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Tag Archives: terres et vins de champagne

Terres et Vins de Champagne: Benoit Tarlant

 

Vins Clairs 2011:

BAM (Pinot Blanc-Arbanne-Meslier), vom Sablo-Calcaire aus Oeuilly; Mocque Tonneau (Pinot Noir) vom Calcaire dur aus Celles-les-Condé, der Grundwein für den Vigne Rouge; Chardonnay aus der Lage Crayon, Ausgangsstoff für die Cuvée Louis. Süßsauer wie ein köstliches Asiasüppchen, spaßig und gut war der BAM, was angesichts des ungeliebten Weißburgunders viel bedeuten will. Denn Weißburgunder wirkt beim Champagner auf mich immer wie ein gräßlich entstellter, notdürftig verkleideter Zwerg auf einem ausgelassenen Kindergeburtstag. Beim BAM hatte ich dieses peinliche Gefühl nicht. Mehr Frucht und mehr Schmatz, weniger Quirligkeit hatte der Pinot Noir aus dem Mocque Tonneau. Knorrige, strenge Säure wurde beim Louis-Chardonnay von fröhlich ausgleichender Frucht umtost wie ein Patriarch, der auf dem Familiensommerfest im Kreise seiner tobenden Enkel sitzt.

Champagner:

1. La Vigne d’Or Blanc de Meuniers 2003

Mit 2 g/l dosiert.

Fruchtgeprägt, etwas bärchenhaft und tapsig. Dafür, dass Brut Nature Champagner den Ruf haben, dem Gaumen mit ihrer schneidenden Schärfe und Fokussiertheit ernsthaft verletzungsgefährlich werden zu können, wirkt der Vigne d'Or sehr zahm. Wie ein Bärenbaby, das gern genauso furchterregend brüllen würde wie seine älteren Artgenossen, stattdessen aber eher niedliche Laute macht.

2. La Vigne Rouge Blanc de Noirs 2003

Mit 1 g/l dosiert.

Das eine Gramm wirkt in diesem Champagner zehnfach vergößert, so fruchtig und süß schmeckt er. Dass trotzdem belebende Säure enthalten ist, muss man sich extra aufschreiben, denn nach dem ersten Mundeindruck überwiegt der süße Anteil so sehr, dass man geneigt ist, den Champagner allein daran festzumachen. Ob es beim Namens Vigne Rouge bleiben wird, ist noch unklar; beim Dachverband ist man damit offenbar wegen der Verwechslungsgefahr mit Rotwein nicht einverstanden. Sei's drum. Das ist der massentauglichste, easyeste Wein von Benoit und Melanie Tarlant. Von seiner Entstehung her würdig, das dritte Glied im Bunde der Vigne de … Champagner zu sein und in dieser Form bis auf weiteres einzigartig im Portfolio von Tarlant.

3. Cuvée Louis, dég. à la volée

1998, 1997 und 1996.

Neptun, den Fluten entsteigend. In dieser absoluten Höchstform habe ich die Cuvée Louis noch nicht oft getrunken, denn leider ist der Champagner weder bei den großen noch bei den kleinen Erzeugern frei von Varianzen. Wenn ich aber bedenke, wie wenig dieser Champagner eigentlich kostet und welche Entwicklungskurve er bisher hingelegt hat, ist klar, dass ich mir davon noch schleunigst ein paar Flaschen besorgen werde, möglichst undosiert.

Terres et Vins de Champagne: Fabrice Pouillon

 

 

Von Elodie und Fabrice Pouillon stammt mit dem 2XOZ ein klares Statement für puren Champagner und die stilistische Visitenkarte: Herbe Zitrusnoten, feingestoßenes Kalkmehl und ein hochfloriger Säureteppich. Säure spielt bei den Champagnern von Fabrice Pouillon nicht die tragende Rolle. Bei ihm sind die aromatischen Vermischungen bedeutungsvoller. Das macht die Champagner schwieriger. 

