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Tag Archives: Mannheim

Cuvée zum Generationenwechsel bei Alfred Gratien

Das in Epernay ansässige Haus Alfred Gratien hat anlässlich des Generationenwechsels in der Kellermeisterdynastie Jaeger eine besondere Cuvée herausgebracht. Jean-Pierre Jaeger, der das Amt nun an seinen Sohn Nicolas weitergegeben hat, kreierte zusammen mit seinem Nachfolger eine nochmals strenger limitierte Cuvée Paradis aus dem Jahrgang 2002, die unter dem Namen "Passation" vermarktet wird.

Die Spielregeln bei Alfred Gratien sind dabei seit vielen Jahrzehnten klar: Saft aus der ersten Pressung und aus Premier und Grand Crus wird ohne biologischen Säureabbau in Barriques vinifiziert und nach der zweiten Gärung handgerüttelt. Die so entstandenen Paradis Blancs und Rosés gelten wegen ihres Reifevermögens als sehr gutes Kellerkapital und sind zudem im unteren Preisbereich der Prestigecuvées angesiedelt.

Seit 2008 ist das Haus mit dem Paradis Rosé unter anderem Lieferant des Elysée-Palastes.

Anträge für EU-Umstrukturierungen können ab jetzt gestellt werden

Anträge für EU-Umstrukturierung 2009/2010 stellen

Hering: Alle klassifizierten Rebsorten förderfähig

– Pressemitteilung –

Von sofort an können Anträge für die Teilnahme am EU-Umstrukturierungsprogramm für Rebpflanzungen 2010 gestellt werden. Dies teilte  Weinbauminister Hendrik Hering heute in Mainz mit.

Das mit EU-Mitteln finanzierte Umstrukturierungsprogramm biete interessierten Winzerinnen und Winzern eine Chance, ihre Rebflächen bei der Wiederbepflanzung optimal auf zukünftige Markterfordernisse auszurichten, erläuterte der Minister.

Die Wiederbepflanzung kann in diesem Programm mit allen in Rheinland-Pfalz klassifizierten Rebsorten erfolgen. Für neu aufzubauende Rebflächen gibt es Zuschüsse zwischen 5 500 und 15 500 Euro pro Hektar. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach der Lage der Fläche in Flach-, Steil- oder Steilstlage und nach der Bewirtschaftungsintensität. Dazu kommen weitere 1500 Euro pro Hektar für Weinberge in Flurbereinigungsverfahren. Zur Flurbereinigung zählen auch Flächen im Freiwilligen Landtausch unter Beteiligung der Flurbereinigungsbehörde.

Die Mindestfläche für die Teilnahme beträgt in Flachlagen 10 Ar je Bewirtschaftungseinheit, in Steil- und Steilstlagen lediglich 5 Ar.

„Als besondere Erleichterung für Pflanzungen in Steilstlagen ist dort keine Mindestzeilenbreite vorgeschrieben“, betonte Minister Hering.

Die Kreisverwaltungen halten die entsprechenden Antragsunterlagen vorrätig. Die Antragsfrist endet am 29. Januar 2010. Für Flächen in Flurbereinigungsverfahren gilt im Jahr der Besitzeinweisung eine gesonderte Antragsfrist. Sie endet am 30. April.

 


Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Stiftsstraße 9, 55116 Mainz
Pressestelle: Tel: 06131/162220, Fax: 06131/162174
 
E-Mail: pressestelle [at] mwvlw [dot] rlp [dot] de

Der Club Trésors de Champagne hat eine neue Chefin

Seit seiner Gründung im Jahr 1971 wurde der Club Trésors de Champagne von Männern geführt. Seit dem 10. Dezember ist das anders. Chantale Bara von Champagne Paul Bara, einem feinen Erzeuger in Bouzy und Mitglied im Club seit 1986, leitet den Laden. Sie löst damit Didier Gimonnet (Pierre Gimonnet et Fils in Cuis) ab, der das Amt 2004 übernommen hatte.

Zur Clubseite geht es hier: Club Trésors de Champagne.

Dom Pérignon 1952 bis 1990

 

I. 1952

Flasche im Top-Zustand, einwandfreies Etikett, vielversprechender, sehr hoher Füllstand, was beim Dom aber wegen der Halsform sowieso immer schwierig zu beurteilen ist. Der Korken ließ sich mühelos rauszupfen und war erwartungsgemäß geschrumpft. Undichtigkeit war aber nicht zu entdecken. Im Glas wenig, aber sehr sehr feine Perlage, in der Nase noch Toast, aber doch überwiegend saure, krautige und nussige Töne. Im Mund wenig Aufruhr. Nicht schal, aber schon ziemlich fertig.

 

II. 1959

Tiptop-Flasche, was angesichts der Probleme mit unebenen Flaschenhälsen und demzufolge Leckagen im Überfluss schon einen gehobenen Genusshorizont provozierte. Der Korken kam leicht raus, ein schwaches Seufzen war allenfalls noch zu vernehmen. Leider schien das die gesamte Restkohlensäure gewesen zu sein. Im Glas ließen sich die Perlen an einem Daumen abzählen. Nase war durchaus beschwingt und leicht, man konnte Größe ahnen. Im Mund nur noch abgestandener Apfelsaft mit Sherry. Unsagbar schade.

 

III. 1962

Von der Flasche hatte ich gar nicht viel erwartet, nachdem meine Erfahrungen mit dem ach so großen 59er doch ernüchternd waren. Der Flaschenzustand war auch nicht besonders, zumindest der Füllstand war aber ok. Der Korken kam locker aus der Flasche, Besonders gezischt hat's leider nicht. Beim einschenken dann die erste freudige Überraschung, süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll den nervus olfactorius. Hauptsächlich pilzige, aber auch toastige und apfelige Noten, ein etwas schwieriger, klebriger Tabakduft ist auch dabei, wie der von Büchern aus einem Pfeifenraucherhaushalt; Kokosmakronen und Mandeln. Im Mund noch eine handzahm gewordene Säure und ein mildes, weiniges herabgleiten, leider nicht mehr. Wie schön muss es sein, diese Flasche als Oenothèque zu bekommen.

