibend kühler Stilistik

3. Pinot Noir Heritage Reserve Carneros 2006

40% neues französisches Barrique, bissig, mit viel Kirsche und einer leicht dropsigen Art

II. Shafer

Im Stag’s Leap zu Hause und prominent vor allem wegen des Hillside Select Cabernet. Der Relentless ist praktisch das Rhônegegenstück dazu.

1. Relentless 2004

80% Syrah, 20% Petit Syrah, satte 30 Monate im Barrique, dunkelst, dickflüssig, wälzt sich der Wein wie Lava ins Glas. Opulente, schwarzbeerige, etwas rosinige Nase mit Zedernholz und Muskatnuss, im Mund weich, dicht, amaronig mit einem Veilchenblütenbelag am Gaumen, sehr lang

III. Francis Ford Coppola

1. Pinot Noir Silver Label Diamond Collection 2007

Eukalyptus-Mentholnase, Erdbeer-Himbeermix, gut strukturierter, ganz munterer Wein

2. Cabernet-Sauvignon Ivory Label Diamond Collection 2006

Weiche an Kirschjoghurt erinnernde, milde Neuweltnase, mit einer Spur Graphit. Im Mund leicht, flauschig, wie Trinkjoghurt, süssliche Art. Nicht mein Fall.

3. Director’s Cut Pinot Noir 2007

Zwölf Monate in 60% neuen Barriques lassen Veilchen, Lavendel und Kräuter im Wein zum Vorschein kommen. Auch eine etwas herb-muffelige Note ist darunter, gefällt mir nicht so kolossal und ist auch nicht besonders lang, Sonoma geht auch besser.

4. Director’s Cut Cabernet-Sauvignon Alexander Valley 2006

24 Monate in 60% neuen Barriques, duftet aber nicht vollgeholzt; kraftvoll, saftig, ziemlich konzentriert, im Mund kühlend, balsamisch. Cassis und Kräuteraromen.

IV. Rubicon Estate (früher: Niebaum-Coppola Estate)

Das Weingut im Weingut. Von Gustav Niebaum als Inglenook-Winery gegründet und von Francis Ford Coppola wiederbelebt.

1. Rubicon Estate Rutherford Cask C-S 2005

22 Monate in amerikanischen 500-Liter-Fässern, Trauben aus den Lagen Cohn und Chateau, Biozertifizierung. Bordeauxansatz, mit Graphit und feinem Sauerkirsch-Cassiston, unaufdringliche Vanille, im Mund mit einer gewissen Schärfe, pfeffrig, mit roter, süsser Paprika, wenig Säure, etwas frühreifes Tannin.

2. Rubicon Estate Garden Vineyard 2005

Genetisch ist Klon 29 identisch mit den Bordeauxklonen, die Niebaum in den 1880er Jahren aus Frankreich mitbrachte, weinhistorisch eine Besonderheit, die nur bei Rubicon wächst. 22 Monate in neuen französischen Barriques, 98,5% Cabernet-Sauvignon und 1,5% Petit Verdot. In der Nase Veilchen, Lavendel, Bitterschokolade, rosinierte Aromen, Trockenobst, von allem etwas, für meinen Geschmack too much.

V. Parducci Wine Cellars, Mendocino

Weingut mit ausgeglichener CO2-Bilanz.

1. Cabernet-Sauvignon Mendocino 2005

Schöner, fülliger Anfang, dann ist der Wein leider sehr schnell weg und hinterlässt lediglich einen milchigen Belag auf der Zunge.

VI. Stag’s Leap Wine Cellars

Berühmt wurde das Weingut durch das Spurrier-Tasting 1976 in Paris, als es namhafte Großgewächse aus Bordeaux auf die Plätze verwies. Seither hat sich das Gut mit seinen rebsortenreinen Weinen unter den Spitzenerzeugern der Welt fest etabliert. Die Stilistik orientiert sich an dem Motto “eiserne Faust im Samthandschuh”.

1. Hawk Crest C-S 2004

Einsteigerwein mit etwas zu viel ladybird taint, reichlich Tannin, kraftvoller, massiger Statur und mittlerer Länge.

2. Artemis 2005

18 Monate in 33% neuem französischem Holz. 92% Cabernet-Sauvignon, 8% Merlot, minimale Anteile Cabernet Franc und Petit Verdot. Cassis, Räuchernoten, Kirsche, Zigarrenkiste, Paprika, viel gebändigte Kraft, ein feiner, dicht an Bordeaux angelehnter Wein.

