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Tag Archives: blanc de noirs

Spitzenrieslinge

Preise sind ca.-angaben und können je nach händler variieren

Fritz haag

2007er riesling trocken: melone, getrocknete, kandierte früchte, poolfeeling – 8,50 eur

1998er brauneberger juffer sonnenuhr auslese goldkapsel: kein petrol in der nase, dafür im mund die volle ladung. Wirkt etwas zergliedert, machst noch spass, sollte aber jetzt getrunken werden – k.a.

josef rosch

2007er trittenheimer apotheke spätl: etwas medizinal, dichtgewirkte aromatik, wirkt wie der winzer selbst, knorrig, eigenwillig, geradlinig – 12,50 eur

2007er trittenheimer apotheke auslese ***: aufregende nase voller südfrüchte, orange, khaki, grapefruit, vermischt mit trockenkräutern; voller, bemerkenswerter wein – 27 eur 0,5l

van volxem

2007er kanzemer altenberg erstes gewächs alte reben: zienlich eleganter wein, bei ausgesprochen stattlicher positur – 29 eur

2007er kanzemer altenberg erstes gewächs auslese: dick, buttrig, musig, fast pampig, fordernder wein zum kauen 22 eur 0,375l

2005er scharzhofberger: grosser riesling mit etwas – nicht unappetitlicher – flüchtiger säure/klebstoffnase – k.a.

egon müller

1995er wiltinger braune kupp spätlese: vorbildlicher, jugendfrischer riesling mit zarter firne – k.a.

forstmeister geltz-zilliken

2005er saarburger rausch auslese lange goldkapsel: orangenconfit, agrumes, puffreis, perfekte balance von süsse und säure, ausgesprochen langer, nachfedernder abgang – 64 eur 0,375l

schloss lieser

2007er brauneberger juffer sonnenuhr auslese goldkapsel: vom ersten tropfen sofort die volle präsenz, vollmundig, lang und bei üppiger sauberer und kerngesunder säure ein sehr eleganter riesling – 28 eur

2007er lieser niederberger helden auslese lange goldkapsel: nahezu perfekt. Ein bisschen wie die symphonie nr. 8 von franz schubert, kündigt sich leise aber mit dem sonoren klang der tiefen streicher getragen, mit feinstem pizzicato an und schwappt sich dann hoch zum melodiösen triumph, variiert das thema und hat den namen unvollendet eigentlich nicht verdient. Fast schon dramatisch günstig! – 32 eur

1997er lieser niederbereger heldenauslese lange goldkapsel: elegant und finessereich, von spritzigen zitrusaromen getragene Firne, der kann noch! – k.a.

Heymann-löwenstein

2007er uhlen roth lay erstes gewächs auslese goldkapsel: tipptopper wein, von traumhafter ausgewogenheit, mit viel druck am gaumen, echtes goldstück – 39 eur 0,375l

2000er schieferterrassen trockenbeerenauslese: kolossaler wein, wie buttergetränktes, leich angebackenes weissbrot mit ganz eigenwilliger mineralität und prunkender zwischen jugendlicher frucht und beginnender reife noch etwas unentschiedener aromatik – k.a.

clemens busch

2007er pündericher marienburg erstes gewächs spätlese goldkapsel: allerfeinstes gewebe, schwebend leicht und gleichzeitig vollwertig lecker mit rassigem, dynamischm vorwärtsdrang, in den schlund nämlich – 23 eur

2007er pündericher marienburg erstes gewächs auslese goldkapsel: leichte klebstoffnote, schlank, florettfechten wie zu besten olympiazeiten – 28 eur 0,375l

1999er pündericher marienburg auslese ***: ohne alterstöne, zarte klebstoffnase, klare frucht, drahtig, agil, schön – k.a.

