Zwei Jahre haben die Betreiber des Mashil und Andrew Holloway vom Düsseldorfer Weinladen Rotweiss am Konzept geknobelt, nun konnte endlich die Eröffnung gefeiert werden, zu der Andrew Holloway freundlichst einlud. Auf der Karte stehen nicht sehr viele, aber dafür exzellent auf die Speisen abgestimmte Weine. Manche davon kenne und schätze ich, andere waren mir neu. Interessant war, die Weine erst solo zu probieren und dann noch einmal zum Essen. was mir allein ungelenk, überfrachtet, einseitig oder sonstwie seltsam vorkam, fand in Kombination mit den Speisen genau das jeweils fehlende Gegengewicht. Die insofern überaus gut gelungene Weinauswahl ist ein großer Pluspunkt für das noch junge Restaurant in der Düsseldorfer Oststrasse. Dieser Pluspunkt könnte dabei helfen, sich in Düsseldorf, das an asiatischen Restaurants nicht gerade arm ist, von der Konkurrenz abzuheben. Schwierig finde ich immer noch den Balanceakt zwischen authentischer und verwestlichter Küche. Mir war die Küche z.B. in Teilen schon zu stark europäisiert, Kim-Blätter und Myoel-Tzee gab es überhaupt gar keine, obwohl beide als originelles und vielseitiges Knabberzeug für die koreanische Küche unerlässlich sind. Andererseits wird man sich nicht allein auf die koreanische community am Ort stützen können und wollen, daher ist die Entscheidung für eine herabgemilderte Küche taktisch nicht zu bemängeln.

I. Glasnudelsalat (Chap-Che)

Sehr ordentlich waren die Glasnudeln, deren Dicke, Länge, Klebrigkeit und Bissfestigkeit ebenso stimmig war, wie die Mischung aus Sojasauce, Gemüseschnipseln und Pilzen. Dazu gab es scharf eingelegte Rettichwürfel (Kakdugi), die noch sehr frisch waren und gerade erst anfermentiert. Für mich hätten sie ruhig mutiger gesalzen sein können, auch die Schärfe war eher etwas für ein empfindliches Publikum. Der Sauvignon-Blanc von Didier Fenoll aus dem Pays d'Oc war hier richtig am Platz. Das lag wohl daran, dass er für einen Sauvignon-Blanc trotz anfänglicher Mineralität in der Nase und einer animierenden, rebsortentypisch grünen Note etwas breit, unfocussiert und bäuerlich-gemütlich daherkam. Gerade das macht ihn zum geeigneten Partner für den krachenden, scharfen, leicht bizzligen Rettich, dem sonst wohl nur mit asiatischem Lagerbier, oder besser noch richtigem Pils beizukommen gewesen wäre.

II. Scampispiesschen

Gelungen waren die Scampispiesschen, die vergleichsweise unasiatisch und pur daherkamen, schön bissfest waren und sich mit dem 2008er Pfalz-Riesling aus der Literpulle von Jürgen Heußler mehr als gut vertrugen.

III. Gebratene Maultaschen (Gun-Mandu)

Außen perfekt gebraten und von der der richtigen Größe, nämlich genau zwei Happen, damit man nach dem ersten reinbeissen die Füllung mit Sojasauce tränken kann. Knusprig. Die Füllung war dagegen leider etwas neutral, das konnte auch die mit frischer Frühlingszwiebel zubereitete Extra-Sojasauce nicht wettmachen. Dreissigackers 2009er Weissburgunder Gutswein schmeckte dazu dennoch bestens und war ein starker Partner für die wirklich gute Sojasauce.

IV. Scharfe Pfannküchlein (Kimchi-Jeon)

Etwas mehlig, gleichzeitig mit Sud vollgesogen und daher leicht pampig waren die relativ grossen, in vorgeschnittenen Vierteln servierten Pfannküchlein. Auch die hätten gerne schärfer sein dürfen, ein höherer Chinakohlanteil hätte den Küchlein etwas mehr Knackigkeit verliehen. Dazu gab es einen Son Prim, Blanc de Merlot, Vi de la Terra Mallorca, den ich solo wegen seines ebenso stark roten wie buttrigen Charakters und seiner üppigen Leibesfülle nicht getrunken hätte, der aber die Pfannkuchenschärfe bestens, nämlich trampolinartig auffing und aushüpfen ließ.

V. Nudeln in schwarzer Bohnensauce (Jajjang-Myeon)

Ausgezeichnet waren die Nudeln mit der Sauce aus schwarzen Bohnen, der typische herbe Muff dieser Bohnen war da, ich hätte ihn auch extrovertierter noch vertragen. Die Nudeln waren abenteuerlich lang, ganz so, wie sie sein müssen. Fast schon eine Verschwendung zu dieser einfach wirkenden Speise war der Douro von der Quinta da Covada, Pinhão Valley aus Touriga Franca, Tinta Barocca und Tinta Roriz. Warm, weich, verführerisch, samtig, aber auch sanft fordernd, verschwenderisch und wärmend, dieser Wein. Zusammen mit dem Heußler für mich Favorit des Abends.

Als side dishes gab es den in Korea sehr beliebten und in seiner Form als Eichelpudding lange Zeit sehr raren, scharfen Muk, scharf eingelegte Gurken (Oesobagi), Sojatofuwürfel (Dubu), eingelegte Spinatblätter mit Sesam (Sigumchi-Namul) und ein geschichtetes Kimchi, die alle sehr schmackhaft waren, vom Muk, das nicht jedermanns und auch nicht meine Sache ist, abgesehen.

VI. Mariniertes Rindfleisch vom Grill (Soe-Bulgogi)

Zart, saftig, mit frischen Zwiebeln, allerdings ohne Salatblätter und ohne, bzw. für mich weder sicht-, noch schmeckbaren frischen Knoblauch kam das dünngeschnittene Fleisch auf den Grill. Ruckzuck war es fertig und schmeckte mir sehr gut mit dem Douro und weniger gut mit dem
Everton Red 2008 Limited Release von Brown Brothers' Milawa Vineyards, Victoria, Australien – Mix aus Cabernet, Shiraz und Malbec. Der war mir nämlich erst zu säuerlich und dann urplötzlich zu rosiniert, letztlich also zu unausgewogen. Auch der von mir sonst sehr geschätzte Oppidom 2006 von der Domaine St. Eugène, Les 3 Tomates, Jahrgang 2006, konnte zum Bulgogi nicht überzeugen . Wenigstens schmeckte er mir aber solo zum Abschluss wieder sehr gut. In der Konkurrenz mit dem beflügelnden Douro hatte er es gleichwohl schwer.