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Tag Archives: mesnil

Black & White Probe: Blanc de Blancs und Blanc de Noirs

I.1 Victor Clicquot 1959 Extra Brut
Altersangemessene dunkle Goldfärbung, lamgsam aufsteigende, vereinzelte Perlage, kein Cordon; intensive, grobkörnige Honignase, oxidative Töne. Im Mund wieder grobkörniger alter Honig, milde, etwas flache Säure, die immerhin mitellang ausklingt und die spärliche, aber für einen doch schon beachtlich alten Champagner aus exzellentem Jahr und kleinem Haus beachtliche Aromatik gut trägt. Eine kleine Überraschung, die Flasche hätte auch mit 55 ./. 45 umgekippt sein können. Schöner Start in die Probe.

I.2 Raumland, I. Triumvirat 2001, mittleres hellgelbgold, langsame, ordentliche Perlage, sehr feine Nase mit Aromen von Zitrusbonbons, Stachelbeeren und Apfelkompott, im Mund derselbe Eindruck, zusammen mit einer zugunsten deutlicher Mineralik etwas schmal geratenen Säure, mittellang, aber durchweg homogen und feinziseliert; erkennbar kein Champagner. Nach dem überraschend schweren und guterhaltenen Victor Clicquot sicher nicht ganz einfach, zu bestehen, aber immerhin auch ein guter Auftakt.

I.3 Schramsberg BdB 1998, ziemlich helles Äußeres, hübsche Perlage im ganzen Glas, sehr sauberer Cordon, erkennbar kein Champagner; rotbeerige Nase, buttrig abgefedert. Trinkt sich sehr bequem, fast einfach, insgesamt eher säurearm, "europäische" Stilistik (mein unbelegter Eindruck), ich hatte in meiner Not auf Chenin Blanc getippt. Mittellang, milde, sollte man mal getrunken haben. Ebenfalls ein sehr schöner Starter und der erste BdB, somit ein optimaler Übergang.

II.1 Philippe Gonet (Le-Mesnil) BdB GC NV, festes Gold, saubere Perlage, ordentlicher Cordon, dynamisches Auftreten, appetitanregende apfelige Nase, die zwischendurch etwas ins staubige, vielleicht salzig-jodige neigt. Im Mund wieder Apfeltarte, vanillig begleitet, für Le-Mesnil ungewohnt milde Säure, wieder etwas salzig/jodig, letztlich ein bequem trinkbarer BdB.

II..2 Soutiran (Ambonnay) BdN GC NV, unauffällige Farbe, äußerlich kaum Unterschied zum BdB. Die Nase eher zurückhaltend, dabei ziemlich geschmeidig, entwickelt mit der Zeit herb-nussige Töne, dasselbe im Mund, hier etwas voller als der BdB von Gonet. Gleichfalls wenig Säure, mittellang, mit Zuckerschwänzchen, das aber ziemlich allein übrigbleibt und deshalb eigentlich nicht nötig gewesen wäre.

III.1 A.R. Lenoble BdN 1998, reichlich Perlage und schöner Cordon, sattes Gold, brotige, röstige Nase mit eine Hauch geschmolzener Butter und ganz wenig Honig. Erdige Töne kommen mit der Zeit dazu, im Mund dann ansprechende, noch nicht wachrüttelnde, aber ziemlich deutlich spürbare Säure mit leicht gerbender Wirkung. Trocken-erdiger Abgang mit etwas wenig Frucht. Wurde ziemlich schnell als Jahrgangschampagner erkannt.

III.2 Paul Michel BdB GC 1999, helleres Gelbgold, typische Perlage und Cordon. Unter einer etwas dumpf-sauerkrautigen Nase kommt der gewohnte frische Apfel mit Limette zum Vorschein, von den Caipirinhanoten der ersten Zeit ist jetzt -nach ca. 2 Jahren- nicht mehr so viel spürbar. Auch hier wurde der Champagner schnell als Jahrgangschampagner erkannt. Beibehalten hat dieser Champagner seine Luftnot, d.h. seine Eigenschaft, erst mit reichlich Luft zu sich zu kommen. In Mund und Nase zeigen sich erst relativ spät Limette und Grapefruit, Mandarine und Orange in einer würzig-pikanten Kombination, von Sauerkraut keine Spur mehr. Sollte man im Auge behalten.

IV.1 De Venoge (Epernay) BdN, ordentliches Äußeres, sanftes, etwas fahles Gold, weinige, pinottypische satte, saftige Nase, etwas fleischig. Im Mund rund, angenehme Säure, mittellang, wieder deutlich weiniger, beeriger Charakter, kann sich noch zum besseren entwickeln. Insgesamt eine brauchbare Leistung von einem Haus, das nun hoffentlich in ruhigere Fahrwasser (BCC) gekommen ist.

IV.2 Robert Charlemagne (Le-Mesnil) BdB GC 1998, unauffälliges, typisches Äußeres, helles Chardonnaygelbgold mit grünlich glänzenden Reflexen. Spritziger, frischer Eindruck mit Gummibärchennase, Birne, später eher reifer Apfel. Im Mund erneut spritzig, stramme Säure, dafür etwas zu einfache Fruchtnote, vielleicht noch zu früh getrunken. Insgesamt etwas zu zurückhaltend.

