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Les Artisans du Champagne 2014

Den traditionellen Abschluss der Grands Jours in der Champagne hat bisher immer die Veranstaltung der Artisans du Champagne gebildet, traditionell verortet in der Reimser Gegend und nicht im Marnetal. Die Winzer dieser Truppe haben wieder ihren ganz eigenen Stil, mit Alfred Gratien und Vilmart sind ausnahmsweise sogar größere Häuser dabei, die aber ähnlich wie vielleicht Jacquesson oder Bollinger wegen ihres individuelleren Ansatzes eine gewisse Zugehörigkeit zu den Winzern empfinden. Oft hört man, dass solche Erzeuger von den Winzern als große Häuser und von den großen Häusern noch als kleine Winzerbetriebe betrachtet werden, sie sitzen also irgendwo zwischen den Stühlen. Diese Sparte füllt sich in den letzten Jahren zusehends, Selosse und de Sousa haben schon länger, Cyril Janisson, Rafael Bérèche und andere führende Winzer haben erst kürzlich NM-Zulassungen beantragt und erhalten. Damit können sie innerhalb kürzester Zeit Traubenzukäufe tätigen und damit ein interessantes Volumengeschäft betreiben. Gratien und Vilmart sind also nichts Fremdkörper, sondern haben eher eine Vorreiterstellung inne, ich zähle sie auch nicht zu den schlechteren Erzeugern der Gruppe, ganz im Gegenteil.    

Seit Veranstaltungsort der Artisans das Château des Crayères ist, finden sich dort vor allem Besucher mit gehobenem Kleidungsgeschmack ein, der Örtlichkeit angepasst ist hier die Anzugträgerdichte am höchsten. In meinen üblicherweis signalbunten Polos falle ich dort zumindest optisch am meisten auf.

Einzeln vorgestellt habe ich die Artisans-Winzer hier in toto vor zwei Jahren, daher kann ich mich mittlerweile etwas kürzer fassen.

 

Champagne Domaine Dehours & Fils, Jérôme Dehours

Unter den Vins Clairs fiel der Lieu-dit Les Genevraux Extra Brut 2005, 100PM, BSA, positiv wegen seiner Champagnernähe auf, wobei ein feines Tafeltraubenaroma sehr bekömmlich wirkte. Die Vallée de la Marne Rive Gauche fungiert als Basis für den Grande Réserve und den Rosé; sie gab es einmal in der normalen Stahltankversion aus 100PM mit BSA und einmal als 1998 begonnene Solera aus überwiegend PM, die hervorragend schmeckte und viel erwarten lässt.  

Die Grande Réserve Brut auf 2011er Basis mit einem kleinen Teil der Reserve aus Fassausbau macht 50% der Gesamtproduktion aus und ist also das Rückgrat des Betriebs. Leider begeistert mich dieser Champagner mal mehr, mal weniger, diesmal bekam er mit viel Nuss und Brot gerade noch die Kurve, ich hätte mir mehr Früchte und mehr Finesse gewünscht. Der Rosé mit dem Namen "Rose" ist ein Oeuil de Perdrix aus 2008, er besteht aus PM und CH, BSA ist gemacht, die Dosage beträgt 3 g/l. Der Rosé heißt nach der Tochter von Jérôme und trägt deshalb keinen Akzent. Vom Charakter her weiß eingestellt, schnittig, mit wenig Meunierfrucht und frechem Biss. Webig überraschend war der Genevraux 2006 spitze. Für einen Meunier hat er so viel Stärke, so viel Selbstbewusstsein und Power, ohne an einer Stelle zu dick aufzutragen.   

 

Champagne Doyard, Yannick Doyard

Gleich beide Vins Clairs fand ich exquisit. Der CH Clos de l'Abbaye aus Vertus profitierte davon, dass er keinen BSA durchlaufen hat. Schnittig, rassig, kraftvoll, kontrolliert, locker auf Grand Cru Niveau. Spiegelbildlich dazu war der Les Bonottes PN aus Ay wunderbar exakt, mit passgenauem Holz.

Die Cuvée Vendémiaire gab es als Brut und als Blanc de Blancs 2007. Das ist etwas irreführend, denn der Brut (2008 mit Reserven aus 2007 und 2006) ist selbst auch ein Blanc de Blancs, bloss dass die Chardonnays aus Vertus kommen und nicht wie beim Millésime aus Le Mesnil, Oger, Avize und Cramant. Dosiert sind beide mit 5 g/l, der Brut hat 40% Stahltank und 20% BSA, der Blanc de Blancs war komplett im alten Fassl und blieb ohne BSA. Richtiger wäre wohl, die beiden nach Premier und Grand Cru zu unterscheiden, sagt der Hausverstand. Aber so ist es eben nicht. Der Brut kommt viel süßer daher ist ordentlich und saftig, auch von gehöriger Kraft, aber von ganz anderem Kaliber als der Millésime. Das ist einer der richtig starken Chardonnays und ein Paradebeispiel für den gekonnten Einsatz von altem Holz. Sollte man getrunken haben, wenn man über die Côte des blancs urteilen will, mir gefiel er aus der Aufstellung von Doyard jedenfalls am besten. Nicht so gelungen wirkte leider der erst im Dezember 2013 degorgierte Clos de l'Abbaye 2009, dessen 4 g/l deutlich vorschmeckten und sich recht ordinär über den eleganten Spitzen des Champagners wälzten, so dass es fast nicht möglich war, den wiederum sehr gelungenen Holzeinsatz zu bewundern. Zum Schluss kam ein Hedonistenchampagner der Extraklasse, die Cuvée La Libertine, ein 1998er Chardonnay aus Vertus, zu 100% im Fass vinifiziert, mit 65 g/l dosiert. Was ein Nektar. Reif, mit Morcheln und Honig, ein Champagner zum schlemmen.    

 

Champagne Gonet-Medeville, Xavier Gonet

Von Xavier Gonet gab es zwei reinsortige Vins Clairs, von denen mich der Chardonnay aus Le Mesnil, Champ d'Alouette, nicht umwarf. Umso mehr war ich aber vom Pinot aus Ambonnay angetan. Der hatte wieder alles, was ein machtvoller Pinot haben soll. Druck, Säure und ein Geschmacklager wie ein mittleres Logistikzentrum von amazon.

Tradition Premier Cru, wie eh und je 70CH 25PN 5 PM, kein BSA, mit 6 g/l dosiert; seltsam, vielleicht noch nicht ganz integriert war der sonst doch so gute Brut Tradition. Widersprüchlich schienen mir hier die deutlich fortgeschrittene Reife und die unbalancierte Süße. Der Rosé Extra Brut mit 70CH 30PN aus Le Mesnil Bisseuil und Ambonnay hatte nur 3 g/l Dosage und war in altem Barrique vinifiziert worden. Den hohen Chardonnayanteil merkte man sofort, dann kamen Nuss, Kokosschäumchen, nervöse Frische und gesetzter Pinotcharakter, was einen guten Rosé ergab. Der folgende Blanc de Noirs Premier Cru hatte früher immer 30% altes Holz in der Vinifikation, wie viel es jetzt ist, weiss ich nicht, aber er ist mit 6 g/l dosiert. Im Gegensatz zum Rosé hat er mehr innere Ruhe, ohne dass er etwa langweilig wirken würde, die höhere Dosage ist aber wahrnehmbar. Weil mir das schon einige Male aufgefallen ist, wäre der nächste Schritt am besten eine ganz kleine Reduzierung auf 5 oder 4 g/l.