 

IV. 1964

Keine besonders gut gelagerte Flasche, so der erste optische Eindruck. Aber was soll's, Überraschungen kann man mit den hässlichsten Flaschen noch erleben. Vom 64er darf man sich angenehme Überraschungen erwarten; ganz so war es leider nicht, vielleicht hätte eine tadellose Flasche doch mehr gebracht. Nicht, dass der Dom schlecht oder kaputt war, aber für den prominenten Jahrgang fehte einfach etwas Pfiff. Verglichen mit dem 62er vielleicht auf Augenhöhe. Mehr Toast und geschnittener Champignon, insgesamt eine Tendenz in die kräuterige Richtung, auch mit einem ganz leichten Marihuanaduft und einer milden Süße am Gaumen, von der ich vermute, dass sie sich vor allem deshalb ausgebildet hat, weil die Flasche mal zu warm geworden ist – aber das ist Spekulation.

 

V. 1966

Diese Flasche stammt aus einem Päckchen, dass ich zum Geburtstag eines englischen Kunden zusammengestellt habe. Weil die Gelegenheit und vor allem der Flaschenpreis günstig war, habe ich mir eine Buddel von dem 66er auf Seite gelegt. Beim Öffnen der Flasche zeigte sich, dass die Entscheidung gut und richtig war. Wenig Druck, geschrumpfter Korken, beim Eingießen keine besondere olfaktorische Sensation, aber im Mund dann ein Champagner, der sich mit den Jungburschen noch messen konnte. Mit Luft entwickeln sich sehr reife, auch schon anmaderisierte Nusstöne, Apfel, viel Kräuter, aber auch die appetitanregenden Aromen von Ragout Fin im Blätterteig, am Gaumen nur ganz schwacher Kohlensäuredruck, aber eine kühlende, an naturtrübe Apfelschorle erinnernde Art, die viel Trinkfreude bereitet – nicht weil sie unkompliziert und doff ist, sondern weil sich die gesamte Erscheinung und Aromatik des Champagners darauf zuspitzt.

 

VI. 1969

Einwandfreie, sehr gut gelagerte Flasche, aber scheinbar kein wirklich ganz großer Dom. Unter der jungfräulichen Folie nur wenig Druck, kleiner Korken, eine etwas zu verschlossene Art, als habe da jemand sich einfach überschlafen. 1969 ist ein Jahr, das noch sehr muntere Champagner bringen kann, daher fand ich es etwas schade, von diesem Dom nicht mehr gezeigt zu bekommen. In der Nase ein den Toast überwiegender mineralischer, aristokratischer, aber auch ziemlich unzugänglicher Eindruck. Im Mund seltsam hohl, nicht, dass er überhaupt nach nichts geschmeckt hätte, aber eben auch nicht besonders elegant, auch nicht besonders typisch, sondern einfach nur wie ein sehr guter, aber nicht überragender alter Champagner.

 

VII. 1970

Ich hielt 1970 immer für ein völlig belangloses Jahr und wurde erst sehr spät wachgerüttelt. Offenbar sah man das nämlich in den späten 70ern und 80ern durchaus anders, denn viele 1970er begegnen einem heute nicht mehr. Sie werden anderen geschmeckt haben. Sehr gut geschmeckt hat auch der 1970er Dom. Vor allem, da ich damals gar nichts davon erwartet habe. Aber was war das für ein fröhlicher, saftiger, rundum aufgeräumter Champagner, fast schon zu lebensfroh für einen Dom, dessen Stilistik doch eher elegant als zupackend trinklustig ist.

 

VIII. 1971

Aus den Siebzigern nach meiner Ansicht einer der schwächeren Doms, vom 78er mal abgesehen. Ich kenne den 71er nur als schon ziemlich fertigen, zwar noch walnussigen, aber mehrheitlich maderisierten, günstigstenfalls "leckeren" Champagner, wobei lecker hier im Gegensatz zum 66er nichts weiter bedeuten soll, als dass er sich bedenkenlos wie Apfelsaft trinken lässt und auch höchstens so viel Aufmerksamkeit verdient. Aus diesem Jahr lohnt es sich eher, die deutschen TBAs zu kaufen.

 

IX. 1973

Das nun wieder ist großer, ganz großer Champagner! Vielleicht war der 71er vor fünf bis zehn Jahren mal so. Beide schmecken esentlich jünger als der 66er, mit einer Kraft, mit einem Ausdruck, mit einer Gewandtheit, die besonders beim 73er begeistert. Wüßte ich es nicht besser, ich hätte nicht auf 73 getippt. Der Champagner wirkt gut und gerne fünfzehn Jahre jünger, wie ein guter 89er oder 90er, nur mit mehr Tiefe, dafür weniger Druck. Hier findet sich die einmalig schöne Balance aus reifem Chardonnay und Pinot, die großen Champagner ausmacht. Reife Säure, zarter, fast milchschokoladiger Schmelz, Kräuterbonbons, dunkler Kandis, Earl Grey. Im Mund nicht pappig, klebrig oder mühsam zu schlucken, wie man das schonmal bei altem Wein haben kann, sondern ein Champagner, der wie ein Nebel die Kehle herunterwandert.

 

X. 1975

Kork.

 

XI. 1976

Auch der 76er Dom ist ein herrliches Gewächs. Leider habe ich den nie zusammen mit dem 73er getruken, aber ich stelle mir vor, dass die beiden bei allen Unterschieden doch nicht leicht auseinanderzuhalten sind. Beide sind kraftvoll, jugendlich, auch etwas ungestüm, der 76er vielleicht mit etwas mehr Kohlensäure und Knackigkeit, aber ich würde sagen, nur um wenige Nuancen mehr. Toastbrot, Brotrinde, auch eine kalkige Nase findet sich da, roter Johannisbeersaft, kandierte Orangenschalen, kurz: ein Champagner, der noch immer nicht ganz ausgereift ist und noch eine ganze Weile bezaubern wird.

