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Tag Archives: artisans de champagne

Artisan de Champagne: Champagne Huré Frères

 

Aus Ludes stammen die Huré-Champagner. Der Name wird in Deutschland sicher einige falsche Erwartungen und Assoziationen wecken. Dabei ist Francois Huré ein Winzer, der sich sehr genaue Vorstellungen von dem macht, was er auf die Flasche bringt. BSA lässt er z.B. meistens bleiben. Jahrgänge dagegen gibt es bei ihm jedes Jahr, als Kalibrierchampagner und um den Geist eines jeden Jahres in Flaschen gebannt zu haben. Besonders hervorzuheben ist seine schon im Jahr 1982 angefangene Solera, die zu den ältesten der Champagne gehören dürfte.

1. Brut l'Invitation

15CH 45PM 40PN, 2008er Basis mit 30% Reserveweinanteil, BSA, mit 8 g/l dosiert.

In der Nase stinkig, im Mund herb bis sogar leicht angestaubt, trotz der hohen Dosage und des schmeichelnden Jahrgangs. Haselnussig, Bergische Waffel ohne Kirsche, dafür kalkbestäubt. Müsste man in zwei, drei Jahren nochmal trinken.

2. Extra Brut Réserve

Auf Basis der Cuvée l'Invitation, diese wiederum auf Basis des 2007er Jahrgangs, mit 3 g/l dosiert.

Schweinespeck, Kirschkerne, Salz, Räucheraroma, Mandeln. Obwohl 2007 gegenüber 2008 das schwächere Jahr ist, scheint bei diesem gering dosierteren Basischampagner die dahintersteckende Idee durch. Für die Zeit, in der die Cuvée l'Invitation liegen sollte, empfiehlt sich der puristischere, geschmacklich jetzt schon gut abgreifbare Extra Brut.

3. L'Instantanée 2005

Drittelmix, mit 6 g/l dosiert.

Ruhig und ausgewogen, zwischen Honig, Ziegenfrischkäse und leicht gerbender, pflanzlicher Herbe. Sehr fein hineinkomponierte Säure.

4. N.N. Brut Nature – Solerachampagner 1982 – 2010, dég. 16. April 2012

Mise en bouteille im Juni 2010, Soll jetzt erstmals in den Handel kommen. Als ich den Champagner probiert habe, hatte er noch keinen Namen. Der Stoff aus Villers-Marméry wird sich jedoch bald schon einen guten Namen machen. Weinig und orangig, wie ein außergewöhnich milder Campari-O mit Fassausbau, dazu kommen limettige Töne, dann wieder reife Noten, alles noch bisschen durcheinander , aber mit einer kleinen Dosage sicher schnell im Glied, sit venia verbo.

Artisan de Champagne: Alfred Gratien

Nicolas Jaeger beantwortete geduldig alle Fragen die mir zur Cuvée Passation, anlässlich der Stabübergabe von Vater zu Sohn Jaeger herausgegeben, einfielen, und ließ sogar den Paradis Vin Clair 2011 probieren.

1. Brut Classic

44CH 44PN 12 PN, Vinifikation im Holzfass, kein BSA, anschließende Lagerung im Fuder.

Balanciert zwischen Holz und Säure, dabei von eher erfrischendem Charakter, wegen der frechen Äpfelsäure.

2. Millésime 1999

65CH 18PM 17PN. Reift unter Naturkork; Handdégorgement, mit 7-8 g/l dosiert.

Deutlich holziger als der Brut Classic, aber nicht überholzt, wurde wohl erst kürzlich dégorgiert (habe ich vergessen zu fragen), war nämlich noch nicht so weich, voluminös und einnehmend wie einige im Herbst 2011 getrunkene Flaschen.

3. Cuvée Paradis

70CH 30PN, 2005er Ernte.

Haselnuss und Mandelgebäck täuschen nur oberflächlich darüber hinweg, dass hier ein Champagner in Lauerstellung auf den richtigen Augenblick wartet, wie ein Eisvogel, kurz bevor er sich einen Fisch aus dem Teich holt. Hochkonzentriert, mit angespannten Muskeln, fertig zum Sprung. Physalis, Lime Juice, Tonic Water.

4. Brut Classic Rosé

Brut Classic mit 8% Vin Rouge de Bouzy.

Weinbergspfirsich, mit Himbeergeist angeschwipster Pfirsich Melba. Wieder so ein Champagner, der unter dem Radar fliegt, den kaum einer spontan benennen würde, wenn er nach einem richtig guten Rosé gefragt werden würde, der aber für mich einer der zuverlässigsten (Mittel-)Großhaus-, bzw. maison familiale Rosés ist.

Artisan de Champagne: Gonet-Médeville

Xavier Gonet und Julie Médeville ste3cken seit 2000 hinter dem Doppelnamen aus Bisseuil in der Grande Vallée de la Marne. Insgesamt bewirtschaften die beiden 12 ha mit 5 Premier Crus und 3 Grande Crus.

1. Tradition Premier Cru (Extra Brut)

70CH 25PN 5 PM, kein BSA, mit 6 g/l dosiert.

