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Rebveredelung und Schädlingsbekämpfung

Rebveredlung: Die erfolgreichste biologische Schädlingsbekämpfung

15.12.2009 Wenn alljährlich im November und Dezember Medaillen und Ehrenpreise an die erfolgreichen Teilnehmer der rheinland-pfälzischen Landesprämierung in den sechs Anbau­gebieten des Landes vergeben werden, stehen natürlich die großen Weine des Jahres und ihre Erzeuger im Mittelpunkt. Eine Ausnahme bilden die Anbaugebiete Rheinhessen und Nahe. Hier sind es nicht nur Winzer, Erzeugergemeinschaften oder Kellereien, die sich aus freien Stücken einem Qualitätswettbewerb stellen. Hier besinnt man sich anlässlich der Wein- und Sektprämierung darauf, dass bestes Pflanzgut erst die Voraussetzung für beste Weinqualität und den wirtschaftlichen Erfolg der Weinbaubetriebe schafft. Daher hat sich hier die Tradition des Prämierungsentscheids der Rebveredler erhalten, dem sich jährlich zwi­schen 25 und 30 Betriebe stellen.

Bis ein Winzer überhaupt einen Weinberg anlegen kann, in dem er später die Trauben erntet aus denen er seine Weine keltert, haben schon drei Instanzen davor ihre Arbeit erledigt.: Ein Züchter hat eine  spezielle Selektion einer vorhandenen Rebsorte oder die Kreuzung zweier Rebsorten vorgenommen. Der Rebveredler, der die Pflanzschule bewirtschaftet, hat auf eine Unterlage einen Rebsortenklon aufgepfropft, das Pflanzgut vermehrt und in der erforderli­chen Qualität und Quantität zur Verfügung gestellt. Die Landwirtschaftskammer als staatliche Anerkennungsbehörde hat die Züchtung anerkannt und in mehreren Anerkennungs- und Kontrollschritten die Vermehrung zu Pflanzreben, deren Sortierung und Verkauf begleitet und mit einem Pflanzenpass nach EU-Norm die erforderlichen gesundheitlichen Eigenschaften der Pflanze attestiert. Ohne Rebveredlung, ohne die Betriebe, die gesundes und leistungsfä­higes Pflanzmaterial bereit stellen, ist Qualitätsweinbau längst nicht mehr möglich.

Vor etwas mehr als 100 Jahren war das noch ganz anders. Rebveredlung war da im Wein­bau überhaupt kein Thema. Erst eine existenzielle Gefährdung des Weinbaus in  Europa durch einen bis dahin unbekannten Schädling und eine geniale Verteidigungsstrategie machten Rebveredlung hier zur verbreiteten Selbstverständlichkeit. Rebveredlung setzte sich als  erfolgreichste biologische Schädlingsbekämpfung aller Zeiten rasch durch.

Das Jahr 1865 ist nicht wegen eines großen Weinjahrgangs ein ganz besonderes in der  europäischen Weingeschichte. Vielmehr ist ein unscheinbar kleines und in seiner Lebens­form recht kurioses Insekt verantwortlich dafür, dass dieses Jahr zum Merkdatum wurde. Es ist das Jahr, in dem die Reblaus (Vitaeus vitifliae) nach Frankreich eingeschleppt wurde und sich von da an rasant über das Land ausbreitete. Binnen weniger Jahre waren 2,5 Mio. Hektar Rebfläche zerstört, ohne dass irgendwelche Schutzmaßnahmen mit Aussicht auf Er­folg auch nur konzipiert waren, obwohl sich die klügsten Köpfe des Landes in Krisenstäben mit Louis Pasteur an der Spitze damit beschäftigten. Die Reblaus stammt aus Nordamerika und ernährt sich durch Saugen an den Reben.  Andere Pflanzen sind vor ihr völlig sicher. Man unterscheidet weiblich Wurzelläuse, die zahlreiche Eier legen, aus denen im Sommer sich einige zu geflügelten Rebläusen häuten und das Erdreich verlassen. Auch sie sind alle weiblich und legen  Eier aus denen männliche und weibliche Larven, die sogenannten Ge­schlechtstiere, schlüpfen. Denen fehlen Kauwerkzeuge und Verdauungsorgane, da ihre ein­zige Bestimmung darin besteht, für Nachwuchs zu sorgen. Das Männchen stirbt nach dem Begattungsakt, das Weibchen nach der Ablage eines einzigen Eis, aus dem im Frühjahr eine Laus als Mutter aller Folgegenerationen schlüpft. Sie legt die Eier für die oberirdische Gene­ration an den Blättern und für die Wurzelläuse, die den zerstörerischen Kreislauf schließen.

In Californien hatte sich in den Millionen Jahren der Evolution eine gegenseitige Anpassung von Parasit und Wirtspflanzen entwickelt, so dass die dortigen Rebsorten zwar befallen wur­den, aber nicht abstarben. In Europa aber hatte diese Evolution nicht stattgefunden. Für eine funktionierende Symbiose, wie in Amerika, fehlten die Voraussetzungen. Die Reblausinvasion traf die hier heimischen Rebsorten völlig unvorbereitet. Bei Befall bildeten sich an den Wurzeln Wucherungen, die das Leitgewebe schädigten. Im Winter faulten die Wucherungen, und das Wurzelsystem starb ab, und zwar in einer Rasanz, dass die Rebstockvernichtung infolge Reblausbefall sich epidemieartig ausbreitete.1874 trat die Reb­laus in der Gartenanlage Annaberg bei Bonn und damit erstmals auch in Deutschland auf. Sie traf hier allerdings auf eine gut vorbereitete Verteidigungslinie mit verschiedenen Qua­rantäne- und massiven Bekämpfungsmaßnahmen Am Ende des 19. Jahrhundert aber galten deutschlandweit dennoch 156  ha Rebland als verseucht. Die Gefährdungslage blieb außer­ordentlich hoch, bis die Ampelografie die Wende einleitete und mit der Freigabe des Pfropfrebenanbaus im Jahre 1925 die indirekten Bekämpfung endgültig den Triumph über die Reblaus brachte.

Die geniale Idee der Bekämpfung durch Pfropfen beruhte auf der Erkenntnis, dass der in Amerika praktizierte oberirdische Kreislauf der Reblaus über die Blätter bei den europäi­schen Reben ausblieb. Es kam hier ausschließlich zum Befall und Absterben der Wurzeln Bei den amerikanischen Sorten hatte der Wurzelbefall dagegen nicht zum Absterben geführt. Das war der Schlüssel zur Bekämpfungsstrategie mittels Rebveredlung. Zunächst wurde in Deutschland der Anbau der amerikanischen Reben verboten, damit der Blattbefall unterbun­den wurde; sämtliche Bestände wurden vernichtet. Reblausbekämpfung wurde zur hoheitli­chen Aufgabe. Die Herstellung und der Anbau von veredelten Pfropfreben unterliegen bis heute der staatlichen Kontrolle.

Die Pfropfrebe besteht damals wie heute aus zwei Bestandteilen. Der oberirdische Teil be­steht aus einer europäischen Rebe, die nicht am Blatt befallen werden kann, und die als de­finierte Rebsorte (Klon) den späteren Wein in seiner Art bestimmt. Aufgepfropft wird diese Rebe als Edelreis mit einem Austriebsansatz (Auge) auf eine unterirdische Unterlage, die aus reablausunempfindlichen amerikanischen Sorten gekreuzt wurde. Die Unterlage über­nimmt über ein tief greifendes Wurzelwerk später die Nährstoff- und Wasserversorgung. Aus dem Edelreisauge wächst der Rebstamm, der Reben, Blätter und schließlich Trauben her­vorbringt Der Rebveredler stellt die Verbindung der beiden Bestandteile her, indem er mit speziellen Schnitten ein gemeinsames Wundgewebe (Kallus) bildet. Darin verwachsen beide miteinander und werden zur pflanzlichen, reblausresistenten Einheit

Im Rebenveredlungsbetrieb werden die jungen Pfropfreben so lange gehegt und gepflegt, bis sie im Freiland der Rebschule über eine gesamte Vegetationsperiode kultiviert werden. Wenn sie 1 Jahr alt sind, kann die Pflanzung durch den Winzer erfolgen. In der Regel zwei Jahre nach der Pflanzung im Weinberg trägt der Rebstock die ersten Trauben und erreicht ab dem dritten seine volle Leistungsfähigkeit. Der so angelegte Weinberg kann eine Lebens­dauer von 30 Jahren und, wenn gewollt, noch mehr erreichen. Im Hinblick auf Reblausvorsorge muss der Winzer lediglich verhindern, dass sich oberhalb der Verede­lungsstelle Wurzeln bilden oder es unterhalb zu Blattaustrieb kommmt, da beides der Reb­laus wieder eine Angriffsfläche bieten würde. Solches geschieht häufig in aufgegebenen und ver­wilderten Weinbergen (Drieschen), deren Beseitigung auch unter diesem Gesichtspunkt eine dringende Aufgabe ist. Reblausbefall wurde in den vergangenen Jahren wieder häufiger festgestellt. Betroffen waren wurzelechte Reben und Pfropfreben der Unterlagensorte 26 G. 2006 wurde das Anpflanzen wurzelechter Reben verboten. Zu verhindern, dass sich die Reblaus neue Lebensbedingungen erschließt und damit wieder zu einer großen Gefahr wird, ist eine wichtige Aufgabe für Züchter, Rebveredler und Winzer. Die Funktion der Rebveredler besteht dabei in der Kultivierung resistenter Unterlagen und der Selektionierung nach Maß­gabe der jeweiligen Standortbedingungen des anzulegenden Weinbergs. Mit der Wahl der Pfropfkombination  von Unterlage und Klon entscheidet der Rebveredler nicht zuletzt auch fundamental über den wirtschaftlichen Erfolg der neuen Rebanlage. Er kann dabei auf um­fassende Affinitätsversuche etwa des DLR Rheinpfalz zurückgreifen.

