1. Gardet Selected Reserve
Drittelmix mit 25% Reserve aus dem Eichenfass und zusätzlich einjährigem Fassausbau
Hefig bis bierhefig, jung, unuhig, unausgewogen, noch keinerlei Spuren von Reife. Der bierhefige touch wie ich ihn zuletzt bei den Champagnern von Tribaut-Schloesser sehr unangenehm empfand, ist hoffentlich eine vorübergehende Erscheinung oder ein individueller Flaschenfehler gewesen. Werde ich demnächst verifizieren.

2. Bérèche Père et Fils Brut Rosé, dég. Sep. 2010
Von meinem letzten Besuch bei Bérèche habe ich diesen Rosé mitgebracht, den ich in meiner Hast und Gier schon bei zwei anderen Gelegenheiten verheizt habe. Belebend, spritzig, an der Zungenspitze blüht er richtig auf, umfasst die ganze Zunge und klingt dann etwas zu kurz nach hinten hin ab. Erdbeere, Baiser, Knisterzucker.

3. Dosnon & Lepage Récolte Noir, dég. 2. Halbjahr 2007
100PN
Einer der ganz starken kleinen Champagnererzeuger. Aube-Avantgarde, die beiden Macher stammen aus dem Kaff Avirey-Lingey, der eine hat Champagnererfahrung bei den ungleich größeren Herstellern Serge Mathieu und Moutard gesammelt, der andere als Strafverteidiger in Paris. Der Ertrag von zwei ha eigener und fünf ha fremder Rebfläche steht den beiden zur Verfügung und reicht für ca. 50000 Flaschen im Jahr. Wenn die kontinuierlich das Niveau des Récolte Noir halten, ist die glänzende Zukunft des sympathischen Labels gesichert. Der Blanc de Noirs ist üppig ausstaffiert mit blumigen, nobel-holzigen, überaus delikaten und recht burgundischen Aromen, wirkt an keiner Stelle schwächlich oder weichgelegen-morbid, ja schwingt zu meinem größten Entzücken noch mit einem kecken Schwanzwedeln originell aus, resp. das Halsinnere hinab. Einer der Champagner, mit denen sich die Mehrdimensionalität von Champagner wunderbar erfahren lässt.

4. Ulysse Collin Blanc de Noirs, dég. 16. März 2010
Dieser Champagner vereint alles, was ein Blanc de Noirs in sich vereinigen muss. Er ist prächtiger und größer dimensioniert als der Dosnon-Lepage, was ihm aber fehlt, wie mir mit zunehmender Flaschenreife auffällt, ist ein kleines bisschen Säure. Ich kann nicht sagen, ob ihm das im Alter das Genick brechen wird, oder ob er das nonchalant aus dem Füllhorn seiner Möglichkeiten überspielen können wird. Mir scheint aber klar zu sein, dass dieser Champagner momentan für sich die Weichen stellt. Ich würde ihn noch dieses Jahr trinken, dann aber für mindestens fünf Jahre ruhen lassen. Dann ist er entweder noch ein Stück gewachsen, oder aber er hat dann begonnen, sich zurückzubilden.

5. Champagne Mumm Cordon Rouge Millésime 1985
Auf dem Niveau eines reifen Piper-Heidsieck Rare bewegte sich der vermutlich letzte große Mumm-Jahrgang vor der Krise des Hauses. Mokka, Röstaromen, Speck. Kraftvoll anschiebend und mit Wucht gegen den Gaumen prallend, was frelich nur das halbe Vergnügen ist, oder gar keins, wenn man die röstigen Champagner nicht so sehr mag. Für mich war’s schön.

6. Drappier Grande Sendrée Rosé 2004, dég. Juni 2008
Ganz zauberhaft war die Grande Sendrée Rosé, feinstschlanke, bei der Grande Sendrée offenbar sowieso nie besonders vordergründige oder sonst piekende Säure, dazu ein edles Parfum aus Wildkirsche und anfermentierter Erdbeere; elegisch.