3. Fay Vineyard 2005

Zusammen mit der benachbarten SLV Parzelle das Kernstück des Weinguts. 24 Monat in 70% neuem französischem Holz. Milchschokolade, Graphit, Schwarzkirsche, erstaunlich dezentes Holz, florale Noten, seidiges Tannin, einer meiner absoluten Favoriten.

4. Stag’s Leap Vineyard (SLV) 2005

24 Monate in 43% neuem französischem Holz, das hier aber wesentlich stärker durchkommt, als beim Fay. Auch ein sehr schöner Cabernet, konzentriert, erinnert an Muscovadozucker, beinahe feurig, gleichzeitig mit kühlen mineralischen Noten und Graphit, gleichzeitig komplexe Kräuteraromatik, warmes, samtiges Mundgefühl.

5. Cask 23, 2004

24 Monate in 58% neuem französischem Holz. Elegante Kombination aus Fay und SLV, bewegt sich von der Leichtigkeit und Eleganz her genau in der Mitte zwischen beiden. Ein Pott voll dunkler Brombeeren, der aber dank einer kühlen mineralischen Note nicht pampig, breitgelatscht oder marmeladig wirkt. Herbes, gesundes Tannin zähmt die überbordende Frucht und macht den Wein zum Kraftsportler. Lagerwein.

Bordeauxsause in der Gesellschaft Harmonie

A. Bordeaux

Opener: Jakob Neumer, Riesling, Uelversheimer Tafelstein 2005

I.1 1986 Beau-Séjour Bécot

Entwickelte, rotbeerige, mit Pflaumenmus angereicherte Nase, im Mund crèmig, leicht, mittellang, wenig, aber milde, reife Säure (85)

I.2 1989 Grand Puy Ducasse
Dunkel, würzig, cassis- und graphitdurchsetzte Nase mit grtrocknetem Kräutersträußchen. Im Mund kühl, gegenüber dem Beauséjour länger und entwicklungsfreudiger (86)

II.1 1987 La Mission Haut Brion
Von Beginn an starke, sehr präsente Nase, erinnert vom Grundton an den heißen Fettrand vom T-Bone Steak, dazu Eau de Vie de Kirsch und Preiselbeersauce, zwischen Rosenblüten und Minzblättern, später auch mit Nivea eingecremtes Wildleder, etwas balsamisch; im Mund dann eine passgenaue Struktur, entwickelt, dabei butterweiches Tannin (92)

II.2 1991 La Mission Haut Brion
Zunächst eine etwas angebrannte Liebstöckelnase und Brombeeren, wirkt ganz stattlich, im Mund dennoch etwas flacher, dünner, gleichzeitig seidiger als der 87er, entwickelt sich mit Luft noch ganz erfreulich und macht in fünf Jahren vielleicht sogar noch mehr Spass (89+)

III.1 1991 Talbot

Reisgebäcknase, Schmoraromen, Spuren von Liebstöckel, kirschfruchtige Nase, Mandelkerne. Etwas enggeschnürt, aber zum Roastbeef genau richtig (83)

III.2 1986 Clos du Marquis
Mein erster Gedanke: Opas letzter Ständer, dafür aber ganz schön hart. Griffig, stahlig, etwas hartes Tannin, im Mund eher mehlig, wie angetrockneter Cassis de Dijon. Vielleicht totdekantiert?

IV.1 1990 Cissac
Offene, freundliche Nase mürbe und weich, aber eher kühl. Auch im Mund Kühl, mineralisch, mit etwas Luft rund, weich und mit seinem kräftigen Tannin auch nicht ungefällig. Gegen Ende etwas breit und alkoholisch (84)

IV.2 1988 Les Forts de Latour
Maskuliner Wein, der trotz Kokos und Schokospuren viel Graphit und Härte zeigt, mit Luft entwickelt sich bisschen Beerenfrucht. Im Mund gezehrt, dabei unfokussiert wie ein Marshmallow, auf dem letzten Viertel noch etwas griffiges Tannin (83)

V.1 1989 Cantemerle
Unter dem Duft von Pillenbox Pflaume und Brombeere, Maulbeere, im Mund jugendlich, glatt und regelrecht smart. klassische Schönheit, auf den Punkt gebrachter Wein, sehr erfreulich, der sich mit und ohne Begelitung in Höchtsform zeigt (91+)

V.2 1989 Rausan-Segla
Nase von Sauce Griottine, Limetten-Pfeffer-Himbeer-Mix, feine Noten von Eukalyptus und Menthol und Wacholder. Im Mund saftig, der reinste Rollbraten, kräftige Struktur, voll ausgerollter roter Teppich. (92-93)