Die Landwirtschaftskammer betrachtet die Prämierung von besonderen Betriebsleistungen als Anerkennung und Ansporn zugleich. Die Bewertung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird im Zuge einer Feldbesichtigung im Sommer eine Beurteilung der Rebschule nach defi­nierten Kriterien vorgenommen. Später wird die Beschaffenheit des setzreifen Pfalzguts ge­prüft und ebenfalls anhand vorgegebener Kriterien mit Punkten bewertet. Bei der Rebschulprämierung 2008/2009 für die Anbaugebiete Rheinhessen und Nahe, die  gemein­sam mit der Wein- und Sektprämierung in Mainz vorgenommen wurde,  wurden mit einer gol­denen Kammerpreismünze ausgezeichnet:

Rolf Dexheimer, Unterwendelsheim 56, 55234 Wendelsheim

Weingut Jäger, Rheinstr.17, 55437 Ockenheim

Wolfgang Kern, Neustr. 24, 55578 Wallertheim

Gerold Knewitz, Außerhalb 13, 55437 Appenheim

Walter Kiefer, Wallertheimer Str. 5, 55288 Armsheim-Schimsheim

Werner Magmer, Hauptstraße 19, 55546 Biebelsheim

Ulrich Martin,  Rebschule, 67599 Gundheim

Jürgen Mauer, Mittelstraße 22, 55578 Gau-Weinheim

Hans-Günther Müller, Wackernheimer Str. 6, 55270 Schwabenheim

Adelheid Reimann, Klosterweg, 55452 Guldental

Klaus-Heinrich Rupp, Schulstraße 9, 55578 Wallertheim

Heinz-Willi Sommer, Mühlweg 19, 55599 Siefersheim

Klaus Schäfer, Wallertheimer Str. 8, 55288 Armsheim-Schimsheim

Peter Strubel, Wilhelm-Leuschner-Str. 3, 55237 Flonheim-Uffhofen

Ernstfried Wennesheimer, Westring 29, 67550 Worms-Abenheim

Quelle: Frieder Zimmermann, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz

Champagne-Kurztrip: Ledru, Bonnaire, Diebolt u.a.

I. Marie-Noelle Ledru, Ambonnay

Die sehr resolut wirkende Mme. Ledru öffnete

1. Extra Brut 85PN/ 15CH mit 50% 2003 und 50% Reserveweinen aus den

Jahren 1999 und 2002. Die holznahe Nase wies in die falsche Richtung,

Holz kam bei diesem Champagner nicht zum Einsatz. Der Wein wirkte

angenehm und fruchtig, ließ aber etwas rondeur vermissen. Kraft, die

er zu besitzen scheint, ist eben nicht alles.

2. Brut, gleiche Cuvée, jedoch mit 8g dosiert. Hier zeigte sich die

ganze Stärke des Spätburgunders aus gutem Hause und guter Lage.

Weich, rund, sanft, schon gut zugänglich und mit sanft kandierten

Fruchtaromen schon ein interessanter Champagner, dessen

Chardonnayanteil die nötige Portion Frische und etwas belebende Säure

einbringt.

3. 99er Brut Nature. Hart und karg, mit einer hauchzarten Chlornote,

die sich bis ins Lakritzige erstreckt, durchgängiger Säure und

rundlicher Frucht, erscheint so gar nicht brut nature; das mag für’s reife Lesegut sprechen.

4. 00er Brut. Wie der 99er, die etwas an Gougères erinnernde Note

störte mich allerdings. Mit Luft wurde der 00er dann feiner und eleganter als sein

Vorjahrescousin. Ein Champagner, der wie alle Champagner des Hauses

gewöhnungs- und luftbedüftig ist. Für eilige Proben nur schlecht

geeignet.

5. Goulté 2002, Blanc de Noirs. Weinig und rund, lecker-gschmackig und

stoffig im Mund. Ein Wein, der zwar nicht die Gaumenauskleidung

herunterreißt, aber mit etwas Temperatur, Flaschenreife und Luft zu

großer Form auflaufen kann, speziell in diesem guten, die elegante

Seite noch betonenden Jahr. Mittlerweile ist schon die sehr gelungene 2004er Cuvée de Goulté auf dem Markt, die beiden werde ich mir mal nebeneinander vorknöpfen.

II. Paul Déthune, ebenfalls Ambonnay.

Viel zu trinken gibt es bei Sophie meist nicht, im Lagerchen herrscht nämlich das ganze Jahr über ziemlicher Durchgangsverkehr mit nur sehr kurzer Verweildauer. Aber es gab zumindest:

1. Brut (2003-basiert, zzgl. Reservewein), 10g/l. Frisch, säurebetont,

kann Temperatur vertragen, die zart holzige Nase und die lebhafte

sonstige Art dieses Champagners vermitteln den Eindruck einer

besonders gut gelungenen Pomeloschorle.

2. Cuvée Prestige. Holzfaßgereift. Kandierte Zitrusfrüchte,

hintergründig etwas nussige Noten, stabiler und langgezogener

Säureteppich, im Mund von warmer, gemütlicher, fast anheimelnder Art,

gleichzeitig seidig, mit der Zeit kommt eine feine Silexnote zum

Vorschein.

Mme. Déthune erklärt übrigens gern, wie die Lotnummern

ihrer Champagner zu lesen sind: Die Großbuchstaben stehen für die

Cuvée (z.B. PR für Prestige), danach kommt die Nummer (3) und das Jahr

der Tirage (T), in unserem Fall 00 für 2000. Es folgt D für das Datum

des Degorgements und ein Kürzel für Monat (01) und Jahr (07).

III. Yves Delozanne, Serzy et Prin (86% auf der échelle, ein

Meunierspezi), Vallée de l’Ardre.

1. Brut Tradition, 80PM, 10CH, 10PN. Saftiger, süßlich wirkender

Champagner mit gut eingebundener Säure und leichter Metallnote.

Unbeschwert zu trinken und wegen seiner einfach strukturierten

Aromatik ein bequemer Essensbegleiter selbst zur Gorgonzolapizza.

2. Rosé, selbe Cuvée wie oben. Hefig, brotig, rindig. Krosse, mit Bier

behandelte Holzofenbrotrinde, dazu bananige Aromen und ein paar

Tröpfchen Rosenwasser im Bouquet. Wirkte angenehm mürbe, wenngleich

zu jung. Kann noch was werden. Dosage wirkte im übrigen recht hoch,

scheint um 11g gewesen zu sein.

3. 97 Cuvée d’Exception, je 1/3 PM, PN, CH. Quitten, Cranberry,

Sauerkirsch und zum Schluß etwas Schokolade. Eine Art Edelmoncheri

mit strammer Säure und spannendem Potential. Mittlerweile hat ja die junge Generation das Ruder bei Delozanne übernommen, die Cuvée d’Exception wird jetzt unter dem Label V. Delagarde verkauft.

IV. Pol-Roger, Epernay

wie immer eine freundliche Führung, in deren Verlauf dies und das

erklärt wurde. Zu den Champagnern gibt es nicht viel Erstaunliches zu vermelden:

1. Extra Cuvée de Reserve schmeckte wie immer, ziemlich gut.

2. Blanc de Chardonnay (im Hausjargon: flüssiger Diamant) 1998, ein

reiner Grand Cru (was viele gar nicht wissen) und der letzte dieser Art, seit dem 99er Jahrgang

heißt der „Blanc de Chardonnay“ wie alle 100%CH-Champagner „Blanc de

Blancs“. Zuerst toastig und vollzuversichtlich blnacdeblancig,

dann mit plötzlich auftauchender, schockierend häßlicher Krautnase und dann erst ganz langsam wieder als vernünftiger Chardonay erkennbar. Merkwürdige Flasche.

3. Vintage 1998, 60PN, 40CH. Kraftvoll, ja wuchtig, ausgewogen und

typisch. Zwischen kräuterigen Noten und schmelzigem Karamell. Mein

Favorit.

4. Rosé 1999, Cuvée wie der weiße Vintage, jedoch mit 10% Rotwein.

Erdbeerchen, fast leichtfertige Fruchtnase, im Mund Rote Grütze,

dunkle Kirschen, wegen fehlender Säure leider etwas kurz – und im Handel leider auch viel zu teuer.

5. Sir Winston Churchill 1996. Dunkel, machtvoll, fordernde Säure und

eine Andeutung von Cognac und angebrannten Waffeln in der Nase. Wunderwunderwundervoll.

Im Table Kobus dann nochmal 98er Pol-Roger (zum Steak, bzw. zum

Zander). Genuss ohne Worte.

V. Bonnaire, Cramant

Monsieur Bonnaire zeigte uns seine beeindruckende, sehr moderne

Anlage und öffnete

1. Non Dosé

Vorbildliches, sehr schönes Äußeres. Springlebendige Nase, im Mund

unbeschwert schorlig, Durstlöschercharakter. Unaufdringliche,

jederzeit diskrete, aber spürbare Säure und milde Mineralität.

2. 2002er BdB GC 10-11g/l

Saftig, weinig, rund und lecker. Orangenmarzipan, Grand Marnier,

feine, cremige Textur. Sehr schöner Champagner und mein Favorit aus dem gelungenen Program von Bonnaire.

3. Variance (Boisé), enthalten ist ein Drittel zweimal belegtes Holz,

10-11g/l. Holzige, nicht zu schwere Nase, Minze, Eukalyptus und

freche Zitrusnoten kitzeln in der Nase. Säure satt, jedoch nicht

ermüdend. Länger, dafür auch schwerer als der 2002er. In gewisser

Hinsicht eine Steigerung zum 2002er, an dem sehr warmen

Verkostungstag und bei gehoben-frivoler Laune aber etwas zu

herbstlich.

VI. Diebolt-Vallois, auch in Cramant

Monsieur Diebolt war anfangs wie immer etwas zugeköpft, kam aber schnell ins

rollen.

1. Prestige

Blitzblanke Säure, Tannenholz, Harz, Lindenblüten, Weißdorn, Honig.

Frisch, schön, sauber, zugänglich, von ruhiger Had gemacht und schon

jetzt sehr gut zugänglich.

2. Blanc de Blancs 2002, 6g/l

Süffiger als der Prestige, etwas schlanker und filigraner. Weißdorn

und Lakritzanspielungen, dabei saftig, kräuterig und voller

Kelleräpfel, abschließend warme, nussige Töne, die den gut reifenden

Großchardonnay ankündigen.

Im Keller von Monsieur Diebolt griff er en passant eine

3. Fleur de Passion 2002 heraus. Wir leerten diesen gigantischen Wein

an Ort und Stelle. Sagenhaft schöner Champagner. Potenzierter Burgunder mit feinsten Bläschen.

Zum Schluß probierten wir noch die 2006er Grundweine aus den Tanks

und die Grundweine für die Fleur de Passion 2006 aus dem Holzfässchen

(53 Fässer getrennt nach lieu dits, bzw. zum Teil bereits im Faß

vereint). Am beeindruckendsten und einer großen Tafel würdig war Faß

5, „Grosmonts“.

