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Category Archives: Champagner

Hier dreht sich alles um Champagner.

Black & White Probe: Blanc de Blancs und Blanc de Noirs

I.1 Victor Clicquot 1959 Extra Brut
Altersangemessene dunkle Goldfärbung, lamgsam aufsteigende, vereinzelte Perlage, kein Cordon; intensive, grobkörnige Honignase, oxidative Töne. Im Mund wieder grobkörniger alter Honig, milde, etwas flache Säure, die immerhin mitellang ausklingt und die spärliche, aber für einen doch schon beachtlich alten Champagner aus exzellentem Jahr und kleinem Haus beachtliche Aromatik gut trägt. Eine kleine Überraschung, die Flasche hätte auch mit 55 ./. 45 umgekippt sein können. Schöner Start in die Probe.

I.2 Raumland, I. Triumvirat 2001, mittleres hellgelbgold, langsame, ordentliche Perlage, sehr feine Nase mit Aromen von Zitrusbonbons, Stachelbeeren und Apfelkompott, im Mund derselbe Eindruck, zusammen mit einer zugunsten deutlicher Mineralik etwas schmal geratenen Säure, mittellang, aber durchweg homogen und feinziseliert; erkennbar kein Champagner. Nach dem überraschend schweren und guterhaltenen Victor Clicquot sicher nicht ganz einfach, zu bestehen, aber immerhin auch ein guter Auftakt.

I.3 Schramsberg BdB 1998, ziemlich helles Äußeres, hübsche Perlage im ganzen Glas, sehr sauberer Cordon, erkennbar kein Champagner; rotbeerige Nase, buttrig abgefedert. Trinkt sich sehr bequem, fast einfach, insgesamt eher säurearm, "europäische" Stilistik (mein unbelegter Eindruck), ich hatte in meiner Not auf Chenin Blanc getippt. Mittellang, milde, sollte man mal getrunken haben. Ebenfalls ein sehr schöner Starter und der erste BdB, somit ein optimaler Übergang.

II.1 Philippe Gonet (Le-Mesnil) BdB GC NV, festes Gold, saubere Perlage, ordentlicher Cordon, dynamisches Auftreten, appetitanregende apfelige Nase, die zwischendurch etwas ins staubige, vielleicht salzig-jodige neigt. Im Mund wieder Apfeltarte, vanillig begleitet, für Le-Mesnil ungewohnt milde Säure, wieder etwas salzig/jodig, letztlich ein bequem trinkbarer BdB.

II..2 Soutiran (Ambonnay) BdN GC NV, unauffällige Farbe, äußerlich kaum Unterschied zum BdB. Die Nase eher zurückhaltend, dabei ziemlich geschmeidig, entwickelt mit der Zeit herb-nussige Töne, dasselbe im Mund, hier etwas voller als der BdB von Gonet. Gleichfalls wenig Säure, mittellang, mit Zuckerschwänzchen, das aber ziemlich allein übrigbleibt und deshalb eigentlich nicht nötig gewesen wäre.

III.1 A.R. Lenoble BdN 1998, reichlich Perlage und schöner Cordon, sattes Gold, brotige, röstige Nase mit eine Hauch geschmolzener Butter und ganz wenig Honig. Erdige Töne kommen mit der Zeit dazu, im Mund dann ansprechende, noch nicht wachrüttelnde, aber ziemlich deutlich spürbare Säure mit leicht gerbender Wirkung. Trocken-erdiger Abgang mit etwas wenig Frucht. Wurde ziemlich schnell als Jahrgangschampagner erkannt.

III.2 Paul Michel BdB GC 1999, helleres Gelbgold, typische Perlage und Cordon. Unter einer etwas dumpf-sauerkrautigen Nase kommt der gewohnte frische Apfel mit Limette zum Vorschein, von den Caipirinhanoten der ersten Zeit ist jetzt -nach ca. 2 Jahren- nicht mehr so viel spürbar. Auch hier wurde der Champagner schnell als Jahrgangschampagner erkannt. Beibehalten hat dieser Champagner seine Luftnot, d.h. seine Eigenschaft, erst mit reichlich Luft zu sich zu kommen. In Mund und Nase zeigen sich erst relativ spät Limette und Grapefruit, Mandarine und Orange in einer würzig-pikanten Kombination, von Sauerkraut keine Spur mehr. Sollte man im Auge behalten.

IV.1 De Venoge (Epernay) BdN, ordentliches Äußeres, sanftes, etwas fahles Gold, weinige, pinottypische satte, saftige Nase, etwas fleischig. Im Mund rund, angenehme Säure, mittellang, wieder deutlich weiniger, beeriger Charakter, kann sich noch zum besseren entwickeln. Insgesamt eine brauchbare Leistung von einem Haus, das nun hoffentlich in ruhigere Fahrwasser (BCC) gekommen ist.

IV.2 Robert Charlemagne (Le-Mesnil) BdB GC 1998, unauffälliges, typisches Äußeres, helles Chardonnaygelbgold mit grünlich glänzenden Reflexen. Spritziger, frischer Eindruck mit Gummibärchennase, Birne, später eher reifer Apfel. Im Mund erneut spritzig, stramme Säure, dafür etwas zu einfache Fruchtnote, vielleicht noch zu früh getrunken. Insgesamt etwas zu zurückhaltend.

V.1 Diebolt-Vallois, Fleur de Passion 2000, typisches Champagneräußeres, deutlich erkennbares Chardonnaygelbgold mit auffällig prägnanter, blitzeblanker und tiptopsauberer Nase, urtümliche Apfelsorte von der Streuobstwiese mit prickelnder, aufmunternder, mitreißender Säure und saftiger Bissigkeit. Noch zu jung, Anfänge sich bildender Geschmackskomplexität und des typischen Passionsfruchtdufts sind überall spürbar, aber eben noch nicht ausgebildet. Leider habe ich keine 99er mehr, die wäre sicher noch etwas interessanter gewesen.

VI.1 Soutiran (Ambonnay) Rosé 100% Pinot Noir, saftiges blutorangenrot, ansprechend fruchtige Nase mit Schokolade und reifen Erdbeeren, erinnert an deutsche Spätburgunder. Im Mund neben den schokoladigen Aromen ein dauernder Wandel von Erdbeere über gequetschte, vollreife Himbeeren zu Kirsche und zurück, saftig, lecker, gut. Für kleines Geld ein angenehmer, wenn auch nicht zu allem passender Rosé älterer Machart.

VI.2 Taittinger Comtes de Champagne Rosé 1997, 100% Pinot Noir, helles kupferrot, zurückhaltend, etwas stinkig, darunter liegen aber sehr verführerische rote Beerenfrüchte, geröstete Brotrinde und ein Hauch von Zitrus umweht das Ganze. Es erscheint mühsam, auf diese Aromen zu achten, wünschenwert wäre eine deutlichere Ausprägung gewesen. Buttrige Noten erschwerten übrigens eine bessere Zuordnung der Aromen. Dennoch sehr gut zu trinken, wenn man sich etwas Zeit und Aufmerksamkeit nimmt, den Primäraromen nachzuspüren; für Freunde gereiften Champagners erst in ein bis zwei Jahren zu empfehlen.

Unabhängige Winzer unter der Lupe – Aube: Champagne Fluteau, Gyé-sur-Seine

Fluteau, Gyé-sur-Seine

Über neun Hektar verfügt dieser unter anderem von Tom Stevenson sehr positiv bewertete Aube-Winzer, dessen amerikanische Ehefrau Jennifer einen Champagnerblog betreibt: http://champagnefluteau.over-blog.com/. Die Verwandtschaft kennt man auch: Biopionier Fleury aus Courteron.