2007er pündericher marienburg beerenauslese goldkapsel: klebstoffig, vollmundig, mollig, ultraklarer blütenhonig – k.a.

schäfer-fröhlich

2001er bockenauer felseneck spätlese: ganz leicht käsige nase, im übrigen ein beeindruckender wein, der wie gemeisselt im glas steht und rasiermesserscharf ist – k.a.

joh. Bapt. Schäfer

2007er dorsheimer pittermännchen spätlese: leichter süssholzton, elegant, klar, sauber schlank und für das geld mit einer der besten rieslinge, die ich kenne – 13,90 eur

peter-jakob kühn

2007er st. nikolaus drei trauben: verspielt anmutende, dropsige aber nicht infantile art, komplexe zitrusfruchtkomposition und saftgummibärchen – 24,60 eur

raumland

jahrgänge in klammern stehen so nicht auf dem etikett

(2007er) riesling brut: schöner sekt ohne bsa, als frühes degorgement (12/2008!) noch mit 12g dosiert und damit ziemlich gut getroffen, frucht schön herausgearbeitet aber nicht zugepampt, später sicher noch wesentlich interessanter und dann auch mit nur noch 8-9g dosiert – 11 eur

(2004er) marie-louise blanc de noirs (pinot-noir), für seine 7g dosage sehr charmanter, süffiger, saftiger wein, eine sehr ansprechende, griffige junge frau – 12 eur

(2006er) katharina blanc de noirs (pinot-noir, pinot meunier), 8g dosage mit huxelrebe beerenauslese aus dem barrique, leider etwas säureschwach, dafür reichlich frucht – 12 eur

2004er weissburgunder prestige brut, mit 8g dosiert, sonst einer meiner favoriten, wirkte leider wässrig – 16 eur

2004 iv. Triumvirat brut, 4-5g dosage, cuvée aus pinot-noir, chardonnay und pinot meunier in geringer werdenden anteilen, brotig, jung, feine säure, komplexe aromatik mit potential. Die dosage wirkt momentan gut gelungen, mal sehen, wie das mit zunehmender reife aussieht – 29,90 eur

ökonomierat rebholz

2004er pi-no brut gold: von den 20% chardonnay merkt man nix, amylischer aber nicht einseitiger, junger sekt, der eine beachtliche zukunft haben wird und schon jetzt gut schmeckt – 22 eur

Querschnittsprobe ‘kleiner’ Champagner

I. Champagne Brice, Bouzy

Das Haus verzichtet auf biologischen Säureabbau und dosiert seine Champagner mit 7,46g/l also recht knapp. Die Grand Crus bleiben drei Jahre im Keller, bevr sie degorgiert werden. Monsieur Brice war zu einem Drittel Inhaber von Barancourt, bis das Haus 1994 von Vranken-Pommery übernommen wurde.

1. Blanc de Blancs Premier Cru

Dieser BdB ist aus Chardonnays von fünf Crus der Côte des Blancs komponiert, überwiegend aus den Ortschaften die für ihre zugänglichen, fruchtigen Weine bekannt sind, so etwa Chouilly und Oiry, es ist aber auch etwas Cramant dabei. Dementsprechend ordentlich, aber nicht umwerfend schmeckt er dann auch.

2. Cramant Grand Cru

Der erste Champagner aus der Terroir-Serie des Hauses. Zu 80% 2005er, Reserveweine aus 2004 und 2003. Kräftig, zupackend, mineralisch und sehr geradlinig, was sich bei den anderen Champagnern der Serie fortsetzt. Man hat den Eindruck, Gutes geboten zu bekommen, aber es fehlen die sympathischen und begeisternden Details.

3. Verzenay Grand Cru

Hier 75% Pinot Noir, Rest Chardonnay. Ziemlich kräftiger Champagner, der trotzdem etwas eng gebaut wirkt, mineralisch und sauber, aber nicht betörend – schade für einen Grand Cru Ort, der so feinfühlige, verführerische Pinots hervorbringen kann, wie nur wenige andere Crus in der Champagne

4. Bouzy Grand Cru

Dieser Champagner mit 80% Pinot Noir, Rest Chardonnay ist von ziemlich typischer Art für Bouzy, anfangs brotig und hefig, dann eingekochtes Obst, fruchtfleischig, nicht besonders elegant, auch nicht besonders weit

5. Ay Grand Cru

Am besten gefallen hat mir der Ay Grand Cru, 90% Pinot Noir, 10% Chardonnay, nach dem Öffnen erst etwas schweflig, dann Übergang in röstige Noten, im Mund sehr fruchtig, ausgewogen, mit Steinobst, glatt und gut kehlengängig, aber leider insgesamt auch nicht besonders herausragend

6. Millésimé 2002

75% Pinot Noir aus Bouzy, 25% Chardonnay aus Cramant, also beste Voraussetzungen und Brice macht was draus. Warm, alter Apfel, ohne oxidativ zu wirken. Leicht, elegant, jahrgangstypisch, feine, durchgängige Säure

7. Rosé

In starken Jahren mit 6% Bouzy Rouge, sonst nach der Saignée-Methode. Gut, sauber, etwas einfach.