Vins Clairs 2011:

PN Ecueil, Solera 97-11, Rosé de Saignée PN aus Mareuil sur Ay, 12h Standzeit. Sehr detailverliebt herausgearbeitet waren die Stärken der einzelnen Grundweine. Der spontanvergorene Pinot hatte seinen BSA im jungen Barrique hinter sich gebracht, bei 7,65 g/l Säure und pH 3,03 war von ihm natürlich keine Scharfkantigkeit zu erwarten, sondern eine Neigung ins rundliche, die sich als Pillenboxaroma ausdrückte. Der Solera war weich und krautig im Sinne einer Haschzigarette, klebte gar mit seiner Säure am Gaumen. Rotweinig und blumig, mit einem nicht fehlerhaften, sondern pikanten, gamayhaften Pflanzengeschmack präsentierte sich der Rosé.

Champagner:

1. Cuvée du Vigneron

Hälftig PN/CH aus Mareuil-sur-Ay, 50% Jahrgang 2008, 50% Solera 97-07, mit 5 g/l dosiert.

Ein richtiges Zentrum hat der Champagner nicht, Honig, Blüten, Anis, Fenchel, Dill, bewegen sich im Kreis und sind nur schwer zu fassen. Dabei wirkt die Cuvée leicht und unangestrengt.

2. Brut Nature

Hälftig PN/CH aus Einzellage in Mareuil sur Ay, 2006er mit 2005er, spontanvergoren in Eicenfässchen.

Schlank, apfelig-zitronig, mit einer makellosen Fassade. Eine von Juhlin apostrophierte besonders enge Verwandtschaft zum Clos St. Hilaire kann ich nicht erkennen, finde den Champagner aber trotzdem sehr gut und meine, dass er mit etwas Zeit noch deutlich mehr preisgeben wird, als jetzt. Immerhin muss man bedenken, dass der Clos St. Hilaire aktuell beim 1998er Jahrgang steht, der Mareuil Brut Nature aber schon beim 2006er angekommen ist und daher bei weitem noch nicht so ausgefaltet sein kann.

3. Chardonnay Extra Brut

Hälftig Le Mesnil/Aÿ 2003, mit 3 g/l dosiert

Weit entwickelt, mit einer anoxidierten Nase. In dem vollmundigen Champagner trifft Kreidebodenmineralität aus Le Mesnil auf orientalische Dicklichkeit und verwöhntes Fett aus Ay. Wenig Säure, leicht überreife Süße.  

Terres et Vins de Champagne: Olivier Paulet

 

 

Vins Clairs:

Der Mann, der ein bisschen aussieht, wie ich mir den frühen Dolph Lundgren vorstelle, servierte drei eigentümlich gute Vins Clairs, die Lust auf mehr machten. Die 2009er Assemblage aus 50PM 25CH 25PN, 2010er Meunier von alten Reben aus der Lage Champs à l’Eau ohne Malo im Stahltank vergoren und 2010er Chardonnay aus dem Stahltank.

Champagner:

1. Brut Tradition Premier Cru Extra Brut

50PM 25PN 25CH, mit 4,5 g/l dosiert

Als hätte er meine Bemerkungen zu den im letzten Jahr verkosteten Champagnern gehört und ernstgenommen, war der diesjährige Brut Tradition nicht mehr mit 7, sondern mit viel gesünderen 4,5 g/l dosiert und schmeckte gleich viel besser, entschlackter und fitter.

2. Mazerationsrosé 2004

80CH 20PM, drei Tage auf der Maische, mit 6,5 g/l dosiert.

Kräftig obstig in Nase und Mund, mit 6,5 g/l wieder gefährlich nahe an der Überzuckerung. Die Rettung heisst: gut gekühlt zum Essen servieren oder etwas einfältige Frauen damit betören.

3. Cuvée Risleus, dégorgiert im September 2009

47CH 20PN 33PM, 2001er, ohne BSA, 1/3 bâtonnage; ungeschönt, ungefiltert.

Noch immer mein Lieblingschampagner aus dem Hause Paulet. Kaffee, Kondensmilch, Schoko, rote Äpfel, gebratene Pfifferlinge und Steinpilze, dazu sehr feine Röstnoten vom Holz.

Terres et Vins de Champagne: Franck Pascal

 

 

Vins Clairs 2011:

62,5PN + 37,5CH sur silex et meulière, PN Marnocalcaire aus dem Barrique , PM sur argiles à calcaires durs aus dem Barrique.

Champagner:

1. Reliance Brut Nature

60PN 25CH 15PM, 2007er Basis.

