Back to Top

Tag Archives: terres et vins de champagne

Terres et Vins de Champagne: Henri Goutorbe

 

Vins Clairs 2011:

Pinot Noir Aÿ en Blanc, Pinot Noir Aÿ en Rouge, Assemblage prestige 1er cru. Die Grundweine habe ich dieses Jahr nicht probiert.

Champagner:

Die Champagner von Goutorbe sind mir immer etwas zu hoch dosiert gewesen. Daran hat sich dieses jahr nichts geändert. Wer den Chic eines Winzerchampagners mit dem Geschmack eines großen Hauses sucht, ist hier richtig.

1. Prestige Premier Cru

70PN 25CH 5PM, mit 9,6 g/l dosiert.

Für eine Cuvée, die den Namen "Prestige" trägt, zu kurz geraten. Sonst stimmt alles, der Champagner ist mit großem Geschick hergestellt, vermeidet jede Konfrontation und jedes geschmackliche Risiko. Ein bisschen fühle ich mich an die Biochampagner von Serge Mathieu erinnert, die unter einem ähnlichen Motto stehen: difficile à faire, facile à boire.

2. Grand Cru d'Aÿ Millésime 2005

67PN 33CH, mit 9 g/l dosiert.

Herber und charaktervoller als der Prestige, obwohl die technischen Unterschiede nicht sehr groß zu sein scheinen. Jedenfalls ein Schritt in Richtung ausgeprägter Individualität. Ob Etienne Goutorbe noch sehr viel weiter auf diesem Weg gehen wird, erscheint mir indes zweifelhaft.

3. Rosé d'Assemblage Grand Cru

63PN aus den lieu-dits Raron und Cochemont, 25CH und 12PN als Rotweinzugabe, beide aus dem Aÿ Grand Cru Froide Terre; wieder mit 9,6 g/l dosiert.

Heißfruchtig mit kitschigen Anklängen, die jede Spur von großem Aÿ-Wein übertönen. Könnte mir mit der Hälfte des Zuckers viel besser schmecken.

Terres et Vins de Champagne: Jean Baptiste Geoffroy

 

Vins Clairs 2011:

Einige spannenden Sachen gab es bei den BSA-freien Grundweinen zu probieren, ob bloß als Spielerei oder mit echtem Potential lässt sich im Moment nicht sagen. Der Rosé de saignée “Blanc de Rose”, eigentlich eine Commazerisation, also gemeinsame Mazerisation von PN und CH hatte einen eigentümlichen, sehr hervorgehobenen Rosenduft, vermischt mit Mandelaroma, erwies sich aber nicht als sehr charmanter Trinkwein, mir war er zu mau für einen Vin Clair; Les Houtrants en complantation ist ein 2005 gepflanzter gemischter Satz aus PN PM CH Petit Meslier und Arbane, der mir wie der Rosé etwas laff vorkam und nur am Ende eine leichte Rauheit am Gaumen erzeugte; am klassischsten war die Cuvée Empreinte 55PN 38CH 7PM, 35% im Holz vinifiziert, Säure musste man hier abermals vergeblich suchen, dafür schien mir der Winzer hier am erkennbarsten wieder auf gewohntem Boden zu sein.

Champagner:

1. Expression

40PN 47PM 13 CH, 2009er Basis mit Reserve aus 2008, mit 9 g/l dosiert.

Saftig, mit guter Balance für einen etwas schwer geratenen Champagner, der von niedrigerer Dosage profitieren könnte.

2. Rosé de Saignée

100PN.

Kräftige Frucht, nicht unerhebliche Herbe, dazu eine alkoholische Note. Zum Essen geeignet, beispielsweise Linsen oder gepökeltes Schweinefleisch, auch confierte Entenschlegelchen und rustikale Küche der Region. Solo überzeugte mich der Rosé nicht.

3. Millésime 2004 aus der Karaffe

71CH 29PN, 100% Barrique, mit 2 g/l dosiert.

Das Holz drückt dem Wein merklich seinen Stempel auf, karaffieren musste man ihn deshalb aber nicht gleich unbedingt. Umfassende Aromatik, die im Nussigen beginnt und bei aller begleitenden Saftigkeit doch stärker den getrockneten, konzentrierten Aromen verhaftet ist.

Terres et Vins de Champagne: Pascal Doquet

 

Vins Clairs 2011:

Vertus (Coeur de terroir en fûts), Mont Aimé (Coeur de terroir en fûts), Mesnil (Coeur de terroir en fûts). Die drei Vins Clairs legten eine leichte Steigung auf der Mineralskala hin. Von deutlicher Banane und etwas exotischer Frucht über eine Oberhand gewinnen wollende Säure bis zum noch braven, aber deutlich von Mineral und Säure geprägten Mesnil, der sich weit entfernt von jeder Frucht zu halten suchte.