II. Champagne Francois Lecompte, Rilly-La-Montagne

Sympathischer Winzer, der Rebflächen ausschließlich im Premier Cru Rilly-la-Montagne besitzt.

1. Cuvée Céleste

Holzfassausgebaute Cuvée aus 50% Chardonnay, 30% Pinot Noir und 20% Pinot Meunier, wirkt leicht angeräuchert, aber noch sauber, bei 8-9 g/l Dosage immer noch etwas süsslich

2. Brut Blanc Millésimé 2003

Champagner aus 40% Chardonnay und jeweils 30% Pinot Noir und Pinot Meunier. Saftig, vollmundig, auf die Dauer etwas einfach, für einen 2003er aber ganz gut.

3. Brut Rosé

Leichter, mild buttriger Champagner, der eher mädchenhaft als feminin wirkt

III. Champagne Gabriel Pagin Fils, Avenay Val d’Or

Ampelos-Winzer, der seine knapp 10ha im Premier Cru Avenay Val d’Or naturnah bewirtschaftet, Grundweine werden spontan vergoren und gären bequem sieben bis acht Monate, bis sie fertig sind.

1. Carte d’Or

Blanc de Noirs, Premier Cru, sehr trocken, erst Hundefellnase, im Mund dann herbe, kräftige Säure, mineralisch, durchweg dominante Zitrusnoten

2. Grande Réserve

Premier Cru aus ~66% Chardonnay, ~33% Pinot Noir, mit 7g/l dosiert, kräftige Säure, sauber, aber eng, lang aber wenig Abwechslung

3. Roger Gabriel Millésimé 2000

Premier Cru aus 50/50 Chardonnay/Pinot-Noir. Zwischen 5-7 g/l dosiert, reif, buttrig, auch gerbstoffig, wiederum sehr lange, zitronig-limettige Säure

4. Rosé Saignée

Verführerisch mit Marzipan, Mandel, Marillenkernöl in der Nase, am Gaumen dann rund, mürbe, fruchtig, balanciert, gut.

IV. Champagne Jean Moutardier, Le Breuil

Alte Familie aus der Vallée du Surmelin. Meunier-Spezialisten, die zusammen mit den Genossenschaftlern von Leuvrigny (wo Krug seine Meuniers besorgt) als die besten Erzeuger von Meunier gelten.

1. Carte d’Or

85% Pinot Meunier, 15% Chardonnay. Goldfarben, einfache, ehrliche, saubere Frucht, eher oxidativer Stil, ziemlich viel Apfel.

2. Millésimé 2002

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Zeigt schöne Anlagen mit Butterscotch und Toffee, die ganze Palette an Quality Street Candy, leider etwas kurz.

3. Rosé Prestige

80% Pinot Meunier, 20% Chardonnay. Pappkartonnase, dann öffnet sich eine ansprechend fruchtige Nase, rotfruchtig, Apfel-Acerola-Mix, am Ende etwas verwässert.

V. Champagne Michel Gonet, Avize

Mit 40 ha ziemlich großer Winzer aus Avize. Am interessantesten sind seine Jahrgangschampagner aus guten Jahren.

1. Blanc de Blancs Grand Cru

Apfel, Calvados, herber Viez, wirkt dadurch etwas dirty.

2. Blanc de Blancs Grand Cru 2002

Leicht, fein, elegant, Apfel und Kirscharomen. Sehr präsent und druckvoll am Gaumen, ein sehr gut gelungenes Exemplar für diesen großartigen Jahrgang

3. Prestige Blanc de Blancs Grand Cru 2001

Mit 4-5 g/l schmal dosiert, wirkt sehr reif, für mich eine Spur zu reif. Auch hier vollmundig, crèmig, dabei sehr apfelig, aber eben nicht knackfrisch, sondern schon etwas mehlig.

