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Category Archives: Champagner

Hier dreht sich alles um Champagner.

Artisan de Champagne: A. Margaine

Auf dem Weg von Reims nach Epernay kommt man durch Montchenot, ein völlig nichtssagendes Straßendorf, das nicht der Rede wert wäre, wenn dort nicht mit dem Grand Cerf eines der besternten Restaurants der Champagne seinen Sitz hätte und seinen rühmenswert günstigen Mittagstisch feilböte. In Montchenot kann man nach Osten in die Montagne de Reims abbiegen dann ist das erste Örtchen Villers-Allerand es folgen die Premier und Grand Crus der Montagne wie auf einer Perlenkette. Gelangt man an deren nordöstliches Ende, findet man sich in Verzy wieder. Von dort aus kann man über das durch David Léclapart berühmte Trépail runter nach Ambonnay und in die Grande Vallée de la Marne fahren. Zwischen Verzy und Trépail liegt Villers-Marmery, das mir zuletzt bei der Vin Clairs Verkostung mit Régis Camus aufgefallen ist. In Villers-Marmery ist Champagne Margaine beheimatet. Arnaud Margaines Champagner habe ich mir aber nicht direkt unter dem Blickwinkel ihrer athletischen Fähigkeiten zu Gemüte geführt, sondern ganz unvoreingenommen in ihrer Eigenschaft als jüngste Kollektion des Erzeugers.

1. Cuvée Extra Brut, dég. Januar 2012

100CH, 2007er Basis, mit 4,5 g/l dosiert.

Für einen Blanc de Blancs Extra Brut sehr fruchtig, Sauerkirsche, Acerola, roter Apfel, fast immer ein Merkzeichen für die Montagne, das Sézannais oder die Aube. Hier kam gegen Ende eine leicht gerbende Note hinzu, die in der Blindverkostung der beste Hinweis auf Montagne ist.

2. Cuvée Traditionelle, dég. Februar 2012

90CH 10PN, 2009er Basis, mit 9 g/l dosiert.

Etwas kurz geratener Champagner, trotz seines für die Gegend gar nicht mal so ungewöhnlich hohen Chardonnayanteils. Ordentlich, aber nicht umwerfend. Vielleicht gegen Jahresende in besserer, länger schmeckender Verfassung.

3. Cuvée Special Club 2006, dég. Februar 2012

100CH von drei Parzellen, mit 8,5 g/l dosiert.

Braucht noch seine Zeit, wirkt trotz der reichlich 8,5 g/l Dosage sehr stramm und zwackt gehörig.

Artisan de Champagne: Nicolas Maillart

Aus Ecueil, einem Premier Cru (90%) etwas westlich der Strecke von Epernay nach Reims, kommen gleich zwei Artisans de Champagne, Nicolas Maillart und Daniel Savart. Den Champagner von Nicolas Maillart, um den es hier geht, kenne ich schon ein paar Jahre und er beweist jedes Mal, dass Ecueil mehr ist, als ein von Armut, Skrofeln und Steuereintreibern heimgesuchter Elendsweiler.

1. Vin Clair: Chardonnay Premier Cru Chaillots Gillis 2011

Trauben aus Ecueil und Bouzy (sic!), Fassvinifikation und -ausbau, bâtonnage, kein BSA; unfiltriert.

Chlor und Banane, viel frischer Hefeteig, im Mund schon ganz beweglich und erkundungsfreudig.

2. Blanc de Blancs Premier Cru Chaillots Gillis 2004, handdégorgiert Dezember 2011

Kein BSA, mit 3 g/l dosiert.

Erbarmungslos, explosiv und von Beginn an auf der Überholspur. Ein Grand Cru Killer, im Moment mein Lieblingschampagner von Maillart.

3. Cuvée Platine Premier Cru

80PN 20CH, mit 8 g/l dosiert.