 

Champagne Alfred Gratien, Nicolas Jaeger

Ein Grundwein, ein Knaller. Der Chardonnay Grand Cru Mix aus Oiry und Avize aus dem Holz ohne BSA war riesig, Frucht aus dem Norden traf Frucht aus dem Süden, begleitet von Kreide, Würze und fiebrigem Alkohol.

Bei den Champagnern machte der 2007er Blanc de Blancs (Avize, Mesnil, Chouilly, Oger, Cramant) den Anfang, mit 8 g/l dosiert schien er mir etwas sehr gefällig, der Brut Classique 46CH 25PN 29 PM auf 2008er Basis hatte da mehr Sympathien für sich, trotz seiner ebenfalls 8 g/l Dosage. Mag sein, dass die Jahrgangsbasis einfach eine bessere ist und die 15% Reserve aus zB auch 2007 nicht so sehr ins Gewicht fallen, vielleicht ist aber auch der ausgewogene Rebsortenmix ein maßgeblicher Vorteil. Der laufend unterschätzte Paradis Brut aus dem Jahr 2006 aus 65CH 35PN wurde im Holz vinifiziert und hat keinen BSA abbekommen. Daher wirkt er auf hohem Niveau gespannt, die merkliche Dosage könnte aber ruhig etwas besser eingegliedert sein oder gleich ganz um ein zwei Gramm runtergesetzt werden, wie ich dieses Jahr erstmals festgestellt habe. Mein unerwarteter Liebling war der schließende Brut Classique Rosé, ein Assemblagerosé aus 45CH 29PN 26PM und 10% Rotweinzugabe, aus Bouzy natürlich. Ernst- und schmackhaft, Birne, Preiselbeere, eingekochte Aromen, die aber nicht hitzig oder unfrisch wirken.   

Champagne M. Hebrart, Jean-Paul Hébrart

Die beiden Vins Clairs aus Chouilly Montaigu Grand Cru (CH) und Mareuil sur Ay (60PN 40CH) waren sehr exemplarisch und vorbildlich herausgearbeitet. Der Chardonnay aus Chouilly hatte die angenehme Gänseflaumtextur, die ich dort für besonders typisch halte. Der Mix ist Grundlage für den 2013er Special Club, von dem ich annehme, dass er enormen Druck erzeugen wird, wenn schon der Vin Clair so loslegt. Hat mir sehr viel Spass gemacht.

Die Champagner begannen mit der Cuvée Sélection auf 2009er Basis (70%), der Rest stammt aus 2008 und 2007, 65PN aus Mareuil-sur-Ay und Ay 35CH aus Oiry, im letzten Jahr kam der Chardonnay noch aus Chouilly und beim Pinot spielte Ay keine Rolle. Vinifikation im Stahltank, BSA, die Dosage liegt bei 7 g/l. Das ist in jedem Jahr unter den höher dosierten Standards einer meiner Lieblinge. Den Durchbruch nach ganz oben hat er irgendwie noch nicht geschafft, was am verhaltenen, gebremsten Naturell liegen mag. Doch das Zeug dazu hat er. Der Special Club 2009, 60PN aus Mareuil-sur-Ay, Ay 40CH aus Chouilly, wurde im Stahltank vergoren, BSA absolviert und hat 6 g/l Dosage bekommen. Mir gefiel er schon sehr gut. Pricklig, unruhig, positiv aufgekratzt, mit einer freundlichen Limonadennote und nach ein paar Jahren sicher sehr schöner Herbe. Noch besser war nur noch der Rive Gauche – Rive Droite Grand Cru 2008, was das bessere Jahr war. Hier finden Ay und Chouilly in gleichen Teilen zusammen, die Vinifikation erfolgt im Holzfass und dosiert wird mit 4 g/l. Das ergibt einen fedenrd leichten Champagner, der so mühelos über den Gaumen hoppelt wie ein gutgelaunter Jungkater, wenn es Futterchen gibt. Exotik spielt eine Rolle, getrockenete Kokosflocken, getrocknete Ananas, die Essenz eines ganzen Cocktails im Kleid eines Champagners, paradiesisch.

 

Champagne Domaine Lancelot-Pienne, Gilles Lancelot

In Cramant, das vor allem von Namen wie Diebolt-Vallois und Lilbert dominiert wird, tutu sich was. Eine ganze Reihe neuer Namen macht dort von sich reden und aus der Lancelot-Familie ist Gilles mit von der Partie. Seine Weine scheinen mir nur etwas zu weich, süsslich und unfokussiert, um am ganz großen rad mitzudrehen. 

Die Cuvée de la Table Ronde Grand Cru mit 100CH aus Cramant, Avize und Chouilly, in deren reserve fast zwanzig Jahrgänge Solerareserve verarbeitet sind, gibt es als brut Nature und als Brut mit 8 g/l Dosage. Der Brut gefällt mir besser. Nuss, kandierte Orange, Apfel und Brioche kommen dort besser zur Geltung, während der Brut Nature etwas schlaff in den Seilen hängt, weil ihm die alten Soleraanteile scheinbar innerlich zu schaffen machen. Die Cuvée Marie Lancelot Grand Cru 2009 ist ein reiner Chardonnay aus Cramant, im Stahl mit BSA vinifiziert, 4 g/l Dosage. Ganz schön kräftig, wie ein zartes Weibchen mit dem prankigen Händedruck eines Bauarbeiters. Im Mund ziemlich herb, ging der mehr so, als dass er wirklich rannte. Anegnehmer, freundlicher und stimmiger schien mir die Cuvée Perceval 2009 zu sein. 50PN 50CH aus der Vallée de la Marne, genauer: Boursault, wo die Veuve ihr Schloss hat(te) und der Côte des Blancs, Stahltanks, BSA, 7 g/l. Schön süffig, mit einer nicht mehr ganz zeitgemäß wirkenden Noblesse.

 

Champagne Nicolas Maillart, Nicolas Maillart

Ecueil, Stadt, bzw. Dorf, bzw. Weiler der Helden. Nicolas Maillart, der in Deutschland seltsamerweise noch keinen Importeuer hat, bestach mich erstmals in der Traube Tonbach und seither immer wieder. Die Vins Clairs, PN je einmal aus Bouzy und einmal aus Ecueil, waren so dynamisch, wie ich Pinot Noir nur selten erlebt habe. Das ist ein Merkmal, das man in den Champagnern wiederfinden kann, wenn nicht die Dosage einen Stricj durch die Rechnung macht. 