VI. Bollinger, Ay

Im Garten des Hauses gedeiht das Miniversuchsfeld mit den Rebsorten (Teinturier, Pinot Meunier, Pinot Blanc und Pinot Gris, Arbane und Gamay).

1. Special Cuvée: wie immer: sehr gut! Was soll man da eigentlich noch groß schreiben?

2. Grande Année 1999 (einmal im September, einmal im Dezember 2006

degorgiert), dasselbe: auch sehr gut, jetzt deutlich harmonischer als beim letzten Mal und beispielsweise für Silvester 2009/2010 ein würdiger Trunk, wenn man nicht das Glück hat, die noch bessere 2000er Grande Année zur Hand zu haben.

3. RD 1996. Immer noch zu jung (degorgiert im Dezember

2006), aber zweifellos großer Wein, der noch eine ganze Weile laufen kann.

VII. Regis Fliniaux, Ay

1. Blanc de Blancs Grand Cru (Ay). Die Flasche wurde a la

volée vor unseren Augen degorgiert, Dosage hatte er deshalb natürlich

keine, vorgesehen ist eine Dosage von ca. 8g/l. Ein außergewöhnliches

Erlebnis, einen Blanc de Blancs aus der Pinot-Hochburg zu trinken. Ähnlich wie etwa der Chardonnay von Billecart-Salmon erstklassig gediehen und

von einer für die gegend von Dizy bis Mareuil exemplarischen exotischen Fruchtfülle, der nur ein ganz kleines bisschen Säure fehlt.

2. Cuvée des Signataires 50PN/50CH. Ananas, KiBa, Vanille, verspielte Säure, trinkbare gute Laune, der perfekte Abschluß eines großartigen Kurztrips.

flying buffet und passende Champagner

Vorspeisen

 

I.1 Brioche mit Foie Gras, dazu Ralf Peter Schauf Rieslingsekt (ecovin) trocken 2007

Die daumenkuppengrossen Hamburger hatten einen Tupfer zartschmelzender Foie Gras als Belag. Fast schon banal, aber wenn Burgerbrötchen und Foie Gras im richtigen Verhältnis (der Foie Gras Klacks muss ca 2/3 der größe des Miniburgers haben) zueinander stehen, ein willkommener Snack.

Dazu passt sehr gut der mit 7,50 EUR gar nicht teure Winzersekt aus Ernst an der Mosel. Gerade weil er trocken dosiert ist, paaren sich die Süße von der Foie Gras und die durch den Dosagezucker herausgehobene Rieslingfrucht optimal.

 

I.2 Rinder-Carpacchio mit Rucola, dazu Jean Moreau Brut Tradition Grand Cru NV

Etwas faseriges Rucola und extrem dünn geschnittenes Carpacchio, das bevorzugt am Teller kleben blieb oder sich nur durch Zusammenmatschen auf ein Essgerät bringen ließ. Dazu Schnipsel von irgendeinem viel zu jungen Hartkäse. Schmeckte zwar, machte aber keine Freude. Freude machte dagegen der hälftig aus Chardonnay und Pinot vinifizierte Champagner von Moreau aus Ambonnay. Für einen Brut denkbar hoch dosiert und für mich schon extra dry, aber wegen seiner gediegenen, zwischen sportlicher Chardonnayfrische und gemütlicher Pinot-Ruhe angesiedelten Art mit einem Schwenker über Butterscotchtoffee sehr sympathisch. Gut zu Rucola, zu großzügiger geschnittenem Carpacchio sicher auch.

 

I.3 Steinpilz-Tiramisu, dazu Rene James Lallier Brut Zéro Grand Cru NV

Intensives Steinpilzaroma und angenehm feste, nicht zu fluffige Konsistenz. Mir aber selbst als kleine Portion zu viel und zu einseitig. Nicht ganz glücklich dazu der "einfache" Grand Cru von Lallier aus 70% Pinot (Ambonnay) und 30% Chardonnay (Avize) als Zéro-Dosage, jedenfalls dann nicht, wenn das Dégorgement noch nicht so weit zurückliegt. Das Hauptproblem beim Zéro ist, dass er kurz nach dem Dégorgement zu frisch ist und dann nicht so konstant und zuverlässig reift, wie der leicht dosierte Champagner. Gerade die reifen Lalliers bestechen aber durch pilzige Noten und Unterholz, Kaffee- und röstige Komponenten.

 

Hauptspeisen

 

II.1 Maispoularden-Variation am Lollystick, dazu Taittinger Brut Prestige Rosé NV

Zartes, warmes Fleisch am Stiel, eine gute Sache. Mal mit Spinat, mal mit Pumpernickel, teilweise mit einer Karottencrème, jede Variante war gut zu essen. Wieder 70PN/30CH, hier in einer ganz leichten, fruchtigen Mischung, die nach Art der großen Häuser auf Massengeschmack getrimmt ist – das aber so gut, dass es schwer fällt, zu widerstehen. Etwas schwierig mit gemüsigen Speisen, aber sehr schön zur Maispoularde und zum Pumpernickel. Indifferent zu Karotte.

 

II.2 Seeteufelmedaillons auf Pestonudeln mit Lauch-Tomaten-Gemüse, dazu Duval-Leroy Femme de Champagne 1996

Gegen Seeteufel kann man ja nicht viel haben. Die Pestonudeln waren leider etwas hart, das Lauchgemüse nervte und hätte viel dezenter und in kleinerer Menge serviert werden sollen. Entschieden gut und ein großartiger partner zum Fisch die Femme de Champagne. Reife, kräftige Säure und ein zupackender Stil, eine Cuvée aus ca. 25% Pinot und ca. 75% Chardonnay, die eins zu eins dem emanzipierten Führungsstil von Carol Duval entspricht. Nichts für Schleckermäuler und mit Sicherheit kein Champagner fürs Schäferstündchen, sondern ernste Unterhaltung.

 

II.3 Hummerpraline im Kanakiteig auf Mango-Limonen-Ragout, dazu Baron Fuenté Blanc de Meuniers NV

Schöne Kombination aus zurückhaltendem, sehr dünnem Teig, gut wahrnehmbarem Hummer und auflockernder Frucht. Die originelle Flasche birgt einen nicht minder originellen Inhalt, 100% Pinot Meunier, weiß gekeltert. Eigentlich eine sehr naheliegende Cuvée für ein Haus aus Charly sur Marne, denn es handelt sich um die beherrschende Traube im Marnetal. Richtig ausgebaut kann man mit diesem underdog überraschende Ergebnisse erzielen und manche Meuniers bringen es gar zu Kultstatus. Das ist hier gar nicht gewollt, dieser Champagner ist mehr eine Hommage an das Fruchtfleisch auf den mineralischen Rippen vieler "normaler" Cuvées, denn das eine ohne das andere kann nicht sein und nur allzuoft wird mehr Wert auf das Skelett gelegt, als auf die Figur. Fortgeschrittene Reifetöne versprechen eine zum Hummer passende dekadente Üppigkeit, die sich im Mund als konzentrierte, rosinige, auch schon überreife Fruchtdominanz äußert. Säurearm und von Honigtönen umspielt, passt dieser Champagner gut zu den Säurespitzen vom Mango-Limonen-Ragout. Solo geht er mir dagegen zu schnell aus dem Leim.

 

II.4 Vanillierte rote Linsensuppe mit St. Jacques, dazu Deutz Cuvée Brut Classic NV

Sämige, gut gelungene Komposition und bissiges Muschelfleisch, da kann man nicht meckern.

Passend dazu die renovierte Bilderbuchcuvée von Deutz. Drittelmix aus gleichen Teilen Chardonnay, Pinot-Noir und Pinot Meunier, keine zu hohe Dosage und eine von dezent animierender Säure getragene Mineralität, dazu pürierte Früchte und krosser, leicht gebuterter Toast.

 

II.5 Canneloni mit Garnelenfüllung auf Zitrusspinat und Pinienkernen, dazu Franck Bonville Les Belles Voyes Blanc de Blancs Grand Cru (2004)

Bissfeste Canneloni mit etwas müder Garnele, dafür ein aromatischer, grossblättriger, gleichzeitig zartfester Spinat, die Pininekerne dazu sanft angeröstet und aromatisch aber nicht zwingend nötig.

Kein offizielle deklarierter Jahrgangschampagner, aber fakisch ein 2004er aus dem Herzne von Oger, wo die Chardonnays so tiefgründig mineralisch und von strenger Säure sind, wie im benachbarten Le-Mesnil. Die Einzellage Belles Voyes ist mit steinaltem Chardonnay – um die 80 bis 90 Jahre – bepflanzt; Franck Bonville zwingt die Reben zum Glück und lässt sie fast wie im Märchen vom tapferen Schneiderlein die letzten Tropfen aus dem Gestein pressen. Dementsprechend sagenhaft schmeckt der im alten Holzfass gereifte Wein. Großartig und wie verwandt mit Pinienkernen, gut zu den Cannelloni, auch zu den Garnelen, etwas schwierig mit dem Spinat und am besten eigentlich solo.

 

Nachspeisen

 

III.1 Kakaowürfel mit flüssigem Mangokern, dazu Pol-Roger Rich (demi-sec) NV

Ziemlich mastiger kleiner Kakaoklotz, der an Eiskonfekt erinnert, die Mangofüllung hätte mehr Biss und Säure benötigt. Nicht völlig unproblematisch aber mit etwas gutem Willen dazu der Demi-Sec von Pol-Roger. Der ins Zitrusfruchtige neigende Champagner ist gar nicht so arg süss und daher ein heikler Partner für Desserts. Mit dieser eher bitterschokoladigen und ziemlich buttrigen Kreation kommt er, wenn man nicht partout in den Diabetikerhimmel will, gerade noch zurecht.

 

III.2 Quittenmousse mit Lakritzreduktion, dazu Charles Heidsieck Blanc de Millenaires 1995

Feine, sehr saubere Quittenaromen, angenehm samtige Textur, dezente Süßholzaromen, die auch nicht stärker hätten sein dürfen. Diesen Blanc de Blancs muss man allein deshalb zur Quittenmousse trinken, weil er die Quittenaromen so völlig auf Augenhöhe wiedergibt. Da die Quittenmousse nicht zu süss ist, wirken die Aromen prachtvoll und holzschnittartig vergröbert, aber immer noch sehr kunstvoll.

