Ein Blick ins Marnetal tut immer gut, um sich in der Champagne zu erden. Winzer wie Loriot und Fallet-Dart zeigen ihre Meunierchampagner mittlerweile mit deutlichem Selbstbewusstsein und ganz ohne Scham.

 

I. Fallet-Dart

1. Grande Sélection Brut

70PM 15CH 15PN, 2007er Basis mit 2006

Unvergeistigt, mit einer kleinen Portion Apfel, spendet dieser angenehm saftige Champagner schon gehörig Freude und erklärt den Erfolg von Fallet-Dart beim Publikum. Der Winzer braucht mit seinem Champagner niemanden zu blenden, muss mit der – nicht gerade niedrigen – Dosage niemanden übertölpeln und kann einfach der sein, der er ist, ein meuniergeprägter Loverboy.

2. Millésime Brut 2005

80CH 10PN 10PM

Das Niederegger Marzipan mit Fruchtfüllung, das ich als Kind schon gern verzehrt habe, meldete sich bei diesem Champagner aus den Tiefen meines Gedächtnisses. Orange, Maracuja, Exotik der gehobenen Art und wieder ein Champagner mit guten Unterhalterqualitäten, ein sehr guter Champagner und mein Liebling aus der Kollektion.

3. Clos du Mont

80CH 15PN 15PM, 2002 und 1999, hälftig im Fassl vinifiziert, mit 6 g/l dosiert.

Ernster als der Millésime, wirkte mit seiner ausgeprägteren Fruchtherbe wie ein missbilligend auf den Kleinen herabsehender älterer Bruder. Leicht wachsig und weil er weniger stark dosiert ist, nimmt das die letzte Fröhlichkeit aus dem Gesicht. Hat mir zuletzt schon nicht besonders gut gefallen und tut es auch diese mal nicht.

4. Rosé de Maceration

PN/PM, 20% Fassanteil

Pudrig, kalkig, mit pflanzlichen Noten, wie der Clos du Mont auf der herben Seite untergebracht und wie im Vorjahr fehlt mir hier im Mund die Säure, deren Vorhandensein die rotfruchtige Nase nur antäuscht.

 

II. Michel Loriot

Mit neuen Etiketten und einer komplett neuen Programmatik hat sich Loriot, der bekannte Meunierspezi aufgestellt.

1. Authentic Blanc de Meuniers

einmal als 2010er mit Reserve aus 2009 und 2008 und einmal die 2009er Basis mit Reserven aus 2008 und 2007, dég. Dez. 2011.

Den Champagner, der früher als Réserve Brut Blnc de Noirs firmierte, habe ich bei zwei verschiedenen Gelegenheiten nur kurz angenippt, er wirkte in der zweiten, älteren Version leider schon etwas müde auf mich, was selbst Meunier, der noch nicht von der Last der Jahre oder seiner übermäßigen Reife gedrückt wird, nicht passieren sollte. Beim zweiten Probieren war von Müdigkeit keine Spur, stattdessen brauner Zucker, Hefe, Mandarine und eine für die Rebsorte bilderbuchhafte Exotizität. Zwischenfazit: Loriot hat mit den beiden Authentics eine der immer wieder angesprochenen Schwächen (Alterung) und eine der Stärken (Aromatik), gewollt oder ungewollt, gut sichtbar gemacht.

2. Palmyre Brut Nature

PM/CH

Wirkt dicklich und arglos auf mich, baute keinen rechten Druck auf, verabschiedete sich aber mit angenehm festem Kehlengriff.

3. Patrimony

30CH 70PM, 2010 und 2009

Sprudlig, limonadig, angenehm und sehr sauber, zeigt sich hier der hebende Einfluss des Chardonnay, der aus dem ungewaschenen Flegel einen vorzeigbaren Jüngling macht.

5. Rosé Theodorine

Assemblagerosé

Hintenrum etwas alkoholisch und herb, klammert sich auf eine bedrängende Art an den Gaumen, was mich befremdete. Entweder ist der Champagner nicht besonders gut gelungen, die Flasche war seltsam oder das sollte so sein. Probiere ich gelegentlich mal nach.

6. Les Sources du Flagot Blanc de Blancs

Nach einem Flüsschen bei Festigny) ist dieser reinsortige Chardonnay benannt, der seinem Namen alle Ehre macht. Stets ist man auf der Hut, nicht eine der vermuteten Forellen zu verschlucken, die jederzeit mit allem Übermut aus dem munter plätschernden Champagner springen könnten.

7. Inspirations de Saison 2006 Extra Brut

60PM 40CH

Das Erfolgsrezept des Patrimony findet sich fortgesetzt und verbessert im Nachfolger des ehemaligen Jahrgangschampagners, dessen letzte Version, der 2005er, mir gut gefallen hatte. Die 2006er-Version mit der niedrigen Dosage ist weniger apfelig, insgesamt noch etwas weniger fruchtbetont als der Vorgänger und hat es mehr auf Karamell, Kandis, Kräuterbonbons und nur vereinzelt so etwas wie Rhabarber abgesehen, bietet dafür aber trotzdem schönen Trinkspass.

8. Monodie en Meunier Majeur Extra Brut

100PM aus 2007, aus einer 1942 gepflanzten Parzelle

Das war bis zur Umstellung der Pinot Meunier Vieilles Vignes Millesime, zuletzt gab es ihn als 2006er. Trotz der niedrigen Dosage wirkt der Champagner wieder recht süss und ich vermute sicher richtig, wenn ich das auf die Begeisterungsfähigkeit der Rebsorte für Dosagezucker schiebe. Gut, dass der Champagner am Ende nochmal an Gaumen und Zumge mit beachtliche Aromenwerkzeug ansetzt und damit abliefert, was er im Vorjahr versäumt hat.

9. Marie Leopold Sec

mit 20g/l dosiert

Halbtrockenniveau, leider etwas zu warm und dadurch mir zu pappig.