V.1 Diebolt-Vallois, Fleur de Passion 2000, typisches Champagneräußeres, deutlich erkennbares Chardonnaygelbgold mit auffällig prägnanter, blitzeblanker und tiptopsauberer Nase, urtümliche Apfelsorte von der Streuobstwiese mit prickelnder, aufmunternder, mitreißender Säure und saftiger Bissigkeit. Noch zu jung, Anfänge sich bildender Geschmackskomplexität und des typischen Passionsfruchtdufts sind überall spürbar, aber eben noch nicht ausgebildet. Leider habe ich keine 99er mehr, die wäre sicher noch etwas interessanter gewesen.

VI.1 Soutiran (Ambonnay) Rosé 100% Pinot Noir, saftiges blutorangenrot, ansprechend fruchtige Nase mit Schokolade und reifen Erdbeeren, erinnert an deutsche Spätburgunder. Im Mund neben den schokoladigen Aromen ein dauernder Wandel von Erdbeere über gequetschte, vollreife Himbeeren zu Kirsche und zurück, saftig, lecker, gut. Für kleines Geld ein angenehmer, wenn auch nicht zu allem passender Rosé älterer Machart.

VI.2 Taittinger Comtes de Champagne Rosé 1997, 100% Pinot Noir, helles kupferrot, zurückhaltend, etwas stinkig, darunter liegen aber sehr verführerische rote Beerenfrüchte, geröstete Brotrinde und ein Hauch von Zitrus umweht das Ganze. Es erscheint mühsam, auf diese Aromen zu achten, wünschenwert wäre eine deutlichere Ausprägung gewesen. Buttrige Noten erschwerten übrigens eine bessere Zuordnung der Aromen. Dennoch sehr gut zu trinken, wenn man sich etwas Zeit und Aufmerksamkeit nimmt, den Primäraromen nachzuspüren; für Freunde gereiften Champagners erst in ein bis zwei Jahren zu empfehlen.

Kleine Champagnerprobe auf Schloss Westerholt

I. Flight
Pierre Peters Perle de Mesnil Blanc de Blancs Grand Cru NV
150000 Fl. p.a.
Liebling der französischen Sternegastronomie. Viel Le-Mesnil-Säure, mit Frucht und Malo abgedämpft. Champagner für Feingeister.

Yves Delozanne Cuvée d’Exception NV (1997)
60000 Fl. p.a.
Je 1/3 PN, CH, PM
Archetypischer Vallée de la Marne Champagner. Mürbe, biscuitig, sehr ausgewogen und schon gut reif, solo besser als mit Begleitung; sympathischer, etwas rustikaler Stil nach Art der Pfalzrieslinge

II. Flight
Michel Gonet Blanc de Blancs Grand Cru 1998, btl. no. 3801
300000 Fl. p.a.
handbemalt
Klassischer Avizechampagner mit einer Perlenkette freundlicher Aromen, von Weissdorn über Nashibirne, Ananas, Weinbergpfirsich hin zu Mandarine, Nektarine und einem Mineralrückgrat, das den Champagner immer aufrecht stehen lässt.

André Clouet Un Jour de 1911 Blanc de Noirs Grand Cru, btl. no. 800, degorgiert am 27. Feb. 2007
65000 Fl. p.a.
25% 1997, 50% 1996, 25% 1995
Grosser Champagner nach Art der Grossväter. Ein Abgrund von Pinot Noir: Erotik im Glas, würzig, weinig, warm, fast schwül, ein richiger Burlesque-Champagner.

III. Flight
Bernard Hatté Rosé NV
40000 Fl. p.a.
100% PN
Winzerrosé aus der östlichen Montagne, Verzenay Grand Cru ist zusammen mit Ay und Ambonnay eines der mächtigsten Pinotterroirs der Champagne – und bernard Hatté macht das Beste draus, je nach Jahr mit Stahltank oder Holzfass, aber immer bis ins Letzte ausgeleuchtete Aromatik, präzise sitzende Säure und ein ruckelfreises Weinvergnügen zum kleinen Preis, leider auch nur in kleiner Menge

Larnaudie-Hirault Rosé Premier Cru NV
30000 Fl. p.a.
20% Rotweinzugabe
Winzerrosé von der westlichen Montagne, Premier Crus aus Trois Puits und Rilly-la-Montagne kommen in diesem Rosé zusammen. Gaumenschmeichler mit viel Rosenblättern, Zitrusschale, Kräuterwürze. Reiner Wein aus dem Stahltank, unverkitscht auf die Flasche gebracht.

IV. Flight
Tarlant Brut Zéro Rosé NV, degorgiert Juni 2006
100000 Fl. p.a.
15% PN, 85% CH
holzfassausgebaut, Rotweinzugabe
Parkers Liebling mit einem innovativen Geschoss. Dass die Tarlants schon seit 50 Jahren mit Extra-Brut hantieren, weiss fast keiner. Deshalb staunt alle Welt immer über diese aus dem Handgelenk geschüttelten Cuvées von Jean-Mary und Benoit Tarlant. Aber diese mühelose entfachte Fruchtexplosion verdankt sich nicht dem Zufall, sondern langer Erfahrung und harter Verkostungsarbeit.

Taittinger Comtes de Champagne Rosé 1997
4,7 Mio. Fl. p.a.
70% PN, 30% CH
Maischekontakt
Der alte Adel unter den grossen Rosés und einer der besten Prestigerosés überhaupt. Trinkt sich hervorragend und kostet im Gegensatz zu den edelrosés der anderen Grosskopfeten nicht die Welt. Taittingertypische Eleganz, sportliche Sehnigkeit, der perfekte Triathlet: gut aussehen, gut duften, gut schmecken.

