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Tag Archives: brut nature

Kleines Champagnerpanorama

Mein Lieblingsgesellschaftsspiel ist die flüssige Rundreise durch die Champagne. Das könnte ich dauernd spielen. Tu ich auch. Zuletzt mit Start in Vrigny, bei Lelarge-Pugeot, einem unabhängigen Winzer, der sich einer gewissen bionachhaltigen Produktionsweise einschließlich Weinbergspferdchen verschrieben hat. Von dort ging es nach Verzenay, auf die andere Seite der Montagne de Reims, zu Champagne Vignon, bevor ich den Äquator der Champagne überquerte, um die Côteaux Sud d'Epernay, Brugny, aufzusuchen, wo Edmond Bourdelat seinen Sitz hat. Von dort ist es nicht mehr weit in den mineralischen Abgrund der Côte des Blancs, genauer: Le-Mesnil sur Oger. Zum Einpendeln und Gleichgewichtwiederfinden zog es mich dann zurück in den Ursprung des Koordinatensystems, bzw. dessen unmittelbare Umgebung, d.h. Ecueil und Ay, wo es zwischen Daniel Savart und Bollinger zum abschließenden Schlagabtausch kam, bevor ein versöhnlicher Rosé das Spielzeitende einläutete. 

Lelarge-Pugeot Brut Tradition

65PM 20PN 15CH, 20% Reservewein.

Wir sind in Vrigny, das ist uraltes Champagnergebiet und hier gedeihen die Pinotrebsorten als seien es Brombeeren. Nach überobligatorischen drei Jahren in der Flasche kommt der Tradition in den Handel und zeigt sich als klassischer Vertreter seiner Art, mit einem angenehmen Reifeton auf autolytischer Basis, dunkle Beeren mischen sich mit helleren, der Champagner ist trotz seines überwiegenden Pinotanteils nicht dicklich oder schwer, sondern wohlgerundet und gut proportioniert.

2. Lelarge-Pugeot Premier Cru Brut Nature

Kommt mit schlaffem Musseux ins Glas und verrät schnell die 2003er Basis. Trotzdem gelingt es ihm, nicht kaputt zu schmecken, was auf den zunächst im Verborgenen arbeitenden 2002er Anteil zurückzuführen sein dürfte. Apfel, Brut, Acetaldehyd, klassischer, etwas behäbiger Stil, nicht sehr lang, Dosage braucht der Champagner aufgrund seiner ausgeprägten Aromatik tatsächlich nicht. Mit Luft entwickeln sich Haselnuss und Milchschokolade, die mit dem Hervortreten des segensreich wirkenden 2002ers zu einem feinen Gemisch aus Orangenzeste, Mandarine und Quark wird.

3. Vignon Les Marquises Grand Cru Extra Brut

Leichte Herbe bei einem schlanken, für die Herkunft aus Verzenay hell wirkenden Naturell. Knackiger, frischer, aber auch enger als sein Vorgänger. Mit Luft wird der Champagner etwas schlaksig, ohne geschmacklich länger am Gaumen zu verharren. Blumig und ganz leicht gerbend.

4. Lelarge-Pugeot Premier Cru Extra Brut 2002

Ein gut gelungener Winzerchampagner, dem man die Verwandtschaft zum Premier Cru Brut Nature des Hauses schnell abschmeckt. Hierbei bestätigt sich, dass es eine kluge Entscheidung war, dem jahrgangslosen Champagner auf 2003er Basis den 2002er Anteil mitzugeben. In Reinform zeigt sich beim Jahrgangschampagner eine reife, leicht süßgesättigte Weinigkeit mit zahmer Säure und sanftem Druck. Mit Luft baut sich mehr Spielfreude auf, nussige, kastanienartige Herbe und ingwer-zitrusfrische Spritzigkeit geben dem Champagner eine etwas berechnende, aber sympathisch-freche Wendung.

5. Edmond Bourdelat Brut Reserve

Schlank, elegant, blumig, mit exotischen Fruchtanklängen. Kumqat und Blutorange bilden das Fundament, auf dem die Säure leider etwas unentschlossen agiert. Nicht sehr viel Druck, aber süffig. Ein Champagner, der breite Kreise der Bevölkerung anzusprechen geeignet ist.

6. J.-P- Launois Brut Tradition

Schäumend und lebensfroh, dabei weder besonders lang, noch dem Örtchen Le Mesnil entsprechend besonders sauer, vermittelt der Standardbrut mit dem ungewöhnlichen Motivetikett Trinkspaß, ist aber beileibe nicht so explosiv, dass er abschreckt. Belebende, haftenbleibende Säure auf Apfelcrumble.

7. Daniel Savart Blanc de Noirs l'Ouverture

Bei meiner 2012er Neuentdeckung Fréderic Savart habe ich erst vor Kurzem wieder Halt gemacht und diesmal auch den Standardbrut mitgebracht, nachdem er mir auf vorherigen Proben grob unrechtmäßig vorenthalten worden war. Apfel, Birne, Quitte, aber nicht von der Art, wie man sie beim Prosecco findet. Sondern nobel, dunkel getönt, leicht herb. Dazu eine Säure, die sich sehen lassen kann. Echter Savartstoff.

8. Bollinger Special Cuvée

Semper idem, notiere ich bei Bollingers Standardbrut mittlerweile nur noch, es sei denn der Verkostungskontext gibt ausnahmsweise etwas anderes her. Das kommt nur selten vor, weil die Special Cuvée so kontinuierlich gut und robust ist wie ein U-Bootsdiesel. Im direkten Vergleich mit dem Savart fielen mir lediglich zwei Sache auf: der Süßegrad wirkt doch merklich höher, als bei dem kleinen Erzeuger. Wesentlich breitschultriger und stiernackiger wirkt auch der Champagner insgesamt. Als würden Super Secret Squirrel und Johnny Bravo einander auf der Straße begegnen.

9. J.-P. Launois Rosé

52CH 48PN

Keiner von den ganz hellen, zwiebelschalenfarbenen Rosés, sondern einer mit kraftvoller Farbe, die in der durchsichtigen Flasche gut zur Geltung kommt. Der hohe Pinotanteil ist nicht nur optisch bemerkbar, sondern zeigt sich mit gleicher Intensität am Gaumen. Zwar hat man nie den Eindruck, einen Rotwein zu trinken, aber das rote Naturell des Weins macht sich in Form einer reichhaltigen, an Rote Grütze erinnernden Beerenmischung bemerkbar. Zu Ende hin weicht das Beerenaroma und räumt die Mundhöhle für ein sahniges, der Vanillesauce zur Grütze entsprechendes Gefühl.

Kleine Champagnerprobe zum Lesebeginn

I. Regis Fliniaux, Blanc de Blancs d'Ay Grand Cru

Meistens sind die Champagner von Regis Fliniaux gut, machmal sind sie inspirierend, die Cuvée des Signataires kann exzellent sein und von seinem seltenen Blanc de Blancs war ich seit dem allerersten, damals aus der spontan à la volée dégorgierten Flasche genossenen Schluck angetan, bzw. sogar begeistert. Von dieser Hochform war der jetzige Blanc de Blancs weit entfernt. Ich schiebe es darauf, dass die Flasche erst vor drei Monaten dégorgiert wurde und der Champagner noch keine Zeit hatte, sich mit dem Dosageliqueur zu vermählen.

II. Regis Fliniaux, Cuvée Prestige Grand Cru

Die Cuvée Prestige von Regis Fliniaux fand ich nie so gut wie seine anderen Champagner dieser Preisklasse, etwa den eben besprochenen Blanc de Blancs oder die feine Cuvée des Signataires. Auch dieses Mal zeigte sich die Cuvée Prestige nicht überragend schön. Sie litt leider unter derselben Unausgewogenheit und Aufgekratztheit des BdB, denn auch sie war ganz frisch dégorgiert. Also: weiter liegen lassen!

III. Joel Michel, Oeuil de Perdrix, dég. 1. Okt. 2010

50PM 25PN 25CH, 10% Fassausbau, 2004er Basis.

Ca. 5 ha, bewirtschaftet Joel Michel selbst und biologisch (seit Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Verzicht auf Insektizide, Herbizide usw.), das sind im Jahr ca. 50000 Flaschen. Ursprünglich stammt er aus Moussy, das er schon 1970 verließ, um in der Nähe von Château Thierry ein eigenes Weingut zu eröffnen. Die parzellenreinen Weine gären im Fassl, werden nicht geschönt, geklärt, gefiltert. Sein ganz heller OdP war zag- und schmeichelhaft zugleich, ein ganz leichter, nur schwer einzuordnender Vertreter seiner Art, wofür der hohe Meunieranteil verantwortlich sein dürfte. Nach einer reduktiven Eröffnung war der Champagner weich, ja sämig, wenig säurehaltig, jedoch mit einerm prickligen Zitrusschlenker zum Ende hin. Kein spannungsgeladener Champagner, entgegen der Etikettenanmutung auch kein jagdlich-rustikaler oder gargantuesker Champagner, sondern ein garconhafter Schmeichler.

IV. de Sousa, Cuvée 3A Extra Brut

50CH aus Avize, 50PN jeweils hälftig aus Ay und Ambonnay, dosiert mit 5 g/l

Biodynamischer Champagner; spontaner Gärbeginn, dann thermoreguliert bei – 4 ° C, mit BSA, der Ausbau findet in Beton und 600-Liter-Fudern statt, die Weine werden nicht geschönt und bleiben unfiltriert. Die Trauben stammen aus den drei einzigen Grand Crus, deren Dorfnamen mit "A" beginnen, was den Namen erklärt, aber vielleicht ist das Triple-A ja auch eine Anspielung auf Erick und Michelles Bonität, wer weiß. Der Champagner ist dunkel, glatt, mystisch, pantherhaft, etwas exotisch und leicht karamellig.

V. Domaine Dehours, Pinot Noir Vieilles Vignes Parcellaire "Maisoncelle" Extra Brut 2004, dég. 30. Aug. 2010

Über Jerome Dehours habe ich ja schon im Nachgang zur Vinexpo mit Begeisterung berichtet. Dort habe ich seinen Chardonnay Parcellaire "Brisefer" herausragend gut gefunden, den "Côte en Bosses" Extra Brut 2004 aus allen drei Reben, dégorgiert 7. Januar 2010, fand ich kurz danach im Einzeltest wieder sehr überzeugend, der "Maisoncelle" sollte meine Meinung noch einmal bestätigen. Kirschig, knorpelig, unverwachsen und naturnah, mit einem obszönen Kaviarduft.

VI. Leclerc-Briant, Premier Cru Les Authentiques "Chèvres Pierreuses"

40PN 40CH 20PM.

Was ist denn mit Leclerc-Briant los? Seit der Winzer tot ist, schmecken seine Champagner nicht mehr. Früher war der Chèvres Pierreuses mein Lieblingschampagner aus der Authentique-Kollektion von Leclerc-Briant und letztlich aus dem Gesamtangebot des Erzeugers. Nun erwische ich schon zum wiederholten Male eine Flasche in schwacher Form. Zwar an sich sehr apfelsaftig, aber dann kommt nichts mehr und baut sich auch mit Luft nichts mehr auf. Schlaff, wachsig, ohne Pfiff, wirkt überreif und müde, erinnert ein wenig an überalterten Riesling, bei dem die an sich feine Petrolnote ausnahmsweise sogar störte. Schlimm!