So wie das safety car in der Formel 1 neben den Hauptakteuren wirkt, als würde es mit angezogener Handbremse fahren, wirkt die Cuvée Platine nach dem Lagenchampagner. Dafür bekommt man alles deutlicher mit. Mandarine, Apfel, weißer Pfirsich, im Mund leicht, aber nicht wirkungslos.

4. Francs de Pied Blanc de Noirs Premier Cru 2005

100PN, gepflanzt 1973, Fassvinifikation und -ausbau, bâtonnage, kein BSA, unfiltriert; mit 3 g/l dosiert.

Herb und eigenwillig, neben dem mit Kreidestäbchen belegten und mit Limette garnierten Toastbrot ist vom Jahrgangscharakter noch nur wenig zu erahnen. Kann man sicher gut zum Essen trinken, sollte man aber lieber sein lassen und in frühestens vier Jahren wieder anrühren.

Artisan de Champagne: Lancelot-Pienne

 

Noch ein Solerawinzer. Passend zum Namen heißt die Visitenkartencuvée nach der Tafelrunde von König Artus. Lancelot-Pienne gehört in Cramant zu den Winzern, denen es weniger auf Balance anzukommen scheint, als auf einen herzhaften, vom Terroir durchaus mitgetragenen Stil.

1. Cuvée de la Table Ronde Grand Cru Brut Nature

100CH aus Cramant, Avize und Chouilly, 2007er Ernte und ca. 15 Jahrgänge Solerareserve.

Sehr würdiger, kräftiger, von der Solera abgerundeter Champagner, der sich als Brut Nature sehr gut schlägt.

2. Cuvée de la Table Ronde Grand Cru Brut

Zusammensetzung wie der Extra Brut, wirkte auf mich mit seiner Muscovadozuckernote zunächst etwas eigen, wurde dann limonadiger, wenngleich sehr gefällig und für die meisten unbefangenen Verkoster sicher vorzugswürdig.

3. Blanc de Blancs Grand Cru

2008er Basis aus den Coteaux Sud d'Epernay Monthelon, Mancy, die 20% Reserve sind wieder Solera; mise en bouteille 2009, mit 8 g/l dosiert.

Weißer Blütenteppich, weißer Pfirsich, ausgewogener und aromatisch stimmiger, als der Table Ronde Brut.

4. Cuvée Sélection

62PM 28CH 10PN, 2007er Basis, mise en bouteille 2008.

Für einen Winzer aus Cramant ist der Meunieranteil hier ungewöhnlich hoch. Macht nix, Giles Lancelot kann damit umgehen. Der Champagner ist sonnig, freundlich, mit einer Mischung aus sehr reifer Ananas und Grapefruit, da habe ich von Winzern aus der Vallée de la Marne – und dort sind ja die Meunierspezis zu Hause – schon schlechtere, dünnere, brotigere, fadere Champagne getrunken.

Artisan de Champagne: Champagne Huré Frères

 

Aus Ludes stammen die Huré-Champagner. Der Name wird in Deutschland sicher einige falsche Erwartungen und Assoziationen wecken. Dabei ist Francois Huré ein Winzer, der sich sehr genaue Vorstellungen von dem macht, was er auf die Flasche bringt. BSA lässt er z.B. meistens bleiben. Jahrgänge dagegen gibt es bei ihm jedes Jahr, als Kalibrierchampagner und um den Geist eines jeden Jahres in Flaschen gebannt zu haben. Besonders hervorzuheben ist seine schon im Jahr 1982 angefangene Solera, die zu den ältesten der Champagne gehören dürfte.

1. Brut l'Invitation

15CH 45PM 40PN, 2008er Basis mit 30% Reserveweinanteil, BSA, mit 8 g/l dosiert.

In der Nase stinkig, im Mund herb bis sogar leicht angestaubt, trotz der hohen Dosage und des schmeichelnden Jahrgangs. Haselnussig, Bergische Waffel ohne Kirsche, dafür kalkbestäubt. Müsste man in zwei, drei Jahren nochmal trinken.