Kleine Bordeauxsause

Lilian Ladouys 1993

Traut man den Bordeauxauguren, spricht manches dagegen, diesen Wein heute ernsthaft mit Genusserwartung einzuschenken (Wine Spectator: zurückhaltende 82 Punkte bei noch zurückhaltenderer Zukunftsprognose). Wer’s trotzdem wagt, wird belohnt, denn dieser St. Estèphe zeigt reife Cassisaromen, sanftes, noch nicht völlig verschwundenes, sondern jetzt genau richtiges Tannin und etwas Graphit, entwickelt sich mit etwas Luft zu einem vorzüglich harmonischem Speisenbegleiter und das zum Schmunzelpreis (wenn man denn seinerzeit so klug war, mehr als nur für den Alltagsbedarf davon einzukaufen und hinzulegen)

Réserve du Velours 2001
Der zweite Überrascher ist nicht klassifiziert, schmückt sich nicht mit Terroir, Familie, Punkten, oder einem potenten Investor, sondern glänzt einfach nur verlockend rubinrot im Glas und lädt mit einer von Erdboden und ledrigen Aromen geprägten, sonst aber durchweg fruchtigen, nicht unseriösen Nase zum Genuss ein. Genuss ohne Reue, wie sich dann schnell herausstellt, diese Reserve du Velours bringt einen Spass, den man sonst frühestens in der Klasse der guten Cru Bourgeois zu erwarten gewöhnt ist


Pichon Longueville Comtesse de Lalande 1993

Damenhafter Wein von rehhafter Schönheit und Agilität. Getragen von Kirschnoten in tiefdunkelroter Robe und mit schelmisch durchblitzender, sozusagen mädchenhafter Säure. Für viele einer der besten Weinie des Abends.


Grand Puy Lacoste 1993

Herber, ruppiger, vielleicht auch noch nicht ganz ausentwickelt dagegen der GPL – aber Jungs sagt man ja oft nach, dass sie in der Entwicklung ein bisschen langsamer sind als Mädchen. Für mich an diesem Abend eine Nuance über der in puncto Eleganz klar überlegenen Comtesse, aber wegen des meiner Meinung nach größeren immer noch vorhandenen Potentials und der für mich besseren Kombination zum Lammkotelett in diesem flight hauchfeiner Sieger


Canon 1993
Rüber nach St. Émilion und gleich ins volle Leben! Würzig, mit Pfefferkuchen, Nuss, Pflaumenmus und einer immer noch lebhaften, kerngesunden Säure. Reichlich lang am Gaumen und ohne begleitende Speisen für mich besser als mit

Beauregard 1993
Auf der rechten Spur auch Beauregard aus Pomerol. Tannin, Süssholz, reife Kirsche, nicht so komplex wie der Canon, kein Rechtsüberholer, eher einer, der sich mit seiner ruhigen, konzentrierten, aber nicht schwermütigen Art für den Sonntagsausflug eingerichtet hat. Daher gern zum Truthahnsandwich mit Remoulade, Kalbskopfsülze, Stücken von roh geräucherter Lende oder Roastbeefscheiben


Montrose 1989
Wundervoll ist noch zu wenig für diesen dunklen, fast geheimnisvoll anmutenden Wein. In konzentrischen Kreisen finden sich außen softes Tannin mit crèmigem, nur noch Spuren von Vanille verratendem Übergang in einen Ring steiniger Mineralität und schließlich eine vibrierende Säure, die den saftigen Kern aus reifen schwarzen Beeren, Kompott und umgibt.


Angélus 1989

Bordeauxtrinken wird einem selten so gemacht wie bei diesem himmlischen Wein. Der 89er Angélus hat eine so unmittelbare, ganz selbstverständliche Präsenz, dass man sich gar nicht unterhalten mag, sondern nur den Duft aus dem Glas saugen will. Da findet sich Minze neben Pflaume, Kirsche und Cassis, Leder, Zedernholz und Tabak, ja die ganze Latte der Bordeauxaromenclichés auf einmal, aber in einer Anordnung und in einem ganz und gar unclichéhaften Varianten- und Entwicklungsreichtum. Eine bessere Heimat für den – mit um die 40% hohen – Anteil an Cabernet Franc kann man sich nicht wünschen.

Ich habe dann noch mit einem Chateau Negly, 100% Syrah, La Porte du Ciel 2003 gekontert, der Wein war nicht in Konkurrenz zu den Bordeaux zu sehen, eher als ein aliud. Warm, reichhaltig, konzentriert, trotz seiner 14,5% alc. nicht spritig oder hitzig, ähnlich wie die Bordeaux mit kraftvollen roten Fruchtaromen ausgestattet, komplex, auch mit etwas Bitterschokolade, später vermehrt erdige und würzige Noten, die an frische geschnittene Champignons erinnern.

Champagner Impromptu

I. Veuve Clicquot Ponsardin Carte Jaune, 3. Dég. 1996

Optisch von einem etwas matten Gold, mit noch ganz ansehnlicher Perlage. In der Nase zurückhaltende, nicht nur gereifte, sondern schon gealterte Töne, milde Räuchernote, Toast, Milchschokolade. Im Mund gesunde, reife Säure, aber kurz vor dem Kippen. Dazu sehr kräftiges Backpflaumenaroma. Erfreulicher Champagner, der meine positiven Erlebnisse mit älteren Standardbruts der großen Häuser bestätigt.

II. Bernard Tornay Blanc de Blancs 1999

Winzer aus Bouzy Grand Cru mit einem herausragenden 1970er, den er aber nicht hergibt. In der Nase zunächst Geißblatt, Campher, sehr entwicklungsfreudig mit hinzukommenden kalkigen, pudrigen Noten und schließlichnoch sehr jugendlichen, primärfruchtigen Obstaromen, Kirsche, Banane, exotische Früchte. Ziemlich typisch für Blanc de Blancs aus dieser Region der Champagne und erstaunlich frisch für einen 99er. Im Mund derselbe Eindruck, mit einer stärkeren Betonung auf nussigen, rauchigen, Reife anzeigenden Aromen.Toller Winzer mit für Champagnerwinzer ungewöhnlich moderner website: www.champagne-tornay.fr

III. Jacques Selosse Rosé, dégorgiert am 19. Nov. 2007

90% Avize Chardonnay Grand Cru und 10% Ambonnay Pinot-Noir Grand Cru, daher ziemlich helles Rosé. Mix aus zwei aufeinanderfolgenden Jahren, biologischer Anbau, im Holzfass ausgebaut. Daher ein starker Holzton merklich, der aber in dem Duftzirkus, der sich ab der ersten Sekunde entfaltet und ständig weiterwandelt, schnell eingebunden wird – in anderen Weinen wäre dieses sehr prägende Holz wahrscheinlich absolut dominant, hier ist es eine von vielen Komponenten, was für sich schon beeindruckt. Bitterorangenliqueur, Pink Grapefruit, Kalk, Kirsche, Kräuter, einige vegetabile Noten, Nektarine, Mandarine, Verbene, Weißdorn, alle geben sich ein Stelldichein. Im Mund nochmal die gleiche Show. Enormer Champagner, leider sehr rar.

IV. Yves Delozanne Vintage 1995

Der sympathische Weinbauer aus dem letzten, wirklich allerletzten Winkel der Champagne steht mit seinem Konterfei für jeden seiner Champagner. Freundlich und von sich überzeugt lächelt er von jedem rechten unteren Eck der Rückenetikette seiner Champagner, gleich neben dem Barcode. Der meuniergeprägte, rustikale Stil des Vallée de l'Ardre Winzers ist aber längst nicht alles, was der Kollege kann. Immer wieder bringt er nämlich höchst interessante, in vielfacher Hinsicht beeindruckende Champagner zustande, die den Vergleich mit den großen und begehrten Champagnern nicht scheuen müssen. So auch hier. Nachdem die Liebstöckelnote sich verflüchtigt hat, kommt der Duft einer ganzen Tüte Haribo-Saftbären zur Geltung. Vom Stil her irgendwo zwischen Roederer und Bollinger, mit viel frischem, dickem Quittenmus. Wirkt auch im Mund jugendlich, frisch und eher wie 2004 als 1995.

Querschnittsprobe ‘kleiner’ Champagner

I. Champagne Brice, Bouzy

Das Haus verzichtet auf biologischen Säureabbau und dosiert seine Champagner mit 7,46g/l also recht knapp. Die Grand Crus bleiben drei Jahre im Keller, bevr sie degorgiert werden. Monsieur Brice war zu einem Drittel Inhaber von Barancourt, bis das Haus 1994 von Vranken-Pommery übernommen wurde.

1. Blanc de Blancs Premier Cru

Dieser BdB ist aus Chardonnays von fünf Crus der Côte des Blancs komponiert, überwiegend aus den Ortschaften die für ihre zugänglichen, fruchtigen Weine bekannt sind, so etwa Chouilly und Oiry, es ist aber auch etwas Cramant dabei. Dementsprechend ordentlich, aber nicht umwerfend schmeckt er dann auch.

2. Cramant Grand Cru

Der erste Champagner aus der Terroir-Serie des Hauses. Zu 80% 2005er, Reserveweine aus 2004 und 2003. Kräftig, zupackend, mineralisch und sehr geradlinig, was sich bei den anderen Champagnern der Serie fortsetzt. Man hat den Eindruck, Gutes geboten zu bekommen, aber es fehlen die sympathischen und begeisternden Details.

3. Verzenay Grand Cru

Hier 75% Pinot Noir, Rest Chardonnay. Ziemlich kräftiger Champagner, der trotzdem etwas eng gebaut wirkt, mineralisch und sauber, aber nicht betörend – schade für einen Grand Cru Ort, der so feinfühlige, verführerische Pinots hervorbringen kann, wie nur wenige andere Crus in der Champagne

4. Bouzy Grand Cru

Dieser Champagner mit 80% Pinot Noir, Rest Chardonnay ist von ziemlich typischer Art für Bouzy, anfangs brotig und hefig, dann eingekochtes Obst, fruchtfleischig, nicht besonders elegant, auch nicht besonders weit

5. Ay Grand Cru

Am besten gefallen hat mir der Ay Grand Cru, 90% Pinot Noir, 10% Chardonnay, nach dem Öffnen erst etwas schweflig, dann Übergang in röstige Noten, im Mund sehr fruchtig, ausgewogen, mit Steinobst, glatt und gut kehlengängig, aber leider insgesamt auch nicht besonders herausragend

6. Millésimé 2002

75% Pinot Noir aus Bouzy, 25% Chardonnay aus Cramant, also beste Voraussetzungen und Brice macht was draus. Warm, alter Apfel, ohne oxidativ zu wirken. Leicht, elegant, jahrgangstypisch, feine, durchgängige Säure

7. Rosé

In starken Jahren mit 6% Bouzy Rouge, sonst nach der Saignée-Methode. Gut, sauber, etwas einfach.