VII. Jacques Lassaigne, Papilles Insolites

Ein in mehrfacher Hinsicht besonderer Champagner. Seine schwarzen Trauben stammen aus Montgueux. Montgueux wird immer als der Montrachet der Champagne dargestellt, die Chardonnays von diesem kleinen Berg mit der ungewöhnlichen Südexposition sind nicht unumstritten, aber sie haben einen unbestritten eigenen, meinetwegen burgundischen Charakter und machen zur Zeit reichlich Furore. Ob der Papilles Insolites wirklich zu 100% oder "nur" zu 75% aus Pinot Noir besteht, ist unklar, der Champagner ist eigentlich sowieso nur ein Experiment, bzw. ursprünglich sogar ein Unfall. Die Trauben der hier verwendeten 2005er Ernte wurde schlicht auf der Presse vergessen, daher die ungewöhnlich dunkle Färbung. Mit dem Saft experimentierte Emmanuel Lassaigne ein wenig, ließ den Schwefel weg und verkaufte das Resultat drei Jahre später an zwei seiner besten Pariser Handelskunden (aus deren Firmennamen sich der Name der Cuvée zusammensetzt: "Les Papilles" und "La Cave de l'Insolite"). Von der Farbe her dem Oeuil de Perdrix sehr ähnlich, wenn nicht sogar noch intensiver eingefärbt. Schokolierte schwarze Johannisbeere, Blaubeerjoghurt, Milchschokolade. Säurearm, etwas scotchig, Rumtopf, dabei ohne Rancio.

VIII. Francis Boulard, Mailly Grand Cru Extra Brut, neues Etikett, dég. 18. März 2011

90PN 10CH, 2007er Basis mit 30% reserve aus 2006 und 2005, mit 5 g/l dosiert

Im Fass spontanvergorener Champagner, den man schnell für einen reinen Chardonnay halten könnte, da er eine ansprechende Apfelsaftnote hat, die hier viel gesünder, strahlender und reiner ausgeprägt ist, als beim Chèvres Pierreuses. Einer der ersten Champagner von Francis Boulard, die ich seit dem Etikettenwechsel getrunken habe; zwar habe ich die von ihm und seiner Tochter kreierten Grundweine und Cuvées schon probieren können, da war aber alles noch unrund, ungelenk und nur schwer gut zu finden. In der jetzigen Form zeigt sich die altbekannte Größe von Francis Boulard, der Neustart ist mithin geglückt.

IX. Janisson-Baradon, Cuvée Georges Baradon 2001, dég.

70CH aus der Einzellage Les Toulettes, 30PN

Der 2001er ist der Nachfolger des sehr guten 1999ers, der weitestgehend ausgetrunken sein dürfte und mir vom ersten Kennenlernen bis zum letzten Tropfen erhebliche Freude bereitet hat. Leider war 2001 kein besonders starkes Jahr, was das Reifepotential betrifft. Der 2001er Georges Baradon muss nämlich jetzt ausgetrunken werden. Er ist nicht ungefällig, nur ein bisschen zu festgelegt auf eine Kirschwassernote, die rechts und links neben sich kaum andere Aromen zur Geltung kommen lässt und nocht nicht schnapsig wirkt – doch wird das wahrscheinlich bald kommen. Bis Weihnachten 2011 gebe ich ihm noch, danach steigt er definitiv und merklich ab, für manchen Champagnerfreund dürfte er schon in diesem hochreifen Zustand problematisch sein.

X. Janisson-Baradon, Blanc de Blancs Special Club "Les Toulettes" 2004

Eine ganze Stufe über dem Georges Baradon steht die 1947 bepflanzte Einzellage "Les Toulettes", in dieser Form nach dem 2000er überhaupt erst zum zweiten Mal auf den Markt gebracht und wiederum ein voller Erfolg. Aus den Toulettes bedient sich die Cuvée Georges Baradon zum größten Teil (und soweit ich weiß hat dort auch der famose Jacques Diebolt von Diebolt-Vallois Reben stehend), wie man weiß, mit allen Stärken und allen Schwächen die eine solche Cuvée dann hat. Im reinen Einzellagenchampagner findet sich dafür alles völlig fugenlos gefügt, geht Toffee mit Fruchtpüree Hand in Hand, ohne dass die fruchteigene Säure für Komplikationen sorgt. Brioche, Mandelsplitter, Lemon Curd, ein stattlicher Champagner mit Körper und Biß.

XI. Bérèche et Fils, Instant "Le Cran" 2004, Handdégrogement am 5. November 2010

55CH 45PN, alte Reben gepflanzt von Großvater Pierre Bérèche, mit 2 g/l dosiert

Köstliches Himbeeraroma und ein verführerischer Knackarsch, ultrafein, gleichzeitig unaufgesetzte, ungekünstelte Coolness, eine Mischung aus der kess-frechen Bryce Dallas und der naiv-holden Jennifer Finnigan. Kauftip.

XII. Piper-Heidsieck, Rosé Sauvage

Zum Zeitpunkt der Neuauflage des Sauvage-Champagners war die angesprochene Käuferschicht zu jung, um sich an den alten weißen Extra Brut Sauvage von Piper-Heidsieck zu erinnern, daher gab es wahrscheinlich keinen Konflikt zwischen den beiden. Der Rosé Sauvage ist jung, jugendlich und schmeckt möglichst früh nach der Marktfreigabe sehr gut, mit zunehmender Lagerdauaer baut er leider unverhältnismäßig schnell ab. So war es hier. Zwar prägten viele rote Beeren das Bild, aber alles wirkte zusammengequetscht, gedrückt, eng, schwer und gezwungen. Keine Leichtigkeit, keine sündige Sorglosigkeit; zum Steak noch gut, allein nicht mehr so recht zu genießen.

Champagne Collard-Picard vs. Champagne Vincent Couche

 

Zwei Erzeuger eröffnen den sommerlichen Champagnerreigen. Beide Winzer bewirtschaften etwas mehr als 10 ha und sind vergleichsweise jung. Das eine Haus ist sehr klassisch aufgestellt, wirtschaftet konventionell in der Kernchampagne, das andere wird biodynamisch geführt und liegt an der Aube. 

 

A. Collard-Picard

Zusammen mit Ehefrau Chantal Picard, eine Cousine von Chantal Gonet (Champagne Philippe Gonet), bewirtschaftet Olivier nun schon seit 1996 seine Weinberge in der Vallée de la Marne und die seiner Frau in der Côte des Blancs, insgesamt sind es gut 11 ha. Die gemeinsamen, temperaturgesteuert stahltankvergorenen Grundweine kommen zum Ausbau ins Fuder, BSA wird vermieden, die Flaschengärung findet teilweise unter Naturkork mit Agraffe statt. Das sind eigentlich ganz gute Voraussetzungen, deshalb habe ich mir die einzelnen Cuvées des Hauses mal im direkten Vergleich mit den Weinen von Vincent Couche zu Gemüte geführt.

I. Brut Séléction

50PM 50PN, 07er Basis mit Reserve aus 2006.

Säuerliche Noisettecrème, sonst sauber und lebhaft.

II. Cuvée Prestige 

50CH 25PN 25PM, 07er Basis mit Reserve aus 2006, 2005 und 2004.

Sehr üppige Fruchtmischung aus Ananas und Passionsfrucht, angenehm lang; der kann schon was und sollte das mit etwas mehr Flaschenreife deutlicher zur Geltung bringen.

III. Cuvée Prestige Blanc de Blancs Grand Cru

2007er Basis, aus Bioweinbergen in Le Mesnil und Oger

Steiniger Charakter, verschlossen, sehr ruhig und in sich gekehrt, wenig Säure.

IV. Cuvée Prestige (2005er Basis)

Dem aktuellen Prestige gar nicht ähnlich. Sehr kräftig mit abschließend störender Herbe.

V. Cuvée des Archives Millésimée 2002

80CH 20PN, Trauben aus sehr alten Weinbergen (aus den 1940ern) mit gerade einmal 3000 kg/ha Ertrag. Im Fuder vinifiziert und dort für 18 Monate auf der Hefe ausgebaut.

Voll, sehr kraftvoll bis muskulös, insofern dem 2005er Prestige nicht unähnlich, doch ohne die störende Herbe. Wirkt viel leichter und unbeschwerter als der Prestige. Angeschnittener Apfel, Brot, wenig Säure, recht lang.

VI. Rosé

50PN 50PM, ca. 15% Rotweinzugabe.

Ein eher dunkler Rosé mit anfänglicher Hundefellnase und minimal spritigem Anklang. Weiniger Charakter, der sich auf ein ausgeprägtes Em-Eukal-Wilrdkirscharoma zuspitzt.

VII. Rosé Cuvée des Merveilles

Pinot Noir und Chardonnay aus Vertus, in Lagen sozusagen übereinander vinifiziert. Erst Kirsche, dann Kuchenteigaromen, zum Schluss Bittermandel. Entwickelt sich im Mund genau umgekehrt, fängt mandelig und leicht herbbitter an und wird zum Schluß versöhnlich kirschig und mildsüß.

VIII. Rosé de Saignée demi-sec (45 g/l)

Zwischen exotischem Kirschkuchen und mandeligem Frankfurter Kranz. Buttercrème, ausgeprägte, kontrollierte Süße.

 

B. Vincent Couche

Vincent Couche begann 1999 mit der Umstellung auf schonende, und 2008 die Konversion zur biodynamischen Bewirtschaftung seiner knapp 13 ha an der Aube, unter anderem im jüngst immer mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Örtchen Montgueux. Nicht nur er hört auf seine Reben, sondern auch die Reben auf ihn, zB wenn er ihnen Musik vorspielt. Hören sollte er vielleicht außerdem noch auf einen tüchtigen Etikettendesigner, der die arg eigenwilligen Etiketten einer Neugestaltung unterziehen könnte, was ich alles bereits im Frühjahr bemerkte. Auf wen er weiterhin hören sollte, das ist sein önologischer Berater Claude Bouguignon, der hier sehr gute Arbeit leistet.

I. Blanc de Blancs Perle de Nacre

100CH aus Montgueux, Holzfassausbau, 2004er Basis mit Reserve aus 2003 und 2002

Der Grundwein hierfür schmeckte wie eine Apfelzitronenlimonade mit Marihuanaextrakt, der fertige Champagner war sehr vollmundig, saftig, weinig und nur durch seine leicht exotische Note noch etwas limonadig.

II. Cuvée Sélection (konventionelle Version vor 2008)

ca. 70PN ca. 30CH

Der "alte" Sélection bringt ein ähnliches Gewicht auf die Waage wie die Perle de Nacre, ist aber nicht so narkotisierend., hat auch nicht dieselbe Tiefe, wirkt außerdem schärfer und kratziger.

III. Cuvée Sélection (biodynamische Version nach 2008)

ca. 70PN ca. 30CH aus 2009

Extrem blumig, Holunderblütenextrakt, Gras (nicht das aus der Perle de Nacre). Sehr stramme Leistung.

IV. Dosage Zéro, dég. Februar 2011

PN/CH, 2003er Basis mit Reserve aus 2002, 2001 und 2000. Dosagelos, weil 10 g Restzucker drin sind.

Frisch, rassig und lang. Mit der typischen Explosivität später Degorgements.

V. Rosé Désir (konventionelle Version vor 2008)

07er Basis mit Reserve aus 2006

Ziemlich herber Stoff, keine Marihuananoten, kaum belebende Frische, wirkte etwas eigenbrödlerisch auf mich. Da ich ihn vor drei Monaten deutlich lebenslustiger im Glas hatte, war das erstmal nicht so schön. Des Rätsels Lösung war eine andere: es gibt nämlich eine alte und eine neue Version.

VI. Rosé Désir (biodynamische Version nach 2008)

2009er Basis.

Da war er wieder, der Blumen- und Grasduft, vermischt mit eingelegten Sauerkirschen. Im Mund mineralisch, leicht trocknend, durch seine vorsichtig kitzelnde Säure gleichzeitig auch wieder gaumenwässernd.

VII. Bulles de Miel

Entspricht dem Dosage Zéro, d.h. PN/CH, 2003er Basis mit Reserve aus 2002, 2001 und 2000, hier aber mit 36 g/l dosiert. Teilweise BSA. 

Milde, unaudfdringliche Süße, wirkte auf mich etwas belanglos; dennoch ein sehr angenehmer Wein zum wegballern.