 

XII. 1978

Schwaches Jahr, schwacher Champagner, so scheint's, auch wenn es Varainzen nach oben hin geben mag. Mich hat der 78er leider nicht begeistern können. Unbegreiflich vor allem, warum es einen 78er, aber keinen 79er Dom gibt.

 

XIII. 1980

Nett, aber nach zwanzig Jahren nicht mehr so überzeugend, wie vielleicht während seiner ersten Reifephase. Die Flasche war vielleicht nicht völlig einwandfrei gelagert worden, ich habe auch nicht so wahnsinnig viele 1980er Champagner getrunken, aber ich habe den Eindruck, dass das Jahr einfach nicht für die Ewigkeit angelegt war. Wahrscheinlich einer der Doms, die wie 98, 99, 00 in den ersten fünf bis sieben Jahren passabel schmecken, einen dann im Ungewissen über ihr Potential lassen und dann urplötzlich tot sind.

 

XIV. 1985

Champagner von der strukturierten, architektonisch gegliederten Sorte. Mir fehlt da der Zauber, das überirdisch Leichte, die schwebende, schwerelose Aromatik.Ich glaube auch nicht, dass sich bei diesem Dom noch viel tun wird, dafür ist er einfach zu schwer und in diesem Alter verliert ein Champagner keinen Geschmacksballast mehr. Alles in allem natürlich ein guter Champagner, der sich aber zu Doms aus besseren Jahrgängen verhält wie eine Schwarzbrotstulle zu Pain Poilâne.

 

XV. 1990

Einer meiner Lieblingsdoms, leider habe ich den Eindruck, dass mit den Neunzigern auch die Zeit der viel zu vielen unnötigen Jahrgänge anfing, die Zeit der abnormen Flaschenvarianzen und der Unbeständigkeit. Gleich mehrfach erlebt habe ich das beim 90er, der in guter Form zur ersten Garnitur der Champagne gehören kann, der aber aus welchen Gründen auch immer dazu neigt, eng, "nur" zitrusfrisch und apfelig und, ohne Verdacht auf Korkschleicher, seltsam eindimensional zu schmecken. In Hochform der Archetyp eines ausbalancierten Jahrgangschampagners. Die Besonderheiten des Jahrgangs schmecken durch, aber der ätherische, mühelose Hausstil bleibt federführend. Für mich ein Champagner, der sich wie Sauerstoff verhält, zum weginhalieren.

 

 

XVI. 1990 Oenothèque, dég. 2003

Im Herbst 2009 getrunken, zeigte sich die Oenothèque in Topform. Bei späten Dégorgements stehe ich oft vor dem Problem, dass die Champagner nach der Freigabe schneller altern, als ihre regulär freigegebenen Pendants, so als müssten sie die Flaschenreife ihrer Jahrgangskollegen aufholen. Diese Oenothèque war von wundervoller fester Crèmigkeit, reifem Toast und heißem Butterdurft, einer entfernten Ahnung von Jod und Pilzen, roten und grünen Äpfeln, Preiselbeere, ein ganzes Erntedankfest könnte man meinen. Im Mund mit einer Säure in den besten Jahren, langem, varianten- und finessereichem Gaumenzauber und einer abschließenden Süße, die ahnen lässt, dass der Champagner demnächst in sein letztes Reifestadium eintreten wird.

 

 

XVII. 1975 Rosé

Leider kenne ich den 75er Dom in weiß aus eigener Verkostungserfahrung nicht anders, als korkig. Der Rosé aus dem selben Jahr hingegen war ein sehr ordentlicher Vertreter. Alte Rosés sind ja oft so eine Sache, wenn zu viel Pinot im Spiel ist, werden sie schnell etwas streng, wenn zu viel Chardonnay drin ist, verlieren sie mit der Roséfärbung auch ihren speziellen Charakter. Bei diesem begann der Pinot die Oberhand zu gewinnen, die feinen nussigen und toastigen Aromen wurden mehr und mehr von kräftig rotftuchtigen Pinottönen verdrängt und mussten sich mit Luftzufuhr der Waldbodenaromatik beugen. Insgesamt eine immer noch sehr schöne Trinkerfahrung, aber die jüngeren Rosés gefallen mir meist besser.

 

 

XVIII. 1985 Rosé

So uninspiriert und routiniert der weiße 85er Dom war, so verspielt, künstlerisch, aber eben nicht artifiziell war der Rosé. Himbeer-Erdbeer, Kirsche, ein Schokoladenunterton, saftiges, frisches Früchtebrot, insgesamt ein Duft wie in der Confiserie. Im Mund läft Druckwelle über Druckwelle gegen den Gaumen, darauf surfen halsbrecherisch die einzelnen Komponenten im Wettstreit gegen die nonchalante Säure. Vielleicht einer der besten Doms die ich je getrunken habe.

Champagnerquerschnitt

I.1 Maurice Philippart Cachet Rouge 1er Cru 80CH, 10PN, 10PM, 12 g/l machte den Einsteiger. Auffallend, wenngleich altbekannt war mal wieder die rotgoldene Tönung

und die weinige, sehr fortgeschrittene Nase, zum Teil mit seifigen

Cognactönen unterlegt, später mit scotchigeren, toffeeigen Aromen.

 

I.2 Alfred Gratien 12PN, 44PM, 44CH empfahl sich mit trockenholziger

aber keineswegs einfältiger Nase und sehr frischer Chardonnaywürze,

wobei man sicher darüber streiten kann, ob dieser sehr schöne

Standard nicht auch einige sehr charakterstarke Noten dem hohen

Meunieranteil verdankt. Die Säure war insgesamt sehr straff und

gefiel zusammen mit den eleganten Nuancen aus Chardonnay und Meunier.

Hier wirkte der Pinot Noir eher im Hintergrund und vermittelte eine

dezent weinige Note.

