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Die grösste Champagner-Bar der Welt: La Côte des Bar (II/III)

"K.A. Hellenthals Hülfsbuch für Weinbesitzer und Weinhändler oder der vollkommene Weinkellermeister" von Johann Karl Lübeck, M.D., 1829 in Pesth erschienen, lobt die Weine aus den drei Markflecken Trois Riceys in Niederburgund als im ganzen Reiche berühmt. Besonders zögen viele den Wein von Chablis dem besten Champagner vor, heißt es dort weiter. Und damit ist das alberne Buch eines heute völlig zu recht vergessenen und unbekannten Quacksalbers und Kurpfuschers schon wieder uninteressant geworden. Interessant dagegen ist, dass Monsieur Guyot, nach dem eine der in der Champagne zugelassenen Reberziehungen benannt ist, aus Gyé stammte, also von der Côte des Bar; er sah die Dinge ganz ähnlich wie der verrückte Weinarzt aus Transsilvanien und kämpfte lange dafür, Riceys dem Burgund zuzuschlagen. Kümmern wir uns also endlich um Riceys. Ein Ort, der aus drei Orten mit dementsprechend drei Kirchen besteht. Die Erzdiözese Dijon hat historisch das Sagen in Riceys-Haut, die Parochie von Riceys-Bas gehört dem Bistum Troyes an, Riceys Haute-Rive steht unter dem Episkopat von Auxerre. Champagnerkabbalistisch herrscht deshalb die Drei. Keine andere Gemeinde der Champagne ermöglicht es ihren Winzern, zwischen drei verschiedenen Appellationen zu wählen: Coteaux Champenois für die roten und weißen Stillweine, Rosé des Riceys für den burgundischen leichten Rotwein, dem das Örtchen einige Prominenz verdank und schließlich natürlich ist da noch die AOC Champagne. Von meiner letzten Tour stelle ich drei weitere Erzeuger vor, von denen allerdings nur der erste direkt aus Riceys stammt. 

IV. Alexandre Bonnet

1934 wurden die ersten Reben gepflanzt, 1960 die bis heute tätige Firma gegründet. Die ist längst Teil eines größeren Ganzen geworden, Lanson BCC hat sich mit Alexandre Bonnet schlauerweise einen dicken Batzen in der Côte des Bar steckenden Reblands gesichert. Damit bestehen firmenverwandtschaftliche Beziehungen zu Lanson, Philipponnat, Boizel, Besserat de Bellefon, de Venoge, Chanoine und Tsarine. Ein gutes, vor allem gut gemischtes Umfeld. Wie behauptet sich da der Player von der Aube? Wir sehen es sogleich.

1. Grande Réserve

80PN 20CH, 2010er mit bis zu 45% Reservewein aus 2009 und 2008, 10 g/l Dosage

Wirkt trotz seiner 10 g/l Dosage frisch, leicht, mit brotigem Ton, feiner Würze und entfernter Röstigkeit, die vom malzigen Geschmack der Aube-Pinots herrühren wird. Insgesamt schmalhüftig, am Ende ganz leicht gerbend. Damit ist die Stoßrichtung auf ein breites, aber durchaus weinkundiges Publikum abgeklärt.

2. Noir Extra Brut

100PN, 2009er Basis, bis zu 45% Reserve aus 2008, 2007 und 2006, aus der Lage Les Forets.

Die holzige Anmutung findet keine Stützte in der holzlosen Weinbereitung und ist wieder einmal regionales Phänomen, andere würden sagen: Terroir. Altmodische bis klassisch wirkende, etwas apfelige Nase und ein leichtes gerben.Extra Brut, der fortgeschritene Anfänger in die Welt der Niedrigdosage geleiten kann. Mäßige Säure, Eindruck von nussigem Wassereis, Nussgranité.

3. Blanc de Noirs Brut

100PN, bis 40% Reservewein

Deutliche Süße, hineingemengt auch Süßholz und Schokolade, trinkt sich dann aber angenehmer und leichter, als die Nase vermuten lässt. Süße und Säure befinden sich in gutem Gleichgewicht, wobei die Säure länger durchhält und nachreinigt, was den dann zum Vorschein kommenden Tannennadeln und Anisnoten schöne Gelegenheit zur Präsentation gibt.

4. Millésime 2008

50PN 50CH, Trauben aus Les Riceys und neuville sur Seine, mit 8 g/l dosiert

Leider etwas unterdurchschnittlicher Jahrgang, dem der herrliche Schmelz, die weitgefächerte Aromatik und ätherische, unbelastende Süße des Jahrgangs abgeht. Malzbrot, Zuckerwatte und Hagelzucker finde ich da wieder und eine Menge röstiger Noten, was den Champagner in dieser Zusammenstellung geringfügig profaniert.

5. Cuvée Douceur

100PN, ca. 40% Reservewein, mit 33 g/l dosiert

Fruchtfleisch und Säure betten die deutliche Süße gekonnt ein.Außerdem wird die Süße von einer leichten alkoholischen Hitze ausgebremst, bevor sie wirklich nerven kann. Nüsschen, Honig, Blüten und Malz reihen sich auf und geben eine artige Vorstellung ab. Einer der wenigen besser gelungenen Demi-Sec Champagner und ein Produkt, das ich mir vorstellen kann, häufiger im Glas zu haben.

6. Noir Extra Brut Rosé

100PN aus Les Forets, mit 3 g/l dosiert

Rote Grütze meldet sich verhalten zu Wort, ein seidiger Schmelz wirkt genauso unaufdringlich, pikante Salzigkeit wie sie deutsche Heilwässer oder in Frankreich Badoit haben, passt gut zu Malz, Erdbeere und Nüssen, die am Ende eine herbfruchtige Liaison eingehen.

7. Perle Rosée

100PN, davon 90% weiß gekeltert, 10% rot, mit 11 g/l dosiert

Der zweite von drei Roséchampagnern, was doch einigermaßen reichlich ist, wie ich finde. In der Nase viel erdbeer-Rhabarber, im Mund trockener, als darob erwartet und vom Dosagewert angedroht. dafür leider nicht sehr lang, was schade ist, weil sich die Mischung aus Candy, Marshmallow und Himbeerbockbier, wie man es in Belgien zu brauen versteht, ganz vielversprechend zeigte.

8. Expression Rosée

100PN, davon 72% weiß und ganze 28% rot gekeltert, mit 11 g/l dosiert

Typischer Gastronomenrosé, viel Wildkirsche, Walderdbeere, Aromen des Waldes überhaupt.Viel Kraft, wenig Detailverliebtheit, ein Champagner, der zu Andouillettes verzehrt werden will, oder zu gefüllten Schweinsfüssen. 

Auf den Halskrausen steht bei allen Champagnern von Bonnet das Dégorgierdatum, leicht verschlüsselt: L1 GR 10 3 E1 liest sich "GR" für Grande Réserve, "10" für Oktober, "3" für 2013; die technischen Daten schwanken bei allen Cuvées um 3,13 pH und 4,60 g/l Säure. 

 

V. Serge Mathieu

Die Nr. 6 in der Rue des Vignes, Avirey-Lingey, da wo Serge Mathieu zu Hause ist, könnte ohne Umschweife als neue Heimstätte der Hobbits dienen, so niedlich, friedvoll und unbekümmert ist es dort. Die Weinbereitung geht dort ohne Filtration, Schönung, passage froid und ähnlichen Zauber vonstatten, daher kommt ein sauberer Stil ohne Holzeinfluss, nur der Fruchtsuche verpflichtet, entfernt vergleichbar mit dem, was bei Billecart-Salmon passiert. Das hebt die Biochampagner von Serge Mathieu vom Aubestil ab, der röstig, kräftig, auch mal derb, gerne malzig und selten besonders raffiniert ist. Auf den Etiketten von Serge Mathieu findet sich immer der kleine Löwenzahn, auf dem Rückenetikett ein durchgestrichener Dinosaurier, als augenzwinkernder Seitenhieb auf die immer alberner werdende Regulierungswut, die allerorten um sich greift und nicht nur in Frankreich die Winzer verpflichtet, immer mehr Warnhinweise auf ihren Produkten anzubringen. Ein mir sehr wichtiger Hinweis ist bei Serge Mathieu auf dem Korken angebracht: nach dem Buchstabenbrand findet sich dort das Jahr (zB "12") und der Monat (zB "11") des Dégorgements. Das alles ist so sympathisch, so präzise wie entspannt, didaktisch wie humorvoll, dass die Werbebroschüre des immerhin 100000 Flaschen in die Welt und bis auf das Dach der Welt verkaufenden Erzeugers gar nicht überzeugender ausfallen könnte.

1. Extra Brut Blanc de Noirs, dég. Nov. 2012

Basis 2010 mit 2009, 5 g/l 

Mineral, paradoxerweise wieder der aubetypische Holzgeschmack, leichte Herbe, die bei 6 g/l RZ überhaupt nicht stört, aber sonst ist der Champagner schon ungewohnt puristisch gehalten für die Gegend.

2. Tradition, dég. Okt. 2013

100PN wie der BdN Extra Brut, aber mit 8 g/l dosiert 

Kokos kam dazu, auch Blutorange, Fruchtfleischfetzen, wegen der Dosage wundert mich nicht, dass da mehr Spiel ist

3. Cuvée Prestige, dég. April 2013

70PN 30CH aus 2007 und 2006, Tirage war allerdings erst 2009, mit 8 g/l dosiert

Kratzig, bissig, schmissig, mit Guave, Kaktus und dem Willen, sicht fortzuentwickeln. Vielleicht einer der reifefähigeren Champagner von Serge Mathieu, wobei ich ihn nicht an seinem Reifepotential messen will, sondern an der spontanen Trinkfreude, die er vermittelt. Michel und Isabelle meinen, das sei ihr weiblichster Champagner, was ich so nicht unbedingt unterschrieben würde, es sei denn, man würde in der Cuvée Prestige die blonde Schwester der Cuvée Sélect sehen, dann stimmt das Bild wieder. 

4. Blanc de Noirs Millésime 2006, 

mit 5g/l dosiert 

Honig, wird langsam zu reif für die Mathieus, wie sie mir selbst sagten; mit gefielen weisse Schokolade und beginnendes Trüffelaroma, mir war aber auch klar, dass diese Entwicklung immer eine Zäsur bedeutet, die Jungweintrinker verabschieden sich an diesem Punkt der Reise, die Fans reifer Sachen treten auf den Plan, müssen aber bedenken, dass mir die Champagner von serge Mathieu noch nie wegen ihrer besonderen reifefähigkeit aufgefallen sind und dass sie auch gar nicht darauf hin angelegt sind. Eine Empfehlung zum Einlagern kann ich daher bei den jahrgängen von serge Mathieu nur auf eigenes Risiko geben.

5. Blanc de Noirs Millésime 2008, dég. Okt. 2013

5g/l

Zuckerwatte, dezent Candy und Marshmallow, etwas weisse Schokolade, Milchschokolade, die Süßigkeiten belasten aber nicht den Gaumen, sondern lassen einer sich entwickelnden Spannung zwischen kandiertem Ingwer, Orangenfilets, Grapefruit, und trockener holziger würze viel Raum. Im Vergleich mit dem 2006er ist dieser hier natürlich der elegantere, auch ausgewogenere Champagner, aber in den nächsten drei bis fünf Jahren kann ich mir gut vorstellen, dass beide nur eine Nasenspitze auseinanderliegen werden, bevor der 2008er die Überhand für sich gewinnt und der 2006er zu mürbe wird, um noch mithalten zu können. 

6. Sélect, dég. Jan. 2013

70CH 30PN aus 2006 und 2005, mit 8 g/l dosiert

Das ist die brünette Schwester der Cuvée Prestige, mit kräftigem Chardonnay macht sie deutlich, dass Druck herscht und keinerlei Anzeichen von Schlaffheit oder Nachgiebigkeit; versöhnliche Kakaonoten wie von der Etikettenfarbe angedeutet umschmeicheln die Zunge schlangengleich wie eine nubische Geliebte.