VIII. Sensation 1995, dég. 1. Oktober 2010

PN/CH, 2584 Flaschen.

Oxidative Reife, Hanuta, Honigtoast mit viel Butter, leichtem Champignonduft. Sehr schöner Champagner.

Kontrollbesuch bei Laurent-Perrier




Bei Laurent-Perrier geht man ganz eigene Wege. Laurent-Perrier ist als großes Haus eine etablierte Marke, in deren Portfolio keine Umwälzungen stattfinden, von der letzthin dazugekommenen Spitzencuvée Alexandra Rosé abgesehen. Das, was andere als Trend eifrig aufgreifen, wird hier seit Jahrzehnten praktiziert: der Ultra Brut als dosageloser Champagner war zur Zeit seiner Kreation ein gewagter Schritt, heute ist er seit Jahrzehnten ein treuer Begleiter. Der Rosé des Hauses gilt zusammen mit den Rosés von Billecart-Salmon und Ruinart als benchmark im jahrgangslosen Rosébereich, ob sich demnächst auch der jahrgangslose Rosé von Bollinger dieser den Top-Rosé-Markt beherrschenden Trias hinzugesellen wird, bleibt abzuwarten.

Sehr eigenwillig ist die aus Sicht des aufgeklärten Konsumenten geradezu bevormundende Produkt- und Informationspolitik des Hauses, bzw. von Kellermeister Michel Fauconnet, hinsichtlich des andererseits beinahe schon wieder schlüpfrig schönen Grand Siècle Multi Vintage. Welche Vintages nämlich das Multi gerade ausmachen, weiß man nie oder kann es bestenfalls ahnen.

Einen hilfreichen Trick verrate ich an dieser Stelle: das Dégorgierdatum der Champagner von Laurent-Perrier kann man am Korken ablesen. Der führende Buchstabe gibt das Quartal an, in dem dégorgiert wurde, die beiden Ziffern dahinter ergeben, wenn man ihre Reihenfolge umdreht, einen Hinweis auf das Jahr. "D01" steht also für das vierte Quartal 2010.

Um meine kontinuierlich hohe Wertschätzung mit guten Gründen aufrecht erhalten zu können, habe ich dem Haus einen Kontrollbesuch abgestattet. Die freundliche Anne-Laure Domenichini nahm mich mit auf die Reise über das reichlich große und tiptop gepflegte, herrschaftliche Anwesen von Laurent-Perrier im, was viele gar nicht wissen, Grand Cru Örtchen Tours-sur-Marne. Tradition und Moderne stehen hier so dicht beieinander, wie kaum anderswo in der Champagne, demonstrativ künden die ausrangierten Holzfässer im Eingangsbereich zu den Kellern vom angestrebten, reduktiven Stil des Hauses, zu dem auch die beiden Jagdhunde Salon und Delamotte, der alte Kahn aus Mitgift de Castellane und Château Malakoff mit den Marken Malakoff, Jeanmaire und Oudinot gehören.

Nach langem und anregendem Gespräch gab es am Ende der Wanderung im Verkostungsraum – mit Marmorspuckbecken in den Ecken der Fensterfront – eine kleine Fortsetzung des Rundlaufs durch das Programm von Laurent-Perrier, zu dem sich auf ein Gläschen Grand Siècle ganz leutselig Exportchef Arnaud Longuent gesellte, worüber ich mich sehr gefreut habe.

1. Ultra Brut

55CH 45PN aus reifen Jahren, wie man bei Laurent-Perrier sagt; aktuell ist es der 2003er, der als Basis dient, daher wohl auch die immerhin 1,3 g/l Restzucker.

Reduktiv, keinerlei Luftton, etwas brotig oder doch eher phenolisch-klinisch, was den Austernschalenduft und das Zitronige fördert. Mit Luft hatte ich den Eindruck von Menthol, insgesamt ein Champagner mit dem, was ich bei den jüngeren Dom Pérignons die japanischen, also minimalistischen, dunklen, linearen, wohlgeordneten Aromen aus dem blauen und grauen Farbspektrum nenne, der sich darauf freut, fette und knusprige Speisen zu begleiten, bzw. ihnen zu begegnen. Tempura, Sashimi, Algen, Jod, aber auch fritierter Grana Padano drängen sich da auf. Sein großes Erweckungserlebnis hatte dieser Champagner naheligenderweise, als Anfang der Achtziger die Nouvelle Cuisine mit ihrer europäischen Facon eines minimalistischen Stils Land gewann.

2. Brut NV

50CH 35PN 15PM, wobei der Chardonnayanteil in den letzten Jahren ausgebaut wurde, der Reservewein mach gut 20% aus; früher lag der Chardonnayanteil bei ca. 45%, während Pinot Noir mit 30% und Pinot Meunier 25% vertreten waren. Dosiert wird mit 12 g/l, was ganz schön happig ist. Das macht ihn rund und weich, Spuren von agrûmes und rotem Apfel verteilen sich, verlieren sich aber noch nicht in der hefezopfigen Umgebung. Exzellent beispielsweise zum schlichten Pfifferlingtopf mit Olivenöl, Butter, Pfeffer und Salz.

3. Vintage 2002, dég. IV/2010

50CH aus den Grand Crus der Côtes des Blancs (Chouilly, Avize, Cramant, Oger und Le Mesnil), 50PN aus den Grand Crus der Montagne de Reims (Ay, Ambonnay, Bouzy, Mailly, Verzy und Verzennay), dosiert mit 8 g/l. Weiche Anlagen, die von Akzenten aus dem Bereich der Zitronenmelisse, Verbene, Bergamotte aufgefrischt werden. Kräutersträusschen und Akazienhonig, sonst vom Typ wieder einer der Champagner, die eher das Meer als das Land verkörpern.

4. Grand Siècle MV

55CH 45PN, ausschließlich Grand Crus aus den Jahren 1999, 1997, 1996. Pinot Noir aus Ambonnay, Bouzy, Mailly; Chardonnay aus Avize, Cramant und Le Mesnil.

Seit dem 1959er Jungfernjahrgang ist diese Cuvée nicht mehr aus den vorderen Rängen großer Vergleichsverkostungen wegzudenken. Meist zu recht. Wenn man nur immer wüsste, um welche Jahrgangszusammenstellungen es sich dabei handelt, wäre allen mehr geholfen. So muss man sich drauf verlassen, dass der jeweilige Inhalt vom Kellermeister für würdig befunden wurde, die Reihe der Multi Vintages möglichst bruchlos zu verlängern. Der aktuelle Grand Siècle, bei Laurent-Perrier serviert aus der vom Goldschmied auf das Flaschenformat maßgefertigten Silberaiguière, ist samtig, renommiert mit einer pikanten Mischung aus weißem Trüffel, Mandelsulz und weißer Schokolade, was in jeder Hinsicht überaus deutliche Hinweise für die noble Herkunft des Champagners sind. Pitahaya gibt eine leichte Gerbstoffigkeit hinzu, schlanke Säure sorgt für Haltung.

5. Rosé NV

100PN, Mazerationsrosé.

Den gibt's seit 1968. Wahrscheinlich hat er schon immer so bestechend geduftet, sonst hätte er sich nicht eine so beherrschende Stellung im Markt erobern können. Wildkirsche, Walderdbeere, Himbeere, alles was man für eine gute Rote Grütze braucht, mit ein wenig Ananas und Ingwer verfeinert. Wirkt nur auf den ersten Blick fragil, kommt aber dank seiner kräftigen Struktur mit herausfordernden Aromen selbst von Rotschmierkäse gut zurecht.  


Bericht von der Champagne Master Class

Die I. Champagne Master Class im Club B der Résidence in Essen-Kettwig war eine Mischung aus phantastischem Zweisterne-Menu und einer tour d'horizon durch die Champagne, bei der es mir darum ging, möglichst viele Typizitäten und Facetten des Champagners zu illustrieren. Die überragende Küchenleistung von Henri Bach verdoppelte dabei das Champagnervergnügen und kitzelte bei manchem Champagner noch Eindrücke heraus, die in einer reinen Nur-Champagner Probe sicher verlorengegangen oder nicht ausreichend gewürdigt worden wären. Viele Champagner stellten ihre Gastroaffinität unter Beweis, manche liefen überhaupt erst zum Essen zu Bestform auf.

Im Einzelnen:

O. Opener: Philipponnat, Royal Réserve en Magnum, dégorgiert im September 2009

40-50PN 15-25PM 30-35CH, überwiegend Stahltank, 25-40% Reservewein aus Soleraverfahren. 9g/l. Das Haus hat ca. 17ha in Mareuil-sur-Ay, Ay, Mutigny und Avenay Val d'Or.

dazu: Ziegenkäsevariationen

Den Opener von Charles Philipponnat nahmen wir bei strahlend schönem Wetter am Stehtisch vor der Résidence ein. Die Dosage war unaufdringlich, der Champagner zeigte eine schöne, herbfrische, minimal rauchige Art, war erkennbar jung, doch mit einer harmonischen, wohlgeformten Rückenpartie ausgestattet, die sich dem Solera-Reservewein verdankt.

***

I.1 Jacky Charpentier, Cuvée Pierre-Henri (Extra Brut)

100PM von ca. 55 Jahre alten Reben in Reuil und Châtillon-sur-Marne, Fassausbau, Bâtonnage, dabei kein biologischer Säureabbau (BSA), 4,5g/l. Rebbesitz auf ca. 12ha in Villers-sous-Châtillon und in der Vallée de la Marne.

I.2 Tarlant, Vigne d'Or (1999, Extra Brut), dégorgiert von Hand am 13. Juli 2004

100PM, von damals 51 Jahre alten Reben aus der Einzellage Pierre de Bellevue, Fassausbau und Bâtonnage, kein BSA. 4g/l. Benoit verfügt über 13ha in Oeuilly, Boursault und Celles-les-Condé.

dazu ein erster Gruß aus der Küche: Variationen von Foie Gras als Eis, Mousse und Terrine, mit einem Stückchen Streuselkuchen

sowie ein zweiter Gruß aus der Küche: Hummerbisque mit Hummerhappen

sodann: marinierte Cantaloupe-Melone | Kaisergranat | Wiesenkräuter

Den ersten flight gab es vorweg als winziges Verkostungsschlückchen ins Glas, denn die freundlichen Küchengrüße bedurften einer adäquaten Begleitung auf dem Weg den Schlund hinab. Zum analysieren war das natürlich nichts, das ging erst mit dem ersten größeren Schluck, der passgenau vor dem Kaisergranat serviert wurde.

Der Charpentier zeigte sich herb, mit der kräuterigen und leicht rauchigen Nase, die er in seiner Jugend scheinbar immer hat. Säure und Holz waren nicht wahrnehmbar, der Champagner wirkte mürbe, ja etwas schläfrig und gewann mit Luft nicht hinzu, sondern blieb die ganze Zeit so. Damit bildete er jedoch einen sehr schönen Begleitchampagner für den Kaisergranat und die Wiesenkräuter.

Wie anders dagegen der Tarlant. Ein Kickstarter mit knalligem Eukalyptusduft und einer Duftfülle, die ich sonst noch von australischen Syrahs gleichen Alters kenne, der Elderton Command Shiraz beispielsweise, der Noon Eclipse Grenache 1999 oder der Fox Creek McLaren Vale Reserve Shiraz 1998 waren auf Anhieb so. Zum Krustentier verhielt er sich etwas angestrengter gespannt, trug jedoch solo deutlich den Sieg über den Pierre-Henri davon, auch weil er sich unentwegt fortentwickelte und noch längst nicht den Eindruck erweckt, als wollte er langsam Reife- oder gar Alterungserscheinungen zeigen.

***

II.1 Champagne Doyard, Cuvée Vendémiaire Multi Vintage (2004, 2002, 2001), dégorgiert im Dezember 2009

100CH, 50% Fassausbau ohne Bâtonnage, BSA bei 30%. Flaschenfüllung im Mai 2005. 7g/l. Yannick Doyard hat 10ha in Vertus, Le Mesnil-sur-Oger, Oger, Avize, Cramant, Dizy und Ay.

