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Tag Archives: silvaner

Kellerstreifzüge

I.1 Pichon-Longueville Comtesse de Lalande, 1978

Krachende rote Paprika, Spuren von Schokolade und Minze. Weich und rund, dabei weder mollig noch irgendwie eingeschnürt. Da ist nichts schlaffes an diesem reifen Wein, den ich mit Freude geöffnet habe und von dem ich die mir nun noch verbliebene Flasche wahrscheinlich nicht mehr lange geschlossen halten kann.

I.2. L'Evangile, 1979

Ein weiterer schöner Vertreter aus Bordeaux, der aber trotz seines vielversprechenden Namens nicht ganz an die Comtesse heranreichte. Der Wein war fein, reif, hatte alles, was ich von ihm erwarten durfte, aber mir fehlte einfach der letzte Zauber, das letzte bisschen herausragende Originalität.

I.3. Paul Autard, Chateauneuf-du-Pape, Cuvée La Cote Ronde, 2006

Grenache, 50% Syrah, von alten Reben; im neuen Holz vinifiziert. Dunkel, kraftvoll, konzentriert, schokoladig, kirschig, etwas jodig, tanninschwach.

I.4. Amy Frères, Coteaux du Layon, 1947

Was Nicolas Joly am trockenen Ende der Skala mit Chenin Blanc macht, findet man mit etwas Glück am süßen Ende in der Appelation Coteaux du Layon: außergewöhnliche, reifefähige Weine mit höchst individuellem Ausdruck. Pilzig, mit Butterscotch, weich, rund, samtig, sämig.

II.1. St. Antony, Niersteiner Pettenthal GG, 2006

In der Nase für mich ein alter Moselriesling, nur etwas fetter, schmeckt auch älter als 2006. Erdig, würzig, aber noch nicht auf der kaputten Seite, sondern noch im kräuterigen Bereich.

II.2. Château des Tours, Côtes du Rhône, Réserve, 2007

Der kleine Rayas mit dem hellen roten Leuchten hat diesen würdigen(den) Beinamen wohl noch nie so sehr verdient, wie jetzt. Das liegt vielleicht daran, dass beide Weingüter nun in einer Hand vereint sind, vielleicht aber auch einfach nur daran, dass dieser Wein schlicht umwerfende Qualitäten hat. Schwarzer Pfeffer, Rosmarin, Thymian, süßliche Rosenpaprika; schmelzig, safftriefend, dabei von sehr eleganter Haltung, übrigens auch schlank. Agil, mit großer und langer Zukunft.

II.3. Cos Labory, 1990

Klassischer wurde es beim Cos Labory. Blumenduft, Paprika, süßlich und rund, mit feinkörnigem Tannin. Unmittelbar jetzt genau richtig zu trinken.

II.4. Pichon Longueville-Baron 1955, Mähler-Besse-Füllung

Toffee, Malz, Liebstöckel; trocknend, unruhig, Duft von geräuchertem Paprikapulver (Pimenton de la Vera), für mich über den Punkt.

II.5. Léoville Las Cases, 1975

In geradezu brachial-kraftvoller Manier wie ein Muskelmann in rotweißem Ringelanzug und Schnurrbart aus dem Wanderzirkus, nur nicht so albern, zeigte sich der Léoville Las Cases. Von Mäßigung keine Spur, der Wein drückte von innen gegen die Backen, als hätte man den Mund voller Kirschkerne und war dabei insgesamt sportlich-minzig aufgelegt; sollte aber eigentlich doch lieber noch paar Jahre liegen.

II.6. Juliette Avril, Chateauneuf du Pape, 1990

Kein Bordeaux ist auf Anhieb so schmelzig, so weich und auf eine hitzige, südländische Art so verführerisch, wie ein gut gereifter Chateauneuf. Saftig und leicht dicklich war dieser verliebte Twen.

II.7. Hugel, Gewürztraminer, Reserve Exceptionelle, 1969

Dieser rosenduftige Wein konnte mit seiner für mich zu geringen, wenngleich angenehm candyartigen Restsüße und buttrigen Reife nicht ganz überzeugen.

II.8. Amy Frères, Coteaux du Layon, 1947

Intensiver Pilzduft, intensives Butteraroma, angebrannte Kondensmilch. In Weine dieser Art könnt' ich mich sowas von reinlegen.

II.9. Bäumler-Becker Erben, Zeltinger Schlossberg, Riesling Spätlese, 1959

Mehr Rasse brachte der Riesling ins Spiel. Auch hier pilzige Noten, aber auch immer noch viel kandierte Zitrusfrucht, unterschwellig kitzelnde Säure, frecher, rotziger als der dagegen behäbiger wirkende Coteaux du Layon.

II.10. Valette, Meursault, 1966

Wahrscheinlich der Wein des Abends für mich. Feinstes, fröhlich-frisches Mittelstrahlhellgelb ließ einen jugendlich gebliebenen Wein ohne harte Oxidations- und sonstige Alterungsnoten erwarten, was dann auch zutraf. Faltenlos wie ein Lackkleid, medizinale Töne mischten sich unter die kräuterig-buttrige Note mit den gerösteten Nüssen, hinzu kamen Fenchel, Anis und Toffee, auch etwas Bienenwachs schmückte den sehr alerten Wein.

III.1. Staatlicher Hofkeller, Silvaner, Innere Leiste GG, 2009

Der Silvaner gibt sich in der Nase mit seinem Sortenaroma von frisch gemähter Unkrautwiese mit frechem Zitronenbeiklang zu erkennen und schmeckt auch genau so, eine zusätzlich anhaltend süßliche Art gibt ihm noch einen abrundenden touch, den ich beim Hofkeller häufiger zu erkennen meine und der mir etwas unfränkisch vorkommt.

III.2. Carl Loewen, Riesling Auslese, Thörnicher Ritsch, 2010

Spielfreude pur, würde man beim Fußball sagen. Dieser Wein hat alles, was ich am Moselriesling schätze und liebe.

III.3. Carl Loewen, Riesling Beerenauslese, Maximin Herrenberger, 2010

Mir schon wieder zu konzentriert gegenüber der Ritsch. Gewiss nicht verkehrt, für eine Beerenauslese auch ganz und gar angemessen, mir aber von allem too much.


Franconia-Weinjagd mit u.a. Rudi May und Paul Fürst

 

 

I. Johann Ruck

1. Rieslaner, Rödelseer Küchenmeister, Spätlese 2008

Exotische Frucht, getrocknete Kräuter, Verbene, Waldmeister, Apfelsaft. Schlank, glatt, doch durchzugsstark, ein Wein, der gegen Ende nicht abflacht, sondern immer mehr an Tempo gewinnt und beachtliche Kraft- und Säurereserven hat, bevor er die Kehle herunterstürzt. Sehr schön!

2. Burgunder Sekt 2007

In der Nase eine Mischung aus Kastanienhonig und Möbelpolitur, im Mund wiederholt sich das Elend. Nicht schön, auch wenn sich mit etwas Luft noch paar Früchte durchmogeln. Flaschenfehler?

3. Burgunder Sekt 2008

Scheint so, denn der Nachfolger bietet mehr. Leicht, fruchtig, burgundig. Von einer Burgundercuvée hätte man freilich etwas mehr Wucht, Würze und Weinigkeit und wenn nicht das, so doch mehr geschliffene Eleganz erwarten können. Immerhin ist der Sekt jedoch ein geeigneter Begleiter zum marinierten Ziegenkäse mit Kürbiskernöl und, Pluspunkt, verträgt sich hervorragend mit Salatbouquet und Zwiebeln.