II. Champagne Francois Lecompte, Rilly-La-Montagne

Sympathischer Winzer, der Rebflächen ausschließlich im Premier Cru Rilly-la-Montagne besitzt.

1. Cuvée Céleste

Holzfassausgebaute Cuvée aus 50% Chardonnay, 30% Pinot Noir und 20% Pinot Meunier, wirkt leicht angeräuchert, aber noch sauber, bei 8-9 g/l Dosage immer noch etwas süsslich

2. Brut Blanc Millésimé 2003

Champagner aus 40% Chardonnay und jeweils 30% Pinot Noir und Pinot Meunier. Saftig, vollmundig, auf die Dauer etwas einfach, für einen 2003er aber ganz gut.

3. Brut Rosé

Leichter, mild buttriger Champagner, der eher mädchenhaft als feminin wirkt

III. Champagne Gabriel Pagin Fils, Avenay Val d’Or

Ampelos-Winzer, der seine knapp 10ha im Premier Cru Avenay Val d’Or naturnah bewirtschaftet, Grundweine werden spontan vergoren und gären bequem sieben bis acht Monate, bis sie fertig sind.

1. Carte d’Or

Blanc de Noirs, Premier Cru, sehr trocken, erst Hundefellnase, im Mund dann herbe, kräftige Säure, mineralisch, durchweg dominante Zitrusnoten

2. Grande Réserve

Premier Cru aus ~66% Chardonnay, ~33% Pinot Noir, mit 7g/l dosiert, kräftige Säure, sauber, aber eng, lang aber wenig Abwechslung

3. Roger Gabriel Millésimé 2000

Premier Cru aus 50/50 Chardonnay/Pinot-Noir. Zwischen 5-7 g/l dosiert, reif, buttrig, auch gerbstoffig, wiederum sehr lange, zitronig-limettige Säure

4. Rosé Saignée

Verführerisch mit Marzipan, Mandel, Marillenkernöl in der Nase, am Gaumen dann rund, mürbe, fruchtig, balanciert, gut.

IV. Champagne Jean Moutardier, Le Breuil

Alte Familie aus der Vallée du Surmelin. Meunier-Spezialisten, die zusammen mit den Genossenschaftlern von Leuvrigny (wo Krug seine Meuniers besorgt) als die besten Erzeuger von Meunier gelten.

1. Carte d’Or

85% Pinot Meunier, 15% Chardonnay. Goldfarben, einfache, ehrliche, saubere Frucht, eher oxidativer Stil, ziemlich viel Apfel.

2. Millésimé 2002

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Zeigt schöne Anlagen mit Butterscotch und Toffee, die ganze Palette an Quality Street Candy, leider etwas kurz.

3. Rosé Prestige

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Pappkartonnase, dann öffnet sich eine ansprechend fruchtige Nase, rotfruchtig, Apfel-Acerola-Mix, am Ende etwas verwässert.

V. Champagne Michel Gonet, Avize

Mit 40 ha ziemlich großer Winzer aus Avize. Am interessantesten sind seine Jahrgangschampagner aus guten Jahren.

1. Blanc de Blancs Grand Cru

Apfel, Calvados, herber Viez, wirkt dadurch etwas dirty.

2. Blanc de Blancs Grand Cru 2002

Leicht, fein, elegant, Apfel und Kirscharomen. Sehr präsent und druckvoll am Gaumen, ein sehr gut gelungenes Exemplar für diesen großartigen Jahrgang

3. Prestige Blanc de Blancs Grand Cru 2001

Mit 4-5 g/l schmal dosiert, wirkt sehr reif, für mich eine Spur zu reif. Auch hier vollmundig, crèmig, dabei sehr apfelig, aber eben nicht knackfrisch, sondern schon etwas mehlig.

4. Blanc de Blancs Grand Cru 1998

Hier sogar nur 3 g/l Dosage. Reif, vollmundig, erstaunlich frisch für 1998, für mich zusammen mit dem 2002er der beste aus dem Gonet-Portfolio

5. Brut Rosé

100% Pinot Noir, dünne, brotige Nase, nicht so doll.

VI. Champagne Philippe Gamet, Mardeuil

Kleiner Winzer, der im Marnetal knapp 8,6 ha Reben stehen hat, hauptsächlich in Mardeuil, Damery und Fleury-la-Rivière

1. Brut Séléction

40% Pinot Noir, 60% Pinot Meunier, zunächst eine etwas irritierende Chlornase, die ich aber oft bei kleinen Winzern erlebt habe. Bestenfalls fällt die wieder zurück ins Glied, übeöstenfalls bleibt sie dominant. Hier ließ sie sich zum Glück schnell von reifen Birnen und Clavados verdrängen, im Mund dann bei einer Dosage von 10 g/l recht süß.

2. Cuvée 5000 Brut

Philippe Gamet hat nicht sehr viel Chardonnay, sondern fast nur Pinot. Das, was er an Chardonnay hat, geht vollständig in diese Cuvée, die zu jeweils einem Drittel aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier besteht. Basis ist der 2005er jahrgang, Reserveweine stammen aus 2004. Wieder 10 g/l Dosage. Starke Apfel-Birnenaromatik, knackig, gesund, kernig, fruchtig, sehr ansprechend gemacht und von ordentlicher Länge.

3. Brut Rosé

Kirsch-Bananenaromen. Auch etwas Gerbstoffig, vergleichbar mit den Fäden von der Bananenschale, gut gemachter, ambitionierter, aber nicht herausragender Rosé. Gehört aber schon zu den besseren Exemplaren und macht gut gekühlt einen überzeugenden Eindruck, trotz oder wegen der 12 g/l Dosagezucker. Für Freunde sehr fruchtiger, expressiver Aromen besonders empfehlenswert.

4. Millésimé 2004

Wieder 10 g/l, ausgeprägte Cognacnase, schwer, weinig, reif, trotzdem nicht oxidativ. Erinnert beim ersten flüchtigen Reinriechen an einen etwas schwächeren Salon. Gut, aber zu kurz.

VII. Champagne Soutiran, Ambonnay

Winzer aus dem Grand Cru Ambonnay.

1. Cuvée Alexandre Premier Cru

40% Pinot Noir, 40% Chardonnay, 20% Pinot Meunier, 20% Reserveweine. Etwas einfacher, metallischer Champagner mit Honigmelonenaromen. Als Standardbrut und erst recht für einen Premier Cru etwas zu schwach.

2. Grand Cru

60% Pinot Noir, 40% Chardonnay. Weiße Blüten, Geißblatt und Birnen, kröftig mit einem hinüberkippen ins Herbe. Meiner Meinung nach wäre der Champagner als reiner Pinot Grand Cru ähnlich der Perle Noire besser positioniert.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

Sehr fordernder Champagner, überraschend harte, kompromisslose Säure, exotische, sehr schön drapierte Frucht, insofern typisch für die in letzter Zeit immer wieder kreierten Blanc de Blancs aus – eigentlich – reinen Pinot Grand Crus.

4. Perle Noire Grand Cru

Fleischig, Aromen von verkochtem Rindfleisch, herb, schwieriger Champagner, günstigstenfalls mit Potential, kenne ich besser.

5. Grand Cru 2003

Weich, mürbe, wie ein sehr langsam und tief fliegendes Propellerflugzeug. Strahlt eine gewisse langweilige Zuverlässigkeit aus. Erinnert entfernt an den 2003 by Bollinger.

6. Grand Cru Rosé

Sehr untypischer 100% Pinot Noir. Könnte genausogut ein Cabernet Franc sein. Dunkel, schokoladig, gerbstoffig, dicht, gleichzeitig etwas merkwürdig und ohne besonders stark ausgeprägten Champagnercharakter. Wirkt eher wie ein Stillwein.

VIII. Champagne Tribaut-Schloesser

Auch eines der Höuser mit deutschen Wurzeln, Herr Schlösser kam aus Augsburg.

1. Brut Tradition

Hell und klar. Brotig, hefig, danach gekochtes Fleisch, erinnert in Geruch und Geschmack an naturtrübes Kellerbier.

2. Blanc de Blancs

Einfacher, fruchtiger, leicht crèmiger Champagner, wirkt austauschbar auf niedrigem Niveau.

3. Blanc de Noirs Millésimé 2002

Wieder eine Nase, die von gekochtem Rind, Fondue und Biskin geprägt wird. Im Mund dagegen erstaunlich sauber, sogar mit angenehmer und gesund wirkender Säure. Wegen der starken Buttrigkeit trotzdem Verdacht auf übertriebene Malo.

4. Blanc de Blancs Cuvée Réné

Aus dem großen Holzfass. Mild, etwas unsauberer Bierhefeton. Im Mund einigermaßen frisch, aber nicht sehr ansprechend.

5. Blanc de Noirs L’Authentique, avec ficelage

Sauber, herb, frisch, leicht mineralisch. Gelungener Champagner.

Krug: Clos du Meunier in Aussicht?

Nach dem legendären Blanc de Blancs Clos du Mesnil (der Eigentümer Julien Tarin hat die Parzelle 1973 an Krug verkauft, deren Jungfernjahrgang von dieser Anpflanzung war der 1979er Clos du Mesnil) hat das Edelhaus jüngst einen Blanc de Noirs Clos d'Ambonnay (100% Pinot-Noir, Jungfernjahrgang 1995, Nachfolgejahrgang 1996 wird Anfang 2010 erwartet) herausgebracht. Und dieser Weg wird konsequent weiter beschritten: Offenbar plant man bei Krug, einen dritten "Clos" herauszubringen – und zwar einen 100% Pinot Meunier. Krug gehört zu den wenigen Häusern, die in ihren Spitzenchampagnern Meunier verwenden, insofern wäre es höchst wünschenswert und lehrreich, einen reinen Meunier von Krug zu trinken. Wenn sich der Preis indes ebenso konsequent nochmals verdoppelt, gibts im Marnetal natürlich auch viele andere hübsche Alternativen aus 100% Pinot Meunier.