II.2 Robert Moncuit, Grande Cuvée Blanc de Blancs Grand Cru 2004

100CH von über 40 Jahre alten Reben. 8g/l. 8ha ausschließlich Chardonnay, ausschließlich aus Le-Mesnil-sur-Oger.

dazu: geräucherter Yellowfin als Filet und Tartar, in der Petri-Schale serviert | Wasabimayonnaise | Felchenkaviar

Als der Thun hereingetragen wurde, war noch nicht zu ahnen, was da kommen würde. Lediglich ein gewisses Klappern schien ungewöhnlich. Das Klappern rührte daher, dass der Thun in Petrischalen serviert wurde, die mit Glasdeckeln verschlossen waren. Mit dem Abheben der Deckel entfaltete sich dann schlagartig ein Duft von Lagerfeuer, Buchenholz und frischem Rauch im Club B der Résidence – ein schöner Auftakt für den nächsten Gang. Da es sich um einen reinen Chardonnayflight handelte, war mir die Wahl der passenden Champagner vorab schwer gefallen. Wohl hätte man "S" de Salon, Clos du Mesnil, Perrier-Jouet Belle Epoque Blanc de Blancs öffnen können. Denn jeder dieser Champagner ist hochgradig typisch für seine Gattung und gleichzeitig hochgradig außergewöhnlich. Doch bin ich der Ansicht, dass diese Champagner ein wesentlich höheres Maß an Konzentration verdienen, als sich das in einer Verkosterrunde gewährleisten lässt, bei der es nicht nur um den akademischen Aspekt der Probe geht, sondern vor allem auch um den Genuss im Rahmen eines ausgedehnten Menus. Daher blieb ich am anderen Ende der Preis- nicht jedoch der Qualitätsskala.

Mit Yannick Doyards Vendémiaire konnte ich ein Gewächs öffnen, auf das der Erzeuger zu Recht sehr stolz ist. Jung, stämmig, bärenstark. Auf dem Teller fand er sein Pendant im Thunfischfilet, das dunkel, saftig, lüstern, einladend, und auf mich sogar ein wenig geheimnisvoll wirkte, es bildete sich eine sehr fordernde Allianz. Der Kombination fehlte es dennoch etwas an Eleganz.

Klarer Sieger am Tisch war auch nach meiner Meinung in diesem flight der Jahrgangschardonnay von Moncuit. Der hatte seinen Einstand ja schon bei anderer Gelegenheit in der Résidence gefeiert. Damals hatte ich ihn zur Frühlingsrolle und zum Wan-Tan-Hummer, zum Sellerie-Pumpernickel und zu anderen Variationen mit Fenchel genossen. Dieser Champagner bietet Apfelsexyness, die man Ernst zu nehmen hat. Zum feinen Tartar entafaltete sich ein zauberhaftes Ingwer-Bitterorangenaroma, das wohl jeden am Tisch betört hat. Im Gegensatz zum Doyard, bei dem die mitschwingende Räuchernote Cowboyfeeling verbreitete, wairkte sie hier von so asiatisch und puristisch wie ein Parfum von Issey Miyake.

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III.1 Cedric Bouchard (Les Roses de Jeanne) Cuvée Inflorescence (2008, Brut Nature)

100PN aus der Lage Val Vilaine, fussgestampfter Most, in Edelstahltanks vergoren. Kein Dosagezucker. Cedric Bouchard verfügt über insgesamt nur 3ha in Celles-sur-Ource.

III.2 André Clouet, Un Jour de 1911 Multi Vintage (2002, 2001, 2000)

100PN. 10ha in Bouzy.

1911 Flaschen von alten Reben, unfiltriert, ungeklärt, ungeschönt, vinifziert wie 1911.

dazu: Jakobsmuscheln | Wakame Algen | Ingwergelée | Tom Ka Kai

Die Inflorescence von Cedric Bouchard wirkte rund, zeigte minimalen Babyspeck und machte noch nicht den Eindruck, als sei sie besonders ausgereift, was angesichts des Jahrgangs und der kurzen Hefeverweildauer kaum überrascht. Diesen raren Champagner wollte ich der Runde aber nicht vorenthalten haben, denn er ist ein Vertreter von der "neuen Aube". Dieses Stieftochtergebiet macht zur Zeit eine positiv unruhige Zeit mit vielen Neugründungen und experimentierfreudigen Winzern durch. Cedric Bouchard ist einer der wichtigsten Vertreter dieser Entwicklung und seine Inflorescence ist alles andere als ein Vieilles Vignes Francaises – doch dieser Champagner ist ein emblematischer Pinot-Noir aus einer Gegend, die in der Champagne niemand für konkurrenzfähig mit Bouzy, Ambonnay oder Ay gehalten haben würde. Seine seidige, verführerische Art passte meiner Ansicht nach besonders gut zu dem zwischen Jod und Gurke changierenden Algensalat und zur Jakobsmuschel.

Die "Jour de 1911" Champagner öffne ich immer zu früh. Sie machen mir aber jedes Mal so viel Spass, dass ich nicht die Finger davon lassen kann. Hier zeigte er sich wieder mit höchster Spielkultur, dem würzigen Tom Ka Kai locker auf Augenhöge begegnend: Galgant, Kokosmilch, Brühe, Zitronenmelisse, Verbene, Hagebutte, Goji-Beere, Cranberry, Schattenmorellen – alles lief so mühe- und kollisionslos durcheinander, dass ich zeitweise nicht wusste, woher welches konkrete Aroma kam, vom Tom Ka Kai oder vom Champagner.

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Pirat I.1 Bagrationi 1882, Finest Vintage 2007

100 Chinuri, Flaschengärung.

Pirat I.2 Robert Camak, Brut 2007

80% Riesling 20% Chardonnay, Flaschengärung. Kein BSA. 15,2g/l.

Die beiden Piraten wurden schnell als solche erkannt, womit ich bei der Probenplanung gerechnet hatte. Nachdem die drei Hauptrebsorten Gelegenheit hatten, sich vorzustellen, wollte ich nicht nahtlos mit den Rebsortencuvées beginnen. Eine Zäsur musste her und zum Glück hatte ich zwei etwas abseitig erscheinende Schäumer parat, die nichtsdestoweniger einem guten didaktischen Zweck dienen konnten. Den Georgier in einem so noblen Umfeld zu erleben, war für mich besonders spannend, er schlug sich dabei nicht schlecht, traf jedoch niemandes Geschmack so richtig. Der kroatische Sekt konnte durchaus einige Stimmen auf sich vereinigen, seine Aprikosenmusnatur, vermischt mit der milden, eigentlich gar nicht vorhandenen Säure und dem Ausklang von naturtrübem Apfelsaft ist sicher kein Sekterlebnis, das einen befeuert, dafür ist der Sekt zu behäbig. Er ist aber auf eine angenehme, pfälzisch anmutende Weise behäbig, die ihn sympathisch macht.

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IV.1 Chartogne-Taillet, Cuvée Fiacre 2000

40PN 60CH von alten, zum Teil wurzelechten Reben. Mit geringerem Flaschendruck von ca. 4,5 bar als klassischer Crémant erzeugt. 8g/l. Alexandre Chartogne hat 11ha in Merfy, Chenay und St. Thierry. Selosse-Schüler.

IV.2 Leclerc-Briant, Cuvée Divine 2004

50CH 50PN aus Dizy, Cumières, Daméry, Hautvillers. Biodynamisch (demeter). 7-8g/l. Pascal Leclerc bewirtschaftet 30ha und betreibt ein Resozialisierungsprojekt für Jugendliche auf dem Gut.

dazu: Tramezzini vom Kaninchen | Vanillemöhren | Löwenzahn

Dann ging es auf zum ersten Cuvéeflight. Wieder sollten sich zwei Champagner den Verkostergaumen stellen, die alle noch in guter Verfassung waren.

Beim Fiacre merkte man den niedrigeren Flaschendruck nicht unbedingt. Er war in frischer Verfassung, die Balance zwischen Pinot und Chardonnay war praktisch perfekt, ein klarer Rebsortencharakter ließ sich nicht mehr ausmachen, hier zeigte sich zum ersten mal im Laufe des Abends, was Verschneidekunst bewirken kann. Die Vanillemöhren – manchem waren sie zu krachend, andere mochten genau das – und der Champagner waren eine gelungene Kombination und gefielen mir an diesem Gang besonders gut.

Druckvoller, stärker moussierend wirkte im Vergleich der Divine von Leclerc-Briant. Ich meine nicht, dass die Perlage groib wirkte, wie versciedentlich angemerkt wurde, will das aber auch nicht kategorisch ausschließen, wobei ich das hauptsächlich mit dem Crémantcharakter des Fiacre erklären würde. Der Divine ist ein Champagner, der auch im klaren Kontrast zu den Monocrus von Leclerc-Briant steht. Dieser Champagner ist dicht, wuchtig, aber er gehört nicht zu den rasiermesserscharfen, ultrapräzisen Champagnern. Darin unterscheidet er sich z.B. von den Chèvres Pierreuses aus gleichem Hause.

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V.1 Armand de Brignac, The Ace of Spades Blanc, dégorgiert im März 2009

40CH 40PN 20PM. 2005er Basis mit Reservewein aus 2003 und 2002. Trauben aus Grand- und Premier Crus (Chouilly, Cramant, Avize, Oger, Le Mesnil und Ludes, Rilly-la-Montagne, Villers Allerand, Taissy, Villers Marmery, Montbre, Pierry, Damery, Vertus, Mareuil-sur-Ay). 9,65 g/l. Der Dosageliqueur lagert neun Monate im burgundischen Holzfass. Erzeuger ist das Haus Cattier aus Chigny-les-Roses.

V.2 Vilmart, Coeur de Cuvée 2001

80CH 20PN von über 50 Jahre alten Reben, Fassausbau ohne biologischen Säureabau, verwendet wird nur das Herzstück der ersten Pressung. Laurent Champs verfügt über 11ha in Villers-Allerand und Rilly-la-Montagne.

dazu: Perlhuhnbrust | Steinpilze | Fregola | Paprikacoulis

Rund. Harmonisch. Sehr elegant. Animierend und balsamisch die Kehle heruntergleitend. Das ist der beste Champagner der Welt. Das süssliche Paprikacoulis war ein anspruchsvoller und geeigneter Partner für den Armand de Brignac.

Wuchtig, holzig, aus dem Glas drängend, dabei so seidenglatt und trotzdem raumgreifend ist das Schätzchen von Vilmart. Von Beginn an zeigt er eine Nase von frischgeschnittenen Pilzen, die sich oft bei reifenden Champagnern entwickelt und die fabelhaft zu den Steinpilzen passte. Bemängelt wurde, dass Vilmart mit dem offensiven Holzaroma Leere zu überdecken versuchen könnte. Das finde ich eindrucksvoll anhand der schillernden Aromenvielfalt des Champagners widerlegt. Bei reifen Vilmarts zeigt sich, dass die herausgehobene Holzaromatik sich einbindet, nicht indem sie zurückgeht oder auf unerklärliche Weise abgebaut wird, sondern weil die fortschreitenden Flaschenreifearomen aufschließen, der Kontrast zwischen Primärfrucht und Holz ist eben doch ein anderer, als der von Champignon und Fass.

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VI.1 Perrier-Jouet, Belle Epoque 1979 en Magnum

45PN 5PM 50CH. 95 Punkte bei Richard Juhlin.