 

I.3 Tarlants Brut Zéro, Drittelmix, mußte auch mal wieder

ran. Die Nase war wiederum etwas holzig, hart, mit etwas Chlor oder

schmeichelhafter: Mineral vermischt, fruchtarm, verschlossen. Die

harte Apfelsäure hingegen wirkte nach dem Alfred Gratien wie zum

Toteerwecken und verdeckte die -meiner Einzelmeinung nach-

vorhandenen, sehr delikaten und hoffentlich bald stärker zum

Vorschein kommenden leckeren Apfel-/Weinnoten.

 

Der nächste flight wurde aus zwei Blanc des Blancs gebildet:

 

II.1 Franck Bonville Cuvée les Belles Voyes (7-8 Monate im Holz) Grand

Cru, Avize, hatte leider Kork.

II.2 Diebolt-Vallois Blanc des Blancs Prestige, Grand Cru, Cramant, altes

Holz. Ganz ohne Faxen im alten Holz ausgebaut. Die Cuvée Prestige ist für mich immer noch so etwas wie das

Urbild des Cramantchardonnays; um den Zungenrand legte sich, wie die

Midgardschlange, ein hauchzarter Säurering, der den hübschesten

Rahmen für das dann kommende Geschmackschauspiel abgab, elegant,

feine Mandelhörnchennase. Marzipan und Rosenwasser, rauchige, jodige

Noten und warmes Apfelkompott (mit den großen Stückchen), ein

Champagner, der unendlich viel zarter ist, als seine Kollegen 15km

weiter in Le-Mesnil.

 

III.1 Gosset Celebris 1995 54PN, 46CH, war sehr lebhaft in der Nase und

zeichnete sich durch etwas aus, was ich hier einmal die Ungreifbarkeit nennen

will, andere sagen Komplexität dazu. Diesen Gosset zeichnete ein ganz spezielles, schwer zu beschreibendes Duftverhalten aus. In ungewohnt schneller Folge tauchten Aromen auf, und ehe man sich versah, waren sie auch schon durch andere wieder ersetzt. Natürlich lief

alles, was an guten Düften Rang und Namen hat, durch, aber nichts

blieb länger, immer wieder vermischten und verschoben sich die

Aromenschwerpunkte, so daß der Champagner die ganze Zeit über

spannend blieb. Immerhin läßt sich festhalten, daß ein

fruchtbetontes, mit mineralischer, sehr fester Struktur

ausgestattetes Grundgerüst vorhanden war, dessen Würze sich den

reichlich vorhanden Ay-Pinot Noirs verdankt, während der Chardonnay

hier wirklich einmal die Rolle des rassig-eleganten Veredlers und

Espritgebers gespielt hat, mittlerweile mit toastigen, rauchigen Reifetönen.

 

III.2 Bollingers Grande Année 1997 folgte nach und fiel zuerst mit einer

gemüseuppigen Nase unangenehm auf. Mit Luft befreiten sich die fleischigen,

saftigen Pinotaromen aus dem Gazpacho-Würgegriff. Sehr kraftvoll und auch schon weit entwickelter Champagner – gut, dass es den jetzt als noch frischen R.D. gibt.

III.3 Schließer war die 1988er Cuvée des Enchanteleurs von Henriot, 45PN, 55CH. Viel

Kaffee und pain grillé nehmen langsam, bei immer noch stabiler Säure, überhand. Noch warm und gemütlich Champagner aber man merkt, dass da kein Scheit mehr in den Ofen geworfen werden wird.

 

IV.1 Tarlant, Cuvée d'Or, Blanc des Meuniers. Dieser

Benoit Tarlant hat verdienstvoller Weise, man kann es nicht oft genug sagen,

einen 100% Meunier vinifiziert. Auch nach Jahren der Flaschenreife noch rassig, elegant, dabei nicht ohne Bodenhaftung, schön

balanciert und sehr aromatisch, dabei mit der typischen Kräuterherbe von reinem Meunier, eine salbeibonbonartige Bitterkeit, die nicht fehlerhaft wirkt.

 

IV.2 Louis Roederer Blanc de Blancs 1997. Achtebahnchampagner. Ganz zu Beginn, kurz nach der Freigabe, war das ein erfrischender, saftiger, sehr einladender Champagner. Dann war er für einige Zeit untergetaucht, um sich fortzuentwickeln. Aus dieser Tauchphase kam er Ende 2005, Anfang 2006 herauf, um sich jetzt abschiedsreif zu zeigen.

IV.3 Louis Roederer Blanc de Blancs 1998.Immer noch ein sehr schöner Chardonnay von beachtlichem Gewicht und konstanterem Auftritt, als der 97er.

Von Selosse bis Elderton

I. Jacques Selosse Extra Brut NV 100% Chardonnay. Sattes

Gelbgold, lebhafte, recht feine Perlage, wenig Kettenbildung, dafür

üppiger Cordon; opulente, komplexe und bereits sehr finessereich

changierende Apfel-/Hefenase, die erstaunlich wenig Holz aber viel

reife Frucht und gutgebauten Körper verspricht. Im Mund frisch, mit

sofort spürbarer, frecher Granny-Smith-Säure und frischem

Hefekuchenteig. Füllig (reife, exotische und vor allem fleischige

Früchte, vielleicht Mango, Ananas) aber nicht plump, durch den

Dosageverzicht höchst agil und mit anhaltendem Fruchtaroma.

 

II. Lacryma Christi di Vesuvio 2002, Mastroberardino. Mittleres

Rot, Pfeffrige Nase (anfangs sogar recht dominant, später abflachend

und besser eingebunden zugunsten floraler Noten und pikanter Kräuter)

mit zerriebenen Veilchenblüten. Im Mund geschmeidig weich und wohlig

anwärmend, ganz sparsames Tannin, könnte etwas griffiger sein,

Luftzufuhr kitzelt noch etwas Lakritz und mehr Struktur heraus;

insgesamt leichter als erwartet "weißer Vinho Verde".