2. Extra Brut Réserve

Auf Basis der Cuvée l'Invitation, diese wiederum auf Basis des 2007er Jahrgangs, mit 3 g/l dosiert.

Schweinespeck, Kirschkerne, Salz, Räucheraroma, Mandeln. Obwohl 2007 gegenüber 2008 das schwächere Jahr ist, scheint bei diesem gering dosierteren Basischampagner die dahintersteckende Idee durch. Für die Zeit, in der die Cuvée l'Invitation liegen sollte, empfiehlt sich der puristischere, geschmacklich jetzt schon gut abgreifbare Extra Brut.

3. L'Instantanée 2005

Drittelmix, mit 6 g/l dosiert.

Ruhig und ausgewogen, zwischen Honig, Ziegenfrischkäse und leicht gerbender, pflanzlicher Herbe. Sehr fein hineinkomponierte Säure.

4. N.N. Brut Nature – Solerachampagner 1982 – 2010, dég. 16. April 2012

Mise en bouteille im Juni 2010, Soll jetzt erstmals in den Handel kommen. Als ich den Champagner probiert habe, hatte er noch keinen Namen. Der Stoff aus Villers-Marméry wird sich jedoch bald schon einen guten Namen machen. Weinig und orangig, wie ein außergewöhnich milder Campari-O mit Fassausbau, dazu kommen limettige Töne, dann wieder reife Noten, alles noch bisschen durcheinander , aber mit einer kleinen Dosage sicher schnell im Glied, sit venia verbo.

Artisan de Champagne: Marc Hebrart

 

Die amerikanische Version der Champagner von Hebrart trägt das Dégorgierdatum auf dem Rückenetikett – verständlich, seit der Wine Advocate keine jahrgangslosen Champagner ohne Dégorgierdatum mehr annimmt. Und gut so. Nur schade und unverständlich, dass Jean-Paul Hebrart als einer der geschätztesten Winzer in Mareuil das nicht bei allen Märkten so praktiziert.

1. Sélection

65PN aus Mareuil-sur-Ay 35CH aus Chouilly

Sehr easygoing, trotz seines bedeutenden Pinotanteils überwiegend apfelig und so angenehm kühlend, wie Quarkwickel auf verbrannter Haut.

2. Special Club Premier Cru 2006 en Magnum

55PN aus Mareuil-sur-Ay 45CH aus Oiry und Chouilly

Gerbender, ernster und herber als der Sélection, ein Champagner, der seinem Special Club Classement etwas bemüht gerecht zu werden versucht.

3. Rive Gauche/Rive Droite Grand Cru 2005

50CH aus Oiry und Chouilly 50PN aus Ay, mit 4 g/l dosiert.

Die eigentliche Prestigecuvée von Hebrart. Gezuckerte Erdbeere, Maraschinokirsche, Johannisbeersorbet, das knisternd in den unanständigen Teil des Abends überleitet.

Artisan de Champagne: Alfred Gratien

Nicolas Jaeger beantwortete geduldig alle Fragen die mir zur Cuvée Passation, anlässlich der Stabübergabe von Vater zu Sohn Jaeger herausgegeben, einfielen, und ließ sogar den Paradis Vin Clair 2011 probieren.

1. Brut Classic

44CH 44PN 12 PN, Vinifikation im Holzfass, kein BSA, anschließende Lagerung im Fuder.

Balanciert zwischen Holz und Säure, dabei von eher erfrischendem Charakter, wegen der frechen Äpfelsäure.

2. Millésime 1999

65CH 18PM 17PN. Reift unter Naturkork; Handdégorgement, mit 7-8 g/l dosiert.

Deutlich holziger als der Brut Classic, aber nicht überholzt, wurde wohl erst kürzlich dégorgiert (habe ich vergessen zu fragen), war nämlich noch nicht so weich, voluminös und einnehmend wie einige im Herbst 2011 getrunkene Flaschen.