1. Cuvée Prestige Blanc de Blancs

Mineralische, enge Nase mit Salmiakbonbon, das sich im Mund wiederfindet.

2. Cuvée Symbiose Millésime 2004

50PN 50CH.

Buttercrèmige Nase, ungewohnt griffiges, dabei sehr feinkörniges Tannin, immer noch balanciert, von herber Frische und mit ansprechendem mineralischem Druck, bei mittellangem Ausklang.

3. Cuvée Reservée

85PN 15CH.

"Sheer glugginess", sagt der Decanter (http://www.decanter.com/archive/article.php?id=121968). Hat er damit recht? Drei Wörter: er hat. Grasig, mit etwas Stachelbeere und Kiwi, ohne dass der Champagner wie ein verkappter Sauvignon-Blanc schmecken würde. Leider habe ich ihn sehr kalt getrunken, daher konnten sich die geschmeidigen, weichen und weinigen Pinotaromen nicht sofort mit der Würde und Eleganz aus dem Primäraromenkonzert lösen, wie es mit etwas Temperatur dann der Fall war.

4. Blanc de Noirs

100PN.

Auch wieder von primären Aromen, diesmal Banane und Kirsche dominiert, mit etwas Luft kalter Rauch wie von Mentholzigaretten, leider mit einer wenig ansprechenden, noch nicht direkt rapsigen, aber etwas unreif und minimal kratzig wirkenden Unkrautnote. Ich weiß, dass es Leute gibt, denen das gefällt – ich gehöre nicht dazu. Leider, wie alle Fluteau-Champagner, zu kalt getrunken, daher vielleicht das etwas getrübte Geschmacksbild.

5. Brut Rosé de Saignée

100PN.

Bildhaft gesprochen ein Bauernnase. Grobschlächtig, knollig, ja kartoffelig. Und dann: überreife Honigmelone, Beerenkompott, rote Grütze, dazu ausgeprägt hefige Noten, die sich mit Malzbier vermählen und an belgisches Kirschbier erinnern. Gehört vielleicht zu den robusteren Champagnern, mancher wird sagen: typisch für die Gegend, Bauernchampagner; für mich zeigt das esamtprogramm von Fluteau, dass man sich der Vorbehalte gegen die Aube wohl bewusst ist, die Herausforderung aber annimmt. Die Champagner scheinen, soweit ich das wegen der Temperaturprobleme beurteilen kann, alle mit einer geradezu ironischen Interpretation des Bauernchampagnerthemas auf die Flasche gebracht. Ein gut gangbarer Weg, um sich vom Image der Region zu emanzipieren. Wenn Fluteau so weitermacht, steht höheren Weihen nichts entgegen.

Unabhängige Winzer unter der Lupe – Aube: Didier Doué und Champagne Velut aus Montgueux

Didier Doué, Montgueux

Beim Örtchen Montgueux läutet im Kennerkopf sofort die Jacques Lassaigne-Glocke und das erst seit kurzer Zeit. Für die meisten, selbst gut informierten Champagnerfreunde ist Montgueux jedoch noch völlige terra incognita. Dabei ist der in mehrfacher Hinsicht abseits gelegene Ort landschaftlich überaus reizvoll und von seinen Weinbergen aus hat man eine herrliche Sicht auf die mittelalterliche Minimetropole Troyes. Die 5 ha von Didier Doué werden integriert, d.h. bei ihm quasi biodynamisch bearbeitet und über seine CO2-Bilanz macht er sich zudem noch Gedanken, weshalb die ausladenden Dachflächen der Wirtschaftsgebäude komplett mit Photovoltaikzellen bestückt sind. Seine Champagner sind setets Einzellagen-Champagner (Monocrus), die Böden verfügen teilweise über Silex-Einsprengsel, die auch das Terroir bei Ulysse Collin im Sézannais so sehr bereichern. Ecocert. Für einen Betrieb, der erst seit 1980 Champagner macht, höchst respektabel.

1. Brut Selection

80 CH 20PN, 2006er Basis mit Reserve aus 2005, 10 g/l Dosage.

Brioche mit Honig und Mandelsplittern, etwas hefiges, auch etwas hoch dosiertes Naturell. Insgesamt kräftig, kommt aber schnell aus der Puste.

2. Brut Prestige

60CH 40PN, 2005er Basis mit Reserve aus 2004 und 2002, 7 g/l Dosage.

Brioche, Honig und Mandeln, im Gegensatz zum Brut Selection angereichert durch freche Säure, druckvolle Mineralität, insegesamt viel mehr Leben, Ausdauer und Rasse. Tom Stevenson sah ihn immerhin gleichauf mit zwei so unterschiedlichen und schwergewichtigen Champagnern wie der Cuvée Louis von Tarlant und beispielsweise dem Clos Jacquin von Callot (http://www.wine-pages.com/guests/tom/fizz04_3.htm), von dem es gerade einmal tausend Flaschen gibt und den ich zufällig nur kurz nach Doués Champagner probiert habe.

3. Blanc de Blancs Millésime 2002

Mit 5 g/l dosiert.

Kraftvolle Steigerung zum Brut Prestige und zum Selection, für mich beginnt mit diesem Champagner das Portfolio von Doué hochklassig zu werden. Florale, vor allem aber auf die Silexeinsprengsel zurückzuführende tiefgründige Mineralität, die zum Kauen anregt, dazu wieder Brioche, außerdem hochelegant, weisser Pfirsisch und Nashibirne. Ein würdig vinifizierter 2002er.

4. Brut Nature

70CH 30PN, 2006er Jahrgang aus dem lieu dit le Corre.

Nackt und herzhaft, sprich drall, jedoch nicht plump oder hitzig, sondern mit einem kühlen, etwas distanzierten Habitus. Reizvoller Champagner, bei dem mir noch nicht ganz klar ist, warum er als Einzellage vinifiziert wurde, aber da es nicht meine letzte Begegnung mit Didier Doués Champagner sein wird, kann ich darüber in Zukunft ja vielleicht noch mehr lernen.

5. Rosé

85CH 15PN, 2006er Basis mit Reserve aus 2004, 10 g/l Dosage.

Selten finde ich eine Dosage von 10 g/l oder mehr angemessen oder gar schmackhaft. Bei diesem Rosé hat mich der Schleckermaulfaktor voll erwischt. Mandeln, Holz und Rauch umwehen den ersten Schluck, bevor sich eine tiefgründige, zwischen triefend-saftig und knisternd-knackig kandiert changierende Blutorangenaromatik entwickelt. Ein herbes, etwas dünnes finish tut der Freude keinen Abbruch.

 

Champagne Velut, Montgueux

Die sieben Hektar des Erzeugers sind größtenteils mit Chardonnay bestockt.

1. Brut Tradition

75CH 25PN

Einen beeindruckenden Start legte der Brut Tradition hin, was gemeinhin als gutes Zeichen gewertet werden darf. Schnelle, starke Entfaltung ausgeruhter und sehr motivierender, von schlanker Säure getragener Apfel-Birnenaromen am Gaumen. Als gälte es, mit einem Panzerregiment tief in den feindlichen Raum vorzudringen besetzt dieser Champagner die strategisch wichtigen Punkte an Zungenspitze und -rändern. Dazu passte die etwas starre, pektinige Rüstung des Champagners.

2. Cuvée Speciale, Blanc de Blancs

Nicht mehr ganz so aufregend und rapide arbeitet die Cuvée Speciale sich vor. Klar, limettig, frisch, mit einer ununterbrochenen, sauberen, Apfel und Birne duplizierenden Aromatik aber ohne den rechten Schwung, wie ihn der einfache Brut Tradition gezeigt hatte. Trotzdem eine überaus solide Leistung.

