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Tag Archives: grand cru

Champagnernacht in Dorsten

 

I.1 Raumland, Blanc et Noir Brut Nature 2005

Umgeben von Champagner fühlt der Raumland sich wohl, was für den Sekt ebenso gilt, wie für seinen Schöpfer, dessen Sekte im Laufe des Abends noch einige Auftritte hatten und den ich in Person zwei Tage später wie durch Zufall in der Champagne traf. Der Blanc et Noir ist erkennbar kein Champagner, ohne dass er dadurch jedoch deplaziert wirkt, zumal wenn es der Auftaktsprudler einer Probe ist. Der Sekt war ruhig, souverän, mit Beerenobst dekoriert und einer aus dem Lesegut selbst stammenden Fruchtigkeit und Süße, die Dosagezucker entbehrlich werden lässt.

I.2 Gimonnet-Henry, Blanc de Blancs Cuis Premier Cru

Mit 8 g/l dosiert.

Im Gegensatz zum Raumland war der von Pierre Gimonnet gefertigte Champagner als solcher erkennbar, mit der Erkennbarkeit von Cuis habe ich dagegen meine Probleme, weil mir dafür einige wichtige Marker fehlen. Weder ragte eine besondere Feinheit, Nervosität und tänzelnde Unruhe heraus, noch die für nördliche Crus kennzeichnende Exotik oder die typisch südliche Mineralität. Wenn dieser Champagner eine Eigenschaft hat, dann die, dass er zwischen all diesen Eigenschaften liegt.

II.1 Leclerc-Briant, Les Chèvres Pierreuses

Sehr süß, sehr fortgeschritten und sogar etwas plump kam der sonst so phantastische Chèvres Pierreuses ins Glas. Kochbanane, mehlige Textur, überreifer, kopflastiger Charakter, so kannte ich das Meisterwerk von Leclerc-Briant gar nicht und bin deshalb sicher, dass mit der Flasche etwas nicht stimmte.

II.2 deMarne-Frison, Cuvée Goustan Brut Nature

Dass wir von Thierry und Valerie de Marne-Frison noch viel Gutes hören und trinken werden, scheint mir gewiss. Von Beginn an habe ich deren Grundweine probieren dürfen und der einnehmende Gesamteindruck bestätigte sich mit dieser erstmals vermarkteten Jungferncuvée auf hohem Niveau. Schlank, rasant, nervös, wie poliert, platinartig dunkel schimmernd, der Silver Surfer – und damit meine ich nicht die älteren Herrschaften unter der Internetbenutzern – des Abends. Heute gegenüber seiner Schwester im Vorteil, ich habe sonst immer den umgekehrten Eindruck gehabt; auch das ein gutes Zeichen für den sportlichen Ehrgeiz der beiden.

III.1 Ayala, Brut Majeur

Einen guten, straff gefederten Eindruck vermittelte der Standardbrut von Ayala, der mir im Vergleich zum großen Bruder Bollinger vorkam wie ein 3er BMW mit M-Paket gegenüber einem mäßig durchzugsstarken Serien-5er: bisschen assiger, aber mehr Fahrspaß.

III.2 Bollinger, Special Cuvée

Behäbig, nicht ganz so ausdrucksvoll und pinotkräftig wie ich ihn erst kurz zuvor bei Bollinger getrunken habe, wirkte die eigentlich zuverlässige Special Cuvée. Oder vielleicht war das auch das Problem: er wirkte eben allzu zuverlässig und unaufregend.

IV.1 Dönnhoff, Pinot Brut 2004

Schwach war der Dönnhoff-Sekt, Fenchel und Anis im Vordergrund, gefolgt von gähnender Leere am Gaumen und einem zehrenden, etwas stechenden Trigeminalgefühl. Volker Raumland räumte zwei Tage später ein, dass er damals schon mit dem Grundmaterial nicht völlig glücklich war. Schade, vom 2004er Dönnhoff hatte ich mir im Vergleich mit dem laut Gault Millau besten deutschen Sekt mehr erwartet.

IV.2 Ökonomierat Rebholz, R – Pi No Gold Brut 2004

Schon im letzten und vorletzten Jahr hatte mir dieser Sekt gut gefallen, blind erkannt hätte ich ihn allerdings nicht – damit teilt er freilich dasselbe Schicksal wie fast alle Schaumweine, was nicht an deren bemängelnswerter Qualität liegt, sondern an meinen begrenzten Verkosterfähigkeiten. Dem namengebenden Pi No Gold machte der Sekt alle Ehre, Farbe und Mundgefühl ließen an sich keinen Raum für Chardonnay, der folglich strukturbildend im Hintergrund wirkte und dort, wo sonst vielleicht die Frucht allzudick aufgetragen wirken könnte, eine korrigierende Säure bereitstellte und so dem Sekt seine vorbildliche Balance verlieh.

V.1 Larmandier-Bernier, Blanc de Blancs Premier Cru Extra Brut

Chardonnay aus Cramant, Avize, Oger, Vertus, 2007er Basis.

Sieht man sich an, aus welchen Örtchen die Trauben kommen, kann man schon erahnen, dass es sich selbst bei kleiner Dosage nicht um ein Säureungeheuer handeln wird, sondern um einen Champagner, der mit dem Terroir seiner Herkunftsgemeinden spielt, wenn nicht kokettiert. Kaum verwunderlich, wenn sich das im Glas bewahrheitet und keinerlei aggressive Säurespitze den Rachen aufreißt, sondern kalkiges, zerstoßenes Gestein die gediegene Mineralität von Grand Crus der Côte des Blancs repräsentiert, darübergegossen eine feine Crèmeschicht und locker auch darüber noch gestreut appetitanregende Vertus-Frucht.

V.2 deMarne-Frison, Blanc de Blancs Brut Nature Cuvée Lalore

Mit Larmandier-Bernier hatte die schon in jungen Jahren selbstbewusste Tochter des Hauses de Marne ihre Schwierigkeiten. Im direkten Vergleich ist ihr Chardonnay der aufgekratztere, exotischere und trotz der relativen Zurückhaltung des Larmandier-Bernier nicht ganz so säurehaltige. Das wiederum zeigt, wieviel versteckte Säure die Chardonnays aus der Côte des Blancs haben und wenn man das mal so deutlich wie hier vorgeführt bekommt, weiß man auch, warum die Crus der Côte des Blancs so phantastisch reifen (können). Meine hohe Meinung von der Lalore bleibt davon unberührt, schließlich sind nicht alle Blondinen gleich und ob man es mit Drew Barrymore oder Catherine Deneuve zu tun hat, spielt im Dunkeln ja auch nicht unbedingt die führende Rolle.

VI.1 Alfred Gratien, Blanc de Blancs

Ein gutes Match lieferte die jüngste Cuvée von Alfred Gratien. Das mittelgroße Haus aus Epernay ist bekannt für seine konservative Vorgehensweise mit viel Holz, ohne BSA und den Einsatz von Pinot Meunier bis hinein in die Spitzencuvée. Der Blanc de Blancs war nicht der logisch zwingende nächste Schritt bei der Weiterentwicklung des Portfolios, aber da man sich offenbar dazu entschlossen hat, muss er zumindest wohlüberlegt gewesen sein. Expertise im Umgang mit Holz und BSA sind insofern gute Voraussetzungen. Unter diesen Umständen hätte ich erwartet, einen wenn nicht burgundischen Typ, so vielleicht doch einen irgendwie charakteristischeren Chardonnay vorzufinden. Der Blanc de Blancs entzieht sich aber jedem Kategorisierungsversuch. Verwandtschaft mit der Côte des Blancs sehe ich überhaupt keine, mit Burgund wie gesagt auch nicht und mit den wenigen reinen Chardonnays aus der Montagne de Reims gibt es wenn, dann nur eine sehr entfernte Verwandtschaft. Dass er sich nicht schubladisieren lässt, macht ihn wohlgemerkt nicht gut oder schlecht. Womit er aufwarten kann, ist eine reife, milde, nicht sehr säurebetonte, bzw. nur untergründig säurehaltige Komposition, die sich zwischen Frucht und Mineralität noch nicht recht entschieden hat. Wenn diese Entscheidung mit zunehmender Flaschenreife einmal fallen wird – womit ich rechne -, dürfte sich die Nachverkostung lohnen.

VI.2 Diebolt-Vallois, Blanc de Blancs Prestige

Seit Jahren der unangefochtene Meister des Terroirs von Cramant. Weißes und gelbes Fruchtfleisch, Apfel, Honig, Birne, Pfirsich, Blütenduft, stimmige Säure, fließende Übergänge, Beherrschtheit und Entspannung wie beim Tai-Chi.

VII.1 Paul Bara, Special Club Grand Cru Brut 2002

70PN 30CH

Dunkle Früchte prägen das Bild, Haselnüsse und feiner, schmiegsamer Gerbstoff unter dem elegant geschwungenen Jahrgangsdach des 2002ers.

VII.2 Marie-Noelle Ledru, Grand Cru Brut Nature 2002

Im Vergleich zum schwerpunktmäßig feinnoisettigen reinen Bouzy-Champagner von Paul Bara ist Viticultrice Mme. Ledru bei ihrem Grand Cru Brut Nature 2002 mit Trauben aus Ambonnay und Bouzy darüber hinaus im Bereich der erdigen, kräftigen und würzigen Aromen anzutreffen. Der Champagner ist noch immer jugendfrisch, verliert aber langsam seine Ungebärdigkeit, seine manchmal unbeholfenen und eckigen Bewegungen werden geschmeidiger, harmonischer und ansehnlicher, neben der in frühen Stadien ungewöhnlich mächtig wirkenden Säure schälen sich jetzt ebenbürtige Frucht- und Nussaromen heraus.

VIII. André Clouet, Silver Brut Nature

100PN

Auch Clouet besitzt Reben in Ambonnay und Bouzy, dort sogar in Nachbarschaft zu Bollinger. Die Nähe ist nicht allein räumlich, sondern auch aromatisch nachvollziehbar. Der Silver Brut Nature ist wie eine Special Cuvée auf Dope.