Der Vorgänger des Reliance hieß Sagesse und basierte auf dem 2006er Jahrgang, war noch ganz anders gestrickt, mit einem viel höheren Meunieranteil und nur 5% Chardonnay, weshalb er kaum Säure ins Spiel geben konnte. So unterschiedlich die Cuvées, so ähnlich sind sie sich in ihrer frühesten Jugend. Der alte Sagesse und der jetzige Reliance sind beide hart und unzugänglich, richtig viel Säure ist mir hier wieder nicht aufgefallen, wir werden sehen, ob sich der Reliance als seines Namens würdig erweis und sich ebenso zuverlässig schön öffnet wie sein Vorläufer.

2. Harmonie Extra Brut 2004

50PM 50PN.

Dieser ambitionierte Blanc de Noirs spielte mit den fruchtigen Komponenten beider Rebsorten. Das leichtfruchtige, exotische Element kam vom Meunier, die dunklen, tiefaromatischen heimischen Fruchtaromen ordne ich dem Pinot Noir zu. Beide fanden sich gut zusammen, wobei der Meuieranteil dem Champagner eine ihn bestimmende Leichtigkeit gab.

3. Quint-essence Extra Brut 2004

Die Quint-essence 2004 begegnete mir mal ausgelassen bis irr, mal gemäßigt und fast bieder. So gefiel sie mir übrigens besser. Und so macht sie scheinbar weiter. Bei meiner letzten Verkostung war sie schon rundlich und gesetzt, hatte einen ganzen Sack voller Essenzen und Extrakte dabei, der bedachtsam geöffnet und geleert werden will. Gerade ist Preiselbeerkompott dran und sei es, weil ich zu der Zeit gerade Hunger hatte, ich meine, es ist auch etwas Camembert zu erschnuppern.  

Terres et Vins de Champagne: Dominique Moreau

 

Vins Clairs 2011:

Das jüngste Mitglied der Winzertruppe der Terres et Vins de Champagne ist die zierliche Dominique Moreau aus Polisot an der Aube. Seit 2000 bewirtschaftet sie biodynamisch die 2,5 überwiegend mit Pinot und nur zu 10% mit Chardonnay – jeweils aus sélection massale – bepflanzten Hektar des nach ihrer Großmutter benannten Betriebs. Jungfernjahrgang war 2005. Die Vins Clairs für Résonance, Efflorescence, Eloquence habe ich probieren können. Die beiden ersten sind reine Pinot Noirs, der Vin Clair für die Efflorescence wurde nicht geschwefelt, hat aber einen langen biologischen Säureabbau hinter sich, Eloquence ist ein reinsortiger Chardonnay aus den Jahren 2011 (53%) und 2010 (47%).

Champagner:

Während einer Tour durch die Weinberge habe ich die Efflorescence von Dominique Moreau zu gegrillten Boudin Blanc und Boudin Noir, Gougères und Schweinebauch probiert. Herrlich. So schlank der zartapfelblütenduftende Champagner wirkt, so hemmungslos genussfreudig zeigt er sich zu den rustikalen Köstlichkeiten vom Grill. Wer skandinavisches Alu- und Stahlinterieur schätzt, die dänische und schwedische Formensprache mag, im Urlaub eine Mischung aus Städtetrip und Saunablockhütte in der Einsamkeit pflegt, ist bei Marie-Courtin bestens aufgehoben.

1. Eloquence Brut Nature 2008

100CH, Holzfassvinifikation.

Energiegeladen und drahtig, feminin, aber nicht damenhaft, entspricht ein wenig der Macherin selbst.

2. Résonance Brut Nature 2009

100PN, Stahltank.

Stark, rein, von schneidender Klarheit, die sich bis zum lupenreinen finish hält.

3. Résonance Brut Nature 2009 ungeschwefelt

Kann mit der geschwefelten Version nicht mithalten und wirkt lascher, nicht so risikofreudig, irgendwie ärmer und zum Schluss nicht klar, sondern nur wässrig.

