Rotari, Ferrari, Cavit, Cesarini Sforza, aber auch Letrari und Endrizzi sind mir nach jetzt schon mehreren, wenngleich eher sporadischen Begegnungen positiv im Gedächtnis geblieben und forderten daher so unmissverständlich wie berechtigt eine Horizonterweiterung ein. Und weil ich mich dem Druck aus der Flasche immer gern beuge, habe ich das Unterfangen endlich einmal ins Werk gesetzt. Die im Rahmen der dabei zustande gekommenen Querschnittsprobe zu Gemüte geführten Sprudler schlugen sich mehr als respektabel und zeigten sich nicht zuletzt in puncto Degorgiertransparenz von ihrer hellsten Seite.  

1. Cantina Aldeno, Altinum Brut NV, dég.  28.11.2012 

80CH 20PN, Stahltank, 30 Monate Hefelager, mit 7-8 g/l dosiert.

Apfel, Pfirsich, Maracuja, leicht kernige Bitterkeit, guter Druck.

2. Az. Agr. Zanotelli, for4neri 2009, dég. 02/2013

100CH, 30 Monate Hefelager

Birne, Pimm's No. 1, Wassermelonenschale, weiße Mandeln, etwas herber Ausklang. Nach dem 2008er nochmal ein achtenswerter Chardonnay von Zanotelli, der mit einigem Grund auf eine hoffentlich lange Nachkommenschaftsliste hoffen darf.

3. Az. Agr. R. Zeni, Maso Nero Riserva 2007, dég. Mai 2012

Kalkig, pudrig, in der Nase mit ausgeprägten Honigtönen, auch im Mund Honig, Kastanienhonig, reife, mit Nougat und überreifer Zitrone unterlegt Art, außerdem Butter, Baiser, île flottante. Gefiel mir sehr gut, weil er eine schöne Mischung aus Mineralität, Frische und beginnender Reife bot.

4. Endrizzi Pian Castello 2008

60PN 40CH

Rassig, dank des munteren Chardonnays in der Attacke sehr schwungvoll, ab 2/3 des Gaumens vielleicht wegen des etwas unbeweglicheren Pinots abbauend, ein Eindruck, den ich schon beim ersten Probieren einige Monate zuvor hatte. Das macht den Wein nicht schlecht, man muss nur wissen, dass er nicht zu den ewig nachklingenden Schäumern gehört.

5. Cesarini Sforza Tridentum Extra Brut

100CH

Feuersteinig, lichte Lohe, auch Nussschale; wenig Säure und etwas Butter sprechen für vollständigen BSA, reife Zitrusfrüchte, gelbe Pflaume und kandierte Noten versprechen Dynamik, ich hätte mir hier trotzdem etwas mehr Agilität gewünscht, der an sich gute und ansprechende Chardonnay wirkt doch etwas steif.

6. Az. dell Revi, 2008er, dég. 2012,

Sehr seriöser, ruhiger, starker TrentoDOC mit viel Apfelschale, auch Apfelpuree mit groben Stückchen, weißer Pfirsich, griffiger Wein mit massvoller Säure. 

7. Az dell Revi Paladino (bio), Extra Brut, 2009, dég. 2012,

100CH

Anfangs Küchenkräuter, vornehmlich Liebstöckel, aber nicht wie bei uraltem Bordeaux, sondern mit jugendlichem touch; dann herb, seidig, mit Bittermandel und einem ernsterem, deutlicher strukturierten Gepräge als der konventionelle Revi.

8. Altemasi (= Cavit) 2005 pas dose, dég. 2012

60CH 40PN

Sehr lebhaft und lang, frisch für sein Alter, schöne bissfeste Aprikose, roter Apfel, klar, rein, und bis zum Schluss durchgängig frisch.

8. Altemasi Riserva Graal 2004, dég. 2011

70CH, laut Lorenzo Vavassori haben davon 20-25% BSA durchlaufen, 30PN in Stahl und Barriques vinifiziert, mit 6 g/l dosiert

Anfänglicher Toast, wirkt zunächst leicht balsamisch und geht ins Kräuterbonbonige über, dann reihen sich Pfirsich, Mango, Zitronenmelisse ein, gegen Ende meldet sich eine herbbittere, aber nicht undiplomatische Salbeinote; sehr guter, eigenständiger TrentoDOC.

10. Cesarini Sforza Tridentum Rosé, dég. 2012

100PN

Erdbeere, Kirsche, Tellycherry. Mit etwas Zeit kommt Butter und nur wenig Säure zum Vorschein. Insgesamt hat der Wein einen burgundischen Charakter, wie man ihn von manchen Südtiroler Pinots kennt, vom Gesamteindruck her fein, wenngleich etwas gefällig, aber durchaus gut.

Fazit:

Die Garanten für echten italienischen Sprudelspass heißen Pinot Noir und Chardonnay, hochgelegene Weingärtlein und ausgedehntes Hefelager. Mit verzwickter Komplexität muss man sich dabei nicht plagen, wenn TrentoDOC ins Glas kommt. Mit proseccohafter Dimensionsarmut aber auch nicht. Die ganz offenkundige Anlehnung an den Champagner, ja das Besser-als-das-Original-sein-Wollen(-und-teilweise-auch-Sein) der Franciacortas findet man hier weniger stark ausgeprägt, was die TrentoDOCs entspannter, müheloser und für Sprudelungeübte trinkfreudiger macht. Typisch erscheint mir nach allem, was ich bisher weiß, eine hellfruchtige, zwischen weißem Pfirsich, gelber Pflaume, reifem Birnenfruchtfleisch und Blütenduft changierende Aromatik, die mal mehr mal weniger zitrusfruchtig oder apfelig ist, Nüsse spielen selbst bei den reiferen Exemplaren keine große Rolle. Seidig, elegant crèmig und in der Preisklasse bis 20 €/Fl. eine sehr ernstzunehmende Konkurrenz für die Spitze der deutschen Winzersekte.