Marco Henschel vom gleichnamigen Dorstener Restaurant brachte dann noch auf den Tisch:

IX. Georg Breuer, Brut 2002 (mit Kachel)

Spätburgunder, Weißburgunder, Grauburgunder

Ausbau teilweise im kleinen Fassl, Dosage mit Riesling-Auslese. Starker, eigenständiger Sekt und der einzige nicht von Volker Raumland hergestellte Sekt des Abends. Tatsächlich war es hier noch Georg Breuer selbst, der das Ruder führte. Weißer Pfirsich, ankaramellisierte Apfel, Lindenblüten, ein Hauch Bittermandel, ein touch Anisette, ohne dass ich den Eindruck hatte, dieser Sekt würde in die Niederungen zehrender Lakritznoten abrutschen, die sich nämlich bei Brut oder noch geringer dosierten Sekten so ähnlich ankündigen und für mich zu den unschönen Sektnoten gehören.

X. Dom Pérignon 1995

52CH 48PN.

Einer der stärkeren Doms der letzten Jahre und zur Zeit zusammen mit gesunden Exemplaren vom 1996er wahrscheinlich der beste "normale" Dom Pérignon, den man oft sogar noch zu recht vernünftigen Preisen bekommen kann. Hier gab es noch nicht die überhandnehmende Jodigkeit, Strenge und Mineralität der 1998, 1999, 2000, die für mich bestenfalls Ausdruck einer Japanisierung des Dom-Geschmacks sind – und weniger schmeichelhaft formuliert: eine marketingbedingte Qualitätsinflation. Leichtigkeit und Mühelosigkeit spielen bei diesem klassischen Dom tragende Rollen, unter den Elementen würde man ihn der Luft zuordnen; ein gut gedeckter Frühstückstisch im Garten eines Manoir tief in der sommerlichen France profonde duftet so, Croissant, Kaffee, Sahne, Butter, verschiedene Marmeladen, Blütendüfte vom Gras und vom Laubwerk der Bäume, der Duft von frischem Obst und Honig kommt noch dazu und alles changiert und schwebt munter über der Tafel.

Grand Chapitre 2010 in Brenners Park-Hotel, Baden-Baden

 

A. Apéritif

Flying Buffet:

– Bouillabaisse mit Austernschaum, kräftige Bouillabaisse und ein sehr gelungener, jodiger, minimal nussiger Austernschaum bildeten den vielversprechenden Auftakt;

– Gelierter Tafelspitzhappen, auch der Tafelspitzhappen war sehr gut, recht kräftig, nicht zu gross portioniert;

– Confierte Jakobsmuschel, reizte mich nicht;

– Avocadocrème mit Melone, war ein frischer Ausklang des Einstiegs.

1. Louis Roederer Brut Premier

40CH 40PN 20PM. Immer wieder ein verlässlicher Champagner. Dass Helmut Thoma und Frank Elstner sich am Roedererstand festgetrunken haben, erstaunt mich daher nicht.

2. de Saint Gall Blanc de Blancs Premier Cru en Magnum

Premier und Grand Crus; floral, ganz leicht gebuttert, mit Apfel und etwas Hefe. Kein besonders komplizierter Champagner, der vom Magnumausschank allerdings profitiert, da er sich doch verfeinert zeigt.

3. Nicolas Feuillatte Blanc de Blancs Grand Cru 2002

Schöner, etwas mandeliger Champagner, gegenüber dem erst vor Kurzem noch getrunkenen 2000er deutlich besser und profilierter. Im Vergleich zu den Genossenschaftskollegen von de saint Gall der stärkere Champagner.

4. Pommery Rosé Apanage

42CH, der Rest sind PN und PM, sowie ein Coteaux Champenois Rouge. Leichtigekeit und Balance stehen im Vordergrund, gefolgt von einer Dosage, die den Champagner für Nichtspezialisten gut zugänglich macht. Solo ist er mir zu leicht, zum Käse – wie im Laufe des Menus zum Chaource, aber auch zu Ziegenfrischkäse und Schafsmilchkäse – ist er dagegen genau richtig.

5. Bollinger Special Cuvée en Magnum

60CH 25PN 15PM. Fleischig, gleich nach dem Einschenken noch etwas verschlafen und schweflig, mit Luft dann die ganze Pinotarie, deretwegen man Bollinger so gern im Glas hat. Der ideale Übergang zum Menu und für den Weg vom Kulturhaus LA8 durch den kleinen Park rüber zum Park-Restaurant.

B. Menu aux Champagnes

Andreas Krolik vom Park-Restaurant des Brenners (* Guide Michelin, 17 Punkte Gault-Millau) war für das Menu verantwortlich. Mit einer Truppe von insgesamt fast dreißig Mann in Küche und Service brachte er den Abend über die Bühne. Plus: der Service war aufmerksam und flott. Der Champagner wurde lege artis ins lotrecht gehaltene Glas eingeschenkt. Minus: es gingen arg viele Gläser lautstark zu Bruch.

I. In Olivenöl konfierter Thunfisch mit marinierten Gurken, Paprikavinaigrette und Safran- Limonencrème

dazu: Taittinger Comtes de Champagne 1999

Diesen Champagner trinke ich immer wieder gerne. Er gehört zu den körperreichen Blanc de Blancs und selbst wenn man darüber streiten kann, ober er nicht etwas hoch dosiert ist, kann man an seiner Entertainerqualität nicht viel rütteln. Und der 99er ist ein guter Entertainer, genauso wie Pierre-Emmanuel Taittinger selbst. Der kleine Anteil fassausgebauter Grundweine macht sich in Form von Tannenhonig und Butterhörnchen bemerkbar, als Belag gibt es weichen Pfirsich. Vordergründig wenig, gut gerundete Säure, ein Champagner, der jedem sofort schmeckt. Dazu hätte man praktisch alles servieren können, Andreas Krolik entschied sich für Thunfisch. Eine sichere Bank. Der Thunfisch war erstklassig, Gurken und Paprika waren ebenfalls gut, aber nicht die erwartete Herausforderung für den Champagner. Spannung baute sich da nicht auf. Der aparte Geschmack der Limonencrème war schön, leider waren die Tupfer sehr klein.

II. Seeteufelmedaillon, Apfel-Curry-Sud, Kokosschaum und Erbsenmousseline

dazu: Duval-Leroy Femme de Champagne 1996 en Magnum

79CH 21PN, der Chardonnay kommt aus zwei kleinen Parzellen in Chouilly Grand Cru, der Pinot aus je einer Parzelle in Bouzy Grand Cru und Ay Grand Cru. Gegenüber den nur 5% fassausgebautem Grundwein in den Comtes sind es hier 7%, die Dosage liegt bei etwas unter 5g/l. Gegenüber der letzten Flasche, die ich vor ca. einem halben Jahr getrunken habe noch keine wesentliche Weiterentwicklung. Viel Säure, wenig Aroma. Ungewöhnlich mineralisch, eng und langsamentwickelnd für Chouilly, auch vom Pinotanteil habe ich noch nicht viel festgestellt. Im Burgunderkelch öffnete sich der Champagner schneller und besser als in den Zwiesel-Kristallen, zeigte aber auch dort nicht viel mehr als eine Holz- und Säurewand. Zum Seeteufel konnte man sich das gut gefallen lassen, Apfel und Curry gesellten sich in das noch sehr offene und aromenarme Gerüst des Champagners, die Kombination war also gut gewählt.

III. Himbeersorbet aufgegossen mit Alfred Gratien Cuvée Paradis Rosé

dazu: Alfred Gratien Cuvée Paradis Rosé

67CH 33PN aus Premier und Grand Crus. Erste Gärung in Barriques.

Diese Kombination war aus zwei Gründen abzulehnen. Zum einen gießt man Sorbets seit den späten Neunzigern nicht mehr auf, denn man bestellt ja auch keinen Schwarzwaldbecher als Dessert. Dann war die Kombination aber auch geschmacklich ein Fehlgriff. Ich habe nichts dagegen, ein erfrischendes Sorbet zwischen den Gängen zu genießen, daran liegt es nicht. Ich werde aber unfroh, wenn ein süßes Sorbet die Aromen eines Champagners völlig übertönt. Das war hier der Fall. Dabei hätte man wissen können, bzw. müssen, dass gerade die Champagner von Alfred Gratien – schließlich gehört der Erzeuger sogar zusammen mit dem Brenners zur Oetkergruppe – keinen biologischen Säureabbau durchlaufen und daher mit einer besonders markanten Säure ausgestattet sind. Das wiederum macht den Paradis trotz seiner verführerischen Erdbeer-Himbeernase zum geschworenen Gegner jeglicher Süßspeise. Dementsprechend wirkte der sonst sehr schöne Paradis Rosé nach dem Sorbet sauer und aggressiv.

IV. Kalbsrücken mit Pinienkern-Pecorino-Kruste, Chardonnay-Champignon-Sauce, Wirsing, Petersilie und Römischen Nocken

Veuve Clicquot-Ponsardin La Grande Dame 1998

62,5PN 37,5CH von acht Grand Crus. Die Grande Dame schmeckte kräftig, pinotgeprägt, war sehr weinig, etwas holzig bis leicht pilzig und für mich war eine Flasche minimal korkig, die andere war ok. Das Kalb war gut, aber nicht sehr präzise gegart. Was ich nämlich nicht mag, ist ein diffuses Ineinanderübergehen des vom Rand her wegen der Hitze bereits gebräunten Fleischs und des rosafarbenen Kerns. So aber war es hier. Keine klare Trennung, kein gleichmäßig einskommafünfmillimeterdicker Rand, sondern das ganze Stück war praktisch gleichmäßig hellrosa mit leichter Färbung, was für schlechtes Timing spricht. Der Wirsing war durch den Rahm nicht mehr besonders stark wahrzunehmen, dadurch ging Spannung verloren. Die Chardonnay-Champignon-Sauce war wiederum kein besonders riskanter Zug. Die Römischen Nocken waren mir zu laff.