II. Wirsching, Grauburgunder, Julius Echter Berg, Kabinett trocken 2007

Fränkisch trocken. Verhalten fruchtige Nase. etwas vegetabil, leicht tanniniger grip. Sauber, aber nicht mein Fall.

III. Rudolf May

Hinten links in Retzstadt hat Rudi May sich eine moderne Interpretation des traditionellen fränkischen Dreiseithofs in den Langenberg gezimmert. Der Verkostungsraum erlaubt einen Blick in den darunterliegenden Fasskeller, die beachtlich große Kollektion ist ansehnlich präsentiert. Meinen ersten Kontakt zum May-Wein hatte ich in der Essener Résidence, wo mir Alfred Voigt den RECIS-Silvaner zum Skrei mit Feldsalatjus, konfierter Kartoffel und Senfsacue kredenzte. Da ich aus berufenem Munde schon vorher dazu gedrängt wurde, die Weine des Guts zu probieren, war ich gespannt und aufgrund der verblüffend guten Kombination schnell überzeugt, dass ich Rudi May alsbald würde aufsuchen müssen. Die Weine werden spontan vergoren, was immer wieder zu Stockungen führt. Aktuelles Beispiel ist der ausgezeichnete 2009er Wellenkalk-Riesling. Der blieb nämlich nach paar Monaten bei 29 g/l Restzucker stecken und wurde deshalb kein RECIS, obwohl er dafür vorgesehen war. Rudi May klassifizierte ihn dehalb herab und nun wird er mit einem Drittel Preisabschlag in der Wellenkalk-Linie verkauft. Weiterer Pluspunkt: alle Weine tragen Schraubverschluss.

1. Silvaner, Qualitätswein trocken 2009

Den Gutswein kann man sicher gern trinken, doch liegt er mir nicht. Die drei Komponenten Säure, Schmelz und vegetabile, campherige Note sprachen mich einfach nicht an.

2. Silvaner, Kalkmineral, Langenberg, Kabinett trocken 2009

Kalkmineral ist keine geologische Formation, sondern der Weingutsname für die Linie mittelschwerer, keineswegs jedoch mittelprächtiger Weine.

Leicht, fein, balanciert und gut. Ein sehr charmanter, vielversprechender Lagen-Einstiegswein. Der schürte nach dem Gutswein natürlich hohe Erwartungen, die dann ganz überwiegend erfüllt wurden, wie ich vorwegnehmen kann. Da ich keinen besonders stark ausgeprägten Silvanergaumen habe und mit der Rebsorte sogar nur beschämend wenig anfangen kann, wiegt der positive Eindruck, den ich von diesem Kalkmineral habe, für mich umso schwerer. Silvanerspezis mögen das anders sehen.

3. Silvaner, Wellenkalk, Langenberg, Spätlese trocken 2009

Alte Rebanlagen, die auf Wellenkalk, einer Formation des unteren Muschelkalks stehen, werden von Rudi May in der gleichnamigen Linie herausgegeben.

Kräftiger, tiefgründiger, bodiger als der Kalkmineral. Gehr meiner Meinung nach aromatisch in Richtung des Gutsweins, nur in präziserere, besser abgestimmter Form und einfach auf höherem Niveau. Was für den Gutswein spricht und dadurch bestätigt wird, dass mir der Kalkmineral etwas besser gefiel, als der Wellenkalk.

4. Silvaner, RECIS, Langenberg, Spätlese trocken 2008

Nun hatte ich den RECIS-Silvaner auch mal solo im Glas. Mein positiver Eindruck wurde nicht nur bestätigt, sondern vertieft. Während der 2007er RECIS allüberall Lobeshymnen erhält, schlug es mich doch auf die Seite des schmeichelnderen 2008ers. Körperreich, mit sanftem, großflächig anliegendem Druck, feinem Schmelz wie von warmer Nussbutter und kräuteriger, souveräner, gesund und munter wirkender Herbe.

5. Weissburgunder, Wellenkalk Langenberg, Spätlese trocken 2008

Recht ansprechend, mit einer etwas schläfrigen Schwere und merklich ausgeprägter Frucht, sehr reifer Galiamelone, weißem Pfirsich und verhalten spritziger Säure.

6. Grauburgunder, RECIS, Stettener Stein, Spätlese trocken 2008

Die ca. 35 Jahre alten Reben bringen einen saftigen, vollen und reichlich schmelzigen Wein hervor, bei dem man vermeint, kleine, knusprige Salzkristalle beißen zu können.

7. Riesling, Wellenkalk (wegen seiner Restsüsse abklassifizierter RECIS), Langenberg, Spätlese 2008

Steckengeblieben war er, der als RECIS-Riesling gedachte jetzige Wellenkalk. Mich freut's, denn die 7,8 g/l Säure bieten den annähernd 30 g/l Restzucker ein so spannungsreiches Contra, dass ich mir fast nicht vorstellen kann, diesen Wein in durchgegorener Form mit noch mehr Genuss zu trinken. Apfel, Reineclaude, sehr reife Nashi-Birne lassen mit Frucht und Säure den Mund überlaufen.

8. Rieslaner, Wellenkalk, Langenberg, Spätlese 2008

Für gerade einmal 9,00 € kommt hier ein Wein ins Glas, der jetzt und in den nächsten zehn Jahren zu den Spitzenvertretern seiner Gattung zählen dürfte und für mich auf Augenhöhe mit den Rieslanern von Ruck und Fürst steht. Exotische Frucht, Zitronengras, Vetiver, eine hochgewachsene Schönheit mit appetitlichen Rundungen. Nicht nur Klaus Wahl, langjähriger Professor an der Abteilung Weinbau und Oenologie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau im benachbarten Veitshöchheim und größter lebender Rieslaner-Fan, hätte – und hat wahrscheinlich – an diesem Wein seines ehemaligen Mitarbeiters riesige Freude.

9. Riesling, Langenberg, Auslese 2009

Erstmal muss man sich gedulden, bis Schwefel und gekochtes Fleisch das Glas verlassen haben. Darunter findet sich eine Schicht vegetabiler Noten wie Geißblatt und Sauerampfer. Nach dem Zwiebelschalenprinzip geht es dann weiter, eine etwas kratzige Säure macht dem Hals zu schaffen, dann ist der Kern des Weins freigelegt. Puffreis, Kaktusfeige, Pitahaya, Longan-Frucht fesseln die Aufmerksamkeit; dieser Wein bringt 10,5% vol. alc., 81 g/l RZ und 8,4 g/l Säure auf die Waage und wird in wenigen Jahren in vollem Glanz erstrahlen, worauf ich mich bereits jetzt sehr freue.

10. Rieslaner, Langenberg, Beerenauslese 2009

Verblüffende Marihuana-Nase, die der Qualifizierung als "grasig" ganz neue Facetten abgewinnt. Aber das ist nur der erste Eindruck, danach entwickelt sich ein sehr charaktervoller und vielschichtiger Mix aus Waldhonig, Holunderblütensirup und dem damit oft verbundenen leichten Schweissaroma (konnte ich erst am Vortag noch in der Aromabar der Vinothek der Nordheimer Weingenossen von Divino verifizieren). Lang, eckig, gut.

11. Spätburgunder, Wellenkalk, Langenberg, trocken 2009

Aus dem großen Holzfass. Kirsche, Sandelholz, vermittelt einen winterlichen Eindruck, der von Nelkenduft, Muskat und Rosenblüten noch gestützt wird. Außerdem entwickelt sich noch eine zweite Aromenschiene, die stärker von Graphit, weißem Pfeffer und roter Paprika geprägt ist.