Champagner:

1. Premier Cru Brut Nature

Fruchtig und sympathisch, mit einer gegen Ende ins Herbe rüberrutschenden Note, die verwundert. Denn die Weine von Pascal Doquet sind sonst zutraulich, ganz besonders die niedrig bis gar nicht dosierten Champagner gefallen mir hier immer besonders gut.

2. Grand Cru Extra Brut

2/3 Grand Cru 2004 mit BSA und 1/3 vom BSA-losen 2003er Jahrgang.

Die reifen Ausläufer des 2003er Anteils vermischten sich mit der den Champagner bestimmenden 2004er Basis. Mandel, Schokolade, Krokant, ein Grand Cru Extra Brut, der nicht erst noch jahrelang hofiert werden will, sondern schon jetzt bereit ist. Wie lange er sich noch hält, ist schwer zu sagen, der 2003er Reifeverlauf ist nicht leicht zu prognostizieren. Ich schätze ihn für die nächsten drei jahre als sicher ein, danach wird er bei den meisten sowieso nicht mehr im Keller liegen, sondern ausgetrunken sein.

3. Millésime 2005

Le Mesnil, hälftig im Fass ausgebaut, mit 4 g/l dosiert.

Hier kommt das Milchschokolade und Café au lait Thema wieder durch, das schon der Vorgänger angedeutet hatte. Wie eine erkaltete Crème Brûlée mit frisch draufkaramellisiertem Zucker, rund und makellos; ein unkonventioneller Einstieg in das Mesnilgebiet, aber einer, der leichtfällt. Gefiel mir diesmal am besten von den Doquetchampagnern.

Terres et Vins de Champagne: Vincent Couche

 

Vins Clairs 2011:

Chardonnay aus Montgueux, Pinot Noir aus den Lagen Champ Persin und Val Parfond, beide in Buxueil. Der Chardonnay trank sich so bequem weg wie ein feinherber Riesling aus dem Rheingau oder der Pfalz. Die Pinots boten sich mit ähnlichem Trinkbarkeitsfaktor feil, wirkten dabei nur etwas schwerer und breithüftiger.

Champagner:

1. Millésime 2002

50CH 50PN, jeweils zur Hälfte aus den Lagen Champ Persin und Val Parfond. Mit 7 g/l dosiert und ungeschickterweise eine Wocher vor der Verkostung dégorgiert. Wirkte zwar noch nicht völlig unrund, kam mir aber aufgrund der noch nicht richtig verarbeiteten Dosage zu vordergründig süß vor und vermittelte damit nur easy drinking. Keine Marihuananote, wie ich sie schon einige Male bei Vincent Couches Weinen vernommen habe, keine gimmicks, nichts. Schade.

2. Millésime rosé 2004

Blumig, konzentriert, minimal pflanzlich-gemüsig und etwas alkoholisch. Wirkte auf mich wie ein Cabernet Franc Rosé.

3. Bulles de Miel

Am besten gefiel mir der hemmungslose Bulles de Miel, für den ich mich früher nie so recht erwärmen konnte. Das ist der richtige Imkertrunk und ideal für Leute, die zu Photozwecken eine Bienenkönigin im Mund gefangen halten, um sich aus den heranschwirrenden Bienen kurzfristig Haar- und Barttracht zu gestalten.

Terres et Vins de Champagne: Alexandre Chartogne

 

Vins Clairs 2011:

Les Barres Meunier (PM Franc de pied) aus Merfy, Les Orizeaux PN aus Merfy und Chemin de Reims CH auch aus Merfy. Die Vins Clairs von Alexandre Chartogne gehören zu den Weinen, bei denen man sich nicht dauernd fragt, was man da überhaupt gerade macht und ob es nicht viel besser und auch klüger wäre, jetzt lieber wo ganz anders, weit weg von den zahnfleischzerstörenden Säuremonstern zu sein. Nussige Noblesse, warme, weiche Weinigkeit, fröhliche Zitrusfrucht, bei Alexandre Chartognes Vins Clairs geht es leicht und schmerzlos zu, wehalb ich mich schon paarmal beim Trinken seiner Grundweine ertappt habe.

Champagner:

1. Lieu-dit Les Orizeaux Pinot Noir 2008

Mit 10 g/l dosiert. Roter Apfel, Rhabarber, Rote Bete. Von der Zungenspitze bis in den Hals schlängelt sich die Säure, um von einer sich langsam durchsetzenden Süße abgelöst zu werden. Im Gegensatz zum Vorjahr nicht so druckvoll und fordernd, sondern verschlungener und abwartender, was nicht schlechter heißt.