V. Chaource von Maître Antony und pain d'épices

dazu: Lanson Extra Age en Magnum und Pommery Rosé Apanage

40CH 60PN aus Premier und Grand Crus. 2003er Basis mit Reserve aus 2002, 1999. Kein BSA. Leider sehr kalt serviert und dadurch etwas betäubt, mit Luft schälte sich ein ziemlich muskulöser Körper heraus, auf den man gespannt sein darf und der zum Käse schon eine gute performance lieferte. Der Chaource war fein, aber bemerkenswert war vor allem das Früchtebrot. In dicken Schnitten, kam es auf den Tisch, war überaus saftig, endlich auch mal mit etwas mehr Mut gewürzt. Besser noch als der Lanson passte aber der Pommery Rosé Apanage. Das ist ein fruchtiger, leichter Champagner, der erkennbar auf gehobenes easy drinking setzt und merklich dosiert ist. Zum Chaource fielen seine beerenfruchtigen Aromen angenehm auf, auch zum Früchtebrot mit Butter war er der bessere Partner.

VI. Dessertbuffet mit Laurent-Perrier Rosé en Magnum

100PN Saignée. Den Champagner habe ich separat von den Desserts genossen, weil er sich zwar zu vielen Speisen kombinieren lässt, aber eben nicht zu Süßem.

– Apfelkuchentaler, davon habe ich gleich ein paar eingeworfen, Hennessy X.O. zum hinterherspülen und gut;

– Früchteespresso mit Passionsfruchthaube, war eine gute Idee, vor allem da ich Passionsfruch gern mag;

– Waffelröllchen mit Stracciatella-Füllung, nett, aber nicht besonders;

– Makirolle aus Schokolade mit Ananas und Goldstaub, schöne Kombination aus dünner, nicht zu fetter Zartbitterschokolade und saftigen, aber nicht suppenden Ananaswürfeln;

– Crème brûlée, war auch gut;

– Pralinés, sahen alle etwas bemüht und überdekoriert aus

– Maccarons, krachten nicht, sondern waren schon etwas angeweicht, was die Freude an der schmackhaften Füllung trübte

Bio-Champagner nachprobiert

 

I. Françoise Bedel

Ein nettes Wiedersehen mit der stets sehr eleganten Madame Bedel und ihren Weinen. Auf ihre exzellente Cuvée Robert Winer befragt, gab Madame Bedel zur Antwort, dass sie einen 2008er in petto hat. Darauf wird die Champagnerwelt leider noch gute zehn Jahre warten müssen, fügte sie aber sogleich hinzu. Wenn der 2008er mit dem famosen 1996er vergleichbar ist, werde ich gerne warten.

1. Dis, Vin Secret Brut Nature 2003

86 PM 8 PN 6CH. Die Apfelaromen vom letzten Mal haben sich wohl ausmetamorphiert und entschieden, sich in Richtung überreifer Schattenmnorellen zu entwickeln. Trotz seiner weichen Art mit einer angenehmen Spritzigkeit ausgestattet, wobei die Säure etwas überfordert wirkt.

2. Entre Ciel et Terre Brut 2002

100PM. Das feine, leichte elegante Element der Weizenmehlnase hat sich gehalten und verfeinert. Hinzu kommt ein leicht herbes Quittenmusaroma. Der Champagner ist balanciert, lebhafte Säure und eine leichte Mürbe stehen in gutem Gleichgewicht und können sich so sicher noch ein paar Jahre spannungsvoll belauern, bevor der Champagner abbaut.

3. Origin'elle Brut 2004

78PM 9PN 13CH. Alkoholische Nase, im Mund herb. Säurearm und in gewisser Weise effizient: aus dem was er an Meuniercharakter hat, holt er das beste raus.

4. L'âme de la Terre Extra Brut 2002 – informell –

Drittelmix. Erde, Brot, Getreide, wie der Name schon ankündigt. Im Mund glatt, sauber und schnittig, wenn nicht gar seidig. Milde, charaktervolle Herbe.

II. Thierry de Marne, Champagne Frison Demarne

Die allerersten Flaschen gab es, noch ohne Rückenetikett (das später einmal das Dégorgierdatum des jeweiligen Lots tragen wird). Im Frühjahr hatte ich in Paris die damals noch namenlosen Cuvées probiert, nun gab es die in den Startlöchern stehenden Champagner quasi als pre-opening.

1. Blanc de Blancs "Lalore" non dosé, 2007er Ernte

Hatte ich auf meine Merkliste gesetzt und siehe, der Champagner hat sich ganz prachtvoll entwickelt. Frisches Chardonnaynaturell, das mich auf Anhieb an einen am Vorabend getrunkenen 2004er Blanc de Blancs "Les Vents d'Anges" 2004 von Xavier Leconte erinnerte. Knackig, lang, ein vorwärtsdrängender Chardonnay mit einer feinen Butterweck-, Buttercroissantnase. Wenn dieses junge Haus so weitermacht und seinen Champagnern später einmal noch mehr Zeit auf der Hefe gönnt, haben wir einen neuen Spitzenerzeugeranwärter.

2. "Goustan", 2007er Ernte

50PN 50CH. Auch hier lohnt es sich, den Champagner im Blick zu behalten. Rassig, mineralisch; wie seine blonde Schwester mit starkem Vorwärtsdrang, etwas dunkler, eher auf der Krustenbrotseite. Sehr charmantes Mentholfinish.

III. Jean-Pierre Fleury, Champagne Fleury

Aus der Vielzahl der Cuvées von Fleury gab es diesmal drei Champagner.

1. Fleur de l'Europe Brut Nature

85PN 15CH. 2001er Basis mit Reserve aus 2000.

Frische Baumwollnase, dicht gewebt, fast filzig. Etwas chlorig, mittelschwer. Nicht der größte Wurf aus der Fleury-Kollektion.

2. Extra Brut 1995, dég. 2009

80PN 20CH.

Reifer 95er, dem man mit ein wenig glücklicher Spekulation das späte Dégorgement abschmecken kann. Vornerum lebhafte Frische, hintenrum altersangemessen Mürbe. Ähnliche Spannung wie bei Bedels Entre Ciel et Terre 2002. Kann noch ein ganze Weile.

3. Rosé de Saignée Brut (2007)

80PN 20CH.

Herber, kräftiger Rosé, dessen Blumendekor über sein männliches Interieur täuscht.

IV. Bertrand Gautherot, Champagne Vouette & Sorbée

Bertrand Gautherot stellte die Erzeugnisse seiner Kinder vor.

1. Fidèle

100PN. 2007er. Dégorgiert am 14. Dezember 2009. Je mehr Flaschenreife der Champagner bekommt, desto weiter entfernt er sich von seinem niedlichen Namen. Zur Zeit wirkt er kraftstrotzend und zeigt das reinste Raubkatzennaturell. Fleischig, gerbstoffig, lang.

2. Blanc d'Argile

100CH. 2007er. Am 12. Januar 2010 dégorgiert. Immer noch Banane, immer noch üppiges Erdbeer-Himbeer-Aroma, das sich mit Luft in einen gar nicht mal unangenehmen Klebstoffduft umwandelt. Sehr sportlicher, ausgeruhter und mühelos wirkender Typ, geht wie ein Rennwagen über die Zunge. Vom Holz merkt man nicht mehr ganz so viel. Wird sich weiterhin positiv entwickeln, denke ich.

3. Saignée de Sorbée

Ein 2006er. Dégorgiert am 12. April 2010. Dieser Champagner hat sich gegenüber dem letzten Mal gefangen. Ein betörender und für Roséchampagner ungewöhnlich geheimnisvoller Boudoirduft macht sich bemerkbar, floral, mit Maiglöckchen und Lilie. Ein Verkoster meint: das ist der Duft von getragenen Damenstümpfen. Wenn ich meine Damenstrümpfe ausziehe, duften die nicht so, aber wahrscheinlich meinte der Kollege das auch nicht. Am Gaumen ist der Champagner eigenwillig schön, die florale, etwas cremige Textur bleibt lang am Gaumen.

V. Vincent Laval, Champagne Georges Laval

Ohne Bart sieht er nicht mehr aus, wie Käpt'n Haddock; cool und entspannt, prächtig gelaunt präsentiert er seine Champagner, dass es eine Freude ist.

1. Cumières Premier Cru Brut Nature

2006er. 50CH 25PN 25PM. Kraftvoll, crèmig, etwas fleischig, milde Parfumnote, Duft von Nivea und Zitrusfrüchten. Am Gaumen dann pinotgeladen, weinig und gefühlvoll. Entwickelt sich scheinbar recht flott.

2. Les Chênes Cumières Premier Cru 2005

100CH. Starker Champagner in kleiner Auflage (1776 Flaschen und 49 Magnums). Haselnussnote und Aromen aus der Thaiküche. Immer wieder Zitronengras, Ingwer, Limette. Mildes Holz, superbe Sauberkeit und enormes Entwicklungspotential.

3. Cumières Premier Cru Brut Nature 2002 en Magnum

Schwebend leicht, fein, weich, haselnussig, mittelgewichtig. Schlank, doch im Kern sehr konzentriert. Da findet sich eine Ahnung von Ammoniak, die aber nicht zehrend oder sonstwie beschwerend wirkt, sondern dem Wein eine sportliche Aggressivität verleiht, die mir gut gefällt.

4. Coteaux Champenois Rouge Cumières Premier Cru 2008

Langpfeffer, Tellycherrypfeffer, Kirsche, mandel- und Aprikosenkerne. Weich, mit dennoch kerniger Säure, die sich aber nicht aufdrängt und gegen Ende etwas seifig wirkt.