12. Spätburgunder, RECIS, Benediktusberg, trocken 2007

Rudi Mays Lieblingsprojekt. Ein Spätburgunder von – im positiven Sinne – internationalem Format. Kann noch etwas liegen, im Moment ist er konzentriert und in sich zusammengerollt, mit Kirsche und toastigen Noten.

IV. Rudolf Fürst

Im Kelterhaus präsentierte Paul Fürst die Armada seiner Weine, im Holzloft gab es Gutes von Ludger Helbig aus dem Klingenberger Alten Rentamt. Zum Kalbsbäckchen mit Garam Masala Möhrchen habe ich mir nach der Verkostung den in jeder Hinsicht dazu passenden Klingenberger Spätburgunder 2008 gegönnt.

1. Müller-Thurgau pur mineral 2009

Den wollte ich ursprünglich nicht trinken, denn Müller-Thurgau ist meiner Meinung nach am besten im Cola-Schoppen aufgehoben. Dann habe ich ihn aber doch getrunken und zumindest nicht bereut. Extraktreich, geschmeidig und weich, mit vollem Körper, anschmiegsam und mittellang war er mehr als erträglich.

2. Silvaner Centgrafenberg 2009

Mineralisch, schlank und sauber war der Silvaner aus den das Weingut umgebenden Rebzeilen des Centgrafenbergs. Aber mehr als zehn Euro würde ich dafür nicht gleich ausgeben wollen.

3. Weissburgunder pur mineral 2009

Duftig, knackig, spritzig, leicht mineralisch, mit zarten Schmelz.

4. Riesling pur mineral 2009

Weicher, molliger und säureärmer als der Weißburgunder, der mir überlegen vorkam. Seltsam, dass praktisch alle bisher von mir getrunkenen Frankenrieslinge so säurearm wirken, eigentlich müsste es doch so sein, dass fränkische Rieslinge noch rescher und säuremächtiger sind, als die Kollegen beispielsweise aus dem Rheingau oder von der Mosel. Liegt's am Buntsandstein und Muschelkalkboden?

5. Riesling Centgrafenberg 2009

Mehr Druck, mehr Tempo, mehr Rasse, säuremäßig aber immer noch nicht ganz aus dem Schatten des nachwirkenden Weißburgunders getreten. Legte aber immer weiter zu und wird sicher bald ein schönes, die beiden Vorgänger überflügelndes Exemplar abgeben.

6. Riesling R Centgrafenberg 2008

Hier zeigt sich schon ein Mehr an Entwicklung, die Konturen treten deutlicher hervor, Steinigkeit und Mineralität beginnen sich von der zarten Primärfrucht zu emanzipieren. Der Wein strebt in alle Richtungen nach Verfeinerung und Intensivierung, macht einen beweglichen, agilen Eindruck und dürfte sich nach dieser Phase ziemlich deutlich jenseits der 90-Punkte-Grenze wiederfinden.

7. Riesling R Centgrafenberg 2009

Noch sehr verhalten, jung, eng und schlank. Glatt, zitronig, nicht unausgewogen, etwas pubertäre, nervöse Säure, noch nicht so richtig in Fahrt.

8. Weissburgunder Centgrafenberg 2009

Angenehm weiche, duftige Barriquenase, wohl nicht auf Puligny-Montrachet-Niveau, aber mit einem schönen St. Aubin könnte der Vergleich spannend werden.

9. Weissburgunder R Centgrafenberg 2009

Schon zu Beginn stärker ausgeprägte Barriquenoten, aber auch mehr gelbe Paprika, Geißblatt, Weißdorn, sahnig abgerundet. Recht lang nachklingendes Barrique.

10. Chardonnay Karthäuser 2008

Schlaff, kratzig und behäbig. Nicht mein Fall.

11. Riesling Spätlese Centgrafenberg Goldkapsel 2003 noch im Bocksbeutel

Leicht, etwas wässrig, wenig druckvoll, keine merkliche Säure.

12. Riesling Auslese Centgrafenberg 2007

Leicht, elegant, fein. Saftig und schlank, spritzig, mit Moselcharakter.

13. Rieslaner Auslese Centgrafenberg 2007

Für circa ein Drittel des Preises für die Riesling-Auslese gibt es diesen bemerkenswerten und offenbar unterschätzten Rieslaner. Die Nase ist nicht besonders auffällig, aber der anfänglich eher herbfrische Charakter geht mit milder Säure in eine weiche Buttercookiearomatik über, was ich schon ganz pfiffig fand.

14. Rosé Sekt (Spätburgunder Centgrafenberg) 2007

Mit 6 g/l dosiert, 5,5 g/l Säure und vollständigem biologischem Säureabbau, 18 Monate Hefelager. Herb, kräftig, von Holznoten durchsetzt, minimal laktisch.

15. Spätburgunder Bürgstädter 2008

Dem Sekt nicht unähnlich, nur dass er rot vinifiziert wurde, was ihm aber nicht unbedingt gutgetan hat. Herb, kräftig, einfach und mir zu sauer.

16. Spätburgunder Centgrafenberg 2007

Etwas wärmer, leichter und von mildem Tabakduft umweht, sonst auch noch eher einfach.

17. Spätburgunder Centgrafenberg 2008

Enger, holziger, kirschiger, etwas griffiger, letztlich aber einfacher als der 2007er.

18. Spätburgunder Klingenberger 2007

Weich, gut entwickelt und geschmeidig im Mund, mit leicht alkoholischer, von Holz und Frucht jedoch noch eingebundener Schärfe gegen Ende.

19. Spätburgunder Klingenberger 2008

Sehr gelungener Wein, der mit feiner Graphitnote, angedeuteten Kirschen, reifen Beerenfrüchten und leicht waldigen, an Wildbach, moosige Steine und Baumrinde erinnernder Aromatik überhaupt nicht dick aufträgt, dafür am Gaumen umso länger glänzt und sich zum Kalbsbäckchen auch als Speisenbegleiter bewährt hat. Dürfte eine glänzende Zukunft haben.

20. Spätburgunder R Schlossberg 2008

Der Schlossberg kam mir demgegenüber oberflächlichler, nicht so fokussiert, wässriger, auch kratziger vor, wenngleich ich ihm eine gewisse Schnittigkeit nicht absprechen will.

21. Spätburgunder R Centgrafenberg 2007

Gekochtes Fleisch und flüchtige Säure. Erst im Hintergrund merklich Power, Struktur und Gewicht. Braucht noch ein ganzes Weilchen und könnte in zwei bis drei Jahren enorm viel Freude bereiten.

22. Spätburgunder R Centgrafenberg 2008

Voller Rosenblüten, etwas kohlensäurebizzelig, mit ausgeprägterer Fruchtsüße, als der 2007er und in jeder Hinsicht weiter entwickelt, auch etwas fetter, doch immer noch seidig. Das wird sicher mal ein schöner Vergleich zwischen den beiden.

23. Spätburgunder R Hunsrück 2007

Sahnig, crèmig, anschmiegsam, rund und gediegen, auch tiefgründig, facettenreich und lustvoll. Minimal schmirgelndes Tannin, Gänsehautwein mit Potential für 95 Punkte.

