Grande Cuvee Moutard 100PN aus dem Stahltank, keine , dafür 10 g/l Dosage nach 36 Monaten Flaschenaufenthalt; 30% Reservewein. Die Dosage klingt erstmal abschreckend, aber der -Verzicht reißt es mehr als raus, wobei diese beiden Faktoren nicht alleinbestimmend sind. Mir gefiel das winzerige, kraftvolle Aroma überaus gut, volle Nuss, viel Brioche, Malz, röstige Brotrinde, einer der besten Moutards überhaupt und ein aufrüttelnder Alarmruf für alle, die sich am liebsten immer nur den allerhippsten und angesagtesten Winzern an den Hals werfen. Kann übrigens locker auch noch was liegen bleiben.

Blue Top, 70PN 20CH 10M, ist gleich die nächste erschütternde Erfahrung, wenn man bisschen Glück mit der Flasche hat. Zwar merklich viel süßer als der Moutard, aber ein kraftvoller, unverfetteter , der immerhin eine gewisse Süßetradition von Haus aus mitbringt und zu wahren hat. Das gelingt prächtiger denn je, zum bekanntermaßen lachhaften Supermarktpreis.

Alfred Gratien Brut ist wie alles aus dem Hause Alfred Gratien so durchzugsstark, zuverlässig und dabei günstig, dass man sich seines antrainierten Snobismus beinahe schämen muss. Bei Alfred Gratien gefällt mir wie beim Moutard die Säure immer wieder aufs Neue, die Komplexität verdankt sich hier außerdem einem zurückhaltenden Holzeinfluss, dem das kleine Haus seine Sonderstellung (zwischen allen Stühlen: deutsche Eigentümeschaft, für zu groß, für Haus zu klein, auch nicht in Familienhand, dafür mit uralter Kellermeisterdynastie) unter den Erzeugern in der verdankt. Wer sich ein besonders preisgünstiges und richtiggehend vorbildliches Champagnervergnügen ist der 2000er Vintage.

De Telmont Grand Couronnement ist ein Champagner, mit dem man in einer Runde fortgeschrittener Champagnertrinker eher Kopfschütteln und bedrückte Mienen provozieren wird. Dabei ist er gerade für Champagnertrinker, die just vom Stillwein herkommen, sagen wir z.B. (weil ich es von der gerade erst verklungenen Weinlounge bei ihm noch sehr präsent habe) von Matthias Knebels Brückstück #Bückstück wie gemacht, um zustimmendes Kopfnicken und entrückte Mienen heraufzubeschwören. Sicher: er mag für Dosagenudisten hoch dosiert wirken. Nur darf man sich nicht immer nur auf technische Werte, vor allem nicht auf einzelne kaprizieren. Dann entgeht einem nämlich sowas hier und das wäre ein echtes Manko in der eigenen Trinkbiographie.

Fazit:
Mit keinem der oben genannten Champagner wird man Champagnernarren hinterm Ofen vorlocken. In der Blindprobe ist aber jeder von ihnen ein Siegertyp.

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