V. Flight
Regis Fliniaux Cuvée des Signataires NV
20000 Fl. p.a.
50% PN, 50% CH
holzfassausgebaut
Das Genie aus Ay, leider ständig ausverkauft, aber wenn man Regis mal vor dem ersten Hahnenschrei in seiner Heimstätte beim Dégorgieren (alles von Hand!) überrascht, dann darf man auch ein paar Flaschen mitnehmen. Die Signataires sind ein Wahnsinn aus Kirsche, Banane, Ananas, Mango, Passionsfrucht, mit spritziger Säure und gutem Kehlenprofil.

2003 by Bollinger
1,3 Mio. Fl. p.a.
70% PN, 30% CH
holzfassausgebaut
Hommage an ein desaströses Jahr. Einer der merkwürdigsten Champagner der letzten Jahre, hing zuerst wie ein toter Wellensittich im Glas, entwickelt sich aber seit etwa einem jahr immer besser und rollt unaufhaltsam auf seinen wahrscheinlich recht baldigen Reifehöhepunkt zu. Kaffee, Toffee, viel Apfel, wenig Säure, Mürbeteig, mineralisch-jodige Noten. Sicher nicht für jeden ein Genuss, aber auf jeden Fall eine Besonderheit.

VI. Flight
Moet et Chandon – Dom Pérignon 1998
26 Mio. Fl. p.a.
50% PN, 50% CH
Der Mönch und die Mode – von Lagerfeld aufwendig in Szene gesetzt und von den Stars und Sternchen weltweit mehr oder minder besinnungslos weggeschlürft. Dabei verdient dieser Champagner und dieser Jahrgang eine genauere Betrachtung und eingehendere Würdigung; sicher: als überragend werden 98, 99, 00, 01 nicht in die Geschichte der Champagne eingehen – aber das gilt auch für 1987, 1995 und 1997. Und aus diesen Jahren gibt es sensationelle Champagner. Das wiederum zeigt: der Könner im Keller kann was draus machen. Beim Dom hat es geklappt. Kein Dom vom Kaliber eines 90 oder 96, aber einer mit einem eigenständigen, bodennahen Profil, fast ein wenig back to the roots. Mineralisch, sehr viel Toast, Kräuter, die typisch dommige Leichtigkeit und die ständige Verwandlung und weiterentwicklung im Glas machen aus diesem Champagner dann doch noch einen würdigen Dom.

Gosset Celebris 1998
900000Fl. p.a.
36% PN, 64% CH
kein BSA; Holzfassausbau
Champagner vom ältesten Weinhaus der Champagne. Völlig anders als der durchgeistigte Mönch. Von Anfang an präsent, mit starker Stimme, starken Aromen, starker Säure, von allem etwas, ohne dass man das Gefühl des non multa sed multum bekommt. Starke performance dieses etwas aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerutschten Hauses.

flying buffet und passende Champagner

Vorspeisen

 

I.1 Brioche mit Foie Gras, dazu Ralf Peter Schauf Rieslingsekt (ecovin) trocken 2007

Die daumenkuppengrossen Hamburger hatten einen Tupfer zartschmelzender Foie Gras als Belag. Fast schon banal, aber wenn Burgerbrötchen und Foie Gras im richtigen Verhältnis (der Foie Gras Klacks muss ca 2/3 der größe des Miniburgers haben) zueinander stehen, ein willkommener Snack.

Dazu passt sehr gut der mit 7,50 EUR gar nicht teure Winzersekt aus Ernst an der Mosel. Gerade weil er trocken dosiert ist, paaren sich die Süße von der Foie Gras und die durch den Dosagezucker herausgehobene Rieslingfrucht optimal.

 

I.2 Rinder-Carpacchio mit Rucola, dazu Jean Moreau Brut Tradition Grand Cru NV

Etwas faseriges Rucola und extrem dünn geschnittenes Carpacchio, das bevorzugt am Teller kleben blieb oder sich nur durch Zusammenmatschen auf ein Essgerät bringen ließ. Dazu Schnipsel von irgendeinem viel zu jungen Hartkäse. Schmeckte zwar, machte aber keine Freude. Freude machte dagegen der hälftig aus Chardonnay und Pinot vinifizierte Champagner von Moreau aus Ambonnay. Für einen Brut denkbar hoch dosiert und für mich schon extra dry, aber wegen seiner gediegenen, zwischen sportlicher Chardonnayfrische und gemütlicher Pinot-Ruhe angesiedelten Art mit einem Schwenker über Butterscotchtoffee sehr sympathisch. Gut zu Rucola, zu großzügiger geschnittenem Carpacchio sicher auch.

 

I.3 Steinpilz-Tiramisu, dazu Rene James Lallier Brut Zéro Grand Cru NV

Intensives Steinpilzaroma und angenehm feste, nicht zu fluffige Konsistenz. Mir aber selbst als kleine Portion zu viel und zu einseitig. Nicht ganz glücklich dazu der "einfache" Grand Cru von Lallier aus 70% Pinot (Ambonnay) und 30% Chardonnay (Avize) als Zéro-Dosage, jedenfalls dann nicht, wenn das Dégorgement noch nicht so weit zurückliegt. Das Hauptproblem beim Zéro ist, dass er kurz nach dem Dégorgement zu frisch ist und dann nicht so konstant und zuverlässig reift, wie der leicht dosierte Champagner. Gerade die reifen Lalliers bestechen aber durch pilzige Noten und Unterholz, Kaffee- und röstige Komponenten.