3. Cuvée Paradis

70CH 30PN, 2005er Ernte.

Haselnuss und Mandelgebäck täuschen nur oberflächlich darüber hinweg, dass hier ein Champagner in Lauerstellung auf den richtigen Augenblick wartet, wie ein Eisvogel, kurz bevor er sich einen Fisch aus dem Teich holt. Hochkonzentriert, mit angespannten Muskeln, fertig zum Sprung. Physalis, Lime Juice, Tonic Water.

4. Brut Classic Rosé

Brut Classic mit 8% Vin Rouge de Bouzy.

Weinbergspfirsich, mit Himbeergeist angeschwipster Pfirsich Melba. Wieder so ein Champagner, der unter dem Radar fliegt, den kaum einer spontan benennen würde, wenn er nach einem richtig guten Rosé gefragt werden würde, der aber für mich einer der zuverlässigsten (Mittel-)Großhaus-, bzw. maison familiale Rosés ist.

Artisan de Champagne: Gonet-Médeville

Xavier Gonet und Julie Médeville ste3cken seit 2000 hinter dem Doppelnamen aus Bisseuil in der Grande Vallée de la Marne. Insgesamt bewirtschaften die beiden 12 ha mit 5 Premier Crus und 3 Grande Crus.

1. Tradition Premier Cru (Extra Brut)

70CH 25PN 5 PM, kein BSA, mit 6 g/l dosiert.

Fesch wie ein k.u.k-Leutnant in Ausgehuniform, wenn's drauf ankommt mit dem schneidigen Auftreten eines preußischen Ulanen. Sehr viel Zitrone. Gefiel mir nach vorangehend augiebiger Verkostung und ermattetem Gaumen strahlend gut. Ein ähnliches Erfolgsrezept hat übrigens der ebenfalls aus Ambonnay stammende Champagne H. Billiot mit seiner – mittlerweile soweit ich weiß weitestgehend von ihr selbst verantworteten – Cuvée Laetitia. Am Ambonnay-Chardonnay muss also was dran sein.

2. Blanc de Noirs Premier Cru (Extra Brut)

100PN, 30% altes Holz, kein BSA, mit 6 g/l dosiert.

Weicher, süßer, reifer war der Blanc de Noirs und damit die Paradedisziplin des sympathischen Erzeugers. Für mich hätte er etwas weniger Dosage oder mehr Flaschenreife haben dürfen. Eine Woche später zeigte sich diese strukturelle Schwäche im direkten Vergleich mit dem reinsortigen Meunier von Egly-Ouriet, der ein höheres Tempo und einfach mehr Dampf vorlegte.

3. La Grande Ruelle Ambonnay Grand Cru 2004 (Extra Brut)

100PN, 100% altes Holz kein BSA, mit 3 g/l dosiert.

Ein prickliger, an Orangina erinnernder Champagner voll kindlichen Übermuts auf der einen Seite und einer an reifen Dom Pérignon erinnernden Toast- und Pilzigkeit auf der anderen Seite. Gäbe es ein Sandwich mit Foie Gras, Trüffelsauce und englischer Orangenmarmelade, wäre dies der einzig passende Champagner dazu. Hat mich sehr berührt.

4. Coteaux Champenois Rouge d'Ambonnay

Den Vogel schoss aber, und das ist mehr als ungewöhnlich, der Rotwein von Gonet-Medeville ab. Eigentlich hätte ich mich ja schon drauf einstellen können, nachdem ich die roten Weine von Nicolas Rossignol (Volnay) und Gonet-Medeville geschätzt zu gleichen Teilen in den Händen der verschiedenen Winzer sah, die sich zwischendurch immer wieder mal einen Schluck Stillwein statt des obligatorischen Champagners genehmigten. Dass aber ein dermaßen starker Rotwein ins Glas käme, habe ich nicht vermutet. Veilchen, Tellycherry-Pfeffer, Kirsche, Aronia, viel Grip, null Luftton, samtig und weich, ein Mordsvergnügen, dieser Wein. Und das will einiges heißen, denn die stillen Roten der Champagne stehen selbst bei eingefleischten Champagne-Fans nicht im Ruf besonderen oder auch nur gehobenen Gaumenkitzels.