7. Rosé

90PN 10CH, 2009er Assemblage mit kleinem Rotweinanteil, 9,5 g/l Dosage

Löwenzahnsalat, Mineral, viel Wiesenblume, wenig Frucht. Der Rosé gehört wider Erwarten und trotz seiner an 10 g/l grenzenden Dosage zu den ernsteren Champagnern von Michel und Isabelle. Seine Fans hat er ganz zu recht und der ernste Gesichtsausdruck steht ihm sehr gut, denn da ist nichts ausgezehrtes oder verhärmtes drin, vielmehr ist da die Ruhe und Würde eines in sich ruhenden Champagner(macher)s erkennbar. 

 

VI. Jacques Lassaigne

Wie ein kleiner Tafelberg erhebt sich der Montgueux nördlich von Troyes aus der Ebene. Geologisch ist er ein extremer Südausläufer der Côte des Blancs, sein Boden ist kreidig und trotz seiner tatsächlichen Verortung in der Côte des Bars nicht von Portland- oder Kimmeridge geprägt. Der große Daniel Thibault nannte diesen Hügel mal den Montrachet der Champagne, so wie manche den Clos des Goisses als Romanée Conti der Champagne bezeichnen. Chantal Bregeon-Gonets (von Champagne Philippe Gonet aus, bezeichnenderweise, Le Mesnil) Großvater war einer der ersten, wenn nicht der Erste, die Montgueux als Spitzenterrain, resp. Terroir entdeckt haben. Bei Salon wiederum kann man mit Montgueux nicht viel anfangen, was nicht nur an der hauseigenen Ortsgebundenheit liegt, sondern am Stil der Weine, die vom Kreidehügel stammen. Der bekannteste Montgueuxagitator ist der – soweit mein Französisch reicht – ungemein witzige Emmanuel Lassaigne. Mit dem traf ich mich, um ein paar seiner à la volée dégorgierten Flaschen zu leeren und hinterdrein im Crieurs de Vin ausnehmend convivial zu speisen. 

Bei den Flaschen von Lassaigne fällt neben dem für burgundisch orientierte Winzer schon obligatorisch gewordenen schlicht-weißen Etikett auf, dass der Korken mit drei Schichten unter dem Granulat ausgestattet ist, was man nur allerhöchst selten antrifft und sehr zur guten Lagerfähigkeit beiträgt. Denn um eine Korkschicht zu durchfeuchten, braucht der Wein laut Emmanuel mindestens ca. drei Jahre. Gute zehn Jahre dauert es also, bis er an das minderwertige Granulat stößt und sich dort, bewahre, mit TCA infiziert. Wer so denkt und arbeitet, macht alles richtig und obendrein gibts im Hause Lassaigne gleich drei Töchter, die bald das heiratsfähige Alter erreichen und dafür wiederum, muss ich sagen, sieht Emmanuel auch noch erstaunlich ausgeglichen aus; ein echter Glückspilz also. Und was es heißt, sich wie ein Glückspilz fühlen zu dürfen, kann man mit jedem Schluck seines Champagners am eigenen Gaumen nachvollziehen.

1. Vigne de Montgueux

2011, 10, 09, Stahltank, 15% Fassausbau über ein Jahr

Massiger Champagner, rauchig, drückendstark und überlegen wie eine Profifussballmannschaft in der Kreisliga, außerdem geheimnisvoll, fein-nussig und etwas kräuterig mit einem milden Hang zum Kakteenhaften, Röstnoten, die von angebrannter Bananenschale stammen könnten, dazu eine lange, fließende Säure und das Gefühl verflüssigter Kreide im Mund

2. Millesime 2006

Den Champagner gibt es ab September 2014, er ist noch massiger, füllender, fetter und reifer als der Vigne de Montgueux, dabei agil, drahtig und wendig, mit weniger Nuss ausgestattet, macht er viel mehr Rabatz am Gaumen, ist oszillierend und frisst sich wie ein Tunnelbohrer in den Schädel. Der Champagner beruhigt sich mit sehr viel Luft, zeigt dann auch kurz, fast wie unwillentlich, etwas Nuss, als gehöre das zu einem ungeliebten Pflichtprogramm an Komplexität und Typizität, bleibt dabei aber durchweg dynamisch, fast ungeduldig, aber nicht genervt.

3. La Colline Inspirée

2010, 2009, dég. im Sep. 2013, zero dosage

Winzerig, umtriebig, aktiv, rumorend. Merkliche Fassvinifikation, burgundischer Typus, ein Charakter, der die Aufmerksamkeit an sich fesselt wie ein sehr guter Illusionist; nur dass hier keine Illusion vorgespielt wird, sondern echtes, großes Champagnerwerk vollbracht wird. Dazu gehört in diesem Fall ein Hauch von After Eight und sogar Cola. Riesenchampagnerspaß!

4. Le Cotet

Vieilles Vignes 1964, dég. Okt 2013, 90% 2010 und 10% 2006, 2004, 2002, quasi ein Multivintagesolera, 80% Stahl, 20% fut de chene; die alten Jahrgänge stammen von geöffneten und als reserve wiederverwerteten Flaschen, wie ich es auch innerlich weinend bei zB Veuve Devaux gesehen habe, wo ein Trupp Arbeiter den Vormittag über unausgelieferte Großflaschen  knallend öffnete und den Inhalt in Tanks schüttete, die dem Reserveweinbestand zugeführt wurden. Der Cotet ist sehr glatt für einen Champagner aus dem Hause Lassaigne, was ich auf den weichzeichnenden Soleraeffekt zurückführe. Von allen Champagnern Emmanuels bietet dieser am meisten easy drinking, das zeug geht runter wie man es in geeignetem Erwachsenenfilmmaterial staunend betrachten kann, oder wie das Schwert beim Schwertschlucker.

 

Aube Wan Kenobi: Jedichampagner von der Côte des Bar

Ich kann es nur gebetsmühlenhaft wiederholen: die Aube ist der Rockstar unter den Champagnersubregionen. Piper und Charles Heidsieck, Louis Roederer, Nicolas Feuillate und Veuve Clicquot kaufen gern Trauben vom Montgueux zu. Die Winzer dort freut's, denn sie erlösen Preise pro Kilogramm, die es sonst nur in der Côte des Blancs gibt. Riceys, der praktische einzige Ort, den man in der Aube früher noch für einigermaßen (be)merkenswert halten konnte, ist zu neuem Leben erwacht. Celles sur Ource, Ville sur Arce, Landreville, Polisot, Polisy, Buxeuil, Avirey-Lingey, Gyé, Courteron sind Ortschaften, die man heute als Champagnerfreund kennen sollte, sie reichern die überkommene Premier-/Grand Cru Einteilung nicht nur an, sondern führen sie stellenweise ad absurdum. Das verdanken sie weniger ihrem einzigartigen Terroir, als der Besinnung einer ganzen Generation aufs Weinmachen. Verkauften die Väter ihre Trauben früher noch demütig an die hochmögenden Traubeneinkäufer aus dem Norden, so ist das heute nurmehr ein willkommenes Standbein um den eigenen önologischen Wagemut wirtschaftlich abzusichern. Dementsprechend kompromisslos, risikofreudig, schwefelarm, ungewöhnlich bis bizarr fallen die Champagner der Aube-Avantgarde aus – ein Luxus, den sich viele andere Winzer nicht leisten können oder wollen. Umso schöner für die, die sich die Resultate im langstieligen Vergrößerungsglas selbst ansehen.  

1. Jacques Lassaigne Blanc de Blancs Montgueux Le Cotet

Den Aube-Reigen eröffnet der bekanntermaßen starke Emmanuel Lassaigne mit seiner knalligen Chardonnayinterpretation vom großen Kalkhügel, wobei die namengebende Lage Le Cotet sogar direkt vor der Haustüre des Guts liegt. Trotz der nur geringen Dosage wirkt der Champagner exotisch angehaucht, anders allerdings als am Nordausgang der Côte des Blancs. Klare Ansage von einem der führenden Aube-Jedimeister.  

2. Jean Velut Blanc de Blancs Brut Montgueux

Denis Velut aus Montgueux bewirtschaftet ebenda 7 ha, weit überwiegend natürlich Chardonnay, doch fast 20% Pinot Noir sind auch dabei. Sein Champagner ist viel weicher, rundlicher und exotischer als der von Emmanuel Lassaigne, doch ganz ohne das fürchterliche Fett, das schwache Chardonnays so lahm werden lässt. 

3. Nathalie Falmet Blanc de Noirs "Le Val Cornet"

Nathalie Falmet ist Chemikerin und Önologin, eine ziemliche Seltenheit in der Champagne und nicht nur da. Deshalb hat das von ihr betriebene Weinlabor guten Zulauf und Nathalie profitiert von der Erfahrung, die sie im laufenden Beratungsgeschäft gewinnt. Sie bewirtschaftet 3 ha in in Rouvres les Vignes, in der Nachbarschaft von Colombey-les-Deux-Eglises, dem de Gaulle Städtchen. Der größte Teil ihrer Weinberge (2,4 ha) ist mit Chardonnay bestockt, Pinot Noir und Pinot Meunier machen nur ca. 0,5 ha aus. Aus den beiden Rebsorten macht sie einen Einzellagenchampagner, den Val Cornet, teilweise im Stahltank, teilweise im Barrique. Nach den beiden Chardonnays war es schon eine gewisse Herausforderung, einen geeigneten Champagner für den nächsten flight zu finden. Doch Nathalies präzis geformte dunkle Schönheit schaffte das spielend mit viel natürlicher Eleganz, das Ebenbild eines afrikanischen Topmodels.

4. Olivier Horiot Blanc de Noirs Sève Brut Nature "En Barmont" 2006, dég. 2011

Der erst Champagner des Abends, bei dem mir die Träne ins Lid zu steigen drohte. Ein heimlicher oder für manchen sicher auch offener Favorit des Abends war nämlich der Einzellagen-Pinot von Horiot. Ein mächtiges Geschoss, das erst verblüfft, dann Widerspruch herausfordert und dann fällt einem nichts ein, was man gegen diesen Champagner ernstlich vorbringen könnte. Ganz schön kontroverses Zeug also, auf seine Art. Als ich den En Barmont vor einigen Jahren das erste Mal trank, gefiel er mir einfach nur nicht, eine Meinung, die ich heute gar nicht mehr nachvollziehen kann. Einer der ganz wenigen Champagner, die wirklich und wahrhaftig auf jeglichen Dosagezucker verzichten können, ohne dadurch arm zu wirken.

5. Pierre Gerbais Blanc de Noirs L'Audace Brut Nature

Aus einer fünfzig Jahre alten Parzelle, 2010er Basis ohne Schwefelzusatz, natürlich mit vollem BSA, im Stahltank vinifiziert. Geschmacklich runder und weiter, als der En Barmont, etwas fruchtiger, mit feiner Noblesse burgundischer Prägung, von der ich letztes Jahr noch nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Da hatte ich zwar die leicht geschwefelte Version auf 2008er Basis im Glas, aber begeistert war ich nicht – und das, obwohl ich in Vergleichsproben oft festgestellt habe, dass die minimal geschwefelten Champagner besser schmecken, als die ganz ungeschwefelten Exemplare. Sei's drum, der schwefelfreie Audace ist ein kerngesunder Champagner, dem ich noch ein langes Flaschenleben wünsche, denn die bisherige Entwicklung war mehr als erfreulich und prognostisch ist zu hoffen, dass es am Schwefel nicht gebricht.

