Bei verschiedenen Gelegenheiten mitnotierte , von ganz klein bis ganz groß, von enttäuschend bis überraschend.

1. Bernard Girardin Cuvée BG

52CH 35PM 13PN
Erfrischend, zitronig, leicht, aber noch griffig. Eine unbeschwerte Morgenserenade und mehr als nur ein Frühstückschampagner zum getrüffelten Ei.

2. Paul Dangin Carte d'Or

Drittelmix

Weniger ausdrucksvoll, in der Nase mehr Cerealien als Brioche, im Mund sauerampferig. Mich beschäftigt bei dieser Art von Champagner immer die Frage, ob der Champagner Flaschenvarianz zeigt, die ins fehlerhafte geht, oder ob dieser "Stil" gewollt ist. Ich fürchte, es soll sich dabei um einen Stil handeln. Für Dangins Carte d'Or nehme ich, da es meine erste Begegnung war, Flaschenvarianz an.

3. Varry-Lefevre

90PN 10CH; Ecueil
Süffig, mit Apfel und Mirabelle, ingesamt auf der gelbfruchtigen Seite; schon mit bemerkenswerter Reife, wobei ich natürlich nichts über den reserveweinanteil weiß. Und siehe da, ein weiterer Erzeuger aus Ecueil, den man auf dem Plan haben darf.

4. Collard-Picard

50PN 50PM
Frisch, glatt, säuerlich-schlank, Haselnuss und zitronige Sauce Gribiche, quirlig, aber etwas kurz. Zwischen diesem Einstiegschampagner und der Spitzencuvée des Hauses, den herrlichen Les Archives, klafft noch ein ziemlich großer Spalt. Schön wäre es, wenn sich die einfacheren Cuvées künftig weiter nach oben orientieren könnten.  

5. Henin-Delouvin Brut Tradition
Sehr überrascht hat mich dieser Chez Max getrunkene Standardbrut des 7-ha-Erzeugers aus Ay. Großzügig, aber nicht unfokussiert, schmiegt sich bis in die letzte Gaumenfalte. Das Latexkleid unter den körperbetonten Textilien.

6. Dourdon-Vieillard Brut Tradition
Noch eine Überraschung, diesmal von Fabienne Dourdon aus Reuil. Obstig. Von Peter Maria Schnurr aus dem Leipziger Restaurant Falco habe ich wenig später molekularküchenangehauchte Soja(?)/Joghurt-Multivitamin-Drops bekommen, die so ähnlich schmeckten. Trotz gewisser Anklänge an den fruchtigen Stil mancher großen Häuser kein blockbuster, dafür sehr ordentliche Ware, die sich in starkem Umfeld bemerkbar zu machen verstand.

7. Lilbert Fils Brut Grand Cru
Orange, Marzipan, Bitterschokoladenganache, Rum. Für einen 2002er vielleicht etwas überladen und man muss sich fragen, wie lange das Grundgerüst dieses Champagners die Aromenlast noch tragen kann. Ich bin aber bereit, das Lagerrisiko einzugehen.

8. Coessens L'Argillier de Noirs

Einer der Aube-Lieblinge in der französischen Champagnerkritik. Hierzulande völlig unbekannt. Gewöhnungsbedürftiger Stil, wenn man Aube mit Behäbigkeit gleichzusetzen gewohnt ist. Für mich auf Vallée de la Marne Grand Cru Niveau und für die dortigen Erzeuger ähnlich gefährlich, wie der fidèle von Vouette & Sorbée.

9. Cuvée Louis, dég. 2008

Dieser Champagner ist teilweise in Frankreich noch für 39 EUR zu bekommen, ab Gut kostet er jetzt 48 EUR. Das ist lachhaft wenig, wenn man sich überlegt, dass es eine der längsteingeführten Winzer-Prestigecuvées ist, die, unvermeidliche Flaschenvarianzen hin oder her, außerdem zu den besten gehört.

10. Diebolt-Vallois Rosé
Den Rosé von Jacques Diebolt habe ich nur ganz selten getrunken, für mich lag es einfach nie , mich näher damit zu beschäftigen. Dass ich mir damit ein fruchtiges Vergnügen erster Klasse abgeschnitten und selbst verwehrt habe, ist mir erst jetzt klargeworden. Der Champagner in der schlichten, diebolttypisch rosenverzierten Aufmachung ist so erfrischend wie ein Himbeerparfait.