Terres et Vins de Champagne: David Léclapart

 

 

Vins Clairs 2011:

Artiste, Apôtre, Astre. Die Vins Clairs, die man bei David Léclapart probieren kann, sind meistens nicht viel jünger, als seine fertigen Champagner. Das ist etwas bedauerlich hinsichtlich der Champagner, die es in reifer Form eben leider noch nicht gibt, das ist aber sehr instruktiv, was den Übergang vom einen zum anderen Stadium betrifft. Messerscharf fand ich den Artiste 2011, weicher und strukturierter, wie eine Waffelmusterdecke, fand ich den Apôtre 2011. Ganz anders war dann der Astre: ein Blumenmeer, Gras, Heu, Kamille, Crème, nur wehr wenig Säure. Das wird Davids neueste Schöpfung sein, ein Blanc de Noirs. Hochspannend, was daraus mal werden wird!

Champagner:

1. Artiste 2006

Ein flotter Geselle mit freundlicher Säure, kein so arges Geschoss, dass es einem vor Säure den Atem verschlägt. Nach einigem Auf- und Ab scheint er sich langsam einzupendeln.

2. Apôtre 2006

Tief Atemholen heißt es vor jedem Schluck vom 2006er Apôtre. Der Wein ist fesselnd, auf mich wirkte er hypnotisierend und hätte ich nicht so tief Luft geholt, wäre ich wahrscheinlich erstickt, bevor mich der Champagner aus seinem Bann entlassen hätte. Nach dem apotheotisch umfeierten Apôtre 2004 und dem menschlicheren Apôtre 2005 ist der 2006er Apôtre wieder ein mytischer Champagner, vielleicht der okkulteste aus der bisherigen Reihe.

3. Alchimiste 2006

Nicht gefallen hat mir der sehr dunkle, rotweinige, an Rotweinkuchen und sparkling Bordeaux erinnernde Alchimiste, bei dem ein leicht röstiger Brotton eher störte, als zu neuen Komplexitätsufern hinüberzuhelfen. Hoffentlich ändert sich das noch. Im Moment ist der Alchimiste jedenfalls zu schwer und droht, an seinem eigenen Gewicht zu ersticken.  

Terres et Vins de Champagne: Aurelien Laherte

 

 

Vins Clairs 2011:

Les Rouges Maisons PN, geht in die Empreintes; Les Vignes d’ Autrefois PM von drei Parzellen für den gleichnamigen Champagner; Les Noues CH. Alle drei Vins Clairs boten Trinkvergnügen und zeigten gleichzeitig, dass sie sich für die zweite Gärung eignen. Auf die Laherte-Champagner auf dieser Basis freue ich mich riesig!

Champagner:

1. Blanc de Blancs Brut Nature

2009er Basis mit Reserve aus 2008.

Von Lancôme gab es mal Effrischungstücher mit einem ztrusfrischen Duft, an den mich dieser Champagner sofort erinnerte. Tiefdunkelgrüne und gelb-orange Zitrusnoten, pflanzlich unterlegt und am Ende leicht geweitet, aber nicht breit. Das spiegelt den Jahrgangsmix: 2008 mit seiner frischen, zitrusfruchtigen Art, aromatisch aber noch sehr eng, 2009 mit dem weiten Horizont.

2. Les Vignes d’ Autrefois, dég. Januar 2012

2008er, mit 4 g/l dosiert.

Dieser reinsortige Meunier gehört mit denen von Bedel, Chartogne (Les Barres), Egly-Ouriet, Jacky Charpentier (Pierre-Henri), José Michel, Michel Loriot, Moet et Chandon (Champs de Romont), Moutardier, Prévost und Tarlant (Vigne d'Or) zu den hervorragendsten Zeugnissen, die diese Rebsorte abzulegen im Stande ist. Vor allem Säure und einesteils exotische, dabei andernteils herbe und zitrusfruchtige Aromen gehen hier eine Allianz ein, die dem Champagner eine ungewohnt hohe Dynamik verleiht.

3. Les Empreintes

50PN 50Chardonnay Muscaté, beide aus 2008, auf dem Etikett steht nioch der 2007er Mix (40PN 40CH 20PM).

Chardonnay Muscaté ist mir sonst nur noch in Cyril Janissons Toulette begegnet. Beide Champagner, die diesen seltenen Chardonnay beherbergen, gefallen mir überaus gut. Chardonnay Muscaté ist kein Chardonnay, der mit angezogener Handbremse fährt, er wirkt nur bei gleicher Kraftentfaltung weicher, ohne Zugkrafunterbrechung, so wie ein automatisches Doppelkupplungsgetriebe. Seine Prägung erhält der Empreintes nach meinem Empfinden mit leichtem Übergewicht vom Pinot, es kann aber auch sein, dass die weinige, würzige und eher auf Pinot hinweisende Art vom Chardonnay Muscaté nur besonders gut gefördert wird. Jedenfalls ein exquisiter Champagner.