2. Lieu-dit Chemin de Reims Chardonnay 2009

Gefrorenes Sahnebonbon, mit einer herben, sich gegen jeden Abtatsversuch zur Wehr setzenden Aromatik wie von verwilderten, grobschaligen Äpfeln. Die Abwehr kann man knacken, indem man den ersten, zweiten Schluck lange gewaltsam im Mund hin- und herspült, so wie Mundwasser. Der danach probierte Schluck ist gleich viel besser zu entschlüsseln. Die Botschaft bleibt dennoch: zu jung.

3. Lieu-dit Les Barres Pinot Meunier Franc de pied 2007

Seit den ersten Gehversuchen ist der reine Meunier für mich das erfolgsmodell aus der Einzellagenserie von Alexandre Chartogne. Buttercrèmetorte mit Limoncello aus dem Zahnputzbecher runtergespült und einen großen Zug Tonic hinterher, das ist in etwa der Eindruck, den dieses Champagnerfrüchtchen hinterlässt. Macht Spaß und gehört schon jetzt zu den Ikonen des reinsortigen Meunierchampagners.

Terres et Vins de Champagne: Francis Boulard

 

Vins Clairs 2011:

Rachais Chardonnay sur sables cuisiens du Massif de Saint-Thierry, Vieilles Vignes Chardonnay du Murtet und 1ers vins de réserve perpétuelle, also der künfitge, biozertifizierte Petraea. Nachdem ich die Vins Clairs und Champagner von Francis Boulard letztes Jahr in einer schwachen Phase probiert hatte, war diesmal wieder alles in bester Form. Die VVF (Vieilles Vignes Francigena) waren so verspielt wie Katzenbabies und von einer für Vins Clairs ungewohnten Süffigkeit. Sehr lebhaft war auch der Rachaisgrundwein, nur schwer zu ergründen war dagegen der Petraea, was am Solerasystem liegen mag, dem ich aber mit einer meiner nächsten Proben sowieso auf den Grund gehen wollte, worin mich dieser Wein letztlich noch bestärkt hat.

Champagner:

1. Vieilles Vignes Xtra Chardonnay 2009, dég. 20. Oktober 2011

Vinifiziert und ausgebaut im Holzfassl, mit 5 g/l dosiert.

Kein unanstrengender Champagner, dickwandig holzbebohlt, mit viel Konzentration und einem bei aller Beplankung doch noch eleganten Naturell; da gibt es sicher lustigere Genossen, dieser Champagner ist für Parties nicht geeignet, stimmt eher leicht melancholisch, auch weil ihm jede Aggressivität fehlt.

2. Rachais Brut Nature 2006, dég. 18. November 2011

Kaffee, Mokka, Brotrinde, Malz, Butter; Säure steht hier nicht im Vordergrund. Rahmig und lang, Gaumenschmeichler. Ein starkes Stück Champagner.

3. Petraea XCVII-MMVII dernière réserve perpétuelle

"Dernière" Réserve perpetuelle heisst hier: das ist die wirklich letzte Ausgabe dieses Champagners. Nach der Bio-Umstellung hat Francis keinen weiteren Petraea mehr aufgelegt. Um den eingefleischten Fans dieses Solerachampagners den Übergang und den verzicht etwas zu erleichtern, hat er ihn ziemlich langlebig angelegt. Im Moment ist der letzte Petraea herb, zugeknöpft und ohne jeden Anknüpfungspunkt. Erst mit viel Luft oder Flaschenreife wird sich da das eine oder andere Löchlein in der Rüstung zeigen. Bis dahin wird Francis sicher noch viele schöne andere Champagner aufgelegt haben.

Terres et Vins de Champagne: Raphael Bérèche

 

Vins Clairs 2011:

Chardonnay aus Mareuil-le-Port in der Vallée de Marne; Chardonnay aus Ormes in der Petite Montagne de Reims und Chardonnay aus Ludes Premier Cru in der Montagne de Reims. Die unterschiedlichen Terroirs hatten eine bestimmte Wirkung gemeinsam, das war ein unterschiedlich scharfer, aber von grünen Zitronen bis zu reifen Orangen und Blutorangen reichender Säureeindruck in der Nase, der im Mund dann viel zahmer herüberkam.

Champagner:

1. Extra Brut Reserve, dég. November 2012

Drittelmix, 2008er Basis mit ca. 30% Reservewein, mit 2 g/l dosiert

Bewegungsfreudiger Champagner, der nicht nur im Mund liegt und aufs Geschlucktwerden wartet, sondern sahnig, mürbe und weich gegen die Mundinnenwand springt, sanft pulsiert und getrunken werdern will. Hat gegenüber früheren Proben an Statur gewonnen.