VI.2 Laurent-Perrier, Grand Siècle Lumière du Millénaire 1990

58PN 42CH. 95 Punkte bei Richard Juhlin.

dazu: Ziegenfrischkäse | Schwarze Oliven | Ofentomate

Dann kam der Rocker des Abends. Die Belle Epoque zeigte sich in famoser Form. Reif, gewiss mit Apfeltypik aus Cramant unterlegt, doch spielte das für mich nicht die Hauptrolle. Viel wichtiger war mir der bestrickende Mundeindruck. So präzis und messerscharf wie das japanische Seppuku-Kurzschwert, mit dem man früher u.a. die Köpfe gefallener Gegner abgetrennt hat. Kühlend, ohne ein Übermaß an reifetönen, die gleichwohl merklich vorhanden waren. Unausgezehrt, vielschichtig und entwicklungsfreudig, trotz praktisch fehlender Perlage klar als Champagner erkennbar und schnurgerade auf dem Weg in eine burgundische Zukunft. Sehr schön zum Ziegenkäse, der die feine Säure des Champagners angemessen erwiderte, sehr schön auch zu Oliven und Tomate und wahrscheinlich der Champagner mit der rundum besten performance des Abends.

Schwächer war der Grand Siècle, ich vermute deshalb, dass die Zeit für diesen Champagner trotz vereinzelt vielleicht noch anzutreffender besonders schöner Exemplare gekommen ist. Obwohl erkennbar jünger als die Belle Epoque, schien mir hier die Substanz schon wesentlich weiter von Reife- und Alterstönen in Mitleidenschaft gezogen. Nicht, dass der Sonnenkönig mit zerkratztem Gesicht dagestanden hätte, aber er wirkte doch, als sei ihm die Schminke arg verlaufen. Er konnte das aber bei Tisch noch wettmachen, zusammen mit den schwarzen Oliven und der gebackenen Tomate kam mir der Champagner um Längen besser vor.

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Pirat II.1 Bergdolt, Weissburgunder-Sekt 2005 (Extra Brut), von Hand dégorgiert 2008

Grundweine in Kabinettqualität aus dem Kirrweiler Mandelberg – kalkhaltiger Lössboden – im Stahltank ausgebaut. Kein BSA. 3g/l.

Pirat II.2 Robert Dufour, "Les Instantanés" Blanc Gormand Extra Brut (genauer: Blanc de Pinot Blancs, Brut Nature), 2003, Tirage am 12. Mai 2004 , dégorgiert am 15. Juni 2009

100PB. 10ha in Landreville.

danach: Himbeeren | Sauerrahmsorbet

Bergdolts Weißburgunder war ordentlich, für Sektverhältnisse sogar ziemlich gut, doch kam es darauf nicht an. Denn er sollte sich einer Herausforderung aus der Champagne stellen, sich auf ein Duell einlassen, das nicht offensichtlich von den Stärken der Champenois dominiert wurde. Denn sein Flightpartner war ein ebenfalls aus Weißburgunder gewonnener Champagner. Beide verfügen über eine für ihre jeweiligen Verhältnisse recht lange Hefeverweildauer, liegen technisch am untersten Ende der Süßeskala und selbst die Bodenverhältnisse sind sich nicht unähnlich. Umso überraschender war es – oder auch nicht -, dass der Champagner überwiegend, schnell und ohne Zweifel als Champagner identifiziert wurde. Besonderen Trinkspaß, das sei noch hinzugesetzt, hat er aber nicht bereitet, dafür fehlte ihm meiner Meinung nach Pfiff, Witz, Rasse, Schwung, Aroma, Sapnnung, ja eigentlich alles, was einen guten Champagner ausmacht. Zu den Himbeeren ließen sich dennoch beide Schäumer gut vertilgen und abgesehen davon, dass die Himbeeren mit dem Sauerrahm schon sehr gut waren, kam mir die Kombination von beidem mit jedem der beiden Blubberer exzellent vor.

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VII.1 Pommery, Falltime Extra Dry

100CH. Drei Jahre Hefelager.

VII.2 Pommery, Drapeau Sec NV (70er Jahre)

60-70PN 30-40CH, 27g/l.

VII.2 Abel-Jobart, Doux, Millésime 2004

60PM 40CH. 55g/l. 10ha Sarcy

dazu: Pfirsich | Zitronenthymian | Erdnusseis

Klarer Favorit war für mich der Falltime. Der wirkte wie ein besonders saftig geratener Standardbrut, den Chardonnay vermochte ich nicht unbedingt herauszuschmecken. Wahrscheinlich handelt es sich dabei überwiegend um Chardonnays von fruchtiger Art und vielleicht sind noch ein paar Trauben aus zugigen Ecken wie Grauves dabei, die den erfischenden Säureunterbau verantworten. Fein schmeckte mir der Falltime zum Zitronenthymian. Zum Erdnusseis passte natürlich der merklich gealterte Drapeau Sec recht gut, da kam Nuss auf Nuss, aber auch Sherry und einige flüchtige Säuren waren im Spiel und trübten mir den Gesamteindruck – wobei sich der Drapeau insgesamt wacker schlug. Keineswegs so süß wie gedacht war dann der Abel-Jobart, aber auch nicht besonders fordernd. Anders als beim Doux von Fleury kam hier keine erkennbare Säure dazu, oder ein begeisterndes Aromenspiel. Auch mit dem Dessert vermochte sich der Champagner nicht recht anzufreunden. Als Schlusspunkt des flights wirkte er am schwächsten.

Am Kamin und unter Bäumen – Mülheim/Ruhr: Restaurant am Kamin

 

Das Restaurant "Am Kamin" ist ursprünglich das Forsthaus der größten westdeutschen Baumschule gewesen und wird seit nunmehr 50 Jahren als Restaurant betrieben. Seit 1992 hat Heike Nöthel-Stöckmann die Leitung inne und übernimmt die Funktion der sprechenden Weinkarte. Nach ihrer Zeit im Aachener Gala, in Davos und im Düsseldorfer Hummerstübchen hat sie den Betrieb von ihren Eltern übernommen. Ehemann Hermann Stöckmann von smartwine sorgt für den Weinzufluss, wobei der Schwerpunkt bei biologisch-nachhaltig, bzw. biodynamisch erzeugten Weinen liegt. Fred Loimer, Gernot Heinrich, Foradori, Fonterutoli und Alvaro Palacios seien stellvertretend genannt, hinzu kommen junge Talente wie Andreas Bender aus Leiwen (mit Rebflächen auch in Hainfeld/Pfalz) und Gut Hermannsberg. Mitten im Winkhausener Wohngebiet liegt das Restaurant in einer idylisschen Mulde mit terrassiertem Außenbereich, von hohen Bäumen schützend umstanden. Im Fachwerkbau ist es urig, vor Weberknechten sollte man sich allerdings nicht fürchten.

Amuse Gueule: Karamellisiertes Schwarzbrotcarpaccio mit Sesam, Pumpernickel mit Kräutercrème, würzige Tomatenwürfel im Teig-Körbchen

dazu: Juve y Camps Reserva de la Familia Brut Natural 2005 en Magnum

40% Macabeo, 45% Parellada, 15% Xarel.lo

Das Etikett der Familienreserve erinnert immer wieder verblüffend an das vom Dom Pérignon, der Inhalt nicht. Was von manchem mittlerweile schon als Gütehinweis verstanden wird. Jedenfalls hatte ich mit der Familienreserve von Juve y Camps bisher noch nicht so viele Ausfaller und Flaschenvarianzen, wie mit dem Zugpferd aus dem Hause Moet et Chandon. Aus der Magnum schmeckt diese Cava am besten, da unterscheidet sie sich wiederum in nichts vom Champagner. Nase, Gaumen- und Gesamteindruck, sind dagegen merklich unterschiedlich, leiden aber nicht unter der Naturdosage. Oft führt der Verzicht auf Zucker im Dosageliqueur zu einem gezehrten, lakritzigen, rapsigen und an Unkraut erinnernden Geschmack, nicht so hier. Das ist jedes Mal ein Pluspunkt für diese Cava, die sich auch sonst entgegenkommend, schmackhaft, einigermaßen komplex und mittellang zeigt. Mit karamellisierten Aromen hat sie freilich einige Probleme, Sesam, Pumpernickel, Kräutercrème und Tomate hat sie hingegen angenehm umspült.

I. Frische Steinpilzpfanne mit Salatbouquet

dazu: Bender, Riesling, Mosel, 2009

Die Steinpilze waren aromatisch, bissfest, adäquat gewürzt und insbesondere nicht versalzen, hätten aber etwas größer geschnitten sein können. Der leichte, moseltypische Bender-Riesling passte gut dazu und war mit seiner fruchtig-schmelzigen Art ein charmanter Begleiter, der sich dezent im Hintergrund hielt, ohne dabei bedeutungslos zu sein.

II. Weisse Salami-Schaumsuppe

dazu: Bender, Weißburgunder, 2009

Das weiße Schaumsüppchen war ausgewogen, milchig, sämig und hatte nur einen Hauch von der Salami abbekommen, was mir anfangs zu wenig erschien, sich gegen Ende jedoch als richtig dosiert herausstellte. Mit jedem Löffel summierte sich nämlich der minimal räucherige Salamigeschmack am Gaumen und hätte tatsächlich nicht viel stärker sein dürfen. Der wieder sehr leichte Weißburgunder von Bender passte auch zu dieser Speise gut, da er eine verwandte Bauart zeigte.

III. Wildkräutersalat

dazu: von Racknitz, Vulkanfelsen, 2008

Von Wildkräutern war nicht viel zu sehen, Blattsalat, Rucola, Feldsalat, Löwenzahn wird es gewesen sein, dazu ein paar Schnittlauchstangen. Da gibt es deutlich mehr an Wildkräutern auf dem Markt und genau das war auch die Erwartungshaltung. Wenigstens Taubnessel, Giersch, Portulak, Spitzwegerich und Brunnenkresse hätte ich mir vorgestellt. Dafür war der Vulkanfelsen von Racknitz gut wie stets.

IV. Tomatentartar

dazu: di Leonardo, Sauvignon Blanc, 2008

Auch nicht sehr beeindruckend war das Tomatentatar, das einem kalten Bruschetta-Belag glich. Schlecht war es nicht, die Tomaten waren reif und aromatisch, aber der Pfiff fehlte. Am Wein gab es nicht viel auszusetzen, ein ordentlicher, kontinentaler Sauvignon-Blanc von mittlerem Gewicht, der sich mit den Tomaten gut vertrug.

V. Kaninchen "en papillottes", mit Peperonicoulis, Lavendel und Amarettobrösel

dazu: Alvaro Palacios, Priorat, Terrasses, 2006

Optisch einer der Höhepunkte des Menus und aromatechnisch sehr klug komponiert. Die Teighülle war hauchzart und knusprig, der Inhalt stand im richtigen Mengen- und Geschmacksverhältnis zueinander. Der kleine Wiesenracker hatte zartes, aromatisches Fleisch, das von einer sämigen, schmeichelnden Sauce und saftigem Paprikacoulis umgeben war. Dezent, doch merklich bereichernd waren Lavendel und Amarettobrösel. Dazu war der Priorat gut, weil immer noch in seiner Entwicklungsphase, die sich verändernden Weinaromen bereicherten den Gang zusätzlich, ohne ihn zu überfrachten.

VI. Heidschnuckenwürstchen mit zweierlei Senfcrème

dazu: Alvaro Palacios, Priorat, Terrasses, 2006

Sehr fein waren die Hedschnuckenwürstel. Sehr aromatisch und nicht viel größer als Nürnberger Rostbratwürste, aber gehaltvoll, stimmig gewürzt und pur noch besser, als mit den Fruchtsenfsorten. Dazu passte der letzte Schluck Sauvignon-Blanc noch gut, denn er unterstützte die kräuterige Komponente, dazu passte ebenfalls der Priorat, solange er noch ganz frisch und etwas orientierungslos im Glas war.

VII. Gnocchi mit getrüffelter Gorgonzolasauce

Die Portion kam mir sehr klein vor, was prinzipiell nicht schlimm ist. Nicht sehr froh war ich aber, als ich auch nach gründlicher Suche keinen Trüffelschnipsel finden konnte und deshalb davon ausgehen musste, die Sauce sei lediglich mit Trüffelöl behandelt worden – was mir der Koch nachher bestätigte.