4. Blanc de Blancs Grand Cru 1998

Hier sogar nur 3 g/l Dosage. Reif, vollmundig, erstaunlich frisch für 1998, für mich zusammen mit dem 2002er der beste aus dem Gonet-Portfolio

5. Brut Rosé

100% Pinot Noir, dünne, brotige Nase, nicht so doll.

VI. Champagne Philippe Gamet, Mardeuil

Kleiner Winzer, der im Marnetal knapp 8,6 ha Reben stehen hat, hauptsächlich in Mardeuil, Damery und Fleury-la-Rivière

1. Brut Séléction

40% Pinot Noir, 60% Pinot Meunier, zunächst eine etwas irritierende Chlornase, die ich aber oft bei kleinen Winzern erlebt habe. Bestenfalls fällt die wieder zurück ins Glied, übeöstenfalls bleibt sie dominant. Hier ließ sie sich zum Glück schnell von reifen Birnen und Clavados verdrängen, im Mund dann bei einer Dosage von 10 g/l recht süß.

2. Cuvée 5000 Brut

Philippe Gamet hat nicht sehr viel Chardonnay, sondern fast nur Pinot. Das, was er an Chardonnay hat, geht vollständig in diese Cuvée, die zu jeweils einem Drittel aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier besteht. Basis ist der 2005er jahrgang, Reserveweine stammen aus 2004. Wieder 10 g/l Dosage. Starke Apfel-Birnenaromatik, knackig, gesund, kernig, fruchtig, sehr ansprechend gemacht und von ordentlicher Länge.

3. Brut Rosé

Kirsch-Bananenaromen. Auch etwas Gerbstoffig, vergleichbar mit den Fäden von der Bananenschale, gut gemachter, ambitionierter, aber nicht herausragender Rosé. Gehört aber schon zu den besseren Exemplaren und macht gut gekühlt einen überzeugenden Eindruck, trotz oder wegen der 12 g/l Dosagezucker. Für Freunde sehr fruchtiger, expressiver Aromen besonders empfehlenswert.

4. Millésimé 2004

Wieder 10 g/l, ausgeprägte Cognacnase, schwer, weinig, reif, trotzdem nicht oxidativ. Erinnert beim ersten flüchtigen Reinriechen an einen etwas schwächeren Salon. Gut, aber zu kurz.

VII. Champagne Soutiran, Ambonnay

Winzer aus dem Grand Cru Ambonnay.

1. Cuvée Alexandre Premier Cru

40% Pinot Noir, 40% Chardonnay, 20% Pinot Meunier, 20% Reserveweine. Etwas einfacher, metallischer Champagner mit Honigmelonenaromen. Als Standardbrut und erst recht für einen Premier Cru etwas zu schwach.

2. Grand Cru

60% Pinot Noir, 40% Chardonnay. Weiße Blüten, Geißblatt und Birnen, kröftig mit einem hinüberkippen ins Herbe. Meiner Meinung nach wäre der Champagner als reiner Pinot Grand Cru ähnlich der Perle Noire besser positioniert.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

Sehr fordernder Champagner, überraschend harte, kompromisslose Säure, exotische, sehr schön drapierte Frucht, insofern typisch für die in letzter Zeit immer wieder kreierten Blanc de Blancs aus – eigentlich – reinen Pinot Grand Crus.

4. Perle Noire Grand Cru

Fleischig, Aromen von verkochtem Rindfleisch, herb, schwieriger Champagner, günstigstenfalls mit Potential, kenne ich besser.

5. Grand Cru 2003

Weich, mürbe, wie ein sehr langsam und tief fliegendes Propellerflugzeug. Strahlt eine gewisse langweilige Zuverlässigkeit aus. Erinnert entfernt an den 2003 by Bollinger.

6. Grand Cru Rosé

Sehr untypischer 100% Pinot Noir. Könnte genausogut ein Cabernet Franc sein. Dunkel, schokoladig, gerbstoffig, dicht, gleichzeitig etwas merkwürdig und ohne besonders stark ausgeprägten Champagnercharakter. Wirkt eher wie ein Stillwein.

VIII. Champagne Tribaut-Schloesser

Auch eines der Höuser mit deutschen Wurzeln, Herr Schlösser kam aus Augsburg.