VI.1 1988 Pape Clement
Minzige, balsamische Nase, bei beiden Weinen des flights nur verschwindende Unebenheiten und Unterschiede in der Nase, beim Pape Clement etwas mehr Schokolade oder After Eight. Im Mund Voll, komplex, lang und mit noch einem winzigen Schäufelchen mehr Potential (94+)

VI.2 1988 La Mission Haut Brion
Hier wieder Minze, After Eight, aber auch ein wenig Pilzduft. Im Mund kraftvoll, mit einer minimal metallischen Art. Beide Weine habe ich praktisch genau auf Augenhöhe gesehen, wobei der LMHB vielleicht schon einen Hauch weiter entwickelt ist (94)

VII.1 1987 Leoville las Cases
Grüne Paprika, Cassis und Moschus, im Mund strukturiert und klar, dabei nicht unkompliziert (89)

VII.2 1990 Beychevelle
Rote Paprika, Pilzduft, Johannisbeermarmelade, schwarzer Tee, frisch gesoßter Tabak. Komplexere Aromatik und ein etwas besseres Mundgefühl als der LLC (90)

VIII.1 1982 Calon Segur
Gemüsebouillon und Zündhölzchen, nicht so sehr flüchtige Säure. Im Mund wie Plumpudding und Rumkandis (ohne Wertung)

VIII.2 1985 Chasse Spleen

Erde, Humus, Schwarzkirsche, im Mund noch überraschend druckvoll, mit sauberen, gesunden Tanninen (89)

B. Das Essen:

I. Roastbeef | Salat | Kräuter-Crème dazu:

2006 Domaine Chanssaud Châteauneuf-du-Pape

2006 Domaine Santa Duc, Gigondas, Cuvée des Hautes Garrigues

Der Châteauneuf war fruchtig, aufgelockert, beerig, fein, elegant und lang, der Gigondas in allem etwas dichter, konzentrierter, aber nicht so beweglich.

II. Wildschinken | Jakobsmuschel | Gamba dazu:

2006 Domaine Chanssaud Châteauneuf-du-Pape

2006 Domaine Santa Duc, Gigondas, Cuvée des Hautes Garrigues

III. Lammnüsschen | Kaiserschoten | Kartoffeln dazu:

2006 Domaine Chanssaud Châteauneuf-du-Pape

2006 Domaine Santa Duc, Gigondas, Cuvée des Hautes Garrigues

IV. Schokoladenfondant | Eiscrème dazu:

1985 Esteve Désiré, Maurydoré, Grenache élevé en fûts de chêne

Malzig, schokoladig, reif und süß, genau richtig zum Schokofondant.

C. Schließer:

I. 1995 Le Petit Cheval
Hart, kraftvoll, noch nicht ausentwickelt, Graphit, Metall, Mineral und Frucht stehen noch ein bisschen nebeneinander und müssen nach meinem Geschmack erst noch zueinander finden.

II. 1966 Tertre d’ Augay

Schon ein ziemlich abgefahrener Reifen mit wenig Restgrip und einem Duft nach leerer Weinflasche.

D. Kellerparty bei Uwe:

I. 2007 K.-P. Keller, Scheurebe (Morstein) trocken

Toll, was trockene Scheurebe aus Toplage so schaffen kann. Und das für kleines Geld.

II. Chartogne-Taillet, Cuvée Sainte Anne, 50CH 40PN 10 PM, 2004er Basis, 20% 2000er Reservewein

Süffiger Champagner mit gutem Säuregerüst, darüber ein Mantel von warmem Apfelkuchen, Mandeln und vor allem Quitten.

III. 2006 K.-P. Keller, Grauburgunder -S- trocken

Schmelziger, säurearmer Grauburgunder mit viel Butter und weissen Blüten.

IV. 1978 Domaine Baron Chenard, Givry

Speckduft und erdige Pinotnatur in voller Ausprägung.

V. 1988 Château Musar

Erdiger, von Cassis und Holundersirup geprägter Duft, wie ein sehr eigenwilliger Bordeaux. Durch seine ständig präsente, aber irgendwei gar nicht so sehr störende flüchtige Säure wirkt er etwas exotisch; im Mund dagegen alte Schule, mit kräftigem, noch nicht ganz eingebundenem Tannin, das sich erst langsam ins süssliche dreht, an Kardamom, Zimt und Süßholz erinnernde Würze und eine leicht hitzige Art von erkaltendem Kompott.