VI. David Léclapart, Champagne David Léclapart

Immer Chardonnay, immer Jahrgang, immer ohne Dosagezucker und stets mit vollem BSA. Das ist die scheinbar einfache Formel, auf die sich David Léclaparts Champagner bringen lassen.

1. Amateur 2007

100CH von sechs Parzellen. Stahltankausbau. Nur ca. 2-3 freies SO2 mg/l. Rund, weinig, etwas kratzig, auch gerbstoffig.

2. Alchimiste 2007

Marzipan, Rosenwasser, Aprikosenmus, weißer Pfirsich, Orangenblüten, auch Fleur de Sel und was das Verblüffendste ist: ein Geschmack von frischer Foie Gras. Enorm.

3. Artiste 2005

100CH von zwei Parzellen. Halb Stahl, halb Barrique. Weich, schaumig, rund und lang. Schmeichelhafte und leichtfüßig daherkommende Mineralität mit darübergestreuten Zuckerblüten. Sanftes Timbre, das ein wenig der Stimme von David Léclapart entspricht

VII. Champagne Leclerc-Briant

Pascal Leclerc-Briant ist leider am 6. Oktober 2010 verstorben.

1990 begann er mit dem biodynamischen Weinbau nach Jacques Puisais in einer nur 50 Ar großen Parzelle. Im Jahr 2000 wurden erst die Lagen Les Crayères und Les Chèvres-Pierreuses, dann der gesamte Rebbestand in Cumières und Verneuil biozertifiziert. Seit 2006 ist der gesamte Rebbesitz von Leclerc-Briant bio-, seit 2008 demeter-zertifiziert. Pascal Leclerc-Briant war einer der unermüdlichen Antreiber in der Region und einer der wirkmächtigsten Biopioniere der Champagne. Auf ihn gehen die Bio-Tastings der AIVABC zurück.

1. Cuvée de Reserve Brut

70PN 30CH aus 06, 05 und 04. Mit 8 g/l dosiert. Entweder hat die zusätzliche Flaschenreife dem Champagner sehr gut getan, oder die vor einem halben Jahr probierte Cuvée de Réserve hatte einen Hau, bzw. war eben einfach noch nicht soweit. Saftig, g'schmackig, mit einer für 8 g/l schon mehr als nur leichten Süße, dennoch mit hintergründiger Kraft. Schöner Standardbrut.

2. Les Chèvres Pierreuses Cumières Premier Cru

40PN 40CH 20PM.

Mein Liebling aus der Kollektion von Leclerc-Briant. Fordernder, druckvoller Mix aus quietschlebendigem Chardonnay und nur scheinbar um Seriosität besorgtem Pinot, der gegen Ende handzahm wird.

3. Cuvée Divine 2004

50PN 50CH.

Weicher Champagner mit dem Charakter von Kalbfleischrollbraten. Was ich auf der Master Class schon festgestellt habe, bewahrheitet sich hier erneut. Der Champagner ist dicht, aber nicht fokussiert, wuchtig, aber nicht massig.

VIII. Bruno Michel

Bruno Michel erklärte mir, weshalb sein "Rebelle" diesen und nicht einen anderen Namen bekommen hat. Weil er die Biobewegung als eine rebellische Bewegung ansieht, die sich gegen den industriellen Massenwein zur Wehr setzt. Eine sympathische Begründung, wie ich finde.

1. Cuvée Blanche Brut

50PN 50CH. 07er Basis mit Reservewein aus 2006. Mit 8 g/l dosiert. Fruchtiger, für die Chardonnays aus Pierry und Chouilly recht typischer Stil, angereichert mit floralen Aromen von Geißblatt und Weißdorn. Stoffig und etwas rauh am Gaumen. Schön.

2. Cuvée Rebelle Extra Brut

2006er von alten Reben. Mit 2 g/l dosiert. Herb, griffig, gegenüber der letzten Probe deutlich runder und nicht mehr so stürmisch-kämpferisch. Kirschkerne und Birnengehäuse, drumherum weiches, sehr aromatisches Fruchtfleisch.

3. Cuvée Blanc de Blancs Pierry Premier Cru

Gegenüber der Cuvée Blanche verfeinert, geschliffener, eleganter, länger und tiefer.

4. Cuvée Rosé

80PM als Saignée und 20CH als Assemblage dazu. Dieser Champagner passt zu Andouillettes, das habe ich beim ersten mal festgestellt und dabei bleibt es nach meiner Meinung auch. Jetzt schmeckt er allerdings schon deutlich feiner nach pürierten Erdbeeren, bzw. Erdbeermargarita. Schlotzig.

IX. Franck Pascal

Neue, wie Franck Pascal einräumte auch schönere Etiketten zieren nun seine Flaschen. Der Inhalt entspricht dem, was ich bereits von ihm kennengelernt habe.

1. Sagesse Brut Nature, dég. 11. Mai 2010

57PM 38PN 5CH.

Alkoholische Nase, wässriger Gaumen. Dann viel Säure. Wieder mal ein viel zu junger Champagner von Franck Pascal. Ich wüsste zu gerne mal, wie die denn in reif schmecken. So kann ich wenig drüber sagen.

2. Tolérance Rosé, dég. 6. Juli 2010

Aus Assemblage entstanden, bilden 96% Sagesse und 6% Pinot-Noir + Pinot Meunier die Cuvée. Etwas enger zusammengeschnürt sind bei diesem Champagner die verschiedenen Stränge aus Säure und wässrig-flüssigem Aromen-Liktorenbündel. Leicht, mineralisch, fruchtarm.

3. Coteaux Champenois Rouge Confiance

Erinnert in der Nase an gedeckten Pflaumenkuchen und an den selbstgebrannten Pflaumenschnaps der Bauern in der Gegend um Nevers. Griffige, konsequent kühl und etas steinig wirkender Pinot.

Essen Geniessen auf Zollverein

 

Im Weltkulturambiente der Zeche Zollverein haben diesmal die Bubm und Maderln von "Essen geniessen" aufgetischt.

Meine Spur der Verwüstung habe ich bei Schnitzlers aus Byfang begonnen. Zur Parmesanmousse auf Tomatencarpaccio mit karamellisierten schwarzen Oliven gab es einen gesitteten Moselriesling aus dem Hause F. J. Eifel, die 2008er Trittenheimer Apotheke als trockenen Kabinettwein. Zu der üppig bemessenen Portion Parmesanmousse wäre, um alles richtig zu machen, ein zweites Glas Riesling fällig gewesen, so gut schmeckte mir beides in Kombination. Die Mousse allein war gut, aber nicht überragend, auch schien mir der Parmesangeschmack nicht stark genug ausgeprägt. Die Tomaten dagegen waren exzellent und in der Tat überragend waren die karamellisierten Oliven. Knusprig, aromatisch, in nicht zu grosse Flocken geschnitten und im richtigen Verhältnis der Mousse hinzugefügt, traumhaft zum Kabinett.

Als Wegzehrung schnell den ersten Champagner, ein Baron Fuenté Brut Tradition besorgt, und schon konnte es weitergehen.

Bei Nelson Müller griff ich das Dreierlei von der Blutwurst auf pikanten Linsen ab Die Blutwurst gab es wie schon beim letzten Mal in kross gebratener Form, im Teigmantel und als Brotwürfel. Die Version im Teigmantel gefiel mir diesmal am besten, die Blutwurst lief wie ein Füllhorn über die Linsen aus und vermählte sich mit deren pikant-scharfer Würze. Zu der salzigen Marinadenkomponente verhielt sich der ansonsten unauffällige Champagner recht gediegen und zuvorkommend und ich war zufrieden.

Mit dieser Grundlage konnte der Weg zur Résidence heiter beschritten werden, dort fanden sich dann auch Nelson Müller und Henri Bach zum Phototermin wieder ein. Zu Essen gab es den geräucherten Saibling mit Gurkensalat und Dillschmand. Auf der Haut und auf den Punkt gegart kam der Saibling, vom stets vorbildlich freundlichen Résidence-Personal serviert – an den Tisch und lachte mich genauso verheißungsvoll an, wie das Standpersonal. Ich fand ihn milde gewürzt, ja eigentlich ziemlich naturbelassen und fand außerdem, dass das allein mein Fall eher nicht ist. Das änderte sich erst, als ich Kaviar und Gurkensalätchen dazu kombinierte, die den Saibling unter ihre Fittiche nahmen und den aromatischen Steigflug begannen. Sodann konnte das geschmorte Ochsenbäckchen mit Wurzelgemüse und Süßkartoffelpurée folgen, um das ich einfach nicht herumkomme. Wieder war die Portion groß, für open-air Veranstaltungen geradezu gewaltig und wieder war das Ochsenbäckchen die reine Freude. Zart, fettlos, mit konzentriertem Jus, würzigem, leicht stückigem und ausgeprägt aromatischem Purée.

Nebenan bot Frank Heppner von Essens neuem Gastrofixpunkt Vincenz & Paul im Museum Folkwang seine Speisen feil. Der Champagner von Baron Fuenté war mittlerweile ausgetrunken, so dass neuer Stoff hermusste. Es wurde einerseits der Haustrunk von Vincent & Paul, ein Pinot-Chardonnay-Mix von Veuve Devaux und außerdem Ruinarts Rosé NV. Dazu gab es Tatar vom Jungbullen mit koreanischen Aromen und Wildkräutersalat, sowie Riesengarnele im japanischen Mie de Pain gebraten, an Kokos-Zitronengrasschaum und Hummergnocchis. Zum Tatar: es scheint eine weitverbreitete Unsitte zu sein, das Fleisch derartig fein zu mahlen, dass es als Tatar überhaupt keine Struktur mehr zeigt, sondern nur noch wie ein rot zusammenbappender Eishockeypuck auf dem Teller sitzt und keinerlei Gaumenreiz mehr entfaltet. Da bringt auch die schönste koreanische Aromatisierung nichts, einen solchen strukturlosen Klotz mag ich nicht essen. Ich habe deshalb von Herrn Heppners Jungbullentatar nur ein bisschen gekostet und musste nur zu schnell mit Enttäuschung feststellen, dass die Würzung zwar ansatzweise koreanisch schmeckte, das Tatar jedoch völlig missglückt war. Der Wildkräutersalat, offenbar mit koreanischer Sojasauce besprenkelt, vermochte das nicht zu retten. Zur Krabbe: sehr störend empfand ich die Gnocchis. Die schmeckten nämlich wie ein leicht fischelnder Kokoskuchen und nicht wie leicht kokosaromatisierte Hummergnocchis. An der salzigen Garnele gab es weiter nicht viel auszusetzen, die war top gegart, fleischig, fest, von sehr guter Qualität, bloss eben zu salzig.