3. Rosé

100PN

Muffig, aber nicht korkig, erdig, im Kern etwas zu dick und unausgewogen, mit einem allzustark rot durchscheinenden Charakter war abschließend der Rosé.

Unabhängige Winzer unter der Lupe – Montagne de Reims: Philbert und Couvreur aus Rilly-la-Montagne

Philbert et Fils, Rilly-la-Montagne

Mehr als 9 ha in der Montagne de Reims bewirtschaftet das Ehepaar Philbert, darunter die Premier Crus Rilly, Villers-Allerand und Ludes, sowie Taissy Grand Cru.

1. Brut Tradition Premier Cru

20CH 15PN 65PM.

Brotig, bonbonig, mittellang, stellenweise etwas hohl und aromenleer.

2. Blanc de Blancs Premier Cru

Auch hier hat der Winzer scheinbar wieder auf kühle Gärführung und amylische, bonbonige Noten gesetzt. Das ist ihm beim Blanc de Blancs besser gelungen, als beim Brut Tradition. Löcher habe ich in diesem Brot keine gefunden, der Champagner hat eine dicker gebutterte Schicht und mit seiner Pfirsich-Maracuja-Nase vermittelt er den Eindruck von reifem Lesegut schon sehr routiniert. Einige verspielte Mandelaromen passten gut dazu, ich fürchte nur, dass dem Champagner die ganz klare Linie fehlt. An Größe und Ausdruck kann er es jedenfalls mit den Chardonnays von Chiquet und Rodez nicht aufnehmen.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

In deren Liga ragt tatsächlich eher der Chardonnay Grand Cru aus Taissy hinein, wenngleich nach meiner Ansicht eher formal. Anschmiegsam, weich und mit dem Hauch von Exotik, den ein Leopardenprint-Tanga zu vermitteln in der Lage ist. Will sagen: gegen die von diesem Champagner provozierte rein körperliche Affirmation kann man sich unter Umständen schlecht wehren, selbst wenn man bei klarem Verstand ist und einen der Verstand zu kritischer, distanzierter Würdigung mahnt.

4. Rosé

85CH 15PN als Stillwein

Recht einfacher Rosé. Rotapfelig, pektinig, etwas trocknend.

 

Yves Couvreur, Rilly-la-Montagne

Kleiner Erzeuger mit 6,5 ha in Rilly, Montbré und Taissy. Verschließt mit Diam Mytik.

1. Brut Tradition Premier Cru

25CH 35PN 40PM. 20-30% Reservewein.

Zunächst säuerlich, mit Geissblatt und Campher, darunter helle, florale und vegetabile, nicht unreife Noten. gelbe Johannisbeere, Stachelbeere, tanniniger Griff.

2. Brut Selection, Blanc de Blancs Premier Cru

20% Reservewein.

Leichter, gegenüber dem Brut Tradition rassiger, schlanker und eleganter, mit feinkörnigerem Tannin, etwas Butter und einer minimal schlammig-nussigen Art, die gut zu Austern passt.

3. Brut Prestige Premier Cru Millésime 2004

50CH 50PN. 6-7 g/l Dosage. Dég. März 2010.

Zuckerwattenase und helle Karamellnoten, auch hier wieder der vegetabile, wiederum nicht unreif wirkende Einschlag wie im Brut Tradition. Wohl so etwas wie der Hausstil. Hier mit einer spritigen Note am Ende.

4. Brut "Rubis" Premier Cru

100PN, davon 15% als Stillweinzugabe

Plastikgaumen, Pillenboxaroma. Ziemlich griffig und frisch, was auf den still vinifizierten Pinot-Noir zurückgehen dürfte. Leicht gemüsig.

Unabhängige Winzer unter der Lupe – Montagne de Reims: Eric Rodez, Ambonnay

Eric Rodez, Ambonnay

Alle Champagner von Eric Rodez stammen von etwas mehr als 6 ha aus Ambonnay Grand Cru. Ecocert. Im September 2010 wird es erstmals einen Dosage Zéro auf Basis des 2004er Jahrgangs von Eric Rodez geben, auf den man sehr gespannt sein darf.

1. Cuvée des Crayères

45CH 55PN, Basisweine stammem mit 51% aus 2006, 29% sind 2005er, 8% 2004er, 9% 2002er und 3% 2001er. Tirage 2007, dégorgiert April 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 29 Jahren. Ausbau zu 80% im Stahltank und zu 20% im Holzfass, 80% ohne BSA, mit 6 g/l dosiert.

Von Hunden und ihren Haltern sagt man oft, dass beide sich mit der Zeit immer stärker zu ähneln beginnen. Bei manchen Champagnern ist es ähnlich. Die Cuvée des Crayères von Eric Rodez und einige seiner anderen Champagner transportieren einen Hausstil, der viel von der Person des Winzers selbst trägt. Hinter der Halbrahmenhornbrille von Kenzo steckt ein nicht besonders groß gewachsener Typ mit kurzem Haar, eher kompakt als hager, rundlich statt eckig, intelligent, scharfsinnig, hellwach, aber nicht quirlig oder nervig sondern konzentriert und jemand, der in langen Zeiträumen zu denken gewöhnt ist, ohne darüber träge zu werden. Einer, der ohne viel Aufhebens drum zu machen anpackt, was er unter anderem bei Champagne Krug und als Bürgermeister des Örtchens Ambonnay getan hat. Eine angenehme, ruhige, weiche Stimmlage und ein für französische Winzer schon schwindelerregendes Sprachtalent runden den positiven Eindruck, den der sympathische Winzer vom ersten Moment an macht, stimmig ab. Die Cuvée des Crayères zeichnet das gut nach. Empfehlenswert!

2. Blanc de Blancs

Basisweine stammem mit 55% aus 2005, 15% sind 2004er, 15% 2003er, 6% 2002er, 7% 2001er, 6% 2000er und 2% 1999er. Tirage 2006, dégorgiert April 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 30 Jahren. Ausbau zu 35% im Stahlstank und zu 65% im Holzfass, 25% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Reinsortiger Chardonnay aus diesem ausgemachten Pinotflecken in der Champagne ist selten. Klar, Gaston Chiquet und Regis Fliniaux machen auch einen Blanc de Blancs d'Ay, Billecart und Philipponnat wagen sich damit gleichfalls auf den Markt, doch selbstverständlich ist das nicht. Chardonnay, so weiß doch jeder, wächst am besten nur in der Côte des Blancs mit ihrer knalligen Morgensonne und der mächtigen Kreide, die schon nach wenigen Zentimetern suchende Wurzelspitzen bewillkommnet – selbst die Crus in der Montagne de Reims werden ja gemeinhin nicht mehr für voll genommen. Umso gewagter also, einen reinen Chardonnay ausgerechnet aus Ay, Bouzy oder eben Ambonnay zu vinifizieren. Umso schöner jedes Mal, wenn das Wagnis gelingt und der Champagner abseits des oft geradezu eintönigen Chardonnayeinerleis von der Côte des Blancs brillieren kann. Ich frage mich dann immer: ist das reiner ennui? Bin ich nur zu faul, an der Côte des Blancs die richtigen Perlen zu suchen? Sind die Exotenchardonnays wirklich mehr als nur buntgefleckte Wundertiere? Meist wische ich diese und ähnliche Fragen sorglos weg und spüle sie mit einem weiteren Schluck reinsortigen Chardonnays runter, wenn er denn gut ist. So wie dieser hier. Aprikose, Pfirsisch, Marillenkernöl künden von hochreifer Frucht und lassen fast kalifornische Verhältnisse vermuten. Mandeln, Blütenaromen, mit Luft eine Andeutung von frischen Champignons und Kräuterkruste bieten so viel Gesprächsstoff, dass bange Fragerei nach dem pro und contra dieser Weine gänzlich in den Hintergrund tritt und bedeutungslos erscheinen muss.