6. Dufour Blanc de Noirs "Ligne 60" Millésime 1995, dég. 2008

Da schweigt die Nachtigall, hebt der Esel lauschend den behaarten Kopf. Denn das hier war a complete breath of fresh air, wie man wohl in England sagen würde. Der 1990er Blanc de Noirs Petit Renard von Dufour hatte schon die Sprengkraft einer Luftmine, so dass ich für den 1995er Ähnliches erwarten durfte. So war es auch, nur dass der 90er den 95er immer forgeblasen hat. Jetzt kehrt sich das Verhältnis langsam um und der ultrafrische 95er fegt alles im Umkreis weg, fast will man Gläser und Tischdeko festhalten, damit sie nicht umgestoßen werden. Ich werden diesen Champagner demnächst mit gutem Grund einer Grande Année 1995 R.D. gegenüberstellen.

7. Jacquart Blanc de Blancs 2006

Jacquart habe ich als Piraten eingeschleust, der sich mit seinen leichten Chardonnays aus Vertus, Villers- Marmery, Trépail und Vaudemange schnell zu erkennen gab; vielleicht lag das zusätzlich an der kultivierten Art, die der Champagner gewohnheitsmäßig an den Tag legt – eine Besonderheit, die mir beim 1997er erstmal aufgefallen ist und den Blanc de Blancs von Jacquart zum gerngesehenen Solisten bei unkomplizierten Abendverläufen macht. In gereifter Form kenne ich die Jahrgangschardonnays von Jacquart leider noch nicht, oder nicht besonders gut, denn die ersten Ermüdungserscheinungen setzten immer schon bedenklich früh ein, weshalb ich meinen kleinen Handvorrat dann auch immer ziemlich flott aufgelöst, bzw. ausgetrunken habe.

8. Marie-Courtin Blanc de Blancs Eloquence Brut Nature

Der Likymnische Glutblitz unter den Champagnern. Liegt es an der Holzfassvinifikation, liegt es am Barrique, an der Naturhefe, an den knapp 20 Jahre alten Chardonnays aus Massenselektion, an der Biodynamie? Egal. Wenn man diesen Champagner getrunken hat, kann man seine Champagnertrinkerkarriere in Ruhe beenden. Danach kann man nicht mehr viel verpassen.

9. Vouette & Sorbée Saignée de Sorbée

Pas de réception au domaine ni de vente aux particuliers. Fast wie bei Selosse, dem Über-Mentor. Seeehr kraftvoll, rotfruchtig und herb war das, was von Bertrand Gautherot ins Glas kam, sehr weinig, sehr burgundisch, dabei sehr eigenwillig und ich musste nicht zum ersten Mal an David Leclaparts Rosé denken, den ich gern einmal im direkten Vergleich trinken will.

10. Florence Duchêne Rosé 

Zum Schluss gab es mit Florence Duchenes Rosé-Schätzchen aus Cumières nochmal etwas Gebietsfremdes, aber dafür so wohlschmeckendes, dass von Untreue insoweit nicht die Rede sein kann. Florence ist einer der aufsteigenden Champagnersterne jüngster Generation, ihre ersten selbst vinifizierten Champagner gibt es seit Oktober 2013 zu kaufen – und ich habe mir nach mehreren ausgiebeigen Vorabtests in Cumières und im Weinberg gleich eine Allokation gesichert, die ich natürlich wieder allzu gierig und viel zu früh aufzureißen gewillt bin, doch ist der Genusslohn mehr als gerecht. Das genaue Gegenteil der Rosés, wie man sie von Vouette & Sorbée, Leclapart oder Jacquesson bekommt, ein Träumchen von roten Beeren, eine betörende Macht wie von der Fruchtbarkeitsgöttin höchstpersönlich gekeltert und eine hypnotisierende Nachwirkung, die einen überhaupt nicht merken lässt, wie schnell sich die Flasche geleert hat.

Jahrgangsinspektion bei Piper- und Charles Heidsieck (II/II)

Zum Abschluss der Verkostungsreise gab es die gerade erst zur zweiten Gärung in der Flasche angesetzte Assemblage 2011 des Piper Heidsieck Brut und die schon in Flaschen befindliche Assemblage 2010 des Charles Heidsieck, dessen 2011er Assemblage noch nicht endgültig feststeht und deshalb nicht probiert werden konnte. Das, was bei den Vins Clairs an vereinzelten Elementen und Eigenschaften herauszuschmecken war, zeigte sich nun in Summe. Der Geist des kupferrötlicher schimmernden Piper-Heidsieck gegenüber dem des tiefer gelbgoldenen Charles ist mir pikant-würzig vorgekommen, mit Apfel-Zwiebel-Confit, Mangochutney, viel blumigem Dekor und diskreter Säure. Kakaotrüffeliger, schmelziger und feinkörniger war dagegen der Charles, dem seine längere Standzeit natürlich zugute kam. Nahtlos angeknüpft haben wir die fertigen Champagner probiert, zu denen man nach einer solchen Studie ein ganz anderes Verhältnis gewinnt.

Die Champagner:

1. Piper-Heidsieck Brut

An die 100 Crus wandern in den Piperstandard, mit ca. 65% überwiegend Pinot Noir von der Aube und aus der Montagne de Reims. Chardonnay macht 15-20% aus, Pinot Meunier ca. 15%. Der Reserveweinanteil ist nicht so hoch, in der Vergangeheit war dafür auch gar nicht genügend Masse da; er liegt bei etwa 20%. Der Champagner ist fruchtig, entwicklungsfreudig, mit Aromen von Palmiers und Croissant, etwas Birne und nordeuropäischem Obst. Die hochsommerliche Blumennote, die ich bei den Grundweinen immer wieder wahrgenommen habe, fand ich beim Champagner nicht mehr so deutlich, aber immer noch in zarter Ausprägung wieder.

2. Charles Heidsieck Brut

Drittelmix mit ca. 40% nicht nur jungem Reservewein, mit 11 g/l dosiert. Exakt gleiche Vinifikation wie Pipers Standadrbrut und trotzdem ist das Produkt so völlig anders. Toffee, Buttercrème, südliches Obst, Aprikose, Mandelkerne., goldener Toast. Harmonisch, spätsommerlich.

3. Piper-Heidsieck Rare 2002

70CH 30PN, mit 11 g/l dosiert. Brotrinde und Malz treffen gelbe Kiwi und Ananas, torrefaction meets smoothie.

4. Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1995

100CH aus Cramant, Avize, Oger, Le Mesnil-sur-Oger und Vertus, dosiert mit ca. 12 g/l

Die Kulmination des Charles-Stils mit Stoßrichtung Burgund. Haferflocken und Aronia, eine Konditoreiauslage voll süßer Schweinereien, dazu ein erfrischender, die Süße vergessen lassender Schluck Tonic Water mit Yuzu im Hintergrund.

5. Piper-Heidsieck 2004

55PN 15CH 30PM.

Tonisch und athletisch, wie Régis eingangs bei den Montagne-Chardonnays bemerkte. Noch nicht sehr weit entwickelt, schmeckt der Champagner mit seiner milden Weizenkleiearomatik sogar irgendwie gesundheitsfördernd.

6. Charles Heidsieck Brut Vintage 2000

55CH 45PN, dosiert mit ca. 10 g/l.

Nach dem Blanc de Millenaires, der die Konsistenz von Kalbsbries hatte, wirkt der 2000er Vintage wie ein Stück gebratener Kalbsleber. Dichter, intensiver, gedrängter im Aroma, aber auch einseitiger, nicht so wechselspielbegabt. Trotzdem ein schöner Champagner, dessen erfrischender, fast minziger Ausklang überrascht und erfreut.

7. Piper-Heidsieck Brut Sauvage 1982, dég. Anfang der Neunziger

Was Überraschung und Freude betrifft, so hatte Régis mit diesem Schätzchen meinen Nerv genau getroffen. Eine vor kurzem getrunkene Scharzhofberger Spätlese 1991 von Egon Müller hatte dieselbe betörende ménage à trois von Süße, Säure und Firne. Pilz, Eukalyptus, weißer Pfeffer, saftiger Pfeifentabak, in der Ferne etwas Sherry. Wenn man bedenkt, dass dieser Champagner undosiert geblieben ist, damals keinen BSA durchlaufen hat und sich dann heute trotzdem noch so ultrafrisch präsentierte, kann man getrost die immer wieder aufkommenden Bedenken hinsichtlich der Reifefähigkeit von Brut Nature Champagner über Bord werfen und hinter sich lassen.   

Jahrgangsinspektion bei Piper- und Charles Heidsieck (I/II)

Bei Licht betrachtet ist die Grundweinprobiererei in der Champagne eine ziemliche Schinderei, das Zahnfleisch braucht nach einer mehrtägigen Säuretortur, wie sie jedes Frühjahr über Wochen hinweg unausweichlich ist, Wochen, um den ursprünglichen Stand wieder zu erreichen, vom Zahnschmelz ganz zu schweigen. Vin Clair schmeckt oft weder zauberhaft noch mystisch, oder lässt den ungeübten Betrachter gar einen Blick in die Zukunft werfen; mit dem Glaskugelblick hat ein Schluck Vin Clair vielleicht die teils noch milchige Farbgebung gemeinsam, oder den beißenden, schwefligen Geruch abgenutzter Jahrmarktgauklereien, Kinder und Tiere meiden ihn deshalb instinktiv. Trotzdem kommt es einem Privileg gleich, einen Blick in die Kinderkrippe des Champagners werfen zu dürfen und der schlummernden Säuglingsschar beste Anlagen zu- oder abzusprechen. Nach einem Verkostungstriathlon über drei Tage, bei dem die überragende Mehrzahl der fünfzig besten, in Frankreich und weltweit höchstgehandelten Winzerstars und -sternchen ihre 2011er und aktuellen Experimente vorstellten, habe ich den Blick zur Abwechslung und auf Einladung von Piper- und Charles Heidsieck in die dortige Gärküche geworfen. Régis Camus und Christian Holthausen empfingen in den noch gar nicht so alten Räumlichkeiten der Schwesterhäuser Piper- und Charles Heidsieck vor den Toren von Reims, unweit der ähnlich zweckdienlichen Anlage von Bruno Paillard.

Kellermeister sind eine sehr eigene Sorte Mensch. Oft eher nach innen gewandt, als persönlich geltungssüchtig, verstehen es die meisten von ihnen, mit dem Medienrummel, der von ihren Arbeitgebern entfacht oder befeuert wird, stoisch bis professionell umzugehen, ohne sich allzusehr mit den ihr Produkt bereffenden Werbeaussagen zu identifizieren, denn wenn überhaupt dann müsste ja umgekehrt ein Schuh draus werden, d.h. die Werbeaussage und im Idealfall die Medienberichterstattung müsste das, was der Kellermeister geplant und – natürlich bei den großen Häusern nicht aus alleiniger eigener Machtvollkommenheit, aber immerhin mit der ihm zukommenden natürlichen Autorität zumindest salviert – in die Welt entlassen hat, möglichst ohne Übertragungsverluste als das identifizieren, was es eben nach seiner Vorstellung sein soll. Und genau da drückt der Schuh am meisten. Die lautesten Krakeeler sind dabei die, die sich für ein Produkt starkmachen und ins Zeug werfen, das nach Möglichkeit ohne Marketingschiebereien auskommen soll, also für sich selbst steht und überzeugt. Dass das selbst beim marketingversauten Nischen- und meistmissverstandenden Luxusgetränk Champagner funktioniert, wird vor allem in Stunden, wie ich sie in Reims verbracht habe, klar.