Besuch bei Laherte, Lunch im Château de Boursault und Abendessen bei Jacky Charpentier

Laherte Frères

Laherte verwendet seit 2004/2005 Mytikkorken und weist auf die dadurch verlangsamte, reduktive Reifung hin. Beim Fassausbau geht es ihm um Oxigenisierung, nicht Oxidation, d.h. ungesteuerten, minimalen Sauerstoffeintritt durch die Poren im Fass, nicht aber Vernichtung der Aromatik durch ungezügelten Sauerstoffkontakt. Fassweine machen bei ihm im Gegensatz zu den tankausgebauten Weinen keine Malo mit.

Vins Clairs

I. Chardonnay aus der Lage Les Crayons, 2009

Harte Säure und Mineralität. Wie das Stahlbetongerippe eines Bankentowers.

II. Chardonnay vom Lehmboden, 2009

Jodig, salzig, im Mund anfangs leichtgewichtig, dann eine ziemlich dicht gewirkte Struktur.

III. Chardonnay aus der Lage Les Guichettes, 2009, ausgebaut in einem Fass von der Tonnellerie Francois Frères, Burgund

Burgundische, montrachetähnliche Nase, mildes Holz, hier sitzt das fett an den richtigen Stellen, gute Struktur, mittlere Säure

IV. Chardonnay aus der Lage Les Guichettes, 2009, ausgebaut in einem Fass von der Tonnellerie de Champagne

Röstig, Kaffeenoten, Feuerstein, im Vergleich mit dem identischen Wein aus dem Burgunderholz entwickelt sich hier eher eine Cahblisstilistik. Sehr lehrreiche Sache!

V. Pinot-Noir vom argilo-silex, 2009

Damenhafter, pudriger Duft, mostig und mit einem Aroma von angetrockneten Gojibeeren, sehr langer Nachhall.

VI. Pinot Meunier vom Lehmboden, 2009

Reife, etwas mollige, fruchtige und warme, auch parfumiert wirkende Art, im Mund anfangs schlank, später mit einer kräftigen Vitamin-C-Säure.

VII. Pinot Meunier vom Kreideboden, alte reben, gepflanzt 1047 bis 1964, 2009

Der Meunier stammt von einem klassischen Chardonnayboden und wurde dort nur gepflanzt, weil er mit den dort oft auftretenden Spätfrösten gut klarkommt. Weniger parfumiert, als VI, klar hervortetende Banane, Birne und Klebstoffnoten, erst sehr spät taucht etwas verhaltene Säure auf.

VIII. Alle sieben Champagner-Rebsorten aus einer gemischten Parzelle, 2009,

Frucht, Klebstoff, milde Säure und eine pappiger, klebriger Belag am Gaumen. Kein schönes Weinerlebnis.

IX. Alle sieben Champagner-Rebsorten aus einer gemischten Parzelle, Soleraverfahren mit den Jahrgängen 2008 – 2005

Pures Bananenmus, viel Burgunderaromatik, heisse Butter und schlanke Säure. Könnte man so schon trinken.

X. Pinot-Noir + Pinot Meunier mit leichter Malo, 2008

Apfel, herber Viez, auch sehr viel Birne, Nashibirne, später Banane, Butter und Toffee, bei mittelschwerer Säure.

XI. Chardonnay, 2008, ohne Malo

Zurückhaltend und leicht muffige Spontinote; sonst nur noch kräftige Säure.

XII. 80 PM + 20 PN, 2009 rot vinifiziert

In der Nase Roter Apfel und Graphit, am Gaumen Pektin und Bleistift, erdig, gekräutert, leicht säuerlich. Wie ein noch junger, einfacher, ehrlicher Bourgogne Pinot-Noir.

XIII. 75 PM, 25 PN, rot vinifizierter Stillwein, 2009

Fruchtig, mit Graphit und leichten Tanninen am Gaumen, etwas mehlig. Wirkt sehr „deutsch“.

XIV. Rosé Saignée de Meuniers, 2008, als Stillwein, 12-stündige Mazeration, ohne Malo

Kräftiges, sehr rotes Rosé. Etwas holziger Geschmack mit Spontinoten und viel Säure. Am Gaumen hervorstechendes Tannin und eine leichte alkoholische Schärfe.

Die Champagner:

XV. Rosé Saignée des Meuniers, 2008, schäumend (Tirage: April 2008, noch nicht im Handel), ohne Malo, gerade erst à la volée dégorgiert

Derselbe Wein, wie XIV. im Babystadium der Flaschengärung. Daher schon etwas eleganter, abgerundeter, aber immer noch etwas schwerfällig und von sehr dichter, schwer aufzudröselnder Aromatik.

XVI. Rosé Saignée de Meuniers, Jg. 2007, non dosé, wird ohne Jahrgangsangabe verkauft, ohne Malo

Kräftiges Rot, viel Mineralität, dichtgepackte Frucht mit Wildkirsche, Kirschwasser und Eau de Vie de Quetsch. Im Mund noch sehr sparsame Aromatik und eher hitzig-alkoholisch.

XVII. Rosé Saignée de Meuniers, Jg. 2006, non dosé, dég. Feb. 2009, wird ohne Jahrgangsangabe verkauft, kommt ab Feb. 2010 in den Handel

Auch sehr kräftiges rotes Rosé, das sich in Richtung Kupfer entwickelt. Leichtfruchtige Nase mit Reispapier, Weichselkirsche und Quittenmus, im Mund ebenfalls schon mehr Frucht und weniger alkoholische Wirkung. Mein Liebling unter den Rosés von Laherte.

XVIII. Rosé Saignée de Meuniers, Jg. 2005, Einzellage Les Beaudiers, alte Reben, dosiert mit 5 g/l, wird ohne Jahrgangsangabe verkauft, ohne Malo

Helles Kupfer, schon eine sehr entwickelte, sanfte Fruchtnase mit blumigen Anklängen. Im Mund schon weich und etwas müde. Für mich eine Frage des Rebenalters.

XIX. Rosé Tradition, Jahrgangsbasis mit 60% 2006, 40% 2005, hoher Anteil PM, geringer Anteil PN, 10 % Chardonnay; 12% roter Stillwein aus Pinot Meunier, dosiert mit 5 g/l

Einfacher Winzerrosé, der mehr Mineralität und wenig Frucht mit sich bringt. Passt zu Laherte, da kein Massengeschmackchampagner, aber leider auch kein unbeschwertes Trinkvergnügen.

XX. Blanc de Blancs Brut Nature, 60% 2006, 40% 2005

Alkoholische Nase, Feigenschale, Reispapier, Haselnussspuren, im Mund mineralisch und hart aber fair, mit feinen Pilzaromen.

XXI. Blanc de Blancs, 60% 2006, 40% 2005, aber mit 5 g/l dosiert

Ähnliche Anlagen wie der XX., aber von gediegener, freundlicher Art, die zeigt, dass Brut Nature nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Wirkt am Ende leider etwas simpler, al XX.

XXII. Cuvée Les Clos Extra Brut, Cuvée aus allen sieben Champagner-Rebsorten (10% Fromenteau = Pinot Gris, 18% PM, 18% CH, 15% Petit Meslier, 8% Arbane, 15% Pionot-Noir, 17% Blanc Fumé = Pinot Blanc), Barriqueausbau als Solera, Batonnage, keine Malo, Basisjahrgang 2006, Reserve 2005, dég. 23. Dez. 2008

Komplexe, champagneruntypische Noten. Reif und fett, ziemlich kräftig, nussig, etwas Kokos; die leichte Räuchernote kommt wohl vom weißen Burgunder, der nicht umsonst auch als Blanc Fumé in der Champagne bekannt war; im Mund würzig und burgundig, kernige Säure mit einem Hauch von weissem, gemahlenem Pfeffer, aber auch Nektarine, Mandarine. Schmeckt am ehesten wie sehr guter Sekt.

XXIII. Vigne d’Autre Fois Mill. 2005, 100 PM, dég. 23. Dez. 2008, alte Reben (auf chardonnaygeeignetem, aber frostgefährdetem Kreideboden gepflanzt 1947 – 1964), mit 4 g/l dosiert, entspricht dem Stillwein VII

Dunkles Gelbgold, Papp- und Klebstoffnase, Geissblatt, Weissdorn, erfrischende Säure.

Empfang und Mittagessen auf Château de Boursault mit Daniel Lorson und Schlossherr Harald Fringhian

Das Château, das die Veuve Clicquot einst für ihre Enkelin errichten liess, wird von einem 40ha grossen Grundstück umfasst, davon sind ca. 22ha mit Rebstöcken bepflanzt, die auf dem Château vinifiziert werden.

XXIV. Variation von Bougères, dazu Pierre Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru

Dichter, mineralischer Apéro-Champagner mit etwas in Butter gebratenem Granny Smith.

XXV. Blätterteigkekse mit Innereienfüllung, dazu Château de Boursault Cuvée Prestige, 54 PN, 6 PM, 40 CH, dégorgiert am 24. Juni 2009

Milchschokoladennase, im Mund weich, dicht, schmeichelnd, von grosszügiger Art. Glatt, mittellang, sauber. Hat Potential

XXVI. Wachtelbrust und -flügel mit Lauchgemüse, Speck-Sahnesauce und Fleur de Sel Flocken, dazu Piper-Heidsieck Brut Vintage 2000

Typischer, rauchiger, von Kaffeenoten beeinflusster Stil, hier auch schon mit reifenoten, die mir allerdings etwas verfrüht vorkommen, indes nicht jahrgangsuntypisch sind. Ausgewogener Großes-Haus-Champagner, der sich gerade während eines längeren Essens schön entwickelt.

XXVII. Warme Feigenscheiben in halboffener Marzipan-Teigtasche mit Physalis, Himbeereis und gerösteten Mandelsplittern, dazu Mercier Rosé demi-sec

Rosé demi-sec ist sehr sehr selten. manche sagen auch: völlig überflüssig. Dennoch ist es nicht uninteressant diesen Champagner zu vinifizieren und auch zu probieren. Das bestgeeignete haus dafür ist wahrscheinlich Mercier, deren Programm dadurch schlüssig abgerundet wird und die ja auch ein Rosé-Champagner-Eis mit Mövenpick herstellen. Buttrig, Himbeere und Erdbeer-Sahnebonbon, ein Hauch Mineralität, Räuchernoten und Brotrinde. Mit den Feigen etwas überfordert, dafür gut zum Marzipanteig und zu den Früchten.