Vom Restaurant am Park im Essener Sheraton genehmigte ich mir im Anschluss naturbelassene Auster, um den Gaumen etwas zu versöhnen.

Dann war es, wie mir mein Magen signalisierte, Zeit für's Dessert. Das nahm ich aus Frau Bergheims Sterneküche im Hugenpoet ein. Zum Melonensorbet von drei verschiedenen Melonen gab es eine fluffige Ziegenkäsemousse, Kürbiskernöl und crunchige Kürbiskernsplitter. Dazu Louis Roederer Brut Premier, und die Laune war komplett wiederhergestellt. Die einzelnen Melonen kamen unverfälscht und intensiv zur Geltung, jede bildetet einen schmackhaften Kontrast zum Frischkäsemoussebrikett und zwischendurch bot der Kürbiskernknusper eine clevere Abwechslung in Konsistenz und Aroma.

Zum Ausklang verfügte ich mich ins Casino Zollverein, wo van Volxems Schieferriesling 2009 und Heymann-Löwensteins Blanc de Noirs Sekt aus Spätburgundertrauben den gemütlichen Teil des Abends einleiteten. Im weiteren Verlauf wurde noch Birnenschaumwein von Kirchmayr geöffnet, der steiermärkische Opok 2006 von Sepp Muster konnte sich dem gnadenlosen Zugriff ebensowenig entziehen, wie der Dönnhoffsche 2009er Weissburgunder. Wenn übrigens jemand auf der Suche nach einem Wein sein sollte, der dem Parfum "First" von Van Cleef & Arpels verblüffend ähnelt, dann halte er sich an den Opok. Sepp Muster arbeitet biodynamisch, der Opok (30% Morillon, 30% Welschriesling, 20% Sauvignon Blanc, 20% Gelber Muskateller) war 18 Monate in alter Eiche und manche seiner Weine werden teils in der Tonamphore vergoren.

Schließlich, und weil ich so viel Stillwein nicht gut vertrage, musste zum Abschluss der Grand Éclat von Champagne Thierry Bourmault aus dem Premier Cru Cuis ins Glas. 80CH von alten Reben, 20PN aus dem Grand Cru Verzy. Kraftvoll, mit g'schmackiger Säure, die dicht über den Zungenpapillen weitergleitet, nachdem die erste hohe Geschmackswelle über den Gaumen anbrandet und sich ab der Gaumenmitte rasch verabschiedet. Beim ersten Schluck denkt man sich noch: och, das war's schon? Beim zweiten, dritten Schluck, bzw. Glas stellt man dann fest, dass der Champagner seinen aromatischen Scheitelpunkt immer weiter nach hinten verlegt, ohne aber je wirklich lang zu werden.     

Sommerchampagner – Champagne im Sommer

Ein kleiner Auszug jüngst in der sommerlich-heißen Champagne verkosteter Champagner. 

Seit zwei Wochen sind in Frankreich Sommerferien. Das hat den großen Vorteil, dass man auch in der Pariser Innenstadt vergleichsweise mühelos Parkplätze bekommt und seinen Wagen zwischen z.B. dem von mir wegen seiner touristenfreundlichen Lage geschätzten Waldorf Trocadéro in der Rue Lauriston und einer der vielen kleinen in Laufnähe gelegenen Boutiquen parken kann. Ein wesentlicher Nachteil dieser Sommerferien ist, dass viele Champagnerwinzer Badehosen und Bikinis in den Kofferraum ihrer nagelneuen S-Klassen schmeißen und in Richtung ihrer Domizile zwischen Juan-les-Pins und Cap Martin abdampfen. Wer dennoch in der Champagne bleibt, wird gnadenlos von mir aufgesucht.

Hier die ersten Opfer:

1. Colin, Blanc de Blancs "Blanche de Castille" Premier Cru

Chardonnaygrundweine zu 70% aus Vertus und 30% aus Bergères-les-Vertus

Vertus. 12 ha überwiegend in der Côte des Blancs und im Sézannais.

Einfacher Champagner, blumig, wenig Säure, geht gerade so.

2. Remy Massin, Brut Réserve

70PN 30CH

2006er Basis mit Reservewein aus 2005 und 2004.

Ville sur Arce, Aube. Der Erzeuger hat 20 ha und bringt mit seinem Brut Réserve einen Champagner auf den Markt, dessen kandiert wirkende Nase sich am Gaumen zwar einfach, aber spritzy zeigt. Auch kam mir trotz des ersten Naseneindrucks der Champagner nicht zu bonbonig vor. Die andeutungsweise vorhanden Weinigkeit ließ aus dem insgesamt eher einfachen Champagner dennoch kein Irrsinnsgeschoss werden.

3. Gaidoz-Forget, Carte d'Or

80PM 10PN 10CH

2007er Basis mit Reserve aus 2006, ca. 24 Monate Hefelager. 10 ha.

Ludes. Der Erzeuger wurde mir gleich mehrfach empfohlen. Also her damit! In der Nase Kaffee, Karamell, am Gaumen einfach und glatt, mittellang mit einer an Sauerampfer und Mangold erinnernden Gemüsigkeit im Hintergrund. Da geht noch mehr. Habe mir deshalb noch die Cuvée Quintessence aus den Jahrgängen 2000, 1999 und 1998 mit gut zehnjährigem Hefelager gesichert.

4. Duménil, Grande Reserve Premier Cru

Drittelmix, 50% Reservewein, drei Jahre Hefelager, ca. 11 g/l Dosage

Das Haus sitzt in Chigny-les-Roses und verfügt über 8 ha in den Premier Crus Chigny, Rilly und Ludes. Der Champagner zeigt Premier-Cru-Qualitäten. Ausgewogen, auf gehobenem Niveau frisch, mit einer etwas seltsamen, aber ansprechenden Mischung aus Campher und Sesam.

5. Carré-Guebels, Brut Rosé

70CH 30PN

Trépail. Herb, kurz und einfach, dabei ohne ersichtlichen Fehler, auch Korkschleicher würde ich ausschließen. Einfach eine schlechte Flasche erwischt zu haben ist natürlich auch keine schöne Begründung. Leider die einzige, die mir zu dem Champagner einfällt. Schade, vopn Carré-Guebels habe ich gerade den Rosé, aber auch die Spitzencuvée in guter Erinnerung.

6. Déhu, Grande Réserve

70PM 15CH 15PN, drei Jahre Hefelager

Fossoy, kurz vor Château-Thierry. Saftig, leicht, andeutungsweise bonbonig, auch sahnig, milde nussig, erinnert an Haselnusseis und an den Duft von Krokant. Ganz ordentlich, wenn man diese Aromen bei jungem Champagner schätzt.

7. Damien Cez, Cuvée Brut

Drittelmix

St. Martin d'Ablois.

Hinter den hügelig aufgeschwungenen Ufern des Marnetals, gleichsam im Rücken von Oeuilly und Boursault und auf dem Weg beispielsweise zum Château d'Etoges, liegt St. Martin d'Ablois, wo alljährlich eine der größten Wandergourmetmeilen der Champagne stattfindet.

8. Nowack, Brut Carte d'Or

Rund um Kreuzzugspapst Urban II. kleben die Örtschaften an den Hügeln des Marnetals. Einer dieser Orte ist Vandières, wo auch Biodyn-Winzer Ardinat-Faust zu Hause ist. Diesmal ging es aber zu Champagne Nowack. Die Ahnen sind 1770 aus Österreich in die Champagne gekommen und die Nachfahren machen nicht nur Champagner, sondern betreiben auch einen eigenen Campingplatz auf dem Grundstück.  

Grillen und Roséchampagner

1) Legras & Haas Rosé de Riceys
Reichlich dunkel, zum Rand hin aufhellend, ziegelrot, erinnert ein wenig an Sherry, dieoxidative Nase bestätigt das anfangs, wird mit viel Luft aber leichtfruchtig, etwas holzig, behält eine schwach gemüsige Note bei, entpuppt, sich, wenn man keinen Korkschleicher unterstellt, als ziemlich leichter, mittellanger Wein mit lustiger, anregender Frische und interessantem Eukalyptuston; kein Schwergewicht, insgesamt kaum mehr als eine interessante Erfahrung, vor allem, da die Still- und Roséweine der Champagne zwar schon seit hunderten von Jahren keine überragenden Ruf mehr genießen, aber immerhin eine vom aussterben bedrohte Spezies sind.

2) Eric Rodez Grand Cru Rosé, Ambonnay
Einer der beiden stärksten Weine des Abends. Sehr hell, reichperlend mit üppigem Cordon und Kirschbananennase. Sehr verführerisch die fruchtige, reife rote Beerenfrucht, verspielte, lebhafte Säure mit genügend Körper drumherum, bestens balanciert, mittellang mit sauberem Abgang, paßt zu (Nudel-)Salaten besser als zum Grillgut

3) Yves Delozanne, BdN Rosé (sic!), Serzy et Prin
Der Spezialist für's Bäuerliche mit einem überraschend guten Champagner. Helles Kupferrot, lebhafte Perlage, sehr schöner Cordon, ausgesprochen weiniger und runder Charakter bereits in der Nase, außerdem Mandelaromen und Rosenwasser, Marzipan, Pistazieneis. Im Mund dann druckvoll, unaufdringliche, sehr präsente Säure, die sich zum Schluß noch einmal mit einem kecken Hüpfer blitzsauber verabschiedet. Außergewöhnlich hoher PM-Anteil, Jahrgangscharakter. Eigentlich auch eher ein Solist, paßt aber auch zu Geflügelwürstchen, wenn man nicht gerade dazu neigt, sich sehr viel Sauce auf den Teller zu kleckern.