3. Blanc de Noirs

100PN, Basisweine stammem mit 49% aus 2005, 22% sind 2004er, 18% 2002er, 9% 2000er und 2% 1999er. Tirage 2006, dégorgiert Februar 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 31 Jahren. Ausbau zu 25% im Stahltank und zu 75% im Holzfass, 35% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Kraftvoll und im vollen Bewusstsein seiner Typizität tritt der Blanc de Noirs auf. Eine mächtige, ich will nicht sagen apotheotische, aber jedenfalls überlebensgroße Herausarbeitung der Pinotanteile, die sich schon in der Cuvée des Crayères so bemerkenswert rund, fein und geschliffen präsentierten. Nach meinem Eindruck war der Chamapgner dafür jedoch etwas kurz geraten, ein Säureschwänzchen hätte ihm etwas mehr Balance verleihen können.

4. Millésime 2002

50CH 50PN, Tirage 2003, dégorgiert März 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 31 Jahren. Ausbau zu 10% im Stahltank und zu 90% im Holzfass, 25% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Weich, elegant, sehr würdevoll, stellenweise leicht mürbe und ganz der Bürgermeister in seiner nur auf den ersten Blick altertümelnden Amtstracht. Punktuelle Säurespitzen zeigen, dass das Lesegut reif, aber nicht überreif war, feine Kräuternoten, Zitronenmelisse, Verbene und ein gönnerhaft im Hintergrund bleibender Holzton veredeln diesen an sich schlanken, langsam sich entwickelnden Jahrgang.

5. Cuvée des Grands Vintages

38CH 62PN, Basisweine stammem mit 35% aus 2002, 14% sind 2001er, 14% 2000er, 18% 1998er, 5% 1996er, 7% 1995er, 5% 1993er und 2% 1992er. Tirage 2003, dégorgiert Juni 2009. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 31 Jahren. Ausbau zu 100% im Holzfass, kein BSA, mit 5 g/l dosiert.

Frisch und jugendlich betritt dieser Held die Bühne. Die guten Anlagen mehrerer Jahrgänge, darunter einige, die allein zu vinifizieren sicher schwierig gewesen wäre, hat er im Gepäck. Den kräftigen Rücken für die Last des Alters stützt eine gesunde Säure, die sich wie ein dünner, hochliquider Film über die Zunge legt, ja mehr schlängelt als legt. Bei diesem Champagner macht sich das entgegengesetzte Konzept zum 2002er bemerkbar, eine auf den Stärken verschiedener Jahrgänge beruhende Struktur, Dichte, Gefügtheit und Komplexität, die sehr kunstvoll geschmiedet wurde und dem monolithischeren, organischeren reinen Jahrgangschampagner nicht nachsteht.

6. Rosé

30CH 30PN und 40PN mazeriert, Basisweine stammem mit 51% aus 2005, 28% sind 2004er, 5% 2003er, 9% 2002er, 5% 2001er und 2% 2000er. Tirage 2006, dégorgiert Dezember 2009. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 29 Jahren. Ausbau zu 25% im Stahltank und zu 75% im Holzfass, 30% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Drei Säulen tragen diesen Champagner. Eine fundamentbildende, sehr feine Säure, ein Gebälk aus gut abgelagertem Holz und ein Wechselspiel aus herber, druckvoller Mineralität und rotfruchtigem Früchteallerlei. Auch hier tritt der Hausstil, das abgerundete, weiche, aber nicht konturlose des Chamapgners hervor.

7. Empreinte de Terroir, Chardonnay 1999

Erste Gärung ohne künstliche Temperaturführung, Ausbau zu 100% in dreifach belegten kleinen Eichenfässern, kein BSA, ohne Klärung, Schönung, Filtration. Dég. im Sommer 2009.

Markant und rasant, als würde einem der Boden selbst einen Tritt verpassen. Kalkige, mineralische, entfernt an Traubenzuckerbonbons erinnernde Nase, gefolgt von zungenmassierender Säure und einer betäubenden Verweildauer am Gaumen. Völlig anders, als der "normale" Blanc de Blancs und ein gefürchteter Pirat in Côte des Blancs Gewässern.

8. Empreinte de Terroir, Pinot-Noir 1999

Erste Gärung ohne künstliche Temperaturführung, Ausbau zu 100% in dreifach belegten kleinen Eichenfässern, kein BSA, ohne Klärung, Schönung, Filtration. Dég. im Sommer 2009.

Waldboden und Waldbeeren, rassige Säure, Weichselkirsche, Zwetschgen, mit einem kühlenden, minzigen, an Kombucha erinnernden Nebenthema, nahtlos und seidig, dazu eine an Cola angelehnte Zuckercouleuraromatik wie man sie bei langsam und auf den Punkt gereiften Rotweinen finden kann. Blind würden die meisten auf Burgunderstillwein tippen und damit kommt man der Wahrheit letztlich sogar erstaunlich nahe, denn Eric hat seine Wanderjahre unter anderem in Burgund verbracht, wo er die Kunst des Fassausbaus erlernte, bevor er die Domaine 1982 übernahm und in ungekannte Höhen führte. Für mich eine nahezu perfekte Transponierung des Burgunderthemas in die Champagnertonart.

Celebrity Death Match im Champagnerleistungszentrum (Teil V. – “The Düsseldorf Oyster Massacre”)

V.1 Louis Roederer Cristal Blanc 2002

55PN 45CH, 20% Fassausbau, kein BSA, ca. 9 g/l Dosage.

Einen ganz leichten Startvorteil hatte zunächst der Cristal Blanc. Der Champagner rann mit sanftem Druck die Kehle herab, als saugte man an der Düse einer ständig nachproduzierenden Softeismaschine. Crèmig, aufgeschlagen, luftig, mit viel feinem Apfelmus und Orangen-Ingwerstäbchen, nicht zu vergessen die mineralische Grundierung. Trotz der bunten Früchtemischung war der Cristal kein Zirkuschampagner und weit davon entfernt, ein ungebärdiger Luftikus zu sein. Die Bestätigung dieser Einschätzung kam spätestens bei der Kombination mit den minimal nussigen und überwiegend jodig-strahligen Austern (das kleine tasting erlangte nachma(h)lige Berühmtheit unter dem Namen "The Düsseldorf Oyster Massacre") und dem erdigen, frisch-nussig bis etwas moosigen Kaviar. Beide entlockten dem Champagner mühelos ein bis zwei weitere Geschmacksoktaven und selbst der reichlich auf Brot und Auster verteilte Zitronensaft vermochte nicht, den Champagner zu dominieren. Die Dosage kam mir wie fast immer beim Cristal etwas hoch vor, scheint sich aber bei diesem Jahrgang besonders harmonisch mit den anderen Kraftsträngen des Champagners, seiner blitzblanken Säure und seinem schienenstrangartigen Rückgrat, vermählen zu wollen. Mit Luft legte der weiße Cristal sehr ansehnlich in Richtung frischer Toastaromen zu, seinen Reifehöhepunkt wird er, wie die meisten bisher von mir verkosteten 2002er guter Herkunft sicher erst in einigen Jahren erreichen.

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V.2 Louis Roederer Cristal Rosé 2002

60PN 40CH, 20% Fassausbau, Saignéemethode, kein BSA, ca. 9 g/l Dosage.