Die Cuvée Platine Premier Cru, 80PN 20CH aus Ecueil, Bouzy, Vilers-Allerand, Fassvinifikation, habe ich in zwei Versionen probieren können. Der mit 4 g/l dosierte Extra Brut war schwebend und leicht, wirkte aber von der von der Süße gegen Ende doch etwas herabgezogen und plattgedrückt, wie eine gestylte Frisur nach dem Nickerchen. Danach konnte ich ein Spätdegorgement probieren, die 2006er Cuvée, mit 8 g/l Dosage, was entschieden zu viel war. Blanchierte Mandel, Fenchel, Apfel, Sellerie, Walnuss, kurzum, ein Waldorf-Salat zum trinken. Überschminkt war leider auch der Rosé aus 70PN 30CH, fassvinifiziert, mit 8 g/l, nach dem spätdegorgierten Platine konnte er sich mit wenig Mühe noch durchsetzen, was immerhin für die Sinnhaftigkeit der Probenabfolge spricht. Viel mehr habe ich dem Rosé leider nicht abgewinnen können. Völlig anders und genau so, wie ich mir alle Champagner von Maillart wünsche war dann wieder der schon in den Vorjahren auffällige Blanc de Blancs Premier Cru Chaillots Gillis 2004, aus einer Lage in Ecueil, die Grand Cru Status beanspruchen kann. Großer burgundischer Charakter, der ohne BSA und bei 3 g/l Dosage auch frei zur Geltung kommen kann. Reif, fein, stark, lang. Ein anderer, schon länger etablierter Klassiker von Maillart schloss die Reihe ab: Francs de Pied Blanc de Noirs Premier Cru 2005, das optimale Gegenstück zum Chardonnay, zeigte sich jetzt erstmals ansatzlos trinkbar und machte keinerlei Zicken, so dass ihm der Umweg über die Karaffe erspart werden kann. 

 

Champagne Pierre Paillard, Antoine Paillard

Wenn man an Bouzy denkt, denkt man oft an nichts Gutes. Zu plakativ gehen viele Erzeuger mit dem typischen Haselnussaroma der Trauben dieses Grand Cru um, als müsste man sonst nichts hinkriegen, außer eben dieses Haselnussaroma. Dass das schnell langweilt und den Champagner unnötig eingrenzt, müssen einige Winzer erstmal verstehen. Antoine Paillard hat's verstanden. Seine Vins Clairs sind zauberhaft. Die Lage Les Maillerettes ist mit alten Pinot-Reben bepflanzt. Der stahltankvergorene Wein ist reichhaltig, strotzt vor Löwenzahn, Kräutern bis hin zum Beifuss, hat eine schmelzige, lockende Süße und kann so wie er ist getrunken werden. Ähnlich ist es beim Les Motelettes, einem Chardonnay mit 11,2° Alkohol, also 0,1 über dem Maillerettes. Mächtig, selbstbewusst, mit zurückhaltenderer Säure, Malz, Kräuterzuckerl und Sauerkirsche.

Bouzy Grand Cru 60PN 40CH, im Stahltank vergoren, mit 5 g/l dosiert, ist immer eine sichere Bank und gegenüber letztem Mal gleich 2 Gramm in der Dosage gesunken, wobei ich noch weiteres Einsparpotential sehe. Nuss, Kirsche, Apfel, Brotrinde, ein bisschen Eukalyptus meine ich auch wahrgenommen zu haben. Gewaltig war der Blanc de Noirs Les Maillerettes 2009, mit 3 g/l. Orangenfilets in Joghurtsauce, herbe Schokoladensplitter und kandierter Ingwer. Toll und um Längen besser als die Vorgängerversion mit ihren dicklichen 8 g/l. Der Blanc de Blancs Les Motelettes 2009 hat für meinen Geschmack zu viel BSA abbekommen und wirkte laktisch, war damit aber noch nicht an der Schmerzgrenze angekommen, im Mund zeigte er sich forsch, schlank und sehr konzentriert bei der Arbeit, jedoch deutlich schwächer als der Pinot. Für einen Bouzy-Chardonnay völlig okay. Bouzy Grand Cru Millésime 2004, 50PN 50CH, mit 3 g/l dosiert, en Magnum serviert. Vom Vintage aus dem Hause Pierre Paillard war ich schon lange ein guter Freund, durch die gesunkene Dosage fällt es mir noch leichter bei der Stange zu bleiben. Der 2004er schmeckt wie ein idealer Kompromiss aus Maillerettes und Mottelettes.

 

Champagne Daniel Savart, Frédéric Savart

Eine der großen Erfolgsgeschichten der letzten fünf Jahre und die Geschichte eines weinfanatischen Champagnerwinzers. Die Vins Clairs aus Villers aux Noeuds und Ecueil sind deftig, fordernd und sehr stark, ganz wie die Champagner.

Die Cuvé Ouverture, seit zwei Jahren so etwas wie mein Lieblings- und Hauschampagner, war wie eine herzliche Begrüßung im eigenen Haus, so vertraut, gut, erholt und bester Laune wie nach der Rückkehr aus einem erlebnisreichen Urlaub. Die Cuvée L'Accomplie auf 2010er Basis legt immer etwas mehr an Komplexität drauf, durch den leichten Holzeinsatz und die um ein Gramm niedrigere Dosage von 5 g/l. Für mich ist das, um es in Masse zu trinken, schon einen Hauch zu viel, weshalb ich meist lieber beim perfekt ausgewogenen Ouverture bleibe. Der Bulle de Rosé aus 80PN 12CH und 8% Rotwein aus Ecueil, Stahltankvinifikation, mit 6 g/l dosiert, ist fein und schlank, nach den brachialen Einsteigern wirkt sie zerbrechlich und mit ihrer milden Frucht fast ein wenig schüchtern. Die Krönung der Range ist im Moment die Cuvée Expression, von der es nur den Inhalt zweier Fässchen gibt. Pinot Noir, der so abgründig ist, wie schwarze Magie. 

 

Champagne Vilmart & Cie., Laurent Champs

Die Vins Clairs von Vilmart zu probieren, lässt einen innehalten. Diesmal gab es den Les Blanches Voies aus Rilly la Montagne in doppelter Ausführung. Der reine Chardonnay geht in den Grand Cellier d'Or 2013, der Mix aus 80CH 20PN landet in der Coeur de Cuvée 2013. Wahnsinnig nobel sind beide, aber auch so, als wollten sie gerade nicht gestört werden.

Die Champagner mussten sich dann aber die Störung gefallen lassen und machten das sogar ganz gerne. Der Grand Cellier, 70PN 30CH, auf Basis 2011 mit 2010 und 2009, verbrachte 10 Monate im Fuder und hat keinen BSA. Seine 9 g/l sind so gut versteckelt wie bei nur ganz ganz wenigen Champagnern. In diesem Segment so ziemlich das beste, was man frei kaufen kann und in rauhen Mengen tun sollte. Ein in allen Bereichen üppiger ausstaffierter Champagner ist der Grand Cellier d'Or 2009, dessen technische Daten dem Grand Cellier natürlich stark ähneln, nur dass es hier 80CH 20PN sind, bei einer Dosage von 8 g/l. Der Grand Cellier d'Or ist im Verhältnis zur Coeur de Cuvée das, was richtig guter Barbaresco im Verhältnis zum Barolo ist. Der agilere, flottere, früher trinkbare Wein, der sofort loslegt und Riesenspass macht. Das heisst nicht, dass die Coeur de Cuvée 2006, 80CH 20PN, von 50 Jahre alte Reben, mit 8 g/l dosiert, lahm wäre. Im Gegenteil, diese Coeur de Cuvée steckt, was ich bisher noch nie erlebt habe, den Grand Cellier d'Or einfach in die Tasche. So viel Raffinesse, so viele quirlige, konzertiert umherwuselnde Früchtchen, die sinnliche Holznote, die immer im rechten Moment, wenn die Früchtchen schon zu sehr zu toben drohen, besänftigend eingreift, das ist einfach bewundernswert. Die Cuvée Rubis kommt da nicht mit. 90PN 10CH mit 10 g/l dosiert, sind dann wirklich etwas zu langsam und mehr etwas für die Essensbegleitung bei Paul Bocuse, wo alles auf Sättigung ausgelegt ist.