11. Bernard Tornay Blanc de Blancs

Für einen Bouzyerzeuger untypisch und blind trotzdem nicht ganz leicht zu erkennen. Hatte ich etwas älter als 2000 getippt, ein gut erhaltener 98er oder 99er dürfte so schmecken. Der Champagner wirkte wie ein Zwölfjähriger, der seinen ersten Tag im Internat verbringt. 

12. Vignon Père et Fils Blanc de Blancs Grand Cru Les Marquises

Reiner 2009er Chardonnay von ca. 30 Jahre alten Reben, Vinifikation teils im Stahl, teils im Fass, mit 5 g/l dosiert; ungeschönt, unfiltriert; 1500 Flaschen. Das Ergebnis ist recht prosaisch, eine aufgeklärte, unverdorbene Marquise. Klare Zitrusfruchtorientierung mit minimal exotischem touch und nur wenig Hefe.

13. Alain Thienot Rosé

35CH 45PN 20PM, Assemblagerosé mit 7% Ay Rouge, von alten Reben. Ca. 36 Monate auf der Hefe, dann mit 10 g/l dosiert.

Mit ca. einem Jahr Flaschenreife ist aus dem stimmigen Rosé ein richtig guter, saftiger, schnittiger Rosé geworden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn viele Rosés sind auf schnelle Trinkbarkeit getrimmt. Dieser nicht, selbst wenn er schon jung gut getrunken werden kann.

14. Jean-Pierre Launois Brut Blanc de Blancs
Chardonnay aus Le-. Mehr muss man fast nicht sagen, denn das was man von Le-Mesnil erwarten darf, bietet der Blanc de Blancs von Jean-Pierre Launois. Dabei pflegt er einen stahligen, ziemlich nüchternen Stil, dem eine Spur Holz vielleicht gar nicht schlecht zu Gesicht stünde.

15. V. Delagarde Brut Rosé

Delagarde ist der neue Delozanne. Und den – gar nicht soo – alten wirds freuen. Seine Champagner waren ja schon immer so etwas wie kleine Klone bekannterer Häuser; so ähnlich wie die Parfums die man in Grasse bekommen kann und die in Aufmachung und Duft den Weltmarken beim ersten Reinschnuppern immer erstaunlich ähneln. Mir gefiel der Rosé nicht schlecht, wenn man ihm keine Gelegnehit gibt, warm oder alt zu werden, kann man es gut mit ihm aushalten.   

16. Michel Turgy Blanc de Blancs Grand Cru 2002

Der unter den Winzern von Le-Mesnil, so wird er ja adressiert. Das ist weder falsch noch richtig. Im Stil Salon tatsächlich nicht unähnlich, nur früher zugänglich und genau da liegt der Unterschied. Die Champagner haben ein ganz anderes Reifeprofil. Aber das mag bei einem Preisunterschied von ca. 120 EUR dahinstehen- Die Jahrgänge von Turgy jedenfalls sind ausgreifend, haben tiefe, dunkle, urwüchsige Säure und nichts ist ihnen ferner als tändelnde Fruchtigkeit.

17. 2002

Frisch schmeckt er, der Cristal, auch süß; nicht nach pampiger Dosagesüße, sondern nach Reifesüße. Die wiederum ließ sich widerstandslos von den Trüüffelgnocchi aus dem Essener Hause Frattesi den Gaumen hinab entführen. Der weinige Geschmack im Mund schaukelte noch sanft aus und hinterließ einen weiterhin guten Eindruck vom jetzt nicht mehr ganz aktuellen Cristal, dessen Nachfolger mir, wie oft beim Cristal, schon jetzt besser schmeckt.

18. Dom Pérignon 2002

Im besten Dom Pérignon seit dem 1996er kommen jetzt pilzige Töne zum Vorschein, die zu dessen Reife dazugehören, wie große Reifen zu Monstertrucks. Passt wunderbar zu Sashimi, Datteln, Backpflaumen und übrigens auch zu Pimientos de Padron.