Stets mit etwas Respekt begegnet man dem in unseren Breiten nicht sehr häufig anzutreffenden Cristal Rosé. Mehr noch als sein weißer Bruder fühlt sich die Rothaut in monacensischen Edeldiscos und auf Musik-, Öl- oder sonstwelchen Magnatenfeiern wohl. Umso schlimmer, wenn man bedenkt, wie gut dieser Champagner sein kann. Und selbst obwohl ich die heillos überteuerten Rosé-Prestigechampagner zu meiden versuche, der 2002er Cristal Rosé musste es einfach sein, da half kein Weg dran vorbei. Beim Trinken stellt sich der Genuss mit minimaler Startverzögerung ein. Beim ersten Schluck ist also obacht geboten. In der ersten Sekunde im Mund tut sich noch nichts, erst in der zweiten, dritten, wenn man schon fast etwas enttäuscht ist, birst die Aromenbombe und kann vor lauter Schreck über das Geschehen im Mund zu lustigen Verschluckern und Hustenanfällen führen. Ahnen kann man das freilich nicht, weder beim Ansehen der Flasche, noch beim reinschnuppern ins Glas, deshalb hier die Warnung. Der optisch unauffällige, typisch roséfarbene Rosé ist kurz nach dem Öffnen in der Nase noch nicht besonders heimisch. Schüchtern, unfreigebig, zugeknöpft. Erst mit sehr viel Luft zeigt sich, welche reizende Unterwäsche Jean-Baptiste Lecaillon diesem Rosé angezogen hat. Wer immer schonmal die Victoria's Secret Fashion Show miterleben wollte, aber zu bequem ist, an den Ort des Geschehens zu reisen, kann sich das Vergnügen mit dem Louis Roederer Cristal Rosé 2002 in die heimischen Räumlichkeiten holen. Quirlig, bunt, sexy, ausgefallen, mit dem Heidi-Klumschen Ehrgeiz und Willen zur Perfektion, erkennbar von einem großen Haus gemacht und dementsprechend mit den Raffinessen eines großen Großhauschampagners ausstaffiert, ist der Cristal Rosé 2002. Gojibeeren, vollmundige, saftige und reife rote und gelbe Früchte, darunter Blutorange, immer wieder eine milde Kakaonote, mit neurochirurgischer Präzision auf den Zungenlaufsteg gesetzte, hochhackige Säurepiekser und ein Hüftwiegen, wie es gleichermaßen einladend, verführerisch und distinguiert, bzw. distanzwahrend nur Übermodelmuttis wie Claudia Schiffer und Heidi Klum hinbekommen. Mit Kaviar und Austern traunwandlerisch sicher, noch eine Spur reizvoller zum zitronensaftbesprenkelten Brot und zum Ziegenkäse.

Weitere Champagnermedaillen bei der Challenge International du Vin

Beim 34. Wettbewerb der Association Concours des vins gingen am 23. April 2010 insgesamt 22 Medaillen in die Champagne.

Gold erhielten:

Champagne Diogène Tissier et Fils, Millésime 2005,

Champagne Moutardier, Cuvée Rosé,

Champagne David Coutelas, Millésime 2003,

Champagne Maurice Vesselle, Grand Cru Rosé Brut,

Der noch junge Erzeuger Coutelas hat etwas positive Aufmerksamkeit sicher verdient und dürfte sich über das Gold für den Problemjahrgang 2003 sehr freuen. Maurice Vesselle aus Bouzy hat das Gold in diesem Bewerberfeld sicher ebenso verdient. Moutardier, dessen Rosé ein reiner Pinot-Meunier ist, gehört mit dieser Rebsorte zumindest zu den besten Traubenlieferanten der Vallée de la Marne und ringt mit den Genossen von Leuvrigny um die Krone. Schön, dass der sympathische Erzeuger nun auch mit eigenem Champagner nach oben zu kommen versucht. Tissiers jungen Jahrgang kenne ich leider nicht.

Silber erhielten:

Champagne Colin, Grand Cru Millésime 2004,

Champagne Gremillet, Brut Sélection,

Champagne Pannier, Brut Rosé,

Champagne Maurice Vesselle, Grand Cru Brut Cuvée Réservée,

Gremillet sieht man seit Jahr und Tag bei der ProWein, die hervorstehcendste Eigenschaft seiner für mich allenfalls durchschnittlichen Champagner ist der vergleichsweise niedrige Preis. Pannier und Vesselle überraschen mit Silber nicht, Colins 2004er habe ich noch nicht probiert.

Bronze erhielten

Champagne Royer Père et Fils, Cuvée de Réserve,

Champagne Royer Père et Fils, Cuvée Vintage 2005,

Champagne Breton Fils, Rosé,

Champagne Philippe Fontaine, 2005,

Champagne Fallet-Dart, Rosé Brut,

Champagne Vignier-Lebrun, Paul Lebrun Grande Réserve,

Champagne Baron Fuente, Grande Réserve Brut,

Champagne Baron Fuente, Tradition Brut,

Champagne de Castelnau, Blanc,

Champagne de Castelnau, Rosé

Champagne de Castelnau, Millésime Brut 2000,

Champagne J.-M. Goulard, Cuvée Prestige,

Champagne Le Brun de Neuville, Cuvée Lady de N Chardonnay,

Champagne Pierre Moncuit, Millésime 2004,

Fallet-Dart haben bei den unabhängigen Winzern schon einige Medaillen eingesäckelt, dass es hier nur zu Bronze gereicht hat, wird man deshalb verschmerzen können. De Castelnau, eine Marke der Regionalkooperative CRVC, kenne ich seit dem Marken-Relaunch. Dort wird sehr sorgfältig gearbeitet, vielleicht sind die Champagner gerade deshalb etwas zu steril. Immerhin hat es für drei Bronzemedaillen gereicht. Le Brun de Neuville ist ebenfalls Kooperative und als solche auf Chardonnay spezialisiert. Für die Spitzencuvée hätte mehr drin sein können. Baron-Fuenté, einer der größeren buyer's own brand Erzeuger, hätte es auch in die Silberränge schaffen können, ist mit Bronze aber auch nicht unfair bewertet. Pierre Moncuit sehe ich im Feld der hier mit Medaillen behängten Teilnehmer deutlich weiter oben, wenn nicht eigentlich an der Spitze. Royer, Breton, Fontaine, Vignier-Lebrun und Goulard habe ich nicht probiert.

Im Vergleich zum Wettbewerb der unabhängigen Winzer muss man sagen, dass hier zwar weniger Medaillen vergeben wurden, dafür schien das Erzeugerfeld nicht auf demselben hohen Niveau angesiedelt zu sein.

 

 

Der Champagner und die Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel (Health-Claims-Verordnung). Ein Traktätchen.

Von Normtexten und Erwägunsgründen

Die Europäische Union hat mal wieder ein Meisterstück an gesetzgeberischem Pfusch und mehrfach übersättigter Interessenpolitik unvollendet in die Rechtsanwendung entlassen. Das kann man leicht von fast allen europäischen Normtexten behaupten, deshalb hier die notwendige Konkretisierung: Es geht um die sogenannte Health-Claims-Verordnung. Also eine Verordnung, die sich mit Behauptungen über gesundheitsfördernde Eigenschaften der Produkte von Lebensmittelherstellern befasst. Gewollt ist, wie in diesen Dingen immer, der gewohnte Dreiklang aus Verbraucherschutz, Transparenz und maximalkorrumptiver Industrieprotektion (in den mit unbeschreiblichem Stumpfsinn und einer an vorzeitlich-magische Rituale erinnernden Förmelei jeder Verordnung vorangestellten Erwägungsgründen klingt das freilich so:"… um ein hohes Verbraucherschutzniveau zu gewährleisten, dem Verbraucher die notwendigen Informationen für eine sachkundige Entscheidung zu liefern und gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Lebensmittelindustrie zu schaffen"). Wie man diese quirlige Mischung in höchster Verschwiemeltheit ausdrückt und in Normtexte giesst, weiss niemand besser, als der große Drache, die uralte Schlange, die Widerwirker und Satan heißt die europäischen Bürokraten.