1. Brut Tradition

Hell und klar. Brotig, hefig, danach gekochtes Fleisch, erinnert in Geruch und Geschmack an naturtrübes Kellerbier.

2. Blanc de Blancs

Einfacher, fruchtiger, leicht crèmiger Champagner, wirkt austauschbar auf niedrigem Niveau.

3. Blanc de Noirs Millésimé 2002

Wieder eine Nase, die von gekochtem Rind, Fondue und Biskin geprägt wird. Im Mund dagegen erstaunlich sauber, sogar mit angenehmer und gesund wirkender Säure. Wegen der starken Buttrigkeit trotzdem Verdacht auf übertriebene Malo.

4. Blanc de Blancs Cuvée Réné

Aus dem großen Holzfass. Mild, etwas unsauberer Bierhefeton. Im Mund einigermaßen frisch, aber nicht sehr ansprechend.

5. Blanc de Noirs L’Authentique, avec ficelage

Sauber, herb, frisch, leicht mineralisch. Gelungener Champagner.

Krug: Clos du Meunier in Aussicht?

Nach dem legendären Blanc de Blancs Clos du Mesnil (der Eigentümer Julien Tarin hat die Parzelle 1973 an Krug verkauft, deren Jungfernjahrgang von dieser Anpflanzung war der 1979er Clos du Mesnil) hat das Edelhaus jüngst einen Blanc de Noirs Clos d'Ambonnay (100% Pinot-Noir, Jungfernjahrgang 1995, Nachfolgejahrgang 1996 wird Anfang 2010 erwartet) herausgebracht. Und dieser Weg wird konsequent weiter beschritten: Offenbar plant man bei Krug, einen dritten "Clos" herauszubringen – und zwar einen 100% Pinot Meunier. Krug gehört zu den wenigen Häusern, die in ihren Spitzenchampagnern Meunier verwenden, insofern wäre es höchst wünschenswert und lehrreich, einen reinen Meunier von Krug zu trinken. Wenn sich der Preis indes ebenso konsequent nochmals verdoppelt, gibts im Marnetal natürlich auch viele andere hübsche Alternativen aus 100% Pinot Meunier.

Blanc de Noirs im Herbst 2009


I. Abel-Jobart Brut Selection, 100% Pinot Meunier

Kalkig, prudig, Blütennoten, Veilchen, darunter Eau de Vie de Kirsch, Quitte. Mit etwas Übung als reiner Pinot Meunier erkennbar, könnte aber bei unkrititscher Betrachtung auch als Sekt durchgehen, da ihm die typische Bandbreite der Cuvéechampagner fehlt und die reinen, fruchtigen, aber säureschwachen Komponenten der Rebsorte im Vordergrund stehen.

II. Larnaudie-Hirault Premier Cru, 100% Pinot Noir

Kühle Stilistik, feines, aber nicht zu sahniges Prickeln, dezent traubige Aromen. Saftig, gleichzeitig zurückhaltend und mit einer immer wieder erfrischenden und für BdN wichtigen, lebenspendenen Säure. Wegen der Säure für mich eine Stufe über dem Abel-Jobart.

III. Lamblot Brut Premier Cru, 80% Pinot Meunier, 20% Pinot Noir

Nase von Wildgeflügel und gekochtem Fleisch, säurearm, schwierig. Kein Genusschampagner. Entwickelt sich mit der Zeit im Mund nach oben, zeigt sich gefällig, dicht, gut trinkbar, die störende Nase bleibt aber.

IV. Roger Brun Grand Cru "La Pelle" 2002, Extra Brut (3g/l), 100% Pinot Noir, à la volée dégorgiert

Weinig, weihnachtlich, würzig, Orange, Zimt, Kardamom, angebranntes Apfelmus, kurz die volle Champagnerbreitseite. Durchaus nicht jahrgangstypisch, 2002er kenne ich eleganter, feinsinniger, filigraner, aber das Grobe steht ihm gut. Ich hätte indes auf 2003er Jahrgangsbasis getippt, auch wegen der sehr dünnen Säure. Darauf, dass der Champagner Extra Brut dosiert ist, wäre ich nie gekommen, dafür hatte er eine viel zu breite Brust. Mehr als 3g/l hätten ihm wohl auch nicht gutgetan. Als Spitzencuvée eines Grand-Cru Winzers erkennbar, mit viel Liebe gemacht und für mich einer der Favoriten des Abends.