Fesch wie ein k.u.k-Leutnant in Ausgehuniform, wenn's drauf ankommt mit dem schneidigen Auftreten eines preußischen Ulanen. Sehr viel Zitrone. Gefiel mir nach vorangehend augiebiger Verkostung und ermattetem Gaumen strahlend gut. Ein ähnliches Erfolgsrezept hat übrigens der ebenfalls aus Ambonnay stammende Champagne H. Billiot mit seiner – mittlerweile soweit ich weiß weitestgehend von ihr selbst verantworteten – Cuvée Laetitia. Am Ambonnay-Chardonnay muss also was dran sein.

2. Blanc de Noirs Premier Cru (Extra Brut)

100PN, 30% altes Holz, kein BSA, mit 6 g/l dosiert.

Weicher, süßer, reifer war der Blanc de Noirs und damit die Paradedisziplin des sympathischen Erzeugers. Für mich hätte er etwas weniger Dosage oder mehr Flaschenreife haben dürfen. Eine Woche später zeigte sich diese strukturelle Schwäche im direkten Vergleich mit dem reinsortigen Meunier von Egly-Ouriet, der ein höheres Tempo und einfach mehr Dampf vorlegte.

3. La Grande Ruelle Ambonnay Grand Cru 2004 (Extra Brut)

100PN, 100% altes Holz kein BSA, mit 3 g/l dosiert.

Ein prickliger, an Orangina erinnernder Champagner voll kindlichen Übermuts auf der einen Seite und einer an reifen Dom Pérignon erinnernden Toast- und Pilzigkeit auf der anderen Seite. Gäbe es ein Sandwich mit Foie Gras, Trüffelsauce und englischer Orangenmarmelade, wäre dies der einzig passende Champagner dazu. Hat mich sehr berührt.

4. Coteaux Champenois Rouge d'Ambonnay

Den Vogel schoss aber, und das ist mehr als ungewöhnlich, der Rotwein von Gonet-Medeville ab. Eigentlich hätte ich mich ja schon drauf einstellen können, nachdem ich die roten Weine von Nicolas Rossignol (Volnay) und Gonet-Medeville geschätzt zu gleichen Teilen in den Händen der verschiedenen Winzer sah, die sich zwischendurch immer wieder mal einen Schluck Stillwein statt des obligatorischen Champagners genehmigten. Dass aber ein dermaßen starker Rotwein ins Glas käme, habe ich nicht vermutet. Veilchen, Tellycherry-Pfeffer, Kirsche, Aronia, viel Grip, null Luftton, samtig und weich, ein Mordsvergnügen, dieser Wein. Und das will einiges heißen, denn die stillen Roten der Champagne stehen selbst bei eingefleischten Champagne-Fans nicht im Ruf besonderen oder auch nur gehobenen Gaumenkitzels.

Artisan de Champagne: Pierre Gerbais

 

Aube. Stahltank. Weißburgunder. Pascal Gerbais verfügt über einen für Champagnerverhältnisse gewaltigen Bestand – alter! – Weißburgunder, gepflanzt 1904.

1. Cuvée de Réserve

60PN 40CH, 2008er Basis, mit 5 g/l dosiert.

Aus dem als plumper Bauerntrunk verkleideten Champagner wird mit etwas Luft der reinste Roadrunner. Verblüffende Mischung aus gekonnter Knackigkeit und moderater Komplexität mit langem Untehaltungswert.

2. N.N. Zéro Dosage

100PN, 2008er Ernte, 11 mg/L Schwefel total.

Eindimensional, hart und kurz. Wirkt auf mich nicht offensichtlich fehlerhaft, insbesondere nicht korkig, sondern einfach nicht sehr gelungen.

3. L'Originale Les Proies

100 Pinot Blanc, 2007er Ernte, mit 5 g/l dosiert.

Pascal Gerbais hat 4ha mit Pinot Blanc, das sind ziemlich genau 4% des Gesamtrebbesitzes dieser Rebsorte in der Champagne, die sich damit in seinen Händen befinden. Räucherspeck, Leberwurst, Apfel-Zwiebel-Stückchen. Nicht sehr lang, stark raumfordernd im Mund und sättigend.

4. Rosé

Assemblage aus Cuvée de Réserve und 12% Coteaux Champenois Rouge, mit 8 g/l dosiert. Unmittelbar nach der prise de mousse Lagerung sur pointe.

Der Aufwand lohnt sich. Der Rosé ist meiner Meinung nach Pascal Gerbais' bester Champagner. Buttrig, weinig, mit rotfruchtigen Noten, wie beim Abendbrot in Juan-les-Pins, wo ich als Austauschschüler gern den einfachen Roten mit ein paar reingeschnittenen Nektarinenspalten verzehrt habe, bevor es zur weiteren Abendgestaltung an den Strand oder auch mal nach Antibes hinein ging.

Artisan de Champagne: Champagne Doyard, Yannick Doyard

 

 

1. Oeuil de Perdrix 2007

75PN 25CH, der Pinot aus Ay war im Holz, der Chardonnay kennt nur Stahltanks.

