Die Weine aus dem Würzburger Stein, vorgestellt von Robert Haller (Bürgerspital), Michael Jansen (Staatlicher Hofkeller) und Horst Kolesch (Juliusspital).

I.1 Bürgerspital, Silvaner Kabinett trocken 2009

Der Wein ist holzfassausgebaut, trumpft damit jedoch nicht unangemessen auf. Abklingende bananige Primärnoten gehen in eine weinige, pfeffrig unterlegte Blumigkeit über, mit gelinder Salzigkeit, leicht wärmendem Alkohol und gemäßigter Kraft.

I.2 Juliusspital, Silvaner Kabinett trocken 2009

Holzfassausbau und ein leichtes Prickeln. Apfel, Melone, Limette, Crèmigkeit und Schmelz wollten sich mir nicht so mühelos offenbaren, wie von Horst Kolesch vorgegeben. Den salzigen Zungenrand und eine gewisse rauchige Flintigkeit habe ich durchaus wahrgenommen. Mit sehr viel Luft zeigte sich dann crèmiger Schmelz, die Früchtearie blieb dennoch aus.

I.3 Staatlicher Hofkeller, Silvaner Kabinett trocken 2009

Dafür legte der Staatliche Hofkeller los. Stahltankausbau war der präzisen Frucht förderlich, Apfelmus und Rhabarebr, Passionsfrucht und Litschi, Buttercrèmetorte und Melone, also im Grunde das, was beim Juliusspitäler nicht recht aus den Startlöchern kam, verbunden noch mit einer feinen Würze und langem, mineralischem Nachhall. Mein Liebling in diesem flight.

II.1 Bürgerspital, Riesling Kabinett trocken 2009

Mineralisch, dicht, dunkel und eng, schwer entzifferbar und irgendwie moosig, später dann mit etwas mehr Saft war der Riesling. Der insgesamt sumpfige Charakter wurde von der rundlichen und weichen Säure noch verstärkt.

II.2 Juliusspital, Riesling Kabinett trocken 2009

Als filigran, jugendlich, förmlich aus dem Glas herausspringend, mit Weinbergspfirsich, Grapefruit und Blutorange wurde dieser kontinentaltypische Riesling vorgestellt. Salzig natürlich mal wieder, und mit einer rauchigen Note, dem Steincharakter eben. Ich fand den Wein von Apfel- und Quittenmus geprägt, von leichter, sportlicher Bauart, mit reifer Zitrusfrucht und leichter Herbe.

II.3 Staatlicher Hofkeller, Riesling Kabinett trocken 2008

Würzig, pfeffrig, mit ausbalancierter Süße/Säure und einer in Richtung Spätlese weisenden Nachhaltigkeit, so Michael Jansen. Auch ich fand den Wein sehr ausdrucksvoll, mit einer reliefartig herausgearbeiteten, sehr plastischen Aromatik von Limettensaft und Honigwaffeln, mit Puffreis und langem, mit Vibrato verklingendem Abgang.

III.1 Bürgerspital, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

Ein sehr homogener flight von Weißen Burgundern kam sodann ins Glas. Würzig und leicht salzig, mit aprikosiger, sämiger, nicht klebriger Süße. Rund und fein, saftig und weich.

III.2 Juliusspital, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

In der Nase erstmal eine ordentliche Ladung Bienenwachs. Am Gaumen geringfügig griffiger als das Bürgerspital, leicht prickeln, vielleicht auch minimal hitzig, paraffinig und herb.

III.3 Staatlicher Hofkeller, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

Nach dem Bienenwachspfropfen nun fast gar keine merkliche Nase, was ich nicht als Eleganz missdeuten möchte. Im Mund allerdings schon eine leichte, sehr delikate Frucht mit massgeschneiderter Fruchtsäure.

IV.1  Bürgerspital, Silvaner Spätlese trocken 2008

Mineralisch, wie es die speisefreudigen Silvaner aus dem Stein offenkundig sind. In der Nase noch nicht sehr begeisternd, dann aber vollmundig, mit mehligen Äpfeln, weiniger, runder als der Kabinett.

IV.2 Juliusspital, Silvaner Grosses Gewächs trocken 2008

Natürlich war das Grosse Gewächs mineralisch, interessanter noch war hierbei die Balance zwischen pfeffriger Schärfe, dem Anflug alkoholischer Hitze und dichtgepackter Frucht. Wenn sich dieses Knäuel kunstvoll entfaltet, wird der Wein in den nächsten Jahren eine Referenz erster Güte für den Würzburger Stein abgeben.

IV.3 Staatlicher Hofkeller, Silvaner Grosses Gewächs trocken 2008

Feingliedrig, dicht, voll, saftig und schmelzig sollte das GG vom Hofkeller sein. Ich fand zunächst nur Kräuter und Suppengemüse in der Nase. Darunter versteckte sich ein schlanker, aber sehr schüchterner Wein, dessen leichte Herbe sich mit Luft positiv entwickelte und dem Wein eine mühelose, wenngleich geordnete, crèmig-samtige Eleganz verlieh. Daher mit einer Nasenspitze Vorsprung vor dem Juliusspital mein Favorit im flight

V.1 Bürgerspital, "Hagemann" Riesling Grosses Gewächs trocken 2007

Riesling mit understatement. Bescheidene gelbe Frucht, sparsame Litschi. Dafür sehr viel Druck und langer Nachhall. In so dürren Worten lässt sich der Wein gewiss beschreiben, leider geht dabei völlig verloren, wie viel bei diesem Wein unter der betont glatten Oberfläche brodelt. Ich kann nicht sagen, ob der Wein in eine Transformationsphase geht oder bald aus einer herauskommt, aber ich fand den Wein sehr unruhig und kurz vor dem aufplatzen, unter Freisetzung aller aufgestauten Lebenslust und Früchteopulenz. Sehr vielversprechend!

V.2 Juliusspital, Riesling Grosses Gewächs trocken 2008

Fruchtbalance, Zitrus, Blutorange, Grapefruit, stahlig, fordernd, lang, frisch und druckvoll. In allen Facetten etwas ruppig und trotz einer sich ankündigenden Popreisnase, die nach meinem Eindruck immer mit einer gewissen Beruhigung und Arrondierung einhergeht, noch ein junger, wilder, etwas hitziger, auch süffiger Wein mit weichem Kern.

V.3 Staatlicher Hofkeller, Weißer Burgunder Grosses Gewächs trocken 2008

Etwas ungünstig war der Weiße Burgunder nach den Rieslingen platziert. Hiervon werden nur 1200 Fl./ha gewonnen und teils im Stahltank, teils im Bordelaiser Barrique ausgebaut, um dann rückverschnitten zu werden. Mit seiner milden, flachen Säure und der glatten, geschmeidigen Art konnte er sich nicht mehr gegen die Rieslinge durchsetzen.