24. Spätburgunder R Hunsrück 2008

Wie beim normalen Centgrafenberg zeigt sich auch beim 2008er Hunsrück gegenüber dem 2007er, dass er aromatisch trotz einiger Jungweinkapriolen weiterentwickelt und wiederum mit etwas mehr Süße ausgestattet ist, die man nicht lieben muss, die es aber bedrohlich einfach macht, den Wein ohne Besinnung abzuschlucken. Ohne dass ich ihm den für größere Verkostungen typischen Vorsprung der konzentrierten blockbuster geben will, könnte er dem 2007er um Haaresbreite überlegen sein.

25. Frühburgunder Centgrafenberg 2008

Schön, aber gegenüber den Hunsrückern wässrig und im direkten Vergleich zu fruchtarm, da retten auch die eingestreuten Aromen von Nektarine und Aprikosenkernen nichts.

25. Frühburgunder R Centgrafenberg 2008

Toasty, aber auch saftig, schmatzig und sehr verführerisch.

26. Parzival (Merlot, Cabernet Cubin, Domina) 2008

Schucrème, Lederkorsett und Nietenarmband. Schmeckt wie ein aufgepumpter Black Print. Jung, vordergründig und noch sehr unreif.

27. Parzival R 2005

Auch der 2005er war noch lange nicht fertig. Spannungsvoll und aufgeladen, dunkel und sehr konzentriert, schwer zu durchschauen. Nicht mein Fall.

28. Spätburgunder R (Centgrafenberg) 1997

Kräuer, Minze, Sherry, beginnt gerade, sich auf sein letztes Reifestadium vorzubereiten. Kann aber sicher noch ein paar Jahre dauern, bis er soweit ist.

29. Spätburgunder Centgrafenberg 2002 en Magnum

Jetzt oder sehr bald auf dem Reifehöhepunkt. Vollmundige Süße, fester Griff, dicht und konzentriert.

30. Spätburgunder R Hunsrück 2003

Rund, fein, weich, sanft. Betörende Reifearomen, die zwischen Mon Chéri, frisch geschnittenen Pilzen, zartschmelzender Schokolade und Andeutungen von Kaffee schwanken. Bewegender Wein.

31. Spätburgunder R Hunsrück 2004

Pillenboxduft. Schon sehr weich im Mund, fortgeschrittener, runder und mürber, irgendwie kaputter und auf eine nicht unsexye Weise morbider als der 2003er.

32. Frühburgunder R Centgrafenberg 2004 en Magnum

Acetige, kränkelnd wirkende Nase, süßlich, fiebrig und glühend im Mund. Säurearm, weich, schmelzig, karamellig und kirschig. Tuberkuloseromantik zum trinken.

Wein vom Würzburger Stein

Die Weine aus dem Würzburger Stein, vorgestellt von Robert Haller (Bürgerspital), Michael Jansen (Staatlicher Hofkeller) und Horst Kolesch (Juliusspital).

I.1 Bürgerspital, Silvaner Kabinett trocken 2009

Der Wein ist holzfassausgebaut, trumpft damit jedoch nicht unangemessen auf. Abklingende bananige Primärnoten gehen in eine weinige, pfeffrig unterlegte Blumigkeit über, mit gelinder Salzigkeit, leicht wärmendem Alkohol und gemäßigter Kraft.

I.2 Juliusspital, Silvaner Kabinett trocken 2009

Holzfassausbau und ein leichtes Prickeln. Apfel, Melone, Limette, Crèmigkeit und Schmelz wollten sich mir nicht so mühelos offenbaren, wie von Horst Kolesch vorgegeben. Den salzigen Zungenrand und eine gewisse rauchige Flintigkeit habe ich durchaus wahrgenommen. Mit sehr viel Luft zeigte sich dann crèmiger Schmelz, die Früchtearie blieb dennoch aus.

I.3 Staatlicher Hofkeller, Silvaner Kabinett trocken 2009

Dafür legte der Staatliche Hofkeller los. Stahltankausbau war der präzisen Frucht förderlich, Apfelmus und Rhabarebr, Passionsfrucht und Litschi, Buttercrèmetorte und Melone, also im Grunde das, was beim Juliusspitäler nicht recht aus den Startlöchern kam, verbunden noch mit einer feinen Würze und langem, mineralischem Nachhall. Mein Liebling in diesem flight.

II.1 Bürgerspital, Riesling Kabinett trocken 2009

Mineralisch, dicht, dunkel und eng, schwer entzifferbar und irgendwie moosig, später dann mit etwas mehr Saft war der Riesling. Der insgesamt sumpfige Charakter wurde von der rundlichen und weichen Säure noch verstärkt.

II.2 Juliusspital, Riesling Kabinett trocken 2009

Als filigran, jugendlich, förmlich aus dem Glas herausspringend, mit Weinbergspfirsich, Grapefruit und Blutorange wurde dieser kontinentaltypische Riesling vorgestellt. Salzig natürlich mal wieder, und mit einer rauchigen Note, dem Steincharakter eben. Ich fand den Wein von Apfel- und Quittenmus geprägt, von leichter, sportlicher Bauart, mit reifer Zitrusfrucht und leichter Herbe.

II.3 Staatlicher Hofkeller, Riesling Kabinett trocken 2008

Würzig, pfeffrig, mit ausbalancierter Süße/Säure und einer in Richtung Spätlese weisenden Nachhaltigkeit, so Michael Jansen. Auch ich fand den Wein sehr ausdrucksvoll, mit einer reliefartig herausgearbeiteten, sehr plastischen Aromatik von Limettensaft und Honigwaffeln, mit Puffreis und langem, mit Vibrato verklingendem Abgang.

III.1 Bürgerspital, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

Ein sehr homogener flight von Weißen Burgundern kam sodann ins Glas. Würzig und leicht salzig, mit aprikosiger, sämiger, nicht klebriger Süße. Rund und fein, saftig und weich.

III.2 Juliusspital, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

In der Nase erstmal eine ordentliche Ladung Bienenwachs. Am Gaumen geringfügig griffiger als das Bürgerspital, leicht prickeln, vielleicht auch minimal hitzig, paraffinig und herb.

III.3 Staatlicher Hofkeller, Weißer Burgunder Kabinett trocken 2009

Nach dem Bienenwachspfropfen nun fast gar keine merkliche Nase, was ich nicht als Eleganz missdeuten möchte. Im Mund allerdings schon eine leichte, sehr delikate Frucht mit massgeschneiderter Fruchtsäure.

IV.1  Bürgerspital, Silvaner Spätlese trocken 2008

Mineralisch, wie es die speisefreudigen Silvaner aus dem Stein offenkundig sind. In der Nase noch nicht sehr begeisternd, dann aber vollmundig, mit mehligen Äpfeln, weiniger, runder als der Kabinett.

IV.2 Juliusspital, Silvaner Grosses Gewächs trocken 2008

Natürlich war das Grosse Gewächs mineralisch, interessanter noch war hierbei die Balance zwischen pfeffriger Schärfe, dem Anflug alkoholischer Hitze und dichtgepackter Frucht. Wenn sich dieses Knäuel kunstvoll entfaltet, wird der Wein in den nächsten Jahren eine Referenz erster Güte für den Würzburger Stein abgeben.

