Fast schon so viel Tradition wie die amerikanischen Präsidentschaftwahlen hat der mittlerweile 44. Champagne-Wettbewerb der deutschen Hotelfachschulen, mit dem diesjährigen Prüfungsthema „Champagne – ein Lebensgefühl“. Dieses Jahr wurde er erstmals mit drei gemischten Schulteams der fünf deutschen Traditionshotelfachschulen Berlin, Dortmund, Hamburg, Hannover, Heidelberg, durchgeführt. Jeweils fünf Teamster, einer von jeder Hotelfachschule, erarbeiteten am ersten Tag ein gastronomisches Konzept für eine fiktive Betriebsgründung, bei der Champagner als unterscheidungsstarke Positionierung im Mittelpunkt stehen sollte. Die drei gemischten Teams mussten außerdem ihr Wissen über Champagner in einer Fachkundeprüfung mit Blindverkostung und budgetierter Champagner-Empfehlung zu einem Menü am zweitwn Wettbewerbstag unter Beweis stellen. Der Champagne-Wettbewerb fordert jedes Jahr auf’s Neue die Schüler durch Arbeit in Projekt-Teams, führt zu ausgeprägter Vernetzung untereinander und bildet einen wichtigen Teil der späteren, hochvolatilen beruflichen Realität im Gastgewerbe ab, viele der besten Absolventen werden sich bei ihren späteren Laufbahnen sicher noch mehrmals im selben Haus wiederfinden, aufeinander folgen oder miteinander zusammenarbeiten. Die Jury-Teilnahme hat mir deshalb aus Sicht des Champagner- wie auch des Rechtspraktikers (mit einer Vielzahl von Mandaten im Gastgewerbe, bei denen die Besonderheiten der Branche fast immer eine wichtige Rolle spielen) sehr viel Spaß gemacht. Auch bei der Abendgestaltung gab es nichts oder nicht viel zu meckern, Champagne Robert Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru ist schon seit Jahren eine sichere Bank und seit Pierre Amillet sich in einer der Winzervereinigungen engagiert, hat der Erzeuger noch einmal Schwung von innen heraus erhalten, was man im Restaurant La Gare in Le Mesnil, direkt gegenüber vom Weingut, schön und günstig nachvollziehen kann.

Zu essen gab es nach dem Wettbewerb Westfälische Tapas, dazu Boizel brut Ultime Extra Brut, den ich möglicherweise zum ersten Mal überhaupt getrunken habe. Passte gut, wirkte allerdings ziemlich reif und süß. Danach gabs Zanderfilet unter Pinienkernkruste auf Linsen und Veuve Devaux Blanc de Noirs Brut, was anstandslos zusammenging, vor allem Zander hat es mir ja, trotz seiner Grätigkeit, schwer angetan.
Ein kleines Rosé Champagne Sorbet sorgte für Erfrischung vor dem Kalbsfilet Sous Vide, mit Billecart-Salmon Brut Rosé, wobei man erneut praktisch nichts falsch machen kann.
Westfälische Pumpernickel-Crème mit Kirschen, dazu Pannier Séduction Demi-Sec, passten für mich nicht zusammen, aber das ist ja ein ewiges Thema, zu dem ich nicht jedes Mal noch weitere unnütze Worte verlieren muss.