 

Hauptspeisen

 

II.1 Maispoularden-Variation am Lollystick, dazu Taittinger Brut Prestige Rosé NV

Zartes, warmes Fleisch am Stiel, eine gute Sache. Mal mit Spinat, mal mit Pumpernickel, teilweise mit einer Karottencrème, jede Variante war gut zu essen. Wieder 70PN/30CH, hier in einer ganz leichten, fruchtigen Mischung, die nach Art der großen Häuser auf Massengeschmack getrimmt ist – das aber so gut, dass es schwer fällt, zu widerstehen. Etwas schwierig mit gemüsigen Speisen, aber sehr schön zur Maispoularde und zum Pumpernickel. Indifferent zu Karotte.

 

II.2 Seeteufelmedaillons auf Pestonudeln mit Lauch-Tomaten-Gemüse, dazu Duval-Leroy Femme de Champagne 1996

Gegen Seeteufel kann man ja nicht viel haben. Die Pestonudeln waren leider etwas hart, das Lauchgemüse nervte und hätte viel dezenter und in kleinerer Menge serviert werden sollen. Entschieden gut und ein großartiger partner zum Fisch die Femme de Champagne. Reife, kräftige Säure und ein zupackender Stil, eine Cuvée aus ca. 25% Pinot und ca. 75% Chardonnay, die eins zu eins dem emanzipierten Führungsstil von Carol Duval entspricht. Nichts für Schleckermäuler und mit Sicherheit kein Champagner fürs Schäferstündchen, sondern ernste Unterhaltung.

 

II.3 Hummerpraline im Kanakiteig auf Mango-Limonen-Ragout, dazu Baron Fuenté Blanc de Meuniers NV

Schöne Kombination aus zurückhaltendem, sehr dünnem Teig, gut wahrnehmbarem Hummer und auflockernder Frucht. Die originelle Flasche birgt einen nicht minder originellen Inhalt, 100% Pinot Meunier, weiß gekeltert. Eigentlich eine sehr naheliegende Cuvée für ein Haus aus Charly sur Marne, denn es handelt sich um die beherrschende Traube im Marnetal. Richtig ausgebaut kann man mit diesem underdog überraschende Ergebnisse erzielen und manche Meuniers bringen es gar zu Kultstatus. Das ist hier gar nicht gewollt, dieser Champagner ist mehr eine Hommage an das Fruchtfleisch auf den mineralischen Rippen vieler "normaler" Cuvées, denn das eine ohne das andere kann nicht sein und nur allzuoft wird mehr Wert auf das Skelett gelegt, als auf die Figur. Fortgeschrittene Reifetöne versprechen eine zum Hummer passende dekadente Üppigkeit, die sich im Mund als konzentrierte, rosinige, auch schon überreife Fruchtdominanz äußert. Säurearm und von Honigtönen umspielt, passt dieser Champagner gut zu den Säurespitzen vom Mango-Limonen-Ragout. Solo geht er mir dagegen zu schnell aus dem Leim.

 

II.4 Vanillierte rote Linsensuppe mit St. Jacques, dazu Deutz Cuvée Brut Classic NV

Sämige, gut gelungene Komposition und bissiges Muschelfleisch, da kann man nicht meckern.

Passend dazu die renovierte Bilderbuchcuvée von Deutz. Drittelmix aus gleichen Teilen Chardonnay, Pinot-Noir und Pinot Meunier, keine zu hohe Dosage und eine von dezent animierender Säure getragene Mineralität, dazu pürierte Früchte und krosser, leicht gebuterter Toast.

 

II.5 Canneloni mit Garnelenfüllung auf Zitrusspinat und Pinienkernen, dazu Franck Bonville Les Belles Voyes Blanc de Blancs Grand Cru (2004)

Bissfeste Canneloni mit etwas müder Garnele, dafür ein aromatischer, grossblättriger, gleichzeitig zartfester Spinat, die Pininekerne dazu sanft angeröstet und aromatisch aber nicht zwingend nötig.

Kein offizielle deklarierter Jahrgangschampagner, aber fakisch ein 2004er aus dem Herzne von Oger, wo die Chardonnays so tiefgründig mineralisch und von strenger Säure sind, wie im benachbarten Le-Mesnil. Die Einzellage Belles Voyes ist mit steinaltem Chardonnay – um die 80 bis 90 Jahre – bepflanzt; Franck Bonville zwingt die Reben zum Glück und lässt sie fast wie im Märchen vom tapferen Schneiderlein die letzten Tropfen aus dem Gestein pressen. Dementsprechend sagenhaft schmeckt der im alten Holzfass gereifte Wein. Großartig und wie verwandt mit Pinienkernen, gut zu den Cannelloni, auch zu den Garnelen, etwas schwierig mit dem Spinat und am besten eigentlich solo.

 

Nachspeisen

 

III.1 Kakaowürfel mit flüssigem Mangokern, dazu Pol-Roger Rich (demi-sec) NV

Ziemlich mastiger kleiner Kakaoklotz, der an Eiskonfekt erinnert, die Mangofüllung hätte mehr Biss und Säure benötigt. Nicht völlig unproblematisch aber mit etwas gutem Willen dazu der Demi-Sec von Pol-Roger. Der ins Zitrusfruchtige neigende Champagner ist gar nicht so arg süss und daher ein heikler Partner für Desserts. Mit dieser eher bitterschokoladigen und ziemlich buttrigen Kreation kommt er, wenn man nicht partout in den Diabetikerhimmel will, gerade noch zurecht.