Worum es eigentlich geht

Man kann trefflich darüber streiten, ob Champagner hartes Suchtgift oder profanes Lebensmittel, ein schlichtes Nahrungsmittel oder, ohlala, ein richtiggehendes Genussmittel ist. Er ist allem Anschein nach nicht ätherisch genug, um den Klauen der Eurokraten zu entwischen, ein jüngeres Beispiel dafür ist die abscheuliche Verordnung (EG) Nr. 607/2009 der Kommission vom 14. Juli 2009 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 479/2008 des Rates hinsichtlich der geschützten Ursprungsbezeichnungen und geografischen Angaben, der traditionellen Begriffe sowie der Kennzeichnung und Aufmachung bestimmter Weinbauerzeugnisse. Wobei ich gar nicht sagen kann, wie hoch das Mass an Mitschuld ist, das die Weinindustrie in diesem Zusammenhang auf sich geladen hat. Doch geht es hier der kämpferischen Einführung zum Trotz unmittelbar weder um die rechtsdogmatische, noch um die rechtspolitische Auseinandersetzung mit Richtlininen und Verordnungen. Mir geht es vielmehr um ein Thema, das im Weinbau höchst unterschiedlich gewürdigt und angepackt wird. Es geht um das Marketing.

Die Champagnerfamilie als Aristokratenclique

Ein Zweig innerhalb der großen Familie aller Weinbauern hat es zu einer überragenden und Maßstäbe setzenden Meisterschaft im Marketing gebracht. Es ist eine der alten adeligen Linien, und zwar die der Champagnererzeuger. Will man nicht inadäquat verallgemeinern, so kann man dabei zwischen den Champagnern unterscheiden, die herrschenden Häusern angehören und jenen, die dem sonstigen hohen, bzw. niederen Adel angehören – angesichts des ausgeprägten Familiensinns innerhalb dieses überschaubaren Pools spielen Rangunterschiede in den meisten Bereichen keine allzu bedeutende Rolle. Hinzu kommt die bemerkenswerte Offenheit der Champagnerfamilie für Fremde, sei es aus uralt-innewohnendem Instinkt sozialer Wesen oder als Reverenz der Aristokratie an die Macht des Faktischen. Nicht nur am kometenhaften Aufstieg von Francois Vranken lässt sich ablesen, dass die Champagne keine hermetisch geschlossene Gesellschaft ist; um im Bild zu bleiben: es finden Erhebungen in den Adelsstand statt. Die Geschichte des Champagners wäre schließlich nicht denkbar ohne auswärtige Namen wie Müller, Werler, Roederer, Krug, Bollinger, Mumm und Deutz. Nach der hier skizzierten Herrschaftslehre soll im übrigen offen bleiben, ob nicht am Ende der Markt als eigentlicher Souverän anzusehen ist. Joseph de Maistre und Carl Ludwig von Haller würden sich freilich bei dem Gedanken im Grab umdrehen. Man wird ferner vermuten dürfen, dass nicht zuletzt der Koblenzer Konterfeigeber für einen der bekannteren deutschen Sekte, Clemens Fürst von Metternich, mit dieser Idee ebenfalls nicht einverstanden gewesen wäre.

Entr'acte

Dem Champagner steht, das will ich zur allgemeinen Erleichterung vorwegschicken, kein nicht selbstverschuldetes Ungemach ins Haus. Die im letzten Jahr von allerlei Unberufenen daherpalaverte Champagnerkrise ist erwartungsgemäß ausgeblieben, wie die kürzlich veröffentlichten Zahlen des CIVC belegen. Sicher, Häuser wie Piper-Heidsieck streichen ein Viertel ihrer Stellen, in England kostet big house bubbly stellenweise nur noch 17 GBP, das sind nur zwei Anzeichen für einen schwierigen Markt. Aber am Beispiel Champagner kann man gleichzeitig sehen, wie sich gelungenes Marketing langfristig auszahlt und ganz nebenbei eine in klebrig-trüben Beamtenschweiss getunkte Vorschrift spurlos abperlen lässt.

Was macht Kultwein aus?

Das liegt, horribile dictu eigentlich, zu einem nicht unwesentlichen Teil am Kultcharakter des Champagners. Dem wollen wir an dieser Stelle kurz nachgehen. Verfassungsrechtlich bietet sich dazu ein Vergleich mit Religionsgemeinschaften an, die den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts anstreben. Denn um kaum etwas anderes als einen "Kult" geht es letztlich bei der Verehrung bestimmter Weine, bzw. Weinregionen. Man könnte also in analoger Anwendung des Art. 140 GG, und des Art. 137 Absatz 5 der Weimarer Reichsverfassung (WRV) an eine Kultweinregion bestimmte Anforderungen stellen. Sie müsste "durch ihre Verfassung und die Zahl ihrer Mitglieder die Gewähr der Dauer bieten", so die WRV knapp über die Anerkennung von Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Daraus lassen sich für unsere Zwecke drei maßgebliche Elemente isolieren: eine Verfasstheit im Sinne eines bestimmten Terroirs, eine Gefolgschaft im Sinne einer treuen Kundschaft und schließlich noch zeitlich gesehen ein gewisses Stabilitätsmoment. Alles Dinge, die man ebenso an Rhein und Mosel, in Burgund, an der Rhône, in Piemont und Bordeaux findet.

Die profanen Lebensmittel …

Doch was ist nun das Fundament für den außergewöhnlichen Kultcharakter des Champagners? Die Antwort wird man zumindest teilweise bei den elementaren Bedürfnissen und überlebenswichtigen Gemütsbewegungen finden. Beschränken wir uns dabei auf die Lebens- und Nahrungsmittel, denn um diese geht es in der Health-Claims-Verordnung. Ohne Lebensmittel kommt der Mensch, obacht, nicht aus. Kein Wunder, dass hier intensive Werbung und Positionierung stattfindet. Unter den mit Fleiß beworbenen Produkten finden sich gleichwohl nur wenige, die es in Hinblick auf Bekanntheit und positive Konnotationswirkung mit dem Champagner aufnehmen können. Selbst wenn man Junkfood unter dem Gesichtspunkt der Popularität in der Wertung behalten wollte, müssten Hamburger, Fischstäbchen, Zuckerwatte und Co. recht bald ausscheiden, weil ihnen objektiv die positive Wertschätzung abgeht. Gänsestopfleber und Froschschenkel wiederum gelten als essbarer Inbegriff der Gaumenfreude, leiden aber unter dem Verdikt der Tierquälerei. Der zweifellos wichtige Fortpflanzungstrieb scheidet – und es gibt niemanden, der das mehr bedauert als ich – leider ebenfalls frühzeitig aus der Wertung aus, denn sein Markenbild ist trotz hoher Strahlkraft arg gebeutelt – was für unsere Betrachtung nicht entscheidend ist. Seine Bedeutung als Nahrungsmittel dürfte nämlich selbst unter Einbeziehung extremer Praktiken gering sein.