 

Champagne Pierre Péters, Rodolphe Péters

Bei Rodolphe Péters Einlass zu erhalten, war einige Jahre lang gar nicht so leicht. Mehrmals stand ich vor verschlossener Tür, bzw. wurde abgewiesen, weil nix zum Verkaufen mehr da war oder weil die Bude voller amerikanischer oder japanischer Einkäufer war. Das hat sich etwas entspannt, der Ruf von Pierre Péters, der in USA wie Donnerhall klingt, in Deutschland aber eher der eines einsamen Rufers in der Wüste zu sein scheint, hat indes nicht etwa gelitten. Seine Vins Clairs sind nach wie vor Erlebnisse, ich glaube nur, dass die Traubenversorgung mitllerweile etwas einfacher für Pierre Péters geworden ist und die Lage sich deshalb entspannt hat. Ganz gleich, ich habe dieses Jahr drei einzelne Lagen probiert, die mich froh und glücklich stimmten. Der Le Mesnil Chardonnay Le Montjoly (daraus wird es ab dem 2012er Jhrgang einen neuen Einzellagenchampagner geben) war der weichste davon, der Chétillons war der präziseste, knackigste und der Mussettes war nochmal mächtiger, nussiger, dichter, dunkler, gewaltiger als der Chétillons. Mounmental ist eine gar nicht so fernliegende Qualifikation dafür. 

Die Champagner begannen mit dem Perle, auf 6,5 g/l dosiert. Weich und fruchtig, Candy mit Sahne, ein Einstieg in die Péters-Welt, der irreführend ist, denn die Perle ist eigentlich untypisch. Trotzdem schmeckt sie gut, weil der Candykram nicht dauerhaft vorschmeckt, sondern einen kräftigen Chardonnay verdeckt, der sich mit Luft aber schnell freikämpft. Der L'esprit 2009 ist ein Champagner, der das Messer zwischen den Zähnen hat und sich nicht erst freilämpfen muss. Alles ist hier konkret und greifbar, bei 4,5 g/l auch nur wenig Speck, kein Candy, dafür männliche Herbe und ein interessantes Duell der vier südlichen Grand Crus der Côte des Blancs. Das Finale bildet der bereits weithin bekannte Chétillon 2007, Le Mesnil Chardonnay, der zupackt. Gesunde Reife, die Orangen-Ingewerstäbchen, Himbeerpurée, Johannisbeere, rote Grütze und markige Aromen in die Welt entlässt, sämig, konzentriert und lang. Einer der Champagner, auf deren Reifepotential ich nichts verwetten möchte, weil sie schon jetzt so viel zu bieten haben, dass ich immer befürchte, dass sie bald augebrannt sind, bei denen aber die tollsten Entwicklungen möglich sind.

Artisan de Champagne: Vilmart & Cie.

Laurent Champs auf einer Verkostung zu treffen und ihm einfach nur zuzuhören, ist lehrreich wie eine Stunde Bildungsfernsehen. Genau deshalb habe ich mit jeden Schluck Vilmart Champagner das Gefühl, schlauer zu werden.

1. Grand Cellier

70PN 30CH, vier Jahre Hefelager.

Feiner Holzeinsatz, pikante Säure, eleganter Auftritt, einer der besten Premier Crus seiner Klasse.

2. Grand Cellier d'Or 2006, dég. Februar 2011

80CH 20PN.

Holz. Masse. Beweglichkeit. Ausgelassenes Vergnügen. Ich neige in meiner unabbremsbaren Champagnertrinkfreude dazu, die knapp unter den eigentlichen Spitzencuvées der verschiedenen Häuser angesiedelten Champagner zu favorisieren. Das liegt einfach daran, dass die immer dann, wenn meine knappe Geduld erschöpft ist, schon trinkreif sind und nicht noch ewige Jahre lagern müssen, bevor ich wieder mit Genuss ran darf. So auch bei Vilmart, wo ich den Grand Cellier d'Or mit ein bis zwei Jahren Flaschenreife fast immer besser finde, als die Coeur de Cuvée.

3. Coeur de Cuvée 2003, dég. Juni 2011

80CH 20PN, 50 Jahre alte Reben, 10 Monate Barrique, mit 5 g/l dosiert.

Sehr reif, rahmig, pilzig, aber auch mit Limettengranité, Grand Marnier und Kumqat; trotz der relativ niedrigen Dosage und des bis ins Letzte rausgekitzelten Zitrusfrucht gehörig süß.

Magnumparty

Mehr noch als jedes andere Datum im Jahr ist Silvester ein Champagnerdatum. Deshalb gab es zu Silvester eine Magnumparty, bei der sich das Flaschenformat en passant auf seine Kriegswaffentauglichkeit oder zumindest auf seine Eignung für das Abfeuern von Silvesterraketen praktisch untersuchen ließ.

Da für einen originalgetreuen Nebelwerfer sechs glatte Rohre erforderlich sind, mussten erst sechs Magnums geleert werden, im Verlauf der Vorbereitungsarbeit war dabei sogar noch Zeit, Appetit und Muße für erstaunliche Experimente, wobei ich eine koffeinfreie Coke Deluxe (d.i. koffeinfreie Coke mit Jahrgangschampagner aus der Magnum) nur um Haaresbreite letztlich doch nicht zubereitet habe.  

I. Paul Michel, Blanc de Blancs Premier Cru 1988 en Magnum

Der Erzeuger aus Cuis ist Mövenpick-Kunden als deren Hauschampagner bekannt. Ob er das schon war, als der 1988er in den Handel kam, weiß ich nicht. Was ich aber schnell festgestellt habe ist, dass dieser Champagner seinen Zenit schon lange überschritten hat. Vielleicht ist Cuis nicht das Örtchen, aus dem die Granatenchardonnays kommen, vielleicht ist aber auch Paul Michel nicht der Erzeuger für langlebige Champagner. Ich vermute das letztere. Daher wanderte der Champagner dann auch in das Käsefondue, wo er allerdings eine tragende Rolle spielte und sich sehr gut mit Kirschwasser und Bergkäse verband.

II. Vilmart, Grand Cellier d'Or 2000 en Magnum

Einer der stärksten Champagner des Abends, wenn nicht sogar gleich ganz Gesamtsieger war der 2000er Vilmart, der sich in anspruchsvoller Umgebung befand. Zunächst hätte ich ihm nicht zugetraut, seinen älteren Jahrgangsbruder zu überflügeln, von den Prestigecuvées ganz abgesehen. Der Grand Cellier d'Or 2000 war auf den Punkt gut; geschmeidiges, von der kräftigen Aromenstruktur gut eingebundenes Holz ließ ihn unangreifbar erscheinen, der Auftritt am Gaumen war dementsprechend selbstbewusst.