 

III.2 Quittenmousse mit Lakritzreduktion, dazu Charles Heidsieck Blanc de Millenaires 1995

Feine, sehr saubere Quittenaromen, angenehm samtige Textur, dezente Süßholzaromen, die auch nicht stärker hätten sein dürfen. Diesen Blanc de Blancs muss man allein deshalb zur Quittenmousse trinken, weil er die Quittenaromen so völlig auf Augenhöhe wiedergibt. Da die Quittenmousse nicht zu süss ist, wirken die Aromen prachtvoll und holzschnittartig vergröbert, aber immer noch sehr kunstvoll.

Krug: Clos du Meunier in Aussicht?

Nach dem legendären Blanc de Blancs Clos du Mesnil (der Eigentümer Julien Tarin hat die Parzelle 1973 an Krug verkauft, deren Jungfernjahrgang von dieser Anpflanzung war der 1979er Clos du Mesnil) hat das Edelhaus jüngst einen Blanc de Noirs Clos d'Ambonnay (100% Pinot-Noir, Jungfernjahrgang 1995, Nachfolgejahrgang 1996 wird Anfang 2010 erwartet) herausgebracht. Und dieser Weg wird konsequent weiter beschritten: Offenbar plant man bei Krug, einen dritten "Clos" herauszubringen – und zwar einen 100% Pinot Meunier. Krug gehört zu den wenigen Häusern, die in ihren Spitzenchampagnern Meunier verwenden, insofern wäre es höchst wünschenswert und lehrreich, einen reinen Meunier von Krug zu trinken. Wenn sich der Preis indes ebenso konsequent nochmals verdoppelt, gibts im Marnetal natürlich auch viele andere hübsche Alternativen aus 100% Pinot Meunier.

Mittagessen bei Billecart-Salmon, Abendessen bei Ruinart

Besuch bei Billecart-Salmon

Vin Clairs, Probe, Jahrgang 2009

weiß vinifiziert:

I. Pinot-Meunier aus Charly-sur-Marne, Tankausbau, noch vor dem biologischen Säureabbau

Farbe von ziegelrotem Staub, wirkte in der Nase zunächst reif, jedoch mit flüchtiger Säure/Klebstoff. Dann Fruchtentwicklung, argûmes, Grapefruit. Im Mund irre sauer und auch etwas salzig. Wie die Basis für eine Zitronen-Pfeffer-Sauce.

II. Pinot-Noir aus Mareuil-sur-Ay, Tankausbau, Einzellage Les Traverses direkt südlich vom Clos St. Hilaire

Etwas helleres rotes Schimmern als beim PM, Apfel-, Birnen-, Bananennase. Weiße Blüten, wieder Klebstoff. Schlankere Säure, als der PM, im Mund eng, dicht, auch klebstoffig und etwas salzig.

III. Chardonnay aus Le Mesnil, Tankausbau

Runde, weiche Nase, Nashibirne, im Mund wenig Salz, viel Säure. Mineralisch, steinig und etwas scharf.

IV. Chardonnay aus Le Mesnil, Holzfassausbau

Heller, klarer Wein. In der Nase Vogelbeeren, Quittenmus, Holz, Akazienhonig, Passionsfrucht, ziemlich exotische Mischung. Im Mund sehr mineralisch, heftigere Aromenentfaltung aber auch etwas schlankere Säure als beim tankausgebauten Le Mesnil.

rot vinifiziert

V. Pinot-Noir aus dem lieu dit Valofroy am Clos des Goisses, noch vor dem biologischen Säureabbau

Schweflig, reduktiv, Nase wie kalter Eiersalat mit hellen Früchten wie Apfel oder Birne. Langsam entwickelt sich dann Erdbeere, im Mund schon ziemlich robust, bei mittlerer Struktur. Sanftes Prickeln. Elsässer Pinot-Stil.

VI. Pinot-Noir, Reservewein

Farbe und Nase wie ein Bourgogne-Epineuil. Warm, leicht holzig, seidig, etwas Silex, Kirschpaprika, wenig Tannin.

VII. Rouge de Reserve, Mix aus den Jahrgängen 2008 bis 2003

Gegenüber dem 2009er PN de Reserve mehr Erdbeere, stärker entwickelte rote Früchte und etwas mehr Komplexität, sonst ebenfalls leicht und frisch, kaum Tannin.

Die Champagner:

VIII. Rosé NV ohne Dosage aus der Tirage 2008 (wird erst Mitte 2010 mit ca. 9g/l Dosage in den Handel gelangen), 40 CH, 30 PN, davon 7% Stillwein, 30 PM

Helles Rot, Weinbergpfirsich, Pfirsich, Walderdbeeren, Himbeeren, dabei eine sehr präsente Säure am gaumen, auch etwas Tannin merkt man. Noch nicht ganz reif, etwas alkoholisch und wild.

IX. Rosé NV aus der Tirage 2007, dégorgiert Juni 2009, 9 g/l Dosage,

Weicher als VIII., mehr Erdberr-Sahne-Bonbon, auch Weinbergpfirsich und Pfirsich-Maracuja-Joghurt, aber nicht säurearm. Außerdem Zitronenmelisse und Minzblatt.