Régis Camus, der vom Decanter so oft zum Sparkling Winemaker of the Year gekürt wurde, wie niemand anders sonst, erwies sich einmal mehr als aufgebuffter Didaktiker, nachdem er so oder so, wie bekanntermaßen alle großen Kellermeister der Champagne, über ein richtiggehend napoleonisches Strategieempfinden verfügt. Was man darüber und folglich über Piper- und Charles Heidsieck wissen muss, ist dabei weniger, dass beide eine glanzvolle Geschichte haben und, dies als echter geldwerter Tip, dass es sich unbedingt lohnt, alte Jahrgänge und sogar alte (d.h. vor Anfang der Achtziger) jahrgangslose Flaschen von beiden Häusern stets zu kaufen, wenn der Füllstand einigermaßen vertrauenerweckend ist; viel wichtiger ist die jüngere Kellermeister-Geschichte der beiden Häuser. Daniel Thibault, unbestritten einer der größten Kellermeister seiner Zeit, arbeitete wie sein Nachfolger Régis Camus für beide Häuser, sah sich aber nur Charles Heidsieck in puncto Qualität verpflichtet. Für Piper-Heidsieck, wo bis etwa 1991 konsequent der biologische Säureabbau vermieden wurde, blieb bei seiner Arbeit nur der Abfall. Als 1995 die neue Cuverie errichtet wurde, begann sich das langsam zu ändern. Weine werden seither rebsorten- und lagenrein vinifiziert, für Piper-Heidsieck wurde eine Reserveweinreihe eingerichtet. Den Schwerpunkt aller Bemühungen bildete trotzdem Charles Heidsieck. Als 2002 Daniel Thibault verstarb, übernahm Régis Camus das Ruder. Keine leichte Aufgabe. Charles Heidsieck lief, aber auf Kosten von Piper. Die knappen Ressourcen, die für Piper freigemacht werden konnten, nutze Régis klug und begann damit, die Flaschenreife von damals nur 18 Monaten schrittweise zu verlängern und schließlich auf 36 Monate zu verdoppeln. Der Start des unter seiner Führung entstandenen neuen Piper-Heidsieck Champagnes beginnt deshalb eigentlich nicht schon 2002, sondern erst im Jahr 2005. In der Zwischenzeit ist das Reserveweinreservoir größer geworden und die recht verschiedene Stilistik beider Häuser dadurch dauerhaft gesichert. Régis Camus wirkt durch seine Doppelverantwortung auf mich wie ein Musiker, der Geige und Bratsche mit gleichem Gefühl und derselben Virtuosität zu spielen vermag. Was, ganz ohne Bratscherwitz, selten ist.

Unsere Verkostung führte uns den Jahrgang 2011 in allen Farben vor Augen, bevor wir die Reserveweinjahrgänge hinabstiegen bis 1995.

Technisch betrachtet war das Jahr 2011 nicht schlecht, das bestätigten die ersten Schlucke sofort. Die Schwierigkeit des Jahres liegt nicht so sehr in seinem erfreulichen, vergleichsweise eiligen Reifeverlauf, sondern bei der problematischen Ernte. Piper und Charles werden den 2011er Jahrgang deshalb nicht deklarieren. Dafür ist er zu zwiespältig.

Die Chardonnays:

Régis Camus stellte zuerst die drei Säulen des Chardonnays vor, wie sie von ihm gesehen werden. Erst das Sézannais: Frisches Grün in der blumigen, pflanzlichen Grundnotierung, dazu kommen grünliche Obsttöne vom Apfel und sehr reifer Limette und im Gegensatz zur Côte des Blancs wirkt der Chardonnay hier nicht so abyssal mineralisch, sondern sachte und zeitlupenhaft. Villers-Marmery hatte danach einen mineralischen und zugleich belebenden touch, wirkte insgesamt geschlossener und gesetzter als der fruchtige und leichte Chardonnay aus dem Sézannais. Dann schnürten wir wieder etwas weiter runter nach Oger, wo uns Chardonnay von der Statur eines Pinots entgegenkam. Den konnte man ohne Vertun trinken, aber, und da beginnt es wirklich kitzlig zu werden, die Eignung für einen Jahrgangschampagner fehlte ihm nach Meinung von Régis. Das merkte ich erst anhand des zum Vergleich eingeschenkten 2004er Ogerchardonnays, der ebenfalls vom Tisch weg trinkbar, aber eben in allem besser war. So ist das also mit den Jahrgangsweinen in der Champagne, dachte ich mir noch, da erklärte Régis Camus schon, welcher der Chardonnays in welchen Champagner wandern würde. Der runde, feinfruchtige, blumig-elegante Chardonnay geht in den Charles Brut Reserve, weil er so eine delikate und verführerische Art hat, außerdem verwendet Régis ihn wie einen zusätzlichen Meunieranteil. Der Villers-Marmery ist ein klassischer Piper-Chardonnay und nach meiner Auffassung ist er das nicht zuletzt deshalb, weil er den Piper-Stil ohne BSA fortführt, wie Andreas Scholl den Kastratengesang, Régis Camus hält die Montagnechardonnays für reinsortige Athleten, die ihm teilweise etwas zu muskelbepackt vorkommen, aber wenn man das weiß, kann man damit gut arbeiten und am Ende wird darin vielleicht sogar das Geheimnis der Langlebigkeit manche Standardcuvée liegen, die sich zu guten Teilen aus der Montagne bedient; unnötig zu erwähnen, dass ich eine Schwäche für reife Piper-Heidsiecks hege. Der von mir schon für sehr gut gehaltene, aber nunmal nicht jahrgangstaugliche Chardonnay aus Oger wird als Reservewein für Charles dienen. Ok. Das gab mir ein allererstes Gefühl dafür, wie Régis Camus seine Champagner aufbaut.

Die Pinot Noirs:

Unter den großen Kellermeistern ist Régis Camus Aube-Pionier insofern, als er nie mit seiner positiven Meinung über das Aubeterroir hinter dem Berg, sprich der Montagne de Reims gehalten hat (die 2010er Pinots von der Aube gefallen ihm gar besser, als die Grand Crus der Montagne und der Grande Vallée de la Marne). Der von ihm vorgestellte Pinot aus Merville bewies, warum. Vollmundig, nur gegen Ende etwas hitzig, mit rotem Apfel und Himbeersauce, einer Reife und Eleganz, die es ihm nicht schwermachte, an den starken 2004er Oger anzuschließen und besser in der Probenfolge gar nicht hätte platziert werden können. Mächtiger türmte sich dann der Pinot aus Ambonnay auf, Struktur und eine hochklassige Säure, gravitätische Weinigkeit und Frucht, die wie in einer Monstranz zur Schau gestellt wurde. Für einen Jahrgang wäre der sicher geeignet, dachte ich mir, schon etwas vorsichtiger geworden, aber zum einen wusste ich schon, dass es keinen 2011er geben wird, zum andern ahnte ich, dass Régis das Showtalent des Ambonnay nicht überzeugt haben konnte. Wie zur Bestätigung brachte er dann einen 2002er Ambonnay ins Glas, der noch auf der Weinhefe liegt. Honig, Quitte, Schafwolle, Butter, Mandelkerne und das Gefühl, auf einer Landstraße im Burgund zu stehen. Das war also der nächste Hinweis auf das, was nach Régis' Meinuing jahrgangswürdig ist. Registriert. Den abschließenden Pinot aus Ay gand ich hart und etwas malzig, am ehesten erinnerte er mich an belgisches Kirschbier. Bei solchen Assoziationen war mir klar, dass es sich um einen Wein für Piper-Heidsieck handeln müsste, was Régis dann flugs bestätigte, bevor es weiterging.

Die Pinot Meuniers:

Ich will nicht sagen, ohne Meunier ginge es nicht. Man kann Pinot Meunier in seinen Standardbruts gut und gerne weglassen und trotzdem oder gerade dann einen guten Champagner bekommen. Man kann es aber wahrscheinlich leichter haben, Chardonnay und Pinot Noir einander anzunähern, wenn man Meunier als Scharnier, wo nicht Katalysator verwendet. Streng, trocken bis krachend und mönchisch fand ich den Pinot Meunier aus dem Massif St. Thierry, genauer: Merfy. Zwischen exotischer Blumenpracht und exotischem Fruchtaroma balancierte der Meunier aus Jouy-les-Reims. Animierend fand ich das und trank das Glas mit Freude leer. Danach kam der runde, schon sehr entwickelt wirkende Meunier aus Verneuil in der Vallée de la Marne. Dessen erwachsene, aber nicht strenge Art prädestinierte ihn für den Einsatz im Charles Heidsieck. Zum Abschluss der Rebsortengrundweine gab es einen 2004er Verneuil, der mit seiner rahmigen, crèmigen Art sofort meinen Zuspruch fand, aber auch merken ließ, dass da nicht mehr viel kommen dürfte.

Als erstes Schmankerl und wie zur Belohnung gab es dann einen Pinot Noir aus Verzy, 1998er. War der schön. Honig und Leinentuch, reife Süße, ein weingewordenes Idyll und reinste Landliebewerbung.

Es folgte eine Reihe reifer Cramantchardonnays, die sich gut anhand anderer Weingegenden charakterisieren ließ. Der überbordende und extravant fruchtig anmutende 1999er war am ehseten einem Alsace Grand Cru Riesling vergleichbar und hatte eine gewissermaßen schwere Süße, die ihm Bodenhaftung verlieh. Leichter, jugendlicher und schärfer geschliffen wirkte der 1998er, der ebensogut von der Loire hätte kommen können. Weit entwickelt und schon abflachend war der 1997er, einem abbauenden Chablis nicht unähnlich. Nobel und burgundisch war dann der den flight überragende 1996er. Lehrreich war an der Reihe vor allem, wie ausdrucksstark und vielfältig Cramant sein kann, da nimmt es nicht wunder, dass Magier wie Jacques Diebolt sich dort säuisch wohl fühlen und ich bedaure sehr, bei meinem letzten Besuch bei Sugot-Feneuil niemanden angetroffen zu haben.

Heidsieck-sploitation

 

 

Piper-Heidsieck, Charles Heidsieck, Heidsieck Monopole, wer von denen macht eigentlich was, ist das was unter dem Namen Heidsieck verkauft wird nicht sowieso alles eins, taugen die Champagner überhaupt was, warum gibt es die in Deutschland fast nur im Supermarkt und wie heißen eigentlich die einzelnen Spitzencuvées? Fragen, die sich der champagnerinteressierte Verbraucher stellen könnte, denn das Namenswirrwarr ist groß und wird nicht dadurch besser, dass zwei Heidsiecks unter einem Dach vereinigt sind und gerade verkauft wurden.

Das alles ist für mich Grund genug, mich mit dem Kommunikationschef von Piper- und Charles Heidsieck, dem fabelhaften Christian Holthausen zu einem champagnerhaltigen Schwätzchen zu treffen – über die Einzelheiten des Verkaufs der beiden Häuser wurde ich gleichwohl gebeten, vorerst Stillschweigen zu bewahren. Wir trafen uns in Reims an diskreter Stelle, vor den verschwiegenen Mauern des Gästeanwesens von Charles Heidsieck und Christian ließ mir ohne Umschweife den Genuß seiner Gastfreundschaft zuteil werden. In dem hinter den Mauern liegenden Park befindet sich ein Kleinod des architektonischen Konstruktivismus, ein veritables Gästehaus aus dem Jahr 1921, das so, und ganz genau so, direkt von Piet Mondrian hätte erbaut werden können. Die Inneneinrichtung lässt jede USM Haller Möbelschau alt aussehen. Schwarzes und weißes Leder, schwarzer und weißer Lack, spiegelnde Flächen wohin man blickt und das einzige was nicht spiegelt, sind die hinter der Bar vom Boden bis zur Decke einzeln horizontal präsentierten Champagnerflaschen. Und sapristi, sehr beeindruckend auch der Speiseraum mit riesiger Glastafel und extravaganter Beleuchtung.