Artisan de Champagne: Pierre Gerbais

 

Aube. Stahltank. Weißburgunder. Pascal Gerbais verfügt über einen für Champagnerverhältnisse gewaltigen Bestand – alter! – Weißburgunder, gepflanzt 1904.

1. Cuvée de Réserve

60PN 40CH, 2008er Basis, mit 5 g/l dosiert.

Aus dem als plumper Bauerntrunk verkleideten Champagner wird mit etwas Luft der reinste Roadrunner. Verblüffende Mischung aus gekonnter Knackigkeit und moderater Komplexität mit langem Untehaltungswert.

2. N.N. Zéro Dosage

100PN, 2008er Ernte, 11 mg/L Schwefel total.

Eindimensional, hart und kurz. Wirkt auf mich nicht offensichtlich fehlerhaft, insbesondere nicht korkig, sondern einfach nicht sehr gelungen.

3. L'Originale Les Proies

100 Pinot Blanc, 2007er Ernte, mit 5 g/l dosiert.

Pascal Gerbais hat 4ha mit Pinot Blanc, das sind ziemlich genau 4% des Gesamtrebbesitzes dieser Rebsorte in der Champagne, die sich damit in seinen Händen befinden. Räucherspeck, Leberwurst, Apfel-Zwiebel-Stückchen. Nicht sehr lang, stark raumfordernd im Mund und sättigend.

4. Rosé

Assemblage aus Cuvée de Réserve und 12% Coteaux Champenois Rouge, mit 8 g/l dosiert. Unmittelbar nach der prise de mousse Lagerung sur pointe.

Der Aufwand lohnt sich. Der Rosé ist meiner Meinung nach Pascal Gerbais' bester Champagner. Buttrig, weinig, mit rotfruchtigen Noten, wie beim Abendbrot in Juan-les-Pins, wo ich als Austauschschüler gern den einfachen Roten mit ein paar reingeschnittenen Nektarinenspalten verzehrt habe, bevor es zur weiteren Abendgestaltung an den Strand oder auch mal nach Antibes hinein ging.

Weinbergsausflug mit den Champagne-Winzern (II/II)

Weiter ging's mit überwiegend stillen Champagne-Weinen, die zum zweiten Tel des Essens geöffnet wurde, einer sehr zünftigen Erntehelferspeise.

10. Pascal Docquet, Coteaux Champenois Le Mesnil Coeur de Terroir 2009

Ein weich geratener Chardonnay aus Le Mesnil, der wie Anfängerchablis schmeckt.

11. Horiot, AOC Rosé des Riceys "En Barmont" 2004

Eine Fruchtbombe, zur Boudin Noir und Schweinebauchstücken vom Grill fast nicht zu schlagen, trinkt sich jetzt perfekt und kann auch völlig ohne Begleitung aukommen.

12. Henri Goutorbe, Coteaux Champenois Ay Rouge

Ziemlich üppiger, etwas schwarzpfeffrig schmeckender Rotwein, der sich vor allem zum Essen empfiehlt.

13. René Geoffroy, Coteaux Champenois Pinot Meunier Cumières Rouge 2008

Ungeklärt, unfiltriert, der zweite Jahrgang nach dem Jungfernjahrgang 2004. Tulpenblütendurft. Vorrangig sauer, dann auch noch dünn, malzig, pflanzlich.

14. R. Pouillon, Coteaux Champenois Mareuil Premier Cru Rouge 2007

Beifuss, Pfeffer, Mehl. Panierte Gänsekeule könnte man damit runterspülen, die deutliche Säure des Weins würde dabei als große Hilfe dienen. Solo ist der Wein nichts für mich.