X. Elisabeth Salmon 2000, wie alle Elisabeths 50 CH/50 PN, 10% Holzfassanteil, 10 g/l Dosage, der zugegebene Stillwein stammt aus Valofroy.

Zunächst Schwefel, heisser Backstein, auch Salz und mineralische Töne. Dann Sahne und ein sehr langsames entblättern bis auf die feinste Spitzenunterwäsche. Ein erotischer Champagner, der nicht mit nackter Haut, sondern durch das Spiel mit den verdeckten Reizen punktet. Sportlicher, jugendlicher Körper. Ideal dazu die Erdbeersuppe, die im Crayères extra zu diesem Champagner kreiert wurde.

XI. Elisabeth Salmon 1998

Reifer, griffiger, wollüstiger als die 2000er Elisabeth, aber immer noch von damenhafter Zurückhaltung gekennzeichnet. Dichte, vollmundige und kräftige Beerenaromen, kandierte Zitrusfrüchte, gelierter Konfekt und gesalzene Mandeln. Eher der Typ angehendes Rubensweib.

XII. Elisabeth Salmon 1996

Reduktive, feuersteinige Nase und eine milde Note von gerösteter Brotrinde, Toast und sehr wenig Frucht. Erst mit Luft kommen Früchtebrot, Honig, Rosinen, braune Butter zum Vorschein. Wild, aber weiblich, amazoniger Champagner mit viel Säure. Im Übergangsstadium zur ersten großen Reifephase mit sich ankündigenden Pilzaromen. Ganz ohne Zuckerschwänzchen.

Mittagessen bei Billecart-Salmon

XIII. Gougères und Blanc de Blancs Grand Cru NV aus überwiegend Avize, Rest ist Chouilly, Cramant, Le Mesnil, Basisjahrgang 2005, Dosage um 7 g/l

Sehr mineralische, etwas chlorierte Nase. Gut strukturiert, aber aromatisch eng, wirkt relativ mild dosiert und trotz der dünnen Nase eher saftig als streng. Langsamentwickler, der gut zu den teilweise mit Quark und Speck abgestimmten Windbeutelchen passte.

XIV. Tranchen von Ris de Veau und Foie Gras in Trüffelaspik, dazu Vintage 2004, 66 PN, 33 CH, 3 g/l Dosage, dég. Feb. 2009

Butter und Haselnuss. Ein Champagner, der sich gegenüber dem Trüfelaspik wohltuend im Hintergrund aufhielt und auch das Ris de Veau bzw. Foie Gras nur mit seiner sanften Herbe umspülte.

XV. Kabeljau, mit hauchfeinen Chorizoscheibchen auf der Haut gebraten mit Coco de Paimpol (sehr feine weisse Böhnchen), dazu Blanc de Blancs 1998 Grand Cru aus 50% CH mit Malo und 50% CH ohne Malo, 10% Holzfassanteil, 5 – 6 g/l dosiert

Waldmeister, Campher, Weißdorn, Torrone, Pasta di Mandorla und im Mund eine lebensbejahende, kräftige aber unaufdringliche, wie selbstverständlich vorhandene Säure. Wie ein frischgewaschenes Lieblingsfrotteehandtuch. Damit auch ideal zum Fisch und eine großartige Kombination mit den Aromen von Fischhaut und Chorizo. Zienlich langer Abgang.

XVI. Käseauswahl, dazu Malescot St. Exupéry 1997

Schmale Nase mit Graphit, etwas mehlig. Gemüsig, Paprika, etwas Kirsche und Milchschokolade. Im Mund der gleiche Eindruck, ergänzt um rosa Pfeffer. Entwickelt sich zu einem braven, warmen Wein.

XVII. Türmchen aus Babyananasscheiben mit Senteurs des Iles und Dattelmus, dazu Elisabeth Salmon 1991

Reifer, fetter, leider etwas alkoholischer Champagner aus einem der kleinen Jahrgänge. Mürbeteig, hefig, toastig. Süssliche, etwas parfumierte Nase mit Maronenduft. Im Mund wider Erwarten sehr frisch mit etwas metalischer Säure, machte sich sehr gut zu den Datteln und konnte auch mit der Ananas noch mithalten.

Besuch bei Ruinart

I. Rosé NV, 45 CH, 55 PN, davon 18% Stillwein aus unterschiedlichen Jahrgängen, Basisjahrgang 2005 mit 25% Reservewein aus 2004 und 2002, 11g/l Dosage

Fruchtig, an die großen Burgunder angelehnte, aber mit Betonung auf Kirsche und Erdbeere gelegter etwas zu plakativ geratener Nase, auch im Mund recht süss; trotzdem immer wieder eine Freude.

Abendessen bei Ruinart

II. Avokado-Zitronenmus auf Krebsfleisch und kaltem Pomelogelee, dazu Dom Ruinart Rosé 1996, 85 CH, 15 PN Stillwein, 6 – 7 g/l Dosage.

Harter, strenger, noch sehr enger Champagner, dessen Duft auch Komponenten von gemahlenem Krebspanzer und Jod enthält. Überwiegend jedoch feine, reife rote Beeren, im Mund dagegen ein überraschend “weißer” Charakter. Silbrige, glanzhelle Säure, die sich erstklassig zur Avovado und zum Pomelogelee verhält, außerdem Erdbeere-Orangen-Pfeffer-Kombination mit viel Spiel.