VIII. Geschmorte Ochsenbäckchen mit Topinambur und Vanilleschaum

dazu: Alvaro Palacios, Priorat, Terrasses, 2006

Die Ochsenbäckchen hätten länger geschmort sein müssen, so waren sie zwar zart, aber mir nicht zart und zerfallend genug. Sehr gut waren dagegen die vanillierten Wurzelwürfel, davon hätte ruhig mehr auf dem Teller sein dürfen. Der Priorat lief hier zu bester Form auf und gefiel zum Essen wie solo gleichermaßen. Mittlerweile hatten sich die Aromen einigermaßen sortiert. Zwischen Zwetschge, Bleistift, Schattenmoerelle, Gestein und Beerenobst fand sich noch genügend Platz für abgelagertes Holz, moosige Töne, bereichernde, strukturierende Säure und maßvolles, bereits süsslich wirkendes Tannin.

IX. Wiener Schnitzel mit Speck-Kartoffelsalat

Die Schnitzel-Panade war nicht kross, sondern laff. Auch schien mir das Schnitzel eher dick und klein als platt und gross. Das verwendete Kalbfleisch war allerdings in Ordnung.

X. Mangosorbet im Apfel-Meerrettich-Mus

dazu: Bender, Paulessen, 2009

Das Apfel-Meerrettich-Mus schmeckte ganz genau so, wie man es erwarten durfte. Zwar als Schaum annonciert, war es doch mehr ein Brei, verwob aber die Apfelfrucht untrennbar mit der würzigen Schärfe vom Meerrettich. Die wirkte konziliant und schien zunächst nicht lange vorzuhalten, kam aber doch hintenrum zum tragen. Das war jeweils der Moment, indem man ein bisschen Mangosorbet nachführen musste, um die sich entwickelnde Schärfe in exotischem Fruchtaroma einzuwickeln. Der Bender-Wein war dazu eindeutig zu mild. Solo sicher ein angenehmer Moselvertreter, dem Meerrettich aber nicht gewachsen, dem Zusammenspiel von Apfel, Merettich und Mango dann gleich dreimal nicht.

XI. Brownie mit flüssigem Schokokern und weißem Amaretto-Schokoladeneis

dazu: Geheimrat Dr. Wegeler, Kaseler Nies'chen, Riesling Eiswein 1993

Unschuldig wirkte der Brownie, bis man ihn dann anstach und er heisse, flüssige Schokolade aus seinem Inneren entließ. Die vermählte sich schleunigst mit dem weißen Eis, und das auf sehr ansprechende Weise. Dazu konnte man den Eiswein mit viel Freude trinken, mir machte er solo am meisten Spass. In der Farbe konnte man den ohne schlechtes Gewissen auf Anfangneunzigerjahre schätzen, im Duft war er reif, aber noch nicht sehr stark firnig oder petrolig. Frische, leicht vegetabile und kräuterige Noten überwogen in der Nase und im Mund zeigte sich der Wein ausgelassen und tobte mit einer wirbelwindartigen Säure über den Gaumen. Erst zum Ende des langen Nachhalls zeigten sich andeutungsweise Alterserscheinungen in Form einer leichten Buttrigkeit, vermischt mit noch sehr unterwürfigem Kratzen.

Diplomatico Rum Reserva Exclusiva 12 yo, Venezuela

Am Rum habe ich nur geschnuppert, wie ich das bei Spirituosen fast immer mache. Viel Alkohol, etwas Holz, ein schwerer, körperreicher Vertreter seiner Art, mit dunklen, an Früchtebrot, schwarze Schokolade und Rumrosinen erinnernden Aromen.

Privat Essen bei Essen-Privat

2010 schwer im Trend: Guerilla-Restaurants. Überall schießen sie angeblich wie Pilze aus dem Boden, aber wie bei den kleinen Eukaryonten ist es auch mit den Restaurants: Pfifferlinge und Steinpilze findet man leider nicht so oft. Umso schöner, dass der Essener Stadtteil Frohnhausen mit Essen-Privat einen solchen Edelpilz vorzuweisen hat. Ein Besuch bei Achim und Conny Lichte lohnt sich immer, am besten mit munterer Truppe. Vorabeindrücke gibt es unter www.essen-privat.de.

Wir hatten uns folgendes Menu zur Schaumparty ausgesucht:

Als opener gab es "Fraenzi" Rotling secco von Castell, sehr fruchtig, von fast leichtsinniger Süße, die nach Erdbeer-Sahne Bonbons von Campino schmeckte, harmonierte aber gut mit dem Amuse:

I. Amuse Gueule: Spinathäppchen, Gravad Lax, Ketakaviar und Crème,

dazu Cava, "A Posteriori" Rosé, Brut (7,5 g/l) von Colet aus dem Penedes, Merlot, ca. 15 Monate Flaschenlager, 11,5% vol. alc.

Wirkte zum Amuse flacher und karger als der Fraenzi, als standalone zeichnete sich em-eukal-Kirsche ab, das war's. Man merkt's: nicht sehr beeindruckend und ziemlich cavauntypisch.

II. Möhren-Chili-Ingwersuppe mit Flusskrebsschwänzen,

dazu Crémant Brut von Ponsot aus Gevrey-Chambertin, dagegen Yarden Brut, Blanc de Blancs Jahrgang 2000, koscher, von den Golan-Höhen, Israel

Der Burgunder fast rosé in der Farbe, anfangs mit überreichlich Schwefelgestank und erst im Mund schmeichelnd-fruchtig, passte sich gut der Suppe an und vertrug sich besser damit als der chardonnayuntypisch schmeckende Yarden, der trocken, fast sandig schmeckte und erst nach etwa einer Stunde und später noch, allerdings nur mit einem gewissen Exotenbonus Trinkfreude bereitete.

III. Wildkräutersalat mit gebratener Wachtelbrust und gebackenem Ziegenkäse, Nuss-Himbeervinaigrette,

dazu Cava Artesa, Katalonien, "Bocchoris" Brut Nature Reserva aus Xarel.lo, Macabeo, Parellada, dagegen Colet Assemblage Extra Brut, 55% Pinot-Noir, 45% Chardonnay, 36 Monate Hefelager, 90 Parkerpunkte (also Jay Miller Punkte)

Der Bocchoris war geschmacklich dicht am Fraenzi, scheinbar sehr kühl vergoren, mit viel viel Bonbon, Gummibärchen und überhaupt eher Aromen aus der Kindheit als aus dem Geschmacksleben eines Erwachsenen, dafür mit angenehmem Druck ausgestattet und leidlich passend zur Vinaigrette. Der Assemblage dagegen als rechtes Dickschiff etwas klobig, sparsame Aromen und keine zum Salat passende Wendigkeit. Auch mit der Wachtel und dem Käse tat sich der Assemblage schwer. Noch nichtmal allein konnte er so recht überzeugen. Vielleicht fehlte da die nötige Flaschenreife, der wein wirkte jedenfalls allzu verschlossen.

IV. Dorade Royal, Hummer und Jakobsmuschel mit Sepialinguine,

dazu Schloss Vaux Rosé Brut, Pinot Meunier/Portugieser, dagegen Langlois Château Rosé aus Chenin Blanc, Chardonnay + Cabernet Franc

Der Vaux mit einer behenden Leichtigkeit, die Freude bereitet, leider auch mit einem etwas konventionellen, langweiligen Aromenspektrum und muffiger, ältlicher Frucht zum Ende hin. Der Langlois dagegen mit mehr Grandeur, lebhafter Säure und zupackender Art, ein Freund von Cabernet Franc im Schaumwein werde ich aber bis auf weiteres trotzdem nicht. Beide machten sich gut zum Meeregestier, wollten aber allein nicht so recht schmecken.

V. Perlhuhnbrust im Speckmantel, Risoléekartoffeln, Pfirsichsauce,

dazu Schloss Sommerhausen Riesling Brut 1997, dagegen Raumland Weissburgunder Brut 1997

Der Schloss Sommerhausen 97 ist nach wie vor einer meiner erklärten Lieblinge, 2004 degorgiert schmekt er ausgesprochen frisch, glänzt mit attraktiver Säure, einem für Brut-Rieslinge verschwenderisch anmutendem Aromenreichtum, hält sich aber noch im Rahmen einer unverspielten, ernstzunehmenden Stilistik und schmeckt keineswegs nach Robby Bubble o.ä. Der Raumland leider etwas schwächlich daneben, angefirnte Note, merklich gealtert, aber nicht kaputt oder fehlerhaft, sondern gut geeignet für Freunde des kräftigen Schäumers mit herben Aromen; immer noch genügend power, um mit Speckmantel und Pfirsich eine ménage à trois einzugehen.

VI. Tiramisu und Waldbeeren,

dazu Rives-Blanques, Blanquette de Limoux aus 90% Mauzac, 10% Chenin Blanc + Chardonnay, dagegen Marcus Stein, Kinheimer Sekt vom Moselschiefer aus 90% Weissburgunder und 10% Riesling + Müller-Thurgau

Der Blanquette muffig, bäuerlich, herb, klobig und säurearm, ein milder Ausgleiter für den Abend, vom Tiramisu aber erstaunlicherweise nicht überfahren, sondern, wohl weil er ziemlich dickfellig ist, in ganz aparter Weise als sparringspartner aufgenommen, verhielt sich sehr gut zu den Beeren (speziell Himbeere und Blanquette sind eine viel schönere Kombination, als das Cliché Erdbeere und Champagner). Der Stein-Sekt mit würziger Säure und gleichsam das Messer, das durch die Tiramisu glitt, weniger harmonisch mit den Beeren, dafür gut als Fettabbauhilfe und Geschmeidigkeitsverleiher, im übrigen auch keine unedle Kombination mit dem Espresso, aber alles in allem kein überragender Sekt.

Kleines Cavatasting

I.1 Masia Freixe, Agrest de Guitard, Reserva, Brut Nature NV

Macabeo, Parellada, Xarel.lo, Chardonnay, ökologischer Anbau seit 1996.

Hätte der anfängliche Korkschleicher sich nicht zusehends zu einem veritablen, üblen Korkschmecker entwickelt, so wäre diese Cava wahrscheinlich ein Favorit für den Preis-Leistungs-Sieger des Abends gewesen. Denn das, was anfangs vom Kork nur am Rande beeinträchtigt war, machte neugierig auf mehr. Feines, kalkiges Auftreten mit chardonnayiger Buttrigkeit und mildem, milchschokoladigem Schmelz, der gerade ankündigte, sich in Richtung einer reifen Armagnacnote vertiefen zu wollen, als der Kork überhand nahm.

I.2 Sabaté i Coca, Castellroig, Brut Nature, NV

Macabeo, Parellada, Xarel.lo, 18 Monate Hefelager.

Die leichte, kalkige Pudrigkeit wurde nur zu grob überdeckt von einer unangenehmen Sauerkrautnase, auch im Mund zeigte sich mehr zehrende als nährende Säure. Glatt, ölig, mir zu pappig und wahrscheinlich liegt alles daran, dass der BSA in die Hose und der pH-Wert nach oben gegangen ist.

II.1 Juve y Camps, Gran Reserva de la Familia, Brut Nature, 2006

Macabeo, Parellada, Xarel.lo, Chardonnay, 36 Monate Hefelager.

In der Nase zunächst vorherrschend Traubenzuckerbonbon mit Blaubeergeschmack und daher der Eindruck, es vielleicht mit einem etwas höheren dunkeltraubigen Anteil zu tun zu haben. In Wirklichkeit kam das ganze Aroma und die gegenüber dem ersten flight dramatisch erhöhte Komplexität offensichtlich von der längeren Reifedauer, Pinot-Noir wurde nämlich gar keiner verarbeitet. Im Mund füllig, nahtlos anliegend, eben das was man präsent nennt. Gute Cava!