Jacky Charpentier, Villers-sous-Chatillon, praktisch direkt neben der Monumentalstatue von Kreuzzugspapst Urban II. (der, der auch auf den Etiketten von Emmerich Knoll steht)

Reserveweinprobe mit Jean-Marc Charpentier

XXVIII. Pinot Meunier 2008, 6 Monate Fuder

Fruchtige, alkoholschwache Nase, pudrig und wie mit Steinstaub angereichert. Im Mund lebhaft prickelnde, frische Säure, leicht, trotzdem mittellang.

XXIX. Pinot Noir 2008, 6 Monate Fuder

Kräftig, dicht, aromatischer und runder als der PM, weniger Steinstaub, dafür mehr Kreide. Feine Säure, elegant und weinig.

XXX. Chardonnay 2008, 6 Monate Fuder

Erinnerte an Rheinhessen-Riesling vom Rotliegenden, dabei sehr trocken und staubig, auch etwas metallisch, nur leicht kalkig. Im Mund dann wieder angenehm, rund und sehr säurearm, was ich ganz erstaunlich fand. Ein bisschen wie die helleren, weissen, grünlichen und gelben Gummibärchen. Konnte man schon trinken.

XXXI. 80 PM 20 PN, davon 70% 2008 und 30% 2006 und 2005, Ausbau im Fuder

Etwas Banane und Holz, im Mund sehr mild mit gut eingebundener Säure.

Champagnerprobe

XXXII. Brut Tradition, 50 PN, 50 PM, Basisjahrgang 2005, Reservewein aus 2004, dosiert mit 3 g/l

Machte den Eindruck eines Blanc de Blancs. Zitrusfruchtnase, Kräuter, Orangenricola (spätestens dann weiss man aber, dass man es mit einem Pinot aus der Vallée de la Marne zu tun hat), Geschmack wie Fertigtortenboden mit Dosenmandarinen und Sahne, Baiser, aber auch Toffee, mittellang.

XXXIII. Vintage 2002, 45 CH, 35 PN, 20 PM, dosiert mit 3 g/l

Kaum klassische Chardonnaytypizität und eine schon etwas fortgeschrittene Nase. Auch im Mund noch elegant, aber schon einige weiche, mürbe und mehlige Noten.

XXXIV. Blanc de Blancs, 30 – 35% Barrique

Stumpfe, etwas eckige Mineralität, wirkt herb. im Mund gibt es auch Steine statt Brot, Granit, Steinmehl, Zementstaub, wenig Säure, leichter, aber xerotischer Champagner.

Dinner bei und mit Jacky Charpentier

XXXV. Presswurst Krakauer Art im Blätterteig mit Specksauce auf einer Coteaux-Champenois-Basis, dazu Comte de Chevinot, Drittelmix, Basisjahrgang 2005

Pudrige, etwas holzige Winzerinterpretation des klassischen Drittelmixes, angenehme, saftige, von exotischem Früchtemix geprägte Art mit mittlerer Säure, die mit der kräftigen, salzigen Sauce schön harmoniert und auch gut zu der Wurstscheibe passte.

XXXVI. Spießchen mit Lachs, Jakobsmuscheln und Schweinebauch in grüner Sahnesauce, dazu Cuvée Prestige, 60 PN, 20 PM, 20 CH, Reservewein aus dem Barrique

Flache Nase, aber eine forsche Säure im Mund, die den Fisch fast etwas verblassen liess und mit ihrer eigenen Kräuteraromatik mit Apfel und Acerola grossartig zu der dicken, fetten Sauce passte.

XXXVII. Scheibchen vom Lämmchen, bleu, aussen warm – innen roh, in sauce nature mit verscheidenen Bohnen und überbackener Tomate, dazu Brut aus 80 PM, 20 PN

Kräuter, Weissdorn. Im Mund milde Säure und ein wenig Apfel. Guter Winzerstandard, der problemlos zum Lämmchen ging und sich auch mit der Tomate vertrug.

XXXVIII. Käse: reifer Maroille mit Salatbouquet und Salzvinaigrette, dazu Pinot Meunier Coteaux Champenois 2004

Erstaunlicher Stillwein, kühle Graphitnase mit Pflaumen, Brombeeren und Holunderbeeren, der auch gut aus dem Maconnais hätte stammen können. Sehr gelungene Kombination zu dem traditionellen Käse, der von aussen wie ein Langres aussah und wie eine Mischung aus reifem Brie, Munster und Handkäs schmeckte.

XXXIX. Kokos-Vanilleeis im Biscuitmantel mit osa Biscuit de Reims, Vanille-Sahnesauce und Kaffee-Toffee-Dominostein, dazu Rosé Prestige

Zurückhaltender, mineralischer Rosé, dem Traditionsrosé von Laherte nicht unähnlich. Wenig Dosage, etwas eng, zum Dessert schwierig, würde aber eine Nachverkostung lohnen.

XL. Cuvée Pierre-Henri, 100 PM aus dem Barrique von alten Reben (gepflanzt 1953), ohne Malo, ohne Filtration, Schönung, usw.

Röstig, Kaffeenoten, weinig, lebhafte Säure, erinnerte mich an eine sehr leichte, gereifte Cuvée des Enchanteleurs von Henriot oder an jungen Piper-Heidsieck Rare NV, nach dem Dessert aber etwas schwierig.

XLI. Brut 1990, Pinot Meunier, kleine Anteile Pinot-Noir und Chardonnay aus dem Fuder, dég. 1995,

Rund und reif, typischer Jahrgangsvertreter der gelungenen Art, hat sich blenden gut gehalten. Ganz milde Süssholznoten künden vom relativ hohen Flaschenalter, aber sonst immer noch ein Wein, der durch Ausgewogenheit, raffiniertes Spiel von Kräuteraromen, Zitrusfrüchten und warmen Croissants besticht. Lehrreich für alle, die der Vallée de la Marne und speziell der Meunier keine Reifemöglichkeiten zutrauen.

XLII. Brut 1995, ca. 50 Pinot Meunier, ca. 27 PN, ca. 23 CH, dég. 1998

Nase von Calvados, Cognac und Sheridan’s Coffee-Cream Liqueur. Crème brûlée. Im Mund auch leichtes Süssholz, aber vor allem griffige, sehr charmant gewordene Äpfelsäure und ein leicht trocknendes Tannin.

XLIII Brut 1996, ca. 50 PM, ca. 27 CH, ca. 23 PN, dég. April 2001

Verschlossenen, praktisch zugenagelte Nase. Sehr hoh, technisch wohl auch reife, aber noch viel zu junge Säure. Langläufer, toll in 20 Jahren und später.

XLIV. Brut 1997, ca. 50 PM, ca. 27 CH, ca. 23 PN, dég. Januar 2000

Im besten Sinne typischer 97er, Riesentrinkspass, Mokkanoten, sonst noch fast keine Reifenoten, im Mund genau richtig zwischen frisch und reif, etwas balsamisch, erinnert an Grafschafter Goldsaft oder Ahornsirup, Apfelscheiben mit tröpchenweise uraltem Aceto Balsamico Tradizionale di Modena, mit Milchschokolade und milbuttrigen Aromen.

Mittagstisch im Berceaux, Abendessen bei Duval-Leroy

Berceaux (http://www.lesberceaux.com/)

Leichte Bistroküche:

I. Hasenterrine mit grünem Spragel und Cornichons, dazu Claude Cazals, Blanc de Blancs 2000

Ich bin kein besonderer Fan vom 2000er Jahrgang und die meisten Champagner dieses jahrgangs sind völlig überflüssig. Nicht ganz so bei Cazals. Das Haus in der Côte des Blancs, das die Gyropalette erfunden hat, gehört zu den stabilen Jahrgangsvinifikatoren und der 2000er hier zeigte sich gut ausgewogen zwischen crèmiger Textur, leichter Mineralität und bei merklich fortgeschrittener Reife noch immer igelartig rundherum angelegten Säurespitzen, sonst eher weich. Zu den Cornichons eine gute Wahl, zur Hasenterrine sowieso völlig unproblematisch.

II. Lachs auf Pilzbett, dazu Agrapart, Blanc des Blancs „Les 7 Crus“, tirage Mai 2007, dég. Aug. 2009

Auch von Lachs bin ich kein so besonderer Freund, denn die meisten Kombinantionen mit diesem wie Hausschweine im Wasser gezüchteten Fisch sind schon zur Genüge ausprobiert und penetriert worden. Zu den besseren Kombinationen gehört die von gebratenem Lachs mit einem frischen Pilzbett. Wenn dann noch der Champagner ok ist, lasse ich mir das gefallen. Und Agrapart gehört bekanntlich zu den Könnern. Seine 7 Crus sind das, was man unkompliziert, aber gut nennen kann. Die nördlicheren Crus bringen Saft, die mittleren Crus bringen Struktur, die südlichen Crus bringen Mineralität, hier allerdings nur relativ wenig Säure ein und das ganze ergab einen einfachen, aber gelungenen Gang. Angenehm war die Kombination mit den Pilzaromen, die sich beim Agrapart noch lange nicht finden, von denen man sich aber bereits vorstellen konnte, dass sie einmal sehr gut stehen werden.

III. Haselnusseis mit Birne und Nougatsauce, dazu weiterhin Agrapart, BdB Les 7 Crus

Birne und Nougat vertrugen sich sehr gut mit den jugendlichen, frischen Aromen des Champagners und hier war es ähnlich wie mit den Pilzen: die Speisearomen von Birne und Hanuta fanden sich nur andeutungsweise, Birne stärker als Hanuta, bildeten aber eine stimmige Ergänzung.

Champagne Duval-Leroy, Verkostung mit chef de cae Sandrine Logette-Jardin

I. Fleur de Champagne Premier Cru

70 CH aus Vertus, Trépail, Chouilly, 30 PN aus Bouzy, Ambonnay, Verzennay, Basisjg. ist 2006, Reserveweine aus 2005, 10g/l dosiert

Der FdC gehört zu den leichten, feinen und fruchtigen, im Mund rgendwie volatilen Champagnern, die mit ihren 10 g/l einen grossen Konsumentenkreis ansprechen, ohne direkt Massenchampagner zu sein. Die Chardonnays selbst sind schon von mildsaftiger Art und bekommen durch die klassischen Pinots aus den großen Crus der Montagen de Reims eine anteilsmässig kleine, aber sehr feine Gesellschaft. Erinnert an Kokos und Noisette, mittellang, dann aber auch sehr abrupt weg.