III. Gambafrikassée mit Purée von weißen Rübchen und vanillierten Kartoffeln, dazu Dom Ruinart Rosé 1988, dég. 1999,

Brot, Röstnoten, Butter, Marmeladenbrötchen, Mandeln, Vanille, alles durcheinander. Im Mund so weich wie sich ein vielgetragener Ziegenlederhandschuh anfühlt, mit reifer Süße. Blutorangenaroma, später dann Kerbel, Estragon, Fenchel und Champignonaromen. Hat noch immer sehr viel Kraft und Potential. Mein Favorit des Abends.

IV. Tandoorischeiben von der Ente mit Reis, dazu Dom Ruinart Rosé 1990 en magnum

Gediegen, rund und weich, mit Orangen, Kumqat, Mandarine, Nektarine, sehr jahrgangstypisch. Im Mund lebhaft, mit erwachsener Säure, und ganz langsam mürbe werdender Art von reifen Pitahayas; wirkte dennoch älter, als der 88er und entwicklete sich an der Luft auch etwas schneller.

V. Käseauswahl von altem Mimolette, sehr alten Gouda und Tête de Moine, dazu weiterhin Dom Ruinart Rosé 1990 en magnum

Am schönsten fand ich den 90er zum alten Mimolette, die beiden sind wie füreinander geschaffen. Der alte Gouda nahm den Dom Ruinart auch sehr gut an, weniger gelungen war die Kombination mit dem Tête de Moine, der den Champagner unnötig herb wirken liess.

VI. Brioche perdue mit gebratenen Erdbeeren, Vanilleeis und Erbeermus, dazu Ruinart Rosé NV

Fand ich nicht zwingend, die Kombination, mir hätte ein Marc de Champagne dazu besser gefallen, sonst lieber reines, leicht sprudelndes Wasser. Das Brioche perdue war allerdings extrem gut.

Mittagstisch im Berceaux, Abendessen bei Duval-Leroy

Berceaux (http://www.lesberceaux.com/)

Leichte Bistroküche:

I. Hasenterrine mit grünem Spragel und Cornichons, dazu Claude Cazals, Blanc de Blancs 2000

Ich bin kein besonderer Fan vom 2000er Jahrgang und die meisten Champagner dieses jahrgangs sind völlig überflüssig. Nicht ganz so bei Cazals. Das Haus in der Côte des Blancs, das die Gyropalette erfunden hat, gehört zu den stabilen Jahrgangsvinifikatoren und der 2000er hier zeigte sich gut ausgewogen zwischen crèmiger Textur, leichter Mineralität und bei merklich fortgeschrittener Reife noch immer igelartig rundherum angelegten Säurespitzen, sonst eher weich. Zu den Cornichons eine gute Wahl, zur Hasenterrine sowieso völlig unproblematisch.

II. Lachs auf Pilzbett, dazu Agrapart, Blanc des Blancs “Les 7 Crus”, tirage Mai 2007, dég. Aug. 2009

Auch von Lachs bin ich kein so besonderer Freund, denn die meisten Kombinantionen mit diesem wie Hausschweine im Wasser gezüchteten Fisch sind schon zur Genüge ausprobiert und penetriert worden. Zu den besseren Kombinationen gehört die von gebratenem Lachs mit einem frischen Pilzbett. Wenn dann noch der Champagner ok ist, lasse ich mir das gefallen. Und Agrapart gehört bekanntlich zu den Könnern. Seine 7 Crus sind das, was man unkompliziert, aber gut nennen kann. Die nördlicheren Crus bringen Saft, die mittleren Crus bringen Struktur, die südlichen Crus bringen Mineralität, hier allerdings nur relativ wenig Säure ein und das ganze ergab einen einfachen, aber gelungenen Gang. Angenehm war die Kombination mit den Pilzaromen, die sich beim Agrapart noch lange nicht finden, von denen man sich aber bereits vorstellen konnte, dass sie einmal sehr gut stehen werden.

III. Haselnusseis mit Birne und Nougatsauce, dazu weiterhin Agrapart, BdB Les 7 Crus

Birne und Nougat vertrugen sich sehr gut mit den jugendlichen, frischen Aromen des Champagners und hier war es ähnlich wie mit den Pilzen: die Speisearomen von Birne und Hanuta fanden sich nur andeutungsweise, Birne stärker als Hanuta, bildeten aber eine stimmige Ergänzung.

Champagne Duval-Leroy, Verkostung mit chef de cae Sandrine Logette-Jardin

I. Fleur de Champagne Premier Cru

70 CH aus Vertus, Trépail, Chouilly, 30 PN aus Bouzy, Ambonnay, Verzennay, Basisjg. ist 2006, Reserveweine aus 2005, 10g/l dosiert

Der FdC gehört zu den leichten, feinen und fruchtigen, im Mund rgendwie volatilen Champagnern, die mit ihren 10 g/l einen grossen Konsumentenkreis ansprechen, ohne direkt Massenchampagner zu sein. Die Chardonnays selbst sind schon von mildsaftiger Art und bekommen durch die klassischen Pinots aus den großen Crus der Montagen de Reims eine anteilsmässig kleine, aber sehr feine Gesellschaft. Erinnert an Kokos und Noisette, mittellang, dann aber auch sehr abrupt weg.