III. Vilmart, Grand Cellier d'Or, 1995 en Magnum

Stark, mit dem 2000er offensichtlich eng verwandt, aber nicht gleichermaßen auf den Punkt war der 95er Grand Cellier d'Or. Das Holz konnte man gut wahrnehmen, auf eine andere Weise freilich, als beim frischen 2000er, denn der Champagner hatte sich ja schon ein paar Jährchen entwickelt.

IV. Vilmart, 'Solera' aus Grand Cellier d'Or 1995 und 2000

Eine mehr als interessante Erfahrung war der Mix aus Grand Cellier d'Or 1995 und 2000. Arithmetisch wäre es am ehesten ein 1997er, geschmacklich war der Mix ebenfalls sehr dicht dran, vielleicht aber noch eine Spur besser, dank der überaus guten Form, in der sich der 2000er präsentierte und wohl auch dank des guten 95er Materials.

V. Taittinger, Comtes de Champagne 1995 en Magnum

Unter den Prestigecuvées stets eine sichere Bank, im Vergleich mit dem prächtig aufgelegten Vilmart merkte man aber vor allem, dass die raffiniert kaschierte aber letztlich doch relativ hohe Dosage dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Typ smarter Entertainer und damit ganz aus dem Holz, aus dem auch Pierre-Emmanuel Taittinger selbst geschnitzt ist.

VI. Pol-Roger, Cuvée Sir Winston Churchill 1995 en Magnum

Leider etwas verschnupft zeigte sich der sonst so zuverlässige SWC. Wo gewöhnlich kein Mangel an Pinotkraft und stahlhartem Chardonnay herrscht, war nachgiebige bis schwammige Struktur und eine unentschiedene bis diffuse Aromatik auszumachen. Anzeichen für einen Korkschleicher vielleicht, vielleicht aber auch Ausdruck langsamer Reifung und längeren Verbleibens in aromatisch indifferenten Entwicklungsphasen. Wäre es nicht meine letzte SWC 95 Magnum gewesen, würde ich grundoptimistisch übrige Flaschen nach dieser Erfahrung für längere Flaschenreifung wegpacken.

VII. André Robert, Blanc de Blancs Grand Cru 2003 en Magnum

Definitiv kein Chardonnayjahr war 2003 für Champagne Robert aus Le-Mesnil. Schwermütig und nur mit einem verzweifelten, ins Bittere schlagenden aufbäumen annähernd den Ausdruck von Lebhaftigkeit vermittelnd, außerdem praktisch säurelos. 

Wie sich um Mitternacht herausstellte, eignen sich Champagnermagnums nur bedingt für den Abschuss von Silvesterraketen. Denn das Holzstöckchen, das an der eigentlichen Treibladung befestigt ist und gemeinhin in leere Sektflaschen gesteckt wird, neigt bei ungünstigem Winkel dazu, sich mit der Bodenausbuchtung von Champagnerflaschen zu verkeilen, so dass die Treibladung nicht mehr ausreicht, um die Rakete aus der Flasche zu ziehen. Das führt zu hautnahen, auf Augenhöhe stattfindenden Explosionssensationen mit staunenden Aaaahs und Ooohs aus der Zuschauermenge und ggf. jeder Menge Verletzten, ist aber dennoch eine Mordsgaudi.

Bericht von der Champagne Master Class

Die I. Champagne Master Class im Club B der Résidence in Essen-Kettwig war eine Mischung aus phantastischem Zweisterne-Menu und einer tour d'horizon durch die Champagne, bei der es mir darum ging, möglichst viele Typizitäten und Facetten des Champagners zu illustrieren. Die überragende Küchenleistung von Henri Bach verdoppelte dabei das Champagnervergnügen und kitzelte bei manchem Champagner noch Eindrücke heraus, die in einer reinen Nur-Champagner Probe sicher verlorengegangen oder nicht ausreichend gewürdigt worden wären. Viele Champagner stellten ihre Gastroaffinität unter Beweis, manche liefen überhaupt erst zum Essen zu Bestform auf.

Im Einzelnen:

O. Opener: Philipponnat, Royal Réserve en Magnum, dégorgiert im September 2009

40-50PN 15-25PM 30-35CH, überwiegend Stahltank, 25-40% Reservewein aus Soleraverfahren. 9g/l. Das Haus hat ca. 17ha in Mareuil-sur-Ay, Ay, Mutigny und Avenay Val d'Or.

dazu: Ziegenkäsevariationen

Den Opener von Charles Philipponnat nahmen wir bei strahlend schönem Wetter am Stehtisch vor der Résidence ein. Die Dosage war unaufdringlich, der Champagner zeigte eine schöne, herbfrische, minimal rauchige Art, war erkennbar jung, doch mit einer harmonischen, wohlgeformten Rückenpartie ausgestattet, die sich dem Solera-Reservewein verdankt.

***

I.1 Jacky Charpentier, Cuvée Pierre-Henri (Extra Brut)

100PM von ca. 55 Jahre alten Reben in Reuil und Châtillon-sur-Marne, Fassausbau, Bâtonnage, dabei kein biologischer Säureabbau (BSA), 4,5g/l. Rebbesitz auf ca. 12ha in Villers-sous-Châtillon und in der Vallée de la Marne.

I.2 Tarlant, Vigne d'Or (1999, Extra Brut), dégorgiert von Hand am 13. Juli 2004

100PM, von damals 51 Jahre alten Reben aus der Einzellage Pierre de Bellevue, Fassausbau und Bâtonnage, kein BSA. 4g/l. Benoit verfügt über 13ha in Oeuilly, Boursault und Celles-les-Condé.

dazu ein erster Gruß aus der Küche: Variationen von Foie Gras als Eis, Mousse und Terrine, mit einem Stückchen Streuselkuchen

sowie ein zweiter Gruß aus der Küche: Hummerbisque mit Hummerhappen

sodann: marinierte Cantaloupe-Melone | Kaisergranat | Wiesenkräuter

Den ersten flight gab es vorweg als winziges Verkostungsschlückchen ins Glas, denn die freundlichen Küchengrüße bedurften einer adäquaten Begleitung auf dem Weg den Schlund hinab. Zum analysieren war das natürlich nichts, das ging erst mit dem ersten größeren Schluck, der passgenau vor dem Kaisergranat serviert wurde.

Der Charpentier zeigte sich herb, mit der kräuterigen und leicht rauchigen Nase, die er in seiner Jugend scheinbar immer hat. Säure und Holz waren nicht wahrnehmbar, der Champagner wirkte mürbe, ja etwas schläfrig und gewann mit Luft nicht hinzu, sondern blieb die ganze Zeit so. Damit bildete er jedoch einen sehr schönen Begleitchampagner für den Kaisergranat und die Wiesenkräuter.

Wie anders dagegen der Tarlant. Ein Kickstarter mit knalligem Eukalyptusduft und einer Duftfülle, die ich sonst noch von australischen Syrahs gleichen Alters kenne, der Elderton Command Shiraz beispielsweise, der Noon Eclipse Grenache 1999 oder der Fox Creek McLaren Vale Reserve Shiraz 1998 waren auf Anhieb so. Zum Krustentier verhielt er sich etwas angestrengter gespannt, trug jedoch solo deutlich den Sieg über den Pierre-Henri davon, auch weil er sich unentwegt fortentwickelte und noch längst nicht den Eindruck erweckt, als wollte er langsam Reife- oder gar Alterungserscheinungen zeigen.