Wer nur das affröse Image der beiden in Deutschland nicht ganz ohne eigenes, etwas ungeschicktes Zutun als Supermarktchampagner verschrienen Häuser kennt, wird erstaunt sein, was sich unter dem Namensdach Heidsieck tatsächlich verbirgt, tummelt und herumquirlt. Den Anfang machten wir mit dem früher nur sehr unzureichend als Mis en Cave kommunizierten Brut Réserve. Dieser Champagner gehört zu den ersten Champagnern eines großen Hauses und ist bis heute einer von nur ganz wenigen, die ein Dégorgierdatum auf der rückwärtigen Halskrause tragen. So weit, so gut. Was abturnt, ist der arg supermarktige Barcode auf dem sonst ziemlich nackerten Rückenetikett. Dass es dort Entwicklungsbedarf gibt, weiß auch Christian. Leider steht er hausintern im Clinch mit den Marketingmenschen, die sich offenbar mit Händen und Füßen gegen eine weitere Öffnung der bis jetzt nur halbherzig transparenten Informationspolitik wehren.

1. Charles Heidsieck Brut Reserve, dég. 2009

Mis en cave 2006, Drittelmix mit 60% 2005er Basisweinen, der Rest sind zwischen fünf und acht Jahre alte Reserveweine, dosiert mit ca. 10,5 g/l

Krachender Toast, goldener Honig über einem Hauch von Butter und reichlich reifer Apfel. Für mich eine der wirklich zuverlässigen Basiscuvées, vom Stil her völlig anders als die Bollinger-Zugmaschine unter den zuverlässigen Standards, doch würde ich nicht sagen, der Brut Réserve sei generell unterlegen. Der Stil ist zweifellos von der leichteren Stilistik der Drittelmixe geprägt und nicht so entschieden weinig, auch was Holzeinsatz und Dosage betrifft, liegen die beiden nicht gerade beieinander. Freunde hat der Brut Réserve jedoch bei den Anhängern eines behenden, auf Anhieb vollmundigen und schmatzigen Pinotstils, der von freundlichem Meuniereinfluss aufgelockert wird, ohne dadurch profaniert zu werden.

Sodann machten wir uns an den in Deutschland schon selteneren Jahrgang, wohlgemerkt, ein 2000er.

2. Charles Heidsieck Brut Vintage 2000, dég. Dezember 2009

55CH 45PN, dosiert mit ca. 10 g/l

Manchmal enthielt der von Daniel Thibault kreierte Jahrgang einen kleinen Meunieranteil, was ich sehr sympathisch finde. Seit er im Jahr 2002 verstorben ist, ist es Regis Camus, der in den Kellern von Piper- und Charles Heidsieck das Sagen hat; ob er die Meunierkontinuität wahren wird? Abwarten. Am 2000er Vintage fiel mir unterdessen auf, dass der Chardonnayanteil überwiegt, während es früher der Pinotanteil war. Der 2000er Charles Heidsieck ist somit vielleicht Ausdruck des von Daniel Thibault mit dem Wechsel von Champagne Charlie zu Blanc des Millénaires eingeleiteten Paradigmenwechsels hin zur Rassigkeit und Frische des Chardonnay und zudem im recht verkorksten Jahrgang 2000 taktisch gesehen eine kluge Entscheidung. Nach dem, was ich im übrigen bisher von Regis Camus probieren durfte, sehe ich keinen der von ihm verantworteten Champagner in gefährlichem Fahrwasser, sondern sich eher wie auf Schienen zielstrebig weiterentwickeln.

Dann kam einer der wildesten Schönheiten des 1995er Jahrgangs ins Glas.

3. Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1995, dég. Juli 2009

100CH aus Cramant, Avize, Oger, Le Mesnil-sur-Oger und Vertus, dosiert mit ca. 10 g/l

Toast und Honig, Mineral, Frische, Rasse, Druck, Apfelkuchen, Mandelsplitter, Crème brûlée, Erdbeer-, Himbeer- und Orangenmaccarons, Limettenparfum, Bergamotte, hinreißend. Zusammen mit Bruno Paillards Nec Plus Ultra außerdem einer der ältesten "aktuellen" Jahrgänge, wenn man bedenkt, dass andere schon bei 2004 angekommen sind.

Im Park befindet sich der Einstig in die Crayères von Charles Heidsieck, die unterirdisch am Ende unserer Tour in die Champagner-Bibliothek des Hauses führen. Dort zog es uns, hätte Christian den weg nicht auch blind gekannt, wie magisch hin. Inmitten eines der pyramidenförmigen Kreideabbauschächte beherrscht eine kreisrunde Theke den Raum und der Blick fällt von dort in die verschiedenen Kavernen: rare und längst vergriffene Jahrgänge Champagne Charlie, Blanc des Millénaires und Royale Cuvée liegen zwanglos, aber ordentlich geschichtet dort herum und warten darauf, ihrer Bestimmung zugeführt zu werden.

4. Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1983, dég. wohl 2005

100CH aus Cramant, Avize, Oger, Le Mesnil-sur-Oger und Vertus, dosiert mit ca. 10 g/l

Was für eine Begegnung. In Butter karamellisierter roter und grüner Apfel, warmer Grießpudding, minimal salziger Toffee; selten habe ich einen Champagner getrunken, der eine ähnliche, an Windbeutelchen erinnernde Fluffigkeit gepaart mit geeistem Verbenengelee vorweisen konnte, der so schön ausbalanciert war, weniger in puncto Aromatik als mehr zwischen langer Flaschenreife und spätem Dégorgement. Für eine Flasche, die wahrscheinlich vor ca. fünf bis sechs Jahren dégorgiert wurde, hatte sich der erste aus dem vormaligen Blanc de Blancs entstandene Blanc de Millenaires phantastisch gehalten, was vielleicht wiederum daran liegt, dass die Lagerbedingungen in den Crayères optimal sind.

5. Charles Heidsieck Champagne Charlie 1981, dég. wohl 2005

60PN 40CH, dosiert mit ca. 10 g/l

Bei diesem Champagner wurde mir bis zum Schluss nicht klar, wo och ihn einordnen sollte. Eine mörderische Stinknase störte über lange Minuten und wollte nur sehr langsam vergehen. Dann zeigte sich darunter so etwas wie ein leichter Korkschleicher, doch im Mund war der Champagner trotzdem deliziös, sehr feinporig, mit einer betörenden Zitrusfrische, die mich weit weg von der Korkidee brachte. Da sich die Aromenstörung aber bis zum Schluss nicht verziehen oder einbinden wollte, gehe ich davon aus, dass die Flasche einen Hau hatte. Sehr schade, denn das was ich da erlebt habe, war schon angeschlagen grandios.

Nach 147 Stufen wieder ins Tageslicht zurückgekehrt, hatten wir uns zum Abschluss noch eine letzte Belohnung verdient.

6. Piper-Heidsieck Rare Vintage 1988, dég. Juni 2008

65CH 35PN, dosiert mit ca. 10 g/l

Ein völlig anderer Stil, stärker von Kaffee beeinflusst und mit einer durchdringenderen, unverschämt provokanten Säure. Milchige Noten wie sie bei Charles durchaus zu finden sind, sucht man hier vergeblich. Hier ist Würze angesagt, Champignons, vollreifer Boursaultkäse, Trüffel, Tellycherry-Pfeffer, Boskoop, Feige, Muskatnuss, Walnuss, Orangenabrieb. Neben den eleganten Tänzern aus dem Hause Charles Heidsieck ist der 88er Rare sicher sowas wie ein Rockertyp, aber einer mit Klasse. Starker Ausklang! Es ist nur todtraurig, dass in Deutschland viel zu wenig bekannt ist, was für ein herrlicher Champagner unter diesem Namen verkauft wird. Den Vorwurf, das Konzept vom jahrgangslosen Rare und vom Jahrgangs-Rare nur sehr lasch unter die Leute gebracht zu haben, muss sich das Haus deshalb gefallen lassen. Wenn man sieht, was da für herrliche Perlen schlummern und nach und nach in Form von Sondereditionen zu leider auch sehr stattlichen Preisen geborgen werden, ists ein Jammer. Doch vielleicht wird ja bald alles besser.

Champagner roundup

1. Maurice Vesselle, Grand Cru Millesime 2002

85PN 15CH. Kein BSA. Nachdem ich vor Jahren in einem Pariser Nicolas-Laden an der Ave. Kléber nächst meinem dort bevorzugten Hotel keine besonders gute Erfahrung mit Georges Vesselle gemacht hatte, war mir der ganze Erzeugername vermiest. Erst nachdem ich mich vor Ort in Bouzy eines besseren überzeugen konnte, wurde zumindest der sippenverhaftete Maurice Vesselle endlich rehabilitiert. Ein gute Leistung hat er mit dem 2002er abgeliefert, der fleischig ist, eine angenehme Haselnuss- und/oder Mandelnote von seinen schönen Bouzy-Pinots gibt ihm zusammen mit den aus dem Untergrund durchklingenden Aromen von frischem Kirschkompott Gehalt, der Chardonnayanteil macht sich mit erstaunlichem Geltungsdrang im Bereich der Apfel-Zitrusnoten bemerkbar.

2. Bonnaire, Blanc de Blancs, Cuvée Variance

Mit 9 g/l dosiert. Vor die Wahl gestellt, ob ich lieber den holzfassgeprägten Variance oder den 2002er Jahrgang von Bonnaire nähme, würde ich mich bis auf weiteres für den Jahrgang entscheiden, der meiner Freude an schlanken, eleganten Champagnern besser entgegenkommt. Leider habe ich meine letzten 2002er von Bonnaire schon längst und viel zu früh ausgetrunken. Der Variance ist somit nur zweite Wahl, aber ein gute, denn er ist sozusagen aus dem selben Holz geschnitzt, wie der von mir so geliebte Vintage. Zu der erquickenden, entschieden leichten, aber nicht fliegengewichtigen Art des Jahrgangs gesellt sich hier eine milde Note wie von Kiefernholz, das von einem heißgewordenen Sägeblatt leicht angetoastet wurde, die Dosage ist mir zu hoch ausgefallen.

3. Charles Heidsieck Millesime 1995

Charles und Piper-Heidsieck stehen bekanntlich derzeit zum Verkauf. Es ist zu hoffen, dass sie in gute Hände geraten. Denn das was früher Daniel Thibault verantwortete und nun Regis Camus fortführt, wird nach wie vor weithin unterschätzt. Bezogen auf die Jahrgänge von Charles Heidsieck kann ich nur jedem empfehlen, sich damit einzudecken, fast gleichgültig, aus welchem Jahr. Denn die Jahrgänge dieses Erzeugers sind in ihrer Preisklasse exquisit, lagerfähig und von einer aromatischen Entwicklung, die über Jahre hinweg zu bestaunen sich lohnt. Der 1995er ist da nur eines von vielen Beispielen und gehört zu den Charles Heidsiecks, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Rauchig, jodig, toastig, mit einer Zitrusfrische durchmischt, wie Seidenbrokat mit Platinfäden.

4. Champagne Yves Ruffin Premier Cru élevé en fûts de chêne

75PN 25CH.

Gewohnt fruchtige Herbe, immer noch frisch, Holz ist merklich, die Säure noch immer lebhaft.

5. Champagne Bérèche et Fils Rosé

07er Basis, dég. von Hand im Oktober 2010, mit 4 g/l dosiert, 45 mg/l SO2 total

35PN 35PM 18CH, Stillweinzugabe aus PN/PM

Rote Früchte überwiegen, der Ingweranteil und die Zitrusfrüchte sind etwas zurückgegangen. Noch merklich in der Entwicklung, zu Beginn und an der Zungenspitze ballen sich Aroma und Kraft, um gegen Zungenmitte hin abzufallen. Das dürfte sich bald gelegt und über den gesamten Gaumenraum vereinheitlicht haben, dann beginnt der eigentliche Champagner sich zu zeigen.

6. Champagne F. Bonnet, Blanc de Blancs Grand Cru 1974,

Für eines der schwächeren der 70er Jahre ein guter, noch sehr säurestarker Champagner, der frisch und überhaupt nicht unausgewogen wirkt. Könnte sogar noch ein paar Jährchen liegen, ohne abzubauen, aber wohl auch, ohne dadurch weiter zu gewinnen.