4) Charles Lafitte Rosé
Helles Rosé mit langsam aufsteigenden Perlen, wenig Cordon. Wilder, animalischer anmutende Nase, die mit etwas Luft abflacht und sich in ein fleischiges, mit röstigen Noten durchsetztes Bouquet verwandelt. Insgesamt sehr runder, ausgewogener, unaggressiver Wein von mittlerer, aber eher kurzer Standzeit und milder Säure. Weniger Malo wäre hier vielleicht mehr gewesen. Für einen Vrankenchampagner aus dem Massenprogramm immerhin sehr gut. Aufgrund seiner bäuerlich zupackenden Art ein guter Grillbegleiter.

5) Tsarine Rosé 1999
Zarthell, fröhliche, mittelgroße Perlage, souveräne Cordonbildung. Volle, sehr elegante Nase, weinig, hefig, rund. Darunter eine feinverwobene Schicht bananiger, exotischer und leicht amylischer Noten, Cantuccinicharakter; mittellang, als Solist vielleicht sogar etwas länger nachzuverfolgen, beim Grillen zu kurz. Wegen seiner zarten, beinahe femininen Art insegsamt leider kein besonders guter Grillchampagner.

6) Charles Heidsieck Rosé 1996
Helles, ins rötliche gleitendes, sattes Kupfer, mittelgroße Perlage – wirkt fast etwas zu früh von der Hefe genommen, kann aber auch glasbedingt gewesen sein. Schöner Cordon, fleischige, röstbrotige Nase, volle, hefige Jungweinnase, Jahrgangscharakter. Auch im Mund stramme Säure und hefig abgepolsterte Fruchtnoten, beginnt jetzt, Spaß zu machen, kann aber bequem noch länger. Mit Luft zusehends feiner, mit würziger Cassisnote und warmen, holzigen Anklängen. Ein sehr schöner Grillchampagner.

7) Bollinger Grande Année Rosé 1996
Schönes sattes Kupferrot, mittelschnell aufsteigende, feine Perlage, üppiger Cordon. Fette, animalische, würzige-weinige Nase, dicht, erdig, ein wenig fruchtarm. Auch im Mund kommt erst nach dem Steinebeißen die Frucht ins Spiel, vermischt mit reichlich heißer Butter. Harte, rasante Säure, im Abgang dampft noch etwas Schokolade aus. Eigentlich viel zu jung getrunken, zum Grillen aber gerade recht. In drei Jahren sicher kein Grillchampagner mehr, sondern ein distinguierter, sehr vorbildlicher Vertreter der 1996er Prestigerosés.

8) Gosset Celebris Rosé 1998
Leider war es schon etwas dunkel, die Farbe war aber eher zartaltrosa als schreiend pink. Reicher, weiniger, schon sehr harmonischer Champagner mit dickstoffiger, samtiger, blumigfrischer Nase und hauchfeinen Toffeenoten, die mich immer ein wenig an Haferflocken mit braunem Zucker erinnern. Honig, Säure, Holz und Frucht in schönster Eintracht. Geschmeidiger Wein, der zu den gereichten Erdbeeren besser als zum Grillgut paßte.

9) Laurent Perrier NV Rosé
Buttrig, fett, sauber, stoffig. Rosenwasser und Mandeln, dazu ein angenehm mürbes haut goût, das aber flott wieder von Fruchtnoten eingefangen wird, bevor es aufdringlich wird. Gelungener Schlußwein mit reichlich Druck, um auch den strapazierten Gaumen noch anzusprechen, ohne ihn zu überfordern.

Fazit: Die Champagner für sich genommen waren alle sehr gut, das Grillgut auch. Die Kombination war nicht immer optimal, was aber auch daran gelegen haben mag, daß die einzelnen 2er Flights nach dem Rosé de Riceys sehr viel Aufmerksamkeit beansprucht haben und die Kombination mit dem Grillgut – zumindest bei mir – darüber ins Hintertreffen geriet. Die etwas grob gewirkten, derberen Champagner oder auch die ungestümeren mit reichlich Druck paßten gut, während elegantere Weine oft untergingen. Ob sich nicht vielleicht auch manche BdBs geeignet hätten ist schwer zu sagen, ich denke mit Geflügelwürstchen und Salat sicher, bei den dunkleren Fleischsorten ist dann doch Roséchampagner zu bevorzugen. Der Rosé de Riceys war wenn überhaupt, dann nur mit viel Luft und zum Gegrillten trinkbar, allein machte er eine etwas schwache Figur, was mich nicht besonders erstaunt.

Einladung zur I. Champagne Master Class

Liebe Champagnerfreunde,
bei Gelegenheit zahlreicher Champagnerverkostungen wurde ich immer wieder mit der Idee konfrontiert, doch endlich eine Champagne Master Class zu etablieren. Dieser Gedanke hat mittlerweile Form angenommen. Im Laufe der Planung musste ich mich mit mehreren Aspekten auseinandersetzen, die das Wesen einer Wine Master Class ausmachen.

Die Zusammensetzung der Teilnehmer einer Master Class spielte dabei eine wichtige Rolle. Ich habe mich dafür entschieden, die Veranstaltung allen Champagnerinteressierten zugänglich zu machen. Ausschlaggebend war dabei, dass die Verkostungserfahrung von professionellen und privaten Champagnerliebhabern nach meinem Eindruck in der Praxis nicht so weit auseinanderklafft, wie bei Bordeaux, Burgund und anderen Stillweinen. Es erscheint mir deshalb gerechtfertigt, Angehörige beider Gruppen an dem "Exotenthema" Champagner teilhaben zu lassen. Eine weitere wichtige Überlegung war der Probenaufstellung selbst gewidmet. Schon eine kurze Beschäftigung mit der Materie reicht, um festzustellen, wie höchst heterogen selbst ein so überschaubares Gebiet wie die Champagne ist. Dem sollte die Probenzusammenstellung Rechnung tragen, ohne jedoch ein Unschärfe in das didaktische Konzept zu bringen. Ohne vorzugreifen hoffe ich, dass mir der Mix gelungen ist. Schließlich musste ich mich noch mit der Frage befassen, ob und welche Speisen die Verkostung begleiten sollen.

Nach langem Ringen und weil ich weiss, wie anstrengend eine intensive Probe mit zwanzig Champagnern sein kann, habe ich mich für eine Menubegleitung entschieden. Damit fiel gleichzeitig die Entscheidung gegen eine labormäßige, allzu verschulte Verkostung. Bei allem Bildungsmehrwert, den eine Master Class haben soll, steht für mich bei dieser Veranstaltung doch die champagnertypische Lebenslust und ungehemmt hedonistische Begeisterung im Vordergrund.

Ich freue mich, Sie

am Samstag, 21. August 2010 zur I. Champagne Master Class in der Résidence, Essen-Kettwig einladen zu dürfen.

Einen geeigneteren Zeitpunkt als das Kulturhauptstadtjahr kann ich mir für die erste Champagne Master Class in Essen nicht vorstellen. Und es gibt keinen geeigneteren Ort für diese erste Veranstaltung, als das erste Haus am Platz – den exklusiven Club B in der Résidence (2 Sterne im Gault-Millau und 18 Punkte im Guide Michelin). Diese von Patron Berthold Bühlers freundlicher Präsenz gekennzeichnete Chambre Séparée bietet Platz für maximal zwanzig Schlemmer und Geniesser. Werfen Sie hier schonmal einen Blick hinein: http://www.hotel-residence.de/page16/page16.html.

Was es geben wird:
Henri Bach wird zu den insgesamt acht Flights mit zusammen zwanzig Champagnern ein exklusives Sieben-Gang-Menu auf die Teller bringen. Für alle, die sich danach nicht mehr in ein Taxi setzen wollen, hat Berthold Bühler zum Preis von 50 statt 95 Euro pro Person im Doppelzimmer inklusive Frühstückschlemmerbuffet ein kleines Zimmerkontingent reserviert (Einzelzimmer sind für nur 75 statt der sonst fälligen 125 Euro verfügbar).
Zimmerbuchungen können über mich oder direkt in der Résidence vorgenommen werden. Verkostet werden Champagner von 1979 bis 2005, darunter Magnums, Spätdégorgements, Bio-Champagner, Rebsortenraritäten, Starwinzer und renommierte Prestigecuvées, kurz: es wird eine tour d'horizon durch die Champagne.

Die Anmeldung:
Der Preis für Champagner und Menu beträgt 200,00 EUR. Sommeliers und Restaurantfachleute, die an der Champagne Master Class teilnehmen, erhalten auf Wunsch ein Zertifikat. Um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und allen Interessierten eine faire Chance zur Teilnahme zu geben, ist die Teilnahme nur gegen Vorkasse möglich. Anmeldungen nehme ich per mail und auf den üblichen Kommunikationswegen bis zum 30. Juni 2010 entgegen. Unmittelbar nach Eingang der Anmeldung verschicke ich jeweils eine vorläufige Anmeldebestätigung mit der Bitte um Zahlung des Teilnehmerbeitrags. Die endgültige Anmeldebestätigung versende ich dann in der Reihenfolge der Zahlungseingänge. Es gilt wie immer: wer zuerst kommt, trinkt zuerst.

