Ich trinke nur selten Stillwein. Wenn, dann haben es mir die klassischen Moselkabinette und -spätlesen angetan, auch für die Nahe kann ich mich überweigend begeistern. Rotes trinke ich am liebsten reif und aus Bordeaux, Burgund oder Châteauneuf. Die wenigen Stillweinproben, die ich im Jahr besuche, wähle ich sorgfältig aus. Verlockend sind immer wieder die schon im Voraus als legendär absehbaren Proben der größten Jahrgänge aus 200 Jahren, wie sie von verschiedenen Zirkeln zelebriert werden. Manchmal gehe ich da auch hin, aber für eine wirklich intensive Beschäftigung und letztlich Würdigung reicht mein mehr laienhaftes Interesse nicht. Anders, wenn es um so Sachen wie die Pegauvertikale hier geht. Das ist zwanglose Unterhaltung auf höchstem Niveau, bei der ich mich nicht als völliger Weindepp fühlen muss.    

Einberufen hat die Probe der liebe Martin Zwick zusammen mit Zeremonienmeister Michael Quentel vom Weinwisser. Schauplatz war das mir bis dahin völlig unbekannte, aber ab sofort gern frequentierte Charlottenburger Restaurant Anabelas kitchen. Die gebürtige Portugiesin Anabela Campos-Naves bringt dort ibero-deutsche Küche mit zauberhaftem Charme und zu ebenso zauberhaften Preisen auf den Tisch. In der Küche werkelt außerdem Facil-Personal, was ja nicht die schlechteste berufliche Herkunft ist.