II. Brut Tradition

60 PN, 30 PM, 10 CH aus allen Ecken der Champagne, Basisjg. 2006, 20% Reserveweine aus 2004 und 2005, 9g/l dosiert, dégorgiert Juli 2009

Der Standardbrut ist wie ein kleiner Fleur de Champagne mit 30 PM und einer einfacheren Frucht. Roter Apfel in der sonst zurückhaltenden Nase, auch rote Trauben, wenig Säure. Die etwas niedrigere Dosage macht sich geschmacklich nicht dermassen bemerkbar, dass der Champagner trockener wirkt, als der FdC, sondern wegen seiner sowieso leichteren Art kommt er am Gaumen sogar ein klein wenig süsser an. Eher ein Massenprodukt.

III. Blanc de Blancs 1999, 50% Vertus, Rest Chouilly, Avize, Cramant, Oger, Le Mesnil, 7% Fassausbau, 4 g/l dosiert, dég. 06/2009

Kokos, Toffee, rote Apfelschalen, nasses Holz. Im Mund schon reif, entwickelt und etwas mürbe, dabei wenig und immer noch gut strukturiert, körperreich und saftig, mit Spuren von Kreide. Wirkt nicht wie ein Extra Brut und kommt mit etwas Luft erfreulich aus der Reserve. Jetzt trinken.

IV. Femme de Champagne 1996 (davon gibt es zwei Chargen: eine ist während des Hefelagers mit Kronkorken verschlossen, die andere mit Naturkork – wir hatten die mit Naturkork), 79 CH aus zwei kleinen Parzellen in Chouilly, 21 PN aus Bouzy und einer Parzelle in Ay, direkt neben der berüchtigten côte aux enfants von Bollinger, 7% Holzfassausbau und Dosage < 5g/l

Kokos und Rauch, flintig und immer noch ziemlich unruhig. Thymian-Rosmarinnnoten, bei hoher Säure noch ziemlich enge Aromatik.

V. Clos des Bouveries 2003 sans dosage (die im Handel erhältliche Version hat 2,5 g/l), Blanc de Blancs aus einer rein östlich exponierten Hanglage auf halber Höhe bei Vertus, jeweils hälftig Inox-/Holzfassausbau, gerade erst dégorgiert

Der reinste Kräutergarten, sehr weiche, blumige Nase, Blütenstaub, auch Butter, kandierte Zitrusfruchtschalen und Kreide. Im Mund alkoholisch, recht herb, ein bisschen kratzig und von der Stilistik her dem 2003 by Bollinger nicht unähnlich.

VI. Clos des Bouveries 2004 mit ca. 3,5 g/l dosiert, sonst wie der 2003er, dégorgiert April 2009

Viele viele getrocknete Kräuter, insgesamt eine viel leichtere, beschwingtere und sorglosere Art als der etwas verklemmt wirkende 2003er CdB, kandierter Apfel, Schaumgummierdbeeren, aber auch Duft von Lindenblättertee. Zuckerwattefeeling im Mund, außerdem leicht, seidig, kalkig, mit einer Spur Süßholz. Mein Favorit von Duval-Leroy.

VII. Brut Rosé (ehemals Rosé de Saignée), reiner 2006er, was aber nicht angegeben wird, PN aus Vertus, Verzennay und Ambonnay, als Saignée, dazu CH aus Vertus und Pinotstillwein, 10 g/l dosiert

Intensives Rosé mit blau-violetten Reflexen. In der Nase Erdbeer-Himbeermix, ein Hauch Feuerstein, vielleicht vom Schwefel. Burgundischer Charakter; die Expressivität der Pinot-Noir ohne hinderliches Tannin. Mir etwas zu süß.

Bei Duval-Leroy gab es natürlich auch zu essen:

VIII. Ris de Veau mit Windbeuteln und grünem Gemüse, dazu Blanc de Blancs 1999 en magnum mit 6g/l Dosage und Fleur de Champagne Premier Cru

Die Überraschung des Abend war der 99er aus der Magnum. Völlig anders, als aus der Normalflasche, viel eleganter, mit fröhlicher, ausgelassener Säure und unbeschwerter, verspielter Aromatik. Wirkte wesentlich jünger. Wieder mal ein Beispiel, dass man Champagner am besten nur aus Magnums trinken sollte. Das Ris de Veau geriet dabei völlig in den Hintergrund, was aber gar nicht weiter schlimm ist.

IX. Lammcarrée, dazu Femme de Champagne 1996 en magnum, dég. April 2009

Zum Lammcarrée machte sich die Femme de Champagne aus der Magnum sehr gut. Das aromatische Lammfleisch konnte zusammen mit den Thymian/Rosmarin-Kräuteraromen der Femme nur gewinnen und zusammen mit der Säure liess sich das Lämmchen gleich viel besser essen, fast, als hätte man vier eiss- und Schneidezähne mehr im Mund.

X. Schokomuffin mit flüssigem Kern und Sauerkirschspiegel, dazu Brut Rosé

Trotz seiner deutlichen Süße als standalone Champagner war die Kombination hier nicht einfach. Die Schokolade war zwar eher herb als süß, machte dem Rosé aber dennoch zu schaffen. Gelungen war die Zusammenstellung mit den sehr sauren Sauerkirschen, so dass der Champagner sich aromatisch zwischen den beiden Speisekomponenten bewegen konnte.

abschließend Käse (St. Nectaire, Langres, Brie fermier, Bleu) und Sarments Chocolat et Orange

Mir gefiel gut der Rosé zum Brie fermier und zum St. Nectaire, aber auch der Blanc de Blancs konnte hier nochmal überzeugen.