V. André Delaunois, Cuvée Dame Palmyre Premier Cru 2004, 100% Pinot Noir

In Nase und Mund die Stilistik eines Grande Maison Champagners, vielleicht ist der Winzer da etwas zu unkritisch oder vielleicht findet er es auch besonders erstrebenswert, wenn sein Spitzenchampagner an Pommery "Wintertime" erinnert. Ich hätte mir mehr als die rundum smoothe, fehlerfreie Textur gewünscht, einen individuellen Aufhänger oder einen besonderen aromatischen Fingerzeig. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, der Champagner hatte es auch nicht leicht, nach Roger Bruns Gewaltausbruch.

VI. Hervy-Quénardel Grand Cru 2002 Extra Brut (5g/l), fût de chêne

Weinig, eingängig, locker, gleichzeitig ein hohes Niveau, erinnert an Bollinger und steht stilistisch dem Roger Brun sehr nahe. Honig, Schmelz, gerade zu Ende gelutschtes Kaffeebonbon, auch hier vergleichsweise wenig Säure und ein breites Kreuz, meine Nr. 2 des Abends.

VII. Bergeronneau-Marion, Clos de Bergeronneau, 100% Pinot Meunier

Mit hohen Erwartungen begleitet, ein Champagner, bei dem schon die technischen Werte Freude bereiten: mit ficelage, aus einem der wenigen Clos der Champagne, reiner Pinot Meunier von alten Reben (65 Jahre), Holzfassausbau, was will man mehr? Im Glas dann überraschend subtil, keine Spur von Holzhammerwürze, feiner, sehniger Körperbau, mittlere Säure, zurückhaltende Nase. Im Mund soft-drink-mäßig, ei Champagner, der die Peristaltik glatt umgeht, weil er wie von selbst die Kehle runtergleitet. Problem: er geht zu glatt die Kehle runter. Ruckzuck war die Flasche leer und ich hatte mir gar nicht recht Gedanken gemacht, wie der Champagner denn nun einzuordnen sei.

VIII. Jacky Charpentier Cuvée Pierre-Henri

Leider in schwächerer Verfassung als die letzten Male angetroffen, kräuterige, minimal rauchige Nase, wirkte etwas unruhig. Mittlere, unauffällige Säure, noch keine besonders stark entwickelten Aromen, vielleicht zu jung.

Winzerchampagner, Kobus und Abendessen bei Champagne Mumm

I. M. Vezien Blanc de Blancs

Einfacher, weicher Blanc de Blancs, typischer, unkomplizierter, etwas austauschbar geratener Winzerchampagner mit freundlicher Säure.

II. Remy Massin Brut, 80 PN, 20 CH

Mostig, weinig, mittellang und durchweg druckvoll, gegen Ende jedoch etwas metallisch.

III. Loriot-Pagel Brut Carte d’Or, 80 PM 20 CH

Milchige, mit Kräutern versetzte Nase, im Mund auch etwas staubig. Alkoholische Schärfe, die sich mit etwas Luft wieder einbindet und einem sanften Milchkaffeearoma Platz macht.

IV. Meteyer Carte d’Argent, Drittelmix

Kräftige Nase mit Campher und Weissdorn, auch einige irriterende vegetabile Noten, die in Richtung Paprikaschärfe gehen, sonst gut integriert und recht harmonisch, mit milden Mandelaromen.

V. Carré-Guebels Rosé d’Assemblage 70 CH, 30 PN

Ausgewogen, mittlere Säure, ganz gut strukturiert und mit reichlich kirschdominierter Frucht. Im positiven Sinne interessanter Winzerchampagner.

VI. Maxime Blin Rosé d’Assemblage 100 PN, davon 15% Coteaux Champenois

Alkoholische Nase, Frucht mit Bowlencharakter. Auch zu süss.