… und was den Champagner davon unterscheidet

Aber der Weg vom Spitzenhöschen zum Spitzenchampagner ist, ich werde nicht müde es zu wiederholen, nicht weit. Er führt über die berühmten Genusscousins aus Bordeaux und Burgund. Ich sage das nicht, weil ich das Bonmot "beim Bordeaux denkt man Dummheiten, beim Burgunder sagt man Dummheiten und beim Champagner macht man sie" kenne. Sondern weil beide Weinregionen seit Jahrhunderten hoffähig sind und mal mehr, mal weniger, mit Wohlstand, Sammeltrieb, höchstem Genuss und tiefer Leidenschaft in Verbindung gebracht werden. Dennoch: selbst ein Spitzenbordeaux wird immer etwas für Londoner Investmentbanker, Gynäkologen und Chinesen sein. Will man selbst da wirklich dazugehören? Geschweigedenn die Mehrheit der Verbraucher? Wie? Na bitte. Die kapriziöse Diva Burgunderwein hat schon mehr erotisches Potential, ist aber so kompliziert, wie eine Frau aus Fleisch und Blut, wenn nicht noch komplizierter, wenn's denn überhaupt möglich ist. Und Châteauneuf? Tja, der ist zwar unheimlich sexy, aber wie das mit Sexyness und Päpsten nunmal so ist, nicht alle finden das gleichermaßen gut. Das Thema Deutschwein und hier natürlich die Spitze der edelsüßen Granaten wäre noch geeignet, eine lange und fruchtbare Diskussion zu entfachen, auch die Italiener hätten sicher einige wichtige Erzeugnisse beizusteuern, die Neue Welt nicht minder, an Kandidaten aus der übrigen Weinwelt mangelt es demnach nicht. Ihnen fehlt jedoch stets das eine oder andere wichtige Element um in puncto Marketingerfolg auf Augenhöhe mit dem Champagner zu rangieren. Keiner dieser Weine evoziert nämlich seit so langer Zeit ein gleichermaßen positives Bild beim Konsumenten, sei er unbeleckter Amateurtrinker oder gewiefter Weinprofi. Wir können also festhalten, dass Champagner in dem lange mit Fleiss aufgebauten und gutgenährten Ruf steht, ein Luxusprodukt der Extraklasse zu sein.

Champagner als Weinphänomen

Als Festgetränk höfischer Unzucht über Jahrhunderte unverzichtbar, sickerte das perlende Nass seit dem Ende der Bourbonenherrschaft immer häufiger und strömender in Literatenfedern und bourgeoise Gelage. Champagner Charlie und das Russlandgeschäft der Veuve Clicquot, Napoleons Neigung zu Lakritze und Champagner, Churchills und nicht zuletzt Bismarcks Freude am Champagner sind glanzvolle Facetten dieses Weinphänomens und bilden dessen Fundament, weshalb also Champagner am Ende bedeutend mehr ist, als nur ein Weinphänomen, sondern lange etablierter Kult, womit sich der Zirkel virtuos, nicht vitios schließt.

Conclusio

Was hat das mit der Health-Claims-Verordnung zu tun? Erfreulich wenig. Denn obwohl nach Art. 2 Abs. 2 Nr. 1 der Verordnung nun "jede Aussage oder Darstellung, die nach dem Gemeinschaftsrecht oder den nationalen Vorschriften nicht obligatorisch ist, einschließlich Darstellungen durch Bilder, grafische Elemente oder Symbole in jeder Form, und mit der erklärt, suggeriert oder auch nur mittelbar zum Ausdruck gebracht wird, dass ein Lebensmittel besondere Eigenschaften besitzt" unter den Oberbegriff der "Angabe" fällt, bieten die Werbekampagnen der Champagnerhäuser der Verordnung wenig bis gar keine Angriffsfläche. Art. 4 Abs. 3 schnürt für Getränke mit mehr als 1,2% vol. alc. das Vorgabenkorsett noch einmal enger, indem keine gesundheitsbezogenen, und nährwertbezogene Angaben nur insoweit zugelassen werden, als sie sich auf einen geringen Alkoholgehalt oder eine Reduzierung des Alkoholgehalts oder eine Reduzierung des Brennwerts beziehen. Davon wird man beim Champagner schon produktionsbedingt keinen Gebrauch machen können. Gleichzeitig fällt jetzt selbst Bier unter das harte lebensmittelrechtliche Regime dieser Verordnung, was die Situation für Werbetreibende auf diesem umkämpften Markt nicht erleichtert. Eine schwierige Situation also für eine Agentur, die das Werbebudget einer Champagnerfirma anzapfen möchte. Doch genau hier bewährt sich der Champagner: es bedarf keiner umständlichen Aussagen, um Champagner zu verkaufen. Champagner muss nicht erklärt werden, Champagner muss nicht angepriesen werden, sondern Champagnerwerbung braucht nur die fest in der Vorstellungswelt ihrer – potentiellen – Konsumenten verankerten Assoziationen von Festlichkeit und Luxus anzustoßen, um die vollständige Werbebotschaft an den Mann zu bringen. Champagnerwerbung kann sich, da ist sie der Parfumwerbung oder auch der Werbung für Luxuslimousinen nicht unähnlich und darin liegt die eigentliche conclusio, einen besonders hohen Abstraktionsgrad erlauben. Dadurch entzieht sie sich der (An-)Greifbarkeit durch Regelungen wie die Health-Claims-Verordnung. Und das ist keine besonders moderne Form des viralen Marketings, sondern ein bemerkenswertes Resultat und schöner Nebeneffekt jahrhundertelanger Arbeit.

Celebrity Death Match im Champagnerleistungszentrum (Teil IV.)

IV.1 Perrier-Jouet Belle Epoque 1971

Mit dem 71er habe ich schon gute Erfahrungen gemacht und es war mal wieder an der Zeit, zu sehen, wie sich dieser Champagner im Alter denn entwickelt. In Erinnerung hatte ich einen noch sehr lebendingen, aromafrischen und nur leicht anoxidierten Champagner, der einen leichten Rosécharakter hatte. Die Erinnerung trog nicht und der Champagner hielt, was die Erinnerung versprochen hatte. Die Belle Epoque 1971 gehört zu den großen, reifefähigen Champagnern, die der Gattung der Luxuschampagner eine über den reinen Protzigkeitsfaktor hinausgehenden Wert und die eigentliche Daseinsberechtigung verleihen. Anders als viele kleinere Champagner dieser Altersklasse hatte die 1971er Belle Epoque nicht nur Kuriositäts- und Seltenheitsunterhaltungsmehrwert, sondern auch geschmacklich einiges zu bieten. Natürlich war da eine prägnante Nussigkeit, sehr viel Toast, süße Kräuter und etwas gesüßter Milchkaffee. Deutlich wahrnehmbar waren überdies die sehr fidelen Beerenaromen und runzlig gewordener Apfel. Mit anderen Worten: der Champagner beginnt, sich ganz langsam aus dem Lager der noch mit Freude trinkbaren Oldies in Richtung der nur noch mit akademischem Interesse trinkbaren Champagner zu verabschieden. Ich werde meine letzte Flasche in den nächsten drei Jahren öffnen und dann hoffentlich auf eine lupenreine Genussbilanz mit diesem Champagner zurückblicken können.

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IV.2 Perrier-Jouet Belle Epoque 1976

Obwohl er jünger als der 1971er war, kam der 1976er etwas dunkler ins Glas. Korken und Mousseux unterschieden sich bei beiden nicht besonders. Trotz der Herkunft aus gleichem Haus und eines entfernt identifizierbaren Hausstils waren diese Champagner sehr verschieden. Der war 71er in Würde gereift, ohne Risse, Scharten und schrundige Kanten. Der 76er schien rückwärts zu altern. Die für einen weißen Champagner auch dieses Alters tiefdunkle, in rötliche Farbtöne spielende Färbung ließ ein kurzes Vergnügen, ein nur kurzes, mehr oder weniger verzweifeltes Aufbäumen (ein mir gut bekannter Weinakademiker sagt dazu immer "Opas letzter Ständer") vor dem abdriften ins Weinnirvana vermuten. Doch es kam anders. In der Nase anfangs verhalten, jedenfalls ohne Sherry- und Malznoten, allenfalls etwas obstig, vielleicht kräuterig. Im Mund die frische Überraschung: junge, saftige rotfruchtige Aromen, eine leicht aggressive Bissigkeit, zähe Griffigkeit am Gaumen und im Nachhall erst sahnige, an Butter, Toffee und Brotrinde erinnernde Aromen, dann, ganz zum Schluss und kaum merklich ein Müdigkeit ankündigendes medizinales, lakritziges Stechen. Verblüffend.