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II.1 Champagne Doyard, Cuvée Vendémiaire Multi Vintage (2004, 2002, 2001), dégorgiert im Dezember 2009

100CH, 50% Fassausbau ohne Bâtonnage, BSA bei 30%. Flaschenfüllung im Mai 2005. 7g/l. Yannick Doyard hat 10ha in Vertus, Le Mesnil-sur-Oger, Oger, Avize, Cramant, Dizy und Ay.

II.2 Robert Moncuit, Grande Cuvée Blanc de Blancs Grand Cru 2004

100CH von über 40 Jahre alten Reben. 8g/l. 8ha ausschließlich Chardonnay, ausschließlich aus Le-Mesnil-sur-Oger.

dazu: geräucherter Yellowfin als Filet und Tartar, in der Petri-Schale serviert | Wasabimayonnaise | Felchenkaviar

Als der Thun hereingetragen wurde, war noch nicht zu ahnen, was da kommen würde. Lediglich ein gewisses Klappern schien ungewöhnlich. Das Klappern rührte daher, dass der Thun in Petrischalen serviert wurde, die mit Glasdeckeln verschlossen waren. Mit dem Abheben der Deckel entfaltete sich dann schlagartig ein Duft von Lagerfeuer, Buchenholz und frischem Rauch im Club B der Résidence – ein schöner Auftakt für den nächsten Gang. Da es sich um einen reinen Chardonnayflight handelte, war mir die Wahl der passenden Champagner vorab schwer gefallen. Wohl hätte man "S" de Salon, Clos du Mesnil, Perrier-Jouet Belle Epoque Blanc de Blancs öffnen können. Denn jeder dieser Champagner ist hochgradig typisch für seine Gattung und gleichzeitig hochgradig außergewöhnlich. Doch bin ich der Ansicht, dass diese Champagner ein wesentlich höheres Maß an Konzentration verdienen, als sich das in einer Verkosterrunde gewährleisten lässt, bei der es nicht nur um den akademischen Aspekt der Probe geht, sondern vor allem auch um den Genuss im Rahmen eines ausgedehnten Menus. Daher blieb ich am anderen Ende der Preis- nicht jedoch der Qualitätsskala.

Mit Yannick Doyards Vendémiaire konnte ich ein Gewächs öffnen, auf das der Erzeuger zu Recht sehr stolz ist. Jung, stämmig, bärenstark. Auf dem Teller fand er sein Pendant im Thunfischfilet, das dunkel, saftig, lüstern, einladend, und auf mich sogar ein wenig geheimnisvoll wirkte, es bildete sich eine sehr fordernde Allianz. Der Kombination fehlte es dennoch etwas an Eleganz.

Klarer Sieger am Tisch war auch nach meiner Meinung in diesem flight der Jahrgangschardonnay von Moncuit. Der hatte seinen Einstand ja schon bei anderer Gelegenheit in der Résidence gefeiert. Damals hatte ich ihn zur Frühlingsrolle und zum Wan-Tan-Hummer, zum Sellerie-Pumpernickel und zu anderen Variationen mit Fenchel genossen. Dieser Champagner bietet Apfelsexyness, die man Ernst zu nehmen hat. Zum feinen Tartar entafaltete sich ein zauberhaftes Ingwer-Bitterorangenaroma, das wohl jeden am Tisch betört hat. Im Gegensatz zum Doyard, bei dem die mitschwingende Räuchernote Cowboyfeeling verbreitete, wairkte sie hier von so asiatisch und puristisch wie ein Parfum von Issey Miyake.

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III.1 Cedric Bouchard (Les Roses de Jeanne) Cuvée Inflorescence (2008, Brut Nature)

100PN aus der Lage Val Vilaine, fussgestampfter Most, in Edelstahltanks vergoren. Kein Dosagezucker. Cedric Bouchard verfügt über insgesamt nur 3ha in Celles-sur-Ource.

III.2 André Clouet, Un Jour de 1911 Multi Vintage (2002, 2001, 2000)

100PN. 10ha in Bouzy.

1911 Flaschen von alten Reben, unfiltriert, ungeklärt, ungeschönt, vinifziert wie 1911.

dazu: Jakobsmuscheln | Wakame Algen | Ingwergelée | Tom Ka Kai

Die Inflorescence von Cedric Bouchard wirkte rund, zeigte minimalen Babyspeck und machte noch nicht den Eindruck, als sei sie besonders ausgereift, was angesichts des Jahrgangs und der kurzen Hefeverweildauer kaum überrascht. Diesen raren Champagner wollte ich der Runde aber nicht vorenthalten haben, denn er ist ein Vertreter von der "neuen Aube". Dieses Stieftochtergebiet macht zur Zeit eine positiv unruhige Zeit mit vielen Neugründungen und experimentierfreudigen Winzern durch. Cedric Bouchard ist einer der wichtigsten Vertreter dieser Entwicklung und seine Inflorescence ist alles andere als ein Vieilles Vignes Francaises – doch dieser Champagner ist ein emblematischer Pinot-Noir aus einer Gegend, die in der Champagne niemand für konkurrenzfähig mit Bouzy, Ambonnay oder Ay gehalten haben würde. Seine seidige, verführerische Art passte meiner Ansicht nach besonders gut zu dem zwischen Jod und Gurke changierenden Algensalat und zur Jakobsmuschel.

Die "Jour de 1911" Champagner öffne ich immer zu früh. Sie machen mir aber jedes Mal so viel Spass, dass ich nicht die Finger davon lassen kann. Hier zeigte er sich wieder mit höchster Spielkultur, dem würzigen Tom Ka Kai locker auf Augenhöge begegnend: Galgant, Kokosmilch, Brühe, Zitronenmelisse, Verbene, Hagebutte, Goji-Beere, Cranberry, Schattenmorellen – alles lief so mühe- und kollisionslos durcheinander, dass ich zeitweise nicht wusste, woher welches konkrete Aroma kam, vom Tom Ka Kai oder vom Champagner.

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Pirat I.1 Bagrationi 1882, Finest Vintage 2007

100 Chinuri, Flaschengärung.

Pirat I.2 Robert Camak, Brut 2007

80% Riesling 20% Chardonnay, Flaschengärung. Kein BSA. 15,2g/l.

Die beiden Piraten wurden schnell als solche erkannt, womit ich bei der Probenplanung gerechnet hatte. Nachdem die drei Hauptrebsorten Gelegenheit hatten, sich vorzustellen, wollte ich nicht nahtlos mit den Rebsortencuvées beginnen. Eine Zäsur musste her und zum Glück hatte ich zwei etwas abseitig erscheinende Schäumer parat, die nichtsdestoweniger einem guten didaktischen Zweck dienen konnten. Den Georgier in einem so noblen Umfeld zu erleben, war für mich besonders spannend, er schlug sich dabei nicht schlecht, traf jedoch niemandes Geschmack so richtig. Der kroatische Sekt konnte durchaus einige Stimmen auf sich vereinigen, seine Aprikosenmusnatur, vermischt mit der milden, eigentlich gar nicht vorhandenen Säure und dem Ausklang von naturtrübem Apfelsaft ist sicher kein Sekterlebnis, das einen befeuert, dafür ist der Sekt zu behäbig. Er ist aber auf eine angenehme, pfälzisch anmutende Weise behäbig, die ihn sympathisch macht.