IV.3 Staatlicher Hofkeller, Silvaner Grosses Gewächs trocken 2008

Feingliedrig, dicht, voll, saftig und schmelzig sollte das GG vom Hofkeller sein. Ich fand zunächst nur Kräuter und Suppengemüse in der Nase. Darunter versteckte sich ein schlanker, aber sehr schüchterner Wein, dessen leichte Herbe sich mit Luft positiv entwickelte und dem Wein eine mühelose, wenngleich geordnete, crèmig-samtige Eleganz verlieh. Daher mit einer Nasenspitze Vorsprung vor dem Juliusspital mein Favorit im flight

V.1 Bürgerspital, "Hagemann" Riesling Grosses Gewächs trocken 2007

Riesling mit understatement. Bescheidene gelbe Frucht, sparsame Litschi. Dafür sehr viel Druck und langer Nachhall. In so dürren Worten lässt sich der Wein gewiss beschreiben, leider geht dabei völlig verloren, wie viel bei diesem Wein unter der betont glatten Oberfläche brodelt. Ich kann nicht sagen, ob der Wein in eine Transformationsphase geht oder bald aus einer herauskommt, aber ich fand den Wein sehr unruhig und kurz vor dem aufplatzen, unter Freisetzung aller aufgestauten Lebenslust und Früchteopulenz. Sehr vielversprechend!

V.2 Juliusspital, Riesling Grosses Gewächs trocken 2008

Fruchtbalance, Zitrus, Blutorange, Grapefruit, stahlig, fordernd, lang, frisch und druckvoll. In allen Facetten etwas ruppig und trotz einer sich ankündigenden Popreisnase, die nach meinem Eindruck immer mit einer gewissen Beruhigung und Arrondierung einhergeht, noch ein junger, wilder, etwas hitziger, auch süffiger Wein mit weichem Kern.

V.3 Staatlicher Hofkeller, Weißer Burgunder Grosses Gewächs trocken 2008

Etwas ungünstig war der Weiße Burgunder nach den Rieslingen platziert. Hiervon werden nur 1200 Fl./ha gewonnen und teils im Stahltank, teils im Bordelaiser Barrique ausgebaut, um dann rückverschnitten zu werden. Mit seiner milden, flachen Säure und der glatten, geschmeidigen Art konnte er sich nicht mehr gegen die Rieslinge durchsetzen.

Bundesgartenschau 2011 in Koblenz

Als alter Koblenzer will ich nicht versäumt haben, auf die bevorstehende Bundesgartenschau im stets etwas verschlafen wirkenden Oberzentrum hinzuweisen:

Bundesgartenschau 2011 Koblenz

Hering: BUGA-Weine aus Rheinland-Pfalz gesucht

Bei der ersten Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz im kommenden Jahr in Koblenz wird sich Deutschlands Weinland Nummer 1 eindrucksvoll und selbstbewusst präsentieren. Das hat der rheinland-pfälzische Weinbauminister Hendrik Hering angekündigt.

„Mit einer Vinothek und einer Aquathek in der „Langen Linie“ auf der Festung Ehrenbreitstein sowie einer multimedialen Ausstellung zu Weinreisen, Wandern, Radwandern und Gesundheit, den Schwerpunktthemen unserer Tourismusstrategie, wollen wir den vielen Besuchern der BUGA 2011 Lust und Appetit auf die vielfältigen Weine und die hochwertigen Urlaubsangebote im Land machen“, erklärte Hering.

Sehr erfreut zeigte sich der Minister darüber, dass die BUGA GmbH das Thema „Wein“ in ihre eigenen konzeptionellen Überlegungen eingebunden hat und es ermöglicht, dass in der BUGA-Gastronomie ausschließlich Weine aus Rheinland-Pfalz angeboten werden. Gemeinsam mit den Gebietsweinwerbungen des Landes und der BUGA GmbH ruft der Minister Weingüter und Winzergenossenschaften auf, sich an der Ausschreibung für die BUGA-Weine zu beteiligen.

Gesucht werden rheinland-pfälzische Weine, die folgenden Kriterien entsprechen:

Probe A

Im Offen-Ausschank der BUGA-Gastronomie werden präsentiert:

·   Silvaner trocken (Rheinhessen),
    Grauburgunder trocken (Pfalz),
    Riesling halbtrocken/feinherb (Mosel),
    Riesling trocken (Mittelrhein),
    Dornfelder trocken (Nahe),
    Früh- oder Spätburgunder trocken (Ahr).

·   Weißweine des Jahrgangs 2009, Rotwein der Jahrgänge 2007 bis 2009

·   Qualitätswein, Kabinett oder Spätlese bzw. Spätlesequalität

·   0,75-Liter-Flasche

·   Mindestmenge je1.500 Flaschen

Probe B

Für den Bereich der Selbstbedienungsrestaurants ist der Verkauf von 0,25-Liter-Flaschen geplant.

  • Silvaner trocken (Rheinhessen),
    Dornfelder trocken (Pfalz),
    Riesling halbtrocken/feinherb (Mosel),
    Portugieser oder Spätburgunder Rosé oder Weißherbst (Nahe)
  • Weißweine/Rosé des Jahrgangs 2009, Rotwein der Jahrgänge 2007 bis 2009
  • Qualitätswein
  • 0,25-Liter-Flasche
  • Mindestmenge je 2.000 Flaschen

In der Auswahlprobe werden 2009er Weißweine verkostet. Zum Ausschank bei der BUGA 2011 soll der dann aktuelle Jahrgang 2010 kommen.

Die Angebotsformulare mit den detaillierten Lieferkonditionen können unter www.weinmarketing.rlp.de (Themen/Vertrieb/BUGA 2011 Ausschreibung) beim Kompetenzzentrum Weinmarkt und Weinmarketing in Oppenheim abgerufen werden.

Alle bis 4. Juni 2010 angemeldeten und eingeschickten Weine nehmen an der verdeckten Auswahlprobe teil.

Die Probenweine (je 2 Flaschen) bitte zusammen mit dem Produktpass an folgende Anschrift senden:

DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Kellerei – Herr Eller
Wormser Str. 111
55276 Oppenheim

Rési reloaded – Mit dem Fernseh in der Résidence

Beim Essen gefilmt zu werden ist gar nicht weiter schlimm, wenn man sich seiner Umgangsformen nicht schämen muss, oder wenn es einem sowieso egal ist. Oder aber, wenn das Fernsehteam dank fortgeschrittener Kameratechnik dezent im Hintergrund bleiben und dem sorglosen Schlemmer trotzdem auf die Gabel blicken kann. So war es letzten Dienstag in der Résidence, Essen-Kettwig.

O.1 Amuse Gueule: Frühlingsrolle, Selleriecréme auf Pumpernickel und Walnusscrème im Knusperröllchen

– Die Frühlingsrolle war mundgerecht, dicht, aber nicht zu dicht gepackt und daher angenehm bissfest;

– Die Selleriecrème als Würfel mit ca. einem Zentimeter Kantenlänge auf der Pumpernickelscheibe stand aromatisch im richtigen Verhältnis zum Brot, war mir aber als Kontrast zwischen wabbeliger Crème und festem Brot etwas zu weit auseinander;

– Die Walnusscrème im Knusperröllchen lag wieder auf meiner Wellenlänge, fluffige Crème, die intensiv nussig, aber nicht ranciohaft schmeckte, das Knusperröllchen harmonierte gut.

 

O.2 Gruss aus der Küche: Hummer-Fenchel-Variation

– einmal im Wan-Tan gebacken, mir zu sehr an die Frühlingsrolle angelehnt, aber geschmacklich gut;

– mit Fenchel-Tagliatelle, leicht säuerlich, wie beim Sushi-Rettich, als Appetitmacher ausgesprochen gklug platziert;

– als Tartar war mir der Hummer zu unsichtbar, ich habe ihn lieber in größeren Stücken;

– als gestreifte Terrine wiederum gingen Hummer und Fenchelcrème eine überaus schmackhafte einander spielend leicht ergänzende Kombination ein.