Medaillensegen bei den unabhängigen Winzern

Der 21. "Concours des vins des vignerons indépendants" am 24./25. März 2010 in Paris brachte 92 Champagnern eine Medaille.

Gold erhielten:

Champagne Alain Navarre, Passy-sur-Marne,

Champagne Bernard Naude, Charly-sur-Marne (für insgesamt gleich drei Cuvées),

Champagne Bonnaire, Cramant (für zwei Champagner),

Champagne Caillez-Lemaire, Damery,

Champagne Fallet Dart, Charly-sur-Marne,

Champagne Françoise Bedel et Fils, Crouttes-sur-Marne,

Champagne Gonet Sulcova, Epernay (für drei Cuvées),

Champagne Guy Larmandier, Vertus,

Champagne Jacques Copinet, Montgenost,

Champagne Janisson Baradon et Fils, Epernay,

Champagne Joseph Loriot Pagel, Festigny,

Champagne L. Bernard-Pitois, Mareuil-sur-Aÿ ;

Champagne Legallais, Boursault,

Champagne Liebart-Regnier, Baslieux-sous-Chatillon,

Champagne Michel Brocard, Celles-sur-Ource,

Champagne Michel Lequeux, Passy-sur-Marne ;

Champagne Paul Clouet, Bouzy,

Champagne Perseval-Harteel, Chamery,

Champagne Pierre Moncuit, Le Mesnil-sur-Oger (für zwei Champagner),

Champagne Sadi-Malot, Villers-Marmery,

Champagne Sébastien Bression, Etoges (für zwei Champagner),

Champagne Serveaux Fils, Passy-sur-Marne,

Champagne Thierry Fluteau, Gye-sur-Seine,

Champagne Trudon, Festigny,

Champagne Vazart-Coquart, Chouilly,

Champagne Xavier Leconte, Troissy,

Champagne Françoise Seconde, Sillery,

Champagne Locret-Lachaud, Hautvillers,

Champagne R. Blin et Fils, Trigny

Bei den Goldkehlchen fällt auf, dass eine hohe Anzahl aus der westlichen, sogenannten kleinen Vallée de la Marne jenseits von Mareuil-sur-Ay, Ay, Cumières und Damery kommt. Beginnend mit Vazart-Coquart aus Oeuilly und Legallais aus Boursault über Liebart-Regnier in Baslieux-sous-Chatillon und Freund Xavier Leconte aus Troissy, bis hin zu Serveaux, Michel Lequeux, und Alain Navarre, die alle aus Passy-sur-Marne stammen, Fallet-Dart und Bernard Naude, beide aus dem wenige Kilometer westlich gelegenen Charly-sur-Marne und natürlich Meisterin Francoise Bedel aus Crouttes-sur-Marne. Die Côte des Blancs ist mit wenigen, aber bekannten Namen vertreten, die Crus der Montagne de Reims praktisch nur mit Perseval-Harteel aus Chamery und Sadi-Malot aus Villers-Marmery, wenn man Bouzy noch dazunimmt, ist auch Paul Clouet mit im Boot.

Silber erhielten:

Champagne Abel-Jobart, Sarcy (zwei Champagner),

Champagne Alain Siret, Gionges,

Champagne Bernard Girardin, Mancy,

Champagne Boulard-Bauquaire, Cormicy,

Champagne Colin, Vertus (zwei Champagner),

Champagne David Bourdaire, Pouillon ;

Champagne Doue Etienne, Montgueux,

Champagne Eric Isselee, Cramant,

Champagne Fallet-Dart, Charly-sur-Marne,

Champagne Forget Chemin, Ludes,

Champagne Guy Larmandier, Vertus,

Champagne Henin-Delouvin, Aÿ,

Champagne Jacques Copinet, Montgenost,

Champagne Janisson Baradon et Fils, Epernay,

Champagne L. Bernard-Pitois, Mareuil-sur-Aÿ,

Champagne Leconte Agnus, Troissy-Bouquigny,

Champagne Lemaire Fourny, Damery,

Champagne Liebart-Regnier, Baslieux-sous-Chatillon (zwei Champagner),

Champagne Maurice Vesselle, Bouzy (zwei Champagner),

Champagne Maxime Blin, Trigny (zwei Champagner),

Champagne Michel Furdyna, Celles-sur-Ource,

Champagne Michel Rocourt, Le Mesnil-sur-Oger,

Champagne Michel Tixier, Chigny-les-Roses,

Champagne Mourey Dumangin, Verzenay,

Champagne Olivier Salmon, Chaumuzy,

Champagne Paul Leredde, Crouttes-sur-Marne (zwei Champagner),

Champagne Philippe Gamet, Mardeuil,

Champagne Philippe Gonet, Le Mesnil-sur-Oger,

Champagne R. Blin et Fils, Trigny,

Champagne R.C. Lemaire, Villers-sous-Chatillon,

Champagne Robert Allait, Villers-sous-Chatillon,

Champagne Sourdet Diot, La Chapelle-Monthodon,

Champagne Sadi-Malot, Villers-Marmery

Auffällig bei den Silbernen ist, dass sich hier durchaus einige der bekannten Crus tummeln, es aber scheinbar nicht bis in die erste Reihe geschafft haben. Das Marnetal bleibt weiterhin dominant. Abel-Jobart scheint sich auf die Rolle des Zweitligisten einzuspielen, für Alain Siret tut mir die Silbermedaille fast etwas leid, denn seine Champagner sind meiner Meinung nach kontinuierlich auf hohem Niveau und machen viel Freude, da fehlt nur ein kleiner Anstoss um es ins Goldlager zu bringen. Eric Isselée, Janisson-Baradon und Guy Larmandier gehören mit Maxime Blin und Philippe Gonet sicher ebenfalls zur Spitzengruppe der Silbergekürten, auch Maurice Vesselle und Philippe Gamet gehören wohl in dieses Umfeld.

Bronze erhielten:

Champagne Abel-Jobart, Sarcy,

Champagne André Tixier et Fils, Chigny-les-Roses,

Champagne Brochet-Hervieux, Ecueil,

Champagne Colin, Vertus,

Champagne Daniel Caillez et Fils, Damery,

Champagne G.P. Wafflart et Fils, Bouilly,

Champagne Gonet Sulcova, Epernay,

Champagne Guy Larmandier, Vertus,

Champagne Jacques Copinet, Montgenost,

Champagne Jean Josselin, Gye-sur-seine,

Champagne Michel Gonet, Avize (zwei Champagner),

Champagne Mourey Dumangin, Verzenay,

Champagne Olivier Salmon, Chaumuzy,

Champagne Poissinet Ascas, Cuchery (zwei Champagner),

Champagne Yves Jacques, Baye

Im Bronzebereich gab es zwei interessante Würdigungen. Einmal die Champagner von Michel Gonet aus dem Grand Cru Avize. Da hätte mehr drin sein sollen. Zum andern die beiden Champagner von Poissinet-Ascas aus dem Nest Cuchery, auf halber Strecke von der Urbanstatue in Richtung Autobahn rechter Hand im Nirgendwo gelegen. Den Erzeuger werde ich mir nämlich mal merken, vielleicht kommt da gerade einer nach oben. Yves Jacques beweist mit seinem Champagner, dass Baye nicht nur eine ansehnliche Befestigungsanlage hat, sondern auch vernünftigen Champagner produzieren kann, beim nächsten Ritt in Richtung Congy und Etoges werde ich dort mal Halt machen.