Champagne Dufour, Landreville (Aube)

1. Cuvée de Maison Extra Brut

60PN 40CH, 2 g/l

Rustikal und aubemäßig, dabei geradeheraus und grundehrlich. Der Pinot versucht hier nicht, grandcrumäßige Eleganz und Finesse vorzutäuschen, der Chardonnay will nicht tiefgründig und mineralisch wirken. Die Allianz beider Rebsorten ergibt einen frischen, spritzigen Haustrunk, der nicht besonders gut zu Hegel, aber sehr gut zu einer Runde Holzhacken passt.

2. Blanc de Blancs Brut Nature

2 g/l

Starker Chardonnay mit sonnigem Gemüt. Wenn man vom Holzhacken reinkommt und das selbstgebackene Brot mit einer Auswahl bretonischer Fassbutter von Maître Jean-Yves Bordier wartet, mildgesalzenen, mit geräuchertem Meersalz und als Zitronenbutter, dann will man nur noch den Blanc de Blancs von Dufour dazu, um glücklich zu sein.

3. Oeuil de Perdrix Brut Nature

100PN, 0 g/l

Klebstoffnase, dahinter Frucht und Holzdickicht. Der komplizierteste unter den Champagnern von Charles und Yves Dufour, einer, mit dem man Wissenschaftbibliothekarinnen verführt.

4. Robert Dufour Le Petit Renard Blanc de Noirs Affinage Prolongé 1990, dég. 12. dez. 1998

Der Petit Renard mit dem niedlichen Füchschen auf dem sonst kitschig geratenen Etikett stammt aus der Zeit vor der Umstellung auf Bioweinbau. Mittlerweile macht der Betrieb aus Landreville mit Weißburgunder von sich reden, stößt damit bei mir aber auf wenig Gegenliebe. Weder die Bulles de Comptoir von Charles Dufour mit einem Drittel Pinot-Blanc, noch der reinsortige Weißburgunder (früher Blanc Gourmand, seit dem 1999er Jahrgang Ligne 79, der 2004er als Simplement Blanc) finden meinen frenetischsten Beifall. Wo Aube-Pinot doch so gut sein kann! Aber nicht als versekteter Weißburgunder, sondern als Spätburgunder. Den Beweis dafür trat in besonders schlagender Form der Petit Renard von Dufour an, ein Champagner mit der Sprengkraft einer Luftmine. So perfekt auf den Punkt gereift, schillernd und gewaltig sind mir selbst aus den großen Crus der Montagne de Reims nur wenige Champagner vorgekommen.

 

Georges Laval, Cumières Premier Cru

1. Cumières Premier Cru Brut Nature

50CH 25PN 25PM, 2/3 aus 2007, 1/3 aus 2006

Nun endlich, nach ca. zwei Jahren weiterer Flaschenreife zeigt sich der süße Kern dieses Champagners, eine gegenüber meinen früheren Eindrücken paradox leichte Schaumzuckernase, fein integriertes Holz, gelbe Zitrone und Austernschale.

2. Les Chênes Cumières Premier Cru Blanc de Blancs Brut Nature 2006

Rauch, Speck, Flint. Gemahlene und zerhackte Nüsse, hefig, dazu ein sehr trockenes Mundgefühl. Wirkt auf mich, als sei der Champagner in eine Verschlussphase getreten.

3. Les Hautes Chêvres Cumières Premier Cru Blanc de Noirs Brut Nature 2006

Open Kimono dagegen beim Pinot Noir. Konturierte Bauchmuskeln und fruchtbare Rundungen, zeigen und verhüllen, Agilität und Laszivität in einem. Weinig, spritzig, rund; herausfordernd, divenhaft und burgundisch.

4. Les Meuniers de la Butte Cumières Premier Cru Blanc de Meuniers, dég. 6, Mai 2009

Den Champagner wird es nie wieder geben, die schönen alten Meunier-Reben sind herausgerissen und durch Chardonnay ersetzt worden. Insgesamt gibt es sowieso nur 800 Flaschen, die für Preise um 175,00 € eine neue Behausung suchen. In meinem Bauch sind sie willkommen, auch wenn ich fürs gleiche Geld Champagner bekommen kann, die ich besser finde. Das liegt aber daran, dass Vincent Laval mit der Rebsorte an die Grenze des Möglichen gestoßen ist und die liegt, Stiefkindmalus hin oder her, nach meiner Einschätzung am Ende doch niedriger, als bei Chardonnay und Pinot Noir. Unter den reinsortigen Meuniers gibt es nicht viele gleichartige Höchstleistungen, aus dem Stand fallen mir die Vignes d'Or von Benoit Tarlant, Les Barres von Chartogne-Taillet, Les Béguines von Jérôme Prevost und die Vignes d'Autrefois von Aurelien Laherte ein. Verglichen mit den anderen reinsortigen Meuniers ist der von Laval am unbescheidensten, seine herbfruchtige Art erinnert an Limettenlimonade mit Ingwer, Minze und pinken Partikeln.  

 

Fazit:

Beide Winzer arbeiten biozertifiziert auf 6, bzw. 2,5 ha und sind seit Generationen in ihrer Gegend verwurzelt. Die Basisqualitäten sind bei beiden ansprechend, an der Aube etwas rustikaler, als von der Marne. Beim Chardonnay hat im Moment die Aube ihre Nase vorne, bei den Pinot Noirs sind die Charaktere sehr verschieden, aber auf Augenhöhe. In der Disziplin Spezialchampagner gebe ich dem 90er Füchschen den Vorzug, das war einfach bombastischer als der auf die Spitze getriebene Meunier von Laval.