 

O.3 Zweiter Gruss aus der Küche: Tomatenessenz mit Gemüserauten

Das war das Signal für die Geschmacksnerven, die nächsten fünf Stunden unter Höchstspannung zu arbeiten. Die Essenz kam sozusagen als Blanc de Noirs, also nur als weiss abgepresster Saft aus den Tomaten, mit einem leicht rötlichen Schillern und war so konzentriert, so aromatisch, dass am Gaumen die schönste Sommersonne schien.

 

Währenddessen gab es Champagne Robert Moncuit Blanc de Blancs Grand Cru 2004. Am besten schmeckte er zur Frühlingsrolle und zum Wan-Tan-Hummer, auch zum Sellerie-Pumpernickel und zu den anderen Variationen mit Fenchel brillierte der Champagner, auch mit der Tomate hatte der champagner keine Mühe und das, obwohl die beiden sonst als geschworene Feinde gelten. An seine Grenze stiess er jedoch sehr klar, als er es mit der leicht süssen Walnusscrème aufnehmen musste, dafür fehlte ihm das nötige Alter und die dann sich langsam herausbildende nussige Aromatik reifer Chardonnays. Anzulasten ist das nicht dem Winzer, nicht dem hervorragenden Sommelier Herrn Voigt, sondern mir, denn ich hatte den Champagner mitgebracht.

 

I. Zweierlei vom geräucherten Chinook-Lachs mit Topinambur und Wildkräutern, dazu ein 2009er Klüsserather Riesling vom Weingut Kirsten, auf Wunsch der Ehefrau Inge von Geldern durchgegoren

Für einen jungen Riesling war der Klüsserather herausfordernd golden, mit aromatisch breiter Schulter und einem herbsüssen Restzuckerschwänzchen. Zum Topinambur mit seiner süsslichen Aromatik passte das schonmal sehr gut. Aber um den Topinambur ging es nicht, der Riesling sollte sich zum Lachs beweisen. Dessen Filet war wahrhaft königlich. Wer sich auf Empfängen und Buffets beim Lachs immer zurückhält, weil er sich vor den Hormonschleudern aus Aquakultur fürchtet, kann beim Chinook beherzt rein- und zubeissen, der Unterschied ist so groß wie der zwischen altem Badeschwamm und Kalbsbries. Dazu der Reisling und die eröffnung des Abends war gesichert.

 

II. Sautierter Skrei im Feldsalatsud, mit Lardo, konfierter Kartoffel und Senfsauce, dazu Rudolf May, Silvaner Spätlese trocken "RECIS" 2007

Kabeljau, bzw. eben Skrei ist und bleibt ein schmackhafter Fisch, den früher nur Kinder, Engländer und arme Leute gegessen haben. Daraus einen schmackhaften Gang zu kreieren, geht so: Den Kabeljau mit guter Butter auf der Haut anbraten, einen nur optisch draufgängerischen, aromatisch dafür umso delikateren Feldsalatsud zubereiten, der sich mit einer nicht zu senfigen Senfsauce optimal für das zarte Skreifleisch eignet, fertig. On top kam dann noch der leicht knusprige Lardo mit der konfierten Kartoffel und ganz on top der Silvaner von Rudolf May, der wie massgeschneidert für diesen Gang war.

 

Z.1 Den Übergang machte ein zartfaseriges, nussig-aromatisches, gesundfleischiges Bäckchen vom Ibericoschweinderl auf gebratener Tomate. Dazu tat der Silvaner weiterhin gut und zeigte bei aller Konzentration und Tiefe willkommene Durstlöscherqualitäten.

 

III. Langostino mit karamellisiertem Blumenkohl und Trüffelscheiben, Frühlingsmorcheln und Dörraprikosen, dazu Domaine de Chatenoy, Menetou-Salon, Cuvée Pierre-Alexandre 2007

Wenn ich Menetou-Salon höre, stelle ich mir unwillkürlich immer eine seltsame Mischung aus dem Sioux-Häuptling von Karl May und dem Spitzenchampagner aus dem Hause Laurent-Perrier vor. Einen champagnerschlürfenden Indianer also, was irgendwie nicht passen will. Was jedoch sehr gut passt, ist Langostino und dieser Wein. Der war nämlich erst ganz sachte pfeffrig und andeutungsweise holzig, entwickelte eine kühl buttrige, ja speckige, auch ein wenig burgundische Stilistik, blieb lang, kühl und ohne Säure im Mund, so dass er mich von seinem ganzen Wesen an ein in dunklen und kühlen Regionen des Meeres herumwanderndes Krustentier erinnerte. Butter, Speck und Pfeffer riefen den Langostino leibhaftig auf den Plan und die zutage getretene Seelenverwandtschaft war das reinste Freudenfest, gekrönt noch von dem konzentrierten Dörraprikosengeleewürfel, von dem ich mir zu jedem Happen vom Langostino eine mikrometerdünne Scheibe herunterschnitt, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, mich an der Kombination der Geleescheiben mit Blumenkohl und Trüffel zu laben.

 

Z.2 Vor der Jakobsmuschel gab es noch Pulposalat mit Brunnenkresse, die den Gaumen wieder etwas klärten, was vor allem an der reinigenden, auch den Appetit wachhaltenden Schärfe der Brunnenkresse lag.

 

IV. Jakobsmuschel mit Kirschtomate, Kräuterfocaccia und Basilikumkresse, dazu Kruger-Rumpf Blanc de Noirs vom Spätburgunder, Spätlese trocken 2008

Kruger-Rumpfs 2008er Grosse Gewächse gehören zu meinen Lieblingen dieses Jahrgangs. Grosse Freude war deshalb gesichert, als Herr Voigt den Blanc de Noirs von Kruger-Rumpf vorschlug. An diesem Gang gefiel mir am besten die Basiliumkresse, die der Jakobsmuschel zusammen mit der Kirschtomate zu einer lebendigen Aromatik verhalf. Wie erwartet sehr gediegen dazu der Blanc de Noirs, dem es gelang, die entlegeneren Aromen der Kräuterfocaccia herauszukitzeln.

 

V. Medaillon und Tartar von der Gelbflossenmakrele mit Erbsenallerlei, dazu Churchview Estate, Margaret River unoaked Chardonnay 2007

Das Medaillon von der Gelbflossenmakrele war einer der Höhepunkte des Menus. Besser hätte man es nicht zubereiten können, das relativ feste Fleisch hätte schon für sich allein stehen können und genau deshalb habe ich es getrennt von den Beilagen genossen. Der Chardonnay dazu war mir leider zu lasch, ich wüsste aber aus dem Stand auch nicht, was mir ausser Sake oder Pils besser hätte gefallen können.

 

VI. Cherry Valley Entenbrust mit Rote-Bete-Ravioli, Pak-Choi und Belugalinsen, dazu Domaine de la Martinelle (Beaumes de Venise) Rouge 2008

Ein anderer Höhepunkt des Mahls war der Entengang. Auf die Garkunst von Henri Bach ist Verlass, so dass ich das Entenfleisch nicht noch weiter belobhudeln will. Worauf es mir hier im Gegensatz zur Makrele ankommt, ist die Kunst der Beilage. Das Türmchen von der Roten Bete und der kleine Ravioli mit Roter-Bete-Füllung waren trotz ihrer ja eigentlich erdnahen natur zusammen mit der Ente dem Himmel schon sehr nah. Die Reise wäre aber nicht anzutreten gewesen ohne den roten Beaumes de Venise, eine Gegend, aus der ich bis dahin nur Süssweine getruinken habe. Allein hätte mir dieser Rotwein auch gar nicht geschmeckt, fruchtig war er, erdig, trocken, nicht uncharmant, etwas mehlig, sehr bodennah. Flügel wuchsen ihm erst, als er der Kombination von Ente und Roter Bete den letzten Schliff gab.