 

III. Cantenac Brown 2000. Dunkelrot-violett, schwappt sehr

anmutig ins Glas. Feurige, aktionslustige Nase mit reifen roten

Beeren, saftiger dunkler Kirsche und zarter Kakaonote. Kommt

kraftvoll aber nicht aufdringlich in den Mund, von süßlichen Noten

durchzogenes, sonst seidenzartes Gewirk ohne zu viel Holz oder

Tannin, sind doch schon erstaunlich gut eingebunden, beide. Das

mildert den ersten feurigeren Eindruck zugunsten einer eleganten,

aufbauenden Frische und Eleganz ab, hält sich sehr angenehm und lang,

gute Zukunft, leider zu schnell leer gewesen, den hätte ich gern noch

weiter im Glaserl verfolgt.

 

IV. Felsina, Berardenga, 2000er Chianti Class. Riserva Rancia.

Dunkles, erdverwachsenes Rot, vielleicht etwas dunkler als der

Cantenac Brown, leicht wäßrig schimmernder Rand, zarte Andeutung

einer Sherrynote, sehr zarte, zunächst spritig wirkende, dann

erdigere- und Röstnoten entwickelnde Nase, im Mund toskanische

Bauart, Kirschfrucht, etwas Marzipan.

 

V. Dom. Léon Barral, Jadis 1998. Sehr dunkel und von ganz

zurückhaltender Nase, wohl auch Brett, aber man weiß es beim Barral ja immer nicht,

wird dann pfeffrig und plustert sich mit mehr Luft regelrecht auf,

zeigt von Nelken über

moosiges Gestein und verdorrte Tabakblüten oder getrockneten Kräutern

eine ganze Menge hübscher Aromen und schmeckt eigenwillig, wild, wie

ein Sud aus Reinhold Messners Bart nach einer mittleren Bergtour oder

so ähnlich. Cuvée aus G-S-M. Gut.

 

VI. Elderton Command Shiraz 1997. Sattes dunkelrot, schwappt

lockersanftwässrig im Glas. Große Fenster, kein Wunder. In der Nase

allerlei Nüsschen, Mandel, Walnuß, auch Rosenwasser; im Mund fester

und saftiger Kirschkuchen, keinerlei eingekochte Aromen oder

Holzexzess, eher delikate Noten von Kirsche, Pflaume und Tabak,

Schoki und wieder Rosenwasser, die bestens aufeinander abgestimmt

dennoch sehr munter durcheinanderwirbeln. Kann noch lange und

bereitet sehr viel Freude.

 

VII. Donnafugata Mille e una notte 1996. Mittleres dunkelrot; in

der Nase deutlich gereifte Veilchen- und Tabaknoten, leicht süßliche,

lakritzige Töne dabei, schon etwas alkoholisch aber noch nicht zu alt.

Im Mund immer noch recht füllig, wenn auch nachlassend, nicht mehr

ganz frische aber immer noch sehr ansprechende, würzige Frucht, ging

leider beim Essen etwas unter.

 

VIII. Canon la Gaffelière 1990. Im Kern dunkelrot, zum Rand heller

werdend, sieht noch recht jung aus, schmeckt auch so. Sehr eleganter

Auftritt, großzügige, sehr einladende Nase voll schwarzer Beeren und

Pflaume, zurückgehaltenes Holz deutet die Vanillespuren nur an, was

einen sehr positiven Eindruck hinterläßt. Im Mund eine ruhige

dreispurige Autobahn an einem Sonntagmorgen, hier läßt sichs bequem

fahren und so schmeckt der Wein auch, wie ein ausgeglichenes

Dahingleiten bei Reisegeschwindigkeit 210 km/h.

Mal wieder schlecht recherchiert

Champagner ist ein Getränk, um das sich Legenden ranken. Jedes Jahr zu Weihnachten kommen neue hinzu. Die meisten davon sind weder besonders originell, noch glaubhaft erzählt. Schlimm wird es, wenn die Legendenbildung über populärwissenschaftliche Magazine kolportiert wird, noch schlimmer, wenn eine große Nachrichtenagentur davon Wind bekommt. Jüngstes Ärgernis ist der unter anderm hier erschienene Artikel über Sekt und Champagner.

Nach der Lektüre dieser schreiberischen Lachnummer kann man sich nur noch kopfschüttelnd fragen, warum eine Redaktion völlig kritiklos einen so schlampig recherchierten Schreibmüll von dpa übernimmt.

Denn zunächst mal ist Chemie in unserer Zeit alles andere als ein Fachblatt. Fachblatt ist nämlich nicht bereits jede willenlos zusammengeschusterte Publikation, die nicht ausschließlich belanglosen Tratsch aus Politik, Wirtschaft und Kultur in die Welt plärrt. Aber sei's drum. Es erstaunt jedenfalls bei einem populärwissenschftlichem Magazin nicht, dass die Recherchearbeiten zum Champagner sich dort scheinbar auf die Einführungszeilen zu Tom Stevensons Champagnerbuch beschränkt haben; garniert allenfalls mit ein bisschen Gerard Liger-Belair, dessen Arbeiten über das Prickeln im Champagner auf deutsch in "Entkorkt!" nachzulesen sind. Etwas allgemeines durchstöbern der weiten Internetwelt auf unterhaltsame Dönekes tat dann ein übriges.

Resultat: die 0,75l-Flasche gehe auf Dom Pérignon zurück. Und nicht etwa auf z.B. die EG. Auf die Idee, dass es zur Zeit des Benediktiners geläufige Hohlmaße wie das litron gegeben haben könnte, muss man wahrscheinlich als Redakteur heutzutage nicht mehr kommen.
Ein anderes Geheimnis der verantwortlichen Redaktionen wird auch bleiben, warum man erst mit dem Versteigerungserlös eines 1928er Krug auf die Pauke hauen muss,
um kurz darauf glattweg abzustreiten, dass der Wert schäumender Getränke mit dem Alter steige. Weshalb also mancher Volldepperte sich die Mühe macht, seinen 88er "S" de Salon, Charles Heidsieck 1989 oder Diebolt-Vallois 1976 im Keller zu hegen und nach Möglichkeit auch bei höheren Anlässen noch ein Weilchen unangetastet zu lassen, wird man nach der Lektüre des dpa-Artikelchens ganz und gar nicht mehr verstehen können.

