Weiter geht's mit einigen der größeren Erzeuger, manche von ihnen sind in Deutschland bekannt und etabliert, manche nicht.

 

IV. A. de Fussigny

Eine der älteren Destillerien im Herzen von und nach eigener Angabe die letzte, die dort noch ihren Brenndienst tut. Destilliert wird mitsamt der Hefen. Das Programm setzt sich aus einer kleinen, Creation genannten Serie von Cuvée-Cognacs und einer an den verschiedenen Crus ausgerichteten Collections-Serie zusammen. Das Design ist modern, mit grellem Orange und einem schlichten Wappenlöwen, ganz gezielt weggerichtet vom verschmockten Großvater-Image des Cognacs. Hier habe ich erstmal nur den Selection und den 25 Jahre alten XO Fine probiert, der sich weich und ausgewogen, mit Salznote und Wacholder präsentierte.

 

V. A.E. Dor

Das Haus ist der Gralshüter alter Eaux de Vies. Sein Gründer war schlau genug, noch vor dem Beginn der Reblauskatastrophe ein Reservoir feinster Brände aus der anzulegen und auszubauen. Im Paradis von A.E. Dor sind diese uralten Brände teilweise bis heute in Demijohns erhalten geblieben und können bei Bedarf den Cognacs von A.E.Dor einen unvergleichlichen und für andere Cognacerzeuger nahezu uneinholbaren Altersvorsprung geben. Die natürliche Verdunstung des Alkohols birgt natürlich auch eine Gefahr: Cognac muss von Gesetzes wegen seit 1946 einen Alkoholgehalt von mindestens 40% aufweisen. Lange im gelagerte Brände fallen aber mitunter auf bis zu 30% herab. Daraus lässt sich dann kein Cognac mehr bereiten. A.E.Dor erwirkte deshalb als erstes Haus überhaupt im Jahr 1951 eine Ausnahmegenehmigung für die Verwendung seiner alten Brände.

1. VS Selection

B/FB

Fünf Jahre gereift. Leichte Seifigkeit und Mineralität werden aufgewogen durch eine für VS Cognac bemerkenswerte Tiefe, Blumenduft und reife Frucht.

2. VSOP Fine Champagne

70GC 30PC

Acht Jahre gereift. Honig, Veilchen und Limonade, sehr delikater Cognac, wirkt leichter als der VS.

3. XO

50GC 50PC

Reifte 25 Jahre. Klebstoffnase. Dann Rancio und Mahagoni, mit sehr viel Luft kommen Crème brûlée, Muskat, Orange und Safran zum Vorschein.

4. Vieille Réserve No. 6

GC

Die Nummerncognacs verkörpern den Geist des Hauses, mehr noch als die singulären Jahrgangscognacs. Die No. 6 ist reichhaltig, damenhaft und sehr gediegen, für mindestens 40 Jahre Fassreife unberührt von kräftigeren Rancioaromen, salzigsüss, ein geradezu erotischer Cognac.

 

VI. Tessendier

Die Tessendiers sind ehemals Destillateure, die durch Zukauf in die Produktionsstufe der Cognacerzeugung eingestiegen sind und sich seither stetig im Export verstärken. Ich habe ihre schottischstämmige Cognacmarke Park probiert, daneben gibt es weitere wie Monteru und Comandon, die ich bei anderer Gelegenheit probieren will. Das Geschäft mit den Bränden brachte den Tessendiers in der jüngsten Vergangenheit beträchtlichen Ärger, als die Staatsanwaltschaft den beiden Geschäftsführern Jérôme und Lilian vorwarf, das Aroma ihrer Eaux de vie mit Eichenchips getuned zu haben. Am 7. Dezember 2012 wurden beide vom Tatvorwurf freigesprochen, nachdem sie eingeräumt hatten, tatsächlich Eichenchips in der Brandy-, nicht aber in der Cognacproduktion verwendet zu haben. Ein G'schmäckle bleibt natürlich bei sowas.

1. VSOP

Apfel, Pflaume, Cranberry, weich und süß, mit milder Teenote. Könnte man gut während der Moorhuhnjagd aus dem Flachmann trinken.

2. Borderies, single vineyard

Etwas hitziger Cognac, auch wieder mit einer merklichen kandierten Süße, die vom Vanilleton noch unterstützt wird, außerdem zarte Blumenanklänge.

3. XO Traditional

GC/PC/BB

25 Jahre gereift, mit der Tiefe und Kraft der großen Lagen, dem finessereichen, schlanken und gerade bei Einstiegs-XO beliebten Zitrusfruchtthema. Mit Luft etwas schwere Süße von Feigen, Datteln und Rosinen, dazu kommt dunkle Crème brûlée, noch eine Ladung Trockenobst, wenige Gewürze und ein unerhitzter Abgang.

4. XO Vieille Fine Champagne, Cigar Blend

GC > PC

Schokoladig, würzig, ernst. Kraftvoller als der Traditional Reserve, mit Trockenblumen, Glycerin und einer abschließenden Hitzewelle, die ich mir tatsächlich gut zur Zigarre vorstelle.

 

VII. Frapin

Im Château de Fontpinot à Segonzac von Cognac Frapin und im zugehörigen Chai Eiffel, konstruiert von Gustave Eiffel, habe ich im Winter einige schöne Stunden verbracht und einige der denkwürdigsten Cognacs unserer Zeit getrunken, darunter den Rabelais 1888, eine Hommage an den berühmten Schriftsteller und Sohn von Catherine Frapin.

1. VS

GC

Eine Seltenheit unter den VS Cognacs ist dieser hier. Reiner GC und daher eigentlich ein Verschwendung, denn das große Aroma der Grande Champagne kann ein so junger Cognac kaum entfalten, für die Mixology ist er schon wieder zu schwer und ungewöhnlich. Bei Frapin ist man sich deshalb nich unschlüssig darüber, ob der VS fortgeführt wird. Anfermentierte Erdbeere und Oolongtee, Maiglöckchen, etwas Kirsche, etwas Banane, dazu Eichenholz; von leichter, eleganter Art, für einen GC fliegengewichtig, als VS die Spitze des für diese Klasse leistbaren.

2. VSOP

Mit seiner Mischung aus Röstnoten, Kaffee, Sauce Griottine und Cranberries, der darübergelgten Zitrusschicht ist er ein faszinierender Mojitogrundstoff, eignet sich als charmanter Begleiter für nicht zu schwere Wildzubereitungen und Pâtés, kann aber auch gut für sich alleine stehen.

3. XO Fontpinot

Trocken und hitzig, ein geradezu sanguinischer Typ und damit eine gute Entsprechung zum großen Rabelais, bzw. dessen unsterblichen Romanfiguren, nicht unbedacht wohl auch die Namensgebung. Hinter der vom trockenen, den Alkohol betonenden Hitze steht bröckeliger Honig, Marille und ein leicht eingeschüchtertes Rancio.

4. VIP XO

Ein rundlicher, weicher, verschmitztfreundlicher Gourmetcognac, der Danny de Vito unter den Cognacs. Brioche und Blume, heller Tabak, und Rancio, Vanille und Dörrobst, dabei behende und von entlastender, den Magen unterstützdender Kraft.