7. Bérèche et Fils Blanc de Meuniers, Vallée de la Marne Rive Gauche, Extra Brut

2007er Basis aus der Parzelle "Les Misy", von Rebanlagen aus dem Jahr 1969, langsame Spontangärung, Hefelager von Mai 2008 bis Oktober 2010, unfiltriert, mit 4 g/l dosiert; 1800 Fl. Immer wieder erstaunlich, was man mit Sorgfalt und Mühewaltung aus dieser Rebsorte rausholen kann. Rafael Bérèche hat alles richtig gemacht: die richtigen Trauben selektiert, sie beim Gärprozess sich wohlweislich selbst überlassen, kein allzulanges Hefelager aufgezwungen, am Dosagezucker gespart, der hier nicht nur dienend, sondern unterwürfig zum Einsatz kommt und damit einen Champagner geschaffen, der mit der sanften Kraft einer Gezeitenwelle in die Kehle schwappt.

8. Eric Isselée, Grande Sélection

50PN 50CH.

Eric Isselées Champagner, speziell den 2002er Blanc de Blancs genehmige ich mir immer gern und lasse sie mir auch stets gern einschenken. Neben meinem Favoriten ist seit einiger Zeit die Grande Sélection immer wieder zu Gast im Glas. Kein komplexer Champagner, aber eine kunstvolle und über längere Zeit mit Unterhaltungspotential ausgestatte Komposition aus den beiden Großreben der Champagne, speziell zu Handfraß wie Walnussalami, mildem Stinkekäse usw. eine Empfehlung, geht aber auch prima zum Schnitzel.

9. Ulysse Collin, Blanc de Noirs (Jahrgang 2006), dég. 16. März 2010

Rötlich, für einen Blanc de Noirs schon gefährlich rötlich und nach deutscher Auffassung wahrscheinlich verboten rot schimmert der schwere Stoff im Glas, der Champagner selbst ist so dicht, dass die Perlage Mühe hat, sich durchzudrücken. Ein Schlachtfest der Früchte, den satten Alc. merkt man kaum. Seit ich das Jungfernerzeugnis bei Olivier Collin probiert habe, hat sich in diesem Champagner viel getan. Er ist muskulöser, schwerer, massiger geworden und sollte jetzt damit aufhören, damit er nicht zum incredivle Hulk unter den Champagnern wird. Wenn die Entwicklung ab jetzt in Richtung Eleganz verlaufen sollte, dann hat die Champagnerwelt eine feste Größe mehr. Der Besuch auf der Domaine ist insbesondere für Endkunden einfacher, wenn man sich über das nahegelegene Château d'Etoges einen Termin machen lässt. Dort ist Ulysse Collin Hauschampagner.

10. Veuve Clicquot, La Grande Dame, 1995

Letzte Flasche, dem Sommelier günstig abgeschwatzt und mit viel Freude getrunken. Dazu ließ ich mir eine Wachtelbrust schmecken, Salatherzen mit Parmesan und Schnipseln vom Wollschwein verpartnerten sich auch sehr gut, eine bis auf die Kruste weniger gelungene Parmesan Panna Cotta ließ sich schnell damit fortspülen, versöhnlicher war das Ibericoschwein mit geschmolzenen Tomaten und Oliven und der abschließende Käse – Fourme d'Ambert, Trappe d'Echourgnac, Banon – sowieso. Förmlich erleichtert war ich, nach dem ersten Schnuppern keinen Kork wahrgenommen zu haben. Dann ging das sinnliche Vergnügen los, die Grande Dame zeigte sich einmal mehr ihres Namens würdig, gab sich aristokratisch, aber nicht unantastbar, von kräftiger Statur, aber nicht säuerlich, wohlgereift, aber nicht ältlich. Weinig natürlich, mit der gewissen Pinotherbe, die dem Wein aber gerade seinen Charme und eine noble Anmutung verleiht. Außerdem wies die Grande Dame mal wieder ihre Nähe zum Wein nach, mit etwas Temperatur gab sie noch einen ganzen Schwung trockener Kräuter, schmelziger Karamellbonbons und kandierter Zitrusfrüchte frei.

11. Dom Pérignon Oenothèque 1983, dég. 2003

Zu den Doms der 80er Jahre habe ich kein richtiges Verhältnis. Sozialisiert bin ich mit den 90er Jahrgängen, von denen mir der 1990er kurz nach seinen Erscheinen die Augen für Champagner geöffnet hat und der mir als Oenothèque wie der Archetyp des elganten Champagners vorkommt. Leider folgten mit 92, 93 und später mit 98, 99 weniger starke Doms, während 95 und 96 wieder und jeder für sich ganz unterschiedliche Ausprägungen des Dom Pérignon waren, bzw. sind. 92 und 93 bezeichne ich für mich als die europäischeren und abgelebteren Doms, wohingegen 98 und 99 für mich japanisch anmuten. Karg, reduziert, mit einer Ästhetik, die sich mir nicht ganz erschließt, von der ich aber verstehe, wenn sie andere fasziniert. Ähnlich ist es mit japanischen Parfums und von japanischen Designern kreierter Mode, ich denke da in erster Linie an Issey Miyake, Annayake und Comme des Garcons. Völlig anders sind die Doms aus den Epochen davor. Der normale 1983er ist, wenn man eine gute Flasche erwischt, noch fit und baut erst langsam ab, leider werden die fitten Flaschen schnell weniger, auch scheint der Jahrgang insgesamt langsam ausgetrunken zu sein. Für die späteren Dégorgements halte ich Trinkfenster von bis zu zehn Jahren nach dem Dégorgement für angemessen, danach fallen spätdégorgierte Champagner zusehends in sich zusammen, rühmliche Ausnahmen, gibt es freilich auch da. Der 1983 Oenothèque bewegt sich mit hoher Ganggenauigkeit in diesem Fenster, mehr als zwei bis drei Jahre würde ich ihm jetzt nicht mehr geben, dann ist er über den Punkt. Jetzt kann man ihn mit Genuss trinken, sehr genau und klar sind die tragenden Aromen herausgeschält, ein Mix aus Zitrusfrüchten, Ananas, Nektarine und weißem Pfirsich, Hefezopf, eine geringfügig störende weil nicht ins Bild passende Steinigkeit und Herbe muss man aber ebenfalls in Kauf nehmen, sie leitet über zu den entwickelteren Aromen die hier wie bei den meisten Spätdégorgements aber verhaltener auftreten, als bei den gewöhnlichen Ausgaben.    

Ain’t life grand? – Grand Culinary im Kameha Grand Bonn

 

Wer Bonn kennt, weiss, dass es dort beschaulich zugeht. Hotelmäßig dominiert unter den größeren Häusern die Günnewig-Gruppe das Bild, das ehemalige Bundesgästehaus auf dem Petersberg ist in Steigenberger-Hand und Maritim-Hotels gibt es auch.  An Sternerestaurants wird in Bonn traditionell gespart, einzig Rainer-Maria Halbedel hält die Michelinfahne hoch. Wer sternemäßig gut essen gehen will in Bonn, verlässt am besten die Stadt. Freilich: auch jenseits der Restaurantführer ist Leben, so rühmt der Bonner schon lange das Sassella in Kessenich oder bestellt seinen Fisch im Petit Poisson, der Veränderung war man, scheint's abhold.

Mit der Eröffnung des Kameha Grand kam Ende 2009 doch noch frischer Wind ins Bundesstädtchen. Frech am Rheinbogen auf der anderen, der falschen Rheinseite errichtet, in Filetlage am Ufer, Telekom und Post-Tower in Griffweite, verstört das flughafenterminalähnliche Gebäude seitdem manche etablierten Gemüter. Schuld daran ist nicht nur die kontrastierend-neobarocke Inneneinrichtung von Marcel Wanders. Dessen bevorzugt verwendete überdimensionale Zwiebelmusteroptik durchzieht das gesamte Haus, von den Fussböden im Dome über Tapeten, Dekowände und alles, was sich irgendwie 'branden' lässt, ja selbst die vom Zimmerservice in meinem Zimmer freundlicherweise hinterlegte, leider schon sehr abgegriffen wirkende Kondomschachtel passte sich ins Design ein. Abgesehen davon ist für die Konkurrenz natürlich ärgerlich, dass das Kameha Grand bereits jetzt den Titel als Hotel des Jahres 2011 für sich erringen konnte. Auch der MIPIM Award 2010 für Hotels ging als einer der bedeutendsten brancheninternen Design- und Architekturpreise an das neue Haus. Hinzu kommt noch, dass die Telekom sich als einer der großen Kooperationspartner des Hotels überaus präsent gibt und eine ganze Reihe weiterer Kooperationen verspricht ebenso stetigen Besucherstrom.     

Der Haus-Champagner des Kameha Grand in Bonn stammt von Piper-Heidsieck aus Reims. Dieser Erzeuger wurde hart von der Wirtschaftskrise getroffen und musste zuletzt ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen. Von denen, die verschont blieben, sind zwei besonders wichtig. Kellertalent Regis Camus (Sparkling Wine Maker of the Year 2004, 2007, 2008, 2009) und International House Communications Director Christian Holthausen. Regis Camus ist seit 2002 der Nachfolger des viel zu früh verstorbenen Daniel Thibault, der damals schon die önologischen Geschicke von zwei Champagnermarken, Charles Heidsieck und Piper-Heidsieck, in den Händen hielt. Regis Camus hat dieses Erbe angenommen und eines seiner größten Verdienste liegt darin, die beiden Marken so kontinuierlich nebeneinander fortzuführen, dass jede ihren Charakter behält und der anderen nicht in die Quere kommt. Nachdem ich erst jüngst von einer Charles Heidsieck Mis en Cave 2000 Magnum zum wiederholten Male sehr freundlich für das Haus eingenommen wurde, war ich auf die Vorstellung des Schwesterhauses sehr gespannt. Kameha-Chefkoch Jörg Stricker, der das Menu zu verantworten hatte und einen sehr souveränen, dabei gelassenen Eindruck machte, stellte zusammen mit Christian Holthausen, dem deutschstämmigen, aber nicht deutschsprachigen Kommunikationsdirektor aus New York die Paarungen des Abends vor.

I. Apéritif

dazu: Cuvée Brut, mit 80% 2006er Basis, davon 55PN 25PM 20CH, min. 28 Monate Hefelager und neun Monate Ruhe nach dem Dégorgement

Der Champagner ist ein Standardbrut, der erkennbar von einem großen Haus kommt. Christian Holthausen, mit dem ich einige Geschmacksvorlieben teile, teilte dazu mit, dass der Brut mit 9 g/l Dosagezucker auskommt, was für ein großes Haus bescheiden ist. Daher verwundert es eigentlich auch, dass Piper-Heidsieck einen so großen Kundenstamm im Massenmarkt hat. Denn der herbe, gar nicht übertrieben fruchtige Stil dürfte nur eine Minderheit unter den typischen Champagnerkunden ansprechen. Mir hat er ganz gut gefallen, wenngleich ihm etwas Säure gefehlt haben mag und große Komplexität nicht aufkommen mochte. Dennoch: für ein großes Haus ist der leicht räucherige und von frischem Baguette geprägte Stil untypisch und verleiht ihm Wiedererkennungswert.