Einige Winzerchampagner

I. J. et J. Berat, Special Cuvée

Gar nicht mal so kleiner Erzeuger in Boursault, mit schönem Blick auf das Château de Boursault der Veuve Clicquot hinter den Baumwipfeln.

Die Special Cuvvé ist vor allem eine frische, nicht sehr säurehaltige Cuvée aus 60% Pinot Noir und jeweils 20% Chardonnay und Pinot Meunier, 10% neues Holz. Mild, sogar fast sämig am Gaumen, hinterlässt einen leicht klebrigen, aber nicht unsauberen Eindruck.

 

II. J. et J. Berat, Millésime 1999, dég. 2008

70 CH, 30 PN

Da geht also noch was! Weiniger Champagner aus der Cognacnasen-Ecke, Duft von Eau de Vie und altem Holz. Im Mund keinerlei scharfe Säure, wie man sie bei einem kürzlich degorgierten Champagner hätte erwarten können, sondern eitel Sonnenschein und gute Laune. – Chardonnays aus der Vallée de la Marne einzuschätzen, ist schwierig, denn statt der unzugänglichen Mineralität und Säure junger Côte des Blancs oder der üppigen exotischen Früchte aus dem Bereich von Ay bis Ambonnay sind diese Chardonnays einfach etwas verhaltener, neigen zur Frucht und zu milder Säure und erinnern damit an die Gewächse aus Pierry und Chouilly.

 

III. J. et J. Berat, Cuvée Perle

Marzipannase, dahinter wenig bis nichts. Auch im Mund kein Champagner, der begeistert. So abwechslungsreich wie ein Würfel, ich hätte von dieser Cuvée, die der Winzer mit leichtem Nachdruck anpries, mehr erwartet.

 

IV. Paul Déthune Grand Cru Millésime 2002

Déthune aus Ambonnay muss man als Qualitätszugpferd nicht mehr vorstellen. Sophie macht einen grossartigen Job, der sich leider auch in den hohen Preisen für ihre Champagner niederschlägt.

70 CH, 30 PN. Kirsch-Banane, Acerola, sehr sparsam eingesetztes Holz. Wie so viele 2002er filigran, aber nicht zerbrechlich. Die besondere, jahrgangstypische Eleganz macht es hier schwer, den Hausstil zu erkennen, dieser Champagner hätte zwischen Regis Fliniaux' Cuvée des Signataires bis hin zu Gossets Celebris Blanc de Blancs alles sein können. Jedenfalls war er wegen der starken KiBa-Aromatik erkennbar sehr jung und ebenfalls erkennbar auf Cru-Ebene anzusiedeln. Den Jahrgang zu identifizieren, war da schon wesentlich schwieriger.

 

V. Champagne Piollot/Marie-Courtin Cuvée "Efflorescence" Extra Brut

100 PN, 2006er Basis, 10-monatiger Ausbau im Holzfass

Das Haus an der Aube gehört zu den wenigen Erzeugern, die noch einen Bestand an Arbane haben (hier ca 4% der Rebfläche). Gearbeitet wird bio-nachhaltig.

Vielversprechender Champagner von einem vielversprechenden Erzeuger, leider hatte die Flasche einen Hau. Sauerkrauttöne und Schwefel hielten sich die Waage, im Mund null Säure, für mich ein Anzeichen für übertriebene Malo und vielleicht einen Schwefelfresser. Sehr schade.

 

VI. Eric Taillet, Brut Excellence, 30 PN, 30 CH, 40 PM

Erzeuger aus der Mitte der halbmondförmigen Weinbergskerbe von Châtillon sur Marne (da wo Kreuzzugpapst Urban II. steht) bis Paradis in nordöstlicher Richtung durch die Wälder des Marnetals gegen Reims zu.

Winzerchampagner von der herbfrischen Sorte. Mostige Nase, auch am Gaumen traubig, kühlend, mineralisch. Wirkt etwas alkoholisch, insgesamt eher kurz.

 

VII. Laurent Gabriel, Brut Rosé, 100 PN

Der Winzer ist in dem Premier Cru Avenay Val d'Or zu Hause, ein Örtchen am südlichen Fuss der Montagne de Reims, dort wo der Wald aufhört und die Grand Crus beginnen.

Schönes Kupfer, Eau-de-Vie Nase, herb, erinnert an Kirsche, Acerola. Am Gaumen schwer, mit konzentrierter, aber einfacher Frucht, auch eher kurz.

 

VIII. Alexandre Lenique, Cuvée Excellence, 50 CH, 45 PM, 5 PN

Der Juniorchef von Champagne Michel Lenique aus dem Premier Cru Pierry am südlichen Ortsausgang von Epernay hat unter seinem Namen ein eigenes, modernes Label.

Fruchtige, etwas sahnige Nase, sehr einladend. Auch im Mund sehr fruchtig, mit einer diskreten Buttrigkeit und einer molligen, aber überhaupt nicht fetten Art. Sehr gelungene Kombination aus Geradlinigem, nicht zu säurebetontem Chardonnay und gekonntem Fruchteinsatz von der Meunier.

Das schreiben die anderen: Jacques Dupont, Le Point Magazine

Jacques Dupont berichtet in seinem berühmten Champagnerdossier im Magazin Point über die performance aktueller Champagner; nicht jedoch, ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass

«les champagnes sont vendus à une date trop proche de leur dosage, c’est-à-dire de leur mise en bouteille définitive. La liqueur de dosage que l’on ajoute pour remplacer le volume de dépôt que l’on a retiré de la bouteille n’a pas encore eu le temps de s’intégrer au vin. Trois mois, six mois, c’est trop court. Une année ou deux, si vous tenez le coup, c’est beaucoup mieux…».

Dann aber geht es hinein ins Vergnügen und es gibt die eine oder andere kleine Überraschung.