Terres et Vins de Champagne: Benoît Lahaye

 

Vins Clairs 2011:

Blanc de Noirs; Le Jardin de la Grosse Pierre (ein gemischter Satz mit allen Rebsorten der Champagne); Rosé de macération des Juliennes. Die Vins Clairs von Benoit Lahaye gehören heuer zu denen, über die man sich freut, weil sie einen schwierigen Spagat meistern. Die maßgeblichen Eigenschaften von Vins Clairs sind oft überbetont, ihr Geschmacksbild daher oft skizzenhaft, einseitig und karikaturenhaft. Umso mehr freut man sich, wenn so ein Grundwein, der zum Sologenuss überhaupt nicht hergestellt wurde, sondern nur auf seiner Reise in das zweite Gärungs- und oftmals Cuvéeabenteuer anhalten musste, um sich einer Visitation zu unterziehen, mit geschmacklicher Raffinesse aufwarten kann und sich wie von selbst die Kehle hinunterschmuggelt.

Champagner:

1. Blanc de Noirs Brut Nature

2008er Basis mit Reserve aus 2007. Kein BSA.

Dass Benoit Lahaye nicht zu den ruhigen Winzern mit bäuerlich-beschaulichen Pinots von mehr oder weniger immer derselben Frucht und geglätteten leichten Haselnussigkeit gehört, macht der Blanc de Noirs Brut Nature klar. Der Champagner hat das, was man bei Autos den bösen Blick nennt, ohne aber prollig damit zu wirken.

2. Blanc de Noirs Extra Brut

wie vor, mit 5 g/l dosiert.

Den bösen Blick hat der Extra Brut abgelegt. Melone, Nektarine, Orange, Marzipan schmeicheln wie obstgewordene Katzen um und in die Nase, schleichen auf Samtpfoten über die Zunge und springen leicht federnd in den Rachen hinein, alles schön ohne Krallen.

3. Le Jardin de la grosse Pierre 2009

Marktreif 2013/2014.

Sehr hoch verdichteter Sekt könnte so schmecken. Guavenschnaps, Quittenmus, Marzipan, nicht ganz einfach in der Kombination, nicht ganz mein Geschmack, aber eine Herausforderung unter für die kleine Sparte der Champagner, die aus alten Rebsorten entstanden sind. Der Jardin de la grosse Pierre gehört da zu einem der stringentesten, komplexesten und gelungensten Exemplare.

4. Rosé des Juliennes Extra Brut

In dieser Form mein Lieblingschampagner von Benoit Lahaye. Die Substanz in Form der Grundweine gefällt mir Jahr für Jahr sehr gut, nur der fertige Champagner überzeugt nicht immer. Dieses Jahr stimmt alles. Blutdruck und Puls wie nach einem Ausdauerlauf, ad ruboren, non ad sudorem, wie Galen zeitlos und zum Rosé so unvergleichlich passend empfiehlt.

Terres et Vins de Champagne: Cyril Jeaunaux

 

Vins Clairs 2011:

Je zwei Chardonnays und Meuniers aus dem Stahltank und aus dem Fass, sowie einen fassvinifizierten Pinot stellte Cyril Jeauneaux vor. Alle Grundweine gefielen mir sehr gut, waren aufgeladen und voller Tatendrang, nicht übersauer, mal frech, mal warm und weich, mal feurig und röstig, teilweise dunkel und kühl.

Champagner (alle Zéro Dosage):

1. Brut Sélection

60PM 30PN 10CH, 2009er Basis mit Reserve aus 2008.

Sehr fordernd, druckvoll, bergquellklar, geradezu chardonnayig. Ein Beispiel dafür, wie man sich vertun kann, wenn man einen guten Meunierchampagner blind ins Glas bekommt. Könnte meiner Meinung nach ohne Dosage bleiben oder allenfalls ganz gering dosiert werden, mit vielleicht 3 g/l, um seinen schlanken Körper nicht zu verfetten.

2. Prestige

80CH 20PN, 2008er Basis mit Reserve aus 2007.