2. Chardonnay Les Beaux Regards Brut Nature 2008

2/3 Ludes 1/3 Mareuil-le-Port

Eine ganz andere Textur weist der Beaux Regards auf. Bitterschokoladencouverture, Ambra, Orange, ein drängendes, ungeduldiges Naturell. Beim nachtasten mit der Zunge hatte ich den Eindruck von Strukturiertheit, wie man ihn bei den Verzierungen auf einer Praline hat, eine leichte Ädrigkeit, die langsam wegschmilzt. Gegenüber der letzten Verkostung ruhiger geworden, nicht mehr so eine Adrenalinbombe.

3. Le Cran 2005

55CH 45PN, alte Reben gepflanzt von Großvater Pierre Bérèche, mit 2 g/l dosiert

Mächtig konzentriert und so prall dass man förmlich draufschlagen möchte um es klatschen zu hören. Das geht natürlich so einfach nicht und so muss man sich damit begnügen, die Zunge schnalzen zu lassen, ohne dabei ungeschickt den gesamten köstlichen Mundinhalt zu verlieren. Tonisierender Wein.

Terres et Vins de Champagne: Francoise Bedel

 

Vins Clairs 2011:

Pinot Meunier sur Argilo et Marno-calcaire, Pinot Meunier sur Limon et Marno-calcaire und Chardonnay sur Marno-calcaire. Interessant waren die beiden Meuniers nebeneinander, weil das die ausgewiesene Spezialität aus dem Hause Bedel ist, den Chardonnay fand ich ergänzend ganz gut, aber er brachte weniger Erkenntnisgewinn. Der Argilo-/Marnocalcaire brachte den feineren, schlankeren Meunier hervor, vom Limon-/Marnocalcaire kam der rauchigere, schmutzigere Meunier mit ausdrucksvollerer Frucht und rotzigerer Säure.

Champagner:

1. Origin’Elle Extra Brut 2006

84PM 12 CH 4PN.

Mandel, Edle Tropfen in Nuss, Cranberrychutney. Gefiel mir sehr gut.

2. Origin'Elle Brut 2007

80PM 10CH 10PN

Wie fast immer gefiel mir die Brut Version des Origin'Elle nicht so gut wie die niedriger dosierte Ausgabe; zu niedlich, zu einfältig, zu süß.

3. Entre Ciel et Terre Brut 2004

80PM 20PN

Zuckerwatte und medizinale Noten ergaben einen Mix aus Lolita und Kliniksex. Was mir fehlte, war noch eine Portion Strenge, die durch sparsamere Dosage hätte erreicht werden können. Erregender fand ich deshalb Origin'Elle 2006 Extra Brut.

4. L’Âme de la Terre Extra-Brut 2003

67PM 17PN 16CH

Unaufgeräumt und etwas überreif, hängt der Champagner spannungsarm und laff im Glas, wirkt aber dabei völlig ungeschminkt, entspannt und naturschön. Kein Kandidat für die lange Reifung, aber einer, der in den nächsten zwei bis drei Jahren noch die seltsame Faszination einer erfahrenen Anfangfünfzigerin auf Männerfang ausüben kann.

Terres et Vins de Champagne: Pascal Agrapart

 

Von Pascal Agrapart habe ich zunächst die Vins Clairs für Minéral, Avizoise und Vénus probiert. Die flossen so ruhig dahin wie Eisschollen auf der Wolga im Winter 1942. Viel mehr ließ sich den Weinen im jetzigen Stadium leider nicht entlocken. Bei den frisch degorgierten Champagnern war die Situation ähnlich.

Champagner:

1. Minéral Brut Nature, frisch dégorgiert

2006er Chardonnay, Avize.

So mineralisch, wie der Name sagt. Der ruhigste, in sich geschlossenste und derzeit unbeweglichste Agrapartchampagner, mit dennoch beachtlicher Länge. Mit 3 bis 4 g/l Dosage wird er sich wahrscheinlich am frühesten öffnen, ich tippe auf Frühjahr 2013.

2. Avizoise Brut Nature, frisch dégorgiert

2006er Chardonnay, Avize.

Duft von Leinen, über dem Holzofen getrockneten Pflanzenfasern, Holzfass. Wirkt auf mich noch etwas unausgewogen und unentschieden. Kommt mit Dosage wahrscheinlich zeitgleich oder etwas nach dem Minéral aus der Deckung.

3.Vénus Brut Nature, frisch dégorgiert

2006er Chardonnay, Avize.

Als würde ein Lasso die Zunge umknoten und mit pferdehafter Stärke aus dem Mund herausziehen. Dieser Champagner nimmt den Gaumen in Geiselhaft. Dicht, dunkel, fassig, mit gut abgepolsterter Säure. Phantomhaft und nächtlich, zwar schoon jetzt sehr aktiv, aber nur schwer greifbar. Braucht voraussichtlich am längsten, bis er sich in seiner ganzen Pracht zeigt, egal ob mit oder ohne Dosage.