Aus dem Hause Pierre Moncuit stammt mit der Cuvée Nicole Moncuit Vieilles Vignes 2002 der 19/20-Knaller, nicht viele Erzeuger kommen bei Dupont so hoch, die Winzer haben es da besonders schwer und bleiben meist bei um die 17/20 liegen. René Geoffroy kommt allerdings mit seinem Extra Brut Mill. 1996 auf ziemlich großartige 18,5/20.

Bollingers Grande Année Rosé 2002 säckelt immer noch saftige 18/20 ein, nachdem sie erst jüngst in der Revue du Vin de France 20/20 kassierte. Sie liegt zusammen mit Laurent-Perriers Grand Sieècle und Pol-Rogers Cuvée Sir Winston Churchill 1998 gleichauf.

Dicht dahinter tummelt sich’s dann: Bollingers Special Cuvée wieder weit vorn mit 17,5/20, diese Bewertung holte sich auch de Sousas Cuvée de Caudalies 2002 und Jacques Diebolts Fleur de Passion 2004 ab, die sich auch in der RVF ein spannendes Rennen lieferten. Auch bei Francis Boulard dürfte die Freude groß gewesen sein, nachdem er für seine Steineichencuvée Petraea MMV 17,5 – 18/20 mit nach Hause nehmen durfte und auch sonst gut abschnitt. Immerhin liegen diese Kandidaten damit auf derselben Ebene mit Louis Roederer Cristal 2002, Taittinger Comtes de Champagne 1999, Mumm René Lalou 1998, “S” de Salon 1997 und dem großen Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1995 – sehr verschiedenen Champagner im übrigen.

Deutlich in der zweiten Reihe stehen indessen Krugs Grande Cuvée, Dom Pérignon 2002 und Billecart-Salmons Nicolas-Francois Billecart 2000 mit jeweils 17/20. Nur noch verhalten dürfte der Jubel über die 16,5/20 für Elisabeth Salmon Rosé 2000 und Grande Année 2000 gewesen sein.

Hier gibt’s ein kleines Interview mit Jacques Dupont:

http://www.rmc.fr/blogs/bourdinandco.php?post/2009/12/04/Special-Champagne-avec-Jacques-Dupont

Weinsause in der Gesellschaft Harmonie

I. Voirin-Jumel Blanc de Blancs Grand Cru en Magnum

Diesen Champagner kaufe ich immer en magnum, weil er sich so schnell, quasi wie von selbst austrinkt. Auch kommt seine Balance zwischen apfeliger Frucht, reinigender Mineralität und belebender Frische dort am besten zur Geltung. Aus den one for all Gläsern wirkt er geradeweg wie ein isotonischer Durstlöscher, kandierte Aromen und die relativ hohe Dosage wirkten unaufdringlich.

 

II. Clarendon Hills Kangarilla Chardonnay 1997

Mit dem reif golden glänzenden Kangarilla Chardonnay ging es weiter; zunächst buttrig und zurückhaltend spritig, aber noch nicht kratzig, mit einer Ahnung von Boskoop, dann mit der toastigen, leicht rauchigen Art reifer Chardonnays. Auch im Mund fortgeschritten, mit zartem Schmelz. Schwer zu sagen, wie der früher mal war, vielleicht war er als Solist leicht über den Punkt.

 

Dazu gab es ein Salatbouquet mit Wachtelschlegeln und Entenleber. Ich hatte mir noch etwas vom Champagner gesichert und fand beides gut passend zur Vorspeise. Während der Champagner sich mit Salat und Wachtelschlegeln vergnügte, blühte der Kangarilla zur Entenleber richtig auf und fand meiner Meinung nach hier seine Bestimmung.

 

III.1 Noon Eclipse Grenache 1999

Erst etwas flüchtige Säure, bevor sich Eukalyptus-Menthol, Zedernholz, Sandelholz, Malz, Kräuter und Tabak auftaten. Die Gesamtmixtur duftete ein bisschen wie ein etwas unkonventioneller Saunaaufguss. Im Mund ein beachtliches Säuregerüst, ein Saunabesucher mit strammen Waderln eben. Bei aller Kraft im übrigen nicht alkoholisch oder unausgeglichen, sondern bei relativ langsamer Entfaltung glatt und seidig, mit einer Andeutung von Minztoffee, wie wir das noch mehrmals an dem Abend erleben würden.

 

III.2 Hutton Vale Mataro Grenache 1998

Vollere, konzentriertere Nase, als der Eclipse, auch mehr rote Beeren, zwei denkbar unterschiedliche Grenaches also, was den flight ja auch so interessant machte. In der Nase wie Frische Waffeln mit Kirschsauce und Puderzucker, mit Luft dann auch etwas zurückhaltender Liebstöckel. Hebt sich von 90 Punkten nach oben ab, wenngleich sein Höhepunkt langsam vorbei ist.

 

IV.1 Craiglee Cabernet-Sauvignon 1995

Schöne, entwickelte Nase, die an gut eingetragene Schweinslederhandschuhe, Nivea und eine Spur Graphit erinnert. Im Mund eher leicht, mit noch frischer Säure, dabei wenig spürbares Tannin. Schwierig zu fassen, bei diesem Wein ging es mir wie mit dem Kangarilla Chardonnay, der zeigte erst beim Essen, wozu er geschaffen war.

 

IV.2 Clarendon Hills Cabernet-Sauvignon 1997

Konzentrierter Wein mit reichlich Cassis, dunkel und saftig. Lehrbuchmäßiger, aber nicht langweiliger Cabernet-Sauvignon, vollmundig, mit einer dynamischen Spannung zwischen Frucht, Säure und Power. A class of its own.

 

Zum Rehnüsschen auf Sellerieschaum passte nicht nur der Clarendon Hills Cabernet-Sauvignon sehr gut, sondern auch der Craiglee zeigte zum Sellerieschaum, wozu seine vorher etwas undefinierbare Aromatik wie Legosteinchen passt.