15. Léclapart, Coteaux Champenois Trépail Premier Cru Rouge 2002

Noch ein Säuerling, wenngleich gemäßigter als seine Vorgänger, mit fleischigem Aroma, gebratener Erdbeere, Morcheln. Kraftvoller und konzentrierter auch, als seine drei Vorgänger.

16. Lahaye, Coteaux Champenois Bouzy Rouge 1999

Veilchen, Lakritz, Cassis. Süße Reife, angestaubter Liebstöckel, im Mund noch sehr alert, obwohl eine Spur phenolisch anklingender Möbelpolitur dabei ist, die mich aber bei einem Coteaux dieses Alters nicht stört.

17. Bedel, Entre Ciel et Terre Brut 2002

100PM.

Zimthonigeis, Lebkuchenparfait, passte sehr gut zu einem nicht weiter definierbaren leicht salzigen Käse, auch zum Chaource sehr gut und ganz überragend, ja traumhaft gut zu einem 24 Monate alten Comté.

18. Hubert Paulet, Coteaux Champenois Pinot Noir 2004

Vinifiziert im Eichenfass. Angeflämmte Kräuter, Hummerbutter. Nicht so recht die Aromen, die ich in einem Pinot Noir erwarte. Wohl fehlerhaft.

19. Agrapart, Minéral Extra Brut 1992, dég. 2002

Stahltank. Wirkte mit seinen 5 g/l sogar schon hoch dosiert, machte aber noch einen jungen Eindruck, mit Quitte und sehr reifer Aprikose. Ließ mich trotzdem nicht jubeln.

20. Chartogne-Taillet, lieu-dit Orizeaux Extra Brut 2003

100PN, mit 10 g/l dosiert. Apfel, Rhabarber, Rote Bete. Die anfangs sehr prominente Säure wird behutsam von einer aus der Tiefe kommenden, d.h. gut integrierten Süße abgelöst.

21. Franck Pascal, Cuvée Prestige Brut 2003 en Magnum

Flacher, simpler, nicht so reif und aromatisch nicht so präzise wie der Orizeaux. Vielleicht liegt das am Flaschenformat.

22. Vincent Couche, Sensation 1997 en Magnum, frisch dégorgiert (3 Tage)

CH aus Montgueux und PN aus Buxeuil, mit 8 g/l dosiert.

Pushende, weckende Säure, wie eine von vorn in die Zungenspitze hineingedrückte Kanüle. Trotz Diam-Mytik ein leichter Muffton, der mich auch deshalb an einen Korkschleicher denken ließ, da ich sonst nicht sehr viele Aromen bemerkt habe.

23. Lahaye, Tres Vieux Marc de Champagne, Bouzy 1967

Ein Schnaps, der Kaffee und Kaminfeuer ersetzt.  

Weinbergsausflug mit den Champagne-Winzern (I/II)

 

Am Vorabend der Terres et Vins de Champagne organisierten die rührigen Winzer eine Minirundreise durch die Champagne. Da der Schwarzriesling eine immer noch unterschätzte Rolle in der Champagne spielt, lag es nahe, sich bei der Tour an dessen Wurzeln zu heften. Der erste Teil des Ausflugs drehte sich deshalb um Pinot Meunier, seine Eigenheiten und bevorzugten Standorte.

1. Laherte, Pinot Meunier 2011

Gepflanzt 2001 in Chavot, lieu-dit Les Vinages, rechts vor der berühmten und vielphotographierten Kirche von Chavot. Im alten Holz mit BSA vinifiziert. Mild, aber nicht lasch, finessereich und nussig, leicht, mit Birne und Litschi.

2. Laherte, Pinot Meunier 2011

Gepflanzt Mitte der Siebziger in Chavot, nur wenige Meter von der Kirche entfernt, auf der anderen Straßenseite, wo der Boden eine dickere, dunklere Deckschicht hat; identische Vinifikation, aber intensivere, strengere, konzentriertere Aromatik.