II. Brut Tradition

60 PN, 30 PM, 10 CH aus allen Ecken der Champagne, Basisjg. 2006, 20% Reserveweine aus 2004 und 2005, 9g/l dosiert, dégorgiert Juli 2009

Der Standardbrut ist wie ein kleiner Fleur de Champagne mit 30 PM und einer einfacheren Frucht. Roter Apfel in der sonst zurückhaltenden Nase, auch rote Trauben, wenig Säure. Die etwas niedrigere Dosage macht sich geschmacklich nicht dermassen bemerkbar, dass der Champagner trockener wirkt, als der FdC, sondern wegen seiner sowieso leichteren Art kommt er am Gaumen sogar ein klein wenig süsser an. Eher ein Massenprodukt.

III. Blanc de Blancs 1999, 50% Vertus, Rest Chouilly, Avize, Cramant, Oger, Le Mesnil, 7% Fassausbau, 4 g/l dosiert, dég. 06/2009

Kokos, Toffee, rote Apfelschalen, nasses Holz. Im Mund schon reif, entwickelt und etwas mürbe, dabei wenig und immer noch gut strukturiert, körperreich und saftig, mit Spuren von Kreide. Wirkt nicht wie ein Extra Brut und kommt mit etwas Luft erfreulich aus der Reserve. Jetzt trinken.

IV. Femme de Champagne 1996 (davon gibt es zwei Chargen: eine ist während des Hefelagers mit Kronkorken verschlossen, die andere mit Naturkork – wir hatten die mit Naturkork), 79 CH aus zwei kleinen Parzellen in Chouilly, 21 PN aus Bouzy und einer Parzelle in Ay, direkt neben der berüchtigten côte aux enfants von Bollinger, 7% Holzfassausbau und Dosage < 5g/l

Kokos und Rauch, flintig und immer noch ziemlich unruhig. Thymian-Rosmarinnnoten, bei hoher Säure noch ziemlich enge Aromatik.

V. Clos des Bouveries 2003 sans dosage (die im Handel erhältliche Version hat 2,5 g/l), Blanc de Blancs aus einer rein östlich exponierten Hanglage auf halber Höhe bei Vertus, jeweils hälftig Inox-/Holzfassausbau, gerade erst dégorgiert

Der reinste Kräutergarten, sehr weiche, blumige Nase, Blütenstaub, auch Butter, kandierte Zitrusfruchtschalen und Kreide. Im Mund alkoholisch, recht herb, ein bisschen kratzig und von der Stilistik her dem 2003 by Bollinger nicht unähnlich.

VI. Clos des Bouveries 2004 mit ca. 3,5 g/l dosiert, sonst wie der 2003er, dégorgiert April 2009

Viele viele getrocknete Kräuter, insgesamt eine viel leichtere, beschwingtere und sorglosere Art als der etwas verklemmt wirkende 2003er CdB, kandierter Apfel, Schaumgummierdbeeren, aber auch Duft von Lindenblättertee. Zuckerwattefeeling im Mund, außerdem leicht, seidig, kalkig, mit einer Spur Süßholz. Mein Favorit von Duval-Leroy.

VII. Brut Rosé (ehemals Rosé de Saignée), reiner 2006er, was aber nicht angegeben wird, PN aus Vertus, Verzennay und Ambonnay, als Saignée, dazu CH aus Vertus und Pinotstillwein, 10 g/l dosiert

Intensives Rosé mit blau-violetten Reflexen. In der Nase Erdbeer-Himbeermix, ein Hauch Feuerstein, vielleicht vom Schwefel. Burgundischer Charakter; die Expressivität der Pinot-Noir ohne hinderliches Tannin. Mir etwas zu süß.

Bei Duval-Leroy gab es natürlich auch zu essen:

VIII. Ris de Veau mit Windbeuteln und grünem Gemüse, dazu Blanc de Blancs 1999 en magnum mit 6g/l Dosage und Fleur de Champagne Premier Cru

Die Überraschung des Abend war der 99er aus der Magnum. Völlig anders, als aus der Normalflasche, viel eleganter, mit fröhlicher, ausgelassener Säure und unbeschwerter, verspielter Aromatik. Wirkte wesentlich jünger. Wieder mal ein Beispiel, dass man Champagner am besten nur aus Magnums trinken sollte. Das Ris de Veau geriet dabei völlig in den Hintergrund, was aber gar nicht weiter schlimm ist.

IX. Lammcarrée, dazu Femme de Champagne 1996 en magnum, dég. April 2009

Zum Lammcarrée machte sich die Femme de Champagne aus der Magnum sehr gut. Das aromatische Lammfleisch konnte zusammen mit den Thymian/Rosmarin-Kräuteraromen der Femme nur gewinnen und zusammen mit der Säure liess sich das Lämmchen gleich viel besser essen, fast, als hätte man vier eiss- und Schneidezähne mehr im Mund.

X. Schokomuffin mit flüssigem Kern und Sauerkirschspiegel, dazu Brut Rosé

Trotz seiner deutlichen Süße als standalone Champagner war die Kombination hier nicht einfach. Die Schokolade war zwar eher herb als süß, machte dem Rosé aber dennoch zu schaffen. Gelungen war die Zusammenstellung mit den sehr sauren Sauerkirschen, so dass der Champagner sich aromatisch zwischen den beiden Speisekomponenten bewegen konnte.

abschließend Käse (St. Nectaire, Langres, Brie fermier, Bleu) und Sarments Chocolat et Orange

Mir gefiel gut der Rosé zum Brie fermier und zum St. Nectaire, aber auch der Blanc de Blancs konnte hier nochmal überzeugen.

Küchencheck bei Confrère Sascha Stemberg, Haus Stemberg


Begleitweine:

1. Champagne Lanson Black Label NV

säurefrisch, apfelig, mittellang

2. Dr. Deinhard/Wegeler, Bernkasteler Doctorberg Rieslingsekt Brut 1984, AP-Nr. 88

elegante, noch jung wirkende Petrolnase, im Mund wenig, aber lange, saubere Säure, mittlere Struktur

3. Portwein Pocas-Pousada Vintage 1997

Mürbeteig-Kirschkuchen, weich, Mandeln, Aprikosenkerne, rund, milde Säure, schöner Jahrgang, der sich jetzt bestens trinken lässt

Menu:

I. Amuse Gueule, Tatar von Flusskrebsschwänzen

angenehm festes Krebsfleisch, harmonierte mit der Kressegarnitur; zusammen mit dem Sekt schmeckte verstärkt Jod und Meer durch, in Kombination mit dem Champagner unaufgeregtere Aromatik

II. Tafelspitzcarpacchio vom Kalb mit Balsamico und Feldsalat

zu dem zartmürben Tafelspitz passt der Sekt aufgrund seiner ebenfalls weichen, etwas mürben Art sehr gut, der Champagner war dagegen etwas zu dynamisch

III. Graupensuppe mit Würstleinlage

Die schmeckte so, wie ich Graupensuppe als Kind nicht mochte, heute aber sehr schätze. Nicht zu matschige Graupen, im richtigen Verhältnis zur Flüssigkeitsmenge, sämig mit Kartoffel- und Karottenschnipseln, einige Stückchen von der nicht ganz so dicken Mettwurst, grosszügig gesalzen. Dazu passten Sekt und Champagner gleichermaßen, der Sekt als Harmonieprogramm, der Champagner als frischer Kontrast.

IV. Amuse Gueule, Passionsfruchtsorbet

Dazu hätte ich mir Diebolt-Vallois‘ Fleur de Passion 2002 gewünscht, aber die passionsfrucht war auch ohne diesen Champagner so prall und intensiv, dass ich davon gern mehr genommen hätte.

V. a) Königsberger Klopse mit Kartoffelstampf und roter Beete

Klöpse der feineren Art, die Sauce hätte etwas mehr Säure und dickere Kapern vertragen können, der Kartoffelstampf war ebenso wie die rote Beete genau richtig. Der immer noch feinstperlige Sekt schaffte den Gang mit etwas Mühe, lockerer kam der Champagner durch, der mit seiner gegenüber den Klopsen leicht dominierenden Säure ein guter Essenspartner war.

V. b) Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat

Zum Kalb hatte sich der Riesling ja schon im Carpaccio-Gang gut gemacht, hier kam eine krosse, sehr feine, angenehm feste Panade und ein Spritzer Zitrone dazu, womit der Sekt mehr als gut zurecht kam. Auch der Champagner ließ sich gut dazu trinken, wirkte aber etwas „overdone“ zum Schnitzel.

VI. Amuse Gueule, Lavendelmarshmallow

Ein Hauch Molekularküche. Ziemlich süss mit dezentem Lavendelaroma, das nicht gleich so aufdringlich roch, wie Omas Toilettenspray. Gelungen!

VII. Gebrannte Crème mit Verbene und Aprikosensorbet

Auch hier die richtige Dosierung Verbene zur Crème brûlée, so dass die im original Weck-Glas servierte Crème nicht allzu gesund, sondern immer noch nach Kalorienbombe schmeckte, allerdings nach einer, der man durch die auflockernde Wirkung der Verbene gar nicht abschmeckte, welche Sprengkraft sie im Hüftbereich enthält. Durch die vom Verbenenaroma aufgefangene Süße erwies sich auch der Port als eine glückliche Kombination.

VIII. Käsevariation vom Affineur

Brin d’Amour,

Carré de l’Est,

Coulommier fermier,

Montbriac,

Fourme d’Ambert,

dazu Feigensenf, Birnenkompott, Aprikosenkompott und Auberginen-Chili-Crème

Am besten hat mir der Fourme d’Ambert mit dem Birnenkompott gefallen, aber auch der Coulommier fermier mit der Rosmarinkruste war mit der Auberginenchilikombination sehr gut. Zum Carré de l’Est passte natürlich der Champagner am besten, der Montbriac wiederum vertrug sich besser mit dem Sekt. Der Brin d’Amour war mit sekt und Champagner zu genießen und schmeckte mir auch zusammen mit dem sehr sehr konzentrierten, über-natürlich fruchtigen Aprikosenkompott. Der Portwein machte sich am besten zum Fourme d’Ambert.

Abschließend Armagnac Baron de Cygnac 1978, der zunächst reichlich spritig roch und sich mit Luftzufuhr erst langsam entfaltete. Langer Flaschenschlaf führt offenbar auch beim Armagnac zu einer gewissen anfänglichen Trägheit. Nach dem Aufwachen dann volles Rohr Pflaume, Walnuss, geröstete Mandelkerne, im Mund konzentriert,aber nicht kratzig, lang, samtig, mild