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IV.1 Chartogne-Taillet, Cuvée Fiacre 2000

40PN 60CH von alten, zum Teil wurzelechten Reben. Mit geringerem Flaschendruck von ca. 4,5 bar als klassischer Crémant erzeugt. 8g/l. Alexandre Chartogne hat 11ha in Merfy, Chenay und St. Thierry. Selosse-Schüler.

IV.2 Leclerc-Briant, Cuvée Divine 2004

50CH 50PN aus Dizy, Cumières, Daméry, Hautvillers. Biodynamisch (demeter). 7-8g/l. Pascal Leclerc bewirtschaftet 30ha und betreibt ein Resozialisierungsprojekt für Jugendliche auf dem Gut.

dazu: Tramezzini vom Kaninchen | Vanillemöhren | Löwenzahn

Dann ging es auf zum ersten Cuvéeflight. Wieder sollten sich zwei Champagner den Verkostergaumen stellen, die alle noch in guter Verfassung waren.

Beim Fiacre merkte man den niedrigeren Flaschendruck nicht unbedingt. Er war in frischer Verfassung, die Balance zwischen Pinot und Chardonnay war praktisch perfekt, ein klarer Rebsortencharakter ließ sich nicht mehr ausmachen, hier zeigte sich zum ersten mal im Laufe des Abends, was Verschneidekunst bewirken kann. Die Vanillemöhren – manchem waren sie zu krachend, andere mochten genau das – und der Champagner waren eine gelungene Kombination und gefielen mir an diesem Gang besonders gut.

Druckvoller, stärker moussierend wirkte im Vergleich der Divine von Leclerc-Briant. Ich meine nicht, dass die Perlage groib wirkte, wie versciedentlich angemerkt wurde, will das aber auch nicht kategorisch ausschließen, wobei ich das hauptsächlich mit dem Crémantcharakter des Fiacre erklären würde. Der Divine ist ein Champagner, der auch im klaren Kontrast zu den Monocrus von Leclerc-Briant steht. Dieser Champagner ist dicht, wuchtig, aber er gehört nicht zu den rasiermesserscharfen, ultrapräzisen Champagnern. Darin unterscheidet er sich z.B. von den Chèvres Pierreuses aus gleichem Hause.

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V.1 Armand de Brignac, The Ace of Spades Blanc, dégorgiert im März 2009

40CH 40PN 20PM. 2005er Basis mit Reservewein aus 2003 und 2002. Trauben aus Grand- und Premier Crus (Chouilly, Cramant, Avize, Oger, Le Mesnil und Ludes, Rilly-la-Montagne, Villers Allerand, Taissy, Villers Marmery, Montbre, Pierry, Damery, Vertus, Mareuil-sur-Ay). 9,65 g/l. Der Dosageliqueur lagert neun Monate im burgundischen Holzfass. Erzeuger ist das Haus Cattier aus Chigny-les-Roses.

V.2 Vilmart, Coeur de Cuvée 2001

80CH 20PN von über 50 Jahre alten Reben, Fassausbau ohne biologischen Säureabau, verwendet wird nur das Herzstück der ersten Pressung. Laurent Champs verfügt über 11ha in Villers-Allerand und Rilly-la-Montagne.

dazu: Perlhuhnbrust | Steinpilze | Fregola | Paprikacoulis

Rund. Harmonisch. Sehr elegant. Animierend und balsamisch die Kehle heruntergleitend. Das ist der beste Champagner der Welt. Das süssliche Paprikacoulis war ein anspruchsvoller und geeigneter Partner für den Armand de Brignac.

Wuchtig, holzig, aus dem Glas drängend, dabei so seidenglatt und trotzdem raumgreifend ist das Schätzchen von Vilmart. Von Beginn an zeigt er eine Nase von frischgeschnittenen Pilzen, die sich oft bei reifenden Champagnern entwickelt und die fabelhaft zu den Steinpilzen passte. Bemängelt wurde, dass Vilmart mit dem offensiven Holzaroma Leere zu überdecken versuchen könnte. Das finde ich eindrucksvoll anhand der schillernden Aromenvielfalt des Champagners widerlegt. Bei reifen Vilmarts zeigt sich, dass die herausgehobene Holzaromatik sich einbindet, nicht indem sie zurückgeht oder auf unerklärliche Weise abgebaut wird, sondern weil die fortschreitenden Flaschenreifearomen aufschließen, der Kontrast zwischen Primärfrucht und Holz ist eben doch ein anderer, als der von Champignon und Fass.

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VI.1 Perrier-Jouet, Belle Epoque 1979 en Magnum

45PN 5PM 50CH. 95 Punkte bei Richard Juhlin.

VI.2 Laurent-Perrier, Grand Siècle Lumière du Millénaire 1990

58PN 42CH. 95 Punkte bei Richard Juhlin.

dazu: Ziegenfrischkäse | Schwarze Oliven | Ofentomate

Dann kam der Rocker des Abends. Die Belle Epoque zeigte sich in famoser Form. Reif, gewiss mit Apfeltypik aus Cramant unterlegt, doch spielte das für mich nicht die Hauptrolle. Viel wichtiger war mir der bestrickende Mundeindruck. So präzis und messerscharf wie das japanische Seppuku-Kurzschwert, mit dem man früher u.a. die Köpfe gefallener Gegner abgetrennt hat. Kühlend, ohne ein Übermaß an reifetönen, die gleichwohl merklich vorhanden waren. Unausgezehrt, vielschichtig und entwicklungsfreudig, trotz praktisch fehlender Perlage klar als Champagner erkennbar und schnurgerade auf dem Weg in eine burgundische Zukunft. Sehr schön zum Ziegenkäse, der die feine Säure des Champagners angemessen erwiderte, sehr schön auch zu Oliven und Tomate und wahrscheinlich der Champagner mit der rundum besten performance des Abends.

Schwächer war der Grand Siècle, ich vermute deshalb, dass die Zeit für diesen Champagner trotz vereinzelt vielleicht noch anzutreffender besonders schöner Exemplare gekommen ist. Obwohl erkennbar jünger als die Belle Epoque, schien mir hier die Substanz schon wesentlich weiter von Reife- und Alterstönen in Mitleidenschaft gezogen. Nicht, dass der Sonnenkönig mit zerkratztem Gesicht dagestanden hätte, aber er wirkte doch, als sei ihm die Schminke arg verlaufen. Er konnte das aber bei Tisch noch wettmachen, zusammen mit den schwarzen Oliven und der gebackenen Tomate kam mir der Champagner um Längen besser vor.

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Pirat II.1 Bergdolt, Weissburgunder-Sekt 2005 (Extra Brut), von Hand dégorgiert 2008

Grundweine in Kabinettqualität aus dem Kirrweiler Mandelberg – kalkhaltiger Lössboden – im Stahltank ausgebaut. Kein BSA. 3g/l.