Die Apéro-Kleinigkeiten kamen als flying buffet. Es gab unter anderem Entenleberpraline, weiße Schokolade, Szechuan Mango, Lachswürfel, Avocadotartar, marinierten Ziegenkäse, Hummertartar, Kaiserschotencrème und Kokosschaum. Zur Entenleber passte der Champagner besser, als zur weißen Schokolade, das schmelzige Fett der Entenleber war ideal zu den frischen Baguettenoten. Die Kombination mit der Szechuanmango wurde von deren pikanter Würze gerettet . Solo hätte die Mango den säurearmen Champagner an die Wand gedrückt, mit der schwerpunktverschiebenden Szechuanwürze fiel das nicht so sehr auf. Zum Lachswürfel und zum Avocadotartar gab es keine Kritikpunkte, zum marinierten Ziegenkäse war der Champagner dann sehr stark. Das verdankte er wieder seiner Baguetteeigenschaft und seinen durchklingenden Honignoten. Hummertartar und Kaiserschotencrème waren ausgezeichnete Begleiter, der Kokosschaum passte auch gut, wirkte aber etwas plakativ.

II. Sashimi und Sushi

dazu: Cuvée Brut

Dass Champagner zu Sashimi und Sushi passt, ist reichlich bekannt und denkbar risikoarm, sollte man meinen. Das stimmt aber nicht ganz, denn Sesam, Kaviar, Sojasauce und Wasabi sind aromatische Sprengsätze, die es geschickt zu händeln gilt. Der Brut von Piper-Heidsieck war auf Deeskalation eingestellt, die milde und zurückhaltende Säure um jeden Preis auf Krawallvermeidung getrimmt. Ein Konzept, das sich auszahlen sollte und selbst dem Wasabi-Klotz von der Größe eines Mensch-ärgere-dich-nicht-Würfels nicht in die Quere kam. 

III. Himmel & Äd von der Jakobsmuschel, Kartoffel-Pringles, Apfelair, Schmorschalotten und Endiviensalat

dazu: Rosé Sauvage, 45PN 40PM 15CH, entsteht seit dem relaunch 2004 mit 25% Stillweinzugabe und 9 g/l Dosagezucker

Der Rosé Sauvage und der Brut Sauvage sind eigentlich Reminiszenzen an die Zeit, als Piper-Heidsieck Champagner noch ohne biologischen Säureabbau entstanden und in der Jugend besonders unzugänglich waren. Heute ist das anders, der Stil ist fruchtiger und frühreifer. Leider schwankt die Qualität des Rosé Sauvage für meinen Geschmack zu stark. Mal sind diese Champagner in der Jugend sensationell, leichtfüßig, fruchtig und fein, mal schmecken sie plump und schwer. Ihr Reifepotential haben sie aber scheinbar in beiden Varianten eingebüßt, denn einige Flaschen, die ich mir nach dem relaunch 2004 voller Begeisterung hingelegt hatte, sind jetzt nur noch müde. Auch die Flaschen im Kameha konnten nicht überzeugen. Einfache, dominierende Kirschfrucht und im wesentlichen war es das auch schon. Ein leichter Rotsekt aus Alicante Bouschet, Cabernet Franc oder Grenache könnte ähnlich schmecken.

Unter diesen Bedingungen anzutreten, war für die Jakobsmuschel nicht leicht. Unterstüzung kam nicht von den Schmorschalotten, auch nicht vom Endiviensalat und von Äpfeln und Kartoffeln wäre sowieso keine Hilfe zu erwarten gewesen. So musste sich die aromatisch fein komponierte Speise dem rohen, übermächtigen Druck des Champagners unterwerfen.   

IV. Kartoffel-Lauch-Ravioli in Lardo gebraten, Avocadocrème, Steinpilze, Kalbsbries und Lakritzjus

dazu: Rare Vintage 1998 en Magnum, 77CH 23 PN

Der einzige Rare, der in Magnums hergestellt wird – und zwar ausschliesslich. Eine richtige und gute Entscheidung, wie ich vorwegnehmen darf. Denn der 98er ist dem 99er an Frische klar überlegen. Eine Mischung aus Jod, Honig, Mandeln, Hefe und Malzbrot, einige gebackene und einige fleischige, wohl vom Schwefel herrührende Aromen, die aber nicht stören und mit Luft verschwinden, bilden den Grundton. Darüber wabern ätherische Öle, Mandarine, Nektarine, Bockshornklee, Orangenblüte und Lime Juice. Ein softer, schwebender Champagner und eine Prestige-Cuvée von der ich hoffe, dass sie mit den Stärken der Jahrgänge 2002 und 2004 noch einmal an Finesse gewinnt. Denn um die Rare-Reihe war es viel zu lange viel zu ruhig. 

Eine rundum gelungene Paarung ergab sich mit den Ravioli, sehr geschickt war die Kombination von Lardo, Steinpilzen, Bries und Lakritzjus. Ich weiss nicht, ob ich bedauern soll, dass der Champagner selbst noch nicht genau diese Noten als Reifetöne entwickelt hatte, oder ob es sich dann nicht zu sehr geballt hätte. So fand der Champagner in den Speisen ein adäquates Echo aus seiner eigenen Zukunft, was man auch nicht oft erlebt.

V. Sorbet von marokkanischer Minze, Süßkraut und Limette

dazu: weiterhin Rare 1998

Minze und Süßkraut verhielten sich unaufgeregt zum Champagner, die Limette gab sich etwas aufrührerisch, stiess aber beim Champagner auf keinerlei Säurewiderstand. 

VI. Coq au Vin, Pommes Pont-Neuf, Arganöl und geeiste Gänseleberflocken

dazu: Rare Vintage 1999

Auch dieser Rare ist mit dem Goldschmuck des Pariser Goldschmieds Arthus-Bertrand versehen und setzt sich wie der 98er zusammen. Doch ist er wesentlich schwächer, als sein in der Magnum ausgeschenkter Vorgänger. Nicht nur, dass ihm Finesse und Frische fehlen, auch die Aromatik kommt nicht ganz mit. Klar, er ist saftig, mit wildem Pfirsich, Mangopurée, Aprikosennektar und einem Schuss Grapefruit. Aber: es fehlt der Unterbau. Wo beim 98er Mandeln, brotige und sehr strukturierte Aromen kenntlich wurden, ist beim 99er nur diffus vernebeltes Säuregerüst. Sicher ein guter Champagner, aber kein ganz großer Wurf.

Entschädigt wurde ich durch den Hähnchenschlegel und die gestifteten Äpfel, weniger begeistern konnte ich mich für die geeisten Gänseleberflocken, die nicht nur sehr schnell ihren geeisten Charakter einbüßten, sondern im selben Augenblick auch ihr Aroma, so kam es mir jedenfalls vor. Der Champagner umfloss den Hähnchenschenkel und schien mit dessen angenehmer Konsistenz eins werden zu wollen. Von den Apfelstiften wurde diese Vermählung vorzüglich unterstützt. 

VII. Dessertauswahl 

dazu: Cuvée Sublime

Mit 35 g/l Dosagezucker muss man schon sehr vorsichtig arbeiten, wenn man nicht Gefahr laufen will, eine ermüdende Zuckerbombe im Mund platzen zu lassen. Regis Camus weiss das natürlich selber gut genug und gibt sich alle erdenkliche Mühe, dem gerecht zu werden. Mit Erfolg. Der Sublime gehört zusammen mit dem 98er Rare zu den Gewinnern des Abends. Ausgewogen, nicht zu süß, sondern mit einem für Piper-Heidsieck schon mutig wirkendem Säuregerüst, weinig, sauber und lang.

Die Dessertauswahl bestand aus Kirsch-Ingwer-Jelly, Mon-Chéri-Lolly, Mascarpone-Kirsch-Eis und verschiedenen Maccarons, darunter Zitrone-Thymian, Pistazie mit weißer Schokolade und Matcha-Tee. Die Kirscharomen waren genau das, was dieser Champagner am besten gebrauchen konnte, tiefe, dunkle, rote, sinnliche Aromen in nicht zu großen Happen. Beim Kirsch-Eis wurde es etwas schwierig, weil die Süßeverhältnisse sich zu Lasten des Champagners verlagerten. Die Maccarons waren mir etwas zu dick geraten und litten unter erhöhter Luftfeuchtigkeit oder sonstwas, jedenfalls krachten sie nicht beim reinbeissen. Am besten schmeckte mir der Zitrone-Thymian Maccaron zum Sublime, aber auch die anderen beiden konnten gefallen.

Abschließend gab es für diejenigen die wollten Champagner aus dem von Christian Louboutin gestalteten Glas High-Heel. Der liegt sehr gut in der Hand, wenn man ihn an der Fläche zwischen Absatz und Fussballen nimmt. Trinkt man daraus, kann man mit der anderen Hand die Fussspitze unterstützen nach oben drücken, man muss sowieso den Kopf weit in den Nacken legen, um jeden Tropfen aus dem Schuh heraus zu holen. Ein Nachteil des Schuh ist die geringe Füllmenge, man kann nämlich praktisch nur den Zehenbereich füllen. Ein Vorteil des Schuhs ist die ergonomisch gestaltete Fersenpartie, jedenfalls für meinen Mund ist die sich dort ergebende Trinkkante optimal.

Gehobener Champagnerspass

I. Louis Roederer Brut Premier
Roederers Standardbrut machte einen freundlichen Eindruck im Glas, hübsche Perlage, typisches Gold, üppiger Cordon und eine freigebige, sehr aromatische Nase. Im Mund Jahrgangseindrücke, hätte auch ein jung gebliebener 1996er sein können, vielleicht macht sich aber auch der 2002er Anteil hier sehr wohltuend bemerkbar. Jedenfalls ein Champagner, der sein Geld mehr als wert war und ein guter Aufwärmer.

II. Piper-Heidsieck dressed by Jean-Paul Gaultier
Dunkleres Gold, glanzvoll, strahlend; Kaffee, Brot, Röstnoten. Im Mund eine saubere Fortsetzung der Naseneindrücke, ohne, daß die röstigen Anteile überhand genommen haben; der restlichen noch frischen Säure sei Dank. Kein besonders fruchtiger, saftiger Champagner, sondern etwas für den Sonntagsbrunch, wenn der Kaffee ausgegangen ist.

III. Franck Bonville Cuvée Les Belles Voyes
Feines helle Gold, klar, beinahe transparent. Umfangreiches Nasenspektrum, von gefühligem Holzeinsatz bis zum exotischen Fruchtkörbchen ist alles dabei. Im Mund mit sanftem Druck präsent, rollt, besser gleitet in mehreren Wellen über den Gaumen, zarte Säure als Vorhut, dann erste Fruchtentwicklung, leichtes Holz, stärker werdende Frucht, noch einmal etwas Säure und geht dann glatt und mit sehr sauberem Nachhall ab.

IV. Pirat: Cava Vives Ambros Brut Nature
Auf Anhieb als Pirat oder fehlerhaft identifiziert. Die Farbe silbrig glänzend, Perlage und Cordon waren nicht auffällig. Muffelige, erst mit der Zeit sauber werdende Nase mit eigenwilligem Charme. Einerseits pudrig, herb, andererseits auch fruchtig und frisch. Im Mund herb, mit immer noch spürbarer Süße, säurearm, sauber aber kurz, was die heiße Anbauregion verrät. Praktisch ohne Nachhall. Schade, aber nach der bis dahin geleisteten Vorarbeit auch nachvollziehbar. Eine Cava, die man aber in anderem Zusammenhang noch einmal probieren sollte.

V. Laurent-Perrier Grand Siècle 1995
Goldgelb, feine Perlage, schönes Mousseux, auf Anhieb schön, aber nicht außergewöhnlich. In der Nase deutet sich dann mehr an: gebändigte Kraft, Mineral, Frucht, alle wollen sie aus dem Glas springen, wirken aber noch wie gefesselt. Im Mund bricht dann das Spektakel los, noch reichlich ungeordnet brechen Säure, Frucht und Mineral aus der Deckung, das Resultat: ein Champagner, der unbedingt Größe erkennen läßt, aber sich erst fassen muß. Wie alle Jahrgangsausgaben des Grand Siècle sehr rar.

