Hier kommen drei Winzer der Côte des Blancs zusammen, die dort völlig unterschiedliche Terroirs repräsentieren. Vazart-Coquart aus Chouilly kommt aus dem nördlichsten Cru und hat die fruchtigsten Chardonnays, aus Avize kommt aus der Mitte und liegt mit dem Geschmacksprofil seiner Trauben zwischen Frucht und Mineralität, Gonet schließlich kommt aus Le und vertritt den mineralischen Stil, ohne dabei in Exzesse zu verfallen.

I. Vazart-Coquart

Die von Vazart-Coquart gehören nicht zu den hammerharten Geschossen ohne Zucker und Kompromisse. Zwischen sechs und neun g/l bewegt sich die Dosage und ist damit immer im sicheren Bereich. Die Grundweine sind schön reif und lassen sich ohne Schmerzen trinken, keine Selbstverständlichkeit für frische Vins Clairs. Apfel, Pomelo, Ananas, auch Banane, kaum Säure, das ist das freundliche Terroir der nördlichen Côte des Blancs.

1. Blanc de Blancs Brut Réserve

Der Champagner beginnt mit schöner fruchtbetonter Griffigkeit auf der Zunge anzulanden um sich dann mit hoher Geschwindigkeit vorzuarbeiten. Die relativ hohe Dosage erschien mir unproblematisch und hinterließ keinen nervtötenden Candygeschmack, wobei mir auffiel, dass der Abschluss im Gegenteil etwas wässrig angelegt war. Wird mit ein paar Jahren auf der Flasche sicher noch gewinnen.

2. Blanc de Blancs Grand Bouquet Millesime 2006

Eine Stufe eleganter, trotz seiner nur 6 g/l Dosage, die Differenz von 3 g/l kann beim Champagner ganze Welten bedeuten, ein offener, nicht sehr kompliziert wirkender Champagner, der wie sein Vorgänger etwas dünn ausgeht und von Flaschenreife profitieren wird.

3. Special Club Blanc de Blancs Millesime 2005, dég. November 2011

Reift unter Naturkork. Mit 8 g/l dosiert.

Dieser Champagner ist zwar wieder recht hoch dosiert, leidet aber nicht unter dem Zucker. Watteweiche internationale Manieren, stilsicher komponiert und wieder ein Kandidat für die längere Flaschenreifung. Von den drei probierten Champagnern meiner Meinung nach der mit Abstand beste, was Trinkbarkeit zum Jetztzeitpunkt und was die Perspektive für später betrifft. Sollte er sich in ein, zwei Jahren für eine Weiterentwicklung verschließen, empfehlen sich Brut Reserve und Grand Bouquet für die Wartezeit, danach wird der Special Club beide hemmungslos dominieren.

 

II. Champagne De Sousa

1. Brut Réserve Blanc de Blancs , dég. 20. Oktober 2011

2007er Basis, Stahltank, mit 7 g/l dosiert.

Der 2011er zeigte viel Apfel, , Banane und eine Messerspitze mildgesalzener Butter, dazu ein gehöriges Quantum Säure. Der fertige Champagner hat das alles gut verarbeitet, forschen Schritts betritt er die Gaumenhöhle und füllt sie sofort mit den Facetten seines Grundweins, angereichert duch autolytische Noten von Akazie und Honig. Wandlungsfreudig bis überraschend vielseitig.

2. Cuvée 3A, dég. 1. Dezember 2011

50CH aus Avize, 50PN jeweils hälftig aus Ay und , mit 3 g/l dosiert.

Der Grundweinmix war zur einen Hälfte im Fass und zur anderen im Stahltank. Das und der moderierende Pinotteil machte sich gleich bei der Säure bemerkbar, die abgebremst wirkte. Die Frage dann, ob beim fertigen Champagner Weichheit und Harmonie oder Spannung und Kontrast im Vordergrund stehen sollen, würde ich mit Sapnnung beantworten wollen; ich weiß nicht, ob das in Ericks Sinn ist, aber für mich stehen die Elemente und Chardonnay hier entgegen der hälftigen Zusammensetzung nicht im Gleichgewicht, der dunkeltraubige Anteil drückt mit seiner Frucht und Würze auf den Chardonnayanteil, der sich dagegen mannhaft zur Wehr setzen muss, was dem Champagner Dynamik verleiht. Trotzdem wirkt er am Ende wegen seiner etwas brotigen Note schlaksiger als der Blanc de Blancs.

3. Cuvée des Caudalies Blanc de Blancs Grand Cru, dég. 22. Januar

1995 bis 2007. Zu 100% (15% davon neu) im vinifizierte, 50 Jahre alte Reben, mit 6 g/l dosiert.

ist einer der gar nicht so wenigen Champagnerwinzer, die in den Neunzigern begonnen haben, ein Solerasystem oder genauer: eine reserve perpetuelle anzulegen. Bis heute hört man von diesen Soleras nicht sehr viel, was nicht an der natürlichen Bescheidenheit der Champenois liegt, sondern daran, dass bei den meisten Winzern noch nicht genügend Jahrgänge zusammengekommen sind, um damit renommieren zu können. Das wird sich demnächst ändern, wenn eine ganze Reihe Soleras aus den Mittneunzigern auf eine Stärke von zwanzig Jahrgängen angewachsen ist. Die Cuvée des Caudalies hat Medienrummel nicht mehr nötig. Sie besticht mit etwas kratzigen Noten von Honig und Nüssen, dazu kommen Äpfel und ein kalkiges Parfum. Am Gaumen sperrt sich der Champagner förmlich gegen das Geschlucktwerden und erzielt damit seine lang nachhallende Wirkung.

 

III. Philippe Gonet

 

Die bezaubernde Chantal Gonet servierte drei sehr lehrreich zu verkostende Vins Clairs und drei ihrer schönsten Champagner. Ein Chardonnay Vin Clair aus dem Sézannais schmeckte wie eine trocken ausgebaute Scheurebe, der aus zeigte sich stark buttrig, hefeteigig und säurearm, wirkte wie angewärmt und kratzte gegen Ende frech. Der Mesnilchardonnay war dann wieder gewohntes Terrain, bzw. Terroir und schmeckte nach einem Mund voller Kreide.

1. Blanc de Blancs "3210"

Der Modechampagner des Hauses, drei Jahre auf der Hefe, Chardonnay aus Le Mesnil und Montgueux; müsste es ganz richtig heißen. Härte aus Le Mesnil trifft Samt aus Montgueux und gewinnt.

2. Blanc de Blancs Grand Cru Roy Soleil

2008er Le-Mesnil, 30% im Holz, mit 3 g/l dosiert.

Das Holz dämpft den Druck aus Le Mesnil etwas ab und gibt dem Champagner Weite. Dadurch erschreckt man sich nicht so, wie man es wohl tun würde, wenn der Chardonnay so angriffslustig wie im 3210 ins Glas und an den Gaumen käme.

3. Blanc de Blancs Grand Cru Belemnita Extra Brut

Chardonnay von Le-Mesnil Weinbergen, die bis in das Jahr 1929 zurückgehen.

Zur Zeit nur vorn im Mund aktiv, das aber sehr. Als bekäme man einen Schneeball aus Zitroneneis mit Kalksteineinsprengseln ins Gesicht gefeuert. Statt ausgefallener Zähne und metallischem Blutgeschmack gibt es im vorderen Zungenbereich vanillierte Butter, grünliche Nuss und Apfel. Den aromatischen Weg bis zum Rachen muss sich der Champagner erst noch mit zunehmender Reife erarbeiten.