Pirat II.2 Robert Dufour, "Les Instantanés" Blanc Gormand Extra Brut (genauer: Blanc de Pinot Blancs, Brut Nature), 2003, Tirage am 12. Mai 2004 , dégorgiert am 15. Juni 2009

100PB. 10ha in Landreville.

danach: Himbeeren | Sauerrahmsorbet

Bergdolts Weißburgunder war ordentlich, für Sektverhältnisse sogar ziemlich gut, doch kam es darauf nicht an. Denn er sollte sich einer Herausforderung aus der Champagne stellen, sich auf ein Duell einlassen, das nicht offensichtlich von den Stärken der Champenois dominiert wurde. Denn sein Flightpartner war ein ebenfalls aus Weißburgunder gewonnener Champagner. Beide verfügen über eine für ihre jeweiligen Verhältnisse recht lange Hefeverweildauer, liegen technisch am untersten Ende der Süßeskala und selbst die Bodenverhältnisse sind sich nicht unähnlich. Umso überraschender war es – oder auch nicht -, dass der Champagner überwiegend, schnell und ohne Zweifel als Champagner identifiziert wurde. Besonderen Trinkspaß, das sei noch hinzugesetzt, hat er aber nicht bereitet, dafür fehlte ihm meiner Meinung nach Pfiff, Witz, Rasse, Schwung, Aroma, Sapnnung, ja eigentlich alles, was einen guten Champagner ausmacht. Zu den Himbeeren ließen sich dennoch beide Schäumer gut vertilgen und abgesehen davon, dass die Himbeeren mit dem Sauerrahm schon sehr gut waren, kam mir die Kombination von beidem mit jedem der beiden Blubberer exzellent vor.

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VII.1 Pommery, Falltime Extra Dry

100CH. Drei Jahre Hefelager.

VII.2 Pommery, Drapeau Sec NV (70er Jahre)

60-70PN 30-40CH, 27g/l.

VII.2 Abel-Jobart, Doux, Millésime 2004

60PM 40CH. 55g/l. 10ha Sarcy

dazu: Pfirsich | Zitronenthymian | Erdnusseis

Klarer Favorit war für mich der Falltime. Der wirkte wie ein besonders saftig geratener Standardbrut, den Chardonnay vermochte ich nicht unbedingt herauszuschmecken. Wahrscheinlich handelt es sich dabei überwiegend um Chardonnays von fruchtiger Art und vielleicht sind noch ein paar Trauben aus zugigen Ecken wie Grauves dabei, die den erfischenden Säureunterbau verantworten. Fein schmeckte mir der Falltime zum Zitronenthymian. Zum Erdnusseis passte natürlich der merklich gealterte Drapeau Sec recht gut, da kam Nuss auf Nuss, aber auch Sherry und einige flüchtige Säuren waren im Spiel und trübten mir den Gesamteindruck – wobei sich der Drapeau insgesamt wacker schlug. Keineswegs so süß wie gedacht war dann der Abel-Jobart, aber auch nicht besonders fordernd. Anders als beim Doux von Fleury kam hier keine erkennbare Säure dazu, oder ein begeisterndes Aromenspiel. Auch mit dem Dessert vermochte sich der Champagner nicht recht anzufreunden. Als Schlusspunkt des flights wirkte er am schwächsten.

Besuch bei Vilmart

 

Mit nur knapp 11 ha in der Montagne de Reims, im Premier Cru Rilly und Villers-Allerand, ist Vilmart flächenmäßig kein großer Erzeuger. Grand Cru steht ihm nicht zur Verfügung. Qualitativ gehört er dennoch zur Spitze. Die grundweine für Reserve und Cellier lagern zehn Monate lang in Fassreihen auf der linken Seite des ebenerdigen Fasskellers, diese Fässer haben 5000 Liter Fassungsvermögen. Die gehobenen Weine des Portfolios werden in Burgunderfässern aus Meursault ausgebaut. Laurent Champs, Enkel des letzten männlichen Namensträgers, hat die Zügel von seinem Vater René, dem Sohn von Nicole Vilmart übernommen. Er konnte leider nicht selbst ausschenken, wir haben uns folgende Champagner trotzdem schmecken lassen:

 

I. Grande Reserve

Die Grande Reserve ist die Visitenkarte des Hauses. Sie besteht zu 70% aus Pinot-Noir und zu 30% aus Chardonnay, die Reifedauer beträgt drei Jahre. Im Glas sind Kraft und zurückhaltendes Holz versammelt, die kühle Zitrusfrische schlanker, junger Chardonnays gibt dem Champagner eine schöne Elastizität und weinigen Anspruch.

 

II. Grand Cellier

Feiner, frischer, zitronen-limettiger, komplexer und länger als die Grande Reserve ist der Grand Cellier, der ein Jahr länger reifen darf, was ihm merklich guttut. Das Mischungsverhältnis aus Chardonnay und Pinot Noir bleibt dabei dasselbe. Dieser jahrgangslose Vertreter ist eines der besten Besipiele dafür, was ein Könner aus "nur" Premier Cru klassifizierten Reben machen kann.

 

II.I Coeur de Cuvée 2001

Eigentlich war ich auf den 2002er Grand Cellier d'Or scharf, denn der Jahrgang gehört zusammen mit dem 2004er zu den Jahren mit der bisher schönsten, gleichförmigsten, harmonischsten und elegantesten Entwicklung auf der Flasche. Ich war vom 2002er Grand Cellier d'Or verzückt, erwartete aber im Grunde nicht ernsthaft, davon noch etwas bekommen zu können, wo doch sogar der 2003er schon ausverkauft ist und 2004 in den Startlöchern steht. Also nahm ich etwas unmutig mit dem 2001er Coeur de Cuvée Vorlieb. Die Coeur de Cuvée ist Champs' Spitzencuvée aus 80% Chardonnay und 20% Pinot Noir, muss man wissen; aber ich war bockig, dass es den Grand Cellier d'Or nicht gab. Zu Unrecht, wie sich zeigen sollte. Zwar nicht so balanciert und schwerelos, anspruchsvoll und unterhaltsam wie der 2002er Grand Cellier d'Or, aber ein beeindruckender Wein nichtsdestoweniger. Zu Beginn mit einer backenfüllenden, wie ein Ballon aufgehenden, griffigen, tanninigen Weinigkeit, aus der sich eine pfeilgrade Säure löst, die sturzbachartige Sialorrhoe verursacht und jeden Anflug eines trocknenden Eindrucks wegspült. Ein Füllhorn der positiven Attribute liesse sich jetzt hier ausschütten, aber um es kurz zu machen: ich war versöhnt.

 

IV. Cuvée Création 1999

Die Cuvée ist so etwas wie eine zweite Spitzencuvée des Hauses. In transparenter Flasche, mit einem der Kirchenfenster von René Champas als Etikettenmotiv, sieht sie auch sehr schön aus. Nach der Vorstellung, die Laurent Champs' Coeur de Cuvée gegeben hatte, schien mir diese zu 70% aus Chardonnay und 30% Pinot-Noir bestehende Cuvée als genau das, was die Zusammensetzung schon ankündigt: einen Schritt zurück in die weinige, von rundlichem Pinot geprägte, gediegene Gemütlichkeit einer erzbischöflichen Residenz. Man merkt, die Creation ist gegenüber der Coeur de Cuvée völlig anders strukturiert und spricht den hedonistischen Genussmenschen vielleicht sogar noch eher an, als die dynamische, katzenhafte Coeur de Cuvée.