Kräftiges, zugpferdartiges Auftreten, leicht gerbend, ungewöhnlich fordernd für einen Wein mit so zarter Farbe, bei dem man eher ein prinzesschenhaftes Schäumerchen erwarten würde, wäre man nicht von den sehr ernt zu nehmenden ODPs anderer Erzeuger hinreichend gewarnt und vorgeprägt. Unter den Champagnern dieses Stils ist der von Doyard trotzdem ein besonders charakteristischer Wein.

2. Cuvée Vendémiaire Blanc de Blancs, dég. November 2011

2006er Ernte zur einen, 2005 und 2004 zur anderen Hälfte, die eine Hälfte der Cuvée wiederum war im Holz, die andere nicht. Keine Bâtonnage, teilweise BSA.

Herzhaft, mit nicht ganz so viel Säure, wie ich es von seinem Vorgängermix in Erinnerung hatte, dafür mit einer etwas öligen Textur, die ich aber nicht unangenehm fand, da sie dem Champagner etwas Gehaltvolles gab und gut zu seinem weichen Eindruck passte.

3. Cuvée de l'An I Blanc de Blancs 2004

Komplett im Fass vinifiziert, reiner Vertuschardonnay.

Mein Favorit von Doyard, merklicher Holzeinfluss, etwas Sauerrahmbutter; die forsche, nach vorn drängende und ungeduldig von vorn zu sich heranziehende Art hat er vom ODP, das retardierende Moment teilt er mit dem Vendémiaire, ohne dessen stärker abbremsenden Extraktreichtum.

Artisan de Champagne: Champagne Dehours & Fils, Jérôme Dehours

 

Jérôme Dehours gehört zu den Winzern mit Solera-Champagner; der Trio S greift auf eine 1998 angelegte reserve perpetuelle zurück. Die drei folgenden Champagner nicht. Das sind Einzellagenchampagner von teilweise vierzig Jahre und älteren Anlagen. Rebsortenrein im Fass gewesen, gibt es sie nur in kleiner Menge, zwischen 2000 und 3000 Flaschen pro Sorte.

1. Lieu-dit Les Genevraux Extra Brut 2005

100PM

Brotig, mit Brie-Rinde, Birne, Rosmarin; noch sehr jung. Saftig, für meine Begriffe etwas eckig und unbeholfen, ich gehe aber davon aus, dass sich das mit etwas Flaschenreife legt.

2. Lieu-dit Maisoncelle Extra Brut 2004

100PN

Kirsche, Aronia, Jod. Weinig, substanzreich und gut. Für mich der unentschiedenste unter den Einzellagenchampagnern von Dehours, oder der mit der größten Schwankungsbreite.

3. Lieu-dit Brisefer Extra Brut (Brut Nature) 2003

100CH

Rassig, räucherig, mit Speck, Kraft und Säure. Wirkt wie drei gleichzeitig gerauchte Mentholzigaretten aus dem Osten Europas nach einem längeren Zeitschwimen. Mein Favorit aus der Einzellagenkollektion von Jérôme Dehours.

Artisan de Champagne: Champagne Pierre Gerbais, Pascal Gerbais

 

 

Aube. Stahltank. Weißburgunder. Pascal Gerbais verfügt über einen für Champagnerverhältnisse gewaltigen Bestand – alter! – Weißburgunder, gepflanzt 1904.

1. Cuvée de Réserve

60PN 40CH, 2008er Basis, mit 5 g/l dosiert.

Aus dem als plumper Bauerntrunk verkleideten Champagner wird mit etwas Luft der reinste Roadrunner. Verblüffende Mischung aus gekonnter Knackigkeit und moderater Komplexität mit langem Untehaltungswert.

2. N.N. Zéro Dosage

100PN, 2008er Ernte, 11 mg/L Schwefel total.

Eindimensional, hart und kurz. Wirkt auf mich nicht offensichtlich fehlerhaft, insbesondere nicht korkig, sondern einfach nicht sehr gelungen.

3. L'Originale Les Proies

100Pinot Blanc, 2007er Ernte, mit 5 g/l dosiert.

Pascal Gerbais hat 4ha mit Pinot Blanc, das sind ziemlich genau 4% des Gesamtrebbesitzes dieser Rebsorte in der Champagne, die sich damit in seinen Händen befinden. Räucherspeck, Leberwurst, Apfel-Zwiebel-Stückchen. Nicht sehr lang, stark raumfordernd im Mund und sättigend.

4. Rosé

Assemblage aus Cuvée de Réserve und 12% Coteaux Champenois Rouge, mit 8 g/l dosiert. Unmittelbar nach der prise de mousse Lagerung sur pointe.

Der Aufwand lohnt sich. Der Rosé ist meiner Meinung nach Pascal Gerbais' bester Champagner. Buttrig, weinig, mit rotfruchtigen Noten, wie beim Abendbrot in Juan-les-Pins, wo ich als Austauschschüler gern den einfachen Roten mit ein paar reingeschnittenen Nektarinenspalten verzehrt habe, bevor es zur weiteren Abendgestaltung an den Strand oder auch mal nach Antibes hinein ging.