 

Wenn mir in einem Restaurant die Sauce besonders gelungen erscheint, dann nehme ich davon gern ein Espressotässchen für den Sologenuss. Hier musste ich ein Tässchen mit dem sensationellen Sesamjus haben, das ich in winzigen Schlückchen zusammen mit dem schon ganz irrational gut dazu passenden Beaumes de Venise wegschlürfte. Perfekt war an dieser Sauce alles, hervorheben muss ich die einzigartige Konsistenz der Sesamkerne. Die waren exakt bissfest, nicht mehr mehlig oder hart, aber auch noch nicht durchgeweicht und matschig, auch keine Abstufung irgendwo dazwischen, sondern exakt auf den Punkt. Sowas macht mich als Sesamfreund glücklich.

 

VII. Geschmorte und kurzgebratene Short Rib vom Angus-Rind mit Poweraden und Perlzwiebelpurée, dazu Côtes de Bourg, Château Falfas "Le Chevalier" 2005 ca. 2/3 Cabernet-Sauvignon und 1/3 Merlot von achtzig Jahre alten Reben, biodynamisch erzeugt

Dieser Wein scheint mir nicht geeignet, im Alleingang den Ruf einer in Vergessenheit geratenen Appellation zu restaurieren. Dazu erscheint er mir zu außergewöhnlich und untypisch für die Region, die ich aber – im Vertrauen – gar nicht besonders gut kenne. Zum geschmorten Rind, das ich mühelos noch Stunden lang hätte essen können, machte sich das Perlzwiebelpurée besonders gut, zum gebratenen Stück gefiel mir die Babyartischocke, deren Name so frappierend an ein isotonisches Getränk erinnert, besser.

 

VIII. Wölkchen von der Passionsfrucht, Sesamkrokant, Kokosnusseis und Zuckerblüte, dazu eine 2006er Riesling Beerenauslese von der Disibodenberger Klostermühle

Zum Passionsfruchtwölkchen hätte ich zu gerne und ganz gegen meine Gewohnheit und Vorliebe eine ältere Fleur de Passion von Diebolt-Vallois getrunken. Herr Voigt hatte aber eine – wahrscheinlich – bessere Idee. Er trug den Hauswein der großen deutschen Energierechtskanzlei Becker Büttner Held auf, deren Namenspartner Christian Held steht hinter diesem Weingut. Dass die Kollegen nicht nur etwas von Energie- und Infrastrukturrecht verstehen, wird schnell klar. Sonntägliches Toastbrot mit dick Butter und Honig drauf, dazu ein schöner Ceylon-Tee – oder ein Schluck vom Disibodenberger, dessen galoppierende Säure nach einem längeren Mahl jeden Schnaps ersetzt. Für das Passionsfruchtwölkchen war das schon eine Herausforderung, Sesamkrokant und Kokoseis dagegen verstanden sich auf Anhieb blendend mit dem Wein.

 

IX. Pitahayacrème mit Knallbrause, weißem Kaffeeeis und Schokobecher

Peta Zeta heisst die Knallbrause. Nun weiss ich es endlich, werde es mir aber wiederum nicht merken können, fürchte ich. Zur Pitahaya, die zu meinen Lieblingsfrüchten gehört, passte sie, so wie sie zu fast allen Desserts gut passen mag. Die Pitahayacrème war indes sehr delikat, mir wäre sie ohne Knalleffekt lieber gewesen. Auch Wein mochte ich dazu nicht kombinieren. Das konnte man schon eher mit dem weissen Kafeeeis machen, das sich ebensogut allein schön wegschlotzen liess. Der Schokobecher, so winzig er letztlich war, kam mir zu dem Zeitpunkt schon sehr mächtig vor. Zur BA passte er besser, als Pitahaya und Kaffeeeis.

 

X. Himbeertörtchen, Orangen-Brombeer-Törtchen, Physalistörtchen und Chilipraliné

Die Törtchen wollte ich eigentlich gar nicht mehr. Zwei Dinge brachten mich dennoch dazu, davon zu probieren. Einerseits: die völlig absurde Überlegung, wenn ich etwas frisches, fruchtiges nehmen würde, hätte das vielleicht eine erfrischende Wirkung und ich könnte mich danach noch dem Käse zuwenden. Andererseits: ausgerechnet die angebotenen Sorten gefielen mir alle sehr gut, einzig die Schokotrüffeltorte liess ich aus. Vielleicht hätte ich davon ein Stückchen nehmen sollen, die Törtchen waren überzeugend. Himbeere, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung habe, Brombeeraroma wie von den Sträuchern die damals direkt neben den Himbeeren standen, Physalis und Orange, die gute Laune verbreiten. Völlig überrumpelt vom plötzlichen Ende meiner gastrointestinalen Aufnahmefähigkeit musste ich auf den Käse dann leider verzichten und trollte mich rüber in den Club B. Und was sich dort noch ergab, darüber bald mehr an dieser Stelle und in der Champagnerdepesche!

Ruhr-Karussell Teil II

Zweite Station war der Kölner Hof in Frohnhausen

 

Amuse Gueule: Strammer Max mit Wachtel-Spiegelei und Grubensalz, Meerrettichschaum, roter Bete und Brikett von der Schweinskopfsülze, dazu Champagne Alfred Gratien Brut Classique NV

Eine sehr schöne Eröffnung mit einem perfekten, trotz seiner geringen Größe ungeheuer aromatischen Spiegelei. Der Meerrettichschaum mit der roten Bete war auch schön abgestimmt, vertrug sich aber mit dem Champagner nicht so wundervoll harmonisch, wie der stramme Max. Die Sülze wiederum war einwandfrei abgestimmt mit der knusprigen Ummantelung und passte sehr gut zum Champagner.

 

I. Kaninchenfilet und Aal mit gebackener Schwarzwurzel, dazu Markgraf von Baden, Müller-Thurgau, Birnauer Kirchhalde 2008

Aromatischer, nicht zu fetter und schön festfleischiger Aal, sehr schön dazu die Karottencrème und auch die nussige Würze des fesch-eleganten Müllers machte sich gut dazu. Wenn ich ehrlich bin, habe ich ja für Müller-Turgau nichts übrig. Aber es gibt immer wieder Kombinationen, in denen er sich gut macht, so wie hier. Das Kaninchenfilet als zweiter Prüfstein für den Müller erwies sich eenfalls als nicht zu abgehoben. Insbesondere mit der bissigen, aussen krossen Schwarzwurzel ein schöner Partner für den Müller.

 

II. Taubenwürstl und Blutwurst mit Himmel und Erd, dazu Blankenhorns Spätburgunder aus der Ruhr-Edition

Das Taubenwürstl war im Grunde eine aufgeschnittene Boudin Blanc mit einem Taubenkern. Was eine pikante, auch sehr sättigende Kombination war. Die weiche, feinteigige Blutwurst war nicht zu salzig und arrangierte sich glänzend mit dem Kartoffelpurée und dem roten, kirschtomatenförmigen Apfelgelee. Der fruchtige Spätburgunder wirkte eine Spur metallisch mit der Blutwurst, bettete aber das taubenwürstl schön ein.