VI. Perrier-Jouet Belle Epoque 1996
Unauffälliges Äußeres, saubere, feine Perlage, sehr schöner Cordon. In der Nase weich, verführerisch, feminin, aber nicht zerbrechlich. Strahlt Wärme aus. Im Mund dichte Aromatik, herbfruchtig, mit Kumquats, durchscheinender Limone, kraftvoller, aber gut eingebundener Säure, wirkt mir für eine 96er Belle Epoque zu fortgeschritten, bietet wenig Jahrgangscharakter und ist meines erachtens entweder in einer Verschlußphase, oder schlicht untypisch; ich habe den Champagner bis auf eine dunkle Ahnung überhaupt nicht wiedererkannt. Sonst zweifelsfrei ein sehr schöner Champagner, der eben nur nicht in mein Geschmacksbild von der Belle Epoque paßt. Zusammen mit 98 und 99 eine der letzten Belle Epoques, die ich geöffnet habe, da mein Interesse an dem Haus etwas erlahmt ist.

VII. Raymond Boulard Petraea 1997-2003
Anfangs grobperliger Champagner, der entschieden viel, sehr viel Luft und Zeit benötigt. Ein Karaffenkandidat. Nase erst ruhig, behutsam holzig und sensationsarm, im Mund anfangs das gleiche, sanft daher- und hinweggleitend. Beschaulich, gefälliger Gesamteindruck. Erst nach einiger Zeit eröffnet der Petraea dann das Feuer. Volle, voluminöse, schwere Geschmacksgranateneinschläge auf der Zunge, reifer Winterapfel und warme Couverture, zimtige, zedernholzige Noten, Andeutungen von Granatapfel und Mango, dabei immer mit einer harmonischen Säure und boulardtypischem understatement. Seit 2010 firmiert F6 (sprich: Francis)E Boulard, der die Tücken des französischen Erbrechts nun endlich umschifft hat, unter neuem Namen: Francis Boulard et Fille.

VIII. Demoiselle Cuvée 21
Unauffälliges Äußeres. Lebhafte Perlage. Zarte Holznase, etwas bonbonig. Im Mund noch ausgewogen, mit Tendenz Richtung Süße. Trinkt sich, wie bis jetzt alle Champagner von Demoiselle, besinnungslos weg, lädt nicht zum verweilen ein, ist aber süffig. No-brainer.

Notizen von der Champagerprobe: rund um die drei Jahreszeiten

Opener: Charles Heidsieck Mis en Cave 2000 en Magnum

Reims. Drittelmix. 1999er Basis mit 40% Reservewein, Dégorgement 2005.

Eines der letzten Werke von Daniel Thibault, der 2002 viel zu früh verstarb. Dégorgement demnach unter der Leitung seines Nachfolgers Regis Camus. Honig, Kaffee, Kakao, empyreumatische Noten. Fast schon zu seriös für das zwanglose warming up auf der sonnenbeschienenen Terasse mit Blick auf die Marksburg.

Kleine Vorspeisenauswahl, darunter Krabben-Espresso, geschmorte Champignons mit Salat von getrockneten Tomaten, Gurken-Kräutercrème mit Scampi. Vom seriösen, sehr gediegenen Charles Heidsieck konnte man zu der leichten Sommerkost nicht so viel erwarten, die beiden herbfrischen Champagner aus dem Starterflight passten da deutlich besser.

I.1 Tarlant, Brut Zéro

Oeuilly. Drittelmix. 2004er Basis mit fassgereiften Reserveweinen. Tirage im Mai 2005, Dégorgement im Juni 2007.

Erst eine Woche vorher hatte ich diesen jetzt wunderbar gereiften und langsam seinen Trinkhöhepunkt erreichenden Champagner im Glas und freute mich, ihn jetzt, bei knallender Sonne und unverbautem Blick auf Marksburg und Rhein erneut im Glas zu haben. Pure, griffige, unausgezehrte, natürlich-herbschöne Nacktheit.

I.2 Lamiable Extra Brut

Tours-sur-Marne Grand Cru. 60PN, 40CH. 5 g/l Dosagezucker.

Nicht ganz so nackt, sondern noch mit Strapsgürtel und Schleier angetan, zeigte sich Lamiable als Flightpartner wie eine etwas versautere Schwester des Zéro Brut. Das lag vor allem an der ausgeprägteren Saftigkeit, gross kaschiert war da nichts.

II.1 Robert Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut

Le Mesnil. Dieser Champagner stammt aus den Grand Crus Oger und Le-Mesnil-sur-Oger, mit 4 g/l dosiert, 42 Monate Hefelager.

Sicher hätte ich auch Lamiable gegen Moncuit antreten lassen können, aber darauf kam es mir bei der Probenzusammenstellung nicht an. Moncuit war stattdessen der Auftakt für den Blanc-de-Blancs flight dieser Probe, die ich im wesentlichen um die Jahreszeitenchampagner von Pommery herum aufgebaut hatte, was immer wieder überraschende und lehrreiche Probenresultate liefert. Natürlich konnte der erste Champagner des flights nur ein karg dosierter Champagner sein, um nicht etwa nach dem Pommery, dessen Stilistik nunmal die eines großen Hauses ist, sauer zu wirken und einen gleitenden Übergang zu schaffen. Das gelang sehr gut. Noch mit Lamiables sündiger Aromenlast am Gaumen kam Moncuits reinigender Apfelspass, der alles verruchte von der Zunge spülte.

 

II.2 Pommery Summertime Blanc de Blancs

10 Crus, drei Jahre Hefelager.

Wie auf einer Süße-Leiter konnte deshalb der Pommery in der Probe aufsteigen und sich als Schlussstein eines Mikrovergleichs über zwei flights hinweg platzieren. Nach den extra brut dosierten Champagnern kam er mir etwas glitschig vor, präzise herausgearbeitete Aromen oder eine fokussierte Säure musste man vergeblich suchen. Wobei das ohnehin nicht die Stärken der Grande Marque Champagner sind, die Pommery ja repräsentieren und um die es hier verstärkt gehen sollte. So sah es denn auch die eine Hälfte der Runde und favorisierte den Pommery, während sich die andere Hälfte, mehrheitlich die Damen, über den Moncuit entzückte.

Lauwarmer Spargelsalat mit weißem und grünem Spargel vom Niederwerth war ein guter Einschub, denn es sollte mit einem Champagnertyp weitergehen, den man nicht einfach ansatzlos folgen lassen konnte. Zum Spargelsalat war klarer Favorit der Pommery, weil bei ihm keine Mésalliance zwischen Säure und Asparagin zu befürchten war, sondern eitel Sonnenschein.

III.1 Francoise Bedel, Dis, Vin Secret

Crouttes-sur-Marne. Biodynamisch. 2003er Basis, 86 PM 8 PN 6CH. 96% Stahltank, 4% Holzfassausbau.

Den 2003er Jahrgang konnte man ziemlich deutlich merken und am Tisch wurde die überreife, rosinige, mit Apfelchips, Bratapfel und Calvados angereicherte Aromatik teils sehr begrüßt, teils als viel zu alt und mürbe abgelehnt.

III.2 Pommery Wintertime Blanc de Noirs

75PN, 25PM u.a. aus den Grand Crus Aÿ, Bouzy, Mailly und Sillery. (90/100 Juhlin)

Anders als beim letzten Mal hatte der Wintertime nun gar keine Startschwierigkeiten, Madame Bedels weichhäutiger, etwas eunuchiger Champagner traf auf einen gut vorbereiteten, agilen Wintertime, der Röstnoten, roten Apfel, einige wenige Säurespritzer und allenfalls ganz leicht morbiden Charme eines reifen Playboys ausspielen konnte. Beide Champagner kamen mir wegen ihrer Konzentration und Süße wie gute, wenngleich sehr verschiedene Flightpartner vor.

Penne mit Kalbfleisch-Salbei-Röllchen in Cointreau waren als Zäsur beim Übergang von weiss auf rosé zur Stelle, obwohl für mich nicht zwingend erforderlich

IV.1 Pommery Springtime Rosé

Reims. 25CH, 60PN, 15PM, 30 Monate Hefelager.

Auffällig war bei diesem Rosé die sehr helle, zwiebelschalenfarbene Roséfärbung, die ihn neben dem Winzerrosé fast etwas alt aussehen ließ. Geschmacklich war er mit Rosinen, Feigen und Trockenfrüchten noch ganz in der Sphäre des Wintertime, konnte aber mit seiner demgegenüber leichteren Bauweise punkten.

IV.2 Maxime Blin Rosé

Winziges Weingut in Trigny, Massif St. Thierry. 100PN und Coteaux Champenois.

Kräftiges, rötliches Rosé, viel Kirschfrucht, Goji-Beere und eine leicht gerbstoffige Griffigkeit, die den kleinen Betrieb kennzeichnet. Geringfügig medizinal, was in diesem Zusammenhang – zum Salbei – sogar ganz gut passte.

V.1 Carré Guebels Premier Cru Vieilles Vignes avec ficelage traditionnelle

70CH, 30PN, 2003er Basis mit Reserve aus 2002. (** GH)

In Deutschland praktisch unbekannter Erzeuger, der sich in Frankreichs Fachpresse schon einige gute Bewertungen gesichert hat und dessen andere Champagner mir gut gefallen. Werde ich weiterhin im Auge behalten. Diese Cuvée von alten Reben ist sehr mineralisch, hat eine kühle Ausstrahlung und wirkt zunächst geschlossen und dicht wie ein Grantiblock. Mit Luft kommen Mandarinen, Nektarinen, Reineclauden und gelbe Johannisbeeren zum Vorschein, alles läuft bei diesem Champagner sehr geordnet und zeremonienartig streng ab. Champagner für Traditionalisten.

V.2 Leclerc-Briant Premier Cru Chèvres Pierreuses

Cumières Premier Cru. Einzellagenchampagner. 40PN, 40CH, 20PM. Biodynamisch.

Knallerwein. Auch hier kalter, nasser Stein als Grundton, dahinter ist auf Anhieb richtig viel Druck abrufbar. Im Gegensatz zum Carré-Guebels herrscht hier ein – positives – Geschmackschaos, alles schwirrt und fliegt durcheinander, flavour action painting am Gaumen.

Frische Erdbeeren mit Champagnerschaum, Minze und Amarettini, verbunden mit einer kleinen Pause, lenkten den Gaumen etwas ab

VI.1 Bernard Tornay Palais des Dames

Bouzy Grand Cru. 50PN, 50CH, 2004er Basisweine aus den Grand Crus Bouzy und Ambonnay. 10 g/l Dosagezucker.

Was mir bei Tornay immer gut gefällt, ist dieser stetige Haselnussgrundton, den man in seinen Champagnern immer wiederfindet. Das verleiht dem Stil einen leicht melancholischen touch, bei der Spitzenvuvée des Hauses auf eine sehr ansprechende Art verfeinert. Also nicht: depressive Stimmung einer alternden Diva, sondern bezaubernde Nachdenklichkeit einer Salonschönen.

VI.2 Pommery Millésime Grand Cru 2000

Trauben aus sieben Grand Crus. (86/100 Juhlin, 96/100 Wine Spectator)

Der passende Gigolo für unsere Salonschönheit wollte oder konnte sich nicht finden lassen, also musste adäquater Ersatz her. Pommerys 2000er Grand Cru, den ich frühzeitig belüftet hatte, übernahm den Job mit Bravour. Jede damenhafte Feinheit von Tornay konnte dieser Champagner mit einer geeigneten Geste erwidern, ohne dabei gestelzt zu wirken. Der feine Haselnussgrundton von Tornay wurde mit minimal stärkerer Röstung beantwortet, die am Gaumen langanhaltend schwebende, zart vibrierende Früchte-Blüten-Komposition von Tornay wurde von den festen Schritten des Pommery nie allein gelassen. Wiederum eine schöne Komposition und ein famoses Pärchen, die beiden.