Mittagessen im Table chez Kobus

VII. Rillettes von der Babymakrele mit Fenchelcrème, dazu Pierre Gimonnet Blanc de Blancs Fleuron 2004

Glatter, jahrgangstypischer Champagner, schlank und mineralisch, auf Hochglanz poliert; im Mund so massiv und kalt wie eine Granitmurmel. Wenig, aber sehr angenehmer Apfel. Gute Kombination zum Fenchel und auch die Lisettes spielten gut mit, da sie nicht zu salzig waren.

VIII. Marinierte Entenschlegel mit Gemüserisotto und Basilikum-Tomaten, dazu Bruno Paillard Vintage 1999, 48 PN, 52 CH

Nasses, rauchiges Holz in der Nase, am Gaumen griffig, etwas zu breit vielleicht, auch leicht kratzig, aber nicht unsauber, von Bratapfelaromen geprägt. Auf die Dauer vielleicht etwas langweilig, zur Ente mit ihren kräftigen Aromen aber ganz gut und sättigend.

IX. Apfeltarte aus Golden Delicious mit Pecannusseis und Kokosmakronen, dazu Jacquesson No. 733, 52 CH, 24 PN, 24 PM, Basisjahrgang 2005, dosiert mit 2,5 g/l, dégorgiert im ersten Drittel 2009

Verlockende Apfel-Himbeernase, die ohne drohende Säure auskommt. Auch im Mund weich, gleichzeitig, minimal trocknend, adstringierend, mit Apfelpektin und etwas Holz. Die leichten Nussaromen werden vom Pecannusseis schön zurückgeworfen, die nicht zu süsse Apfeltarte repsondiert auch sehr gut.

Nachmittag

X. Gaston Chiquet Rosé Premier Cru, 30 CH, 40 PM, 30 PN aus Hautvillers, Dizy und Mareuil-sur-Aÿ

Honigmelone und Kokosduft, außerdem viel unterlegter Apfel. Das Chardonnaygrundgerüst ist hier eine schöne Spielwiese für die beiden Pinotrebsorten. Kräuterwürze und milde Fruchtnoten wechseln sich mit den ernsteren, weinigeren Pino-Noirs ab. Gelungener PC vom hier noch relativ unbekannten Kultwinzer.

XI. A.R Lenoble Rosé Mill. 2004, 85 CH, 15 PN Stillwein, 5 g/l dosiert

Jahrgangstypischer, von mittlerer Aromenfeinheit geprägter Champagner, überwiegend Trockenobst, Backpflaumen, Zedernholz, auch etwas nussig. Im Mund starker Chardonnay, Apfel, Agrumes, Nuss, Butter, darüber ein sehr zarter Himbeerduft – einer der Rosés mit weißer Seele und trotz der Nachbarschaft zu Chiquet ein völlig anderer Stil.

XII. Drappier Rosé de Saignée “Le Val des Demoiselles”, 100 PN

Einzellagenrosé, sehr typisch für die Aube und einer der Rosés, die auf Ruinartniveau mitspielen können. Rote Früchte pur und in allen Formen, ob als Mus, als Marmelade, Kompott oder konzentrierter Saft, hier findet sich alles wieder. Leider sehr hoch dosiert und daher nicht ganz so fokussiert.

Abendessen bei Mumm

XIII. Apéro: Salzgebäck und Gougères, dazu Mumm Rosé, 60 PN, 18 PM, 22 CH, 12 – 14% Bouzy Rouge

Sehr milder Rosé mit ganz feinen Himbeernoten, im Mund mit einer ziemlich frischen Säure, die an dicke, prickelnd gefüllte Zitronenbonbons erinnert. Gut zum Apéro mit Salzgebäck, aber eigentlich auch nur dazu.

XIV. Getrüffeltes Sahnerisotto mit zweierlei Langusten, méli-mélo, dazu nochmal A. R. Lenoble Rosé Mill. 2004

Zu den Trüffelaromen vom Risotto passte der Lenoble ganz gut, auch das Langustenfleisch war zusammen mit den etwas nussigen Komponenten des Champagners gut zu geniessen.

XV. Lammcarrée in Kräuterkruste mit Polenta und Bratensaft, dazu nochmal Gaston Chiquet Rosé Premier Cru

Ich bin der Ansicht, dass der Gaston Chiquet allein genossen werden sollte, die Kobination mit Speisen ist möglich, aber viele Aromen werden dabei überdeckt und dem Champagner geht das abwechslungsreiche Spiel verloren. Zum Lammcarrée machte sich der Rosé natürlich gut, der kräftige Bratensaft war aber genau die Art von Kombination, die meine Befürchtungen wahr werden liess: schmeckte gut, war aber nicht besonders raffiniert.