Gegenüber der Sélection der längere Champagner, mit mehr Potential, mehr Verästelung und mehr Substanz, mit seiner knackig-rassigen, engmaschigen Art in diesem Zustand weniger spaßig. Sobald Dosage dazukommt, wird sich das ändern, aus dem drahtigen und momentan hager-asketischen Typ wird dann ein drahtiger und muskulöser Champagner.

3. Les Grands Nots 2004

Drittelmix aus dem Barrique.

Merkliches Holz, das sich mit Noisette, Mandelkrokant und roten Früchten gut verträgt. Espressonote, Wurzelholzvertäfelung; mein Lieblingschampagner von Cyril, kostet allerdings gute 50,00 €.

4. Les Grands Nots 2003

Drittelmix aus dem Barrique.

Ungewohnt rebellisch und wütend tritt der 2003er auf. Wieder sind Nuss und Kaffee bedeutende Komponenten, dazu kommt noch eine nicht sehr prominent vorschmeckende, aber stahlharte Säure und eine zum mildjodig bis salzigen Ende hin daraus gefräste, völlig überraschende reife Frucht, die Noten von Pomelo, Blutorange und Nektarine enthält. Verblüffend, wenn man den Champagner gar nicht kennt und höchst erfreulich, wenn man ihn kurz nach dem ersten Dégorgement schon als einen der besten performer des Jahrgangs in seiner Gewichtsklasse kennengelernt hat.

Terres et Vins de Champagne: Olivier Horiot

 

Vins Clairs 2011:

Pinot Noir vom Argileboden der Lage Les Prémalins, Pinot Noir vom Marneboden der Lage En Escharere, Pinot Blanc vom Argileboden der Lage En Barmont. Für mich war der Weißburgunder am interessantesten, obwohl ich nicht zu den Fans von Weißburgunder als Schaumweinrebsorte gehöre.

Champagner:

1. Sève Blanc de Noirs 2006

100PN.

Die Champagner von Olivier Horiot und seiner Frau werden mit sehr vielen Vorschusslorbeeren bedacht, was ich nicht immer recht nachvollziehen kann. Mir waren die Champagner noch nie ausgereift genug, um mir ein annähernd belastbares Urteil bilden zu können. Vom Sève war ich in den letzten zwei Jahren kein einziges Mal wirklich angetan. Also: spannend ja, Grund zum Jubeln nein. Die diesmalige Begegnung zeigte freilich, dass der Champagner seine Kinderstube langsam verlässt und sein hässliches Entenkükenkleid abzustreifen versucht. Sehr konzentriert, in Richtung rotfruchtiger Elsässer Obstbrände gehender Geschmack, dabei glatt und keineswegs hitzig oder brandig. Wenn alles so weitergeht wie bisher, ist der Sève in zwei bis drei Jahren ein ernstzunehmender Pinotchampagner, der dem Ruhm seiner Heimatgemeinde vollauf gerecht werden kann.

2. 5 Sens 2008

Wider Erwarten besonders gut gefiel mir der 5 Sens. Ich betone es immer wieder, Weißburgunder im Schaumwein ist für mich noch nie als Bereicherung auffällig geworden, sondern immer nur als Belastung. Der aktuelle 5 Sens kommt mit dieser Last gut zurecht. Ausgeprägt holziger Duft, der gut zur Entenbrust vom Holzkohlegrill passt, die sich in Anknüpfung an das Sève-Entlein hierzu aufdrängt, dazu kommt eine entschieden auftretende Pinotfrucht, ein ebenso entschiedener Säureanteil, der sich kerngesundem Chardonnay mit nicht allzu mineralischen Ambitionen verdanken dürfte.

3. Sève Rosé de Saignée 2007

Blumig, mit Eau-de-Vie de Kirsch, zeigt der Rosé seine enge Verwandtschaft zum weißen Sèves.

4. Rosé de Riceys 2006

Den Rosé de Riceys von Olivier habe ich am Vorabend noch als 2004er getrunken, der ein feineres Auftreten hatte, sich aber sonst nicht groß vom gleichermaßen jung wirkenden 2006er unterschied. Etwas mehr Profil zeigte sich beim 2006er, die konditorenhafte Süße hatten wieder beide gemeinsam. Gut gelungen und eines der besseren Beispiele für roten Stillwein aus der Champagne.