3. Bérèche, Pinot Meunier 2011

Leuvrigny, Barrique, Bâtonnage, kein BSA. Wenn man von Chavot aus nicht in die Côte des Blancs fährt, sondern über St. Martin d'Ablois durch den Wald in Richtung Marne, dann landet man in der zweiten Reihe hinter den direkten Marneanliegern. Dort fühlt sich der Schwarzriesling säuisch wohl, bleibt schlank, wird aber rassiger und gewinnt dezent Muskelmasse.

4. Bérèche, Champagne Rive Gauche

100PM, 2008er lieu-dit Les Misy, mehr als vierzig Jahre alte Reben.

Orangenmarzipan, kandierte Rosenblüte und kandierte Mango/Papaya/Ananas, Cashewkerne, sanfter Druck wie bei einer schnellen Kurvenfahrt im fahrdynamischen Multikontursitz der neueren S-Klasse Modelle.

5. Tarlant, La Vigne d'Or Brut Nature 2002 dég. à la volée sur place

100PM aus der Lage La Pierre de Bellevue. Eisenhart und stahlig, mit etwas Fenchel und Honig; für einen reinsortigen Pinot Meunier sehr unkommunikativ, ein regelrechter Einzelkämpfer. Das dürfte der Grund dafür sein, dass Benoit ihn solo vinifiziert hat, für eine Cuvée ist der nicht nichts. Wird sich mit etwas Dosage und Flaschenreife sicher genauso liebenswert zeigen, wie der Jungfernjahrgang.

6. Tarlant, La Vigne d'Or Extra Brut 1999

100PM aus der Lage La Pierre de Bellevue. Kräuter sind drin, viele Kräuter. Und Heidelbeeren. Wie das schmeckt (nicht wie Echt Stonsdorfer jedenfalls)! Mit viel Luft entwickelt sich der Champagner in eine medizinische, thymian-rosmarinige Richtung.

Mit den drei folgenden Champagnern wurde dann das Präabendessengrillen eingeleitet.

7. Marie-Courtin, Efflorescence Extra Brut (Brut Nature)

100PN in gebrauchten Barriques mit weinbergseigenen Hefen vinifiziert und zur zweiten Gärung gebracht.

Seit 2005 ist Dominique Moreau, jüngster Neuzugang im Club der Terres et Vins de Champagne Winzer, Herrin über 35 bis 40 Jahre alte Reben aus Massenselektion, seit 2007 arbeitet sie biodynamisch. Darüber kann man schmunzeln und streiten, über die Champagner nicht. Die sind schlank bis drahtig, rotfruchtig, etwas apfelig, mit einer Mischung aus gtrockneter Aronia, Acaibeere, Kumqat und Sauce Griottine. Dabei gestählt wie klassischer Chablis; wenn er aus dem Fruchtfleisch in den nächsten drei bis fünf Jahren etwas macht, könnte das ein richtig großer Champagner werden.

8. Francis Boulard Extra Brut 2005, dég. 9. Dezember 2011

50CH 30PN 20PM, 30 Jahre alte Reben, spontan mit weinbergseigenen Hefen vergoren, im kleinen Eichenfass vinifiziert, dosiert mit 3 g/l.

Gesalzene Mandeln, Früchtebrot, Feigen, Datteln, Backpflaumen; wenig Säure. Da hatte sich noch nicht alles an seinem Platz befunden, in einem Jahr wissen wir mehr.

9. Jeaunaux-Robin, Rosé de Saignée Brut

100PM aus Talus-St.-Prix, durchschnittlich ca. 30 Jahre alt, 2008er, im 228-Liter Fass vinifiziertmit 8 g/l dosiert. Mandelgebäck, Nektarine, frisches, warmes Apfelmus. Macht Freude.