Ein kleiner Auszug jüngst in der sommerlich-heißen Champagne verkosteter Champagner.
Seit zwei Wochen sind in Frankreich Sommerferien. Das hat den großen Vorteil, dass man auch in der Pariser Innenstadt vergleichsweise mühelos Parkplätze bekommt und seinen Wagen zwischen z.B. dem von mir wegen seiner touristenfreundlichen Lage geschätzten Waldorf Trocadéro in der Rue Lauriston und einer der vielen kleinen in Laufnähe gelegenen Boutiquen parken kann. Ein wesentlicher Nachteil dieser Sommerferien ist, dass viele Champagnerwinzer Badehosen und Bikinis in den Kofferraum ihrer nagelneuen S-Klassen schmeißen und in Richtung ihrer Domizile zwischen Juan-les-Pins und Cap Martin abdampfen. Wer dennoch in der Champagne bleibt, wird gnadenlos von mir aufgesucht.
Hier die ersten Opfer:
1. Colin, Blanc de Blancs "Blanche de Castille" Premier Cru
Chardonnaygrundweine zu 70% aus Vertus und 30% aus Bergères-les-Vertus
Vertus. 12 ha überwiegend in der Côte des Blancs und im Sézannais.
Einfacher Champagner, blumig, wenig Säure, geht gerade so.
2. Remy Massin, Brut Réserve
70PN 30CH
2006er Basis mit Reservewein aus 2005 und 2004.
Ville sur Arce, Aube. Der Erzeuger hat 20 ha und bringt mit seinem Brut Réserve einen Champagner auf den Markt, dessen kandiert wirkende Nase sich am Gaumen zwar einfach, aber spritzy zeigt. Auch kam mir trotz des ersten Naseneindrucks der Champagner nicht zu bonbonig vor. Die andeutungsweise vorhanden Weinigkeit ließ aus dem insgesamt eher einfachen Champagner dennoch kein Irrsinnsgeschoss werden.
3. Gaidoz-Forget, Carte d'Or
80PM 10PN 10CH
2007er Basis mit Reserve aus 2006, ca. 24 Monate Hefelager. 10 ha.
Ludes. Der Erzeuger wurde mir gleich mehrfach empfohlen. Also her damit! In der Nase Kaffee, Karamell, am Gaumen einfach und glatt, mittellang mit einer an Sauerampfer und Mangold erinnernden Gemüsigkeit im Hintergrund. Da geht noch mehr. Habe mir deshalb noch die Cuvée Quintessence aus den Jahrgängen 2000, 1999 und 1998 mit gut zehnjährigem Hefelager gesichert.
4. Duménil, Grande Reserve Premier Cru
Drittelmix, 50% Reservewein, drei Jahre Hefelager, ca. 11 g/l Dosage
Das Haus sitzt in Chigny-les-Roses und verfügt über 8 ha in den Premier Crus Chigny, Rilly und Ludes. Der Champagner zeigt Premier-Cru-Qualitäten. Ausgewogen, auf gehobenem Niveau frisch, mit einer etwas seltsamen, aber ansprechenden Mischung aus Campher und Sesam.
5. Carré-Guebels, Brut Rosé
70CH 30PN
Trépail. Herb, kurz und einfach, dabei ohne ersichtlichen Fehler, auch Korkschleicher würde ich ausschließen. Einfach eine schlechte Flasche erwischt zu haben ist natürlich auch keine schöne Begründung. Leider die einzige, die mir zu dem Champagner einfällt. Schade, vopn Carré-Guebels habe ich gerade den Rosé, aber auch die Spitzencuvée in guter Erinnerung.
6. Déhu, Grande Réserve
70PM 15CH 15PN, drei Jahre Hefelager
Fossoy, kurz vor Château-Thierry. Saftig, leicht, andeutungsweise bonbonig, auch sahnig, milde nussig, erinnert an Haselnusseis und an den Duft von Krokant. Ganz ordentlich, wenn man diese Aromen bei jungem Champagner schätzt.
7. Damien Cez, Cuvée Brut
Drittelmix
St. Martin d'Ablois.
Hinter den hügelig aufgeschwungenen Ufern des Marnetals, gleichsam im Rücken von Oeuilly und Boursault und auf dem Weg beispielsweise zum Château d'Etoges, liegt St. Martin d'Ablois, wo alljährlich eine der größten Wandergourmetmeilen der Champagne stattfindet.
8. Nowack, Brut Carte d'Or
Rund um Kreuzzugspapst Urban II. kleben die Örtschaften an den Hügeln des Marnetals. Einer dieser Orte ist Vandières, wo auch Biodyn-Winzer Ardinat-Faust zu Hause ist. Diesmal ging es aber zu Champagne Nowack. Die Ahnen sind 1770 aus Österreich in die Champagne gekommen und die Nachfahren machen nicht nur Champagner, sondern betreiben auch einen eigenen Campingplatz auf dem Grundstück.