I. Marc Colin

Die verkosteten Weine stammen noch aus der Zeit lange vor 2005, als zwischen den Geschwistern friedliche Eintracht herrschte und Pierre-Yves Colin noch nicht mit seinen bemerkenswerten Weinen auf eigene Faust für berechtigte und positive Furore sorgte.

1. St. Aubin 1er Cru En Remilly 1999

Warmes, einladendes Schimmern in goldgelbgrün, Hundefellnase, die wenig Platz für andere, vorwiegend pflanzliche Aromen lässt. Flache Säure, mittellang und etwas zu breit geraten.

2. St. Aubin 1er Cru En Remilly 2000

Nur geringfügig schicker und ausdrucksvoller kam mir der 2000er vor. Zu der unangenehmen Hundefellnase gesellten sich Akazie, Honig und eine andeutungsweise saftige, aber doch eher wässrige Fruchtigkeit wie von gelben Pflaumen. Wieder nur wenig Säure.

 

II. Château Fuissé

1. Pouilly-Fuissé 2002

Heu, Butter und Öl.

2. Pouilly-Fuissé Vieilles Vignes 2001

Der deutlich ernstere Wein kam von den alten Reben. Feschere, forderndere Säure, die sich nicht vom ebenfalls vorhandenen Fett an die Wand drücken ließ, herber, griffiger und dichter als der einfache Lagenverschnitt. Gefiel mir.

 

III. Francois Jobard

Wieder ein Winzer, dessen Persönlichkeit sich in den Weinen spiegelt.

1. Meursault La Barre 1999

Zunächst schlug mir Schwefel entgegen, dann kam lange nichts und als ich anfing, mir über den Verlust meiner olfaktorischen Fähigkeiten Gedanken zu machen, bemerkte ich ein stacheliges Pieksen in der Nase, das als gelber Früchtekompott vorstellig wurde. Langsam und mit einer schwer durchschaubaren, hintergündigen Art entschleierte der Wein ein Millefeuille von Mineralgesteinen, das mir sehr gut gefiel und etwas nachdenklich machte.

2. Meursault Poruzot 1999

Femininer, mit einer glyceringesättigten Art, ohne gleich buttertriefend zu sein, war der Poruzot. In der Nase samtig, am Gaumen ähnlich vielschichtig, mittellang und kein Iota fruchtärmer, aber stärker an Kürbis und Sanddorn erinnernd, als der La Barre.

 

IV. Etienne Sauzet

1. Chassagne-Montrachet 2000

Spritig, hitzig, alkoholisch mit scharfer Säure. Überhaupt nicht mein Fall.

2. Puligny-Montrachet 1er Cru Les Combettes 2001

Apfel, Honigmelone, Nashibirne. Saftig, wenngleich etwas hitzig. Kam mir angenehm und reif vor.

 

V. Marquis d'Angerville

1. Meursault 1er Cru Santenots 2001

Sehr leichtfüßig und zart war der Meursault vom Marquis d'Angerville, zarte, etwas parfumiert wirkende Pfirsichnoten, die sich mit steiniger Mineralität die Waage hielten.

2. Pommard 1998 

Sauerkirschen und der Duft von alten Gewürzkisten oder eher -säcken, denn ein trocken-staubiger Duft von alten Fasern vermischt mit dem von schwitzigen Händen war auch dabei. Am Gaumen kräftig, leicht trocknend, nicht uncharmant. Männlicher, nicht ganz ausbalancierter Wein.

3. Volnay 1er Cru Champans 1998 

Etwas hysterische Fruchtsirene, Himbeertötchen, Milchkaffee und Nagellack fiel mir dazu ein und vor meinem inneren Auge entwickelte sich dazu ein corporate wife, das mit Lockenwicklern im Haar und akkubetriebenem Staubsauger in der Hand durch das marmorgeflieste Wohnzimmer saugt.

4. Volnay 1er Cru Champans 2000 

Mehr Volumen und mehr Säure hatte der 2000er Champans. Das war mir dann auch wieder zu viel, denn essigsaure Tonerde wollte ich nicht im Glas haben.

 

VI. Domaine de la Pousse d'Or

1. Santenay 1er Cru Clos Tavannes 2001 

Ein unangenehmes Erlebnis hatte ich mit diesem Wein, dessen erdige Nase zunächst ansprechend wirkte, sich im Mund aber als schlammig und faulig entpuppte. Kaputter Wein. Schade.

2. Pommard 1er Cru Les Jarollières 2000 

Sehr mittelmäßig bis enttäuschend war auch der Jarollières, bei dem die erdige Nase in Richtung Schwefelböckser varriiert wurde. Eintönig und fahl blieb der Wein am Gaumen.

3. Volnay 1er Cru En Caillerets 2000 

Als einziger aus dem Trio hatte dieser Wein einige sympathische Noten, konnte aber mit seiner auf Kirschwasser, Brett und Rahmchampignons konzentrierten Nase nicht sehr hoch mitpunkten.

 

VII. Méo-Camuzet

1. Hautes-Côtes de Nuits Clos St. Philibert Monopole 2001

Brioche, Mandelkerne, Krokant, etwas stinkig. Stumpfe Frucht und spitze Säure. Habe ich auch schonmal besser getrunken.

2. Marsannay 2001 

Dünner, tanniniger Ausdruck ohne nennenswertes Fruchtfleisch. Wie stillgewordene Kirsch-/Beerensaftschorle.

3. Fixin 2002 

Beerig, waldig, kräftig. Gut abgerundete Ecken, die noch vorhandene Säure stützt den Wein von innen her und ich denke, der Wein ist jetzt genau auf den Punkt.

4. Nuits St. Georges 1er Cru Aux Boudots 2000 

Kraftvoll, fest, dicht, aber nicht schwer. Vibrierendes Naturell mit einer belebenden Mischung aus Pfeffer, Paprika und Vanille, die über einige rote Früchte in mild-alkoholische Schärfe übergeht.

 

VIII. Armand Rousseau

Biodynamisch.

1. Gevrey-Chambertin 2000 

Duftig, fein, leicht buttrig, Erdbeeren, Himbeeren, frische Pilze, alles sehr adrett arrangiert, nur im Mund für mich eine Spur zu sauer und vielleicht schon über seinen Höhepunkt hinweg.

2. Clos de la Roche Grand Cru 2000 

Kräftiger, fleischiger, würziger und trotzdem mit derselben Eleganz und Leichtigkeit wie der Gevrey-Chambertin, wirkt auf mich etwas unruhig und entweder noch nicht ganz entwickelt oder schon wieder kurz vor dem Auseinandergehen. Gefiel mir gut.

 

IX. Domaine de la Vougeraie

1. Clos de Vougeot Grand Cru 2000 

In der Nase animalisch, tanninig, herb bis angebrannt und mit Eau de Vie abgelöscht. Im Mund der Eindruck von flüssigem Rauch, Kirschwasser, Kaffee und zahlreichen erdigen Noten.

2. Vougeot 1er Cru Le Clos Blanc de Vougeot Monopole 2000

Sanft, ausgewogen, mit einer Mischung aus gehackten Haselnüssen, Trockenkräutern und eingelegtem grünem Pfeffer. Salbei, Maronen, etwas Minze und am Ende macht sich Sprit bemerkbar. Gefiel mir besser, als der rote Clos de Vougeot.