Ich freue mich auf eine hervorragende Veranstaltung in herrlichem Ambiente mit einer Runde von Champagnerbegeisterten,

Boris Maskow

Black & White Probe: Blanc de Blancs und Blanc de Noirs

I.1 Victor Clicquot 1959 Extra Brut
Altersangemessene dunkle Goldfärbung, lamgsam aufsteigende, vereinzelte Perlage, kein Cordon; intensive, grobkörnige Honignase, oxidative Töne. Im Mund wieder grobkörniger alter Honig, milde, etwas flache Säure, die immerhin mitellang ausklingt und die spärliche, aber für einen doch schon beachtlich alten Champagner aus exzellentem Jahr und kleinem Haus beachtliche Aromatik gut trägt. Eine kleine Überraschung, die Flasche hätte auch mit 55 ./. 45 umgekippt sein können. Schöner Start in die Probe.

I.2 Raumland, I. Triumvirat 2001, mittleres hellgelbgold, langsame, ordentliche Perlage, sehr feine Nase mit Aromen von Zitrusbonbons, Stachelbeeren und Apfelkompott, im Mund derselbe Eindruck, zusammen mit einer zugunsten deutlicher Mineralik etwas schmal geratenen Säure, mittellang, aber durchweg homogen und feinziseliert; erkennbar kein Champagner. Nach dem überraschend schweren und guterhaltenen Victor Clicquot sicher nicht ganz einfach, zu bestehen, aber immerhin auch ein guter Auftakt.

I.3 Schramsberg BdB 1998, ziemlich helles Äußeres, hübsche Perlage im ganzen Glas, sehr sauberer Cordon, erkennbar kein Champagner; rotbeerige Nase, buttrig abgefedert. Trinkt sich sehr bequem, fast einfach, insgesamt eher säurearm, "europäische" Stilistik (mein unbelegter Eindruck), ich hatte in meiner Not auf Chenin Blanc getippt. Mittellang, milde, sollte man mal getrunken haben. Ebenfalls ein sehr schöner Starter und der erste BdB, somit ein optimaler Übergang.

II.1 Philippe Gonet (Le-Mesnil) BdB GC NV, festes Gold, saubere Perlage, ordentlicher Cordon, dynamisches Auftreten, appetitanregende apfelige Nase, die zwischendurch etwas ins staubige, vielleicht salzig-jodige neigt. Im Mund wieder Apfeltarte, vanillig begleitet, für Le-Mesnil ungewohnt milde Säure, wieder etwas salzig/jodig, letztlich ein bequem trinkbarer BdB.

II..2 Soutiran (Ambonnay) BdN GC NV, unauffällige Farbe, äußerlich kaum Unterschied zum BdB. Die Nase eher zurückhaltend, dabei ziemlich geschmeidig, entwickelt mit der Zeit herb-nussige Töne, dasselbe im Mund, hier etwas voller als der BdB von Gonet. Gleichfalls wenig Säure, mittellang, mit Zuckerschwänzchen, das aber ziemlich allein übrigbleibt und deshalb eigentlich nicht nötig gewesen wäre.

III.1 A.R. Lenoble BdN 1998, reichlich Perlage und schöner Cordon, sattes Gold, brotige, röstige Nase mit eine Hauch geschmolzener Butter und ganz wenig Honig. Erdige Töne kommen mit der Zeit dazu, im Mund dann ansprechende, noch nicht wachrüttelnde, aber ziemlich deutlich spürbare Säure mit leicht gerbender Wirkung. Trocken-erdiger Abgang mit etwas wenig Frucht. Wurde ziemlich schnell als Jahrgangschampagner erkannt.

III.2 Paul Michel BdB GC 1999, helleres Gelbgold, typische Perlage und Cordon. Unter einer etwas dumpf-sauerkrautigen Nase kommt der gewohnte frische Apfel mit Limette zum Vorschein, von den Caipirinhanoten der ersten Zeit ist jetzt -nach ca. 2 Jahren- nicht mehr so viel spürbar. Auch hier wurde der Champagner schnell als Jahrgangschampagner erkannt. Beibehalten hat dieser Champagner seine Luftnot, d.h. seine Eigenschaft, erst mit reichlich Luft zu sich zu kommen. In Mund und Nase zeigen sich erst relativ spät Limette und Grapefruit, Mandarine und Orange in einer würzig-pikanten Kombination, von Sauerkraut keine Spur mehr. Sollte man im Auge behalten.

IV.1 De Venoge (Epernay) BdN, ordentliches Äußeres, sanftes, etwas fahles Gold, weinige, pinottypische satte, saftige Nase, etwas fleischig. Im Mund rund, angenehme Säure, mittellang, wieder deutlich weiniger, beeriger Charakter, kann sich noch zum besseren entwickeln. Insgesamt eine brauchbare Leistung von einem Haus, das nun hoffentlich in ruhigere Fahrwasser (BCC) gekommen ist.

IV.2 Robert Charlemagne (Le-Mesnil) BdB GC 1998, unauffälliges, typisches Äußeres, helles Chardonnaygelbgold mit grünlich glänzenden Reflexen. Spritziger, frischer Eindruck mit Gummibärchennase, Birne, später eher reifer Apfel. Im Mund erneut spritzig, stramme Säure, dafür etwas zu einfache Fruchtnote, vielleicht noch zu früh getrunken. Insgesamt etwas zu zurückhaltend.

V.1 Diebolt-Vallois, Fleur de Passion 2000, typisches Champagneräußeres, deutlich erkennbares Chardonnaygelbgold mit auffällig prägnanter, blitzeblanker und tiptopsauberer Nase, urtümliche Apfelsorte von der Streuobstwiese mit prickelnder, aufmunternder, mitreißender Säure und saftiger Bissigkeit. Noch zu jung, Anfänge sich bildender Geschmackskomplexität und des typischen Passionsfruchtdufts sind überall spürbar, aber eben noch nicht ausgebildet. Leider habe ich keine 99er mehr, die wäre sicher noch etwas interessanter gewesen.

VI.1 Soutiran (Ambonnay) Rosé 100% Pinot Noir, saftiges blutorangenrot, ansprechend fruchtige Nase mit Schokolade und reifen Erdbeeren, erinnert an deutsche Spätburgunder. Im Mund neben den schokoladigen Aromen ein dauernder Wandel von Erdbeere über gequetschte, vollreife Himbeeren zu Kirsche und zurück, saftig, lecker, gut. Für kleines Geld ein angenehmer, wenn auch nicht zu allem passender Rosé älterer Machart.

VI.2 Taittinger Comtes de Champagne Rosé 1997, 100% Pinot Noir, helles kupferrot, zurückhaltend, etwas stinkig, darunter liegen aber sehr verführerische rote Beerenfrüchte, geröstete Brotrinde und ein Hauch von Zitrus umweht das Ganze. Es erscheint mühsam, auf diese Aromen zu achten, wünschenwert wäre eine deutlichere Ausprägung gewesen. Buttrige Noten erschwerten übrigens eine bessere Zuordnung der Aromen. Dennoch sehr gut zu trinken, wenn man sich etwas Zeit und Aufmerksamkeit nimmt, den Primäraromen nachzuspüren; für Freunde gereiften Champagners erst in ein bis zwei Jahren zu empfehlen.

Unabhängige Winzer unter der Lupe – Montagne de Reims: Philbert und Couvreur aus Rilly-la-Montagne

Philbert et Fils, Rilly-la-Montagne

Mehr als 9 ha in der Montagne de Reims bewirtschaftet das Ehepaar Philbert, darunter die Premier Crus Rilly, Villers-Allerand und Ludes, sowie Taissy Grand Cru.

1. Brut Tradition Premier Cru

20CH 15PN 65PM.

Brotig, bonbonig, mittellang, stellenweise etwas hohl und aromenleer.

2. Blanc de Blancs Premier Cru

Auch hier hat der Winzer scheinbar wieder auf kühle Gärführung und amylische, bonbonige Noten gesetzt. Das ist ihm beim Blanc de Blancs besser gelungen, als beim Brut Tradition. Löcher habe ich in diesem Brot keine gefunden, der Champagner hat eine dicker gebutterte Schicht und mit seiner Pfirsich-Maracuja-Nase vermittelt er den Eindruck von reifem Lesegut schon sehr routiniert. Einige verspielte Mandelaromen passten gut dazu, ich fürchte nur, dass dem Champagner die ganz klare Linie fehlt. An Größe und Ausdruck kann er es jedenfalls mit den Chardonnays von Chiquet und Rodez nicht aufnehmen.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

In deren Liga ragt tatsächlich eher der Chardonnay Grand Cru aus Taissy hinein, wenngleich nach meiner Ansicht eher formal. Anschmiegsam, weich und mit dem Hauch von Exotik, den ein Leopardenprint-Tanga zu vermitteln in der Lage ist. Will sagen: gegen die von diesem Champagner provozierte rein körperliche Affirmation kann man sich unter Umständen schlecht wehren, selbst wenn man bei klarem Verstand ist und einen der Verstand zu kritischer, distanzierter Würdigung mahnt.

4. Rosé

85CH 15PN als Stillwein

Recht einfacher Rosé. Rotapfelig, pektinig, etwas trocknend.

 

Yves Couvreur, Rilly-la-Montagne

Kleiner Erzeuger mit 6,5 ha in Rilly, Montbré und Taissy. Verschließt mit Diam Mytik.

1. Brut Tradition Premier Cru

25CH 35PN 40PM. 20-30% Reservewein.

Zunächst säuerlich, mit Geissblatt und Campher, darunter helle, florale und vegetabile, nicht unreife Noten. gelbe Johannisbeere, Stachelbeere, tanniniger Griff.

2. Brut Selection, Blanc de Blancs Premier Cru

20% Reservewein.

Leichter, gegenüber dem Brut Tradition rassiger, schlanker und eleganter, mit feinkörnigerem Tannin, etwas Butter und einer minimal schlammig-nussigen Art, die gut zu Austern passt.

3. Brut Prestige Premier Cru Millésime 2004

50CH 50PN. 6-7 g/l Dosage. Dég. März 2010.