XVI. Schachbrett von Comtéwürfeln mit gebrannten Körnern, angeröstetem Sesam und Salatbouquet Mesclun, dazu Duval-Leroy Cumières Authentis 2001, 100 PN

Der Authentis war Blanc de Noirs at its best. Vollmundige, blütenüberströmte, duftige, weinige und auch mit Kelleräpfeln angereicherte Nase, bouquet garni und eine feiste, lockende Fleischigkeit. Im Mund eine überraschend jugendliche, lange Säure, die locker mit dem scharfen Aroma vom alten Comté zurechtkam. Auch das Salatdressing, eine sehr milde Vinaigrette, war kein Problem für diesen saftigen, überbordenden Champagner.

XVII. Lauwarmes Birnen-Nektarinensüppchen mit Honigeis und Makronen, dazu weiterhin Duval-Leroy Cumières Authentis 2001, 100 PN

Der Champagner wirkte neben dem Dessert recht trocken und schmeckte solo besser.

Herbstliches Champagnermenu


I. Jakobsmuscheln im Lardomantel auf Balsamico-Schmorzwiebeln

dazu: Voirin-Jumel Blanc de Blancs Grand Cru en Magnum

Der saftige, sehr fruchtige und nur ein wenig mineralische Chardonnaychampagner zeigt sich aus der Magnum mit seiner ganzen Pracht und verschwenderischen Aromenfülle. Er ist vergleichsweise hoch dosiert und verträgt sich bestens zu den süsslichen Aromen von der geschmorten Zwiebeln. Das Lardofett steckt er ebenfalls gut weg, ohne die Jakobsmuschel zu übertrumpfen.

II. Halber Hummer, in der Röhre gratiniert

dazu: Alfred Gratien Brut Classique

Zum Hummer gehört Champagner und zum gratinierten Hummer mit ausgelöstem Scherenfleisch macht sich stets ein Champagner gut, der keinen BSA durchlaufen hat, dabei aber nicht schmallippig wirkt, kurz: Alfred Gratien Standardbrut. Der profitiert bei dieser Paarung nämlich von seinem Holzfassausbau und umschmeichelt den Hummer so natürlich, als wäre der noch am Meeresboden.

III. Pappardelle mit Ragout von der Barbarienetenbrust

dazu: Larnaudie-Hirault Blanc de Noirs Premier Cru

Das würzige, kräftige Entenfleischaroma braucht einen Champagner, der sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern die herb-wilden Aromen abfedert und um leichte, weinige Aromen angereichert an den Gaumen weitergibt. Eine gute Wahl ist deshalb der Blanc de Noirs von Larnaudie-Hirault. Kühle Stilistik, feines, aber nicht zu sahniges Prickeln, dezente traubige Aromen und Entenfleisch fügen sich hier wie Lego ineinander.

IV. Kurzgegrillter Sashimi-Thunfisch mit Steinpilzen in Baroloreduktion

dazu: Veuve Devaux Rosé Intense de Saignée

Der dunkle, sehr burgundige Rosé von Devaux passt zum Lammcarée ebenso wie zum kurzgegrillten Sashimi-Thunfisch, dessen rotes Fleisch dem Champagner verblüffend ähnelt. Im Mund ergibt sich dann die ideale Mélange aus Jod, Meer, Waldboden, pilzigen Aromen und behender Rotfrucht.

V. Zimteis mit Mango-Limetten-Sauce

dazu: Vranken Demoiselle Ratafia

Schon im Auge glänzt der Ratafia altgolden bis bernsteinfarben, in der Nase eine Nussorgie mit Bratäpfeln, Nelken, Pomeranze, Datteln, Feigen und Rosinen. Im Mund entwickelt sich eine sanfte Glut, die das Zimteis an den Gaumen kondensieren lässt, die exotischen Komponenten der Nachspeise gehen gleichzeitig eine Hochzeit mit den getrockneten Obstaromen des Likörs ein, besser könnten es Madeira, Malaga, Port & Co. auch nicht.