II.2 Agusti Torello Mata, Gran Reserva, Brut Nature, 2005, dég. 11/2009

Macabeo, Parellada, Xarel.lo.

Mineralischer, aromatisch enger, dichter und konzentrierter war der Agusti Torello Mata. Kraft ersetzte Eleganz, gischtige Brandung ersetzte sanften Wellenschlag. Ausdrucksvoll und fordernd, mittelfristig vielleicht sogar der überlegene Wein, wenn er sich denn positiv entwickelt und seine jugendlich ungestüme Art ablegt.

III.1 Chozas Carrascal, Reserva, Brut Nature, NV

Macabeo, Chardonnay, teilweise Holzfassausbau.

Wieder ein leichter vertreter, beschwingt, etwas schwebend, mit einem Körbchen reifer exotischer Früchte und maßvoller Saftigkeit, die stets im Widerpart zur natürlichen Herbe dieser Cava steht. Sehr typischer Cavageschmack bei untypischer Zusammensetzung. Stand im Schatten des Flightpartners, der als Pirat geöffnet wurde.

III.2 Domaine de la Garrelière, Francois Plouzeau, Milliard d'Etoiles, Vin de Table de France, Méthode Ancestrale

Biodynamisch seit 1993.

Dunkel, golden, ältliche, mit Aprikose und Honig ausgestatte Nase. Wenig, sich schnell reduzierende Kohlensäure. Der erste Eindruck wies weit zurück in Richtung Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre. Im Mund ganz jung, mit einer proper-rundlichen Restsüße und einem darauf gleitenden mildsaftigen Aroma, das an frische Pilze, Honig und eine Handvoll frischer Himbeeren erinnert. Trotz der Diskrepanz von ältlich wirkender Farbe und lebhaft frischem Mundgefühl ein harmonischer, in sich ruhender, dichter, gleichzeitig eleganter Wein, dessen sehr feine Perlage gar nicht stärker sein dürfte. Seltsam und seltsam faszinierend.

IV.1 Naveran, Perles Roses, Reserva, 2008

100% Pinot Noir.

Spätburgundig, erbeerig, mit etwas Holzwürze, Humuserde und einem touch Yogurette. Mit Luft kommt noch eine weitere Ausziselierung der Aromen, was den Wein zu einem dankbaren Solisten macht, den ich mir freilich auch zu Mürbeteigspeisen und Eischneespeisen vorstellen kann.

IV.2 Gramona, Argent (Blanc de Blancs), Gran Reserva 2006

100% Chardonnay.

Mit hoher Champagnerähnlichkeit startete dieser Blanc de Blancs ins Rennen. Gedeckter Apfelkuchen, ein Töpfchen Vanillesauce, von einer milden Herbe untermalt, die sich mit Luft in ein knsuprig-salzig schmelziges Toffeearoma wandelt, ohne dabei die Frucht zu überdecken. Für mich mit einer Nasenspitze Vorsprung vor dem Naveran Rosé und dem Juve y Camps Wein des Abends, den Loirepiraten einmal außer Konkurrenz gelassen. Mit Sicherheit einer der besten spanischen Schäumer. Selbst der strenge Guia Penin ringt sich, wie ich soeben sehe, zu 91 Punkten durch.

V. Château du Hureau, Rosanna, Saumur, 2007

100% Cabernet Franc.

Der erste Schaumwein-Jahrgang von Philippe Vatan, dessen Château allein schon sehenswert ist: http://www.domaine-hureau.fr/default.cfm

In der leicht hefigen Nase Mandeln, Nüsse und eine samtene, beerige Art, die eine Herkunft von roten Trauben ahnen lässt. Reife rote Paprika höchstens andeutungsweise. Nicht sehr viel mineralischer Druck oder krawallige Säure, dafür mehr florale Aromen. Schöner Übergang zur Schnäpselrunde mit Ratafia und Marc de Champagne.

ProWein-Champagner: Nachlese Teil II

IX. Besserat de Bellefon

Auch hier selbst zu später Stunde noch freundlich Bewillkommnung und Vorführung der neuen, superschicken Lackholzkiste, in der sich die gamme stilgerecht präsentieren lässt.

1. Cuvée des Moines Blanc de Blancs

Ein zuverlässiger und immer wieder auf sehr hohem Niveau angesiedelter Champagner ist der Blanc de Blancs von Besserat de Bellefon. Schafgarbe als Hinweis auf eine flüchtige Säure vermochte ich darin weniger wahrzunehmen, als mir im Gespräch angekündigt wurde. Dafür reife Aprikosen und weisse Pfirsiche, mit Luft entfalteten sich tatsächlich noch ein paar gebrannte Mandeln und kandierte Früchte, der Säurewert blieb auf dem Teppich.

2. Cuvée des Moines Millésime 2002

Sahnig, stoffig, lockend, mit einer an Bienenwachs erinnernden Nase und sehr milder Textur. Wie schon der Blanc de Blancs war dieser Champagner kein Säuregigant. Tarurig hat mich das nicht gemacht, denn für Säure ist der Jahrgang sowieso nicht berühmt. Eher schon für eine lange, balancierte, sehr elegante Art. Die war hier etwas gehemmt und wirkte schüchtern, erholt sich aber bestimmt in den nächsten Jahren.


X. Francoise Bedel

Vincent Bedel nahm sich sehr viel Zeit, um die außergewöhnlichen Champagner seiner Mutter vorzustellen. Die Biodyn-Zertifizierung erfolgte 2001, nachdem Francoise und Vincent 1996 ein dramatisches Schlüsselerlebnis hatten. Dabei wurde vor allem Francoise klar, dass Leben und Arbeit bei ihr aus der Blanace geraten waren. Der Arzt Robert Winer, dem die Familie einen Hommage-Champagner widmet, ist der Impulsgeber für die vollkommene Umstellung von Lebensstil und Arbeitsweise gewesen.

1. Origin'elle 2004

78PM 13CH 9PN. Saftig und glatt, in der Nase hagebuttig, apfelpektinig, auch Fenchel, mit Kräutern und etwas exotischer Frucht. Machte einen warmen, wohligen Eindruck von altgewordenem Apfel. Am Gaumen wenig Angriffsfläche meiner Meinung nach der morbideste von allen Bedel-Champagnern

2. Dis, Vin Secret 2003 Brut Nature

86PM 8PN 6CH. Klassischer und schöner dagegen der Dis, Vin Secret, trotz des schwierigen Jahres. Aufgrund der hohen Reifegrade war bei diesem Champagner keine Dosage nötig, wie sich nachher beim dosierten Dis, Vin Secret zeigen würde. Merklich waren die fortgeschrittenen, reifen Aromen von Trockenobst und eine leicht alkoholische Note.

3. Entre Ciel et Terre 2002 Brut Nature

100% Pinot Meunier. Sehr spielfreudig zeigte sich der Entre Ciel et Terre. Hinter dem pudrigen Make-Up versteckte sich eine überraschend hervorschnellende Säure, die man einem reinen Meunier nicht ohne weiteres zutraut. Apfel, Hefezopf und allererste Anlagen für eine toastige Röstigkeit, dazu etwas Lemon Curd. Stattlicher Champagner.

4. Entre Ciel et Terre 2002 Brut

Erwartungsgemäss etwas gedämpfter, ich will nicht sagen verwaschener, waren die Aromen beim brut dosierten Entre Ciel et Terre. Immer noch ein schöner Champagner, der viele Champagnerfreunde sehr positiv überraschen dürfte, aber wenn man ihn als brut nature getrunken hat, wird man den dosagelosen Champagner bevorzugen. Wirkte am Tag davor und in einem anderen Kontext (nämlich gegenüber dem Dis, Vin Secret 2000 und 2003) besser.

5. Dis, Vin Secret 2003 Brut

Hier dasselbe. Gegenüber der dosagelosen Ausgabe einfach ein Haufen mehr an reifen, teilweise überreifen Aromen und kein bisschen übriggebliebener Säure. Lässt den Champagner langsam, fad und müde wirken, was schade ist.

6. Robert Winer 1996, dégorgiert im Oktober 2008

88PM 6CH 6PN. Einer Gesamtsäure von 8,01 g/l stehen hier 6,9 g/l Restzucker gegenüber, freies SO2 lässt sich mit lächerlichen 13 mg/l nachweisen. Das Öffnen der hanfstrickverschlossenen Flasche mit dem eigenwilligen Etikett lässt die Reise beginnen. Die fernöstliche Reisgebäcknase deutet noch nichts von der ungeheueren Kraft dieses Champagners an. Die kommt erst im Mund voll zur Geltung. Das ist kein harmloses tackling mehr, sondern ein rabiater bodycheck. Wie ein mittlerer Sekiwake verstopft der Champagner erstmal den Mund, bevor er mit einiger Anstrengung der Geschmacksnerven sinnvoll getrunken werden kann. Grapefruit, Pitahaya, Granatapfel, Kumqat und Physalis rumpeln erbarmungslos in den Schlund und lassen einen aufgerührten Trinker zurück.

Am Tag zuvor hatte ich auf der Renaissance des Appellations bereits folgende Champagner von Bedel probiert:

7. Dis, Vin Secret 2000

Fortgeschrittene, aber nicht unangemessene Reife. Mit Kandiszucker lackierter Apfel trifft es wohl ganz gut. Unter der knusprigen Karamellzuckerschicht lag ein warmer, mürber Apfel mit einem sehr appetitlichen Fruchtfleisch.

8. Âme de la Terre 1998, dég. Juni 2008

24PM, 35PN 41CH. Mit 11,9 g/l dosiert, bei 4,55 g/l Säure. Was war zu erwarten? Dass der Champagner fruchtig sein würde, weil leicht pinotdominiert und weil die Chardonnays von Bedel keine besonders fordernde Säure entfalten. Was noch? Dass die Frucht mir zu plakativ sein würde und der Dosagezucker mir zu hoch vorkommen würde. Und dann noch, dass das späte Dégorgement dem Wein etwas zusätzliches Leben einhauchen würde, worüber ich mir aber noch nicht ganz sicher war. Genau so war der Champagner am Ende. Eigentlich schade, denn in der langen Lagerphase hätte doch etwas viel besseres draus werden können – die Cuvée Robert Winer hatte es vorgemacht.


XI. Fleury

Fleury ist mit revolutionären Methoden vertraut. 1901 gehörte Fleury (gegründet 1895) zu den ersten Winzern der Region, die gepfropfte, reblausresistente Pinot-Noirs pflanzten. Während der Wirtschaftskrise von 1929 gehörte Fleury dann zu den ersten Erzeugern, die ihre Trauben wieder selbst vinifizierten und nicht mehr zu Schleuderpreisen an die großen Häuser verkauften. Im Jahr 1970 war Fleury einer der ersten ökologisch arbeitenden Winzer. Die Umstellung auf biodynamisch erfolgte schrittweise seit 1989, damit ist Fleury wiederum einer der ersten biodynamisch arbeitenden Winzer in Frankreich. Schon am Vortag auf der Renaissance des Appellations probiert.

1. Brut Tradition Blanc de Noirs

Vollmundiger, gutmütiger Champagner.

2. Brut Prestige Fleur de l'Europe

Gewöhnungsbedürftiges Etikett. 85% Pinot-Noir und 15% Chardonnay. In Nase und Mund dann nicht ganz so gewöhnungsbedürftiger, kräftiger, dichter, nicht sehr komplexer Champagner.

3. Rosé de Saignée Brut

Nach den beiden behäbigen, ordentlichen weissen Champagnern kommt beim Rosé eine kleine Überraschung, der Champagner ist von einer gewissen Eleganz und Leichtigkeit, die man gemeinhin mit Rosé-Champagner verbindet, vom Hausstil aber nicht unbedingt erwartet.