Zuckerwattenase und helle Karamellnoten, auch hier wieder der vegetabile, wiederum nicht unreif wirkende Einschlag wie im Brut Tradition. Wohl so etwas wie der Hausstil. Hier mit einer spritigen Note am Ende.

4. Brut "Rubis" Premier Cru

100PN, davon 15% als Stillweinzugabe

Plastikgaumen, Pillenboxaroma. Ziemlich griffig und frisch, was auf den still vinifizierten Pinot-Noir zurückgehen dürfte. Leicht gemüsig.

Unabhängige Winzer unter der Lupe – Montagne de Reims: Eric Rodez, Ambonnay

Eric Rodez, Ambonnay

Alle Champagner von Eric Rodez stammen von etwas mehr als 6 ha aus Ambonnay Grand Cru. Ecocert. Im September 2010 wird es erstmals einen Dosage Zéro auf Basis des 2004er Jahrgangs von Eric Rodez geben, auf den man sehr gespannt sein darf.

1. Cuvée des Crayères

45CH 55PN, Basisweine stammem mit 51% aus 2006, 29% sind 2005er, 8% 2004er, 9% 2002er und 3% 2001er. Tirage 2007, dégorgiert April 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 29 Jahren. Ausbau zu 80% im Stahltank und zu 20% im Holzfass, 80% ohne BSA, mit 6 g/l dosiert.

Von Hunden und ihren Haltern sagt man oft, dass beide sich mit der Zeit immer stärker zu ähneln beginnen. Bei manchen Champagnern ist es ähnlich. Die Cuvée des Crayères von Eric Rodez und einige seiner anderen Champagner transportieren einen Hausstil, der viel von der Person des Winzers selbst trägt. Hinter der Halbrahmenhornbrille von Kenzo steckt ein nicht besonders groß gewachsener Typ mit kurzem Haar, eher kompakt als hager, rundlich statt eckig, intelligent, scharfsinnig, hellwach, aber nicht quirlig oder nervig sondern konzentriert und jemand, der in langen Zeiträumen zu denken gewöhnt ist, ohne darüber träge zu werden. Einer, der ohne viel Aufhebens drum zu machen anpackt, was er unter anderem bei Champagne Krug und als Bürgermeister des Örtchens Ambonnay getan hat. Eine angenehme, ruhige, weiche Stimmlage und ein für französische Winzer schon schwindelerregendes Sprachtalent runden den positiven Eindruck, den der sympathische Winzer vom ersten Moment an macht, stimmig ab. Die Cuvée des Crayères zeichnet das gut nach. Empfehlenswert!

2. Blanc de Blancs

Basisweine stammem mit 55% aus 2005, 15% sind 2004er, 15% 2003er, 6% 2002er, 7% 2001er, 6% 2000er und 2% 1999er. Tirage 2006, dégorgiert April 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 30 Jahren. Ausbau zu 35% im Stahlstank und zu 65% im Holzfass, 25% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Reinsortiger Chardonnay aus diesem ausgemachten Pinotflecken in der Champagne ist selten. Klar, Gaston Chiquet und Regis Fliniaux machen auch einen Blanc de Blancs d'Ay, Billecart und Philipponnat wagen sich damit gleichfalls auf den Markt, doch selbstverständlich ist das nicht. Chardonnay, so weiß doch jeder, wächst am besten nur in der Côte des Blancs mit ihrer knalligen Morgensonne und der mächtigen Kreide, die schon nach wenigen Zentimetern suchende Wurzelspitzen bewillkommnet – selbst die Crus in der Montagne de Reims werden ja gemeinhin nicht mehr für voll genommen. Umso gewagter also, einen reinen Chardonnay ausgerechnet aus Ay, Bouzy oder eben Ambonnay zu vinifizieren. Umso schöner jedes Mal, wenn das Wagnis gelingt und der Champagner abseits des oft geradezu eintönigen Chardonnayeinerleis von der Côte des Blancs brillieren kann. Ich frage mich dann immer: ist das reiner ennui? Bin ich nur zu faul, an der Côte des Blancs die richtigen Perlen zu suchen? Sind die Exotenchardonnays wirklich mehr als nur buntgefleckte Wundertiere? Meist wische ich diese und ähnliche Fragen sorglos weg und spüle sie mit einem weiteren Schluck reinsortigen Chardonnays runter, wenn er denn gut ist. So wie dieser hier. Aprikose, Pfirsisch, Marillenkernöl künden von hochreifer Frucht und lassen fast kalifornische Verhältnisse vermuten. Mandeln, Blütenaromen, mit Luft eine Andeutung von frischen Champignons und Kräuterkruste bieten so viel Gesprächsstoff, dass bange Fragerei nach dem pro und contra dieser Weine gänzlich in den Hintergrund tritt und bedeutungslos erscheinen muss.

3. Blanc de Noirs

100PN, Basisweine stammem mit 49% aus 2005, 22% sind 2004er, 18% 2002er, 9% 2000er und 2% 1999er. Tirage 2006, dégorgiert Februar 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 31 Jahren. Ausbau zu 25% im Stahltank und zu 75% im Holzfass, 35% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Kraftvoll und im vollen Bewusstsein seiner Typizität tritt der Blanc de Noirs auf. Eine mächtige, ich will nicht sagen apotheotische, aber jedenfalls überlebensgroße Herausarbeitung der Pinotanteile, die sich schon in der Cuvée des Crayères so bemerkenswert rund, fein und geschliffen präsentierten. Nach meinem Eindruck war der Chamapgner dafür jedoch etwas kurz geraten, ein Säureschwänzchen hätte ihm etwas mehr Balance verleihen können.

4. Millésime 2002

50CH 50PN, Tirage 2003, dégorgiert März 2010. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 31 Jahren. Ausbau zu 10% im Stahltank und zu 90% im Holzfass, 25% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Weich, elegant, sehr würdevoll, stellenweise leicht mürbe und ganz der Bürgermeister in seiner nur auf den ersten Blick altertümelnden Amtstracht. Punktuelle Säurespitzen zeigen, dass das Lesegut reif, aber nicht überreif war, feine Kräuternoten, Zitronenmelisse, Verbene und ein gönnerhaft im Hintergrund bleibender Holzton veredeln diesen an sich schlanken, langsam sich entwickelnden Jahrgang.

5. Cuvée des Grands Vintages

38CH 62PN, Basisweine stammem mit 35% aus 2002, 14% sind 2001er, 14% 2000er, 18% 1998er, 5% 1996er, 7% 1995er, 5% 1993er und 2% 1992er. Tirage 2003, dégorgiert Juni 2009. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 31 Jahren. Ausbau zu 100% im Holzfass, kein BSA, mit 5 g/l dosiert.

Frisch und jugendlich betritt dieser Held die Bühne. Die guten Anlagen mehrerer Jahrgänge, darunter einige, die allein zu vinifizieren sicher schwierig gewesen wäre, hat er im Gepäck. Den kräftigen Rücken für die Last des Alters stützt eine gesunde Säure, die sich wie ein dünner, hochliquider Film über die Zunge legt, ja mehr schlängelt als legt. Bei diesem Champagner macht sich das entgegengesetzte Konzept zum 2002er bemerkbar, eine auf den Stärken verschiedener Jahrgänge beruhende Struktur, Dichte, Gefügtheit und Komplexität, die sehr kunstvoll geschmiedet wurde und dem monolithischeren, organischeren reinen Jahrgangschampagner nicht nachsteht.

6. Rosé

30CH 30PN und 40PN mazeriert, Basisweine stammem mit 51% aus 2005, 28% sind 2004er, 5% 2003er, 9% 2002er, 5% 2001er und 2% 2000er. Tirage 2006, dégorgiert Dezember 2009. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 29 Jahren. Ausbau zu 25% im Stahltank und zu 75% im Holzfass, 30% ohne BSA, mit 5 g/l dosiert.

Drei Säulen tragen diesen Champagner. Eine fundamentbildende, sehr feine Säure, ein Gebälk aus gut abgelagertem Holz und ein Wechselspiel aus herber, druckvoller Mineralität und rotfruchtigem Früchteallerlei. Auch hier tritt der Hausstil, das abgerundete, weiche, aber nicht konturlose des Chamapgners hervor.

7. Empreinte de Terroir, Chardonnay 1999

Erste Gärung ohne künstliche Temperaturführung, Ausbau zu 100% in dreifach belegten kleinen Eichenfässern, kein BSA, ohne Klärung, Schönung, Filtration. Dég. im Sommer 2009.

Markant und rasant, als würde einem der Boden selbst einen Tritt verpassen. Kalkige, mineralische, entfernt an Traubenzuckerbonbons erinnernde Nase, gefolgt von zungenmassierender Säure und einer betäubenden Verweildauer am Gaumen. Völlig anders, als der "normale" Blanc de Blancs und ein gefürchteter Pirat in Côte des Blancs Gewässern.

8. Empreinte de Terroir, Pinot-Noir 1999

Erste Gärung ohne künstliche Temperaturführung, Ausbau zu 100% in dreifach belegten kleinen Eichenfässern, kein BSA, ohne Klärung, Schönung, Filtration. Dég. im Sommer 2009.

Waldboden und Waldbeeren, rassige Säure, Weichselkirsche, Zwetschgen, mit einem kühlenden, minzigen, an Kombucha erinnernden Nebenthema, nahtlos und seidig, dazu eine an Cola angelehnte Zuckercouleuraromatik wie man sie bei langsam und auf den Punkt gereiften Rotweinen finden kann. Blind würden die meisten auf Burgunderstillwein tippen und damit kommt man der Wahrheit letztlich sogar erstaunlich nahe, denn Eric hat seine Wanderjahre unter anderem in Burgund verbracht, wo er die Kunst des Fassausbaus erlernte, bevor er die Domaine 1982 übernahm und in ungekannte Höhen führte. Für mich eine nahezu perfekte Transponierung des Burgunderthemas in die Champagnertonart.