 

Entr'acte: Limetten-Basilikum-Sorbet mit Minzpesto

Ein Traum! Das Basilikumaroma passte perfekt zu der herbfrischen Limette, das Sorbet war nicht zu fest, aber auch nicht an den Rändern schon wässrig geworden, das Minzpesto brachte einen zusätzlichen, nicht erdrückenden oder gar an Krankenhaustee erinnernden Kick. Könnte ich kiloweise essen.

 

III. Hecht und Lachsforelle mit Graupeneintopf und Steckrüben-Roulade auf Kressesauce, dazu Weissburgunder von Buhl aus der Ruhredition

Die Forelle war von etwas weicher Konsistenz, auch die Graupen waren schon eine Spur zu weich. Die Roulade hingegen war etwas innen etwas musig, schmeckte aber sehr vollmundig; die Kressesauce war insgesamt von einer frischen, dezenten Kresseschärfe, die gut zu Hechtklössen und Forelle passte, aber ruhig etwas stärker hätte ausgeprägt sein können. Der betont fruchtige Weissburgunder zeigte sich sehr konziliant, alles in allem war das aber der schwächste Gang.

 

IV. Rücken und Keule vom Lamm mit Schnibbelbohnen und Eierkohlen-Kartoffeln, dazu Lestage-Simon Cru Bourgeois Supérieur 2005

Hier zeigte Heinz Furtmann wieder die volle Breitseite, speziell die Sauce war die reinste Lämmchenessenz. Die Rückenstücke waren in einer kräuterigen Kruste, innen war das Lamm von hellstem Rosa. Die Stücke aus der Keule profitierten besonders von dem kraftvollen Sud und entfalteten eine herbkräftige Aromatik, die gut zu den mundgerechten, leicht mürben Happen passte. Der Bordeaux war zur Keule die bessere Kombination und brachte mit feinen Graphitstrichen, Mandel und Kirscharoma noch eine weiter Komplexitätseben ins Spiel. Als Solist wäre er indes nicht geeignet gewesen, für mich eher der klassische Speisenbeleiter.

 

V. Törtchen und Mousse von der Quitte mit Steckrübeneis, dazu Guntrum, Penguin Silvaner Icewine 2007 aus der amerikanischen Broadbent Selection

Der Eiswein zunächst mit viel Reiswaffel, Aprikose und Pfirsich in der Nase im Mund praktisch null Säure, aber eine smoothe, loungige Atmosphäre. Passte sehr gut zu den Quittenaromen und auch zum nur dezent süßen Steckrübeneis; besonders gut meiner Meinung nach zu dem herrlichen kleinen Quittentörtchen.

Ruhr-Karussell Teil I

Erste Station war die Schote von Nelson Müller in Essen.

Amuse Gueule: Thunfischtartar mit warmer Kichererbsenkugel und Gurkenspaghetti

Dazu Pol-Roger Cuvée Sir Winston Churchill 1996. Prachtvoller Champagner, reifes, reines Gold und eine überströmende Aromatik schon von weitem. Typisch für den SWC ist die kraftvolle, pinotgeprägte Nase mit dem raffiniert untergehobenen, rassigen Chardonnayapfel und einem Anflug von Toast. Im Mund kompakt und würzig, mit einer ariadnefadenmäßigen, silberhellen Säure. Eine geschmackliche Erfahrung der besonderen Art war die Kombination mit dem Kichererbsenkügelchen. Das war mit Kreuzkümmel und Koriander gewürzt und forderte den Champagner zu Höchstleistungen heraus. Die Mélange wird sicher nicht jedem gefallen, ich fand den Kontrast aber sehr appetitanregend.

 

I. Förderturm vom geräucherten Aal und Sieglinde mit Backpflaumen und Speck

Dazu Pol-Roger Cuvée Sir Winston Churchill 1996. Zum Fördertürmchen auf Schwarzbrotunterlage passte das ganz hervorragend. Der Aal und die stromlinienförmige Säure vertrugen sich vorzüglich. Erstklassig war auch die Kombination aus Backpflaume, Speck und Champagner. Ein sehr gelungener Einstieg.

 

II. Schwarzwurzelcrème mit Kaninchenmaultaschen

Dazu Franz Keller Silvaner Oberbergener Bassgeige 2008 und Reichsrat von Buhl Weissburgunder 2007. Die Schwarzwurzelcrème kam von der Konsistenz wie Kondensmilch daher und trug ein feines Schaumhäubchen. Dazu vertrug sich der Silvaner mit seiner eigenwilligen Aromatik nicht so gut, wie der duftige, melonige, mit filigraner Säure ausgestattete Weissburgunder von Buhl. Zu den perfekten, in Bissfestigkeit, Packdichte und Aromatik gar nicht mehr zu übertreffenden Kaninchenmaultaschen lief der Silvaner zu besserer Form auf und überholte den hier etwas zu leichten Weissburgunder sogar.

 

III. Kross gebratene Lachsforelle mit Sauerkraut und Blutwurststrudel

Dazu Blankenhorn Spätburgunder 2008. Die Ruhredition des Blankenhorn Spätburgunders ist ein ordentlicher Gutswein mit ansprechender Fruchtfülle und einer präsenten Säure. Zur Lachsforelle mit Blutwurststrudel war das die richtige Entscheidung. Der Fisch konnte mit seinem würzigen Fleisch und den blattfeinen, gerösteten Blutwurstscheibchen genau die nötige Gravität entfalten, die es dem Spätburgunder leichtmachte, sein verspieltes Beerenaroma darauf auszurollen.

 

IV. Taubenbrust mit Graupenrisotto und karamellisiertem Knoblauch

Dazu ein Ribatejo Trincadeira 2007. Die Taubenbrust war zum weinen gut. Saftig glänzende Aussenhaut und ein gleichmäßiges, grossflächiges Rosa innen, auch beim Schlegel bis an den Knochen perfektes Rosa und dazu ein verführerischer Geflügelduft. Der erste Biss mehr ein gleiten als ein beißen, dazu der marzipanige Duft vom Trincadeira, gepaart mit der würzigen, nicht zu gerbstoffigen, etwas mürben Kirschfrucht – hier waren die Verhältnisse gegenüber dem Fischgang praktisch umgekehrt. Der Wein bildete das Panorama und die Taubenbrust konnte mitsamt dem karamellisierten Knoblauch und den sämigen Risotto im Vordergrund glänzen.

 

V. Armer Ritter vom Kaiser-Wilhelm Apfel mit Rübenkrauteis

Dazu Losen-Bockstanz Riesling Auslese Wittlicher Portnersberg 2006. Der Wein duftete nach Lady Grey und Reiswaffeln und liess fürchten, er können nicht mit dem rustikalen Apfel mithalten. In puncto Süße hatte er es auch schwer, bedingt durch die hohe, auch erfrischende Säure wirkte die Auslese neben dem Dessert nur knapp auf Augenhöhe mit, wobei das intensive Rübenkrauteis es dem wein sicher zusätzlich schwer machte. Dafür schmeckte der Portnersberg zusammen mit dem Nachhall des Desserts um so besser und konnte als Solist vollends überzeugen.

 

 

Schliesser: Lemaire-Rasselet Brut Reserve NV

Nach alter deutscher Sitte gab es nach dem Essen wieder Champagner, diesmal Lemaire-Rasselets brut Reserve. Ein gediegener, ruhiger Champagner, der mir wesentlich willkommener war, als jede Form von geistigem Getränk. Reife Äpfel, Biskuit und ein sahniges Mundgefühl ergabe einen schönen Ausklang für den Abend.