 

V.1 Viking Cabernet-Sauvignon 2000 – leider hinüber/Kork

 

V.2 Warrenmang Cabernet-Sauvignon 1999

Einfacher, eher saurer, aber zumindest sauberer, mit etwas Graphit angereicherter Cabernet. Ging so.

 

VI.1 Montrose 1982

Ziemlich betörender Mix aus roter Paprika, Cayennepfeffer, Kaffee- und Kakaobohnen, Veilchenduft. Im Mund lang, ein Wein der wie ein gutes Steak zum kauen animiert, mit gesundem, sehr gediegenem Tannin, darüber sehr delikate Kirsche, Johannisbeere, Brombeere, wie beim Schleiertanz lugte hinter jeder Schicht noch eine neue Facette hervor. Doller Wein.

 

VI. Citran 1996 en Magnum, Abfüllung Château de Preuilhé

Sehr viel Beerenfrucht, fast burgundische Himbeer-Erdbeer-Komposition, auch hier etwas Veilchen und Milchschokolade, kein Wein, der vor Komplexität platzt, aber für mich der Überrascher des Abends und wahrscheinlich der beste Citran, den ich je getrunken habe.

 

Dazu Entenbrust mit Kartoffelknusperrolle und Wirsingrahm, wobei der Citran eine höhere Affinität zu Knusperrolle und Wirsingrahm hatte, der Montrose dagegen zur feisten Entenbrust.

 

VII.1 La Conseillante 1990

Fluffige Nase, After Eight und süße Paprika, Beerenfrüchte, Rumtopf, aber von keinem zu viel, dieser Wein ist reinste Lebensfreude, allerdings der selbstgenügsamen Art: Conseillante trumpft nicht auf, sondern gewinnt mit Charme und Esprit.

 

VII.2 Château des Estanilles, Faugères, 1999

Brotige und röstige Noten wie von altem Chardonnay, zum Toast gesellt sich dann noch etwas Veilchenduft, im Mund angenehm mürbe, nach dem Conseillante ein sehr schöner, aber überforderter Wein.

 

VIII.1 Clarendon Hills Astralis 1997

Fein, weich, beerig, mit anfangs einem Hauch Klebstoff, der sich in den Duft warmer Butter verwandelt. Im Mund weich, Quality Street Toffee, mit Minze und Erdbeer-Rhabarber-Sahne, aber auch Kirschpaprika. Sehr starker Wein, der manchen Grange umpusten könnte und den ich mir speziell gegen den Grange 1997 ausgesprochen gut vorstellen kann.

 

VIII.2 Fox Creek, McLaren Vale Reserve Shiraz 1998

Dichter, dunkelbeeriger, auch buttrig angereicherter Auftritt mit etwas flüchtiger Säure wie Modellbaukleber, balsamisch, erinnert auch an Süßholzsaft, außerdem Duft von heißer Schokolade. Im Mund ebenso konzentriert, fordernd, massiv. Erfordert eine Mischung aus Grobraster, um die Geschmacksnerven nicht zu betäuben, und hochemepfindlichen Duft- und Geschmacksrezeptoren, um das jubilieren der vielen verschiedenen Beeren, von Eukalyptus, getrockneten Kräutern, nelken, Orangeat und Marzipan nicht zu übergehen.

 

IX. Fox Creek Vixen Sparkling Shiraz

Hat man selten auf dem Tisch, passt auch nicht ohne weiteres zu jedem Menu, machte sich aber gut zur Lebkuchenmousse mit Beerensorbet und Crème brûlée. Am besten gefiel mir die Vixen-typische Mischung aus Kakaobohnen und Sauce Griottine zum Lebkuchen, sehr schön auch noch zum Beerensorbet, weniger gut zur dann schon wieder zu süßen Crème brûlée.

 

X. Nominé-Renard Brut en Magnum

Anders als der Voirin-Jumel ist der Brut von Nominé-Renard kein Blanc de Blancs, sondern ein klassischer Rebsortenmix, der aber von den weit südlich in der Côte des Blancs gelegenen Chardonnays profitiert. Nicht mehr ganz so säurestark wie die aus le-Mesnil, eher schon so konziliant wie die aus Vertus, gepaart mit milder Weinigkeit vom Pinot-Noir und Pinot Meunier als Scharnier. Das heißt: weniger Granny Smith, mehr Cox Orange, kein Zahnfleischbluten, dafür ein aufgeräumtes Mundgefühl. Gehört eigentlich ebenfalls nur aus Magnums getrunken.

 

XI. Pichon Baron 1988

Schwarzkirsche, Marzipan, Graphit, ein Wein mit einem schon etwas struppig gewordenen Dreitagebart, das ließ den Baron etwas rabaukiger erscheinen, als die Comtesse es für gewöhnlich ist. Mir sagte diese maskuline Art nicht so sehr zu, der Wein schlug sich aber ausgezeichnet einerseits zur Pilzessenz mit Madeirasahne, andererseits zum Rehnüsschen mit Quitten-Korinthensauce, Pfifferlingen und Schupfnudeln.

 

XII. Bois de Boursan Châteauneuf-du-Pape 2007 en Magnum

Zunächst bayrische Malzbonbons und Brett, dann Schweinespeck und rote Beeren. Jugendliches, kräftiges, aber nicht unverschämtes Tannin, im Mund schon ein reifer, aber nicht frühreifer Eindruck, der in den nächsten Jahren einige schöne Stunden verspricht. Auch der Ch9 wusste zum Rehnüsschen zu begeistern und ich könnte nicht sagen, welcher der beiden Weine mir besser zum Essen gefiel. Allerdings fände ich das auch solo schwer.

 

Zur Orangencrème à la Reni hatte ich leider nichts im Glas. Dafür gab es zum Abschluss, neben einigen Weinen, die ich auch verpasst haben mag,

 

XII. Graham's 1979

Vielleicht nicht der größte Vintage Port, aber ein ehrliches Vergnügen, mit dick gesoßtem Tabak, warmem Zwetschgenkuchen; im Mund etwas mehlig und mir schon zu säurearm.