4. Millésime 1995, dég. 2009

Wie praktisch immer bei Fleurys Jahrgängen 80% Pinot-Noir 20% Chardonnay. Deutlich ist das Pinotübergewicht, aber der Chardonnay setzt sich mannhaft zur Wehr. Unterstützung erhält er vom späten Dégorgierzeitpunkt, das gibt ihm einen Frischeturbo. Im Moment sehr schön zu trinken, vielleicht die nächsten drei Jahre noch auf diesem Niveau, dann dürfte der Champagner abbauen. Interessanter Kandidat für eine Gegenüberstellung normaler Dégorgierzeitpunkt ./. spätes Dégorgement.


XII. Franck Pascal

Monsieur Pascal war wieder selbst am Stand und erklärte seine Champagner, die es demnächst mit neuen Etiketten zu kaufen gibt. Zur Biodynamie kam er über das Militär. Dort lernte er chemische Kampfstoffe kennen und war später ganz frappiert, als er auf der Weinbauschule eine ähnliche Wirkweise von Pestiziden, Herbiziden und allen möglichen anderen -ziden auf lebende Organismen kennenlernte. Folgerichtig beendete er 1998 den Einsatz von Chemikalien und Düngemitteln im Weinberg.

1. Cuvée Prestige Equilibre 2003

Drittelmix, der mit backenzusammenziehendem Süssholz anfängt und die schwarze, von Holunderbeersaft, Brombeeren und Cassis geprägte Aromatik durchhält. Wirkt bereits ganz zugänglich.

2. Cuvée Prestige Equilibre 2002

Drittelmix, mit 4,5 g/l dosiert. Viel enger, verschlossener, mineralischer als der 2003er. Kein Champagner, der jetzt oder innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre viel Freude bereitet und im Moment nur sehr trainierten Champagnerfreunden gefallen dürfte. Wenn alles gutgeht, ändert sich das demnächst, der Champagner ist einfach noch viel zu sehr in sich selbst verdreht.

3. Cuvée Tolérance Rosé

Nach den beiden Jahrgängen wirkte der Rosé fruchtig, unausgezehrt, ausgeruht und wie zu Scherzen aufgelegt. War er in Wirklichkeit natürlich nicht, da war sein vom Sagesse ererbtes Naturell und die schwer entzifferbare Handschrift des Winzers davor. Unter den Rosés unserer Zeit sicher einer der interessantesten. Nichts für Hedonisten.


XII. Philipponnat

Die Champagner von Charles Philipponnat sind immer ein Gläschen wert, waren am Stand leider sehr sehr kalt.

1. Royal Reserve

Jugendlich, unbekümmert, frisch und fruchtig plätscherte der Standardbrut ins Glas. Dahinter steckt überwiegend Pinot-Noir, ca. ein Drittel Chardonnay und ca. ein Viertel Pinot Meunier. Der Reserveweinanteil kann auf bis zu 40% klettern und wird im Soleraverfahren gewonnen. Biologischer Säureabbau ist für diejenigen Grundweine, die bei Philipponnat ins Holz dürfen, kein Thema. Unter anderem deshalb stecken sie die 9 g/l Dosagezucker gut weg. Für ein großes Haus wäre das übrigens nicht besonders viel, doch ist Philipponnat kein grosses Haus, sondern eher ein großer Winzer. Das sieht man allenthalben an der sehr sorgfältigen, am Detail orientierten Vinifikation. Wie es sich für gute Winzer gehört, trägt jede Flasche das Dégorgierdatum auf dem Rückenetikett. Immer wieder eine Freude und in Deutschland ein noch immer viel zu unbekanntes Haus.

2. Grand Blanc Millésime 2002

Dieser Champagner ist in Teilen ein Clos des Goisses. Dort stehen nämlich ein paar Chardonnayreben, die nachher einen Teil der Wirkmacht des Clos des Goisses ausmachen. Zu 15% stammen die Chardonnays dieses Weins ebenfalls aus dem Clos des Goisses. Der Rest kommt überwiegend aus der Côte des Blancs. Im Stahltank bekommen diese Weine ihren Schliff und ihre chablismässige Statur, wobei es auch in diesem Champagner Anteile gibt, die im Holzfass waren und keinen BSA mitgemacht haben. In der mit 5 g/l dosierten Cuvée merkt man von alledem nicht viel. Ich war zum Beispiel viel mehr damit beschäftigt, über den Chardonnay aus dem Clos des Goisses nachzudenken und ob ich den beim nächsten Besuch mal als Grundwein probieren könnte. Denn irgendwas haben diese Trauben, was dem Champagner einen besonders weichen twist verleiht, eine träumerische Unschärfe nach der Art wie sie David Hamiltons Bilder berühmt gemacht hat.

3. Réserve Millésimé 2002

70% Pinot-Noir aus Ay und Mareuil, 30% Chardonnay aus der Côte des Blancs. Trotz seiner Dosage von 9 g/l ein lebhafter, frischer Champagner, der mir aus der Kollektion am gefälligsten vorkam. Datteln, Feigen, Aprikosen, weisse Schokolade und Limette halten sich hier spannungsvoll die Waage.

4. Cuvée 1522 Blanc Grand Cru 2002

Gedächtniscuvée anlässlich der Niederlassung der Familie in Ay. Folglich muss Pinot-Noir aus Ay mit 60% den Löwenanteil in der Cuvée bekommen. Warum der Rest Chardonnay aus Oger stammt, ist mir nicht klar. Ich finde das nicht konsequent; Philipponnat hätte viel lieber Chardonnay Grand Cru aus Ay nehmen sollen, das hätte viel authentischer zu der Cuvée gewirkt und außerdem traue ich Philipponnat ohne weiteres zu, mit den Trauben vernünftige Resultate zu erzielen. Im Bereich der von diesem Champagner bereits preislich anvisierten Kundschaft wäre das sicher auf große Entzückung gestossen. Mit 4 g/l dosiert und langem Hefelager ist der 1522 so etwas wie eine kleine Prestigecuvée. Schmeckt balanciert, pendelt sich aromatisch beim Khakisüppchen mit Pinienkernen und Ingwer ein.

5. Clos des Goisses Blanc 2000

70% Pinot-Noir und 30% Chardonnay. Wie bei allen Philipponnat-Champagnern geht es auch hier um Frische, Klarheit, Rasse und Stil, daher der bewährte Mix aus Stahltank und BSAlosem Fassausbau. Obwohl mit nur 4 g/l dosiert und zu kalt serviert, entfaltete der Clos des Goisses mühelos seine ganze Pracht. Kakao und Kirsche, Toastbrot und Powidl-Palatschinken, Kaisermelange, Germ- und Marillenknödel, die ganze Wiener Kaffeehauskultur in einem Champagner! Ein schöner Beleg dafür, dass der Clos des Goisses besonders in schwachen Champagnerjahren großartige Champagner liefern kann.

6. Royal Reserve Rosé

Ein Assemblage-Rosé mit 7-8% Coteaux Champenois. So leicht und lebensbejahend wie das zarthelle Rosa des Champagners schmeckt er, Erdbeer-Himbeeraromen werden von 9 g/l Dosagezucker recht vorteilhaft herausgehoben, eine hauchdünn unterlegte Tanninstruktur erinnert daran, dass der Champagner aus einem sehr distinguierten Haus kommt. Alles in allem dennoch kein besonders komplizierter Champagner.


XIII. Paul Goerg

Monsieur Moulin, den die Genossen bei Ruinart herausgekauft haben, stellte die Cooperativenchampagner und die neue, 2004 als Handelshaus gegründete Marke Prieur vor. Die Goutte d'Or aus Vertus stand bis vor kurzem unter der Leitung von Pascal Férat, der nach den jüngsten Querelen in der Winzerschaft die Führung des Winzerverbands übernommen hat. Unter dem Namen Paul Goerg treten die Genossen seit 1982 eigenständig am Markt auf, vorher teilten sie das Schicksal des unbekannten Saftlieferanten mit zahllosen anderen Kooperativen der Region.

1. Brut Tradition

60CH 40PN. Sehr leichter, mit seinen 8 g/l nicht hoch dosierter Champagner. Weinig und angenehm, etwas kurz.

2. Blanc de Blancs

Dem Tradition eng verwandt, mit mehr Dampf, mehr campheriger Säure und einem Beigeschmack von geschwenkter Butter. Nicht besonders groß.

3. Blanc de Blancs Millésime 2002

Stärker hervortretende Chardonnayeigenschaften, voluminöser Apfel, bei mäßigen Säuregraden. Wenn die Mitgliedsbetriebe ihre Lagen in den Premier und Grand Crus der Côte des Blancs haben – so scheint hier doch überwiegend das leichte, fruchtige Element verarbeitet zu werden. Geht beim 2002er in Ordnung.

4. Cuvée Lady Millésime 2000

85CH 15PN. Acht Jahre Hefelager. Ziemlich proper, dabei fast ein wenig divenhaft schwankend zwischen fruchtiger Herzlichkeit und spröder Mineralität präsentiert sich die Prestigecuvée der Genossen. So stellen sich die Mitglieder die perfekte Champagner-Winzerehefrau vor, geschäftlich diamanthart, aber reinen Herzens, rund, facettenreich, nach innen ausgeglichen und harmonisch. Gelungen.

Champagner-Umfrage: die Ergebnisse

Hier sind die Ergebnisse meiner kleinen Schaumwein-Umfrage

the results of my sparkling-survey

1. bei der Frage nach Champagner oder einem Alternativsprudler war die Tendenz deutlich

the majority went for champagne instead of alternative sparklings

– Champagne 76,47%
– anderer Schäumer/other sparkling 5,88%
– manchen war es auch egal/don't care 17,65%

2. Noch klarer ist die Farbpräferenz

colour preferences were even clearer

– weiss/white 84,31%
– rosé 5,88%
– beides gleich gut fanden/both 9,80%

3. die Liebhaber des Blanc de Blancs überwogen

blanc de blancs rules

– BdB 47,06%
– BdN 29,41%
– beides gleich gut oder egal fanden/both 23,53%

4. auch die Jahrgangsfraktion ist stark

vintage, too

– mit Jahrgang/vintage 66,67%
– jahrgangslos/NV 15,69%
– mal so mal so mögen es/depends 17,65%

5. die jungen Früchtchen kommen nicht so gut an

nolita

– jung und sexy/barely legal 19,61%
– reif und schön/milf 58,82%
– mal hier und mal da naschen wollten/nibble on both 21,57%

6. die Winzer sind beliebt

growers have strong support

– Grande Marque/big house 17,65%
– vigneron indépendant/grower 56,86%
– auch hier gab es viele Wechselwähler/changelings 25,49%

7. knochentrocken lautet die Devise

dosage: the lower the better

– Ultra Brut 88,24%
– zum sugardaddy bekannten sich nur/candy shop's almost closed with a mere5,88%
– und das ganze Spektrum wollten ebenfalls nur/take 'em all no matter how much sugar's in there 5,88%

8. die Einzellagenfreunde waren in der Mehrzahl

single action strikes

– Monocru/single vineyard 49,02%
– Gebietsverschnitt/blend 25,49%
– aus Kosten- oder anderen Gründen nicht festlegen wollten sich/not sure 25,49%

8. Freunde der Kathedralenstadt fanden sich nicht so viele, Krug-Fans dafür um so mehr

looks like the krugists did not support the city of reims

– Reims 19,61%
– Epernay 49,02%
– unentschlossen oder egal/whatever 31,37%

10. trotz des Bekenntnisses zum Winzerchampagner konnten sich nicht so sehr viele zum Starwinzer durchringen. Vielleicht deshalb, weil Krug ja selbst so etwas wie ein grosser Kultwinzer ist

Krug defeats Selosse

– Krug 41,18%
– Selosse 29,41%
– einige konnten zu einem oder beiden Champagnern nicht so viel sagen und blieben deshalb unentschieden/some haven't had enough drinking experience with any or both of the producers 29,41%